Was ist neu

Frühling in Wien

Mitglied
Beitritt
26.10.2009
Beiträge
6

Frühling in Wien

Es hämmerte an die Haustür. Die Spannung hielt Anna in Schach. " Das überleb ich nicht", dachte sie.

Es war Frühling, 1945 in Wien.

Anna war alleine in der Empfangshalle der elterlichen Villa im vornehmen 9. Wiener Bezirk. Die Hausangestellten waren vor mehreren Tagen geflohen, nur ihre kranke Mutter befand sich noch im Haus.
"Wumm, bumm, bumm", krachte es wieder gegen die massive, hölzerne Tür.

Anna wurde es schwindelig, sie wußte wer vor der Tür stand, das schillerne Licht des Kronleuchters blendete sie, alles verschwamm vor ihren Augen.
Sie mußte den Russen aufmachen. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und öffnete die Tür, ihr wurde wieder schwartz vor Augen, das letzte was sie wahrnahm war ein hühnenhafter Russe, der auf sie herabsah. Sie fühlte seine harte , breite Brust, als sie in sich zusammensackte und gegen ihn fiel.

Führerbunker unter der Reichskanzlei, Berlin, Frühling
Adolf Hitler erschoss erst Eva Braun, dann sich selbst.
Der Diktator war tot. Die Russen eroberten die Stadt.

Anna wachte auf, es war, als wäre Nebel überall um sie herum. Der Nebel lichtete sich. Der russische Riese saß neben ihrem Bett, guckte sie neugierig an. "Ich bin Igor", sagte er mit starkem, russischem Akzent", ich finde dich wunderschön".

Igor führte Anna ins Kaminzimmer. Die großen Flügeltüren führten in den Park hinaus. "Ich bin die Tochtter von SS Ortsgruppenleiter von Fritzleben und flirte hier mit einem Russen. Wo endet das alles noch?", dachte sie und folgte Igor zur Sitzgruppe am Kamin.

Herta von Fritzleben nahm behutsam den kleinen, schwartzen Revolver aus der Kommode. "Dem Russen zeig ichs, der wird mich kennenlernen", dachte sie kämpferisch. Sie schlich die mit Teppich ausgelegte Freitreppe der Empfangshalle herab und näherte sich mit vorgehaltener Waffe dem Kaminzimmer, aus dem sie eine tiefe, russische Stimme hörte.

Da sie halbblind war, feuerte sie auf die schemenhafte Gestalt neben dem Kamin.
Anna schrie gellend auf. Ihre Mutter schoss auf sie, sie war von mehreren Kugeln getroffen. Sterbend sank sie auf dem Perserteppich in sich zusammen.

Herta von Fritzleben erkannte , dass sie ihre Tochter getötet hatte und schoss sich selbst in den Kopf, ihr Leben bedeutete ihr nichts mehr.

Igor , der sich in Anna verliebt hatte, hielt das tote Mädchen in den Armen.
Nach Stunden, es war schon dunkel geworden, hielt er Anna noch immer fest und weinte vor Schmertz. Das Feuer des Kamins war erloschen, nur der Mond erhellte mit seinem fahlen Licht das Zimmer.

 
Zuletzt bearbeitet:

Moikka mattis,

und herzlich willkommen auf KG.de! :)

Nur eine kleine Anmerkung zu Deinen beiden Texten: Eine starke Diskrepanz zwischen Inhalt und Tonfall ist ein Merkmal der Satire. Heisst, wenn Du etwas sehr Ernstes, Tragisches, historisch Bedeutsames in flapsigster Alltagssprache erzählst, die man vllt passenderweise nehmen wuerde, um von einem Shoppingtrip mit der besten Freundin zu berichten, wirkt der Text lustig. Oder ironisch.

Ich musste wirklich furchtbar lachen, aber das duerfte nicht Deine Intention gewesen sein - auf jeden Fall muss der Russe sich auch noch erschiessen, sonst fehlt Dir komplett die Pointe!

Gut, Igor ist tatsächlich ein häufiger Name ... aber das ist so ein derbes Klischee, da liesse sich doch was anderes finden, meinste nicht? ;)

Die Spannung hielt Anna in Schach.
Das nennt sich 'falsche Kollokation' - eine inkorrekt zusammengesetzte Phrase. Ein anderes Bsp wäre: "Dieses heisse Eisen hing mir auch schon lange zum Hals raus." Auch durch sowas entsteht Komik (denn es kann ja durchaus von einem Autoren absichtlich eingesetzt werden).
Man hält jemand mit einer Waffe in Schach, man ist vor Angst (= Anspannung) vielleicht gelähmt. Gemixt geht das nicht.

Führerbunker unter der Reichskanzlei, Berlin, Frühling
Adolf Hitler erschoss erst Eva Braun, dann sich selbst.
Der Diktator war tot. Die Russen eroberten die Stadt.

Anna wachte auf, es war, als wäre Nebel überall um sie herum.

Ich bin irritiert - sie sitzen auf dem Bett, was in dieser Situation vermutlich eine Sexszene mit Auslassung ist. Ich finde es nicht so wahrscheinlich, dass das Mädel gerade in diesem angstbesetzten oder auch ambivalenten Moment so eine Statistik fuer sich aufstellt. Was sollte sie mit diesen Infos fuer sich anfangen können? Der Diktator war tot (...) - sie wachte auf. Wie jetzt? Da scheint mir eine Ueberleitung abhanden gekommen zu sein.

Besonders klafft Inhalt und Tonfall hier auseinander (wobei es wirklich fuer den gesamten Text gilt):

Das überleb ich nicht", dachte sie.

Es war Frühling, 1945 in Wien.

Masslose Untertreibung. Das ist keine Aussage, sondern eine stehende Redensart, die aber nur fuer harmlose Sitautionen verwendet wird. Du fuehrst das jetzt auf die Herkunft zurueck, aber das funktioniert nicht, weil der Satz nun schon anders belegt ist. Gesteigert wird der flapsige Tonfall durch das ueberleb statt ueberlebe.
"Wumm, bumm, bumm", krachte es wieder gegen die massive, hölzerne Tür.
Lautmalereien gehören in Comix.
Der russische Riese saß neben ihrem Bett, guckte sie neugierig an.
Russischer Riese ist fast Gleichglang am Wortbeginn, das wirkt immer wie in einem Limerick. Guckte sagt man mal so, aber wenn es etwas ernster sein soll, vllt eher sehen/schauen/blicken. Ein russischer Riese der guckt ist einfach nix, was man in einem ernsten Text ueber den Zweiten Weltkrieg lesen mag.
das schillerne Licht des Kronleuchters blendete sie, alles verschwamm vor ihren Augen.
Sie mußte den Russen aufmachen. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und öffnete die Tür, ihr wurde wieder schwartz vor Augen,
Warum wieder, oben war sie doch geblendet gewesen? Licht schillert eigentlich nicht, das ist fast wie oben mit Angst/in Schach.
Da sie halbblind war, feuerte sie auf die schemenhafte Gestalt neben dem Kamin.
Das ist verkehrt angesetzt: Sie schiesst wohl nicht, weil sie halbblind ist. Und die Gestalt ist nur schemenhaft, weil die Frau nix sehen kann. Hier stimmt die logische Schlussfolgerung zweimal nicht.
Sterbend sank sie auf dem Perserteppich in sich zusammen.
Eigentlich geht hier nur Boden / zu Boden sinken oder so. Perserteppich ist an so derart falscher Stelle angebrachte Info, dass die Wohnung teuer eingerichtet ist, und so irrelevant, dass man einfach lachen muss, wenn man sich das bildlich vorstellt. auch durch den trocken-humorigen Tonfall.
Auch hier wieder: Man sinkt (beim Sitzen etwa) in sich zusammen = man sitzt eingeknickt, krumm, gebeugt. Wenn man sterbend auf etwas sinkt, dann geht das nicht mehr mit zusammensacken (auch nicht, wenn man es als 'zusammensinken' kombiniert), weil das bedeutet, der Körper sinkt erst zu Boden, und fällt dann - wie ein löchriger Luftballon - auch noch in sich zusammen.

Es heisst uebrigens schwarz/Schwarz und Schmerz (ohne T jeweils, ist im anderen Text auch falsch). Uberhaupt finden sich viele Fehler im Text, geh am besten nochmal durch.

Hmmm, schau doch am besten mal in ein paar gute Buecher, sowohl historische Romane aus der Nachkriegszeit, wie auch gute Krimis, und schau Dir dort den Tonfall im Vergleich an. Viel Erfolg noch beim Schreiben, und viel Spass hier auf der site. :)

Herzlichst,
Katla

 

Hallo Katla,

vielen dank für deine Hinweise.
Wenn du lachen mußtest, hab ich mein Ziel erreicht. Ich möchte mit meinen Geschichten unterhalten. Dein Lachen ist für mich das größte Kompliment :-)
Gruß, mattis

 

Hi Mattis, wenn du das hier unter Humor postest, funktioniert es sogar bei mir...

Komisch! Unfreiwillig? Irgendwie habe ich das Gefühl, du meinst das nicht ernst. Das ist eine Parodie auf die Groschenhefte...

Ein absurdes Geschichts- und Geschichtengerippe, was in seiner (wie ich hoffe) gewollten Naivität fast schon ordentlich unterhält...

:D

Ich bin Igor", sagte er mit starkem, russischem Akzent", ich finde dich wunderschön".
:D

Ich bin die Tochtter von SS Ortsgruppenleiter von Fritzleben und flirte hier mit einem Russen. Wo endet das alles noch?", dachte sie und folgte Igor zur Sitzgruppe am Kamin.
:D :D

Igor , der sich in Anna verliebt hatte, hielt das tote Mädchen in den Armen.
Nach Stunden, es war schon dunkel geworden, hielt er Anna noch immer fest und weinte vor Schmertz. Das Feuer des Kamins war erloschen, nur der Mond erhellte mit seinem fahlen Licht das Zimmer.
:D :D :D

Ehrlich, DAS ist witzig! :D

Grüße svg

 

Sorry...

...wenn ich hier als Besserwisser auftrete, aber als Wiener fällt mir das natürlich gleich auf: Der 9. Bezirk (Alsergrund) gehörte zur amerikanischen Zone in Wien! Die Rote Armee hatte (passenderweise) nur die Arbeiterbezirke besetzt; die 'gutbürgerlichen' Bezirke (soweit es so etwas im roten Wien halt gibt) hatten die West-Allierten unter sich verteilt...

 

Ok, ok, wenn ich mich in meiner Kritik der anderen Geschichte und bei meinem ersten Eindruck von dieser hier völlig vergalloppiert haben sollte und beide Stories satirisch gemeint sind, setze ich mich jetzt in die Ecke und schäme mich :-))

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom