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Fischle zählen

Team-Bossy a.D.
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23.02.2005
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Fischle zählen

Zwei aus meiner Clique hatte ich ins Jack Daniels, unsere Lieblingskneipe, zum Billard mitgenommen. Der Wirt war selbst ein leidenschaftlicher Spieler, so war der Tisch immer in Ordnung, was uns damals äußerst wichtig schien.
Das Jacki war die erste Station unserer üblichen abendlichen Wochenendtouren. Wir verbrachten dort ein bis zwei Stunden in dem dunkelholzigen Raum mit einigen Bieren, vielen Rauchschwaden, die um unsere Häupter zogen und den klackenden Lauten aufeinanderstoßender Kugeln. Dann wurde es Zeit, weiter in die sich langsam füllenden angesagten Lokale zu ziehen; in der Hoffnung, Freunde und Bekannte zu treffen und vielleicht einige unvergessliche Stunden zu erleben.

Im Jacki wurde beim Billard immer herausgefordert; wer eine Münze unter die Bande legte, würde sich mit dem Sieger des vorherigen Spieles messen müssen. Mein Geldstück war das Erste von uns Neuankömmlingen an jenem schwülen Sommerabend.
„Hey Gerd, freut mich, dich mal wiederzusehen“, rief Jörg, einer aus meiner Clique, einem der Spieler zu, „du musst unbedingt gewinnen. Isa fordert heraus. Diese Partie will ich sehen!“

Gerd war schon Gast in meinen Phantasien gewesen. In den verschiedenen Kneipen und Bars, in denen ich ihn manchmal sah, wurde er jedesmal von mir mit Genuss gemustert. Meine Blicke blieben immer in seinem langen, wuscheligen Haar hängen und sein großer voller Mund ließ mich darüber sinnieren, ob seine Lippen wohl auf meinen so unsagbar weich wären, wie sie es versprachen.

Während meiner Herausforderung würde ich endlich mit ihm ins Gespräch kommen können. Ich schraubte mein Queue zusammen und sah ihm zu, wie er über zwei Banden die schwarze Kugel ins angesagte Loch versenkte.
“Und das mit diesem krummen Ding hier“, rief er etwas lauter als nötig, während er mit dem Stock, der für jedermann zugänglich war, bewusst in Richtung Wirt herumwedelte.
„Wir können zusammen mit meinem spielen“, bot ich ihm an, „damit es auch gerecht ist“, und forderte dann noch, „aber dafür hab’ ich einen Wunsch frei“.
„Den erfüll’ ich dir, wenn ich gewinne“, lachte er mich an.
„Nö, bin ich dagegen“, wandte Jörg ein, „dann spielt sie jetzt grottenschlecht. Es gilt, wenn die schwarze Kugel solo liegt.“
Damit waren wir einverstanden und als Geübte schafften wir es beide jeweils, all unsere farbigen Kugeln einzulochen. Die Hitze des Abends machte keinen Halt vor den Mauern des Gebäudes, der Wirt hatte sogar alle Fensterflügel aufgeklappt; so wunderte es mich auch nicht, dass ich Schweißtropfen spürte, die auf meiner Haut ihren Weg suchten, während ich den für die weiße Kugel fixierte.
Gerd gewann zwar und spielte dann gegen Jörg, der ihn schnell abzog, aber es stand noch etwas im Raum, was mich unruhig auf dem Barhocker hin und herrutschen ließ.

„So, was wünschst du dir denn?“, fragte mich Gerd neugierig, als er sich zu mir gesellte.
„Ich würde gerne irgendwo draußen mit dir allein sein“, kam es aus mir heraus. Ich hatte es tatsächlich ausgesprochen.
„Keine schlechte Idee, ist ja eigentlich schade, hier in der verqualmten Kneipe zu sitzen, wenn wir schon mal einen so lauen Abend haben“, überlegte er laut. „Und die anderen?“
„Ich bin zwar gefahren, die anderen können sich aber in Jörgs Auto quetschen“, dachte ich laut nach und zeigte ihm offen meine Freude über seine Antwort mit einem Lächeln.

„Ich hätte Lust, zum Rhein zu gehen.“ So, das war auch draußen. Gerd schaute mich kurz nachdenklich an.

Es gibt eine Zeit, in der man noch keine eigene Bleibe hat und sich so doch so erwachsen fühlt, Dinge zu unternehmen, die andere nichts angehen. Bei uns wurden keine Briefmarkensammlungen angeschaut, sondern man ging ans Rheinufer Fischle zählen.

Lächelnd erwiderte er: „Okay, lass uns an der Tanke noch was zum Trinken holen“.
Meine Hände zitterten ganz leicht, als ich die Autotüre von Opas altem Audi aufschloss.
„Super, dass du ein Auto hast“, bemerkte Gerd und machte sich am Radio zu schaffen.
„Bis morgen um sechs, dann wird es wieder gebraucht“, antwortete ich.
„Na, bis dann haben wir doch wohl auch genug Fischle gezählt“, gab er zurück, und unser Lachen übertönte kurz die Musik, wobei in meinem ein wenig Unsicherheit mitschwang.

Begibt man sich in unserer Rheintal-Region auf eine Anhöhe und betrachtet die Landschaft, entdeckt man von Westen aus gesehen vier parallel verlaufende Schlangen, denen die Vogesen den Hintergrund beisteuern: Den Kanal, den Rhein, die Auto- und die Eisenbahn. An manchen Stellen sind sie nur Meter voneinander entfernt und scheinen am Horizont ineinander zu verschmelzen.

Wir holten uns auf dem Weg ein kaltes Sixpack und diskutierten herum, welche Richtung wir fahren sollten. Um an den Rhein zu gelangen, muss man hinter die Autobahn kommen: Untendurch oder obendrüber. Wir parkten bei einem Baggersee vor einer Unterführung. So hatten wir zwar den kürzesten Fahrweg, den Rest bis zum Fluss aber mussten wir den für Autos gesperrten Feldweg zu Fuß gehen.

Auf unserem Marsch begleitete uns das Murmeln eines schmalen Baches neben unserem Weg. Kurz, bevor wir in den betonierten Durchgang direkt unter die A5 eintraten, wurde das Wasser in eine Röhre weitergeleitet. „Den sehen wir erst wieder direkt am Ufer rauskommen“, erklärte mir Gerd, „und die Röhre ist so dick mit Steinen umpflastert, dass wir bequem drauf sitzen können“. Außer diesem Satz tauschten wir die ganze Strecke über keine Worte aus, sondern nahmen uns anders wahr.
Er trug unter seinem rechten Arm das Sixpack und lief dicht neben mir. Unsere freien Arme berührten sich immer wieder leicht beim Schlenkern und ich bekam Lust darauf, mehr von ihm zu spüren.

Wir machten es uns auf den Steinen so gut wie es ging gemütlich und ich legte meinen Kopf auf seine festen Oberschenkel, während er sich hinter seinem Rücken mit den Händen abstützte. Im Norden sah ich bedrohliche dunkle Wolken aufziehen.
„Ich glaub’, im Hinterland gibt’s grade ein mächtiges Gewitter. Ist ja kein Wunder bei der Hitze“, murmelte ich vor mich hin und genoss trotz der Aussicht auf baldigen Regen seine Nähe.

Er erzählte mir von seiner Familie, die keine war und seiner Mutter, die mit drei Jungs alleine klarkommen musste. Er war der Älteste und sträubte sich gegen die Rolle, die er ohne gefragt worde zu sein zugewiesen bekam. Während ich ihm zuhörte, spielte er mit meinen Locken, streichelte über meine Wangen, zog mit seinen Fingern meine Augenbrauen nach, kitzelte meinen Hals und lächelte mich dabei immer wieder an.

Später erzählte ich von mir und meinen Gedanken und dass ich ihn schon immer gern einmal geküsst hätte. Dabei war ich hinter ihm, legte den Kopf an die Stelle zwischen den Schulterblättern und stöberte mit meiner Nase in seinem T-Shirt, das frisch und draußen getrocknet roch, während meine Unterarme seinen Bauch leicht drückten. Es wurde dämmrig und ein eindrucksvolles Wetterleuchten ließ uns staunen.

Wir ließen unsere Münder erst vorsichtig aufeinanderkommen, leicht und zart, aber später überschlugen sich die gegenseitigen Aufforderungen, den anderen zu erkunden. Unsere Zungen erzählten sich ihre eigenen Geschichten und ich wusste in dem Augenblick, dass ich nie weichere, liebkosendere Lippen erleben würde als diese hier.

Gesprochen haben wir nicht darüber, aber es war nicht an der Zeit, mit unserer Lust weiter auf Kundschaft zu gehen. Wir lebten alle wie die Schmetterlinge, von einer Blüte zur anderen flatternd, und keiner wollte sich auf einer bestimmten niederlassen. Solange die Kleider an den Leibern blieben, war es ein lustvolles Geplänkel, das man vor sich und den anderen eingestehen durfte – besonders, wenn es öfters in verschiedener Besetzung stattfand.

Ein naher Donner zog unsere Blicke gegen den Himmel.
„Wir sollten wohl“, kam es von ihm und dabei gab er mir einen fast brüderlichen Kuss auf die Wange.
Ich musste grinsen, als ich die noch vollen Flaschen Bier sah: „Die haben wir nun auch nicht gebraucht“.
„Wir können ja noch eine gemütlich im Auto trinken, wenn der Regen auf die Scheiben prasselt“, schlug er vor.

Wir näherten uns händehaltend der Unterführung. Da es schon fast dunkel war, sahen wir erst kurz vorher die Überraschung: Der Weg war nun eine Wasserfläche, die sich nach den Seiten hin ausbreitete.
„Mist, im Hinterland muss es wohl so sturzbachartig geschüttet haben, dass nicht mehr alles Wasser durch die Röhre fließen konnte.“

Schon auf mindestens fünfzehn Meter vor der Unterführung war die Dreckbrühe angestiegen.
„Wir sind hier nicht am tiefsten Punkt, ich schätze, es geht sicher noch fünfzig Zentimeter runter“, mutmaßte Gerd.
„Und? Was machen wir jetzt?“ Ich hätte gerne von ihm eine eindeutige Antwort bekommen.
„Was gibt es für Möglichkeiten: Wir können durch das Wasser...wir können über die Autobahn...wir können mindestens drei Kilometer bis zur nächsten Brücke gehen und auf der anderen Seite nochmals drei zurück – was ist dir am liebsten?“ fragte er mich und wartete neugierig auf meine Antwort.
„Also auf keinen Fall über die Autobahn. Hier ist soviel los, wir werden kaum eine Möglichkeit finden, rüberzukommen, ohne dass irgendein Auto auf der Piste ist. Und das im Dunkeln – nein.
Sechs Kilometer laufen? – Nein. Also ab durch die Suppe.“

Ganz wohl war mir bei der Entscheidung nicht. Uns war nicht klar, bis wohin uns das Wasser reichen würde, wenn wir den Weg durch die Unterführung nahmen, mal abgesehen davon, dass es darin sicher dunkel war.
Ich hatte Schiß. Pragmatisch zog Gerd seine Schuhe, Socken und auch die Jeans aus.
„Komm’, zieh dich aus und knote alles zusammen“, bat er mich.
Ich tat, was er von mir wollte, steckte meine Turnschuhe in die Jeans, verknotete die Hosenbeine und stellte mich neben ihn an das ungewohnte Ufer.

„Ich geh’ zuerst, und du bleibst direkt hinter mir“, war sein Vorschlag, den ich gerne annahm.
Langsam arbeiteten wir uns durch die kalte, stinkende Brühe, die Kleiderpäckchen sorgsam in die Höhe haltend. Aststücke, Blätter und vieles Undefinierbare berührte unsere Waden. Die werdende Nacht machte es auch nicht einfacher, die vorbeiziehenden Dinge zu erkennen.
Wir hatten die Unterführung noch nicht erreicht, als mir das Wasser schon bis zur Hüfte stand. Immer wieder stießen oder streiften Gegenstände meinen Bauch, von denen ich gar nicht genau wissen wollte, was mir entgegengetrieben worden ist.
„Gerd, meinst du nicht, das es zu hoch wird?“
„Neenee, das geht höchstens noch zehn Zentimeter höher, dann wars das auch schon“, versuchte er mich zu beruhigen.
„Wir gehen an die linke Wand rüber, da haben wir wenigstens etwas Orientierung“, rief er mir zu. „Hier in dieser Scheiße“, schrie er einige Momente später, was mich zusammenzucken ließ und womit er all seine Angst und seinen Ekel gegen die Betonwände brüllte, die mit ihrem Echo unsere missliche Lage noch unheimlicher machten.

Ich wusste in dem Augenblick nicht, was für mich schlimmer war: Diese Dunkelheit, die dauernd mich berührenden Gegenstände oder einer vor mir, der genau soviel Schiss hatte wie ich und von dem ich vermutete, dass er kurz vor einem Koller war.
„Was hier alles drin rumschwimmen kann“, überlegte er laut.
„Gerd“, zischte ich, „halt dein Maul.“ Das würde nun noch fehlen, meiner regen Phantasie mehr Futter zu geben.
Ich spürte das Wasser nun schon bis knapp unter die Brust. „Wenn es noch weiter steigt, drehe ich wieder um, das wird mir zu heikel“, warnte ich ihn.
Schritt für Schritt wateten wir danach wortlos voran.
„Gleich haben wir es“, hörte ich nach einer scheinbaren Ewigkeit die erlösende Nachricht. Mein rechter Arm, der die Kleider hielt, schmerzte.
Langsam sank der Pegel vom Bauchnabel zur Hüfte, während wir nach der Unterführung den Weg nach oben liefen, dann waren die Oberschenkel frei, kurz danach nur noch Wasser an den Waden, und endlich war es geschafft.
Wir hatten wieder trockenen Boden unter unseren Füßen, schmissen unsere Last weg und umarmten uns fest mit erleichterten Gesichtern und einem Anflug von Dankbarkeit, ohne dass ich recht wusste, an wen diese gerichtet war. Wir spürten und rochen in diesem Moment nicht einmal das Dreckwasser des anderen, das sich in die T-Shirts eingezogen hatte.
Das Gewitter hatte sich glücklicherweise verzogen.

„Weg mit allem, was noch an Stoff an uns klebt und ab in den Baggersee“, bestimmte er.
Wir schwammen uns in der Nähe des Ufers sauber. Der Himmel ließ schon wieder ein paar Sterne durchblitzen. Ich lag im Wasser auf dem Rücken und freute mich, dass die Wolken sogar einen fast vollen Mond preisgaben.

„Hast du vorhin wenigstens die Fischle gezählt?“, wollte ich von ihm wissen, als ich ihn neben mir planschen hörte. Er prustete lautstark Wasser aus seinem Mund und fragte lapidar: „Wie hätte ich die sehen sollen?“ Er verstand meine Frage nicht. Es war nicht wichtig, heute jedenfalls nicht. Wir setzten uns wie kleine Helden nackt und ganz nah beieinander ins Gras.

 
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Hallo Bernadette,

ich habe grade beim Frühstück deine Geschichte gelesen. .

Ich mag deinen Stil. Die Geschichte ist gut geschrieben und perfekt gegliedert. Du verstehst es sehr schön mit kleinen Andeutungen zu arbeiten.
Besonders die erotische Spannung zwischen den beiden Hauptfiguren war irgendwie dezent und unschuldig aber trotzdem lebendig, ein ziemliches Kunststück.

Was ich nicht so mochte waren die Namen komischerweise. Keine Ahnung warum. Denke einfach es ist persönliches Empfinden, weil ich damit eine andere Generation verbinde, mich aber auf eine Art sehr stark mit der Prot identifizieren konnte/wollte und die Namen mir komischer Weise dabei im Weg waren. Ist aber wohl mein persönliches Problem :)

Fazit: Werde jetzt mal in deinen anderen Geschichten suchen, bin neugierig auf mehr von dir.

Gruß, MM

 

Hallo bernadette!

Etwas Kleinteiliges zunächst:

Zwei aus meiner Clique hatte ich ins Jack Daniels, unsere Lieblingskneipe,
wohin steht mit dem Akkusativ.
was für uns damals äußerst wichtig schien.
Das für kann gestrichen werden.
Das Jacki war die erste Station unserer oft üblichen abendlichen Wochenendtouren
Das geht nicht zusammen oft und üblich. Weniger als üblich wäre z.B. häufig.
und den klackenden Lauten aufeinanderstoßender Kugeln.
der, der eine Münze an die Bande legte,
warum nicht: wer eine Münze
Gerd war schon öfters Gast in meinen Phantasien gewesen.
Öfters finde ich ein schreckliches Wort - mehrmals oder gar häufig fände ich besser. Und für den Sinnzusammenhang ist die abgeschlossene Vergangenheitsform besser.
wie er mit zwei Banden die schwarze Kugel ins angesagte Loch versenkte
Wäre über nicht richtig(er)?
dann spielt sie jetzt grottenschlecht
Jetzt spielt sie noch gar nicht - ich würde das Wort weglassen.
und wir beide mußten lachen, wobei in meinem ein wenig Unsicherheit mitschwang.
Ist verständlich, aber erst steht das Verb lachen und das meinem bezieht sich auf das Substantiv Lachen - formal schief.
der direkt neben dem Weg seinen Lauf hatte.
klingt mir unschön - eines Baches neben unserem Weg?
Kurz, bevor wir in die betonierten Mauern direkt unter die A5 eintraten,
Wirklich? Es gibt ja die Geschichte von dem Mann, der durch die Wand gehen konnte.
Er erzählte mir von seiner Familie, die keine war und seiner Mutter, die mit drei Jungs alleine klarkommen musste.
So ist das nur gedoppelt. Statt des und ein Doppelpunkt erläutert die Familie, die keine war.
Wir spürten und rochen in diesem Moment nicht einmal den Schlick des Dreckwassers des anderen, der sich in die T-Shirts eingezogen hatte.
des anderen scheint mir entbehrlich und auch für Schlick des Dreckwassers würde ich eine einfachere Formulierung suchen - z.B. einfach nur Dreck?

Der Weg durch due Unterführung ist recht lang, aber vielleicht werden durch diese Länge die Ängste der Prots erst recht deutlich. Dann aber geht es sehr schnell, geradezu abrupt an den Baggersee, mir wieder zu schnell. Nur weg mit den Kleidern ohne an die Folgen zu denken?
Der Schluß ist gut. Es bleibt offen, ob die Lebensphilosophie - nur angezogen knutschen - hält oder neue Ufer enteckt werden. Ich hoffe nur, die Prot war um sechs Uhr morgens vorzeigbar bei Opa, damit er seinen Wagen wieder hat.
Eine schöne Geschichte, auch farbig erzählt, obwohl der Rhein bei meinen Bildern überhaupt nicht vorkam.

Lieben Gruß

Jo

 

Hallo bernadette,

auch ich finde die Geschichte schön geschrieben.
Der Held der Fantasie wird zu einem Menschen, der Angst hat, und doch fühlen sich die Lippen weich und schön an. Die Zuneigung bleibt, auch wenn unklar ist, ob es sich nur um ein nächtliches Abenteuer handelt.
Die sanfte Erotik, die sich durch die Geschichte zieht gefällt mir außerdordentlich gut und das Knistern zwischen deinen Protagonisten ist gut spürbar.
Mich stören die Namen nicht. Gerd wäre vielleicht zu perfekt, wenn er nicht Gerd hieße. Außerdem gibt ihm schon der Name einen leichten Stich Außenseiter, auch wenn er in der Geschichte nicht so geschildert wird.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo bernadette,

Mir hats gefallen. Du stellst die beiden, vor allem Gerd menschlich und lebendig dar und auch die Beziehung der beiden und die Entwicklung derselben ist gut aufgebaut und charakterisiert. Mich haben die Beschreibungen nicht in meiner Phantasie eingeengt. Der erste Satz war mir zu holprig, da willst Du irgendwie ganz viele Infos unterbringen. Der Aufbau der Geschichte ist gelungen, die Sprache flüssig und angenehm. Nix zum meckern.

schöne Grüße
Anne

 

Hallo bernadette!

In deiner Geschichte spüre ich ein Spannungsverhältnis zwischen zwei Arten der Liebe: Zärtlichkeit und handfester Sex. Das Ideal von Isa und Gerd ist romantische Zärtlichkeit, bei der es bleiben soll. Nun liegt ein Gewitter in der Luft: Heftige Spannungen wollen sich entladen. Das deute ich als Symbol für heftige sexuelle Spannungen, die sich entladen und das bukolische Idyll zerstören könnten - vielleicht deshalb fühlt Isa "Unsicherheit" beim Aufbruch zum Rhein.
Dann der bedrohlich anschwellende Bach, von den Entladungen des Gewitters verursacht: Er droht die beiden zu verschlingen, eine Metapher für entfesselte Sexualität, die die romantische Idylle zerstört. Und das Undefinierbare, das er mit sich führt. Es ist Angst und auch Ekel vor Unbekanntem, das entfesselte Sexualität aufwühlen könnte!

Deine Geschichte ist anschaulich und lebendig erzählt, mit guten Metaphern.

Nur ein kleiner Kritikpunkt: "die Forderungshaltung an ihn, die ungerecht war" - das passt nicht zum Stil deiner Erzählung. So spricht eine Psychologie-Studentin oder jemand, der sich selbst analysiert, mit Distanz und hohem intellektuellen Niveau über sich selbst reflektiert, und ich glaube, dazu hat Isa in dieser schrecklichen Situation einfach nicht den Nerv.

Grüße gerthans

 
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@ missmarvel

Tja, die Namen sind schon der Zeit entsprechend...wenn du dich aber gut darin findest, hat sie doch etwas Zeitloses; was mich freut.

@ jobär,

danke für deine sorgfältige Fehlerliste :). Ich bin ja schon zufrieden, dass ich die Geschichte oft genug durchgelesen habe, um Schussel- und Rechtschreibfehler zu vermeiden. Deine Verbesserungen sind teilweise wirkliche Hilfen.

Anderer Meinung bin ich bei:

Jetzt spielt sie noch gar nicht - ich würde das Wort weglassen.

Durch die wörtliche Rede hat dieses "jetzt" eine gewisse Narrenfreiheit. So sagt man das da in der Rheinebene ;).

Wirklich? Es gibt ja die Geschichte von dem Mann, der durch die Wand gehen konnte.

:Pfeif:


Er erzählte mir von seiner Familie, die keine war und seiner Mutter, die mit drei Jungs alleine klarkommen musste.
So ist das nur gedoppelt. Statt des und ein Doppelpunkt erläutert die Familie, die keine war.

Nein. Er erzählte mir von seiner Familie -> da erfährt die Prot auch etwas über den Vater, der nie da ist; von seinen Großeltern, die sich auch nie gekümmert haben und dann kommt die Problematik der Mutter, die sich alleine mit ihren drei Jungs durchkämpfen muss.


Nur weg mit den Kleidern ohne an die Folgen zu denken?

Das Durchqueren des Wassers hat die übliche Abfolge einer solchen Situation durcheinandergebracht. Die Verhaltensmuster für danach fehlten...

obwohl der Rhein bei meinen Bildern überhaupt nicht vorkam.

Schön erkannt :D.
Frag' die Mädels, die die Philatelisten besucht haben, ob sie sich noch an eine der vielen Briefmarken erinnern können...

 

Hallo bernadette!

Nein. Er erzählte mir von seiner Familie -> da erfährt die Prot auch etwas über den Vater,
- dann ist es so richtig. Nur - woher sollen die Leser dies wissen? Ich habe das jedenfalls so nicht herauslesen können. Ich lese jetzt Er erzählte mir von seiner Famile, vor allem von ... aber letztlich ist dies nicht entscheidend.
Dass einige Redewendungne bodenständige aus der Rheinebene kommen, habe ich mir schon gedacht. Es ist halt schwierig Lokalkolorit zu erkennen, wenn man nur eine anscheinend unglückliche Redwendung sieht.

Was groper schon angesprochen hat, hat mich auch beschäftigt - warum hält er sie nicht fest bei dem Weg durch die Unterführung. Jeder muss sich alleine durchkämpfen , das mag psychologisch gedeutet richtig sein, aber dass dieses Verhalten das richtige und auch von ihr erwartete ist, wird nicht so deutlich.

LG

Jo

 

@ sim,

Die sanfte Erotik, die sich durch die Geschichte zieht gefällt mir außerdordentlich gut und das Knistern zwischen deinen Protagonisten ist gut spürbar.

Das freut mich besonders zu lesen.

Mich stören die Namen nicht. Gerd wäre vielleicht zu perfekt, wenn er nicht Gerd hieße.

Gerd war für mich bisher kein Aussenseitername (anders als zB Friedemann), ich bin grade etwas über eure Reaktionen verwundert ;)


@ groper

misslich habe ich in der Bedeutung unangenehm verwendet.
Dass er es nicht schafft, seine Hand zu reichen, dient der Prot künftig in ihrem Denken, dem Mann als solchen nicht von vorne herein Stärke und Souveränität anzudichten - unangenehm ist das wahrlich nicht, sondern sehr hilfreich, auch wenn sich Frau manchmal gerne behütet fühlt *lächel* .

 

@maus

Nix zu meckern? Tja, dann kann ich dir ja auch nix zurückschreiben :D

@ gerthans

Dann der bedrohlich anschwellende Bach, von den Entladungen des Gewitters verursacht: Er droht die beiden zu verschlingen, eine Metapher für entfesselte Sexualität, die die romantische Idylle zerstört. Und das Undefinierbare, das er mit sich führt. Es ist Angst und auch Ekel vor Unbekanntem, das entfesselte Sexualität aufwühlen könnte!

Wahrscheinlich waren beide auch noch katholisch!
Ich musste bei deiner Interpretation schmunzeln; es ist interessant, was sich für verschiedene Ansätze ergeben...

Nur ein kleiner Kritikpunkt: "die Forderungshaltung an ihn, die ungerecht war" -

da denke ich mal drüber nach...

 

@ all

dank an alle, die sich Gedanken über diese Geschichte gemacht haben - gefreut hat es mich natürlich auch bei jedem...

liebe grüße
bernadette

 

Hallo bernadette,

ich kann hier nur ein dickes Lob anbringen.
Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Dein Schreibstil ist flüssig und es macht Spaß, das Knistern zwischen deinen beiden Hauptfiguren zu verfolgen.

Auch sonst gibt es nichts zu beanstanden.

Viele Grüße
bambu

 

Hi bambu,

danke für das Lob :). Ist ja schon fast komisch, wenn es in einem Text nichts zu beanstanden gibt... ;)

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Bernadette,
deine Geschichte hat mir gut gefallen. Toll, dass eine Frau endlich mal gern (und sogar gut) Billard spielt

den klackenden Lauten aufeinanderstoßender Kugeln
) atmosphärisch toll
Die Beschreibung der Gegend und der Gang durch den Tunnel sind unverbrauchte Bilder. Wie die Vor-Schreiber schon bemerkten, ist auch die Erotik gut gelungen.
Gruß, Elisha

 

Hi Elisha,

Toll, dass eine Frau endlich mal gern (und sogar gut) Billard spielt

In den Billardclubs sind im Verhältnis zu öffentlichen Tischen viel mehr Frauen als Männer beim Spielen zu sehen; nun ließe sich als Frau genüßlich darüber spekulieren, an was das wohl liegen könnte ;).

Danke fürs Kritisieren :).

Lieber Gruß
bernadette

 

Hi Bernadette,

du hast zur Zeit deine kreative Phase, nicht wahr?

Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen. Die Charaktere baust du wie üblich sehr plastisch und realistisch auf. Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Gefühl, dass dieser Abend mit Gerd für deine Prot. ein einmaliges Erlebnis bleibt. Irgendwie schwingt eine melancholische Grundstimmung in deiner Geschichte mit. Oder täusche ich mich da?

Manchmal hatte ich auch das Gefühl, dass du Angst hattest, der Leser könnte dich falsch verstehen. Gerade in manchen Infosätzen hast du manchmal sehr viel, besonders Adjektive, hereingestopft - das hat mich ein bißchen gestört, weil man sich die meisten Sachen selbst denken konnte.
Negativ aufgefallen sind mir auch die vielen "danns" , die sich in deiner Geschichte eingeschlichen haben. Ich bin da etwas pingelig, aber vielleicht schaust du selbst nochmal drüber.
Ansonsten fand ich deinen Stil angenehm flüssig und schön zu lesen.

Zwei Kleinigkeiten:

Wir verbrachten dort ein bis zwei Stunden in dem dunkelholzigen Raum mit einigen Bieren, vielen Rauchschwaden, die um unsere Häupter zogen und den klackenden Lauten aufeinanderstoßender Kugeln.

Finde ich etwas unnötig. Die Rauchschwaden allein hätten m.E. nach gereicht.

Gerd war schon Gast in meinen Phantasien gewesen. In den verschiedenen Kneipen und Bars, in denen ich ihn manchmal sah, wurde er jedesmal von mir mit Genuß gemustert.

Den zweiten Teil des Satzes finde ich etwas umständlich, Vorschlag: ...sah, musterte ich ihn jedesmal mit Genuß.


Er erzählte mir von seiner Familie, die keine war und seiner Mutter, die mit drei Jungs alleine klarkommen musste. Er war der Älteste und sträubte sich gegen die Rolle, die er ohne zu fragen zugewiesen bekam. Während ich ihm zuhörte, spielte er mit meinen Locken, streichelte über meine Wangen, zog mit seinen Fingern meine Augenbrauen nach, kitzelte meinen Hals und lächelte mich dabei immer wieder an.
´

Dieses Gespräch finde ich ein bißchen klischeehaft. Ich finde, die Geschichte braucht es nicht.

LG
Bella

 

Hi Bella,

du hast zur Zeit deine kreative Phase, nicht wahr?

Ich habe zur Zeit Zeit ;).

Irgendwie schwingt eine melancholische Grundstimmung in deiner Geschichte mit. Oder täusche ich mich da?

Könnte man schon so sehen, ja.


Dieses Gespräch finde ich ein bißchen klischeehaft. Ich finde, die Geschichte braucht es nicht.

Ich finde schon :). Gerd erzählt von der Verantwortung, die ihm ungefragt aufgebürdet worden ist. In der Unterführung kommt diese Frage für die Prot nochmal auf.

Die danns werde ich mir nochmal angucken.

Danke für deine Kritik :).

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Marius,

du hast mich mit deinen Textverbesserungen erst einmal gehörig verwirrt :D ; waren in meiner aktuellen Version doch schon einige Stellen anders. Nachdem ich gesehen habe, dass du mehrere Geschichten so ausführlich bearbeitet hast, bin ich auf den Gedanken gekommen, dass du dir die erste Version kopiert oder ausgedruckt hast und eben ein Tag verging, bis du gepostet hast.

Vielen Dank für deine viele Arbeit. Die ss-ß-wie/warum/wo werde ich mir künftig besser ansehen, bevor ich was poste, versprochen :D.

Zu deinen Anmerkungen teilweise Rückmeldung:


Auf unserem Marsch begleitete uns das Murmeln eines schmalen Baches, der direkt neben dem Weg seinen Lauf hatte (die fünfte parallel verlaufende Schlange?).

Kanal, Rhein, Auto- und Eisenbahn verlaufen über Duzende von Kilometern in der gleichen Richtung und sind von einem Hügel aus sichtbar, aber ein kleines Bächlein doch nicht...


. Ist ja kein Wunder bei der Hitze“, murmelte ich vor mich hin und genoß (genoss) trotz der Aussicht auf baldigen Regen mit allem, was ich zum Aufsaugen hatte (gerade mit dem Kopf „im Schoß“ wirkt dieser Satz etwas unglücklich), seine Nähe.

:rotfl:
überredet


. Solange die Kleider an den Leibern blieben, war es ein lustvolles Geplänkel („Geplänkel“ klingt abwertend), das man vor sich und den (dem) anderen eingestehen durfte – besonders, wenn es öfters (???) in verschiedener Besetzung stattfand. (???!!!)

Geplänkel finde ich genau richtig.
Es geht in dieser ganzen Beschreibung nicht nur um Isa und Gerd, sondern um die ganzen Leute, die in dem Alter sind. Sozusagen Generation Butterfly *grins*. Oder wie Hannes Wader mal sang: Heute hier, morgen da...

Ich hatte Schiß. Pragmatisch (pragmatisch – sonst ist es in Pragma-Tisch, und den gibt es nicht mal bei IKEA) zog Gerd seine Schuhe, Socken und auch die Jeans aus.

Worin liegt die Verbesserung?


Am Ende sitzen da zwei „nackte Helden“, von denen sich einer als „aufmerksam empfindend“ und der andere sich plötzlich als „lapidar unreif“ darstellt – und der Leser weiß nicht, warum die Protagonistin bei einer solchen Pointe noch auf die Intelligenz und Liebe des anderen zu hoffen wagt.

Tut sie das?

Liebe Grüße
bernadette

 

Asche über mein Haupt, meine liebe Angua!

Mecker hab ich jetzt auch nicht anzubieten. So ein Mist. *knurr*

Jetzt haste doch noch ... :D


("Fischle zählen" ist als Begriff völlig neu für mich :lol: )

Du kommst wohl daher, wo es keine Bäche und Flüsse gibt, gell? Du Arme, da hast du wirklich was verpasst *dichtröstendinarmneh*

Danke - wenn auch spät -für deine lieben Worte.

nadetteber

 

Liebe bernadette

... wie doch die Zeit am Stile feilt! Eine lustige Episode aus den Anfängen Deiner literarischen Karriere. Manche Sätze noch quer, die Adjektive gerne gesetzt und die Gewichtung der einzelnen Sequenzen ungleich. Wett gemacht mit der lockeren Erzählweise, der natürlichen "Plauderei" über eine Romanze, die mich an meine Jugend erinnert. Spätestens hier lag ich wund getroffen und genoss jede Silbe. Eine Zeit ohne Handy, Laptop und Aids ...
Gerne gelesen.
Liebe Grüße
Detlev

 

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