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Freiheit

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19.02.2005
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Freiheit

„Entschuldigung, haben Sie zufällig mein Handy gefunden?? – Mann Junge, du bist aber naiv.“ Der warme Herbstwind trägt seine Bierfahne unter meine Nase. „Kommt er zu mir an und fragt mich, ob ich denn vielleicht sein Handy gefunden habe“ ,spricht er kopfschüttelnd mit dem Wind. „Da hast du ja Glück gehabt, dass ich wirklich dein Handy gefunden habe“,
er dreht seinen Kopf zu mir. „Entschuldigung, haben Sie zufällig mein Handy gefunden??“ ,ruft er aus, lacht und rülpst. Sein Blick ist jetzt noch stärker getrübt vom Alkohol. Neben ihm auf der kargen Steinmauer steht ein Sechserpack „Kronenbourg“, sowie zwei Flaschen Heinecken.
„Ein anderer würde dir jetzt sagen: "ne, Junge, habe ich nicht". Aber, ich mag dich. Du hast so was naives, unschuldiges, das hatte ich auch mal. Behalt es. Pass gut darauf auf. Sonst macht die Welt mit dir...“ , Er kramt in seiner Carrefour Plastiktasche „Früher war ich auch mal so wie du“.
Ich schweige. Er kramt weiter in seiner Tasche. Ein vorbeikommender Passant spricht mich an : „Excusez- moi, Monsieur, vous avez du feu?“ „Non, il n’en a pas. Il ne fume pas” ,belehrt mein Nachbar mit zermürbter Stimme und deutschem Akzent sofort den Neuling, „Stimmt doch, Klener, oder?“ ,fügt er zwinkernd hinzu. Der Passant wirft ihm einen verächtlichen, angewiderten Blick zu und eilt Richtung Bahnhof.
Wieder wandern seine zerfurchten, dreckigen Hände in die Plastiktüte. „Da nimm es“ ,er gibt mir mein Handy zurück. „Ist mir da reingefallen.... ehrlich“ ,lügt er.
„Entschuldigung, haben Sie zufällig mein Handy gefunden??“ ,hustet er erneut lachend aus. „Mein Gott, bist du naiv. Ich sag dir noch mal was: Wer anders hätte dein Handy genommen und es beim nächsten Hehler verscherbelt, oder gleich bei Ebay..." er lacht erneut „und ehrlich gesagt hätte ich das auch gemacht, wenn wir uns nicht wiedergetroffen hätten. So läuft das halt. Merk dir das.“
Ich schaue auf die Uhr. Es ist zwei Stunden her, dass ich mit dem TER aus Nizza angekommen bin.
Schon während der Fahrt ist er mir aufgefallen.
Während ihn der Schaffner kontrollierte und ihn wegen seines fehlenden Tickets zur Rede stellte, fluchte er unentwegt auf Deutsch. Selbst nachdem er die 30 Euro Strafe gezahlt hatte und der Schaffner schon lange weitergegangen war, brummelte er noch lautstark: „So ein Scheiß. Wieso passiert das mir? So´n Scheißdreck.“
Währenddessen hielt sein Schweiß- und Biergeruch die anderen Fahrgäste auf Distanz, so dass er es sich mit seinem Gepäck bequem machen konnte. Als er einen lautstarken, provozierenden Rülpser vernehmen ließ, stand das alte italienische Ehepaar zu meiner linken auf und verließ das Abteil. Sie mit Nerzmantel und Stöckelschuhen, er im schwarzem Sakko. „Snobs“ urteilte mein deutscher Mitbürger und folgte dem Ehepaar mit einem höhnischen Grinsen. Desinteressiert lies er anschließend den Blick durch den Wagen gleiten. „Il est votre fils?“ sprach er meine Sitznachbarin zur rechten an, während er auf mich zeigte. „Sorry?“ „He´s your son?“ fragte er laut, beinahe brüllend, während sich seine bissiger Geruch zu uns herüber wälzte. „No“ ,antworte sie, während sie sich plötzlich sehr für das Kleingedruckte auf der Rückseite ihrer Fahrkarte zu interessieren schien. Peinlich berührt vertiefte ich mich in mein Buch. Mein Gegenüber verstummte, während sein Duft weiterhin das Abteil markierte. Der Zug fuhr in den leuchtenden, wie immer klinisch rein geputzten Tunnelbahnhof von Monaco/Monte Carlo ein. Die Frau zu meiner rechten erhob sich, warf mir ein mitfühlendes Lächeln zu, und verließ den Zug. Wir waren allein im Abteil. „Where do you come from?“ ertönte seine Stimme nachdem der Zug wieder angefahren war. Ich las stur weiter. Er lies mich in Ruhe.
Nachdem wir in Ventimiglia angekommen waren verlies ich schnell den Bahnsteig und trat in die Bahnhofshalle. Ein italienisch-französischer Wortschwall umhüllte mich. Benebelt trat ich heraus auf den Parkplatz und schlenderte durch die kleine Altstadt. Ich hatte noch drei Stunden Zeit bevor meine Freunde aus Rom eintrafen. Ich bummelte lustlos durch die kleinen Souvenirläden, kaufte mir eine überteuerte deutsche Zeitschrift, und machte mich auf die Suche nach einem . Ich bog um die Ecke eines großen, alten Wohnhauses und stieß auf ein kleines gemütliches Straßencafé, das sogar echte Holzstühle anstelle der üblichen Plastikstühle vorweisen konnte. Er erblickte mich sofort und rief mir zu „Hey you overthere, tu veux unée cafä?“ Ich weis immer noch nicht wieso, vielleicht aus Langeweile, vielleicht aus Überraschung, aber ich sagte schlicht „Ja“, und setzte mich zu ihm.
„Du bist Deutscher?“ fragte er mich verwundert.
„Ja“ gab ich wiederum zur Antwort.
„Aha.“
„Hey Giovanni, Mâitre, un café en plus!” rief er dem Kellner zu. „Der Kaffee ist hier viel billiger als in Frankreich. Alles ist hier viel billiger als bei den Scheiß- Franzosen“.
„Hmm“ ,antwortete ich.
„Ja, nur 80 Cent pro Tasse. Das gibt’s da drüben nicht. Die mit ihren Scheiß Steuern....wie heißt du?“
„Michael.“
„Hallo, ich bin Frank. Also, in Frankreich zu leben ist echt zu teuer. Die ziehen einem echt das Geld aus dem Arsch. Deshalb fahre ich so oft wie möglich nach Italien.“
„Sie wohnen in Frankreich?“ ,fragte ich.
„Ja, in Cannes. Wegen der Stütze - in Italien geben die dir einen Scheiß. Scheiß Mafiosi. Hier läuft das alles auf Familienebene, verstehst`e? Der Staat gibt nicht viel.“ Er zwinkert mir allwissend zu. „So läuft das.“
Sein Schweißgeruch schwelgte durch das Straßencafé. Warum bin ich sitzen geblieben? Giovanni servierte den Kaffee. Ich schwieg und trank. Er redete. Wie schön es wäre, endlich mal wieder Deutsch zu reden. Das würde ihm schon mal fehlen. Er fragte, wie alt ich wäre, was ich so machen würde. Er hätte auch einen Sohn in meinem Alter. In Berlin. Der würde jetzt seine Lehre machen. Würde ihm schon mal fehlen, sein Sohn. Bis vor ein paar Jahren hätte er in Deutschland gewohnt. Er wäre Heizungstechniker. Er hätte Haus, Auto und Frau gehabt. Aber das wäre ihm etwas zu eng geworden mit der Zeit. Schlafen, Arbeit, Fernsehen, Schlafen. Da musste er raus. Das wäre ihm zuviel geworden. Und die Alte wäre auch nicht mehr, was sie mal gewesen war. Immer nur vor der Glotze - Günther Jauch. Und die Scheiß-Steuern. Und die Scheiß-Stimmung. Sie würden sich alle nur beschweren die Deutschen, beschwerte er sich mit großen trüben Augen. Mein Kaffee schmeckte schlecht.
Jetzt wäre er frei. Sonne, Strand, Palmen, Côte d’Azur. Er lächelte. Die Farbe seiner vereinzelt im Mund stehenden Zähne glich verblüffend der meines Kaffee. Freiheit. Er habe die richtige Wahl getroffen. Raus wäre er aus dem Scheiß. Seine trüben Augen näherten sich den meinen. Sein Atem stank. Er wäre fertig mit dem Scheiß. Freiheit. Wenn ich den Scheiß in Deutschland mal ein paar Jahre mitgemacht haben würde...ich würde noch an ihn denken.
Keine Verpflichtungen, Sonne, Strand, Palmen, keine festen Arbeitszeiten, hier würde er jetzt richtig leben. Seine gelben Augäpfel, geziert von einem filigranen Netz roter Äderchen, hüpften lebhaft auf und ab, während er um meine Anerkennung warb.
Er redete auf mich ein, fuchtelte mit seinen Händen, klopfte mir auf die Schulter und stank weiterhin nach Bier. Die Leute an den Nachbartischen schauten peinlich berührt weg. Giovanni kam mit der Rechnung. Er zahlte und verabschiedete sich. „Pass auf dich auf Junge, dann wird aus dir noch was! Du wirst noch an mich denken.“
Ich blieb sitzen. Der Herbstwind fegte energisch die Duftreste meines ehemaligen Tischnachbarn zur Seite. Am Nachbartisch unterhielt sich ein Ehepaar empört über meinen ehemaligen Tischnachbarn. Man säße hier ja jeden Sonntag, seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten, so etwas habe es aber noch nie gegeben.
Irgendwann schien der Wind jedoch auch die Empörung weggeblasen zu haben, so dass sie wieder in gut geübtes Schweigen verfielen. Ich ging.
An der nächsten Straßenecke fiel mir auf, dass mein Handy fehlte. Ich ging zurück, schaute unter den Tisch, unter die Stühle. Ich fragte den Kellner, der mir statt einer Antwort nur - halb schadenfroh, halb mitleidig - zulächelte und dabei wissend den Kopf schüttelte. Später, als ich zum Bahnhof zurückging, sah ich ihn mit einer Supermarkttasche vom Carrefour auf einer kleinen Mauer am Bahnhof sitzen.
Ich ging lächelnd auf ihn zu und fragte:
„Entschuldigen Sie, haben Sie zufällig mein Handy gefunden?"

 

Hallo Adam,

den Anfang fand ich zwar interessant aber auch sehr verwirrend. Eigentlich habe ich nie so ganz geschnallt, werda gerade was sagt. Das wird erst deutlich, wenn man die Geschichte einma durchgelesen hat und sich den Beginn dann noch mal zu Gemüte führt.
Mit der Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede scheinst du auf Kriegsfuß zu stehen. Da hast du recht viele Fehler. Das trägt gerade in der Anfangspassage mit zu der Verwirrung bei.

Deine Geschichte gefällt mir. Der Aussteiger, der seine Freiheit in den höchsten Tönen lobt, verhölt sich wie die "Deutschen Spießer" denen er in die Sonne Frankreichs entfliehen wollte. Ein Zyniker durch und durch, ein Nörgler und ganz bestimmt kein sympathischer Prot, aber ein ausdrucksstarker.

Einige Details:

Ich sag dir nochmal was: Wer anders hätte dein Handy genommen und es beim nächsten Hehler verscherbelt...und ehrlich gesagt,
ist die Geschichte schon älter? Heute hätte er das Handy nicht zum hehler getragen sondern bei Ebay vertickt. ;)
Er zwinkert mir allwissend z. „So läuft das“.
da hast du bestimmt ein "u" vergessen.
Sie würden sich alle nur beschweren die Deutschen, beschwerte er sich mit großen trüben Augen.
Das kommt sicherlich auch an, wenn du das zweite "beschwerte" weglässt.
Die Farbe seiner vereinzelt im Rachen stehenden Zähne glich verblüffend der meines Cafés.
Die Zähne stehen ganz bestimmt micht im Rachen. Das wäre der hintere Hals.


Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Die Zeichenfehler sind so zahlreich, weil ich die Geschichte gestern Nacht gepostet habe.... ich werds überarbeiten, wenn ich mehr Zeit habe.Stimmt, Zähne im Rachen sind merkwürdig.
Danke für die Kritik.

 

Hi Adam!

Herje, da sind aber ganz schön viele Fehler im Text.
Sei froh, dass mir die Geschichte so gut gefallen hat, sonst würde ich mich garantiert nicht mit ihr befassen wollen. ;)


Hier die obligatorische Liste mit Anmerkungen:

„Entschuldigung, haben sie zufällig mein Handy gefunden?
Sie
Der Fehler zieht sich durch den ganzen Text.

...vielleicht sein Handy gefunden habe.“ spricht er kopfschüttelnd...
Zeichensetzung: "...gefunden habe", spricht er...

nej Junge habe ich nicht
ist "nej" ein Wort, das ich nicht kenne? wie dem auch sei, wenn schon, dann mit Komma: "nej, Junge, habe ich nicht"

Sonst macht die Welt mit dir...“ er kramt in seiner Carrefour Plastiktasche „früher war ich auch mal so wie du.“
Die fetten Buchstaben müssen groß geschrieben werden.

er kramt in seiner Carrefour Plastiktasche „früher war ich auch mal so wie du.“ Ich schweige. Er kramt in seiner Tasche.
unnötige Wiederholung.

Ein vorbeikommender Passant spricht mich an [hier einen Punkt oder Doppelpunkt setzen] „Excusez- moi, Monsieur, vous avez feu?“

vous avez feu?“
müsste grammatikalisch korrekt heißen: "Vous avez du feu?"

„No, il n’a pas. Il ne fume pas” [komma]
"Non, il n'en a pas", - glaube ich.
Oder lässt du den Mann absichtlich Fehler machen?
Ich mochte gerade die Tatsache, dass der Landstreicher ein gebildeter Mann ist. Immerhin spricht er mehrere Fremdsprachen.

Il ne fume pas”[Komma] belehrt mein Nachbar mit alkoholgeschwängerter Stimme

„Stimmt doch [Komma] Klener, oder?“

„Ehrlich.“ Lügt er
"Ehrlich", lügt er.

„Mein Gott [Komma] bist du naiv.

Ich schau auf die Uhr.
schaue

brummelte er noch lautstark [Doppelpunkt]„so ein Scheiß.
'So' groß

Nachdem er einen lautstarken, provozierenden Rülpser vernehmen ließ stand das alte italienische Ehepaar zu meiner linken auf und verließ das Abteil.
Hinter 'ließ' ein Komma.
'Nachdem' würde ich durch 'Als' ersetzen. Wegen der Zeitform von 'vernehmen ließ'. Müsste sonst 'hatte vernehmen lassen' heißen. Oder so.

„No“ [komma] antworte sie

wie immer klinisch rein geputzten, [kein Komma] Tunnelbahnhof

verlies den Zug
verließ

Ich lass stur weiter.
las

Er lies mich in Ruhe.
ließ

Nachdem wir in Ventimille/ Ventimiglia angekommen waren
Ich würde diese Doppelbezeichnungen weglassen. Ein Name reicht. Man versteht schon, was gemeint ist.

verlies ich schnell das Gleis
verließ
Ist das Betreten der Gleise nicht verboten? Er verließ wahrscheinlich den Bahnsteig.

und trat in die Bahnhofshalle. Ein italienisch- französischer Wortschwall umhüllte mich als ich in die Bahnhofhalle trat.Benebelt trat ich heraus aus dem Bahnhof und schlenderte
Zu viel Getrete und zu viele Bahnhöfe.

machte mich auf die suche
Suche

Ich weis immer noch nicht wieso, Vielleicht aus Langeweile,

„Ja“ [komma] gab ich wiederum zur Antwort.

„Du bist Deutsch?“
Deutscher oder deutsch. Such's dir aus.

Ein paar Absätze in den Dialogen könnten übrigens nicht schaden.
Wenigstens dann, wenn der Sprecher wechselt.

„Aha“.
"Aha."

„Aha“ [komma] antwortete ich.

„Michael [punkt]“

sooft wie möglich
so oft

Warum bin ich sitzen geblieben?
Entweder du schreibst den Satz kursiv oder du setzt ihn in die Vergangenheit.

Giovanni serviert den Café.
servierte

Wie schön es ist [komma] endlich mal wieder Deutsch zu reden.
ist -> wäre

Er fragt
fragte

Seine trüben Augen nähern sich den meinen.
näherten

und verabschiedete sich [doppelpunkt oder punkt] „Pass auf dich auf Junge

Du wirst noch an mich denken“.
Der Punkt gehört in die Anführungszeichen.

Der Herbstwind fegte energisch die Duftreste meines ehemaligen Tischnachbars zur Seite. Am Nachbartisch unterhielt sich ein Ehepaar empört über meinen Tischnachbar.
wessen Duftreste? die meines Tischnachbarn.
über wen oder was unterhalten sie sich? meinen Tischnachbarn.

Ich ging lächelnd auf ihn zu und fragte [doppelpunkt]

Ich hoffe, du nimmst Dir die gleiche Zeit, die ich mit meiner Kritik verbracht habe, zur Fehlerkorrektur.
Es ist wirklich schade, dass Du Dir in der Beziehung so wenig Mühe mit Deinem Text gegeben hast.

Am besten, Du setzt Dich noch einmal in aller Ruhe hin und überprüfst Satz für Satz. Ich habe das Gefühl, eine Menge Fehler übersehen zu haben, habe aber auch keinen Nerv, den Text ein drittes Mal durchzugehen.


Trotzdem hat mir die Geschichte im Grunde gefallen. Die Stimmung, die Wortwahl, der Aufbau - alles ist stimmig und passt zueinander, liest sich leicht, aber nicht trivial. Da steckt Potential drin, mach was draus.

Schöne Grüße
Feline

 
Zuletzt bearbeitet:

alors,
ich mache mich gleich mal an die Arbeit.
Die französischen Fehler waren zwar absichtlich, aber ich lass sie jetzt doch weg (seinem Protagonisten lückenhafte Grammatikkenntnisse zu unterstellen und dabei selber...seufz). Zudem wirkt es störend im Lesefluss und etwas aufdringlich.
Tausend Dank für die Mühe,
Adam

 

Hallo Adam,

mir hat deine Geschichte im Großen und Ganzen auch gut gefallen. Du lässt die Situation sehr plastisch werden, man steht mittendrin. Sprachlich fand ich es, von einigen Wiederholungen oder kleinen Schnitzern abgesehen, auch flüssig und klar geschrieben.

Was mir auffiel:

Sein Schweißgeruch schwelgte durch das Straßencafé

"Schwelgen" heißt genießen. Du meinst wahrscheinlich so was wie "wabern".

Giovanni servierte den Café.

"Kaffee". Mit Café wird nur das Lokal bezeichnet, nicht das Getränk. Der Fehler kommt noch öfter vor.

Inhaltlich empfinde ich den Text als sehr lebendiges Schlaglicht, mit dem du den Landstreicher beleuchtest, aber nicht so ganz als Geschichte. Dein Prot begegnet einem Penner, der seine Freiheit lobt, ohne sich ganz vom Spießertum gelöst zu haben, wie es schon Sim beschrieben hat. Er ist sich wohl nicht bewusst, dass andere sein Aussteigertum finanzieren. Er redet gerne und ist wohl einsam. Sein Leben steht auf tönernen Füßen, er hat in Wahrheit nichts, worauf er stolz sein kann, säuft wohl auch deswegen. Ist jedenfalls mein Eindruck.
Dein Prot hört sich das alles an, vergisst sein Handy. Der Penner mopst es, ist aber doch anständig genug, es dem Prot wieder zu geben, als der ihn direkt fragt.

Vielleicht geht's ja nur mir so, aber mir fehlt ein wenig die Handlung, die des Pudels Kern beleuchtet. Es kommt nicht klar genug heraus, worum es dir geht. Nur um den Penner? Seine Lebenslüge? Seine Einsamkeit? Oder auch um den Jungen? Darum, dass der Junge den Penner berührt hat, weil er ihn für einige Stunden aus seiner Isolation erlöste? Wenn ja, würde ich das vielleicht noch stärker in die Handlung einfließen lassen, zum Beispiel, indem der Penner dem Jungen das Handy zunächst mopst und dann doch von selber zurückgibt, wobei er ihm natürlich einen Vortrag hält, ähnlich, wie du ihn schon geschieben hast. Irgend etwas jedenfalls, woraus deutlich wird, wer wen wie warum beeinflusst hat. So, wie es jetzt ist, ist es mir noch ein wenig zu nebulös.

Sonst aber: Schöne Geschichte, die zum Nachdenken anregt.

Viele Grüße
Pischa

 

Moin Adam,

Zu den Fehlern haben andere ja schon genug geschrieben. Zum Inhalt: Ich hab die Geschichte gerne gelesen und fühlte mich auch unterhalten. Mir gefiel die Stichwortartige Ausdrucksweise des Aussteigers/Penners. Mir ist nur nicht klar welche Aussage mit der Schlusspointe getroffen werden soll. Ironie des Schicksals? Der Grund für diese Wiederholung der Ereignisse, sofern es einen Gibt könnte noch irgendwie angedeutet werden. Steckt eine Lehre für den Ich-Erzähler und den Leser dahinter?
Des Weiteren wird der Alkoholgeruch zu oft wiederholt. Ich denke nach der ersten Erwähnung hat der Leser es aufm Schirm, beim Weiterlesen.

Gruß

 

Also, dann versuche ich mal "des Pudels Kern" zu beleuchten.
Für mich ging es in meinem Plot, wie schon in der Überschrift subtil angedeutet um Freiheit. Genauer gesagt um Freiheit des Einzelnen in der Gesellschaft.
Der Prot. hat sich scheinbar mit der Gesellschaft verworfen. Er hat seine sozialen Verpflichtungen und Kontakte abgebrochen und augenscheinlich sich selbst aus dem sozialen Netz geschnitten. Er hat sich "befreit". Gleichzeitig hat er in dieser Freiheit keine Erfüllung gefunden, sondern Einsamkeit (Zitat: "Wie schön es wäre, endlich mal wieder Deutsch zu reden. Das würde ihm schon mal fehlen"), Verwahrlosung (gelbe Zähne, rote Augen,) und Abhängigkeit vom Alkohol.
Der "Penner" sehnt sich nach Erfüllung, Unschuld und Naivität (Zitat: "Du hast so was naives, unschuldiges, das hatte ich auch mal. Behalt es. Pass gut darauf auf...") und ist von der Gesellschaft zermürbt (Zitat: "....Sonst macht die Welt mit dir...“ ).
Er grenzt sich oberflächlich von der Gesellschaft ab, ohne sich einzugestehen, dass er in der Gesellschaft gefangen ist, welche ihn noch immer ernährt/seine "Freiheit" erst möglich macht. Er sehnt sich nach Nähe und Anerkennung. Sein Ausbruch ist missglückt. Er ist an sich selbst verzweifelt und versucht sich durch scheinbare Überlegenheit zu schützen. Die Frage "Entschuldigung, haben sie zufällig mein Handy gefunden?" ist scheinbar durch eben jene unverletzte Naivität inspiriert, die der Ausbrecher sucht.
Die Frage, welche ich durch meinen Plot suggerieren wollte war: Wie kann man sich - zumindest ein wenig - aus der Gesellschaft befreien um nicht an ihr zu zerbrechen und sich zu verschleißen?
Der Junge dient nur als Beobachter um die parallelen zwischen altem Ehepaar/ Leben in der Gesellschaft und der Selbstverklärung des Penners zu konstatieren.
Naja, ist mir offenbar nicht so ganz gelungen.
Tschüss,
Adam
Naja, nicht so ganz geglückt,

 

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