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Gespräch mit Unbekannt

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19.01.2019
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Gespräch mit Unbekannt

Wie jeden Tag habe ich die Zeitung in der Hand. Normalerweise fliege ich über das Horoskop und das war es. Die Regionalzeitung gibt nicht viel her. Doch heute blättere ich weiter.
Ein ganz normaler Montag, die Mittagspause verbringe ich allein daheim. Auf dem Tisch steht eine Tasse Kakao, das Papier in meinen Händen.
Ich blättere also weiter, viel zu schnell, lese nur die Titel und werfe einen Blick auf die Bilder. Bin fast am Ende angelangt, die letzte “Hoffnung” sind die Todesanzeigen. Ich suche, nach diesen Augen, diesem Lächeln. Und da sehe ich sie. Der gleiche Jahrgang. Der erste Gedanke: Hübsch. Der zweite: zu jung.
“Im Gedenken: deine Eltern, deine Geschwister und dein Freund”, der Freund schnürte mir die Luft ab.
Plötzlich bin ich zurück. Es regnet leise auf den Asphalt. Eine, von Autoscheinwerfern erleuchtete, Straße führt zu einer Brücke über den ruhigen Fluss, der sich durchs ganze Land zieht. Als Filmkulisse romantisch, vielleicht gibt daneben der Hauptdarsteller seinem Date einen letzten Kuss und die letzten Worte, bevor sie rauf in die Wohnung geht: “Gute Nacht!”.
Doch hier, keine Romantik, keine Wärme, keine Liebe. Die Lichter die den verschwimmenden Schein auf die Straße werfen kommen von einem Unfallauto. Es riecht nach Benzin und Öl. Vor ein paar Minuten pure Ruhe, jetzt eine Autohupe und leises Wimmern vor mir.
Ich war auf dem Heimweg, die selbstgebrannte CD spielte zum hundertsten mal den selben Song. Ein ausgelassenes Gefühl von Freiheit, wie immer wenn man allein Auto fährt. Mit den Gedanken schon in der nächsten Woche, das Wochenende neigt sich dem Ende zu.
Da sehe ich es in der Ferne, Warnblinker, mitten auf der Straße. Denke mir nichts dabei, werde langsamer und setze zum Überholen an und da gibt mir das Auto den Blick auf das erleuchtete Motorrad Wrack frei. Leichte Panik. Der erste Unfall den ich sehe und dann bin ich auch noch alleine. Nach 30 Metern parke ich das Auto an die Straßenseite. Ziehe mir die Warnweste an und gehe richtung Unfall. Als erstes erreiche ich den Motorradfahrer, ein Mädchen, es schreit, also noch am Leben. Keine stark blutenden Wunden. Ich gehe zum Autofahrer. Auch alles ok. Eine Frau, um die 40, schätze ich. Ich sage ihr, dass sie sitzen bleiben sollte, ihr ging es gut, nur unter Schock. Der Blick auf die Motorhaube lässt die Wucht des Aufpralls nur erahnen, ich gehe zurück zur Motorradfahrerin.
“Hallo, was ist passiert? Ich muss dich kurz abtasten, ist das in Ordnung?” Die Haut bleich, der Bauch hart und das Becken schmerzt. Das Becken muss ich stabilisieren, der Gürtel muss herhalten, etwas professionelleres habe ich nicht. Der Notruf ist kurz und schmerzlos, der Mann am Ende der Leitung versteht, stellt keine Fragen. Plötzlich steht die Fahrerin hinter mir, zittert und fragt, ob es ihr gut geht. Mehr als sie zurück zum Auto zu schicken kann ich nicht machen.
Ich unterhalte mich mit dem Mädchen, sie wird zunehmend benommener, weint nicht mehr. Kurz überschlage ich Anfahrt und Dauer des Transports ins Krankenhaus, sie wird es schwer haben da durch zu kommen, auch da um diese Uhrzeit kein Hubschrauber mehr fliegt.
Da knie ich also auf der Straße, zupfe immer wieder die Decke des Mädchens zurecht, im Hintergrund das rieseln des Regens und die Stimme der Fahrerin die telefoniert.
“Wer bist du?”, die Frage kommt unerwartet. “Simon und du?”, antworte ich, während ich meinen Kopf über ihren Helm bringe sie fängt an zu schluchzen, keine Antwort. Ich bin überfordert. “Wo wolltest du überhaupt hin?”, versuche ich abzulenken
“Nach Hause, ich war bei meinem Freund. Wir haben gestritten und ich bin zu schnell auf die Gerade. Bei dem Regen bin ich dann ins Schlittern geraten, das Auto hat mich aufgefangen!”, sie versucht zu lachen. Das Gespräch läuft noch einige Zeit so weiter. Doch der Zustand wird immer schlechter, man sieht das Leben aus ihr weichen. Ich vermute starke Blutungen im Bauchbereich und auch im gebrochenen Becken, aber was kann ich schon wissen, kenne es nur aus der Theorie.
“Wenn ich aus dem Krankenhaus komme gehen wir etwas trinken”, scherzte sie mit gebrochener Stimme, “ich suche das Kaffe aus!”. Ich nicke, “Ja gern!”. Auch wenn ich es gewollt hätte, ich kann ihr diese Einladung nicht ausschlagen.
Und da ist es, das Geräusch auf das ich gewartet hatte, Sirenen. Die Einsatzkräfte sind freundlich, lauschen meiner löchrigen Übergabe. Zwei kümmern sich um die Autofahrerin, der Arzt und sein Team widmet sich Julia. Ich verabschiede mich von allen, die Polizei will noch ein paar Infos.
“Bis bald!”, das sind die letzten Worte an mich, bevor ich das Geschehen verlasse. Die letzten Worte die ich an diesem Abend von Julia höre.
Der Weg nach Hause ist nur noch schemenhaft in meinen Erinnerungen. Es ist als hätte mein Hirn erst Montag morgen wieder aufgezeichnet.
Und jetzt sitze ich hier. Sie hat es nicht geschafft.

 

Hallo @laufin

willkommen im Forum. :)

Ich leg mal gleich los. An sich mochte ich einige Stellen in deinem Text und die generelle Idee. Mir gefällt auch das Gespräch am Ende zwischen deinem Protagonisten und der verletzten Frau, es wirkt relativ glaubwürdig, finde ich.

Allerdings braucht dein Text zu allererst mal eine gute Struktur. Absätze, Kommata an den richtigen Stellen, guter Satzbau ... denn so wie er jetzt ist, liest er sich sehr schwer. Vor allem Absätze sind wichtig, schon allein, um den Leser durch die Schwere des Texts nicht zu ermüden.

Jetzt einige inhaltliche Gedanken:

Der Anfang ist sehr unspektakulär. Generell ist das okay, ist ja alles Geschmackssache, aber dein erster Satz ist der allerwichtigste. An ihm entscheidet sich, ob der Leser mehr erfahren möchte, oder einfach wieder aufhört, zu lesen.

Wie jeden Tag habe ich die Zeitung in der Hand.

Dein erster Satz könnte nicht banaler sein. ;) Das ist in etwa so spannend wie: "Heute morgen bin ich aufgewacht." Da kommt nichts rüber. Überlege dir, wie du im ersten Moment bereits Spannung erzeugen kannst, etwas über den Charakter verrätst, neugierig machst. Versuche es mal mit so etwas wie:

»Selbst das körnige Foto erinnert mich wieder daran, wie schön sie in diesem Moment war, trotz des Blutes.«

Das ist natürlich jetzt kein perfekter Satz und etwas over the top, aber man würde vielleicht denken: Was? Blut? Wieso? Und Zack ... ist man vielleicht einen Absatz weiter. ;)

Bin fast am Ende angelangt, die letzte “Hoffnung” sind die Todesanzeigen. Ich suche, nach diesen Augen, diesem Lächeln. Und da sehe ich sie. Der gleiche Jahrgang. Der erste Gedanke: Hübsch. Der zweite: zu jung.
“Im Gedenken: deine Eltern, deine Geschwister und dein Freund”, der Freund schnürte mir die Luft ab.

Ich muss gestehen, an dieser Stelle dachte ich zunächst, er ist ein irrer Serienkiller. :D Die Art, wie du seine Gedanken zu ihrem Bild direkt mit den Todenanzeigen verbindest, ist morbide. Was ich eigentlich gut finde, ich mag morbide Sachen, aber ich glaube nicht, dass das deine Intension war. Dein Protagonist setzt die Todesanzeigen mit der "letzten Hoffnung" auf Entertainment gleich. Das in Zusammenhang mit der Art, wie er über das Foto der Verstorbenen denkt:

Hübsch. Der zweite: zu jung.

Da waren bei mir alle Häckchen im Serienkiller-Feld gesetzt. :D Das musst du unbedingt anders schreiben. Klar, ich weiß, dass du sagen willst: "Sie war noch viel zu jung zum sterben.", aber das kommt leider ganz falsch an, zumindest bei mir. Außerdem ist er ganz schön relaxed, was Todesanzeigen angeht, wo er doch erst kürzlich Zeuge eines tödlichen Unfalls war!

Plötzlich bin ich zurück.

Spätestens hier MUSS dringend ein Absatz rein, hier wechseln die Zeiten und die Szene.

Ziehe mir die Warnweste an und gehe richtung Unfall.

"Richtung" groß, check bitte auf jeden Fall auch nochmal Rechtschreibung und Satzbau, dieser Satz hier wirkt unfertig. »Ich ziehe mir die Warnweste über und gehe in Richtung des Unfalls.«

Keine stark blutenden Wunden. Ich gehe zum Autofahrer. Auch alles ok. Eine Frau, um die 40, schätze ich. Ich sage ihr, dass sie sitzen bleiben sollte, ihr ging es gut, nur unter Schock.

Auch hier finde ich deinen Protagonist erstaunlich abgeklärt und kühl. Beinahe alle Menschen wären ebenso traumatisiert, zittrig, unentschlossen, vielleicht auch ängstlich und überfordert. Falls dein Prota irgendwie selbst Arzt ist oder sehr versiert in erster Hilfe solltest du das zuvor unterbringen.

sie wird es schwer haben da durch zu kommen,

Woher weiß er das denn auf einmal? Ich dachte sein Stand wäre: "Nur leichte Verletzungen." Von den inneren Blutungen kann er ja noch nicht viel wissen? Ist da der harte Bauch der Hinweis? Das kommt nicht richtig rüber.

Das Gespräch läuft noch einige Zeit so weiter.

So etwas finde ich nicht gut, das killt die Stimmung und reißt einen als Leser aus dem Moment, weil es wie eine Zusammenfassung klingt. »Und dann redeten alle noch ein wenig.« Zeig lieber den direkten Moment. Was sagt sie noch? Die wörtliche Rede, die du in deiner Geschichte hast, ist gut, schön ungekünstelt, davon möchte ich mehr lesen. ;)

“Bis bald!”, das sind die letzten Worte an mich,

Das finde ich gut, es hat mich echt kurz gepackt! Es ist immer sehr traurig, wenn Menschen noch Pläne machen, die sie nicht mehr halten können.

das sind die letzten Worte an mich, bevor ich das Geschehen verlasse. Die letzten Worte die ich an diesem Abend von Julia höre.

Die Dopplung hier finde ich nicht effektiv, ich würde es schlichter halten:

»Bis bald.« Das sind ihre letzten Worte. Ein Sanitäter schiebt mich beiseite. Ich verlasse das Geschehen und ...«

Und jetzt sitze ich hier. Sie hat es nicht geschafft.

Das Ende ist okay, aber eigentlich braucht es den letzten Satz nicht. Er hat ja ihre Todesanzeige gelesen. Viel interessanter wäre sein Innenleben. Was fühlt er?

Danke dir für deine Story, ich finde, sie hat Potenzial richtig gut zu werden! Ich hoffe, du kommst mit meinem Feedback klar und verstehst meine Punkte. ;)

Danke dir und viele Grüße,

PP

 

Hallo @laufin,
Ich kann @PlaceboParadise nur zustimmen, für mich könntest du auch das Eingangsgeplänkel mit Zeitschrift, normaler Montag, Kakao und Co. eindampfen und gleich mit dem Bild in der Todesanzeige einsteigen.

Die Reaktion des Unfallopfers kam mir etwas zu abgeklärt daher. Hier hätte ich deinem Protagonisten, der mir sympathisch proffesionell agiert, mehr die aktive Rolle gegeben. Also ihm den Vorschlag, Kaffeetrinken zu gehen in den Mund gelegt. Weiss nicht, ob Julia in ihrem Schmerzwahn wirklich der Sinn danach stehen würde. Aber das nur als Idee.

Und was wolltest du mit dem Stichwort Mundart bewirken? Ein Versehen? Denn eigentlich, abgesehen von einigen Rechtschreibfehlern, ist das doch alles in deutscher Schriftsprache gehalten.

Fazit: Etwas Feinschliff und das wird eine hübsche, wenn auch tragische Liebesgeschichte.

Willkommen bei den Wortkriegern,
Liebe Grüsse
dot

 

Hey laufin,

dein kurzer Text hat schon irgendwas, ich könnte ihn mir auch gut unter Flash Fiction vorstellen (siehe Projekte). Kannst ja mal schauen, was da so eingeordnet wird. Wenn du möchtest, verschiebe ich ihn dorthin, gib' einfach Feedback.

Wie jeden Tag habe ich die Zeitung in der Hand. Normalerweise fliege ich über das Horoskop und das war es. Die Regionalzeitung gibt nicht viel her.
Schau mal hier. Schätzing trifft es ganz gut, finde ich. Der erste Satz, die ersten Sätze sollen zum Weiterlesen animieren.
Dein Einstieg ist langweilig, sorry. Sehe das wie dotslash und PP. Wäre das ein längerer Text, hätte ich ihn wohl weggeklickt.

Bin fast am Ende angelangt, die letzte “Hoffnung” sind die Todesanzeigen.
Hofft er, sie unter der Rubrik "Todesanzeigen" zu finden. Ne, das meinst du nicht, oder?
Eher das:
Ich suche, nach diesen Augen, diesem Lächeln.
Und einer positiven Nachricht: "schwer verletzt ins Krankenhaus" oder so :). Vielleicht noch den Namen, eine Adresse.
Das Lächeln würde ich rausnehmen, da ich davon ausgehe, dass sie einen Integralhelm getragen hat (weil er den Kopf über ihren Helm bringen muss); oder du schreibst später, dass es ein Jethelm war.

Die Zeitung könntest du schon drinlassen, lieber den frühen Morgen, als die Mittagspause wählen - vielleicht lauert er dem Zeitungsboten auf? Liegt schon vor dem Weckton wach?
Spontaner Einfall (irgendwie derart vielleicht), um mehr Spannung zu erzeugen, und damit du weißt, worauf ich in etwa hinauswill:
Es klappert an der Tür, und schon stehe ich am Briefkasten. Klemme mir die Zeitung unter den Arm, eile in die Küche und knipse das Licht an. Der Fußboden ist kalt, ich schlüpfe in die Hausschuhe unterm Tisch, blinzele die Müdigkeit weg. Unter meine Lieblingsrubrik ist nichts, auch auf Seite eins und den anderen nicht. Vor der letzten zögere ich, dann schlage ich sie auf. Da sehe ich sie, diese Augen, das Gesicht, alles in Schwarzweiß. Daneben steht, Eltern gedenken, die Geschwister, der Freund.
Der Freund schnürt mir die Luft ab.

Ich bin zurück ...

... über den ruhigen Fluss, der sich durchs ganze Land zieht. Als Filmkulisse romantisch, vielleicht gibt daneben der Hauptdarsteller seinem Date einen letzten Kuss und die letzten Worte, bevor sie rauf in die Wohnung geht: “Gute Nacht!”.
Würde ich streichen oder umschreiben. Bei der Brücke (dem Unfallort) denke ich eher an eine dünn besiedelte Region, eine Landstraße, nicht an einen Ort - mitten in einem Wohngebiet -, wo das "Date" nach dem Kuss in seine Wohnung gehen kann.

Die Lichter[Komma] die den verschwimmenden Schein auf die Straße werfen[Komma] kommen von einem Unfallauto.
Unschöner Satz. Die Lichter kommen ... Und was ist ein verschwimmender Schein?

Ich war auf dem Heimweg, die selbstgebrannte CD spielte zum hundertsten mal den selben Song. Ein ausgelassenes Gefühl von Freiheit, wie immer[Komma] wenn man allein Auto fährt. Mit den Gedanken schon in der nächsten Woche, das Wochenende neigt sich dem Ende zu.
Mit einem ausgelassenen Gefühl von Freiheit denkt er an die nächste Woche? Ich hätte da eine Arbeitswoche im Sinn (du erwähnst ja explizit das WE) und das Freiheitegefühl wäre dahin :). Ich finde also, das beißt sich.
Den Song könntest du auch benennen, um mir die Stimmung des Protas besser vorstellen zu können; gerade weil er immer den selben hört.

Doch hier, keine Romantik, keine Wärme, keine Liebe. Die Lichter die den verschwimmenden Schein auf die Straße werfen kommen von einem Unfallauto. Es riecht nach Benzin und Öl. Vor ein paar Minuten pure Ruhe, jetzt eine Autohupe und leises Wimmern vor mir.
Ich war auf dem Heimweg, die selbstgebrannte CD spielte zum hundertsten mal den selben Song. Ein ausgelassenes Gefühl von Freiheit, wie immer wenn man allein Auto fährt. Mit den Gedanken schon in der nächsten Woche, das Wochenende neigt sich dem Ende zu.
Da sehe ich es in der Ferne, Warnblinker, mitten auf der Straße. Denke mir nichts dabei, werde langsamer und setze zum Überholen an und da gibt mir das Auto den Blick auf das erleuchtete Motorrad Wrack frei.
Abgesehen vom zeitlichen Kuddelmuddel (da müsstest du noch mal ran), ist das recht ungeschickt, finde ich. Rot passt nicht zu gelb, grün retadiert nicht, grün (so, wie du es eingebaut hast) bremst aus. Ich würde rot streichen, den Geruch nach Öl und Benzin aber behalten und später einbauen.

Warnblinker, mitten auf der Straße. Denke mir nichts dabei
Mitten auf der Straße und er denkt sich nichts dabei? Ernsthaft?

Motorrad Wrack
Würde ich wie das Schiffswrack schreiben.

Leichte Panik. Der erste Unfall[Komma] den ich sehe[Komma] und dann bin ich auch noch alleine. Nach 30 Metern parke ich das Auto an die Straßenseite. Ziehe mir die Warnweste an und gehe richtung Unfall.
Als erstes erreiche ich den Motorradfahrer, ein Mädchen, es schreit, also noch am Leben. Keine stark blutenden Wunden. Ich gehe zum Autofahrer. Auch alles ok. Eine Frau, um die 40, schätze ich. Ich sage ihr, dass sie sitzen bleiben sollte, ihr ging es gut, nur unter Schock. Der Blick auf die Motorhaube lässt die Wucht des Aufpralls nur erahnen, ich gehe zurück zur Motorradfahrerin.
Leichte Panik? Was ist das? Wie äußert sich das, wie zeigt er die? Beispielhaft für "Show-don't-tell". Das wäre hier nämlich sehr viel besser geeignet. Zeige die Panik!
Klingt alles recht spannungsarm (auch nicht panisch) und behäbig, er parkt, streift über, geht, erreicht ... Hm, und das, obwohl er nie zuvor Ersthelfer gewesen ist.
Warum bei der Autofahrerin auch alles okay ist, wenn die Motorradfahrerin doch lebensbedrohlich verletzt ist, erschließt sich mir nicht. Auch nicht, woher er weiß, dass er genau 30 Meter entfernt parkt (Zahlen würde ich übrigens ausschreiben).
Und die Wortwiederholung würde ich vermeiden.
Insgesamt würde ich das alles noch mal überarbeiten.
Vorschlag (irgendwie so vielleicht), nur zum Verdeutlichen, worauf ich hinauswill:
Ich werde langsamer, meine Finger umkrallen das Lenkrad. Mein Blick huscht vom Motorrad zum Fahrzeug und wieder geradeaus. Am liebsten möchte ich das Gaspedal durchdrücken, dann sehe ich, wie ein Arm gehoben wird. Ich fahre rechts ran, mein Herz pocht. Im Rückspiegel das Blinken, das Auto, ein Mensch am Boden. Warnweste, denke ich und steige aus. Ein ersticktes Schreien von der Straße. Ich eile hin wie elektrisiert. Ein Mädchen, keine sichtbar blutenden Wunden. Dann zum Auto. Eine Frau, um die Vierzig. Ich sage ihr, dass sie sitzen bleiben solle. Der Blick auf die Motorhaube lässt die Wucht des Aufpralls erahnen, ich renne zurück zur Motorradfahrerin.

Die Haut bleich, der Bauch hart und das Becken schmerzt. Das Becken muss ich stabilisieren, der Gürtel muss herhalten, etwas Professionelleres habe ich nicht. Der Notruf ist kurz und schmerzlos, der Mann am Ende der Leitung versteht, stellt keine Fragen. Plötzlich steht die Fahrerin hinter mir, zittert und fragt, ob es ihr gut geht. Mehr als sie zurück zum Auto zu schicken kann ich nicht machen.
Das klingt so, als wenn dein Prota nicht ganz fachfremd ist. Darauf könntest du hinweisen (deswegen kann er ja trotzdem unter Panik stehen). Das mit dem Gürtel und dem Becken wird nicht jeder verstehen, Schreit sie dabei? Da würde ich mehr in die Tiefe, szenisch schreiben, auch die Autofahrerin würde ich so einbinden.
Übrigens: Leitstellen stellen immer irgendwelche Fragen, nicht?

Ich unterhalte mich mit dem Mädchen, sie wird zunehmend benommener, weint nicht mehr.
Unterhaltung ist was anderes ;).

Kurz überschlage ich Anfahrt und Dauer des Transports ins Krankenhaus, sie wird es schwer haben[Komma]da durch[zusammen]zu[zusammen]kommen, auch da um diese Uhrzeit kein Hubschrauber mehr fliegt.
Da knie ich also auf der Straße, zupfe immer wieder die Decke des Mädchens zurecht, im Hintergrund das rieseln des Regens und die Stimme der Fahrerin[Komma] die telefoniert.
Wortwiederholungen: mind. zwei das streichen.
Woher weiß er das? Ich würde kurz in einem Satz/ Wort - iwo weiter oben im Text - was andeuten (Profession).

“Wer bist du?”, die Frage kommt unerwartet. “Simon und du?”, antworte ich, während ich meinen Kopf über ihren Helm bringe[Punkt] sie fängt an zu schluchzen, keine Antwort. Ich bin überfordert. “Wo wolltest du überhaupt hin?”, versuche ich abzulenken[Punkt]
Streichen oder zeigen.

“Nach Hause, ich war bei meinem Freund. Wir haben gestritten und ich bin zu schnell auf die Gerade. Bei dem Regen bin ich dann ins Schlittern geraten, das Auto hat mich aufgefangen!”, sie versucht zu lachen.
Zu viel Erklärung, finde ich.
Vorschlag: “Nach Hause, ich war bei meinem Freund. Wir haben gestritten." Sie versucht zu lachen. "Das Auto hat mich aufgefangen!”

Das Gespräch läuft noch einige Zeit so weiter.
Ähm, wie geht das Gespräch weiter? Damit kannst du mich nicht abspeisen. Dann lieber streichen.

Ich vermute starke Blutungen im Bauchbereich und auch im gebrochenen Becken, aber was kann ich schon wissen, kenne es nur aus der Theorie.
Noch mal zum medizinischen Grundwissen. Student, Azubi, denke ich. Warum nicht früher erwähnen. Hier vielleicht auch deutlicher werden: ... aber was kann ich schon wissen, ohne CT und Blutbild.

“Wenn ich aus dem Krankenhaus komme[Komma] gehen wir etwas trinken”, scherzte sie mit gebrochener Stimme, “ich suche das Kaffee aus!”. Ich nicke, “Ja[Komma gern!”. Auch wenn ich es gewollt hätte, ich kann ihr diese Einladung nicht ausschlagen.
So Inquitsachen wie scherzte und so mag ich gar nicht. Und ihr Ausruf(ezeichen) mit gebrochener Stmme? Hm. Zudem: Das braucht's nicht, finde ich.
Vorschlag (würde ihn das fragen lassen):
“Wenn du aus dem Krankenhaus rauskommst, gehen wir was trinken”, sage ich.
"Ich suche aber das Kaffee aus.” Ihre Stimme ist schwach, sie hustet und verzieht das Gesicht dabei.
Ich nicke. “Ja, gern!”.

Zwei kümmern sich um die Autofahrerin, der Arzt und sein Team widmet sich Julia. Ich verabschiede mich von allen, die Polizei will noch ein paar Infos.
“Bis bald!”, das sind die letzten Worte an mich, bevor ich das Geschehen verlasse. Die letzten Worte[Komma] die ich an diesem Abend von Julia höre.
Ne, das klingt so, als wenn er von 'ner Einladung zum Essen nach Hause will.
Vielleicht, iregendwie derart(?): Zwei kümmern sich um die Autofahrerin, der Arzt und sein Team widmen sich Julia. Ich will ihr noch was sagen, aber sie wird schon abtransportiert. Die Polizei verlangt nach Infos.
“Bis bald!”, ruft sie aus dem Rettungswagen, dann hustet sie wieder.
Die letzten Worte, die ich an diesem Abend von ihr höre.

Es ist[Komma] als hätte mein Hirn erst Montag morgen wieder aufgezeichnet.
,

Und jetzt sitze ich hier. Sie hat es nicht geschafft.
Würde ich auch streichen. Oder (spontaner Einfall), wenn du was mit "frühmorgens Aufstehen" machen solltest, einen Ringschluss ziehen, eine Verbindung zum Anfang:
Der Wecker klingelt. Ich gehe ins Schlafzimmer und stelle ihn aus.

Das mal meine 5 Cent.
Würde sich bestimmt lohnen, bisschen mehr Zeit in den Text zu investieren.

Ist natürlich nur ein subjektiver Leseeindruck, subjektive Gedankenspielerei, vielleicht kannst du ja was davon gebrauchen. Wenn nicht, dann nicht.
Rechtschreibfehler und Co. solltest du aber auf jeden Fall korrigieren; einfach auf "Bearbeiten" klicken und loslegen.


Danke fürs Hochladen


hell

PS: Herzlich willkommen im Forum, laufin.

 

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