Hallo morti,
danke für dein Feedback.
Ich habe versucht eine innere Gefühlsdarstellung / Gefühlserfahrung zu schreiben, allerdings nicht von aussen betrachtet, sondern von innen. Daraus resultieren traumartige, verwirrende Bilder.
Diese Bilder spiegeln sowohl das Bewusste als auch das Unbewusste eines Vaters wieder,
der sich zum erstenmal seiner Vergangenheit und seinen Taten, seinem Leben stellt.
„Als das Kabel sich an dem Tisch herunter schlängelte,
stellte sich der Koch die Frage nach seinem alten Holzpferd,
welches er in seiner Kindheit so gerne ritt.“
Das Kabel steht sinnbildlich für die Lust, den Trieb, welcher nun im Kopf des alten Mannes in Bewegung setzt
und somit Auslöser ist für den kommenden Gefühlssturm.
„Als das Kabel endlich den Boden berührte gab es weder ein Geräusch noch eine nennenswerte Reaktion der Tiere, welche sich mittlerweile in der Mitte des Raumes versammelt haben.
Sowohl der Koch als auch das Kabel, wirkten schlapp und innerlich zerfressen.“
Trieb flaut ab, er ist impotent, das fehlende Geräusch ist Zeichen für den alten Geist und Körper.
Die Tiere stehen für die Gefahr des Verdrängten, welche sich nun fletschend um die Beute scharen,
als auch für die damalige eigene Wildheit und Trieb des Vaters in der Vergangenheit.
„Das Fenster faltete sich auf, als der Wind sich mühselig in das Innere zwängte.“
Verdrängtes kehrt langsam zurück.
„Keiner fragte nach der Tochter des Kochs, niemand wußte von ihr.
Plötzlich nahm er seine weiße Mütze ab, streifte sich den Schweiß von der Stirn und roch an seinen Achseln.
Beißend floß ihm das Salz in die Atemwege und verschluckten seine Angst vor dem, was draußen auf Ihn wartete.“
Er versucht sich durch diese tatsächliche, banale Handlung (riechen an Achseln) in die Wirklichkeit zurückzuholen, in seine einfache Welt.
Er fragte sich nun ebenfalls nicht, ob seine Tochter jemals lebte oder ob es vielleicht doch ein Sohn war,
welcher ihm aus dem damaligen Hinterzimmer gestohlen wurde. Für ihn war es wie ein Schnitt ins Gesicht.
Er wünschte sich einen Sohn, bekam aber eine Tochter, welche er dafür unbewusst bestrafte.
Seine Tochter, welche der Koch öfters vergewaltigt als auch geschlagen hatte, haute von Zuhause mit ihrem Freund ab.
„Plastik begann sich aus einer der Wände zu quälen, tropfte heiß auf den Fußboden.
Fallende Büsche, getriebenes Gras, Haut zog sich von seinen Lidern und er begann zu träumen.“
Direktes Eindringen der verdrängten Szenen in sein Bewusstsein.
„Das traurige Kind, die Tochter, geraubt und geschändet, stand zitternd an der Tür und zuckte.
Der Schwall von heißen Plastik ergoß sich über ihren jungen Körper. Brandblasen platzen auf und harmonisierten mit ihren zarten Schreien. Die weiße Mütze viel zu Boden, ein Hund nahm sie auf und trug sie zu ihren Füßen.
Die Tür schlug zu, es wurde still.“
Ihm wird das erstemal wirklich BEWUSST was er ihr angetan hat. Sie floh und erlitt bei der Flucht einen Unfall,
wofür er sich ebenfalls die Schuld nun gibt.
Immer noch steckt auch hier seine bizarre Neigung in diesen Bildern.(zarte Schreie).
Er sieht nun wie er dies damals alles verdrängte und somit Äusserlich von den kommenden / vergangenen Geschehnissen völlig unberührt blieb.
„Faulig und stinkend richtete sich der Ausgeborene vor der kleinen Hütte auf.
Er bemerkte nicht, dass es still in ihr geworden ist. Zu abgelenkt war wer von den Gestalten auf der Straße, welche sich auf ihren Stümpfen über jene zu bewegen versuchten,
doch keiner erreichte die andere Seite.“
Seit dieser Zeit wurde er von einer dunklen Vorahnung begeleitet, die Vorahnung der Erkenntnis seiner selbst, welche ihn nun endlich trifft.
„Jede wurde von einem Fahrzeug erfaßt, getrieben vom Flaschenhals einer traurigen Hand.
Die weiße Linie, verkommen zur gelben Trennlinie zwischen den Pochenden und den Leblosen, wirkte wie ein mit Eiter getränkter Stützstrumpf und sprach mit singender Stimme zum Asphalt und dessen Narben, zu den toten Ohren seiner Verehrer.“
Er ertrank dieses Gefühl in Alkohol und anderen Ablenkungen, da er mit seiner Neigung nie zurecht kam
und seitdem sie ihn verlassen hatte wehrte er sich gegen die Wahrheit, dass dies tatsächlich in ihm steckte.
Was er damals verehrte, wird abgetötet.
„Bleiches Blech prallte auf die abgeschabten Muskeln, trennten sie und schleifte sie auf rissigen Stein.
Der Kiefer knackte, die Sonnenbrille eines nackten Mädchens zersprang, Glas trieb sich in ihre Iris. Ihre Haut spannte sich, sie lag auf dem Rücksitz und spuckte auf den Fahrer. Seine Sicht schwand, er öffnete das Fenster.
Getriebene Tiere bissen sich in seine Wange, Tannennadeln rauschten durch die Luft, das Gebläse des Autos hauchte mit unbändiger Hitze auf die Ledersitze, das Mädchen presste sich in die Autoritze, leckte Krümel aus dem Stoff und trieb sich die Brillensplitter tiefer in die blutenden Augen.
Der Reifen brannte. Dann platzte er und das Auto begann zu schlingern.“
Es stellt sich ihm der Unfall plötzlich dar. Für ihn war die Vorstellung, dass seine Tochter mit einem jungen Mann nun „unanständige“ Dinge vollführt fast ebenso schrecklich wie der tödliche Unfall,
bei dem sowohl sie, als auch ihr Freund umkam. Beide Ängste / Bilder verschmelzen hier zu einem Bild.
„Die Zahl „0“ war die Zahl am Anfang des Buches,
die Seiten flatterten aus dem Seitenfenster, bedeckten die Straße und die blutigen Körper. „
Die erste Seite – Zeichen für den Angang, bevor er sich an ihr verging, wurde damals zum glücklichen Trugbild
und hat alle schlimmen Erinnerungen zugedeckt. Nun sieht er es deutlich, was damals nur unbewusst für ihn war.
„Die Buchstaben verschwammen, das Mädchen kauerte sich zusammen, es erstickte, Schaum floß ihr aus der Nase.“
Bisher übernahm er keinerlei Schuld an ihrem Tod. Er schob es auf ihren jungen Freund, auf die Tatsache dass sie davonlief. Zum erstenmal erkennt er die eigene Schuld daran, sieht sie förmlich, fühlt sie und akzeptiert sie.
„Im Haus wurde es lauter.“
Beginn der wirklichen Erkenntnis und der kommenden Verarbeitung des Traumas und mit sich selbst.
Ich habe hier bewusst darauf verzichtet irgenteine Anleitung zur Interpretation zu geben, da man aus dieser Geschichte durchaus auch etwas anders, eigenes sehen könnte. Es verhält sich wie bei einem abstraktem Gemälde. Somit ist die hier beschriebene Deutung des Textes für mich nicht unbedingt wichtig.