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Gott

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20.12.2002
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Gott

Ich war schon immer der Meinung, dass jeder gute Kurzgeschichtler früher oder später eine Story über Gott schreiben muss. Die meisten Schreiber können sich ein ausgefallenes Mordszenario ausdenken, in allen Einzelheiten einen Blowjob beschreiben, oder sich eine kitschige Liebesgeschichte zusammenreimen. Aber über Gott zu schreiben, sich wirklich damit auseinanderzusetzen, nun, das muss man erst mal hinkriegen.

Ich selbst bin dieser Aufgabe lange Zeit aus dem Weg gegangen. Jahrelang habe ich meine Protagonisten ficken, saufen und schlechte Witze reißen lassen, die meisten von ihnen ohne den Hauch eines Gewissens, und wenn ich ehrlich bin, fühlte ich mich gut dabei. Zeitweilig glaubte ich sogar, dass ich ewig so weitermachen konnte, einfach drauflos tippen wie es mir gerade in den Sinn kam, frei, lustig, ohne Verantwortung. Ohne Konsequenzen.
Aber ab und zu, wenn ich nachts im Bett lag und mich gerade am sichersten fühlte, packte mich auf einmal eine unbestimmte Angst, als würde mir jemand eine kalte Hand um den Hals legen.
In solchen Augenblicken wusste ich dann immer, dass ich nicht schummeln konnte. Ich hatte einen Termin mit Gott, und da führte keinen Weg dran vorbei. Fragte sich nur, wie viel Zeit mir noch blieb.

Letzte Woche war es dann soweit. Ich kam von der Arbeit nach Hause, setzte mich an meinen Laptop, und machte grinsend meinen Word Prozessor auf. Mir war eine tolle Idee gekommen über einen homosexuellen Medizinstudenten, der sich von seinem Mitbewohner durch geschickte Manipulation zu ausgefallenen Sexspielchen überreden läßt.
Ich hatte die ersten Sätzen schon geschrieben, als mich plötzlich wieder die kalte Angst packte, diesmal so klar und deutlich wie noch nie. Ich blieb sitzen und versuchte mich zu beruhigen. Meine Hände zitterten. War es so weit?
Ich sah aus meinem Fenster auf den Parkplatz. Es war früh am Abend, große schwarze Wolken türmten sich am Horizont auf.
Ich atmete tief durch.
Los geht’s.
Ich löschte das Geschriebene und setzte mich aufrecht hin. Dieses Treffen hatte ich lange genug vor mir her geschoben. Genug damit.
Ich stürzte mich vielleicht etwas unvorbereitet in das Unterfangen, aber an guten Einfällen sollte es mir nicht mangeln. Schließlich dachte ich nicht zum ersten Mal darüber nach.
Da war die Idee mit dem pädophilien Priester, der davon überzeugt ist, dass er Gottes Liebe schenkt. Oder der Jihad-Terrorist, der kurz vor seinem Selbstmordattentat etwas Trauriges sieht, einen Mann mit Down Syndrom, oder vielleicht ein kleines Mädchen mit einer Hasenscharte – etwas das man nicht den Christen in die Schuhe schiebe kann – und zum ersten Mal in seinem Leben beginnt er an seinem Glauben zu zweifeln. Auf einmal weiß der Terrorist nicht mehr, ob dieser Gott, für dessen Güte er zu sterben bereit ist, wirklich auch so gut ist.
Meine Lippen weiteten sich zu einem breiten boshaften Lächeln. Das mit dem Jihad-Terroristen war ja perfekt. Schon sein Handeln war anklagend genug, aber wenn ich dann auch noch seine Gedanken benutzte, um unser aller Zweifel gegen Gott zum Ausdruck zu bringen, und das von einem Terroristen ... nun, das war ja genial!

Ich begann zu schreiben:

Es war ein heißer Tag in Bagdad. Die Sonne brannte am Zenit wie ein Feuerball.

Plötzlich hörte ich eine Stimme: Pass besser auf, was du da machst!
Ich sprang hoch und sah mich um. Ich lebte alleine, außer mir dürfte niemand hier sein.
„Wer ist da?“
Du weißt, wer mit dir spricht.
Die Stimme kam direkt aus meinem Kopf und war tief und männlich, wie Bruce Willis, wenn man Kopfhörer aufhat.
„Das kann nicht sein“, sagte ich.
Das kann sehr wohl sein, hier spricht Gott.
„Aber…“
Nichts aber. Du bist kurz davor, gegen das dritte Gebot zu stoßen. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.
„Was heisst hier missbrauchen? Ich schreibe Literatur.“
Wohl kaum. Du wirfst nur ein schlechtes Licht auf mich.
„Na und? Noch nie was von künstlerischer Freiheit gehört?“
Natürlich, ich habe sie erfunden, aber das was du vorhast, geht zu weit.
„Inwiefern?“
Diese Geschichte wird zu schlecht sein, meines Namens nicht würdig.
„Woher willst du das wissen?“
Gott seufzte. Also wer mir solche Fragen stellt…
„Okay gut … warum wird die Geschichte so schlecht sein?“
Zu viele Klischees, keine originellen Gedanken, kein Humor.
„Aber die Szene mit dem kleinen Mädchen mit der Hasenscharte wird doch herzzerreißend sein.“
Ohhh ... eine Hasenscharte. Da kommen mir ja die Tränen.
„Ach komm! Dir gefällt die Geschichte nur deswegen nicht, weil sie knüppelhart mit dir abrechnet. Ich werde den Terroristen vermenschlichen, ich werde das Böse als ein Gottesirrtum darstellen, und deswegen willst du sie verhindern. Dir ist lieber, dass ich hundert Stories über Sünder schreibe, als eine schlechte über dich.“
Ich sage es dir ganz ehrlich, Albert, du bist nicht gut genug für diese Geschichte.
„Bullshit! Ich kann das! Du versuchst mich nur zu verunsichern.“
Du wirst auf deine Leser wirken wie ein kleinkarierter Philosoph, der mal etwas Tiefsinniges in die Welt setzten will. Sie wird vor Affektiertheit nur so triefen, und wenn du sie deinen Freunden zeigst, werden sie höflich nicken, weil man angesichts so viel Kitsch kaum etwa anderes tun kann. Jeder Außenstehende wird es sofort zerreißen.
„Ist mir egal. Offensichtlich habe ich einen freien Willen, ansonsten müsstest du nicht mit mir diskutieren. Ich ziehe es durch. Ein bisschen Kritik ... was soll da schon groß passieren?“
Im schlimmsten Falle schmorst du für alle Ewigkeit in der Hölle.
„Was?“
So sind die Regeln.
„Du willst mich wegen einer schlechten Geschichte in die Hölle schicken?“
Je nachdem wie schlecht sie ausfällt.
„Das ist doch gemein!“
Wäre dir vielleicht lieber, du wärst nie geboren?
„Aber … nein, nein, das glaube ich nicht. Du willst mich nur einschüchtern. Ohne Gottesfurcht kein Gott, so ist es doch.“
Überleg dir gut, was du machst, Albert.
„Ich schreibe die Geschichte.“
Überlege es dir gut.
„Du kannst mir nichts antun.“
Kann ich sehr wohl, Albert.
„Nein, kannst du nicht.“

Ich schrieb weiter:

Ali atmete schwer und er schwitzte, nicht zuletzt wegen der Ladung Sprengsatz, die er unter seinem Hemd trug. Konnten sie das sehen? Nein, die Menschen auf dem Marktplatz gingen an ihm vorbei ohne aufzuschauen. Niemand ahnte nur das Geringste. Ali lächelte. Er hatte Angst, aber er war auch aufgeregt, ähnlich einem Fußballer, der kurz vor seinem ersten Länderspiel steht. Dies war sein Moment.

Das ist doch zum Kotzen! Eine Fußballmetapher. Also bitte!


Ali wanderte in die Mitte des Marktplatzes, dort, wo am meisten los war. Er wollte möglichst viele Ungläubige mit in den Tod reißen. Er war sich sicher, dass er Gott damit den größten Dienst erweisen würde.

Dafür kommst du in die Hölle, ich sag's dir.

Ob Gott für Ali im Himmel einen besonders noblen Platz bereit hielt? Ali sah sich auf einer weißen Wolke durch die Luft schweben. Zu seiner rechten saß Gott, zu seiner Linken ein paar Jungfrauen. Der Prophet Jesus fuhr auf einer benachbarten Wolke vorbei, hielt beide Daumen hoch und grinste ihm zu. Auch er ließ es sich gut gehen. Er trug ein weißes Gewand, hatte einen Lorbeerkranz um den Kopf und aß Trauben. Ein wenig sah er aus wie Caesar, der römische Feldherr. Warte mal, das war doch der römische Feldherr!

Jetzt drehst du völlig durch.

Plötzlich sah Ali etwas, dass ihn aus seinen Gedanken riss. Es war ein kleines Mädchen mit langem schwarzem Haar und braunen Augen, wie sie nur Frauen aus dem Orient haben. Ali ging das Herz auf. Aus ihr würde mal eine tolle Ehefrau werden, sollte sie die Explosion überleben. Vielleicht stellte er sich doch besser ein wenig weiter nach…
Das Mädchen wandte sich ihm plötzlich zu – bisher hatte Ali sie nur von der Seite gesehen – und sah ihn an. Ali stockte der Atem. Er hatte sich geirrt. Aus diesem Mädchen könnte nie eine Ehefrau werden, geschweige denn eine tolle Ehefrau. Ihr Mund war furchtbar entstellt. Die obere Lippe war entzweit und ein Teil der rechten Nasenflügel fehlte. Ali kannte diese Mißbildung leider nur zu gut. Samet, sein kleiner Bruder...
Ali biss sich auf die Zähne. Ali hatte immer an Gott geglaubt, aber wenn es eine Sache gab, die ihn unsicher machte, und mochte dieser Funke Zweifel noch so klein sein, dann war er das Schicksal Samets, seines kleinen Bruders mit den sanften Augen und dem hellen Lache. Wie hatte Gott ihm das antun können? Wieso hatte Samet mit fünfzehn wegrennen müssen? Warum hatten die anderen im Dorf ihm das Leben so verdammt schwer gemacht? Ob er überhaupt noch lebte? Wenn ja, dann kämpfte er sicher im Krieg, aber auf welcher Seite?
So viele Fragen. Und nun dieses Mädchen. Ali konnte es einfach nicht fassen. Wie war es möglich, dass ausgerechnet jetzt, wo er Gott doch am nächsten stehen musste, diese Zweifel wieder auftauchten. Ali zwang sich dem Blick des Mädchens stand zu halten.
Seine Hände begannen zu zittern. Er wollte das Mädchen nicht töten. Ihre Eltern arbeiteten sicher für die Ungläubigen, ansonsten wäre sie gar nicht hier, aber Ali wollte es trotzdem nicht tun. Was, wenn er sich irrte? Was, wenn es überhaupt keine weiße Wolke gab?

Ich warne dich ein letztes Mal, Albert. Mit dir spricht der Herr, dein Gott, Herrscher über alles, was jemals war, ist und sein wird. An meiner Güte kannst du zweifeln, aber an meiner Rachsucht nicht. Sie ist in der Bibel bestens dokumentiert. Schaue selbst nach, wenn du mir nicht glaubst. Unterbinde dieses Schreiben sofort, oder erleide für immer die Qualen des Feuers.

Ich blickte auf den blinkenden Cursor am Bildschirm. In jedem Leben kommt der Punkt, wo man sich entweder für oder gegen Gott entscheiden muss. Dies war mein Augenblick. Ich entschied mich dagegen, und schrieb weiter.

Aber auch davor war Ali gewarnt worden. Was hatte sein Meister immer zu ihm gesagt? Dich werden Zweifel überkommen, mein Sohn, sei gewappnet. Das ist entweder Luzifer, der dich in Versuchung führen will, oder Gott, der deine Liebe testet. Höre auf dein Herz. Gott dein Vater im Himmel ist immer bei dir. Wenn du tief in dich gehst, kannst du ihn hören. Er ist immer bei dir.
Ali schloß die Augen und ging tief in sich. Er spürte die heiße Mittagssonne auf seinen Augenlidern, und hörte die Menschenmenge rings um sich herum. Einen Augenblick lang blieben seine Zweifel bestehen, doch dann fühlte er wie eine angenehme Brise ihn umschloß und durch seine Kleidung fuhr. Gott war tatsächlich noch bei ihm. Er ging mit der linken Hand unter seinem Hemd, und tastete die Bombe ab, bis er den Auslöser fand. Er musste jetzt nur noch auf den Kopf drücken. Gott ist immer bei dir, hörte er seinen Meister sagen, er ist immer bei dir. Ali sprach ein letztes Gebet, erhob den Kopf zum Himmel und

Eine warme Hand ergriff mein Handgelenk ehe ich die letzten Worte eingeben konnte. Ich drehte mich um, und sah einen alten Herrn mit einem langen weißen Bart hinter mir stehen. Sein Gesichtsausdruck war ruhig. Die Augen schwarz wie die Nacht.
„Genug“, sagte der alte Herr.
Ich erhob mich vom Stuhl, und er ließ von meiner Hand ab.
„Ist schon gut, mein Sohn, ich weiß, du hast es nicht immer leicht gehabt in deinem Leben. Dein Vater ist weggegangen, als du noch sehr klein warst, Lena hat dich für einen anderen verlassen, du fürchtest dich vor dem Alleinsein, du fürchtest dich vor dem Alter und du fürchtest den Tod.“
„Wie …“
„Es ist okay, ich verstehe dich, du brauchst nicht mehr traurig sein, du kannst zu mir kommen. Es ist okay.“
„Aber, ich habe mich doch bereits gegen dich entschieden.“
Der Mann breitete die Arme aus und lächelte voller Wärme. „Mein Sohn“, sagte er immer noch strahlend, „ich bin doch für dich da.“
„Aber ich habe gesündigt, ich habe den Text trotzdem geschrieben, du hast doch gesagt …“
„Dass du in die Hölle kommst? Also bitte, glaubst du wirklich, ich könnte dir das antun? Ich liebe dich doch, Albert. Du bist bei mir sicher, ich beschütze dich, ich verspreche es dir.“
Ich machte einen Schritt nach hinten, aber er ging nach vorn, seine Arme noch ausgebreitet, die Stimme tief und klar. Er war sehr groß, an die zwei Meter.
„Komm zu mir, mein Sohn.“
Plötzlich fühlte ich mich schwach. Ich blieb stehen und schloß die Augen. Er umarmte mich und druckte meinen Kopf an seine warme Brust. Er roch angenehm nach Lebkuchen, und er fühlte sich so gut an, so sicher, so …
„Warte mal“, sagte ich. Ich löste mich aus seinem Griff. „Soll das heißen, dass ich meine Geschichte nicht veröffentlichen darf?“
Er lächelte. „Also wirklich Albert, liegt dir wirklich so viel an dieser Geschichte?“
„Ja, sehr viel sogar. Ich will sie veröffentlichen.“
Ich sah etwas hinter seinen Augen aufflackern.
„Albert, warum machst du dir das Leben so schwer?“
„Ich werde diese Geschichte veröffentlichen, Gott.“
„Dann musst du ohne mich auskommen.“
„Dann ist es eben so.“
Gottes Gesichtsausdruck änderte sich jetzt. Seine Stirn legte sich in Falten, sein Unterkiffer schob sich vor und seine Augen wurden klein und hart wie Kieselsteine.
„Du kleiner Drecksack! Dafür wirst du zahlen!“
„Fick dich, Gott, ich will dich nicht und ich brauche dich auch nicht! Ich bin mein eigener Mensch und ich bin frei! Frei zu tun und denken und schreiben, was ich will. Tschau!“
Gottes rechter Arm zischte wie ein Tentakel hervor, packte mich am Hals, und hob mich vom Boden hoch. Meine Füße schwebten frei in der Luft.
„Lass mich … los. Ich bekomm … keine Luft!“
Gottes Augen glühten plötzlich wie heiße Kohlen. „Du gehörst mir!“
„Nein!“
„Dann werde ich dich leiden lassen!“
„Hör auf!“
Ich schlug zwei Mal mit voller Wucht gegen seinen Arm, und dann ließ er mich los. Ich fiel zu Boden und stand gleich wieder auf.
Gott lehnte sich gegen meinen Schreibtisch und holte tief Luft. Er sah jetzt viel kleiner aus. Und älter. Er war ganz bleich im Gesicht.
Ich machte einen Schritt auf ihn zu.
„Was hast du vor?“, fragte er mit großen Augen, die jetzt blau waren.
Ich ballte meine Faust.
„Ich richte meinen ganzen Zorn auf dich, du alter Sack!“
„Aber … aber …“ Er lehnte sich weiter nach hinten, rutschte aus, und fiel dann zu Boden.
Ich stellte mich über ihn und sah auf ihn herab.
Er hob die Hände vors Gesicht und krümmte sich. „Bitte tu mir nichts, ich bin doch nur ein alter Mann, du wirst doch keinen alten Mann …“
Ich trat ihm mit voller Wucht in die Rippen.
Er schrie wie am Spieß. „Das tut so weh, oh bitte nicht.“
Ich trat wieder zu. Seine Schreie waren so laut, dass ich gar nichts anderes wahrnahm. Mir taten die Ohren weh. Endlich hörte er auf und sah mich an.
„Schämst du dich denn nicht? Hast du denn keine Moral? Du sollst nicht töten. Steht in der Bibel! Du kannst doch keinen alten Mann zu Tode treten!“
„Deine Moral ist zum Kotzen, ich habe meine eigene, und die ist der deinen weit überlegen.“
„Glaubst du das wirklich? Schau dich doch an. An Mord denkst du. Ich sehe es in deinen Augen. Du bist ein Mörder, ein Tier, eine Bestie! Wie kannst du nur?“
Schlagartig wurde mir klar, dass Mord wirklich die einzige Möglichkeit war. Wenn ich ihn nicht umbrachte, würde er immer wieder zurückkehren. Ich musste ihn beseitigen, ein für allemal. Ich musste Gott töten.
Ich lief in die Küche, und kehrte wenig später mit einem Steakmesser in der Hand zurück. Das war leider die gefährlichste Waffe, die ich finden konnte. Gott war gerade dabei, sich aus dem Staub zu machen. Er krabbelte zur Eingangstür hinaus.
Ich packte ihn an seinem weißen Gewand und zerrte ihn wieder ins Haus. Er war federleicht.
„Nicht so schnell...“
„Neiiiiiiiin! Lass mich!“
Jetzt weinte er.
„Bitte tu mir nichts! Bitte!“
Ich holte weit aus, das Messer funkelte über meinen Kopf, doch dann zögerte ich. Gott war kein alter Mann mehr. Er war jetzt ein kleiner Junge, vielleicht acht oder neun Jahre alt. Er hatte aschblondes Haar, eine hohe Stirn und er sah genauso wie … ich. Wie ich mit acht Jahren. Ich lag vor mir auf dem Boden.
„Bitte bringe mich nicht um“, sagte der kleine Albert. „Bitte, ich will doch nur dein Freund sein. Ich will dir nichts Böses. Ich habe Angst, so sehr Angst. Wo ist denn Mama? Und wo ist Papa. Wo ist er?“
„Ich weiß nicht, wo er ist“, sagte ich gequält. „Ich weiß es nicht.“
„Bleibst du bei mir, bis er wieder da ist? Bis ich ihn wieder sehen kann?“
Ich sah dem Jungen in die Augen. Sie waren blau. Ich hatte aber keine blauen Augen. Noch nie gehabt.
Ich ließ das Messer runtersausen und stach den kleinen Jungen mitten ins Herz. Die Klinge ging glatt durch sein Brustbein.
Er schrie auf, und plötzlich war er wieder der alte Mann. „Nein! Nein! Aber warum denn?“
Ich stach wieder zu. „Für die Kreuzzüge! Und das ist für die Hexenverbrennung! Und für Galileo! Und das für all die misshandelten Kinder! Und das für den elften September!
Das Blut spritzte in alle Richtungen, Gott schrie schon lange nicht mehr, aber ich machte weiter, stach immer wieder zu.
"Und für die Taliban! Und Bush! Und für das Kondomverbot! Und für Tieropfer. Und für Menschenopfer …"


drückte auf den Knopf. Ali starb sofort und riss 29 Kinder, Frauen und Männer mit sich in den Tod. Auch das kleine Mädchen mit der Hasenscharte starb.

 
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Moi Juju,

zwei Sachen fand ich lustig, aber mir scheint, das sollte nicht so:

„Aber die Szene mit dem kleinen Mädchen mit einer Hasenschwarte wird doch herzzerreißend sein.“
Ohhh ... eine Hasenschwarte. Da kommen mir ja die Tränen.
:D Genetische Mutation? Weiter oben hast Du es richtig.
Im schlimmsten Falle schmorst du für alle Ewigkeit in der Höhle.
„Was?“
„Du willst mich für wegen einer schlechten Geschichte in die Höhle schicken?“
Je nachdem wie schlecht sie ausfällt.
Das letzte sie bezieht sich falsch auf die Höhle. Und bei dem Wort hast Du Dich aber ganz verdammt vergriffen - und das hab sogar ich als ungetaufte Anti-Christin gemerkt. Mach das mal wech. ;)

Tut mir leid, der Rest außer diesen geckigen Tippern hat mir nicht so richtig gefallen. Die Einleitung ist zu lang und mir irgendwie auch zu Autoren-selbstbezogen (oder war das nur, weil Du keine Geschichte schreiben wolltest, in der nicht wenigstens einmal ficken oder Porno vorkommt? :hmm: Vorsicht mit solchen "leeren" Markenzeichen - es gab mal eine Autorin, die hinter jedem Titel ein Ausrufezeichen setzte, sowas klingt schnell sehr bemüht.), und dann plätschert die Idee so dahin und ins Leere.

Das kann sehr wohl sein, hier spricht Gott.
Liest sich wie ein verdrehtes Zitat Hallo Mr. Gott, hier spricht Anna. War das Absicht?

Herzlichst,
Katla

 
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Hallo Katia,

Schade, dass du nichts damit anfangen konntest.


„Du willst mich für wegen einer schlechten Geschichte in die Höhle schicken?“
Je nachdem wie schlecht sie ausfällt.

Das letzte sie bezieht sich falsch auf die Höhle.

Hast wahrscheinlich recht, aber liest sich das denn auch so? Ich schaffe es auf jeden Fall nicht, es falsch zu verstehen.

Und bei dem Wort hast Du Dich aber ganz verdammt vergriffen - und das hab sogar ich als ungetaufte Anti-Christin gemerkt. Mach das mal wech.

Weiß leider nicht, was du damit meinst. Das muss du mir näher erklären.


(oder war das nur, weil Du keine Geschichte schreiben wolltest, in der nicht wenigstens einmal ficken oder Porno vorkommt?

Habe schon genug Geschichten geschrieben ohne Ficken und Porno.

mfg,

JuJu

 
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Sori, habe sicher nicht alles von Dir gelesen, mir schien das so.

Na, es liest sich stolpernd, vllt geht es anderen aber anders. Ich finde falsche Bezüge einfach unschön.

Weiß leider nicht, was du damit meinst. Das muss du mir näher erklären.
Hä, wie jetzt? Das ist die Hölle.

Ich kenn mich nicht genug aus, aber hat der Islam überhaupt die gleiche Strafe? Mir scheint, dies soll doch ein christlicher Gott sein, warum regt der sich auf, wenn Allahs Name durch die schlechte Jihad-story "beschmutzt" wird? Oder hab ich ganz massiv was übersehen - dies soll verschiedene Philosophien gemixt durch den Kakao ziehen? Und die Höhle war ein Rückgriff auf Plato, oder sowas in der Art?

Rätselnde Grüße,
Katla

 
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Nein, nein, das war einfach ein Schreibfehler meinerseits.. :Pfeif:
Ich meine schon die Hölle.

Ich kenn mich nicht genug aus, aber hat der Islam überhaupt die gleiche Strafe?

klaro

Mir scheint, dies soll doch ein christlicher Gott sein, warum regt der sich auf, wenn Allahs Name durch die schlechte Jihad-story "beschmutzt" wird?

Weil ich denke, dass Selbstmordattentäter ganz allgemein ein schlechtes Licht auf Religion (und Gott) werfen, und eben nicht nur auf Allah. Nicht umsonst ist seit dem 11. September der Atheismus so im kommen.

Oder hab ich ganz massiv was übersehen - dies soll verschiedene Philosophien gemixt durch den Kakao ziehen

Verschidene Philosphien nicht, aber Gottesfurcht und die Angst beim Schreiben.


mfg,

JuJu

 

Huhu Juju!

Überleg dir gut, was du machst, Albert.
„Ich schreibe die Geschichte.“
Überlege es dir gut.
„Du kannst mir nichts antun.“
Kann ich sehr wohl, Albert.
„Nein, kannst du nicht.“

.... und? Wie gehts weiter? Wie geht die Geschichte aus?

Bis bald,
yours

 

Hallo JuJu,

deine Geschichte ist zum Teil interessant und amüsant zu lesen, aber noch lange nicht so gut, dass sie mir gefällt. Der Anfang erschien mir auch viel zu lang, das Ende hingegen zu kurz. So richtig mit Interesse las ich die Geschichte erst, als auf einmal Gott mit deinem Protagonisten sprach. Umso enttäuschter war ich, als ich am offenen Ende angelangt bin. Hier muss ich yours truly vollkommen recht geben: Warum geht die Geschichte nicht weiter? Es fehlt etwas. Hattest du keine Lust, die Story zu Ende zu schreiben? Keine Idee? Oder hab ich irgendwas nicht mitbekommen? :confused: Gut fände ich eine Schlusspointe.

Einfallslos erscheint mir auch der Titel. Hätte mir einen originelleren Titel als "Gott" gewünscht.

Ein paar Fehler, die mir ins Auge gefallen sind:

Jeder zweitklassiger Journalist kann sich ein ausgefallenes Mordszenario ausdenken
m. E. "zweitklassige" (?)

Sie kreischte wie ein Schimpansin.
eine

Du wirst auf deine Leser wirken wie ein kleinkarierter Philosoph, der mal etwas Tiefsinniges in die Welt setzten will.
setzen

Du willst mich für einer schlechten Geschichte in die Hölle schicken?
m. E. "wegen einer schlechten" oder "für eine schlechte" ...

Viele Grüße
Michael

 

Hallo JuJu

Also irgendwie hat mir die Geschichte gefallen, leichtfüssig kommt sie daher, nicht mitreissend, aber so richtig sich einfügend in die Sommerflaute. Die teils platonischen Tippfehler welche Katla beschreibt habe ich leider zeitlich verpasst, schade, ich hätte herzhaft gelacht. Aber Nachhaltigkeit hat sie nicht, gleich einer Sandburg am Meeresstrand welche von der nächsten Welle wegwischt wird. Dabei zögerte ich sie anzuklicken, Gott, ein gewaltiges Wort, ich fürchtete schon, mir ein Stundengebet einzuverleiben. Doch Sokrates sei Dank war es das nicht, denn wäre das Göttliche Wirklichkeit, wäre anstelle der Geschichte sicher ein leeres Blatt mit Stempel darauf: zensuriert.

Gruss

Anakreon

 

Hi Juju

Der erzählende Teil zu Anfang hat mir gar nicht mal so Schlecht gefallen. Liest sich flüssig und irgendwie nehme ich dem Erzähler diesen Gedankenfluss ab.*
Da dachte ich, Mensch, das kann ja richtig spannend werden. Leider lässt du die Idee dann ins Leere laufen. Einen Dialog mit Gott, mja, abgegriffen, aber hinsichtlich des Eigentlichen Themas in Ordnung.*
Nur leider hat der keine Richtung, liest sich so, als hätte der Autor nicht gewusst, wie mit diesem Thema umzugehen (zu welchem ein jeder Schreiberling ja irgendwann kommen muss ;) ). Da passt auch nicht so viel zusammen. Erst fällt der Prot beinahe vom Stuhl, dann ist er plötzlih cool, frech, abgeklärt. Und Gott? Gott hast du kein Stück allwissend oder andersartig machvoll hinbekommen. Wie ein Kind wird sich gen Ende gestritten:
Du bist doof
Nein du bist doof
Nein du bist doof
Uswusf ;)
Tja und an dieser Stelle angelangt, bricht der Text besser ab, denn ... Fragezeichen.*
Fazit: nette Idee ohne Fundament.*

Grüßlichst
Weltenläufer

 

Hallo Yours,

Danke fürs Lesen! Ich habe das Ende jetzt ganz leicht geändert. Ist wahrscheinlich auch nicht zufreidenstellend für dich, aber mal schauen...


Hallo Michael,

Der Anfang erschien mir auch viel zu lang

Schade

Hätte mir einen originelleren Titel als "Gott" gewünscht.

Mir fiel keinen ein, dann wollte ich es "Schreiben über Gott" nennen, was mir dann aber auch nicht ganz zugesprochen hat. Also dann schlicht und im Grunde nichtssagend...

deine Geschichte ist zum Teil interessant und amüsant zu lesen

cool!

aber noch lange nicht so gut, dass sie mir gefällt

scheiße

Vielen Dank fürs lesen und Kommentieren!

Hallo Anakreon,

irgendwie hat mir die Geschichte gefallen, leichtfüssig kommt sie daher,

das freut mich

Aber Nachhaltigkeit hat sie nicht, gleich einer Sandburg am Meeresstrand welche von der nächsten Welle wegwischt wird

das heißt wohl, dass du sie gleich wieder vergessen wirst? Aber woher willst du das wissen, wo du sie noch gar nicht vergessen hast? Vielleicht wirst du in ganz vielen Jahren am Meer sitzen, deine letzten Tage genießen, und plötzlich eine Sandburg(!) sehen, die weggewischt wird, und dann meiner Geschichte gedenken?!? und plötzlich fällt dir dann ein, ach du scheiße, ich hab ja noch gar keine Story über Gott geschrieben(?)! :schiel:

vielen Dank!


Hallo Weltenläufer,

Der erzählende Teil zu Anfang hat mir gar nicht mal so Schlecht gefallen

"gar nicht mal so schlecht" klingt so, als wäre ich ein Behinderter, der gar nicht mal so schlecht laufen kann.. aber danke trotzdem :)

Erst fällt der Prot beinahe vom Stuhl, dann ist er plötzlih cool, frech, abgeklärt.

Er ist ein wenig überrascht, dass Gott mit ihm spricht, aber dann beleidigt er seine Story und da kennt er halt nichts mehr.

Vielen Dank!

Hallo Katia,

auch dir vielen Dank natürlich! Sorry hatte ich vergessen.

 

Habe mich nun doch dazu hinreissen lassen, die Geschichte auszubauen.

Ich stelle gleich nachher eine neue Version rein, die viel länger ist

mfg,

JuJu

 
Zuletzt bearbeitet:

So … hier die neue Version, bzw. der Rest der Geschichte. Würde mich über eure Meinung freuen.

vielen Dank,

mfg,

JuJu

 

Hallo JuJu

Die Ergänzungen überzeugen mich persönlich als Leser nicht, da die Handlungen mir den Sinn nur vage verdichten, auf den die Geschichte hinauslaufen soll. Dabei denke ich, es könnte mehr hergeben, wenn die Inhalte sich straffen und dafür abrunden. Beispielsweise der Terrorist nach Ausführung der Tat weder paradiesisches Leben noch Jungfrauen erhält. Auch das Abmurksen von Gott scheint mir zu platt, zu melodramatisch, ich könnte mir vorstellen, Albert oder der Gott fallen in ihren Überzeugungen um, oder auch beide. Aber ich will Dir nicht zu viel hineinreden, es ist Deine Geschichte, und es ist nur meine bescheidene Sichtweise.

Das Gleichnis mit der Sandburg war nicht so gemeint, dass ich die Geschichte schlichtweg vergesse. Ich verstehe dies dahin, dass ich sie in einigen Stellen mit einem Schmunzeln las, aber nicht als eine die mir Vordergründig haften bleibt.

Noch eine Anmerkung zur Frage von Katla, ob es sich hier um den christlichen Gott oder Allah handelt: Sofern ich das Kapitel Religionsgeschichte richtig im Gedächtnis habe, ist die Gottesvorstellung der Juden, der Christen und des Islams in ihren Wurzeln identisch, alle berufen sich auf Abraham und dessen Interpretation eines allmächtigen Gottes, woraus ich schliesse, dass es der gleiche Gott ist, den sie meinen. Darüber müsste Stoff auffindbar sein.

Gruss

Anakreon

 

>Ich war schon immer der Meinung, dass sich jeder gute Schriftsteller früher oder später an Gott wagen muss. (...) druckte auf den Knopf. ...<
Vorweg,

lieber JuJu,

mir ist es egal, ob einer an Gott glaubt oder nicht, mir ist auch schnurz egal, ob es einen gäbe ob mit, ob ohne Personal (die Derivate also der organisierten Frömmigkeit als Anpassung an vorgefundene unterschiedlichste Volksglauben wie eine MutterGottes, Engel, Teufel, Dämonen, Elfen, Heilige, kurz: Hirngespinste, die den vormaligen Aberglauben weiter pflegen), denn darauf kommt’s gar nicht an. Das wird auch im genialsten, wenn auch nur neun Wörter umfassenden Gedicht des 20. Jahrhunderts ausgedrückt:

„Moral

Es gibt nichts Gutes,
außer: Man tut es.“

Da ist alles drin enthalten, wessen eine Gesellschaft (nicht der Einzelne) bedarf. Bliebe nur noch zu definieren, was das „Gute“ sei.

Gut kann auf keinen Fall das genannt werden, was Du hier auf sechs Seiten Manuskript einzeilig unter TNR 12 pt. ausbreitest. Die einzig wahren, wenn auch unfreiwillig komischen Momente der Flüchtigkeit werden nach und nach beseitigt (Schwarte statt Scharte, Kopf statt Knopf >Er musste jetzt nur noch auf den Kopf drücken<, der dann noch weiter unten an die warme Brust >gedruckt< wird, ähnliches noch an andrer Stelle, warum sieht so was keiner?) und – wer hätte je einen Gott sprechen hören, der wie Bruce Willis klänge? Wer, außer Moses, hätt ihn je gesehn? Oder sollte der Dornbusch in des Protagonisten Stube gebrannt haben?

Sehn wir mal von ab, dass man sich kein Bild von diesem Gott machen soll, ob nun der abend- oder der morgenländliche hüpft durch die Geschichte ein clownesker Dämon durch diverse Gestalten und regrediert vom weißbärtigen Wotan (dem Wütenden) zum Milchgesicht, was all das, was Du wohl eigentlich ausdrücken willst, auf den Kopf stellt, dass Problem nämlich dieser selbsternannten Gotteskrieger, welche überwiegend ihre eigenen Leute abschlachten, was wahrlich kein Event ist. Die einen tun's, weil sie glauben, es gäbe ein Leben danach, die andern, weil sie glauben, es gäbe keines davor ohne Klingel- und sonstigen elektronischen Firlefanz. Wie auch, wenn man überall in einer Verblödungsmaschine steckt?

Nix für ungut, JuJu.

Um auch die Frage zu beantworten: Die monotheistischen Religionen sprechen vom gleichen Gott, angefangen bei der Schöpfung Echnatons im 13. Jhdt. vor unserer Zeitrechnung. Die Formulierung verräts schon: die Schöpfung Pharaos. Da wurd der Gott aber noch mit der Sonne gleichgesetzt. Man kann dann den Gott der semitischen Völker davon ableiten (was zB Freud mit seinem Moses "Roman" getan hat), von da an zieht dann aber das Bilder- und Gleichnisverbot, was dann vermutlich zur Entwicklung der Buchstabenschrift führte.
Das beste ist also, Gott - egal, wie er genannt wird, und wär's Jupp oder Gretchen, Hansi oder Papi - links liegen zu lassen.

Gruß

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anakreon,


Die Ergänzungen überzeugen mich persönlich als Leser nicht, da die Handlungen mir den Sinn nur vage verdichten, auf den die Geschichte hinauslaufen soll.

Heißt das jetzt du verstehst den Sinn dahinter nicht? (Unten bei meinem Kommentar zu Freidel wird es vielelicht deutlicher...)

Das Gleichnis mit der Sandburg war nicht so gemeint, dass ich die Geschichte schlichtweg vergesse.

Mein Kommentar dazu war auch nicht wirklich ernst gemeint... hab mich im Grunde nur über diese Sandburgleichnis lustig machen wollen. Ist mir viellicht nicht gelungen. Sorry.


Sofern ich das Kapitel Religionsgeschichte richtig im Gedächtnis habe, ist die Gottesvorstellung der Juden, der Christen und des Islams in ihren Wurzeln identisch, alle berufen sich auf Abraham und dessen Interpretation eines allmächtigen Gottes, woraus ich schliesse, dass es der gleiche Gott ist, den sie meinen. Darüber müsste Stoff auffindbar sein.

hmmmm... Juden, Christen, Moslems .... meinen sie jetzt den gleichen Gott oder nicht?
Also für mich macht diese Frage eigentlich gar keinen Sinn.
Glauben Katholiken und Protestanten an den selben Weihnachtmann? Ist das Monster unter dem Bett afrikanischer Kinder schrecklicher als der unter dem Bett chinesischer?
Ist das Roswell Alien häßlicher als das aus Tumbuktu?

Vielen Dank!

Hallo Friedel, Vielen Dank für deinen Kommentar!

Das Gedicht ist wirklich gut.

wer hätte je einen Gott sprechen hören, der wie Bruce Willis klänge?

Wer hat überhaupt jemals einen Gott sprechen hören? Außer in seinem Kopf vielleicht...

Wer, außer Moses, hätt ihn je gesehn?

Niemand, auch Moses nicht. Es sei denn, man bildet ihn sich ein...


Sehn wir mal von ab, dass man sich kein Bild von diesem Gott machen soll

Wieso nicht? Muss man da Angst haben? Geschieht einem dann Böses ...?

hüpft durch die Geschichte ein clownesker Dämon durch diverse Gestalten und regrediert vom weißbärtigen Wotan (dem Wütenden) zum Milchgesicht, was all das, was Du wohl eigentlich ausdrücken willst, auf den Kopf stellt,

Ich finde nicht, dass es das, was ich ausdrücken wollte auf den Kopf stellt. Gott kann nämlich alles sein. Das, was dir Halt gibt, das, wovor du dich am meisten füchtest... dein einziger Trost...
Das wollte ich damit ausdrücken. Ein Mensch, der Gott loswerden will, muss alle Facetten Gottes von sich stoßen.. Der Böse, der Barmherzige, der Väterliche...

"Auf den Kopf stellen" ist aber gut...


dass Problem nämlich dieser selbsternannten Gotteskrieger,

"Selbsternannt" klingt hier, als seien sie es nicht in Wirklichkeit. Du hast damit in einer Hinsicht recht, aber in einer anderen wiederum nicht. Sie sind schon Gotteskrieger.

welche überwiegend ihre eigenen Leute abschlachten, was wahrlich kein Event ist

Okay... warte mal. "überwiegend ihre eigenen Leute abschlachten"
Was heißt hier jetzt "ihre eigenen Leute?"

was wahrlich kein Event ist

Und da muss ich dir erneut widersprechen. Das ist nämlich so oder so ein "Event".


Die einen tun's, weil sie glauben, es gäbe ein Leben danach, die andern

Das ist zu einfach. Sie tun es auch, weil sie sich in einem heilgen Krieg befinden, der "Gott" ihnen vorschreibt.

die andern, weil sie glauben, es gäbe keines davor ohne Klingel- und sonstigen elektronischen Firlefanz.

hmmm... was meint du jetzt damit? Sorry, checke ich nicht ganz.

Um auch die Frage zu beantworten: Die monotheistischen Religionen sprechen vom gleichen Gott, angefangen bei der Schöpfung Echnatons im 13. Jhdt. vor unserer Zeitrechnung. Die Formulierung verräts schon: die Schöpfung Pharaos. Da wurd der Gott aber noch mit der Sonne gleichgesetzt. Man kann dann den Gott der semitischen Völker davon ableiten (was zB Freud mit seinem Moses "Roman" getan hat), von da an zieht dann aber das Bilder- und Gleichnisverbot, was dann vermutlich zur Entwicklung der Buchstabenschrift führte.

Das stimmt sicherlich, die Geschichte der Gottphantasien ist auch sehr interessant, aber für die Thematik meiner Story, ist es meiner Meinung nach überhaupt nicht von Belang, weil es für mich nur um die Kernfrage geht. Mit oder ohne Gott. Für welche Religion Gott kickt ist dabei völlig Schnurz, die Frage bleibt dieselbe.

mfg,


JuJju

 

>Wieso nicht?<, fragstu

lieber JuJu,

zu dem Satz „Sehn wir mal von ab, dass man sich kein Bild von diesem Gott machen soll“, weil es das Gebot ist dieses einen und folglich sehr einsamen Gottes. Dass der nicht des sozialen Todes stirbt hat die organisierte Frömmigkeit – der ja auch Ali angehört – dem Einzigen zur Seite gestellt Isis-Maria = MutterGottes,

Engel – vordem das mittlere Management des Götterhimmels -,

Teufel – ehemals Herr der Unterwelt, in der nordischen Mythologie übrigens weiblich: Hel = Hölle, die Altvorderen kannten schon ihre Hausdrachen –

Dämonen, bevorzugt in Fantasy

Heilige – vordem Halbgötter/Helden, deren einer Ali werden will – wie der Neffe & Schwiegersohn des Propheten im siebenten Jahrhundert unsrer Zeitrechnung - und Hexen & Zauberer im Gegensatz dazu

schließlich Höhepunkt für alle Gotteskämpfer – Jungfrauen (natürlich: Walküren, aber Brunichildis hat wohl manchen Helden einfach unters Arm geklemmt und besonders sich erfolgreich Wähnende und wären es große Könige an den Kleiderhaken gehängt);

doch was, wenn Ali Alice hieße, warteten da auf die Heldin Jungmänner?,

ich kenn mich da nicht aus).

>Muss man da Angst haben?<
Wer muss schon? Der Mohammed-Karikaturist ist zumindest seinem Selbsterhaltungstrieb gefolgt und vorsichtig. Denn sonst >geschieht einem dann Böses< durch verwirrte Geister und böse Getriebene.

>Gott kann nämlich alles sein.< Natürlich in Vertretung des Seelsorgers oder Psychoklempners.

Und wer sagt überhaupt, dass Gott männlichen Geschlechtes wäre? Weil so’n Bart kein Frauenbart sein kann? Woher weiß wer überhaupt um den Bart? Aber wer sagt denn, dass Gott weiblich wäre? Vielleicht wäre es sächlich und hätte Milchzähne, die es gar nicht bräuchte. Was aber, und das ist das wahrscheinlichste, wenn es gar keinen gäbe und nur seine Krieger und Stellvertreter seinen Namen (Bildverbot!) missbräuchten? Da müssten sie sich statt bei weißgott wievielen Jungfrauen nach eigener Auffassung auf’m höllischen Grill geschmort wiederfinden. Gegrillter Gotteskrieger, durchtrainiert und wenig fett, die ideale Speise zum abendlichen Sommerfest.

Schon mal gezählt, wie viel Amerikaner/Europäer von diesem seltsamen Heldentum betroffen sind und wie viel Muslime? Aber die halten sich ans Gebot, seid fruchtbar und mehret euch und verwandeln frucht- in furchtbar. Für den, der zuschaut, ist’s sicherlich ein Event. Da war doch gerade hier ein Event mit geballtem Klingelton, da aber zum Lobe Gott Mammon.

>Das ist zu einfach. Sie tun es auch, weil sie sich in einem heilgen Krieg befinden, der "Gott" ihnen vorschreibt<, wie steht das in Einklang mit Deiner Kernfrage >Mit oder ohne Gott. <?
Da kann ich mir den Scherz erlauben, das Lob zum Gedicht an Kästner weiterzureichen – vorausgesetzt, ich träfe ihn.

Nix für ungut, aber die Geschichte will wahrscheinlich zu viel: die Rahmenhandlung, ein Autor ringt mit einem Thema, eben die Geschichte in der Geschichte, aber nicht mit dem unterlegenen Gott Jakobs.
An andrer Stelle hier auf kg.de wurde ähnliches m. E. besser gelöst: da rauft der Prot mit seinem Gewissen, nämlich durch Elisabeth.

Gruß

Friedel

 

Diese Geschichte wird zu schlecht sein, meines Namens nicht würdig.
„Woher willst du das wissen?“
Gott seufzte. Also wer mir solche Fragen stellt…
„Okay gut … warum wird die Geschichte so schlecht sein?“

Die Aussage, „Geschichte wird zu schlecht sein“, führt den ganzen folgenden Dialog mit Gott ad absurdum, denn die Geschichte wird schlecht sein, das steht von Anfang an fest. Was Gott im weiteren Verlauf sagt, hat nur eine Alibi- oder besser Wichsfunktion, denn würde der Erzähler auf Gott hören und die Geschichte nicht oder nicht schlecht schreiben, dann hätte Gott sich am Anfang geirrt, und das ist nicht möglich, zumindest nicht bei diesem allwissenden Gott.

Was bleibt sind ein paar Zeilen über den Selbstmordattentäter und das Mädchen mit der Hasenscharte und den Gedanken an den Bruder samt eines Seitenblicks auf die altbekannten Ungerechtigkeiten dieser Welt.

Fazit: Die Einleitung zu lang, der Rest unausgegoren, weil von Anfang an von falscher Vorsausetzung ausgehend.

Das klingt hart und ist auch hart, JuJu, aber ich halte es besser, dir reinen Wein einzuschenken als drum herum zu reden.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dion, Friedrichard,

Die Aussage, „Geschichte wird zu schlecht sein“, führt den ganzen folgenden Dialog mit Gott ad absurdum,

das ist nicht ungewollt

denn würde der Erzähler auf Gott hören und die Geschichte nicht oder nicht schlecht schreiben, dann hätte Gott sich am Anfang geirrt, und das ist nicht möglich, zumindest nicht bei diesem allwissenden Gott.

weil von Anfang an von falscher Vorsausetzung ausgehend.

okay... ich weiß schon was du meinst, aber mir fällt es wenig schwer mit diesen Kommentaren, so von wegen, nicht möglich, falsche Voraussetung und so...

Du hast also Probleme mit dem Verhalten meines Gottes, meinst es passt nicht irgendwie. Das habe ich auch von Friedrichard gehört und von anderen auch.
Schon klar, dass mein Gott nicht gerade göttlich rüberkommt. Hab auch nicht versucht, ihn so zu gestalten, da ich nicht besonders gläubig bin. Man kann schlecht etwas schlecht charakterisieren, dass es eh nicht gibt, vor allem wenn die Nicht-Existenz bzw. Absurdo-existenz dieses Nicht-Wesens Thema des Stories ist. Gott bleibt für mich im Grunde nur im Kopf des Prots, ist sein Gegenspieler sozusagen, und verliert dann auch am Ende gegen eine sehr irdische Person. Daher kann er eigentlich nur kläglich rüberkommen.
Aber gut, wenn ihr meinen Gott nicht mögt, bzw. mein Prot, dann ist die Story bei euch einfach nicht angekommen, ganz unabhängig von irgendwelchen falschen Voraussetzungen oder Widersprüchen oder Unstimmigkeiten.

aber die Geschichte will wahrscheinlich zu viel: die Rahmenhandlung, ein Autor ringt mit einem Thema, eben die Geschichte in der Geschichte, aber nicht mit dem unterlegenen Gott Jakobs.

das kann sein, fand ich schon selbst gewagt dieses Schreiben über die Story in dem Story.

Die Einleitung zu lang,

habe sie schon radikal gekürzt, war noch viel krasser vorhin, aber vielleicht geht noch mehr

Gut.. die Geschichte stößt wie es aussieht nicht gerade auf große Resonanz. Sonst sehe ich Kritik immer relativ schnell ein denke ich (für einen Kurzgeschichtler jedenfalls), aber bei der Story fällt es mir irgendwie schwer. Nicht, weil ich die Geschichte so toll finde, aber naja, so schlecht finde ich sie dann auch wieder nicht.
Vielleicht ist die Story in dem Story einfach zu viel, vielleicht hat jeder seine eigene persönliche Vorstellung von Gott, vielleicht ist mein Prot aber auch einfach ein nerviges, rumheulendes Arschloch, das man am Liebsten auf die Fresse hauen würde.
Wie dem auch sein, vielen vielen Dank für die Kommentare!

mfg,

JuJu

 

Schon klar, dass mein Gott nicht gerade göttlich rüberkommt. Hab auch nicht versucht, ihn so zu gestalten, da ich nicht besonders gläubig bin.
[…]
Gott bleibt für mich im Grunde nur im Kopf des Prots, ist sein Gegenspieler sozusagen, und verliert dann auch am Ende gegen eine sehr irdische Person. Daher kann er eigentlich nur kläglich rüberkommen.
Aber gut, wenn ihr meinen Gott nicht mögt, bzw. mein Prot, dann ist die Story bei euch einfach nicht angekommen, ganz unabhängig von irgendwelchen falschen Voraussetzungen oder Widersprüchen oder Unstimmigkeiten.
Der Gott, den du hier beschreibst, ist nicht irgendein Gott, sondern der des Abrahams. Jedenfalls stattest du ihn mit allen aus der Bibel und teilweise aus dem Koran bekannten Merkmalen aus. Daran wird er gemessen, er selbst will das, wenn er sagt: „Also wer mir solche Fragen stellt…“

Wenn du einen ambivalenten Gott darstellen wolltest, dann hätte er andere Eigenschaften haben müssen. Vor allem müsste er fehlbar sein, nur dann hätten seine Überredungsversuche dem Autor gegenüber einen Sinn. So aber weiß man von Anfang an, dass das Ganze sinnlos ist, ein Gerede um des Geredes willen.

Griechen hatten solche ambivalente Götter – bei denen konnte auch Gottvater Zeus verlieren, und zwar nicht, weil er verlieren wollte oder das gar im Voraus wusste, sondern weil ihn andere hereingelegt haben. Im Grunde waren griechische Götter wie die Griechen selbst, nur eben mächtiger und keinen (menschlichen) Gesetzen unterworfen: Nur Götter können, was Menschen nicht gestattet oder unmöglich ist, darin äußert sich gerade ihre Göttlichkeit. Das gilt für alle Götter, die sich der Mensch je geschaffen hat.

 

> ..., vielleicht hat jeder seine eigene persönliche Vorstellung von Gott, ...<

kann's ja erst recht nicht sein,

lieber JuJu,

es wäre denn, auch der, der gar keine Vorstellung von Gott hätte, bekäme >eine eigene persönliche Vorstellung< aufgedrückt. Übrigens ist der einzig konsequente Umgang mit dem Bildnis/Gleichnisverbot - frag mich nicht, welche Nummer das Gebot trägt auf jeden Fall < 5 -, keine Vorstellung von Gott zu haben/sich zu machen.

Aber Du darfst/solltest nicht resignieren.

Gruß

Friedel

 

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