Hallo @Carlo Zwei ,
ich mag es ja eigentlich schräg und möchte nicht unbedingt für alles eine Erklärung haben, aber ich steige hier nicht durch. Zum einen hab ich den Eindruck, es sind viel zu viele Metaphern für eventuell viel zu viele Themen, und dann empfinde ich die Sprache als ziemlich 'unaufgeräumt', unsauber. Es gibt einige - offensichtlich absichtliche - Wiederholungen, für die ich keinen Sinn erkenne. (Mag an mir liegen.) Hier meine ich: das ständige "selbstverständlich" des Erzählers, ein Overkill an "wie"-Vergleichen, viele unds.
[P.S. Ich kommentiere die Version von heute.]
Wie Kiroly bekomme ich den Erzähler nicht eingeordnet - er ist wohl Mitte 20: Ausgezogen zu sein ist noch ein emotionales Thema, es gibt auch keinerlei Hinweise auf sein Leben / seine Identität außerhalb des Elternhauses bzw. des Sohn-Seins. Dann aber ist er naiv wie ein Zehnjähriger, sodass ich maximal einen Teenager sehen kann. Ich frage mich, ob er geistig oder intellektuell beeinträchtigt sein soll. Und auch, ob die Insekten in der Geschichtslogik faktisch da sind oder lediglich eine Metapher, damit Halluzination (dafür spricht etwas *) im Text selbst).
Apfelsaftschorle mit etwas zu viel Sprudel
Ich könnte nicht sagen, wie man bei einer Schorle "etwas zu viel" von einfach "zu viel" unterscheiden könnte.
Mein Vater faltete seine Zeitung [mehrfach] zusammen und dann noch einmal und noch einmal und noch einmal und legte sie auf den lackierten Küchentisch, wie früher,[Lieber Punkt und ohne 'und' neu starten] und gab mir einen Kuss
Die lange Kette funzt für mich nicht. Wenn du diese Schlaglichtbeobachtungen willst, schreib das lieber als Schlaglicht. Hast du an anderen Stellen auch.
„Der Grunewald brennt“, sagte ich, als wäre das eine geeignete Gesprächseröffnung.
Der Satz gefällt mir. Im Intro klingt es aber, als sei das mit der Haustür (auf der du ja ziemlich - für mich zu oft - herumreitest) nicht im übertragenen, sondern konkreten Sinne gemeint: Dass es bei den Nachbarn gegenüber brennt. Da hab ich Drama vor Augen. Jetzt ist das aber weiter weg (wenn auch relativ weit) und ich weiß nicht, von was für einem Ausmaß die Rede ist. An dieser Stelle muss ich einiges korrigieren, was ich vorher dachte - wenn das mit dem Brand weiter weg ist (zumindest als das Nachbarhaus), ergeben die ganzen Gedanken um das Elternhaus ("mein Name an der Klingel" etc.) eigentlich keinen Sinn mehr. Dann nmlich trifft das mit dem Brand 'vor der eigenen Haustür' (im Gegensatz zu Kalifornien oder Australien, Spanien ...) ja nicht nur den Erzähler, sondern alle Leute, die im weiten Umfeld des Grunewald wohnen. Irgendwie ergibt dieser ganze Aufbau imA keinen Sinn.
„Ich wollte bei euch sein, wenn es passiert“, sagte ich.
Wenn? Also war das zu erwarten gewesen? Es klang eigentlich wie etwas nie Dagewesenes, Überraschendes.
Schon das erschließt sich mir nicht: Es wird erwartet, dass im nahegelegenen Grunewald ein Großbrand ausbricht, weil: Klimawandel. Der Sohn lebt inzwischen etwas weiter entfernt. Dann brennt der Wald (eine potenziell lebensbedrohliche Situation - frag meine Cousine, die mit ihren Kleidern am Leib und der Katze ins Kopfkissen gesteckt aus Lahaina fliehen konnte; ihr Haus ist Asche). Jetzt fährt der Sohn zu den Eltern, quasi ins Feuer - wieso flüchten die nicht zu ihm? Er kann doch gar nix gegen ein solches Feuer ausrichten; und wenn es gar nicht so groß ist, warum will er dann bei den Eltern sein, als wäre klar, dass die das nicht überleben?
Dann sagt er am Ende etwas von "Rauchschwaden" - wie groß ist denn das Feuer? Da ist ein Absperrband, aber keiner löscht. Ist das ein kleines Feuerchen mit einer einzigen Rauchsäule oder ist der Himmel schwarz vor Qualm? Ist es nicht heiß? Hat der noch klare Sicht? Der Erzähler steht da und es klingt, als sähe er das im TV, da ist Sensorik vom bevorstehenden Gewitter, aber null vom Feuer. Bei diesen Bränden ist es so heiß, dass - was sonst nur in geschlossenen Räumen passiert - eine Rauchgasentzündung (Flashover) stattfindet, die Rußpartikel in den Wolken selbst brennen. Das ist extrem gefährlich und sieht extrem dramatisch aus. Es ist laut, es entsteht stürmischer Wind. So ein Szenario beschreibst du nicht - dann ist das ein kleiner, lokaler Brandherd, kein Klimawandel-Inferno. Da passt imA die schwüle Stimmung vor einem Gewitter auch null mit der Situation eines Waldbrandes zusammen.
„Willst du es sehen?“, fragte meine Mutter.
Von der Position her / Bezug: Was es? Das Klimakrise? Das Waldbrand?
Als meine Eltern außer Haus waren, ich allein in unserer großen Küche saß, tat ich nichts, außer in den gut bewässerten Garten zu starren, den meine Mutter mit grünem Daumen pflegte.
Da würde ich ein präziseres, klareres Bild vorziehen:
Ich saß allein in der Küche und starrte in den etc. Vielleicht so. Ich möchte nicht durch jeden minutiösen Gedankengang eines Erzählers geschleift werden, das hier ist ja eine Geschichte, kein Liveprotokoll.
Ich erwarte von einem Erzähler, dass er - denn immerhin hat er genug Gelegenheit, sich massig Gedanken zu Vergangenheit / Gegenwart / Veränderungen zu machen und alles in Metaphern zu verpacken! - sich strukturiert, bevor er mir Leser etwas anbietet. Nicht nur strukturiert auf Symbolebene, sondern auch Plot- und Satzstruktur-Ebene. Letzteres beides ist imA ganz wesentlich zu kurz gekommen.
Ich bemerkte nicht, wie sich etwas Kleines, Flinkes meiner auf dem Tisch ruhenden Hand näherte.
Bist du sicher, all diese Details in deine Sätze quetschen zu müssen?
Und ich glaube nicht, dass
ich bemerkte nicht, dass *Beschreibung* passiert semantisch möglich ist, selbst, wenn das im Rückblick geschildert wird.
Ich bemerkte nicht, wie sich etwas Kleines, Flinkes meiner auf dem Tisch ruhenden Hand näherte. Erst als es auf ihr krabbelte, entdeckte ich das Insekt: Eine Kakerlake von der Größe einer Schreckschusspatrone.
Ganz ehrlich: Schreckschusspatrone ist keine Referenz, die - zumindest mir - irgendeine Hilfe wäre. Dabei hab ich in grauer Vorzeit mal mit einer Luftpistole geschossen. Die Patronen da waren winzig, vielleicht wie Schrot, obwohl die Pistole recht groß war (also eher eine Fake-Magnum, kein Mini-Damenrevolver). Aber Kakerlaken haben doch eher Fingerlänge.
Doch das Brot blieb Brot: Braun, ruhig, beständig.
Das ist für mich total drüber, sorry. Klingt schon albern, und da bin ich langsam sicher, dass der Erzähler irgendeine Behinderung hat. Aber das soll nicht, oder?
: braun, (da kein vollständiger Satz folgt.)
„Ja, früher“, meinte mein Vater. „Aber die Kakerlaken sind nicht das größte Problem.“
So kurze Ansagen mag ich sehr gern. Könnte auch etwas fließender:
„Früher“, erwiderte mein Vater. „Aber Kakerlaken sind ja nicht das Problem.“
In den folgenden Stunden beobachtete ich, wie meine Eltern mit je einer Fliegenklatsche, goldglänzende Fliegen zerquetschten.
Zweites Komma raus.
Schon wieder. Ab einem Punkt funktioniert das für mich nicht mehr.
Wo ich sie bemerkte, zerquetschte ich sie auf der Haut oder streifte sie mir ganz einfach von Armen und Beinen.
Ist das nicht dasselbe? Wenn man die abstreift, verschmiert = zerquetscht man die ja auch. Da ein 'oder' zu lesen lässt mich sonstwas erwarten, und dann kommt nix - nix wesentlich anderes jedenfalls.
Wie meine Eltern das Problem mit den die Kakerlaken und Fliegen tolerieren konnten, war mir ein Rätsel, doch wahrscheinlich hatten sie sich bloß an diesen Zustand gewöhnt.
Hier erwartete ich, dass sich die Geschichte in eine bestimmte Richtung bewegt, der Autor quasi offenlegt, ob das alles eine Manie des Erzählers, Massenpsychose / Halluzination ist oder aber das Ganze in eine dezidiert spekulative Richtung geht. Denn es ist ja klar, dass der Erzähler die Insekten ganz genauso toleriert (kroch auf seiner Hand, ohne, dass er es bemerkt, beteiligt sich am fröhlichen Fliegenklatschen etc.). Das aber tritt irgendwie nicht ein. Dann bleibt nur eine geistige Behinderung. Oder ich steh selbst ganz massiv auf dem Schlauch.
Anderen mag es vielleicht wie eine Kleinigkeit erscheinen, sie mögen sich denken, was will er mit diesem Fleckchen Grün.
Frage -> Fragezeichen. Dann müsste ein Doppelpunkt vor die Frage. Ich nehme an, du hast es so, weil der Folgesatz bereits einen Doppelpunkt hat. Kann nicht einer durch einen Gedankenstrich ersetzt werden?
Der Rasen in unserem Vorgarten war – und das sah ich erst, als ich selbst darin stand
Der Bezug ist der Rasen ->
darauf stand.
Ich rieb mir die Gewitterfliegen von den Armen, ohne mich zu vergewissern, ob überhaupt welche da waren, doch so fühlte es sich in diesem Moment an.
No shit, Sherlock! Ansonsten gefällt mir diese eher unforcierte Schrägheit (im Sinne von: nicht mit Symbolen / Metaphern überladen, nicht zu wortreich) aber absolut gut. ImA benötigt die Geschichte ganz wesentlich mehr solcher Sätze: Klare Ansage, klares Bild, vielschichtige Aussagemöglichkeiten. Ohne ständige
natürlich, selbstverständlich, als, wie etc.
Als erwartete ich das Gewitter. Als läge da eine Spannung in der Luft, die dazu führte, dass der ganze schwitzende Körper juckte und nach Erlösung schrie.
Mir zu viel Pathos. Auch hier würde ich es knapper schöner finden. Hier mit
als + Konjunktiv zu starten, finde ich seltsam - ist da jetzt Spannung / niedriger Luftdruck oder nicht? Faktisch? Ist das schon 'als ob' und daraus strickst du weitere 'als obs'? Das funzt imA echt nicht. Das geht auch nicht als unzuverlässiger Erzähler, denn wenn man das dann alles infrage stellen soll, bleibt von der Geschichte gar nix mehr übrig - und unzuverlässige Erzähler sollten wohl eher verschiedene Implikationen andeuten, dass da eine Ambivalenz entsteht, eine Unsicherheit beim Leser - aber eben eine quasi 'konkrete, gesteuerte Ambivalenz', keine 'wie auch immer'. Ist das irgendwie verständlich?
„Willst du nicht zum Abendessen kommen?“, fragte meine Mutter, wie früher.
Das klingt, als wäre der Erzähler außerhalb des Hauses. Wenn man von diesen klassischen Reihenhäusern ausgeht, liegt sein ehemaliges Kinderzimmer bestimmt im Obergeschoss, dann könnte sie hier vllt. "Kommst du zum Abendessen runter?" fragen.
Durch die starke Betonung des Zuhause vs. neuer Wohnort im Intro fällt diese Formulierung sicher auch über die Maßen auf.
Bereits schaute ich nach einer Zugverbindung, die mich noch heute in mein neues Zuhause bringen konnte. Das war in Halle und hundertachtzig Kilometer entfernt und sicher gab es auch dort Kakerlaken, Fliegenplagen und Dürre. Halle aber war nicht meine Heimat und vielleicht schmerzte der Gedanke auch deshalb weniger. Doch wegen einer Zugstörung fiel die letzte Verbindung aus und außerdem kam ich mir einigermaßen lächerlich vor, so buchstäblich vor der Realität fliehen zu wollen.
Meint er damit seine aktuelle Wohnung oder eine, die er z.B. neu angemietet hat, die in einer dritten Stadt liegt?
Das sind mir viel zu viele Details - da ist imA auch keine Klarheit drin: Ich wohne daundda, das ist soundsoweit weg, da haben die sicher dieselben Probleme (aber er kam doch grad im Elternhaus an, wieso muss er hier vermuten?), aber eigentlich ist das für den Erzähler doch nicht wichtig. Warum nicht? Er betont (imA zumindest) doch die ganze Zeit, und zwar auch durch all die vagen, wortreichen Formulierungen, wie stark er sich von seinem Elternhaus emotional abgekoppelt hat ("mein Name steht schließlich auf der Klingel etc.). Jetzt behauptet er, die Heimat / das Elternhaus hätte die größte Relevanz, das wäre die eigentliche Realität (obwohl nix im Haus, an den Eltern irgendwie besonders real wirkt), und sein alltägliches Lebensumfeld wäre "Flucht vor der Realität". Was genau ist denn jetzt das Problem des Erzählers?
Als ich endlich zur Ruhe gekommen war, bemerkte ich, dass zwei Fliegen im Zimmer kreisten. Wie konnte das sein? Die Tür war doch verschlossen. Wie waren sie also ins Zimmer gelangt? Oder hatten sie gar nicht erst hineinfinden müssen, waren hier womöglich erst geschlüpft oder auf anders eigenartige Weise zum Leben erwacht? Ich hätte sie jagen, mit einer alten Zeitung meines Vaters erschlagen oder in einem Glas nach draußen geleiten können. Doch die Initiative fehlte. Unentschlossen beobachtete ich ihr Kreisen. Ein kaum vernehmbares sssss, das so in der Luft hing. Ich ließ sie fliegen. In der Nacht wurde ich jäh geweckt, ich spürte, wie sich etwas auf mir bewegte. Als ich das Licht einschaltete und die Decke lüftete, sah ich, wie sich darunter einige der fremdartigen Kakerlaken tummelten, wie sie auf meinen Pyjama krabbelten und über meinen Körper. Ich hätte schreien müssen vor Schreck, sie zumindest abschütteln oder zerquetschen, doch ich ließ sie gewähren. Sogar auf die Hand nahm ich eine von ihnen und besah sie mir genauer. Bald verstand ich, dass sie es auf die Gewitterfliegen auf meinen Armen und Beinen abgesehen hatten. Ob sie sie fraßen, fiel mir schwer zu beurteilen. Jedenfalls gesellten sie sich zu ihnen. Auf einmal fühlte ich mich selbst wie eine Gewitterfliege, die in einem fast wohlwollenden, ja geradezu symbiotischen Verhältnis zu jenen Kakerlaken stand. Mit diesem versöhnlichen Gedanken endlich fiel ich in tiefen, erholsamen Schlaf.
Das hier klingt für mich wie eine ganz andere Geschichte. Hier fließt der Plot, das sind klare Abfolgen, klare Aussagen. Hier ist das Schräge angenehm schräg, es verspricht, dass die Geschichte eine Wendung nimmt. Ich erwartete schon, dass die - ich sag mal - symbolische Identität der Fliegen mit seiner Identität in spekulativem Zusammenhang steht. Dass er irgendwie plötzlich zu den Fliegen gehört (im symbolischen Sinne). Mit ihm hier eine Veränderung vorgeht, die ihn vllt. sowohl vom Elternhaus wie auch seinem eigenen Wohnort entfernt, entfremdet. Das war aber wohl gar nicht deine Absicht, wie ich dann lese.
*) zu oben.
Am nächsten Morgen, noch vor dem Frühstück, fuhr ich mit dem Auto meiner Eltern, einem ausgedienten VW Phaeton, in Richtung Grunewald.
Das ist doch jetzt mal echt Latte, sorry.
Nahe der Avus stellte ich den Wagen ab und gelangte über Betriebsgelände, Parkplätze und Absperrband in den Wald.
Ich hab 20 Jahre in Berlin gewohnt und selbst ich krieg hier kein Bild - muss das in den Text? Wenn dir das Setting da wichtig ist, nimm dir lieber die Zeit und beschreib das bissl mehr sensorisch. So hilft mir das nix.
Der Geruch ähnelte dem von Lagerfeuer und unweigerlich musste ich an Stockbrot und einen mit Federschmuck und Ledertracht verkleideten Mann aus einem beliebigen Freizeitpark denken.
He Who Must Not Be Named? 
Du verlässt hier die Ebene der Erzählung und sagst das als Autor. Damit glaube ich nicht mehr, dass es die Assoziation deiner Figur ist.
Auf einmal fühlte ich mich selbst wie eine Gewitterfliege, die in einem fast wohlwollenden, ja geradezu symbiotischen Verhältnis zu jenen Kakerlaken stand.
Das sieht aber eher nach einem parasitären Verhältnis aus, bei dem die Fliegen die Opfer sind. Das aber killt dann deine Symbolik (bei der ich auch so nicht durchsteige - er ist die Fliege, die seine Eltern mit der Klatsche töten? Wieso, wo ist das Problem mit den Eltern?).
Diese empathische Verbindung Erzähler-Fliegen wird einfach so behauptet, damit machst du ja aber letztlich gar nix (die Bettszene ausgenommen, aber davon sehe ich keiner Konsequenz im Plot). Und was hat das alles mit dem Waldbrand und dem Klimawandel zu tun?
In der Ferne sah ich Rauchschwaden aufsteigen. Hier blieb ich stehen und schaute dem Spektakel eine Weile zu.
Bissl heavy handed, oder? Das kannst du besser. Was spricht dagegen, die Aussage konkret zu formulieren?
Ich sah XY aus der Ferne zu.
Wohin willst du mit dem "Spektakel"? Ist das kindisch-naiv oder empathielos-zynisch? Oder nur unbedacht gewählt?
In ebendiesem Moment brach der Himmel auf, es donnerte, blitzte und in der Ferne brannte der Grunewald. Doch der Regen, der das Feuer hätte löschen können, blieb aus.
Ein Problem, das sich imA durch den gesamten Text zieht: du verbindest Sachverhalte, die so nicht in logischer Verbindung stehen: In diesem Moment (...) brannte der Grunewald. Nee, der brennt ja schon die ganze Zeit.
Und wenn du den Satz mit 'Himmel aufbrechen' startest, erwarte zumindest ich, dass das Regen bedeutet. Denn Sonnenlicht (die einzig andere Möglichkeit) erscheint mir bei Blitz & Donner unpassend.
Letztlich komme ich mit dem Aufbau nicht klar und erkenne damit den Konflikt auch nicht: Den Rahmen bildet der Waldbrand, der in der Nähe, aber nicht direkt vor Ort ist. Damit verbunden das Thema 'Eltern/Elternhaus'. Dazwischen kommen Gewitterfliegen. Die ja eigentlich bei Gewitter kommen - das Gewitter, das im Text gar nicht vorkommt. Auf Strukturebene wie mit der Kakerlake, die er beschreibt als etwas, das er gar nicht bemerkt hatte.
Für mich sind hier zu weit voneinander entfernt liegende Motive und Themen:
- Klimawandel / Waldbrand
- Eltern/Elternhaus bzw. emotionale Verortungen und ggfs. Entfremdungen und damit verbunden Verhaltensmuster, die nicht aufgebrochen werden (Müssten sie das denn unbedingt? Das Verhalten der Eltern ist ja nicht irgendwie problematisch.).
- Fliegen und Kakerlaken und der - überspitzt gesagt - Bodyhorror damit.
- Dazu: Das Phlegmatische, Unbeteiligte, das sich durchzieht, bei Erzähler wie auch Eltern. Das widerspricht imA dann dem Damals/Jetzt- wie auch dem des Heimat/eigene Wohnung-Gegensatz.
Die Kernpassage, wo der Erzähler im Bett liegt und sich von den Fliegen bekrabbeln lässt, verbirgt in meiner Leseweise die eigentlich Geschichte und trägt die Spannung. Aber ich sehe nicht, dass sich danach etwas ändert - da wird also eine Metamorphose angedeutet, die nicht stattfindet.
Noch ein Detail, das mir das Verständnis und Erfassen der Geschichte erschwerte: Die Verortungen, was 'nah' und was 'fern' ist, sind entweder absichtlich stark unzuverlässig (dann erkenne ich den Sinn nicht) oder spontan gesetzt und nicht als Blicklinie / Leserverortung nacheditiert. Das finde ich durchaus relevant, denn darüber wird ja der Plot aufgezogen.
Sorry, Carlo, das ist ne Menge Nölerei. Für mich zumindest ist unklar, was du erzählen möchtest und die stark naiv-unverständige Erzählstimme erschwert es zu selektieren, was davon eigentlich glaubwürdig ist und was nicht. Im Kern sehe ich eine super spannende Geschichte um (vielleicht!) Entfremdung vom Selbst und das Abgleiten in eine seltsame, ggfs. spekulative Akzeptanz einer neuen Realität.
Ich hab keine deiner Antworten gelesen, und bin echt extrem gespannt, was dein Plan war.
Alles Liebe,
Katla