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Könnte sein, dass sich hier auch unterschiedliche Begriffe von Authentizität und Glaubwürdigkeit versammeln.
@feurig du meinst ja (Beleg wäre für mich hilfreich, weil ich nicht genau weiß, welche Stelle du meinst), hier in der Diskussion gebe es einen Begriff von Authentizität, der ungefähr so aussieht: Authentizität=so passiert, also in dem Sinne 'wahr' (an dieser Definition, hast du aber Zweifel) – ich bin mir nicht sicher, glaube aber, dass du da eine andere Bedeutung an den Begriff 'Wahrheit' ansetzt als es an anderen Stellen in der Diskussion der Fall ist (z. B. in meinem Anschreiben an Peeperkorn). Da ist mit 'wahr' nicht 'so geschehen' gemeint, sondern die Bedingungen, unter denen etwas als 'wahr' oder auch 'richtig' angesehen wird.
Meine Position dazu wäre deshalb (vielleicht teilst du die ja sogar): Authentizität=das, was als wahr empfunden wird
(*ich finde den Begriff wegen seiner Nähe zum Begriff der 'Authorität' und damit dem Begriff des 'Autors' etwas irritierend; aber nicht schlecht, sondern eigentlich richtig)
MRG schrieb ja das hier:
darauf du:Allerdings ist es eben nur eine gute Grundvoraussetzung und selbst wenn ich es alles erlebt habe, kann es passieren, dass ich es sprachlich nicht auf den Punkt bringen kann, weil das Handwerk fehlt?
Oder deine Emotionen in der Situation sind nicht die gewesen, die du in deinem Text rüberbringen willst oder die der Leser nicht mit der Situation verbindet. Im ersteren Fall würde ich vermuten, dass die eigene Erfahrung sogar hinderlich sein könnte, da du ausgehend von einer erlebten Situation andere Gefühle heraufbeschwören müsstest.
Zu dir @MRG – ich glaube, wir haben da denselben Begriff. Das sehe ich genauso und habe das ja auch weiter oben so formuliert und als zweiten Punkt neben dem Handwerk das Problem, dass es passieren kann, dass die emotionale Erkenntnis, die du gemacht hast, irrelevant oder platt ist für Leser, weil sie deine Wahrnehmung der Dinge einfach nicht teilen können oder wollen. Überspitztes Beispiel: Du hast in den letzten Jahren erlebt, dass man durch schwierige Lebenssituationen letztlich dadurch kommt, dass die reichen Eltern einen unterstützen. Was sollen damit Leute anfangen, die nicht in dieser Weise privilegiert sind? – das soll nur veranschaulichen, dass auch Selbstdurchlebtes immer einen Relevanzbereich hat (in Ergänzung zur Frage nach dem Handwerk; dass dir bei einer völlig 'irrelevanten' Story nur weiterhelfen wird, wenn du ein Meister bist; und dich – meiner Vermutung nach – niemals dahin bringt, wo dich große Fragen, große Antworten auf diese und ebenso großes Handwerk hinbringen – leider spreche ich da nicht ganz aus Erfahrung, hauptsächlich aus Wünschen und Träumen

Hey @Maedy – und schön, dass du dich auch einklinkst. Finde bei deinem Ansatz interessant, dass du ihn ja auch handwerklich verortest, wenn ich dich richtig verstehe. Also Dinge erlebt haben nicht im Sinne von Gefühle und Krisen durchlebt haben, sondern im Sinne von Milieustudie oder Expertise.
Wie auch immer. Ich wünsche euch einen schönen Abend!