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Fischschwarm
Ich nehme einen letzten Zug von meiner Zigarette, lasse sie fallen und trete sie aus. Der Rauch wirkt im Neonlicht der Reklametafeln als würde er tanzen. Er tanzt zum Lied der Stimmen, die wild durcheinander schallend die Nacht füllen. Ich wende mich meinem Partner zu.
>>Weißt du Matsuda, die Straßen von Tokyo sind wie ein Schwarm Fische. Von außen betrachtet wirkt er undurchsichtig und als würde es keine Struktur im Gewirr geben, doch wenn man genau hinschaut, dann erkennt man, dass alles seine Ordnung hat. Jeder weiß wie er sich zu verhalten hat. Alle folgen den Regeln, bis…<<
>>Bis was?<<
Ich lächele verwegen und deute auf die Straße.
>>Bis der Raubfisch kommt. Deswegen gibt es uns. Wir sind dafür da die anderen zu warnen um die Ordnung im Schwarm anzupassen. Wir sind dafür zuständig , dass niemand zu Schaden kommt. Ich weiß, es kann hier am ersten Tag etwas überfordernd sein. So viele Menschen sind abhängig von deiner Arbeit. Das kann einem Angst machen.
>>Angst habe ich erst jetzt. Nach deiner Erklärung.<< sagt er und lächelt verlegen.
>>Na gut, dann raus mit dir. Sei der Fisch im Schwarm, der die anderen führt.<<
Er atmet tief durch. Mit einem nicken geht er zur Straße und hält seine Kelle vor sich. Als ginge es um Leben und Tod stoppt er die Autos und winkt die Fußgänger auf die andere Seite. Einige Kollegen gesellen sich zu mir und beginnen ihre Pause.
>>Na Kubo, dein Schützling scheint sich ja ziemlich anzustrengen. Sein erster Tag?<<
Ich nicke.
>>Und? Die Schwarmgeschichte? Hast du sie ihm erzählt?<<
>>Natürlich hat er das, macht er doch bei jedem neuen.<<
Wildes Gelächter mischt sich in den Trouble der Nacht und Matsuda tritt seinen ersten Tag bei der Verkehrspolizei mit etwas mehr Anspannung an, als er erwartet hätte.