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Gottlos

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25.01.2002
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Gottlos

»Scheren Sie sich zum Teufel!«, rief ich verärgert. »Ich hab nichts Falsches getan!«
»Aber du hast zwei Dutzend Männer umgebracht, mein Sohn!« McKinley betrachtete mich. »Willst du das etwa leugnen? Viele hatten Frauen und Kinder. Dein eigener Vater war unter den Opfern!«
Die Worte hätten mir einen Stich ins Herz versetzen sollen, doch wirkliche Reue empfand ich nicht. »Nicht nur mir hab ich damit einen Gefallen erwiesen. Außerdem, sie waren doch alle längst tot! Gottlose Monster. Was hätte ich denn Ihrer Meinung nach tun sollen?«
McKinley, vom Glauben überzeugt, ließ sich nicht beirren. Soweit ich wusste, leistete er bereits seit Jahrzehnten Gefängnisseelsorge. Es war sicherlich nicht das erste Mal, dass ihm jemand die kalte Schulter zeigte. Nach seiner Ansicht gab es keine Zweifel an meiner Schuld.
»Ist es das, was du Gott antworten möchtest, wenn du ihm gegenüberstehst?« Er sah mir in die Augen. »Dass die Männer es aus deiner Sicht nicht besser verdient hatten?«
»Gott!« Ich spie ihm das Wort vor die Füße. »Wo war Ihr verdammter Gott, als ich verhaftet wurde? Wo war Ihr Gott, als meine Mutter abgeschlachtet wurde? Nein! Er muss sich vor mir rechtfertigen! Ich hatte keine Wahl. Ich musste so handeln!« Zornig ließ ich mich auf das schmale Pritschenbett sinken. Ich war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren.
Der Pater blickte mich traurig an. Von draußen drang warmer Wind in die spartanisch eingerichtete Zelle. Irgendwo wieherte ein Pferd. »Wie ist es überhaupt dazu gekommen?«
Ich blieb ihm die Antwort zunächst schuldig. Was ging das den Pfaffen an? Der Galgen war mir so sicher wie das Amen in der Kirche, diese Geschichte würde er mir ohnehin nicht abkaufen.
Andererseits, was hatte ich zu verlieren?
McKinley sprach weiter mit den frommen Worten eines katholischen Paters zu mir; so lange, bis ich irgendwann nachgab und ihm erzählte, wie sich alles zugetragen hatte. 1871. In Littlestone, New Mexico. Meine Gedanken kehrten zurück zu der Goldmine nordwestlich der Stadt, in der alles begonnen hatte, und einmal mehr wünschte ich mir, dass George, der Sohn des reichen Viehzüchters Granagham, diesen verfluchten, gottverlassenen Ort nur gemieden hätte.

»Das musst du dir ansehen, Vater! Es ist unglaublich!« George war vollkommen aus dem Häuschen.
»Später, George, später«, brummelte Granagham, der sich im Saloon gerade ein Glas Whiskey gönnte. Er warf George einen flüchtigen Blick zu. »Was hast du da überhaupt getrieben? Ich hatte dir verboten, in dem Bergwerk herumzulungern! Die Stollen sind alt, sie hätten jederzeit einstürzen können!«
»Es tut mir Leid. Aber bitte, Vater, das musst du sehen! Du wirst es nicht bereuen!«, versicherte George. Fast flehend sah er ihn an.
Ein Seufzen. »Vielleicht morgen.«
»Nein! Heute noch!«
Granagham überlegte, ob er nachgeben sollte. So aufgeregt hatte er seinen Sohn lange nicht mehr erlebt. Er musste zugeben, dass es ihm zumindest gelungen war, seine Neugierde zu erwecken.

Ich war nicht dabei. Aber so ähnlich musste das Gespräch verlaufen sein. George hatte seinen beharrlichen Vater so lange zugeredet, bis dieser schließlich eingewilligt und selbst den langen, staubigen Weg zu dem baufälligen Bergwerk am Fuße der Gebirgskette auf sich genommen hatte. Denn zum damaligen Zeitpunkt ahnte er natürlich nicht, welche Folgen der Fund mit sich bringen würde.
Zunächst dachten nicht wenige Einwohner Littlestones, er wäre auf Gold gestoßen. Aber das Bergwerk war längst ausgebeutet, im Inneren waren seit Jahrzehnten keine bemerkenswerten Schätze mehr gefunden worden. Zudem hätte der Geizkragen Granagham gewiss nie die anderen Farmer um Hilfe gebeten, hätte er an dem Ort etwas von materiellem Wert erspäht. Nein, es musste etwas vollkommen anderes gewesen sein, von dem eine seltsame Faszination ausging, und das die Männer, die von nun an täglich zur Mine ritten, immer mehr in den Bann zog. Zu gerne hätte ich erfahren, was die Farmer dort Tag für Tag trieben. Nicht einmal zur Sonntagsmesse erschienen sie seitdem mehr. Aber ich brachte es nie heraus. George hütete das Geheimnis, als würde sein Leben davon abhängen, und ebenso wie die Männer, die Granagham eingeweiht hatte. Ich konnte folglich nur Vermutungen über diese Entdeckung anstellen. Selbst heute kann ich nicht mit Gewissheit sagen, worauf George eigentlich gestoßen war.

»Das geht nun schon eine ganze Woche so!«, rief mein bester Freund Robert während der Stallarbeiten. »Ich würde zu gerne wissen, was die da treiben!«
Ich zuckte mit den Schultern und hielt mit der Mistgabel inne. »Keine Ahnung. Inzwischen hat sich sogar mein Vater der Gruppe angeschlossen. Immer mehr Männer folgen Granagham. Aber keiner sagt was!«
»Kannst du ihn denn nicht zur Mine begleiten?« Robert sah mich fragend an.
»Spinnst du? Er würde mich tot prügeln. Er hat mir streng verboten, da hinzugehen! Ich musste ihm hoch und heilig versprechen, ihm niemals zu folgen!«
»Aber wieso denn?«
»Das hat er nicht gesagt.« Ich überlegte einen Moment lang. »Ich finde, er verhält sich von Tag zu Tag merkwürdiger. Hast du einmal seine eigenartigen Augen gesehen?«
Bei dem Gedanken daran bekam ich eine Gänsehaut.

Das bereitete mir den größten Kummer. Die Veränderungen. Es mag sich verrückt anhören, aber ich hatte den Eindruck, das Fundstück machte die Farmer krank. Ihre Augen waren plötzlich seltsam verfärbt, und wenn sie mich anstarrten, so glaubte ich jedes Mal, einem Fremden gegenüberzustehen. Nein, das waren nicht mehr die Augen der Männer, die ich kannte. Es waren stechende, misstrauische Blicke, die mich feindselig musterten, und die ein äußerst unbehagliches Gefühl in mir auslösten.

Trotz Versprechen und mit großen Gewissensbissen setzte ich mich in einer lauen Sommernacht über das Verbot meines Vaters hinweg. Robert und ich sattelten heimlich die Pferde und wir stahlen uns in Richtung Bergwerk davon. Zügig ritten wir über das trockene Land, das einst den Indianern gehörte. Denn unsere Neugierde und der Drang, den Fund zu vernichten, war stärker als unsere Furcht vor Bestrafung.
Wir erreichten die einstige Goldmine unbehelligt, als ein Zischen mich beinahe zu Tode erschreckte. Ich verkrampfte mich. Doch es war nur eine Klapperschlange auf ihrer nächtlichen Wanderung, die meinen Weg gekreuzt hatte. Vor Erleichterung atmete ich auf.
Der Eingang zu dem Bergwerk war mit Brettern versperrt. Wir traten dagegen, versuchten, die Bretter mit einfachem Werkzeug zu lösen. Vergeblich. Der Zugang blieb uns verwehrt.
Schließlich blieb uns nichts anders übrig, als zurückzureiten.
Im Nachhinein bin ich froh, keinen Fuß in diese verfluchte Goldmine hineingesetzt zu haben. Trotzdem wünschte ich, mein Schicksal wäre anders verlaufen.
Vater wurde von Tag zu Tag jähzorniger, Mutter und ich bekamen es immer mehr mit der Angst zu tun. Das war nicht mehr mein Vater, wie ich ihn seit meiner Geburt kannte. Wir teilten die Farm mit einem Fremden.

»Diesen Fraß mag man ja nicht einmal einem Tier zumuten!«, brüllte Vater. Er spuckte das Stück Fleisch angewidert auf den Tisch.
Mutter zuckte zusammen. Sie wagte keine Widerrede. Ihre Hände zitterten.
»Wieso hab ich dich überhaupt geheiratet, wenn du nicht einmal zum Kochen taugst?«, schnauzte er sie an.
Deutlich sah ich, wie sehr diese Frage sie verletzte. »Entschuldigung. Soll ich –«
Mein Vater schnitt ihr mit einer drohenden Handbewegung das Wort ab und wandte sich an mich. »John, geh auf dein Zimmer!«
»Aber –«
»Geh auf dein Zimmer!« Das Gesicht war blutrot angelaufen, das schwarze Haar wucherte wirr auf seinem Schädel. Jeder erneute Widerspruch wäre einem Suizid gleichgekommen.
Ich stand auf, schob den Stuhl beiseite und gehorchte.
Kurz darauf hörte ich Mutters verzweifelte Hilferufe. Ich kam mir feige vor. Aber was hätte ich tun sollen?
Nächtelang bekam ich kaum ein Auge zu.

Oft waren es nur derartige Kleinigkeiten, die ihn in Rage brachten. Eine Mahlzeit, die ihm nicht schmeckte, oder dass ich den Lattenzaun noch nicht vollständig repariert hatte. Doch das genügte ihm schon, um die Beherrschung zu verlieren. Insbesondere Mutter litt unter seiner lockeren Hand sehr.

Sechs Wochen nach Georges Entdeckung riss mich wieder einmal ein Schrei aus dem Schlaf. Zunächst war es ruhig. Nur ein paar Kojoten heulten in der Ferne. Aber schon bald zerriss das heftige Knallen von Schlägen die Stille, und einen Moment lang setzte mein Herzschlag aus. Ich trat ans Fenster und erkannte hinter dem Vorhang zwei Männer, die eine der Nachbarsfrauen folterten. Es war Rose, eine gute Freundin meiner Mutter. Ihr Wimmern ging mir durch Mark und Bein. Deutlich sah ich die Striemen auf ihrem Rücken.
Gerne hätte ich ihr geholfen, ihr Martyrium beendet. Aber ich hatte viel zu große Angst, um das Haus zu verlassen.
Als Rose regungslos am Boden kauerte, schleppten die Männer sie fort.
Später schlug mir der scheußliche Gestank von verbranntem Fleisch entgegen. Mir wurde so übel, dass ich mich erbrechen musste. Im Nordwesten stieg schwarzer Rauch auf, der sich in dichten Schwaden Richtung Littlestone wälzte.
Verzweifelt stürmte ich in das Schlafzimmer meiner Eltern.
»Mutter? Mutter?«
Es war leer. Das Laken blutverschmiert.
Ich befürchtete das Schlimmste und stürmte nach draußen. Ein paar Kinder und Frauen sahen aus den Fenstern und musterten mich ängstlich, aber niemand sonst wagte sich hinaus auf die öffentliche Straße. Ich lief die ganze Stadt ab, ohne einer Menschenseele zu begegnen. So lange, bis ich nach Luft ringen musste und ein lautes Geräusch wahrnahm, das aus Nordwesten kam. Erschöpft ließ ich mich gegen eine der Hauswände sinken. Das Geräusch hörte sich an, als ob etwas aus der Tiefe ausbrach. Auf seinem Weg nach oben sprengte es alles weg, was sich ihm in die Quere stellte. Der Lärm wurde immer lauter.
Dann sah ich es. Georges Entdeckung. Ein seltsames rundes Ding, so hell, dass ich kaum mehr als ein gleißendes, blendendes Licht wahrnahm. Vor Schmerz zuckte ich zurück, während es immer höher hinauf in den schwarzen Sternenhimmel stieg.
Nach nur wenigen Sekunden war es verschwunden. Wie ein Stern, der beim Eintreten in die Atmosphäre verglüht. Lange starrte ich dem Ding gebannt hinterher. Obwohl ich es mit eigenen Augen gesehen hatte, fiel es mir schwer, zu glauben, was ich gerade erlebt hatte.

Nachdem ich meinen Blick endlich gelöst und das Gesehene wenigstens halbwegs verdaut hatte, suchte ich weiter nach Mutter. Über das Ding konnte ich mir nachher noch Gedanken machen. Immer wieder rief ich ihren Namen. Vergeblich.
Am nächsten Morgen wurden sieben Frauen vermisst, darunter sie. Etliche Farmer waren erblindet.
»Wo ist sie?«, brüllte ich Vater noch vor dem Frühstück an. »Was hast du ihr angetan?«
Er grinste selbstgefällig und starrte mich mit seinen eigenartig verfärbten Augen an. So glücklich hatte ich ihn schon lange nicht mehr erlebt.
»Nun sind wir sie los.«
Ich fröstelte.

»Was sagen Sie dazu, Pater? Was sagt Ihr Gott dazu?« Ich starrte Thomas McKinley verdrossen an.
Der Pater schluckte. »Nun, die Wege des Herrn sind unergründlich. Ich kann dir nicht sagen, warum er all das zugelassen hat. Bestimmt hatte er seine Gründe. Aber Gott liebt dich. Wenn du dich ihm öffnest ...«
»Dass ich nicht lache!«, höhnte ich. »Er hat mich im Stich gelassen! Ich musste die Sache selbst in die Hand nehmen! Wer sonst hätte dem Wahnsinn ein Ende bereiten können? Glauben Sie etwa, ich hab die Männer gerne während einer Festlichkeit aus dem Weg geräumt?«
Die Entscheidung war mir weiß Gott nicht leicht gefallen. Aber welche Wahl hatte ich gehabt? Einige Frauen, die die Nacht überlebt hatten, litten sehr unter der Herrschaft ihrer Männer. Jedes Tier behandelten sie besser als ihr Weib. Ich konnte das nicht länger ertragen.
»Du kannst noch immer bereuen!«
»Reue!« Ich spuckte dem Pater das Wort ins Gesicht.
Wie unter einem Schlag zuckte er zusammen.
»Nein! Ich hab absolut richtig gehandelt! Ich bin kein schlechter Mensch, Pater! Doch diese Männer mit den verfärbten Augen waren Monster! Sie hätten sonst noch weit mehr Schaden angerichtet!«
Auf einmal glitten die Gitterstäbe beiseite. Sheriff Adams kam, um mich abzuholen. Sein silberner Stern glänzte im Licht, ein schwerer Revolver zog die Baumwollhose leicht nach unten.
Ich schluckte. So plötzlich hatte ich mit seinem Erscheinen nicht gerechnet. Meine Knie wurden weich, ich verstummte.
Kreidebleich ließ ich mich widerstandslos abführen.
»Warten Sie!« McKinley hielt den Sheriff einen Moment lang zurück und wandte sich an mich.
»Das Ding, das dich geblendet hat, mein Sohn ... Was war es?«
Ich musterte ihn geringschätzig. »Wie ich schon sagte: Ich weiß es nicht. Lange hab ich darüber gegrübelt. Keine Ahnung. Ich kann Ihnen nicht sagen, woher es gekommen oder wohin es gegangen ist.«
Der Pater ließ nicht locker. »Aber du musst doch zumindest eine Vermutung haben!«
Ich zuckte die Schulter. »Es schien mir nicht von dieser Welt zu sein. Vielleicht ist es ja direkt aus der Hölle entsprungen.«

Draußen am Marktplatz erwartete mich bereits eine stattliche Anzahl wild durcheinander tuschelnder Schaulustiger, die sich in großer Erwartung um die Richtstätte versammelt hatten. Sensationslüstern starrten sie mich an.
Mit grimmiger Miene wurde ich dem Henker übergeben, der mich die knarrende Leiter hinauf zu einem der Querbalken führte.
Als ich in die eigenartig verfärbten Augen des Henkers sah, der meinem Leben ein Ende bereiten sollte, gefror mir das Blut in den Adern.

 

Hallo Michael!

Deine Geschichte gefällt mir. Eine historische Kulisse, ein wenig Science Fiction und eine Prise Horror. Eine unterhaltsame Mischung.

Es ist eine Geschichte, die in etwa dem entspricht, was ich unter „Waisenkinder der Themenwahl“ eingebracht habe:
Thema: Gut und Böse
Motiv: Der moralisch unantastbare (Straf-)Täter

Ein sehr interessantes Motiv, das aber selten umgesetzt wird. Umso mehr hat es mich gefreut, hier endlich etwas Entsprechendes zu lesen.

Vom Aufbau her entsteht die Spannung nicht durch die Handlung, sondern durch offensichtliche Fragen: Warum meint Rodriguez, nichts Falsches getan zu haben, obwohl er zwölf Leute umgebracht hat? Und was für ein Ding hat George im Bergwerk gefunden?
Das mag nicht jedermanns Geschmack sein, aber für mich, neugierig wie nur was, geht das in Ordnung.

Der Text ist recht wortreich, da könnte noch das eine oder andere gestrichen werden.

Drei Beispiele:

»Ich hab doch überhaupt nichts Falsches getan!«, behauptete er eisern.
Die Aussage ist eindeutig und mit Ausrufezeichen garniert. Da ist der Zusatz nicht nötig. Außerdem reden hier nur zwei Personen, die allein durch ihre Worte leicht zu unterscheiden sind.
Solch überflüssige Redebegleitsätze hast du öfter im Text.


»Bitte«, versuchte Thomas McKinley den aufgebrachten Verurteilten mit erhobenen Händen zu beschwichtigen.
Wie aufgebracht der Verurteilte ist, wird bereits aus dem Text davor deutlich.

»Hm ...« Allmählich war der Reverend, der ein hölzernes Kruzifix um den Hals trug, mit seinem Latein am Ende.
Einen Reverent kann sich jeder vorstellen. Ist ein hölzernes Kruzifix von Bedeutung, oder überhaupt ein Kruzifix?

Gruß

Asterix

 

Schöne Story. Auch wenn ich Western nicht mag hatt mich die Geschichte in ihren Bann gezogen.

Was auch immer in diesem Stollen lag...ist eigentlich weniger von Belang! Durch manche Auslassung erreicht man manchmal mehr als durch zu tiefes "ins-Detail-gehen". Jedenfalls find ich die Geschichte wirklich gelungen.

Der Täter ist meiner Ansicht nach schuldig. Herrgott er hat verdammt noch mal mehr als 12 Leute auf seinem Gewissen...egal was sie angestellt haben oder wem sie nun dienen aber dennoch kann man der Hauptfigur natürlich die Sympathie nicht absprechen. Ich denke, ohne es vielleicht zu wollen, hast du auch eine Art Skizze von der realen Welt hier gezeichnet. Die Dinge sind nun mal, wie jeder weiß, nicht immer schwarz und weiß, sind nicht immer moralisch einwandfrei einzuschätzen für diejenigen die es überhaupt kümmert. Nein, stattdessen steht man oftmals am Scheideweg und fragt sich, ob man aus einer scheinbaren Gewissheit heraus wirklich legitimiert ist eine bestimmte Tat vollbringen zu dürfen.

Die Menschen sind nun mal keine perfekten Geschöpfe und ob es nun Aliens oder der Teufel selbst ist, der sie in Versuchung führt spielt erst einmal keine Rolle. Der "Übeltäter" hat seine Rolle erfolgreich gespielt und letztendlich konsequent durchgeführt. Und darauf kommt es letztendlich an, denk ich. Kein Blah blah mehr...nur noch 12 Männer in einem Saloon und eine Stange Dynamit am anderen Ende...

Thumbs up

 

Hallo zusammen,

@ Asterix:

freut mich, dass dir die Geschichte gefällt, vielen Dank für dein Feedback! Die Erzählung ist ein Versuch, die Genres Western und Science Fiction zu vereinen, und es ist schön für mich zu lesen, wenn aus deiner Sicht daraus eine unterhaltsame Mischung geworden ist.

Die Kurzgeschichte hat wenig Handlung, da gebe ich dir vollkommen recht, aber wenn die Spannung durch die offensichtlichen Fragen entsteht, so hab ich mein Ziel erreicht.

Vielen Dank für die Detailanmerkungen! Ein paar Wörter hab ich noch gestrichen, vielleicht liest sich die Geschichte so nun besser.

@ Tarantoga:

Auch dir herzlichen Dank! Schön, dass dich die Geschichte in den Bann gezogen hat.

Ich fand auch, dass es weniger von Belang ist, was in dem Stollen lag, hierzu kann sich jeder Leser individuell Gedanken machen. Wobei ich durchaus ein Ufo im Hinterkopf hatte.
Raumschiffe kommen meist ja in Science-Fiction-Geschichten vor, die in der Zukunft spielen. Aber im Prinzip können sie ja auch bereits vor Jahrhunderten auf der Erde verweilt haben. ;)

Ob Rodriguez schuldig ist oder nicht ... Ich weiß es nicht. Letztendlich befand er sich in einem Dilemma. Einerseits wollte er weitere Gewalttaten und Morde verhindern, andererseits musste er hierfür selbst zum Mörder werden. Zumindest sah er keinen anderen Ausweg. Es ist eine moralische Frage.

Viele Grüße
Michael

 
Zuletzt bearbeitet:

Cooler Western.
Die Geschichte gefällt mir schon deshalb, weil sie etwas anderes ist als die gewohnten, bekannten Ufo-, Endzeit-, Weltallabenteuer die einem so häufig begegnen. Wobei ich finde das die Geschichte eindeutig mehr Horror als Sciencefictionelemente aufweist, aber das ist persönliches empfinden.

Einige Kritikpunkte möchte ich jedoch anbringen und damit zum Nachdenken über einige Dinge in dieser Geschichte anregen.

1.Geschichte straffen! Ich hab sie in ihrer vorangegangenen Version nicht gelesen, aber ich finde das sie immer noch einiges an Füllworten und für den Leser belangloses enthält, was Ersatzlos gestrichen werden darf. Das ist alleine schon deswegen wichtig weil kaum Handlung vorliegt (Außer dem Gang zum Henker). Ich finde gerade deshalb muss die Geschichte mehr Tempo haben um den Leser zu fesseln. Also überflüssiges raus, das ist kein Reisebericht, der sich um die genaue Lage eines Bergwerks kümmern müsste in der Nähe der Stadt, im Schatten der mächtigen Berggipfel ...

2. Motiv! Rodriguezs Motivation für den Mord ist sehr schwach und durch die Schwäche dieser Motivation driftet die Geschichte ins banale, belanglose. Ein Mörder der 'ne kleine Gruselgeschichte erzählt. Na und?
Du kannst in der Beschreibung des Grundes durchaus diffus bleiben wie bei der Beschreibung des namen- und geschichtslosen Schreckens aus dem Berg aber es muss ein starker Grund sein. Zur Zeit führst du als Grund für den Mord nur die Gelegenheit an. Er hatte schon vorher mit dem Gedanken gespielt, ihn wieder verworfen und es bei der sich bietenden Gelegenheit dann doch getan.
Schwach!
Rodriguez hat da eindeutig etwas verschwiegen etwas grauenvolles, vor Schrecken nicht fassbares. Etwas muss passiert sein! Den Rodriguez hat keine geliebten und bekannten Menschen getötet, sie waren ja schon Tod. Was also war es, dass ihm den Eindruck gab das sie bereits Tod waren und nur noch durch fremde Fäden auf den Beinen gehalten wurden? Ihr schlechtes Benehmen? Die Übergriffe seines Vaters und anderer Männer auf ihn und seine Mutter? Hmm, nein das reicht noch nicht,ein Junge der Zeit seines Lebens geschlagen wurde mag dieses als Grund nehmen aber Rodriguez fühlte sich ja dereinst von seinem Vater geliebt glaubte an das Gute in diesem. Es muss etwas Schreckliches vorgefallen sein, dass ihm vor Augen führte, das sein Vater nicht mehr er selbst war und nie wieder er selbst werden würde.
Eine diffuse Möglichkeit: verängstigte Schreie in der Nacht, der Geruch von verbranntem Fleisch, Schluchzen und ein Glühen vom Hang mit dem Bergwerk. Am nächsten Tag sind einige Menschen verschwunden unter anderem seine Mutter. Keine Leichen, keine Spuren von Gewalt in der Stadt oder im Haus keine Zeugen keine Beweise, die Rodriguez in seinem späteren Prozess entlasten könnten. Aber ein aus seinem Erleben heraus, so starkes Ereignis, dass er den immer noch geliebten Vater aufgibt. Der Vater und die anderen Männer sind keine Menschen mehr, sie sind nicht länger nur verstört, aggressiv, fehlgeleitet, sie sind Monster, keine Verbrecher sondern Seelenlose Hüllen die von fremden Händen gesteuert werden. Sie müssen sterben! Es muss sein! Mag der Leser Rodriguez vlt. auch als Irren (weint da bei seiner Hinrichtung nicht eine alte Frau, ist das nicht seine Mutter? aber die ist doch verschwunden; ist er vlt. doch verrückt gewesen?) betrachten, aber er muss das Motiv hinter dieser monströsen Tat (dem Mord an zwei dutzend Männern) erahnen können und wenn es nur in der angeknacksten Psyche eines Verbrechers besteht und nicht real ist. Lange Rede kurzer Sinn das derzeitige Motiv (die Gelegenheit) mit dessen Vorbereitung (Schläge für Rodriguez und seine Mutter) scheint zu schwach und sollte durch einen namenlosen Schrecken erweitert werden, der unerklärlich bleiben kann aber zu dieser Tat zwingt! Er muss die Männer töten und zwar genau dann (weil es nicht länger aufgeschoben werden darf sonst passiert noch mehr) und nicht irgendwann, weil sich mal zufällig alle im Salon treffen (das machen sie bestimmt öfter).

3.Lebende Charaktere! Du hast so schönen Sprengstoff durch die Wahl der Hauptcharaktere geschaffen und zündest ihn nicht, baust ihn nicht mal aus. Der Pater bleibt ein blasses, gesichtsloses Gefäß für die Erzählungen von Rodriguez und dieser muss deshalb auch zu einem lamentierenden Mörder verkommen. Hui der Mörder erzählt 'ne Gruselgeschichte. Na und?
Die Charakter wahl fordert einen Konflikt geradezu heraus und würde ein zusätzliches wichtiges Spannungselement in die Geschichte einbringen.
Aus Sicht von Rodriguez: Von Gott enttäuscht und abgewandt. Immerhin hat Gott nicht eingegriffen als sich der Teufel die Seele seines Vaters geholt hat oder als ihm die Mutter genommen wurde (Verzeihung das war gerade mein eigener Erzählstrang). Schlimmer noch, Gott hat zugelassen das er Verraten wurde, als er sein Glück gefunden hatte, ihn quasi selbst dadurch verraten (und das wegen einer Affäre so ein Ungerechter, harter Gott! Der freund von einst ist nur Mensch, aber Gott hätte doch intervenieren müssen!). Rodriguez muss doch wütend auf Gott sein, oder enttäuscht und resigniert haben. Gott und Bibel sind um 1880 in Amerika keine leeren Begriffe. Die Kirche hat noch keine Probleme mit den Mitgliederzahlen, es gibt kein Fernsehen oder auch nur Rundfunk die Menschen führen Gottesfürchtiges Leben. Vor allem die einfache arbeitende Bevölkerung wie Bauern und Handwerker. Und jetzt kommt dieser Patre und erzählt ihm was von der Güte Gottes und der Größe Gottes? Zum Teufel soll der Pater gehen!

Aus Sicht des Paters: Ein vom Wege abgekommenes Schaf. Egal wie groß sein Verbrechen ist Jesus Christus wird dem Mörder vergeben, wenn er bereut! Wenn er wieder zurück auf den Pfad Gottes findet. Er als Pater ist für das Seelenheil zuständig und da begegnet ihm dieser wütende Mann. Dieser Mann der vor Gott resegniert hatt und sein Angesicht von Gott abgewandt hat. Rodriguez ist eine Aufgabe für den Pater eine interessante aber auch schwierige Aufgabe der er sich stellt. Das bedeutet der Pater muss zum Handelnden Charakter werden, er muss fühlen, glauben, denken und sprechen und nicht einfach unreflektiert und kommentarlos eine Geschichte anhören.

Diese gegensätzlichen Charakter müssen sich in der Geschichte aneinander reiben müssen ihren Konflikt zu einer Explosion bringen. (Zweifelt der Pater am Ende an der Allmacht Gottes oder dessen Güte? Findet Rodriguez nach einem harten Kampf mit dem pater den er eigentlich mit sich selber führt wieder zu Gott und geht mit Frieden im Herzen seinen letzten Gang in den Hof zum Galgen?)
Auf jeden Fall sollten die Charaktere eine Beziehung zueinander aufbauen, sich verachten, schätzen, hassen, was auch immer nötig ist um einen Konflikt herauf zu beschwören dessen Ende mit dem Tode Rodriguez bereits feststeht der aber in seinem Detail (Friden im Herzen Rodriguez oder Zweifel und Unruhe in der Seele der Paters) ungewiss ist.

Nochmal zusammengefasst:
1. Staffen!
2. Motivation!
3. Konflikt zwischen Charakteren zulassen und ihnen so Leben einhauchen!

Wie gesagt diese kurze Liste ist als Anregung gedacht und soll keine Verteidigung des Autors oder seiner Fans heraufbeschwören. Die Liste soll nur aufzeigen, welches Potential aus meiner persönlichen Sicht noch ungenutzt in dieser Geschichte schlummert.
So what ....

Les' dich
Nice

 

Ach ja, und ich dachte schon, zumindest hier komme ich um eine Überarbeitung hinweg ... ;) *grins*

Hallo Nice,

ich danke dir für dein äußerst umfassendes und hilfreiches Feedback! Deine Anregungen gefallen mir sehr gut und motiveren zum Weiterbasteln. *freu*

Wenn du schreibst "Cooler Western", ist das ja schon mal eine gute Grundvoraussetzung für eine unterhaltsame Kurzgeschichte.

Ob Horror oder Science Fiction ... Ich lass mir das noch mal durch den Kopf gehen und entscheide nach der Überarbeitung, welche der beiden Rubriken mir mehr zusagt.

1. Geschichte straffen:

Nachdem die Kurzgeschichte wenig Handlung hat, was mir bewusst ist, und was hier aus meiner Sicht nicht zwingend stört, stimme ich dir zu, dass Straffen dem Skript guttun könnte. Ich bin noch etwas zögerlich, weil ich den Dialog an sich nicht schlecht finde und er dem Spannungsaufbau dient, aber ich schau mal, was ich ersatzlos rausstreichen oder kürzen kann.

2. Motiv:

Hierzu muss ich mir in Ruhe Gedanken machen. Ich war bisher der Meinung, dass man Rodriguez die Motivation für den Mord abkauft. Ich schau in den kommenden Wochen mal, inwiefern ich sie noch stärker einbauen kann. Rodriguez soll etwas Grauenvolles und Schreckliches bisher verschwiegen haben? Hm ... Möglich. Die Idee gefällt mir, mal sehen, was sich draus baseln lässt. :)

Was also war es, dass ihm den Eindruck gab das sie bereits Tod waren und nur noch durch fremde Fäden auf den Beinen gehalten wurden? Ihr schlechtes Benehmen? Die Übergriffe seines Vaters und anderer Männer auf ihn und seine Mutter?
Im Prinzip die Gesamtheit ihrer gesetzeswidrigen Taten. Aber auch das dürfte sich noch verstärken lassen, indem sie z. B. wie Zombies durch die Gegend laufen. :)

Eine diffuse Möglichkeit: verängstigte Schreie in der Nacht, der Geruch von verbranntem Fleisch, Schluchzen und ein Glühen vom Hang mit dem Bergwerk. Am nächsten Tag sind einige Menschen verschwunden unter anderem seine Mutter. Keine Leichen, keine Spuren von Gewalt in der Stadt oder im Haus keine Zeugen keine Beweise, die Rodriguez in seinem späteren Prozess entlasten könnten.
Ja, das hört sich gut an. Dadurch könnte die Geschichte noch hinzugewinnen und sich dann eindeutiger dem Horror zuordnen lassen (obwohl ich die Kombi SF, Western, Horror beibehalten möchte, nur mit evtl. verlagertem Schwerpunkt).

3.Lebende Charaktere:

Die Charakter wahl fordert einen Konflikt geradezu heraus und würde ein zusätzliches wichtiges Spannungselement in die Geschichte einbringen.
Ich gebe dir recht, dass auch hier noch ungenutztes Potential in der Geschichte steckt. Ein Konflikt besteht nur am Anfang der Geschichte, zu schwach beleuchtet. Er würde sich sehr gut anbieten, obwohl ich befürchte, dass die Story dadurch evtl. wieder in die Länge gezogen werden könnte. Ich muss mal sehen, inwiefern sich ein solcher Konflikt gut mit dem Inhalt kombinieren lässt. Eine tiefere Beziehung zwischen den beiden sollte sich aber auf alle Fälle gut aufbauen lassen.

Viele Grüße
Michael

 

Hallo Michael,

grundsätzlich finde ich die Geschichte gut, einige Kritikpunkte haben die Vorposter ja schon angesprochen.

Ein bisschen klingen Reminessenzen an Dark Tower, Gallowalker oder Terminal World an.

Schönes Dingens für Zwischendurch.

lg
Dave

 

Hallo zusammen,

es hat eine Weile gedauert, aber nun hab ich meine Erzählung überarbeitet. Ich hoffe, dass die Veränderungen dem Text gut getan haben und würde mich noch einmal sehr über Feedback freuen.

1.) Länge:
Vor der Überarbeitung hab ich das Skript zunächst gekürzt. Durch den Ausbau der Charaktere und deren Konflikt zueinander sind allerdings wieder gleichzeitig einige Sätze hinzugekommen. Ich hoffe, die Länge passt nun, ohne dass es langweilig wird, da Handlung hier nach wie vor nicht im Vordergrund steht.

2.) Motiv:
Hier hab ich Nices Ratschläge befolgt und dem Protagonisten durch den Tod seiner Mutter ein Motiv auferlegt, um seine Tat zu rechtfertigen. Die führt er in der aktuellen Version nicht mehr selbst durch, sondern er beauftragt einen Killer.

3.) Konflikt:
Kommen die Charaktere nun lebendiger rüber, oder muss ich hier noch "dicker auftragen"?

Jedenfalls, ich bin gespannt auf eure Meinungen und Zweitgutachten zur Geschichte und freue mich über jede Antwort; egal, ob positiv oder negativ. ;)

Gernemäßig ist es ein Mix aus Horror, Science-Fiction und Western. Inzwischen tendiere ich eher dazu, den Thread nach "Horror" verschieben zu lassen. Was meint ihr? Ansonsten überlasse ich den Moderatoren die Entscheidung.

@ Dave: Nachträglich auch dir herzlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren!

Viele Grüße
Michael

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Michael,

die Geschichte hat schon einige starke Momente, aber insgesamt lahmt sie doch ziemlich. Das liegt für mich zum einen daran, dass du dich ziemlich in Clichés suhlst. Da ist der zuunrecht angeklagte, der eigentlich ein Guter ist. WIr haben den Reverend, der zu läutern versucht, der zu Läuternde will von Gott nix wissen. Ach ja, der Sheriff ist natürlich grob und der Prot total abgeklärt.
Mja, das ist schon eine Menge, aber das könnte alles halb so wild sein, wenn denn die Story überzeugen würde. Mich überzeugt sie nicht. Obwohl ich den ersten Teil der Rückblende als den stärksten Teil der kg empfinde, vermagst du die Erwartung des Schrecklichen nicht zu steigern. Letztlich bleibt mir der Schrecken zu sehr auf Distanz. Das Grausame, die Verwandlung und die damit einhergehende Angst, das wird nciht greifbar. Und dadurch auch die Tat des Erzählers nicht nachvollziehbar. Da müsstest du unbingt noch mal ran. Tiefer gehen.

Ansonsten ist der Text sprachlich sehr träge. Er wird mit Füllseln behäbig und lang gezogen. Besonders bei den Dialogen ist das zu viel. Aber auch die überreflektierten Gedanken des Reverends stören.
Ein paar Beispiele:

»Scheren Sie sich gefälligst zum Teufel, Reverend!«, entfuhr es Robert Rodriguez. »Haben Sie nicht genügend andere Schäfchen, die Sie bekehren können?« Verächtlich wandte er sich von dem Geistlichen ab und ging in Richtung Pritschenbett. Heuchlerische Worte eines frommen Mannes waren das Letzte, was er jetzt brauchte.

Das ist zu geballt, schwächt mehr als es verstärkt. Kürzen. Viel mehr könntest du das Gefühl Rodrigues' ausdrücken (und damit Stimmung beim Leser erzeugen), indem du ein besseres Verb für ging findest. In der Bewegung verstecken sich doch die wahren Emotionen.
Der kursive Satz ist zuviel des Guten. Auch der vorletzte Depp hat wohl mit dem Ausbruch verstanden, dass er nicht auf einen Vortrag des Geistlichen heiß ist. Mit diesen Übererklärungen kommt man sich so vor, als sei man der allerletzte Depp, dem das jetzt sicherheitshalber gaaaanz deutlich gemacht wird.

Rodriguez warf dem Reverend einen zornigen Blick zu und spuckte zu Boden.
der zornige Blick ist sehr blass, da fällt dir sicherlich was treffenders ein. Und spuckt man zu Boden? :susp:

McKinley seufzte. Wieder einmal hatte er keine leichte Aufgabe vor sich, um das Vertrauen des Verurteilten zu gewinnen. »Das ist bedauerlich. Immerhin haben Sie etwa zwei Dutzend Männer auf dem Gewissen. Viele hatten Frauen und Kinder. Ja, sogar Ihren eigenen Vater haben Sie ermorden lassen! Sind das etwa alles Lügen?«
WIeder so eine Deppen-SAche. Das Seufzen reicht. Der nachgeschobene Satz ist obsolet. Es ist schon klar, dass hier der Konflikt ist.

bemerkte McKinley mitfühlend.
das muss aus den Worten hervorgehen.

Das hier war wirklich ein Brüller:

doch das Leben in Littlestone wurde nie mehr so, wie es einmal war.
Das ist so unfreiwillig komisch, da machst du dir die ganze Dramatik kaputt mit.


Das Ende dann. Mja, weiß nicht. ALso ich hab die ganze Zeit erwartet, dass da noch was kommen würde, Waren ja noch einige Zeilen, bis endlich die Krähe krächzen durfte ;)
Hm, irgendwie enttäuschend, andersrum spielst du da natürlich auch ganz nett mit den Erwartungen. Uneins. Nur die Frage - weshalb steht das Teil in sci-fi?

Ich hoffe, meine Worte kommen jetzt nicht zu schroff daher und du kannst was nützliches aus meiner Meinung rauspicken :)

grüßlichst
weltenläufer

edit: ist der Namenspatron beabsichtigt?

 

Hallo Michael,

Deine Geschichte gefällt mir, wenn sie mich auch im Unklaren gelassen hat, was es sich mit dem Fund auf sich hat. Warum es die Männer abhängig machte und in welcher Hinsicht. Das war eigentlich der Punkt, der die ganze Geschichte spannend gemacht hatte, weil der Rest eigentlich nichts Bewegendes an sich hatte und nur auf die ungerechte Justiz anspielte. Ich habe eigentlich erwartet, dass da in der Richtung mehr kommen würde, aber dann ging die Geschichte abrupt zu Ende. Die positive Gefühle des Reverends, nachdem er sich die Geschichte des Sträflings angehört hat, überzeugen mich nicht, denn ich bin mir eigentlich sicher, dass er zu unrecht verurteilten öfter sehen müsste. Aber seine Grunde rechtfertigen die Selbstjustiz in meinen Augen nicht.

Aleksander Eser

 

Guten Abend,

@ weltenläufer:

Vielen Dank, dass du dich mit der Erzählung auseinander gesetzt hast. Deine Worte kamen nicht zu schroff rüber, obwohl mir ein positives Feedback natürlich lieber gewesen wäre ;), aber nur durch konstruktive Kritik lernt man ja dazu. ;)

Was die Klischees angeht, ja, ganz unrecht hast du nicht. Hinsichtlich Konflikt zwischen den beiden Protagonisten dürfte es jedoch schwer werden, zumindest diese Klischees zu umgehen. Ich schau mal, was ich machen kann. :)

Schlimmer finde ich es, dass dich die Geschichte nicht überzeugt. Im versuche mal, den Schrecken zu steigern, wodurch auch die Tat des Erzählers nachvollziehbarer werden dürfte.

Die sprachlichen Belanglosigkeiten hab ich gekürzt, stelle ich mit der nächsten Version online. Dadurch ist das Skript um ca. zehn Prozent kürzer geworden, ohne dass inhaltlich etwas verloren geht.

Über das Ende hatte ich mir beim Schreiben viele Gedanken gemacht, auch mit Alternativen. Letztendlich fände ich es nicht richtig, wenn der Protagonist überlebt; schuldig ist er schließlich. Vielleicht fällt mir noch eine Steigerung ein, oder ich kürze evtl.

Die Frage, warum die Story in Science Fiction steht, ist bei dieser Version inzwischen berechtigt, da ich eine Textpassage herausgenommen hab. Mein Gedanke war, dass es sich bei dem "Ding" um ein Ufo handelt, ähnlich wie in Kings "Tommyknockers", wobei ich das Ende bewusst offen gelassen hab, da ich dem Leser einen gewissen Handlungsspielraum lassen wollte.

Jedoch sollte jeder Leser am Ende auf alle Fälle befriedigt sein, und wenn zu viele Fragen offen bleiben, hab ich mein Ziel, zu unterhalten, verfehlt. Da ich gern mit halb-offenen Enden spiele, werde ich eine Ergänzung vornehmen, wenn auch nur im begrenzten Umfang.

Noch mal zum Genre: Ich tendiere dazu, die Geschichte in "Horror" verschieben zu lassen, auch im Hinblick darauf, dass ich den Schrecken noch hervorheben möchte. Würdest du mir bei der Rubrikwahl zustimmen, oder den Storymix evtl. in "Sonstige" besser finden?

Das mit dem Namenspatron war übrigens keine Absicht. :D Ich glaube, ich nehme den Vornamen raus. Nur "Rodriguez" reicht ja eigentlich. ;)

@ Aleksander:

Schön zu lesen, dass dir die Geschichte gefällt, vielen Dank! Hinsichtlich Mystery werde ich, wie schon geschrieben, noch ein paar Infos in das Manuskript mit einfließen lassen, am Ende arbeite ich noch. Hab mir das noch mal durch den Kopf gehen lassen ... Nachdem es nicht nur dir so geht, dass das Ende nicht überzeugt, werde ich insbesondere im Hinblick auf die positiven Gefühle des Reverends wohl noch was Korrigieren müssen. Aber macht ja auch Spaß, an einem Text zu feilen. ;)

@ ChiefDragon:

Auch dir herzlichen Dank! Schärfere Dialoge sind in Arbeit - sofern sich das umsetzen lässt, da die Kurzgeschichte lange Erzählpassagen hat.

Was die Länge angeht, hm, mal sehen ... Da die Geschichte wenig Handlung aufweist, bin ich noch etwas zögerlich. Erweiterungen nur, wenn sie wirklich sinnvoll sind und die Motive und die Hintergründe glaubwürdiger machen bzw. beleuchten.

Viele Grüße
Michael

 

He Michael noch mal


Was die Klischees angeht, ja, ganz unrecht hast du nicht. Hinsichtlich Konflikt zwischen den beiden Protagonisten dürfte es jedoch schwer werden, zumindest diese Klischees zu umgehen. Ich schau mal, was ich machen kann
Dann muss eben ein anderer Konflikt her ;)
Allerdings gibt es natürlich schon Wege. Weswegen nicht einen Ausgebrannten Reverend nehmen bspw.? Auch nicht das Originellste, aber ein Gebrechen kann schon viel Bewirken.

Die sprachlichen Belanglosigkeiten hab ich gekürzt, stelle ich mit der nächsten Version online. Dadurch ist das Skript um ca. zehn Prozent kürzer geworden, ohne dass inhaltlich etwas verloren geht.
da bin ich gespannt, noch ist es die alte Version (?)

Noch mal zum Genre: Ich tendiere dazu, die Geschichte in "Horror" verschieben zu lassen, auch im Hinblick darauf, dass ich den Schrecken noch hervorheben möchte. Würdest du mir bei der Rubrikwahl zustimmen, oder den Storymix evtl. in "Sonstige" besser finden?
Mja, selbst für Horror fände ich es etwas zu seicht. (Könnte man aber ändern :D ) Sonstige ist auf keinen Fall verkehrt.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

ich habe mit dem Einstellen der modifzierten Version noch gewartet, bis ich durch war, jetzt ist die Überarbeitung wieder online. ;)

Die Geschichte ist nun aus der Sicht des Reverend erzählt, wodurch sie mir persönlich authentischer erscheint. Ich habe außerdem versucht, den Schrecken zu steigern, siehe Rodriguez' Beobachtungen. Am Ende kommt noch eine kleine Andeutung zum gleißenden Licht, vielleicht bleibt nun die Spannung ein wenig länger bewahrt?

Sprachliche Belanglosigkeiten sollten nun (hoffentlich) keine mehr drin sein. Eher noch immer Klischees. Vielleicht muss ich da noch mal ran. Aber mir gefällt der Konflikt zwischen den beiden Protagonisten. ;)

Genremäßig tendiere ich zu "Sonstige". Wenn keine Gegenstimmen komme, lasse ich die Kurzgeschichte verschieben.

Ich hoffe, ich konnte noch ein paar Verbesserungen bewirken. Mir fehlt allmählich der Abstand zum Skript, um das einschätzen zu können. Wenn es immer noch an mehreren Punkten hapert, bin ich am Überlegen, die Geschichte erst mal auf Eis zu legen, um Abstand zu gewinnen.

Danke und viele Grüße
Michael

 

Moin Moin Michael
Sorry das ich mich erst jetzt melde, aber mir war die Zeit ein wenig knapp.

Also, zu erst das Positive:
Ich finde die Geschichte hat im Vergleich zu ihrer ersten Fassung an Spannung gewonnen, sie wirkt lebendiger, es ist mehr Action in der Bude. Diese Entwicklung gefällt mir.

Dann wäre da das zu Überdenkende:
Die Geschichte ist nach meiner Meinung extrem trashig geworden. Das kann, muss aber kein Problem sein. Ich hab aber das Gefühl, dass du diesen Grad an "Trash" vlt. gar nicht so bewusst gewählt hast, sondern dass er sich beim Schreiben einfach so ergab. Das führt dazu, das einige Stellen unfreiwillig komisch anmuten. Jetzt musst du dich entscheiden, willst du auf der "Trash-schiene" bleiben? Oder willst du sie eher meiden? Ich mag Trash, ich liebe Amerikanische Comics und klassische Helden, auch gegen klassische Bösewichte und Klischee besetzte Gutmenschen ist in diesem Zusammenhang nichts auszusetzen. Wenn du einige Comics kennst (nicht die Verfilmung sondern die guten alten bedruckten toten Bäume), siehst du vlt. ebenso die Möglichkeiten zu denen sich die Geschichte noch entwickeln könnte und ich muss dir keine Anregungen liefern.
Wenn du kein Comicfan bist (vlt. Tuns ja auch "Bruce" Die hard Kinovorlagen?) oder den "Trash-ton" nicht willst, musst du da nochmal radikal bei. ;-)
Ich finde auch das die Geschichte mehr Grusel vertragen kann und dann die Kategorie wechseln sollte. Ich sehe immer noch nicht mehr SciFi als in der ersten Version muss aber nach erneuter Lektüre feststellen, dass ich die Möglichkeit für Grusel und Horror in der Geschichte stärker vertreten finde als SciFi.

Dann wäre zu ändern (egal ob trash gewollt oder nicht):
Der Dialog im ersten Teil, er wirkt noch nicht stimmig, der Pater hat zu leichtes Spiel, Rodriguez sträubt sich zu wenig, das Geplänkel um "Gottes Schuld" wirkt noch zu wenig durchdacht zu aufgesetzt, immer noch ist der Pater Rahmenhandlung für eine Gruselgeschichte, reflektiert nicht, agiert zu wenig mit Rodriguez. Da kannst du mehr rauskitzeln, das hast du meiner Meinung bereits mit dem Vergleich zur ersten Fassung gezeigt.
Ehmm?

»Na schön. Wenn es denn sein muss, meinetwegen. Sie lassen mir ja doch keine Ruhe!«
Naja und dann hab ich Tante Marta besucht ... Tja ne das liest sich bissel wie der gespielte Witz "Ach wissen sie Pater Gott kann mich mal am Arschlecken aber wenn sie unbedingt wollen dann beichte ich nochmal eben meine Sünden ..." Passt nicht ich hätte da mehr Trotz, Selbstzweifel, Hass (was auch immer an Emotionen erwartet) "Wie kann ihr Gott Monster aus geliebten Menschen machen?"
"Meinen sie, dass sie ein Monster sind, Rodriguez?"
"Zum Teufel mit ihrer Scheinheiligkeit! Zum Teufel mit ihrem Desinteresse, ihrer Arroganz! Sagt ihr Gott ihnen nicht das Hochmut vor dem Fall kommt?"
"Aber Rodriguez ich bin an ihnen Interessiert, Gott ist an ihnen interessiert"
"Gott! ... ist im Urlaub und hat mich allein im finsteren Tal gelassen, seine Weide hat er für andere Vorgesehen, den er ist Eitel und Selbstgerecht, wie seine scheinheiligen Dinner!", die letzten Worte spie Rodriguez dem Pater vor die Füße.
Wie unter Schlägen zuckte der Geistliche vor dieser Gotteslästerei zurück. Was hat dich so tief verwundet, warum hast du dich von Gott deinem liebendem Vater losgesagt, dachte der Pater.
Schwer schluckte er als er in dem fettigen Haar und das ausgemergelte Gesicht des Mannes mit dem Namen Rodriguez blickte. Er schloß die Augen und bat seinen Herren im stummen Gebet um die Kraft sich dieser Prüfung zu stellen. Dieses Schaf wandelte auf gefährlich Faden nahe des Abgrundes und es würde in seiner Verantwortung erliegen ob er die Seele vor dem Fegefeuer retten konnte. Gänsehaut breitete sich über seine Arme aus. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er seine Berufung so mächtig gespürt. Er würde alles in seiner Macht stehende daran setzen dieses Schaf vor dem Tode zurück zur Herde zu geleiten. ... (Sorry ist mit mir durchgegangen ;-) aber ich hoffe ich konnte damit zeigen, wie ich mir vorstellen könnte, dass sich der Konflikt deutlicher zeigt und damit mehr Aktion zwischen dem Pater und Rodriguez entsteht)


Unschönes:

»Sie waren doch schon tot! Zumindest seelisch ...«
Zumindest seelisch ... würde ich streichen, das wirkt weder als Trash noch in anderer Weise. las ihn den Satz flüsternd wiederholen: »Sie waren doch schon tot! ... alle schon vorher tot ... «

... verbreitete sich die Kunde rasch ...
das klingt schon sehr ... Glaubenslastig und ist an dieser Stelle als Mittel gar nicht so unbedingt nötig ... es sei den du würdest diese Frömmigkeit später in ihr Gegenteil verkehren und einen Gegenpool schaffen, tust du aber nicht.

Wie Pilger auf dem Weg zu einer heiligen Gedenkstätte, nur mit Werkzeug anstatt einer Bibel.
einer Bibel? gibts da für einen Gläubigen mehrere von? die sprechen im allgemeinen von der Bibel als tausche das einer gegen ein der, wirkt authentischer.

Er hat richtig zugehauen.
Im satz vorher waren es noch Schläge, da wirkt die Wortwahl "hauen" ein wenig verharmlosend.

Hastig drehte ich den Kopf, um nicht zu erblinden.
...Naja in der Situation macht sich niemand Gedanken ums erblinden, man zuckt vor dem gleißenden Schmerz zurück, welche die Lichtstrahlen in den Kopf bohren oder sowas.

Einige Frauen weinten.
Hähh? warum sollten einige Frauen weinen? Frauen sind genauso Sensationsgeil wie Männer. Vlt. zieren sie sich, wänden sich verschämt ab, aber warum sollten sie einem Fremden Tränen schenken? Die weinenden Frauen machen nur Sinn, wenn sie, wie in meinem Vorschlag zum Beispiel die Mutter oder jemanden mit einer Gefühlsbindung zu Rodriguez darstellen. So etwas wird aus dem geschilderten Erlebnis der Hinrichtung aber nicht deutlich somit irritieren die weinenden Frauen nur unnötig.
Tja, dann hast du noch einen Haufen sprachlicher Hüpfer verteilt, häufig liegt das an eigenartigen Passivkonstuktionen die du verwendest. Der Dativ kommt dir glaube ich an einer Stelle auch durcheinander, aber ich finde die Stelle gerade nicht wieder.

Das Grauen würde übrigens greifbarer werden, wenn der Pater es erlebt im Erzählen von Rodriguez. Lass den Pater, gefangen von der Geschichte, an den Lippen des Verbrechers kleben.

Als Einschub bei den verschwundenen Frauen:
"Wie steht ihr Gott dazu Pater?"
Der Geistliche schluckte schwer und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
"Nun ... Nun weißt du mein Sohn. Gott hat seine Gründe und seine Prüfungen für unser Aller handeln. Deine Prüfung war schwerer als die Anderer und so war auch dein Fall tiefer als der anderer."
"Fall?", lachte Rodriguez rau. "Ich bin nicht gefallen, Gott hatte sich abgewandt von diesem Stück Land, sich abgewandt von dem Jungen ohne Mutter und Vater in diesem Land. Gott hätte mich retten können und als Gott diesem Jungen von Einst keine Rettung schickte musste der Junge sich selber helfen", die letzten Worte flüstere Rodriguez und starrte dem Pater dabei mit kaltem Feuer in den Augen entgegen.
"Gott liebt dich und wenn du ihm dein Herz öffnest wird er dir seinen Plan für dich Offenbaren, wird er dir deine Antworten geben, wenn du bereust ..."
"Reue!", Rodriguez spuckte dem Pater das Wort ins Gesicht ...

Es findet sich noch einiges zu tun, falls du das möchtest, aber wie gesagt, ich finde, dass sich die Geschichte schon sehr zum positiven gewandelt hat.

les' dich
Nice

 
Zuletzt bearbeitet:

Moikka Michael,

jetzt bin ich beim Frühstückskaffee in die Komms hier gestolpert, und da was von Horror stand, hab ich die Geschichte doch mal gelesen. Ich bin ein Fan von all diesem Mexico/Trashsplatter Dusk Till Dawn blabla, aber ehrlich gesagt hatte ich nach posting schon drei Mal hier angesetzt und abgebrochen.

Was sich hier beißt, ist das setting und der Erzählstil. Das setting gehört knackig, dreckig und brutal - und dazu benötigst Du eine etwas rohere Sprache. Nicht im Sinne von 'schlecht geschrieben', sondern harscher. Mehr Tempo. Die Erzählstimme ist, sori, derart betulich, daß es abturnt. Die ersten beiden Absätze hab ich nur überflogen (stimme auch nice zu, gute Analyse), weil hier viel gequatscht wird, wobei sich mir der Sinn nicht erschließt, warum und wozu das dienen soll.

Du willst ja was erzählen, was mit "das ist nicht von dieser Welt" zu tun hat, und mit einer Hinrichtung endet (sehr unvermittelt). Da wäre es toll, wenn Du nochmal auf Relevanz aussieben würdest - was treibt die Geschichte mehr auf das Ende hin, was mäandert in der Gegend rum und läßt Leser das Interesse an plot und Figuren verlieren?

Auch wenn es nicht für alles ein Vorbild ist: Schau Dir doch mal Marc Gores "Monster Squad" an. Sehr lang, geh auf die Mitte - da hast Du ein wirklich authentisches Rodriguez-Epos. ;) Da spürt man die Liebe zu genau der Kultur, auch dem rohen Trash, passende Erzählperspektive - genau diese Perspektive brauchst Du hier, sonst klappt es nicht.

Übrigens: Wo hast Du denn den Henker her? Diese Sache mit den Kapuzen ist meist Humbug. Jeder in einer Stadt weiß, wer der Henker ist - meist bekommen die Verurteilten die Augen verbunden oder sogar selbst eine Kapuze auf. > Angst vor dem Bösen Blick, Henker wird nervös und macht Fehler etc etc pp. Das ist so ein Bild aus einem Film, wo es meist auch nicht hingehört.

Und warum Officer? Dazu paßte hangman ... Sag doch Kommissar, Hauptmann, Offizier, die Erzählsprache ist doch Deutsch. Wirkt auf mich jedenfalls wie ein Fremdkörper. Oder nimm halt was auf Spanisch? ;)

Auf mich wirkt das bisher wie eine Romaneinleitung - hier passiert nix. Die Stimme/Figur des Paters ist viel zu lasch. Die Ausführlichkeit ist nichtmals die einer Gothic Novel, da wird adjektiv-/wortreich erzählt, aber erzählt (> Handlung vorantreiben).
Gleiches Problem wie bei der Schiffsreise: Extrem lange Einleitung, hastiger *wedel mit Hand irgendwie* Schluß - und das, was Geschichte sein soll, wird im off abgehandelt. Dir fehlt jeweils die Haupthandlung. Und bei beiden settings/Themen habe ich das Gefühl, so richtig bist Du da nicht drin.

Wenn das Horror werden soll, müßte allermindestens die Hälfte raus, und ersetzt durch ein paar peppige, knackige, brutale Dialoge. *rotz in Staub, scharr mit Stiefelspitze in rumliegenden Eingeweiden* Und, tja sori, vielleicht - für dieses setting - ein paar Liter Blut. Ansonsten rate ich nun wieder Sonstige oder Fantasy.
SciFi ist das für mich überhaupt nicht, auch das liegt am Sprachstil. Es ist nichtmal Steampunk.

Mein Vater hatte das Herz stets am rechten Fleck, müssen Sie wissen. Obwohl er Fremden oft mit Argwohn begegnete, steckte ein weicher Kern hinter seiner harten Schale. Häufig bekam ich als Kind zwar Ohrfeigen, und nicht selten eine ordentliche Tracht Prügel, aber zu keinem Zeitpunkt kann ich sagen, dass ich eine davon nicht verdient gehabt hätte. Daher fällt es mir schwer, nun schlecht über ihn zu reden. Doch es muss sein, denn es ist wahr.
Eines Tages begann er, meine Mutter zu schlagen. Hart zu schlagen. Das waren keine Schläge, die man verteilt, wenn man in Zorn ist und wenn einem die Hand ausrutscht, was man im Nachhinein bereut. Nein. Er hat richtig zugehauen. Sie beinahe tot geprügelt. Und Tag für Tag mehr Gefallen daran gefunden. Von wegen, Gott ist gütig und gerecht! O nein! Hätte er das sonst zugelassen?
Es waren die schrecklichsten Wochen meines Lebens. Aber in der Nacht zum achtundzwanzigsten August kam es noch schlimmer.
Hm, das sind so Klischees. Ich nehme dem Erzähler die Emotionen nicht ab. Das ist in den Mund gelegt ... wer sagt schon "Vater hat Gefallen daran gefunden" die Mutter zu schlagen? Das ist doch Beamtendeutsch. Es wirkt aber auch nicht reflektiert oder halb-verdrängt. Jemand mit dieser Vergangeheit sollte das vllt etwas härter, aber auch knapper bringen. Er hat die Mutter geprügelt, und dann vllt eine Szene statt dem Gerede - also, sie sollte die Wäsche machen, und dann war das alles wieder blutig und sie mußte von vorn anfangen, war deshalb zu spät mit dem Essen dran, er prügelt sie nochmal, weil er schließlich Hunger hat ... laß das doch mal mehr wie eine echte Erinnerung wirken.

Als er das Urteil vollstreckt hatte, durchbrach nur das Kreischen einer Krähe die Stille.
Die Krähe hängt da so drangeklatscht. Was tut das Bild für die Geschichte? Ich meine, nichts.
Hab fast den Eindruck, Du hattest ein paar schlechte Hollywood-Filme aus den 70ern im Kopf, und einige davon spielten in dem, was die Amis so für Mittelalter halten. Und das ist alles hier in Dein Mexico-setting gerutscht und paßt nicht.

Also: Ich liebe Trash und Splatter und solche dreckigen, kleinen stories - aber da müssen die Klischees sitzen. Da muß Herzblut bei, sowas kann nicht halbgar erzählt werden. Wenn das nicht Deins ist, dann würde ich eher die "Mutterprügel" und "aus anderer Welt"-Dinger kürzen, und eine leise zarte Geschichte im Stil des frühen 19.-Jahrhunderts hier schreiben. Dann müßten aber ebenfalls die Figuren runder - ihre innere Entwicklung wäre dann das wichtigste, das Abdriften in den Wahn.

Vllt würde es auch guttun, das anders zu gewichten: Nacherzählung 10% und dann rein in die Handlung. Zwischen "ach ja, meine Vergangenheit" und "Der Henker kam" liegt irgendwie nix von Belang, und genau hier versteckt sich doch die eigentliche Geschichte.

Hoffe, Du kannst mit dem Genöle was anfangen. Guck doch mal ein paar alte splatterfilme, wenn Du zum Genre tendierst. Ich sehe den Horror nämlich bei Deinen Texten nicht. :D

Herzlichst,
Katla

 

Hey, mit so viel konstruktiver Kritik hätte ich gar nicht mehr gerechnet ... *freu*

@ Nice:

Besten Dank für dein umfangreiches Zweitgutachten! :) Da du die allererste hier gepostete Fassung gelesen hast, ist dein Feedback für mich umso wertvoller, um zu sehen, inwiefern sich das Skript inzwischen weiterentwickelt hat. Ich freue mich, zu lesen, dass zumindest die Spannung ein wenig hinzugewonnen hat und eine positive Entwicklung eingetreten ist, das ist ja schon mal was. Ein Stück bin ich also schon weiter, auch wenn es noch ein weiter Weg bis zum Ziel ist. ;)

Überrascht bin ich, dass die Geschichte aus deiner Sicht extrem trashig geworden ist. Das war eigentlich überhaupt nicht meine Absicht. :) Es ergab sich beim Schreiben so, unfreiwillig komische Szenen wollte ich eigentlich gar nicht schreiben.

Ich hab mich noch nicht entschieden, ob ich wirklich auf der Trash-Schiene bleiben will. An sich mag ich Comics, auch wenn ich Romane den Vorzug gebe. Aber eine "Trash-Story" ...? Mal sehen, ob ich mich mit dem Gedanken anfreunden kann.

Zur Rubrik: Mehr "Horror" als "Science-Fiction", aber beides nicht genug ... Ich lasse den Thread in "Sonstiges" verschieben. Da ist er aus meiner Sicht bis auf Weiteres erst mal am besten aufgehoben.

Ja, dass der Reverend ein zu leichtes Spiel hat, das kam mir auch schon in den Sinn. Allerdings hätte sich der Dialog am Anfang sonst noch verlängert, ohne Handlung, daher hab ich bislang gezögert, ihn zu erweitern.

Du hast viele vorgeschlagene Beispiel-Dialoge in dein Posting gesetzt. Für mich sind sie sehr motivierend, um mich erneut an die Überarbeitung zu machen, vielen Dank! Ich werde sie nicht 1:1 übernehmen, aber mich doch zum Teil danach richten, als Inspirationsquelle sozusagen. Wie auch immer, sollte die Kurzgeschichte nach einer weitere Modifikation irgendwann einmal kommerziell erfolgreich werden, du verdienst auf alle Fälle mindestens eine Tantieme, wenn nicht sogar ein Teilurheberrecht! ;)

@ Katla:

Auch dir wieder vielen herzlichen Dank! Jetzt hab ich fast ein schlechtes Gewissen, da die Überarbeitung meiner anderen Kurzgeschichte "Nordmeerfahrt" noch immer auf sich warten lässt, aber die neue Fassung kommt (voraussichtlich Anfang 2011). Es liegt einfach an der Zeit, ich will mich nicht halbherzig dem Skript annehmen, sondern drüberbleiben können (sorry für off-topic!).

Okay, es hapert also mal wieder an den Dialogen ... Unter anderem. Ich schau mal, was ich an "roherer" Sprache und "Dreck" hinbekomme. :D

Marc Gores "Monster Squad" werde ich lesen, zumindest teilweise. Und danke für die Hinweise zum Henker und "Officer"!

Extrem lange Einleitung, hastiger *wedel mit Hand irgendwie* Schluß - und das, was Geschichte sein soll, wird im off abgehandelt. Dir fehlt jeweils die Haupthandlung.
Das trifft es wohl ziemlich gut. Da werde ich noch mal rangehen müssen. Ebenso, was die Klischees angeht.

Jedenfalls, mit deinem "Genöle" kann ich auf alle Fälle wieder sehr viel anfangen. :)

Danke für eure intensive Auseinandersetzung und für eure Zeit. :)

Viele Grüße
Michael

 

Ich habe die Kurzgeschichte grundlegend überarbeitet:

Mehr Tempo. Mehr Handlung statt Nacherzählung. Mehr Horror. Harschere Sprache. Modifiziertes Ende. Neuer Titel ("Gottlos", wird noch von einem Moderator geändert.)

Wie gefällt euch die neue Version?

Ich habe mich gegen die Trash-Schiene entschieden, wollte diese vermeiden. Ist mir das gelungen?
(Obwohl ich prinzipiell nicht abgeneigt wäre, mich zusätzlich an einer Trash-Version zu versuchen.)

Rubrik: Passt "Horror" nun eher, oder ist die Erzählung in "Sonstige" besser aufgehoben?

Ihr hab euch schon sehr ausführlich zu der Erzählung geäußert. Dennoch würde ich mich noch einmal sehr über euer Feedback freuen, um zu sehen, inwiefern ich das Skript weiterentwickeln konnte. Herzlichen Dank im Voraus!

Viele Grüße
Michael

 

Hallo Michael!

Da hast du ja mächtig die Reihen gelichtet!
Insgesamt hat die Geschichte an Tempo gewonnen, aber, siehe meinen ersten Beitrag, das von mir bejubelte Motiv (Motiv: Der moralisch unantastbare Täter) ist ein wenig verblasst.

»Aber die Morde geschahen in deinem Auftrag, mein Sohn!«,
„Nur“ in seinem Auftrag? Das find ich im Sinne dieses Motivs zu schwach. Auch fehlt der Tathergang nun komplett. Zumindest die Zahl seiner Tötungen (oder: Du hast sämtliche männlichen Einwohner umgebracht) sollte anfangs im Gespräch mit dem Pfaffen erwähnt werden.

Was mir sonst noch aufgefallen ist:

Die Perspektivwechsel.
Du benutzt einen allwissende Erzähler und szenische Darstellung, das ist nicht verkehrt. Nur passt meiner Meinung nach die in der Rückblende hinzukommende Ich-Form (von Rodrigues) nicht gut ins Konzept, zumal dort auch in der dritten Person von George berichtet wird.
Hier die Stelle, wo Georg mit seinem Vater spricht: »Das musst du dir ansehen, Vater! Es ist unglaublich!« George war vollkommen aus dem Häuschen. usw.
Eine Lösung wäre, aus George und Rodrigues eine Person zu machen und in Ich-Form auftreten zu lassen. Oder ist George gar eine „vergessene“ Altlast? – Hä? Irgendwie find ich da grad nicht durch. Hilf mir mal. :D

Wo war Ihr Gott, als mein bester Freund mich aus Eifersucht verraten hat?
Das passt jetzt nicht mehr zu der Geschichte.

gerne nach Brownfield gefahren, um den Deal klarzumachen?«
Welchen Deal?

Als der Pater in die eigenartig verfärbten Augen des Henkers sah, der süffisant lächelte, gefror ihm das Blut in den Adern.
Ja, das Ende ist wesentlich besser! Nur dieses süffisante Lächeln passt nicht zu den umgewandelten Typen.

Lieben Gruß

Asterix

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Asterix,

ja, ich hab mächtig die Reihen gelichtet, was wohl notwendig war, um der Geschichte mehr Tempo zu geben. Der moralisch unantastbare Täter ist dabei wirklich etwas verblasst, was mir während der Überarbeitung gar nicht so bewusst war. Ich hab das nun wieder eingefügt:

»Scheren Sie sich zum Teufel!«, rief John Rodriguez. »Ich war es nicht! Ich hab nichts Falsches getan!«
»Aber die Morde geschahen in deinem Auftrag! Du hast zwei Dutzend Männer umbringen lassen, mein Sohn!«, erwiderte Thomas McKinley. »Willst du das etwa leugnen? Viele hatten Frauen und Kinder. Ja, dein eigener Vater war unter den Opfern!«
Rodriguez ließ das kalt. »Glauben Sie mir. Nicht nur mir hab ich damit einen Gefallen erwiesen. Außerdem, sie waren doch alle längst tot! Gottlose Monster. Was hätte ich denn Ihrer Meinung nach tun sollen?«
McKinley, vom Glauben überzeugt, ließ sich nicht beirren. Bereits seit Jahrzehnten leistete er Gefängnisseelsorge. Es war nicht das erste Mal, dass er auf Ablehnung stieß. Nach seiner Ansicht gab es keine Zweifel an Rodriguez' Schuld.

»Wo war Ihr Gott denn, als meine Mutter abgeschlachtet wurde? Er muss sich vor mir rechtfertigen! Ich hatte keine Wahl. Ich musste so handeln!«

Du kannst noch immer bereuen!«
»Reue!« Rodriguez spuckte dem Pater das Wort ins Gesicht.
Wie unter Schlägen zuckte dieser zusammen.
»Nein! Ich hab absolut richtig gehandelt! Ich bin kein schlechter Mensch, Pater! Doch diese Männer waren Monster! Sie hätten sonst noch weit mehr Schaden angerichtet!«
Kurz darauf glitten die Gitterstäbe beiseite.

Besser so?

Den Satz

Wo war Ihr Gott, als mein bester Freund mich aus Eifersucht verraten hat?
hab ich jetzt ersatzlos gestrichen. Das war ein Überbleibsel aus Rodriguez' Erzählung, was nach dem Auftragsmord geschehen ist. Diese Szene mit der Umsiedelung, etc. ist komplett entfallen, da sie die Story nur unnötig in die Länge zieht und inhaltlich aus meiner Sicht wenig von Belang war. Ich denke, es wird auch so klar, dass irgendjemand John Rodriguez verraten haben muss. Andernfalls würde er nun nicht im Bezirksgefängnis sitzen. Wenn du das anders siehst, kannst du mir gerne widersprechen. ;)

Weitere Änderungen:

Glauben Sie etwa, ich bin gerne nach Brownfield gefahren, um den Deal mit dem Killer klarzumachen? Glauben Sie etwa, ich hab gerne zugesehen, wie er die Männer während einer Festlichkeit aus dem Weg geräumt hat?
Der Tatvorgang ist nun wieder drin, wenn auch nur mit sehr knappen Worten.

Als der Pater in die eigenartig verfärbten Augen des Henkers sah, gefror ihm das Blut in den Adern.
Hier ist das süffisante Lächeln entfallen, das zu dem Henker wirklich nicht passt.

Am meisten Kopfzerbrechen bereitet mir noch der Perspektivwechsel. Schwierig. Die szenische Darstellung möchte ich auf alle Fälle beibehalten, so kommt der Inhalt einfach besser rüber wie aus dem Off. Meines Erachtens passt aber auch die (teilweise) Ich-Form in der Rückblende, obwohl ich fast schon befürchtet habe, dass sie zur Verwirrung führen könnte.

Eine Lösung wäre, aus George und Rodrigues eine Person zu machen und in Ich-Form auftreten zu lassen. Oder ist George gar eine „vergessene“ Altlast? – Hä? Irgendwie find ich da grad nicht durch. Hilf mir mal. :D
Aus George und John (Rodriguez) kann ich nicht eine Person machen, da George das Ding in der Mine entdeckt hat, John (Rodriguez) jedoch bis zum Ende darüber rätselt, um was es sich dabei handelt.

Ich hab zwei Ergänzungen eingefügt:

»Diese Mine ...«, bemerkte Rodriguez. »Da fing alles an. Nordwestlich von Littlestone, New Mexico. 1871. George, der Sohn des reichen Viehzüchters Granagham, hat dort etwas entdeckt, das besser unentdeckt geblieben wäre.«

Als Granagham die Mine später betrat, traute er seinen Augen nicht.

»Ich war nicht dabei«, bemerkte John Rodriguez. »Aber so ähnlich muss das Gespräch verlaufen sein. Wenige Tage später redete ich mit meinem Freund Robert darüber.«

»Das geht nun schon eine ganze Woche so!«, rief Robert während der Stallarbeiten. »Ich würde zu gerne wissen, was die da treiben!«
Ich zuckte mit den Schultern und hielt mit der Mistgabel inne.


Wird das nun klarer?

Viele Grüße
Michael

 

Das sieht gut aus!
Besonders durch die Ergänzungen am Anfang kommt die Dramatik um John wieder gut zur Geltung.
Ich glaube. mit der Perspektive ist es jetzt auch besser. Vielleicht kommen noch andere Stimmen dazu.

Liebe Grüße

Asterix

 

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