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Gelecktes Leben

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21.02.2002
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Gelecktes Leben

Als das Kabel sich an dem Tisch herunter schlängelte,
stellte sich der Koch die Frage nach seinem alten Holzpferd,
welches er in seiner Kindheit so gerne ritt.

Als das Kabel endlich den Boden berührte gab es weder ein Geräusch noch eine nennenswerte Reaktion der Tiere, welche sich mittlerweile in der Mitte des Raumes versammelt haben.
Sowohl der Koch als auch das Kabel, wirkten schlapp und innerlich zerfressen.
Das Fenster faltete sich auf, als der Wind sich mühselig in das Innere zwängte.
Keiner fragte nach der Tochter des Kochs, niemand wußte von ihr.
Plötzlich nahm er seine weiße Mütze ab, streifte sich den Schweiß von der Stirn und roch an seinen Achseln.
Beißend floß ihm das Salz in die Atemwege und verschluckten seine Angst vor dem, was draußen auf Ihn wartete.
Er fragte sich nun ebenfalls nicht, ob seine Tochter jemals lebte oder ob es vielleicht doch ein Sohn war,
welcher ihm aus dem damaligen Hinterzimmer gestohlen wurde. Für ihn war es wie ein Schnitt ins Gesicht.
Plastik begann sich aus einer der Wände zu quälen, tropfte heiß auf den Fußboden.
Fallende Büsche, getriebenes Gras, Haut zog sich von seinen Lidern und er begann zu träumen.
Das traurige Kind, die Tochter, geraubt und geschändet, stand zitternd an der Tür und zuckte.
Der Schwall von heißen Plastik ergoß sich über ihren jungen Körper. Brandblasen platzen auf und harmonisierten mit ihren zarten Schreien. Die weiße Mütze viel zu Boden, ein Hund nahm sie auf und trug sie zu ihren Füßen.
Die Tür schlug zu, es wurde still.


Faulig und stinkend richtete sich der Ausgeborene vor der kleinen Hütte auf.
Er bemerkte nicht, dass es still in ihr geworden ist. Zu abgelenkt war wer von den Gestalten auf der Straße, welche sich auf ihren Stümpfen über jene zu bewegen versuchten,
doch keiner erreichte die andere Seite.
Jede wurde von einem Fahrzeug erfaßt, getrieben vom Flaschenhals einer traurigen Hand.
Die weiße Linie, verkommen zur gelben Trennlinie zwischen den Pochenden und den Leblosen, wirkte wie ein mit Eiter getränkter Stützstrumpf und sprach mit singender Stimme zum Asphalt und dessen Narben, zu den toten Ohren seiner Verehrer.
Bleiches Blech prallte auf die abgeschabten Muskeln, trennten sie und schleifte sie auf rissigen Stein.
Der Kiefer knackte, die Sonnenbrille eines nackten Mädchens zersprang, Glas trieb sich in ihre Iris. Ihre Haut spannte sich, sie lag auf dem Rücksitz und spuckte auf den Fahrer. Seine Sicht schwand, er öffnete das Fenster.
Getriebene Tiere bissen sich in seine Wange, Tannennadeln rauschten durch die Luft, das Gebläse des Autos hauchte mit unbändiger Hitze auf die Ledersitze, das Mädchen presste sich in die Autoritze, leckte Krümel aus dem Stoff und trieb sich die Brillensplitter tiefer in die blutenden Augen.
Der Reifen brannte. Dann platzte er und das Auto begann zu schlingern.

Die Zahl „0“ war die Zahl am Anfang des Buches,
die Seiten flatterten aus dem Seitenfenster, bedeckten die Straße und die blutigen Körper.
Die Buchstaben verschwammen, das Mädchen kauerte sich zusammen, es erstickte, Schaum floß ihr aus der Nase.

Im Haus wurde es lauter.

 

hi :confused:
also ich gehöre nicht unbeding zu den interlektuellen dieser welt, d.h mir sollte sich ein text erschießen, ohne dass ich ihn vorher in liebevoller kleinarbeit auseinandernehmen muss. natürlich denke ich auch schon mal gerne nach, aber dein text treibt mir die schweißperlen auf die stirn. was mir gefällt, ist deine art zu schreiben. sie passt zur art der geschichte (?). aber nun mal raus mit der erklärung. ich glaube, die sollte länger werden, als die eigentliche story...

grüße...
morti

 

Hallo morti,
danke für dein Feedback.

Ich habe versucht eine innere Gefühlsdarstellung / Gefühlserfahrung zu schreiben, allerdings nicht von aussen betrachtet, sondern von innen. Daraus resultieren traumartige, verwirrende Bilder.
Diese Bilder spiegeln sowohl das Bewusste als auch das Unbewusste eines Vaters wieder,
der sich zum erstenmal seiner Vergangenheit und seinen Taten, seinem Leben stellt.

„Als das Kabel sich an dem Tisch herunter schlängelte,
stellte sich der Koch die Frage nach seinem alten Holzpferd,
welches er in seiner Kindheit so gerne ritt.“

Das Kabel steht sinnbildlich für die Lust, den Trieb, welcher nun im Kopf des alten Mannes in Bewegung setzt
und somit Auslöser ist für den kommenden Gefühlssturm.

„Als das Kabel endlich den Boden berührte gab es weder ein Geräusch noch eine nennenswerte Reaktion der Tiere, welche sich mittlerweile in der Mitte des Raumes versammelt haben.
Sowohl der Koch als auch das Kabel, wirkten schlapp und innerlich zerfressen.“

Trieb flaut ab, er ist impotent, das fehlende Geräusch ist Zeichen für den alten Geist und Körper.
Die Tiere stehen für die Gefahr des Verdrängten, welche sich nun fletschend um die Beute scharen,
als auch für die damalige eigene Wildheit und Trieb des Vaters in der Vergangenheit.

„Das Fenster faltete sich auf, als der Wind sich mühselig in das Innere zwängte.“

Verdrängtes kehrt langsam zurück.

„Keiner fragte nach der Tochter des Kochs, niemand wußte von ihr.
Plötzlich nahm er seine weiße Mütze ab, streifte sich den Schweiß von der Stirn und roch an seinen Achseln.
Beißend floß ihm das Salz in die Atemwege und verschluckten seine Angst vor dem, was draußen auf Ihn wartete.“

Er versucht sich durch diese tatsächliche, banale Handlung (riechen an Achseln) in die Wirklichkeit zurückzuholen, in seine einfache Welt.

Er fragte sich nun ebenfalls nicht, ob seine Tochter jemals lebte oder ob es vielleicht doch ein Sohn war,
welcher ihm aus dem damaligen Hinterzimmer gestohlen wurde. Für ihn war es wie ein Schnitt ins Gesicht.

Er wünschte sich einen Sohn, bekam aber eine Tochter, welche er dafür unbewusst bestrafte.
Seine Tochter, welche der Koch öfters vergewaltigt als auch geschlagen hatte, haute von Zuhause mit ihrem Freund ab.

„Plastik begann sich aus einer der Wände zu quälen, tropfte heiß auf den Fußboden.
Fallende Büsche, getriebenes Gras, Haut zog sich von seinen Lidern und er begann zu träumen.“

Direktes Eindringen der verdrängten Szenen in sein Bewusstsein.

„Das traurige Kind, die Tochter, geraubt und geschändet, stand zitternd an der Tür und zuckte.
Der Schwall von heißen Plastik ergoß sich über ihren jungen Körper. Brandblasen platzen auf und harmonisierten mit ihren zarten Schreien. Die weiße Mütze viel zu Boden, ein Hund nahm sie auf und trug sie zu ihren Füßen.
Die Tür schlug zu, es wurde still.“

Ihm wird das erstemal wirklich BEWUSST was er ihr angetan hat. Sie floh und erlitt bei der Flucht einen Unfall,
wofür er sich ebenfalls die Schuld nun gibt.
Immer noch steckt auch hier seine bizarre Neigung in diesen Bildern.(zarte Schreie).
Er sieht nun wie er dies damals alles verdrängte und somit Äusserlich von den kommenden / vergangenen Geschehnissen völlig unberührt blieb.


„Faulig und stinkend richtete sich der Ausgeborene vor der kleinen Hütte auf.
Er bemerkte nicht, dass es still in ihr geworden ist. Zu abgelenkt war wer von den Gestalten auf der Straße, welche sich auf ihren Stümpfen über jene zu bewegen versuchten,
doch keiner erreichte die andere Seite.“

Seit dieser Zeit wurde er von einer dunklen Vorahnung begeleitet, die Vorahnung der Erkenntnis seiner selbst, welche ihn nun endlich trifft.

„Jede wurde von einem Fahrzeug erfaßt, getrieben vom Flaschenhals einer traurigen Hand.
Die weiße Linie, verkommen zur gelben Trennlinie zwischen den Pochenden und den Leblosen, wirkte wie ein mit Eiter getränkter Stützstrumpf und sprach mit singender Stimme zum Asphalt und dessen Narben, zu den toten Ohren seiner Verehrer.“

Er ertrank dieses Gefühl in Alkohol und anderen Ablenkungen, da er mit seiner Neigung nie zurecht kam
und seitdem sie ihn verlassen hatte wehrte er sich gegen die Wahrheit, dass dies tatsächlich in ihm steckte.
Was er damals verehrte, wird abgetötet.

„Bleiches Blech prallte auf die abgeschabten Muskeln, trennten sie und schleifte sie auf rissigen Stein.
Der Kiefer knackte, die Sonnenbrille eines nackten Mädchens zersprang, Glas trieb sich in ihre Iris. Ihre Haut spannte sich, sie lag auf dem Rücksitz und spuckte auf den Fahrer. Seine Sicht schwand, er öffnete das Fenster.
Getriebene Tiere bissen sich in seine Wange, Tannennadeln rauschten durch die Luft, das Gebläse des Autos hauchte mit unbändiger Hitze auf die Ledersitze, das Mädchen presste sich in die Autoritze, leckte Krümel aus dem Stoff und trieb sich die Brillensplitter tiefer in die blutenden Augen.
Der Reifen brannte. Dann platzte er und das Auto begann zu schlingern.“

Es stellt sich ihm der Unfall plötzlich dar. Für ihn war die Vorstellung, dass seine Tochter mit einem jungen Mann nun „unanständige“ Dinge vollführt fast ebenso schrecklich wie der tödliche Unfall,
bei dem sowohl sie, als auch ihr Freund umkam. Beide Ängste / Bilder verschmelzen hier zu einem Bild.

„Die Zahl „0“ war die Zahl am Anfang des Buches,
die Seiten flatterten aus dem Seitenfenster, bedeckten die Straße und die blutigen Körper. „

Die erste Seite – Zeichen für den Angang, bevor er sich an ihr verging, wurde damals zum glücklichen Trugbild
und hat alle schlimmen Erinnerungen zugedeckt. Nun sieht er es deutlich, was damals nur unbewusst für ihn war.

„Die Buchstaben verschwammen, das Mädchen kauerte sich zusammen, es erstickte, Schaum floß ihr aus der Nase.“

Bisher übernahm er keinerlei Schuld an ihrem Tod. Er schob es auf ihren jungen Freund, auf die Tatsache dass sie davonlief. Zum erstenmal erkennt er die eigene Schuld daran, sieht sie förmlich, fühlt sie und akzeptiert sie.

„Im Haus wurde es lauter.“

Beginn der wirklichen Erkenntnis und der kommenden Verarbeitung des Traumas und mit sich selbst.

Ich habe hier bewusst darauf verzichtet irgenteine Anleitung zur Interpretation zu geben, da man aus dieser Geschichte durchaus auch etwas anders, eigenes sehen könnte. Es verhält sich wie bei einem abstraktem Gemälde. Somit ist die hier beschriebene Deutung des Textes für mich nicht unbedingt wichtig.

 

ja... ich fand die story gut.
zu anfang wusste ich nicht wi ich sie interpretieren sollte habe aba dann deine interpretation als autor gelesen und konnte schon mehr damitanfangen.
ohne viel nachzudenken hatte ich sie vom ersten eindruck anders interpretiert. und mit viel nachdenken wahrscheinlich auch.
wie gesagt abstraktes gemälde. sher passend gewählt.
mir gefählt diese ausdrucksweise. is ma was anderes. gegensätze wie zarte schreie.
mfg
dave

 

@de-dave,
auch in Kritiken und Kommentaren soll einigermaßen korrekte Rechtschreibung angewendet werden. Dein Posting sieht sich ein bisschen so aus, als sei Deine Tastatur kaputt ... ;)

 

ok ich gebe dir recht.
aber dass is des erste mal dass mich jmd darauf anspricht. :Pfeif:
ich glaube eine antwort ist nicht nötig weil des nicht dem sinn entspricht seine meinung zur geschichte zu äusern.
mfg
dave

 

@dave: Es ist offensichtlich, dass Du Deine Postings sehr eilig schreibst (z.B. "jmd" statt "jemand"). Überleg mal, wie es auf den Autor wirkt, wenn ein Kommentator sich nicht mal die Zeit nimmt, vollständige Wörter zu schreiben. Dann kann ihm weder die Geschichte noch sein eigenes Posting besonders wichtig sein, könnte man schlussfolgern. Manchen mag das freilich egal sein ...

In Internet-Foren ist diese Chat/SMS-Kurzsprache ja längst alltäglich (vielleicht, weil kaum jemand mit 10 Fingern tippen kann, damit ist man nämlich schnell genug und es gibt keinen Anlass, auf Großbuchstaben oder die Vokale von "jemand" zu verzichten). Aber das hier ist ein Literaturforum, das deswegen viel Wert auf korrekte Sprache legt - und eben nicht nur in den Geschichten. Ist übrigens auch eine Frage des äußeren Erscheinungsbildes.

Aber jetzt genug Offtopic-Wort zum Sonntag, zurück zur Geschichte :teach:

 

Dem letzten Satz kann ich nur zustimmen.
"jmd" habe ich in der 2. Anwort verwendet die einen großen Zeitaufwand wirklich nicht wert war, da ich diese Auseinandersetzung sinnlos halte. :confused: Ich bitte dich auch mal deine Meinung zur Geschichte zu schreiben anstatt auf meiner Sprache rumzuhacken( ich bin nicht der Autor).
Mit freundlichen Grüßen
Dave

 

@de-dave:
Danke für deine Meinung zur Geschichte,
mich würde wirklich interesieren wie du sie interpretiert hast (egal ob kurz oder lang nachgedacht) ;)

P.S. mich stören solche Hektikfehler nicht, da ich diese Zeitnot nur zu gut kenne. ;)

 

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