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Frühlingsgefühle
Sonnenuntergang
Was war das bloß für ein Leben? War es ein Leben voller „Sex, Drugs and Rock’n Roll“, wie es so schön heißt? Ja, wenn sie es sich recht überlegt, war das wohl so ein Leben. Mit acht Jahren das erste mal betrunken, mit neun das erste mal geraucht, mit elf schon Drogen genommen und mit vierzehn schwanger. Was hatte sie bloß mit ihrem Leben gemacht? Was war das für eine Welt, die so etwas zuließ? Es war keine Welt, um ein Kind groß zu ziehen. Sie würde es nicht ernähren können. Sie konnte sich selbst ja kaum ernähren. Aber sie konnte nicht abtreiben. Sie würde ein Leben verhindern. So klein das Baby auch war, sie würde es umbringen. Das konnte sie nicht. Sie ging langsam die Straße entlang in einen kleinen Laden. Sie ging durch die Regalreihen und dachte an gar nichts. Da sah sie eine Zeitschrift. Sie nahm die Zeitschrift in die Hand. Auf dem Titelblatt war eine Mutter mit ihrem Kind im Arm. Sie waren glücklich. Doch so eine Mutter würde sie nie sein können. Sie nahm die Zeitschrift in die Hand. Langsam lief eine Träne ihre Wange entlang und fiel auf das Papier. Sie schluckte. Dann schmiss sie die Zeitschrift zurück ins Regal, rannte aus dem Laden, die Straße entlang in eine kleine Gasse. Sie lehnte sich an die Hauswand. Langsam rutschte sie die Wand runter und setzte sich auf den kühlen Boden. Neben ihr lag ein altes Messer. Sie fühlte mit der Hand an der Klinge. Sie war scharf. Sie setzte das Messer an ihren Hals, sie drückte es mit der Klinge fest an und ließ es langsam an ihrem Hals entlang gleiten. Sie fühlte, wie das Messer einen Schnitt hinterlassen hatte. Einen tiefen Schnitt. Das warme Blut floss an ihrem Hals entlang und tropfte auf das Messer, dass sie noch in ihrer Hand hielt. Sie holte tief Luft. Dann schloss sie ihre Augen und lehnte den Kopf an die Hauswand...