Was ist neu

Gemein zu Dir

Seniors
Beitritt
31.10.2003
Beiträge
1.543
Zuletzt bearbeitet:

Gemein zu Dir

Ich war wieder gemein zu Dir.
Und jetzt sitze ich auf unserem alten Sofa und weiß es. Ich merke es nicht, wenn ich es bin. Es ist beinahe normal. Und es ist umso schrecklicher, wenn ich es weiß.
Es dauert immer eine gewisse Zeit. Es dauert, bis sich die inneren Wogen beruhigen. Ich werde nie laut, wenn ich gemein zu Dir bin; niemals. Und das ist vielleicht sogar das Gemeine daran.
Ich sehe Dich, wie Du da vor mir sitzt; wie Du versuchst, dich zu rechtfertigen; klein und niedlich sitzt Du da, und Du schaust mich mit Deinen tollen Augen an. Mit diesen Augen, die ich so liebe.
Aber nicht in jenem Moment, wenn ich gemein zu Dir bin.
Ich stehe über Dir, und nicht nur meine erhobene Position, auch meine Worte sind erhaben; sie können schmerzen. Ich will, dass sie schmerzen. Sie sind Dir haushoch überlegen, wenn Du versuchst, dagegen anzugehen. Du mit Deiner zarten Stimme; Du mit Deinen anmutigen Augen, die ich doch so liebe.
Ich weiß nicht, warum ich gemein zu Dir bin; ich weiß, dass Du mir immer irgendeinen Grund dafür gibst. Einen lapidaren Grund; einen lächerlichen Grund, um mich Dir überlegen zu fühlen.
Warum tue ich das? Ist es meine männliche Eitelkeit? Akzeptiere ich Dich nicht so wie Du bist?
Wenn ich gemein zu Dir bin, akzeptiere ich nicht einmal Dein Dasein.
Merke ich eigentlich, dass ich gemein zu Dir bin? Nein! Nicht in dem Moment.
Manchmal sehe ich Deine Tränen. Es gibt mir kein Glücksgefühl; ich will nicht, dass Du weinst. Ich hasse Dich dafür. Und weil ich Dich dafür hasse, werde ich Dich auch nicht trösten. Denn ich stehe über Dir.
Du weinst leise, während Du versuchst, meinen herablassenden Worten die Schärfe zu nehmen; doch so was lasse ich nicht zu. Ich bin Dir überlegen. Ich bin ein Mann.
Lächerlich! Einfach nur lächerlich. Sollte ich stolz darauf sein? Ein Mann ohne Gefühle zu sein?
Aber ich habe Gefühle; ganz große sogar. Immer, nachdem ich gemein zu Dir war.
Irgendwann gibt Deine kleine Stimme immer auf. Du brichst das Gespräch – mein Gespräch – ab. Du merkst, dass Du keine Chance hast. Nicht gegen meine peinigende Ironie, nicht gegen meinen schmerzenden Sarkasmus. Oh ja, ich weiß ihn einzusetzen. Aber Du gibst auf!
Gehst einfach. Verlässt den Raum.
Meistens sagst Du: „Gute Nacht!“ Du sagst es lieb, und Deine Augen, die ich so liebe, lächeln mich zwischen winzigen Tränen hindurch an.
Ich blicke demonstrativ – erhaben – zur Seite, denn ich weiß, dass ich Dich damit noch ein letztes Mal treffe; tief ins Herz. Ein harter Stich ins Herz, hervorgerufen durch meine Arroganz, bevor Du schlafen gehst.
Und Du schläfst immer ein. Ich könnte das nicht. Manchmal höre ich ein Schluchzen, aber wenn ich irgendwann nach Dir sehe, ist Dein Atem tief und gleichmäßig. Du bist eingeschlafen und träumst von einer schöneren Welt.
Vielleicht sogar von einer Welt ohne mich. Aber das glaube ich einfach nicht, denn Du erzählst mir doch immer, wie sehr Du mich liebst.
Und ich denke genau an diese Worte, eine kurze Zeit später, nachdem ich gemein zu Dir war. Nachdem sich diese Wogen der Arroganz gelegt haben; nachdem dieses schleichende, zuschnappende Tier in mir, sich zurück gezogen hat. Weit zurück in die hinterste Ecke seines erbärmlichen Daseins.
Ich möchte Dich dann in den Arm nehmen. Ich möchte Dich halten; ganz fest und für immer.
Ich möchte weinen in Deinen Armen; möchte Deinen süßen Duft tief in mich hineinsaugen; ihn festhalten und für immer mit ihm verschmolzen sein.
Ich möchte Dich küssen, ganz sanft nur. Und ich möchte über Dein Haar streicheln. Ich möchte zusammen mit Dir einschlafen. Ohne Tränen, ohne Schluchzen. Und wenn doch, dann nur der Freude – des unendlichen Glückes – wegen.
Ich möchte Dir sagen wie leid es mir tut und wie glücklich ich mit Dir bin; und ich möchte in Deine strahlenden Augen schauen, die mich in diesem Moment verstehen und mir glauben.
Ich weiß, dass ich Dich unendlich liebe – immer! – und ich weiß, dass ich bald wieder gemein zu Dir sein werde ...

 

Hi Salem,

ohweia, eine so tragisch, schöne, traurige, verhängnisvolle Geschichte.

Denn, dein Prot wird seine kleine Süße irgendwann verlieren.
Diese seelische Grausamkeit, hält auf die Dauer kein Mensch aus.
Himmel und Hölle, Zuckerbrot und Peitsche. (keine Chance)

Obwohl mir dein Prot unendlich Leid tut :crying:, denn er führt sich selber Qualen zu.Ihm ist klar, dass er sich nicht ändern wird/kann.

Er ist der Mann, er hat die Macht.
Das macht mich dann allerdings wütend. Überhaupt, dein Prot löst zwiespältige Gefühle in mir aus. Einmal, armer Kerl und dann Arsch...

Ja, eigentlich wünsche ich ihm eine erfolgreiche Therapie.
Oder seiner Frau, dass sie einen liebevollen Anderen kennenlernt.

Wie immer, eine tolle Geschichte von dir. :)

glg, coleratio

 

Hi coleratio,

vielen Dank, dass Du zu diesem doch sehr kurzen ´Werk´ Deine Eindrücke geschrieben hast.
ich persönlich habe immer ein wenig Angst vor solch kurzen Geschichten, weil ich nicht weiß, ob sie das rüberbringen, was ich eigentlich sagen wollte.
Aber Du hast den Konflikt des Prot sehr schön erkannt. (Sollte eigentlich erst in der Rubrik Horror erscheinen; allerdings mit anderem Ende) :Pfeif:
Aber während des Schreibens bin ich dann umgeschwungen; irgendwie war mir mehr nach Gefühl.

Danke noch mal für Dein posting.

Lieben Gruß! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Salem,

"Gemein zu Dir" hat mich richtig schön wütend gemacht, und was will autor mehr? Aber nicht auf den Ich-Erzähler, oh nein! Wütend auf dieses watteweiche, fadenscheinige, sich in ihrer Hilflosigkeit und Harmoniesucht suhlende weibliche Etwas. Sie ist genauso gemein, indem sie nicht endlich Contra gibt, sich wehrt, sondern faul und verzagt in ihrer Schwächlichkeit verharrt und daraus auch noch den Sieg der moralischen Überlegenheit zieht. Du hast den Typus dieses matres dolorosae verdammt gut eingefangen.

Darum bezweifle ich, was Coleratio meint, dass die "Süße" (oh ja, kariesverursachend süß!) den Prot so bald verlassen wird. Sie zieht ja einen pervertierten Gewinn aus der Situation, denn alle bedauern sie und sein schlechtes Gewissen gibt ihr ein ungeheures Druckmittel. Diese Erpressbarkeit wiederum macht ihn wütend und führt zur nächsten Gemeinheit. Solche Teufelskreise können lebenslang dauern. Du hast eine treffende Skizze einer solchen emotionalen Verknäuelung geliefert.

LG, Chica
... die immer kämpft bis zum letzten Blutstropfen - Venceremos! ;-)

Ach ja, noch was, mein alter Kritikpunkt: Ich hätte auch diese Geschichte in einer anderen Sparte veröffentlicht.

 

Tolle Geschichte!!!

Hi Salem!

ich kenne dieses Gefühl, dass du in deiner Geschichte beschreibst, selbst nicht, finde aber beide Handlungsweisen der Personen verständlich... natürlich müsste Sie sich wehren, um in einer besseren Position dazustehen, aber das ist auch nicht immer so einfach im Leben... alles in allem finde ich die Geschichte sehr gut nachvollziehbar geschrieben...

LG, rolligirl

 

Hallo Sue, hallo chica, hallo rolligirl,

Euch allen vielen Dank für das Kommentieren meiner Geschichte.

@Sue

Deshalb möchte ich deinen glaubwürdigen Text loben, der in mir aber irgendwie doch zwiespältige Erinnerungen weckt...
Das tut mir leid. :( Wollte keine ´alten´ Wunden öffnen. Aber irgendwie bin ich doch überrascht, welche Gefühle dieser Text wecken kann.

@chica

Wütend auf dieses watteweiche, fadenscheinige, sich in ihrer Hilflosigkeit und Harmoniesucht suhlende weibliche Etwas. Sie ist genauso gemein, indem sie nicht endlich Contra gibt, sich wehrt, sondern faul und verzagt in ihrer Schwächlichkeit verharrt und daraus auch noch den Sieg der moralischen Überlegenheit zieht.
Mein Ziel war es eigentlich nicht, die Hilflosigkeit des weibl. Prot zu zeigen, sonderns eher die des Männlichen. Ich habe ein Paar beobachtet; sie macht bei mir den Führerschein, er fährt mit und übersetzt (und das, obwohl sie relativ gut deutsch spricht und versteht) Er ist stellenweise sehr agressiv zu ihr, obwohl ich denke, dass er sie sehr liebt. Sie ist absolut lieb zu ihm, auch wenn er sie anfährt. Sie wird ihm niemals kontra geben, da bin ich mir sicher.
Und ich glaube nicht, dass sie damit irgendeine moralische Überlegenheit demonstrieren will. Sie kennt es nicht anders; sie liebt ihn; er ist halt so. Traurig aber wahr.
Ach ja, noch was, mein alter Kritikpunkt: Ich hätte auch diese Geschichte in einer anderen Sparte veröffentlicht.
Echt? Ich war mir absolut sicher, dass sie hier wirklich hingehört ... :hmm:

@rolligirl

natürlich müsste Sie sich wehren, um in einer besseren Position dazustehen, aber das ist auch nicht immer so einfach im Leben...
Damit gebe ich Dir vollkommen recht. Ich denke, es gibt wirklich Typen, die sich in solchen Situationen nicht wehren können; vielleicht gar nicht wehren wollen.

Faszinierend, dass von Euch gar nicht so sehr der männl. Prot berücksichtigt wurde. Wie oben bereits gesagt, sollte eigentlich mehr sein Konflikt herüberkommen.
Ich freue mich aber, dass es Euch gefallen hat (zumindest Gefühle geweckt wurden). Womit wir eigentlich wieder beim Thema wären, chica.
Romantik hat etwas mit Gefühl zu tun (wem erzähl ich das?!) und von daher bin ich der Meinung, der Text ist hier richtig plaziert. Aber vielleicht habe ich ja auch nur die falschen Vorstellungen von dieser Rubrik ... :confused:

Ganz, ganz lieben Gruß, Euch Dreien! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Salem, das Paar, auf das du dich beziehst, entstammt offenbar einem anderen Sprach- und eventuell auch Kulturraum, in dem andere Regeln des Umgangs von Mann und Frau miteinander gelten bzw. die beiden Geschlechter unterschiedliche Freiheiten genießen. Davon war ich in meinem Kommentar nicht ausgegangen.

Romantik hat etwas mit Gefühl zu tun (wem erzähl ich das?!) und von daher bin ich der Meinung, der Text ist hier richtig plaziert.
Nicht jede gefühlsgetränkte Geschichte ist romantisch. Nach meiner Auffassung ist eine Geschichte dann romantisch/erotisch, wenn darin Gefühle von Liebe, Hassliebe, Verliebtheit, Hingezogensein, Eifersucht und daraus resultierender Verlustangst vorkommen. Natürlich ist dein Plot emotional sehr intensiv, aber der emotionale Konflikt geht primär um Dominanz und Unterordnung.

Aber klar rezipiert jeder Leser die Geschichte anders. Und außerdem ist es gar nicht so wichtig, wo die Geschichte steht. Fantasy ist es auf alle Fälle nicht. ;-)

LG, Chica

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Chica nochmal,

sorry, hoffe Du hast mich da nicht missverstanden. War mir schon klar, dass sich Deine Aussage auf unsere Kultur bezieht. Meine Geschichte ja auch. Das von mir gemeinte Paar war für mich auch nur der Anstoß, diese Geschichte zu schreiben.
Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es solche ´Konflikte´ auch hier gibt.
Klar verstehe ich Deine Wut darüber, dass sich die Frau nicht zur Wehr setzt. Aber ich denke auch, dass jeder Mensch anders ist. Es gibt mit Sicherheit Personen, die sich nicht wehren können; oder die sich nicht wehren wollen.

Und diese Situation wollte ich darstellen. Meine Intention war wirklich, den Konflikt des ´Verursachers´ hervorzuheben. Ich denke, nicht jeder (hier) Mann ´quält´ mit purer Bösheit. (Schlagende Kerle mal völlig außen vor).
Mein Prot nutzt eine gewisse Hilflosigkeit seiner Partnerin aus. Vielleicht hat er ja wirklich einen Grund für seine Gemeinheiten; vielleicht kann er sich anders gar nicht einem Konflikt stellen. Das habe ich bewußt offen gelassen.

Ich will hier zeigen, dass gerade solche Menschen, bei denen es vielleicht nach außen hin gar nicht so scheint, sich durchaus einem inneren Konflikt stellen.
Die Passivität des Gegenpols war hier von mir vorgegeben; um eben diesen inneren Zwiespalt offen zu legen.

Lieben Gruß! Salem

 

Hi Jo,

sorry, aber habe tatsächlich erst jetzt Dein statement gelesen. Ist mir irgendwie durchgegangen.

Mir tat nicht nur die Frau leid, sondern auch (und gerade?) der Mann, da er in seiner eigenen Ohnmacht gefangen ist.
Genau das wollte ich hier herausstellen.
Es ist schon faszinierend, welche unterschiedlichen Interpretationen aus dieser Geschichte hervorgehen. Männer sehen (lesen) anders als Frauen; für mich war der weibliche Aspekt hier untergeordnet. Der Konflikt des Mannes sollte herauskommen.
Deshalb freue ich mich, dass gerade dieser Aspekt für Dich deutlich geworden ist.

Danke für Dein posting!

Lieben Gruß! Salem

 

hi hallöchen wiedermal Salem!

Ich merke es nicht, wenn ich es bin. Es ist beinahe normal. Und es ist umso schrecklicher, wenn ich es weiß.
hört sich wundervoll an. :)

Manchmal sehe ich Deine Tränen. Es gibt mir kein Glücksgefühl; ich will nicht, dass Du weinst. Ich hasse Dich dafür. Und weil ich Dich dafür hasse, werde ich Dich auch nicht trösten.
Toll geschrieben.

so was lasse ich nicht zu.
so etwas klingt schöner.

bist eingeschlafen und träumst von einer schöneren Welt.
Vielleicht sogar von einer Welt ohne mich.
:crying:

Ich möchte Dich küssen, ganz sanft nur.
toll

wiedermal eine super story von dir, wie immer. :D

bin begeistert

cu Tama

p.s.: soooo traurig..... :crying:

 

Hi Tama,

das war ja ein süße Kritik :shy:

Danke, dass Du so viele Stellen rausgesucht hast, die Dir gefallen haben.

p.s.: soooo traurig.....
Oh Gott, wie kann ich das nur wieder gut machen??? :(

Werde mal versuchen eine schöne Geschichte zu schreiben (meine so mit Glück und Happyend). Im Moment arbeite ich aber an einer story für H/G :D
Da kann ich mich noch mal ein wenig auslassen ...

Dank Dir auf jeden Fall für Deinen wirklich netten Kommentar. Jetzt kann ich beruhigt einschlafen :)

Ganz lieben Gruß! Salem

 

Hallo Salem,

ich bin nicht sicher, ob diese Geschichte in der Rubrik richtig gewählt ist. Romantisch mag die Liebe sein, mit der deine Protagonisten an sich fest halten. Romantisch mögen auch die Wünsche sein, die dein Prot äußert, bevor er abschließend bemerkt, dass er wieder gemein zu ihr sein wird,
Keineswegs ist es aber romatisch, sich in den eigenen Deifiziten gegenseitig so zu stärken, dass man sich sein Leben darin einrichtet.

Das scheint bei deinen Protagonisten für mich der Fall zu sein.
Und das ist einer der vielen Punkte, der diesen Text für mich zur Geschichte macht. Er besitzt Relevanz. Das war wir alle in dieser Geschichte kennen, sind eben nciht nur die privaten Gefühle, die ganz allein den Protagonisten gehören, sondern es sind vor allem uns "unverständlich erscheinden Partnerschaften" in unserem Umfeld, deren (mögliche) Funktionsweise du beschreibst.

Der Mann ist so hilflos, dass er diese Schwäche kompensiert. "Ich-Schwäche" wird nicht nur bei "wortgewalttätigen" Männern, sondern auch bei körperlich gewalttätigen Männern häufig als Grund für die "Ausfälle" gesehen.
Allerdings hatte ich in der Kostellation deines Paares auch ein bisschen das Gefühl, der Mann macht sich etwas vor. Denn wenn die Frau lächelnden Auges geht, dann muss das nicht verletzte Schwäche sein, dann kann dieses Lächeln auch in dem Wissen um seine Schwäche liegen. Sie sagt nichts, sie bleibt ruhig, sie erträgt, bis sie lächelnd geht. Sie nimmt deinen Prot nicht ernst, jedenfalls nicht in dieser Situation. Jemanden einfach stehen lassen, während er seine Spitzen ablässt, erfordert Stärke.
Warum sie ihn nicht für immer verlässt, kann also tatsächlich mit Liebe zu tun haben. Es kann aber auch sein, dass das Bekannte immer sicherer ist, als das Unbekannte.

Ein zweiter Punkt, der diesen Text für mich zur Geschichte macht ist, dass er eine innere und eine äußere Handlung hat. Es bewegt sich etwas. Selbst die Gedanken deines Prot sind in Bewegung. Er zwerfleicht nciht nicht nur selbst, sondern als Leser habe ich das Gefühl, dass er zu den Gedanken am Schluss ohne den Beginn nicht fähig wäre. Auch bleibt er mit seine Gedanken bei sich. Er schimpft nicht blind auf die Frau, er reflektiert. Dadurch die Bewegung.
Bei den Geschcihten, die ich als "Nichtgeschichte" angreife, ist genau das nicht der Fall. Da wird nicht reflektiert, nicht mal resümiert, da gibt es nur gedankliche Vorwürfe und Spekulationen über die Gedanken/Gefühle des Unbeteiligten. Dadurch kann es dort auch nicht zu Bewegung kommen.
Die Texte stagnieren, deine Geschichte aber ist im Fluss. Sie hat mir gefallen.

Anfangs wolte ich manchmal in die Sprache eingreifen, Ntizen diesebzüglich habe ich aber alle wieder verworfen, denn die zwishcenzeitliche Unbeholfenheit der Sprache passt gut zu der deines Prot.

Lieben Gruß, sim

 

Hi sim,

jaja, die ewige Frage, ob ich meine Geschichten in der richtigen Rubrik poste...
Aber ich bin ja immer der Meinung, dass Romantik nicht nur immer in positiver Form dargestellt werden muss. Aber du hast Recht, sie würde auch in "Altag" passen.

Allerdings hatte ich in der Kostellation deines Paares auch ein bisschen das Gefühl, der Mann macht sich etwas vor. Denn wenn die Frau lächelnden Auges geht, dann muss das nicht verletzte Schwäche sein, dann kann dieses Lächeln auch in dem Wissen um seine Schwäche liegen. Sie sagt nichts, sie bleibt ruhig, sie erträgt, bis sie lächelnd geht. Sie nimmt deinen Prot nicht ernst, jedenfalls nicht in dieser Situation. Jemanden einfach stehen lassen, während er seine Spitzen ablässt, erfordert Stärke.
Kompliment. Du bist bisher der Einzige, der die Stärke der Frau erkennt. Habe sie bewusst versteckt. Sie sollte aber durch das Lächeln und das sofortige Einschlafen kenntlich gemacht werden. Wer sich über den Partner in irgendeiner Weise ärgert, kann eigentlich nicht einschlafen (zumindest nicht sofort).
Der eigentlich schwache Part ist hier der Mann. Er kann keine Gefühle zeigen; sucht nach Ausflüchten ("du gibst mir immer irgendeinen Grund"), um seine vermeindliche Stärke zu demonstrieren.
Er erkennt eigentlich nicht, dass er in dieser Beziehung der schwache Part ist. Die versteckte Stärke der Frau assoziiert er als Unterwürfigkeit.
Die Frau besitzt die eigentliche Macht. Sie kann an passender Stelle weinen, sie verlässt die "Diskussionsrunde", wenn es ihr beliebt. Sie schläft ein, weil sie weiß, dass ihr Mann nach einer Gewissen Zeit wieder lieb zu ihr ist. Vielleicht weiß sie sogar von den innerlichen Vorwürfe, die er sich macht. Deshalb lässt sie ihn allein; allein mit seinen Gedanken, mit seiner Gram. Die perfekte Waffe einer Frau.

Warum bleibt sie dann bei ihm? Nun, ich denke, der Ansatz der Bequemlichkeit ist durchaus gegeben. Das sollte hier allerdings nicht herausgearbeitet werden.

Intention für die Wahl der "einfachen" Sprache war, dass es sich hier um eine schnelle Folge von Gedanken handeln sollte. Ich denke, wenn über eine bestimmte Sache nachgedacht wird, bedarf es keiner ausgefeilten Satzbildungen. Sollte natürlich noch angenehm zu lesen sein.

Danke für das Kompliment, dass du in dieser Geschichte eine Geschichte siehst. Und danke für deine Mühe.

Lieben Gruß! Salem

 

Hallo Salem!
ich finde deine Geschichte schon traurig...aber nicht in erster Linie.
Und die Kritiken teilweise seltsam..."sie sollte sich wehren"...
Ja, vielleicht ist es nach dem üblichen "Rechtempfinden" so, dass sie sich wehren müsste...
Aber irgendwie finde ich auch, dass du einen ganzen bestimmten Punkt sehr ausdrucksstark getroffen hast : eine gewisse "Todessehnsucht" in einem.
Etwas, das tief im Innern, eine "Sehnsucht" nach Leiden weckt.
Vielleicht liebt ihn die Frau gerade deshalb so sehr, weil er eben diese "Sehnsucht" in ihr stillt?
Eine "Sehnsucht", die sich rational nicht erklären, nicht begründen läßt und dennoch da ist.
Menschen tun manchmal die seltsamtesten Dinge, um empfinden zu können.
Um Gefühle empfinden zu können.
Ich denke nicht, dass es etwas mit dem Kulturkreis zu tun hat, aus dem man kommt.
Solche "fatalen", zerstörerischen Beziehungen dürfte es in jedem Kulturkreis geben.
Alles in allem : sehr einfühlsam, sehr schön geschrieben und die Rubrik ist meiner Meinung nach auch genau richtig für dieses Thema.
Nata

 

die Rubrik ist meiner Meinung nach auch genau richtig für dieses Thema.
Na endlich mal jemand, der mir in diesem Punkt zustimmt. Danke.

Hallo Nata, erstmal,

freue mich, dass dich die Thematik angesprochen hat. Den Aspekt der "Todessehnsucht" habe ich allerdings noch nicht gesehen. Ich denke aber, dass das durchaus möglich ist. Interessante Sichtweise.

Ich muss feststellen, dass dieses eine meiner Geschichten ist, die die unterschiedlichsten Interpretationen und Ansichten hervorgerufen hat. Sei es positives oder negatives Empfinden zu den jeweiligen Charakteren. Macht mich richtig stolz, so viele verschiedene Gefühle geweckt zu haben. Womit wir wieder beim Thema der Rubrikenwahl wären... ;)

Vielen Dank für deinen Kommentar.

Lieben Gruß! Salem

 

Hi Salem,

Also ich fande deine Geschichte toll. War fast enttäuscht, dass sie nicht länger war. Aber den Schlusssatz finde ich fast am besten:


"Ich weiß, dass ich Dich unendlich liebe – immer! – und ich weiß, dass ich bald wieder gemein zu Dir sein werde ...!


schööön...

Liebe Grüße, Schwarze Katze

 

Hi Schwarze Katze,

zunächst mal herzlich willkommen. Freue mich, dass du meine Geschichte gelesen hast und dass sie dir gefallen hat.

Ich denke, viel länger hätte sie gar nicht sein dürfen, dann wäre sie mit Sicherheit ins Geschwafel abgestürzt. Aber ich weiß, was du gemeint hast. Danke dir auf jeden Fall für den netten Kommentar.

Lieben Gruß! Salem

P.S. Falls du was längeres von mir lesen möchtest, musst du nur in eine andere Rubrik wechseln (Horror/Grusel). ;)

 

Hi Salem!
Wenn ich es so sehe, wie du es beschrieben hast und es vergleichbar ist, dann weiß ich, warum "er" mich immer so behandelt hat.
Man liest sich!

Liebe Grüße
Corridor

 

Ups, durchgegangen ...
Sorry, Corridor. Ich entnehme deinem Kom, dass du den Text auf dich beziehen konntest. Hoffe, es war jetzt nicht zuu negativ.

Dank dir fürs Lesen ;)

Gruß! Salem

 

Hallo salem,

schön,dass diese Geschichte wieder hochgespült wurde, denn sonst wäre ich vermutlich nicht in ihren Genuss gekommen.
Die Gedanken und gefühle deines Protagonisten sind zum Greifen nahe. Das liegt zum einen an der einfachen Sprache. DIe hat mich ganz zu Beginn kurz irritiert, da sie mir beinahe zu einfach daher kam, doch mit jedem Satz mehr, erschien es mir einfach richtig. Nicht geschwollen oder ausgedichtet, sondern ähnlich gestrickt wie das im Prinzip simple Muster, in dem sich dein Prot gefangen sieht. Die Dinge sehen und beurteilen und doch nicht dagegen vorgehen können.
Zum anderen konnte ich mich auch aus eigener Erfahrung in deinen Prot hinein versetzen. Ich finde es sehr gelungen, dass du hier lediglich mit dem Begriff gemein arbeitest und nicht ausschmückst, was alles darunter fällt. So habe ich dies für mich auf eine Ebene bezogen, in der ich mich sehr wohl wieder gefunden habe (obwohl ich der dich der festen Überzeugug bin,niemanden zu misshandeln). Das schon erwähnte Prinzip Wissen vs nicht danach handeln können.
Stark, nahe gehend.

grüßlichst
weltenläufer

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom