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Gedanken eines Arbeitslosen

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14.08.2005
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Gedanken eines Arbeitslosen

Mein Tag bricht im Verlaufe des Morgengrauen herein, wenn die Sonne noch träge den Strapazen der Nacht den Horizont erklimmt, und der Tau auf den Blüten im Garten langsam schmilzt, ebenso die Eiskristalle am Rande der Glasfenster. Eine Zeit lang verweilte ich in steter Überzeugung, die Strahlen der Sonne seien stark genug, das menschliche Herz zu bescheinen, was ein Trugschluss ist; nur die selbstlose Hingabe zu einer schönen Frau, deren emotionale Entgegnung vorausgesetzt, zündet das innere Feuer jeden Tag aufs neue an, lässt das Herz und den Willen eines Mannes entflammen. Ich zwang mich mit müden Beinen durch den Hausflur hindurch ins Wohnzimmer, in dem sich ein klassischer offener Kamin befand. Unser Inneres war gleichermaßen ausgebrannt, und aus eigener Kraft waren wir beide nicht in der Lage, uns wieder zu entflammen.

Selbst meine eigenen Frau vermochte es nicht, mein Anliegen zu verstehen, und so fühlte ich mich von allem ausgeschlossen, wie ein Kind in seinem Krabbelstall, ich nahm es bewusst wahr und konnte nichts daran ändern. Ganz gleich zu wem ich mit meinen Problemen eilte, wen ich ersuchte, mir doch bitte zu antworten, sie alle stempelten mich als verwirrten Spinner ab, bestenfalls wurde ich auf meine Fragen hin belächelt. Die Menschen zu denen ich ging, sie verstummten aus Reaktion auf ihre eigene Unwissenheit, und aus Angst, aus der drückenden Angst vor den Fragen, deren Tragweite einer wahrheitsgetreuen Antwort ihre kleine verletzliche Seele bis in die Unkenntlichkeit hin nachträglich verstümmeln, womöglich für immer in ihrem farblosen Glanze beeinträchtigen würde. Manchmal brachen wir in heftigen Streit aus, und anschließend fühlte ich mich jedes Mal von der vollkommenen Stille des Dachbodens angezogen. Dort oben verbrachte ich viel Zeit mit Lesen, konnte ungestört nachdenken. Ich wusste die Ruhe zu schätzen, und das Privileg, von nichts und niemandem von ihr abgelenkt zu werden.

Seit meinem Rauswurf aus der Firma schien mein einziger Trost, alles was mir irgendwie noch von Bedeutung und teuer war, die Bücher meines Großvaters zu sein. Mit ihnen musste ich keine Unterhaltung führen, mich nicht um einen ordentlichen Eindruck, nicht um ein sauberes Erscheinungsbild bemühen. Sie verstaubten schon eine ganze Weile unter dem Dach, als mir der Gedanke daran kam, einmal hineinzuschauen.
Bestimmt ist es unwahrscheinlich, mag sein, doch frage ich mich, welchen Weg ich wohl eingeschlagen, wenn ich schon früher zu diesen Büchern gefunden hätte. Es ist eine wunderbare Sache, diese Bücher hören mir aufmerksam und geduldig zu, und ich sauge jedes Einzelne ihrer Wörter in mich auf. Wenn du zur Nacht im Bett liegst, und alles, was noch Mitleid für dich empfindet, dein eigener Atem ist, in diesem Moment der Zweisamkeit mit sich selbst kam ich zu der Erkenntnis, dass nichts mehr übrig ist, wovon ich Angst zu haben bräuchte.

 

Hmm, gut geschrieben, manchmal etwas geschwollen. Aber wo ist das Experiment?

 
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Uiuiui, das solltest du hier nicht sagen! Es gibt viele ähnliche Stories auf kg.de und ich finde, diese hat auch ihre Daseinsberechtigung, aber nicht in "Experimente". Am besten geeignet erscheint mir "Alltag".

Verschoben von "Experimente" nach "Alltag".

 

Diesen Text mochte ich leider gar nicht. Es scheint mir, als könnte sich der Protagonist nicht entscheiden, ob er nun eine Geschichte erzählen, oder seine Standpunkte darlegen wollte.

Einige Sätze sind wirklich unnötig kompliziert und lang und hemmen den Lesefluß immens, Beispiel: “Die Menschen zu denen ich ging, sie verstummten aus Reaktion auf ihre eigene Unwissenheit, und aus Angst, aus der drückenden Angst vor den Fragen, deren Tragweite einer wahrheitsgetreuen Antwort ihre kleine verletzliche Seele bis in die Unkenntlichkeit hin nachträglich verstümmeln, womöglich für immer in ihrem farblosen Glanze beeinträchtigen würde.”

Zum Plot: Der Protagonist, dem Titel der Geschichte nach arbeitslos, fühlt sich ausgebrannt in emotionaler Hinsicht. Er versucht, das Problem mit seinen Mitmenschen zu kommunizieren, doch nicht einmal seine Frau will oder kann ihn verstehen. Und am Ende sucht er Zuflucht bei den Büchern seines Großvaters, die ihm “zuhören”. Mehr als eine Situationsbeschreibung mit bereits konstatierten Unentschiedenheit ist das für mich nicht.

Vielleicht sehen andere das anders, halte ich für möglich. Ich denke jedoch, Du solltest Dir noch einmal klarmachen, wo der rote Faden liegt, wie Du ihn darstellen willst. Möglichst ohne lange Erklärungen, eher durch Darstellung, Beispiel: Der Protagonist erzählt, daß seine Freunde ihn nicht verstehen. Weshalb stellst Du es nicht dar? Und sei es nur in Dialogfetzen? Oder: Die “Flamme” der Ehepartner ist erloschen, zeige das doch in einer prägnanten Situation auf!

Kleinigkeiten:

  • wenn die Sonne noch träge den Strapazen der Nacht den Horizont erklimmt - Da fehlt ein “von” vor “den Strapazen”; Zudem Kommata: “wenn die Sonne, noch träge von den Strapazen der Nacht, den Horizont erklimmt”.
  • Selbst meine eigenen Frau - “eigene”; aber weshalb? Hat der Protagonist noch eine “uneigene” Frau, die er mit “mein” betitelt?
  • sie verstummten aus Reaktion auf ihre eigene Unwissenheit - “verstummten aus Unwissenheit” reicht vollkommen; die Konstruktion funktioniert nicht.
  • von nichts und niemandem von ihr abgelenkt zu werden - “von ihr” bezieht sich auf die Ruhe und ist völlig überflüssig
  • wovon ich Angst zu haben bräuchte. - “wovor”

 

Wer aus Reaktion auf seine eigene Unwissenheit verstummt der tut dies, weil jemand ihn darauf hinweist oder er es selbst bemerkt. Wer aus Unwissenheit verstummt, dem sind die Argumente ausgegangen. Poesie braucht keinen Pathos. Trotzdem danke ;)

 

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