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Grau

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26.01.2006
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Grau

Er stand am Bahnsteig. 17:12 Uhr. In 8 Minuten kam sein Zug.

Er sah sich um. Überall Reisende. Familienväter im Wollmantel, den Kragen bis ins Gesicht gezogen, auf dem Weg nach Hause zu Frau und Kindern. Die Taschen gefüllt mit Überraschungen für die Kleinen, den Kopf programmiert auf Spiel und Spaß, fernab der Arbeit im heimeligen Einfamilienhaus. Und fernab den heimlichen Gedanken ihres sündhaften Geistes. Und dort? Aufstrebende Bürohengste, die Zeitung fein säuberlich unter den Arm geklemmt, bereit, der Wirtschaftswelt auch nach Feierabend noch am heimischen pc entgegenzutreten. Kraftstrotzend, bis in die Fingerspitzen motiviert, um in der Nacht nach einem 14-Stunden-Tag bei irgendeiner Nutte ein wenig Wärme und Nähe zu suchen.

Er lächelte. Sex wollten sie alle. So oder so. Und je bedeutender und erfolgreicher sie zu sein schienen, desto perverser und abstruser waren ihre Wünsche.
Er wusste das. Er kannte sie alle. Er wusste, was sie wollten und womit man selbst den hochdotierten Manager zu einem winselnden und auf dem Boden um Gnade bettelnden Wurm machen konnte.

Und dort?
Ein verliebtes Pärchen. Wie süß. Sie küssten sich. Scheu, schüchtern, wie es Jugendliche tun, wenn sie zum ersten Mal den Mund ihres Partners erkunden und zaghaft in die unerwartet warme Höhle eindringen, um erschrocken vor dessen Zunge zurückzuweichen und im bereits nächsten Moment wieder zögerlich nach ihr zu suchen.
Wie naiv sie doch waren. Spätestens in ein paar Monaten würde sie ihm sagen, dass sie ihn liebt, eine Familie will, Kinder, und sein Gehirn würde entsetzt nach einem Ausweg suchen, zum Schutz seiner Freiheiten, seiner Abende allein, den Samstagen im Fußballstadion, und enden würde es damit, dass er ihr von einer Anderen erzählt, die ihm mehr Freiraum lässt und sowieso viel besser im Bett ist.

Dann grinste er. Bittersüß.
Liebe war eine Illusion. Sie erwarteten von der Liebe, dass der Andere einen so hinnahm, wie man eben war. Ohne wenn und aber. Ohne Fragen. Bedingungslos.
Aber so lief es nicht, und das wusste er. Es gab nur schwarz und weiß. Und Liebe war schwarz.

17:15 Uhr.
Sie küssten sich immer noch, und wieder sah er hin. Er fragte sich, wann sie es ihm sagen würde. Oder hatte sie es ihm schon gesagt? Wenn ja, war er ein verflucht guter Schauspieler. Sein Blick suchte seine Augen. Sie waren geschlossen, im Zustand vermeintlicher Hingabe.
Kluger Junge, dachte er. Du darfst sie nie wirklich anschauen. Dann sehen sie es. Sie können deine Gedanken lesen, was du wirklich über sie denkst und was du dir wirklich wünscht, wenn du still vor dich hinstarrst und deinen Träumen nachhängst. Also, sieh sie niemals zu lange an. Schließ die Augen - genießend, wenn du sie küsst, begierig und stöhnend, wenn du sie fickst, aber gib ihr keine Chance, in deine Seele zu schauen.

Sein Blick fiel auf ihre Hand, die sie sanft um den Nacken des Jungen gelegt hatte. Ganz leicht nur, aber er konnte die Gänsehaut fast selbst spüren, die diese federleichte Berührung in ihm auslösen musste.
Nimm dich vor ihren Händen in Acht, mein Freund. Sie können Schlimmeres anrichten als ihre Worte, ihre Zunge, selbst als ihre Lippen um deinen Schwanz. Sie sind wie Messer. Sie treffen dich direkt ins Herz.

Plötzlich sah er sie vor sich. Die Meisterin der Messer. Die, die mit einer einzigen Berührung zielsicher das Ende einleiten konnte. Die das geschafft hatte, was bei keinem Sex der Welt zuvor geschehen war.

"Liebst du mich?"
"Du weißt, dass ich dir darauf keine Antwort gebe."
"Und warum bist du dann hier?"
"Weil wir guten Sex haben."
"Du lügst. Sieh' mich an."

Er hatte sie nicht angesehen. Was hätte er ihr sagen sollen? Er war zwar verrückt, aber nicht so verrückt ihr zu erlauben, das Messer auch noch herumzudrehen. Sie hätte ihn niemals verstanden. Sie hätte Opfer gefordert, die er nicht bereit war zu geben. Also hatte er sich entschieden.

17:20 Uhr.
Ein letzter Blick zu dem Pärchen, das sich nur widerwillig voneinander löste, ein leises Seufzen, dann sah er den Zug in den Bahnhof einfahren, hörte das Tosen der Räder und spürte die Luftwirbel, die auch den letzten Gedanken an sie mit sich rissen und im Nirgendwo verschwanden. Entschlossen nahm er seine Koffer und stieg ein.

Sex war weiß, Liebe schwarz. Und das helle Grau, das dort irgendwo vielleicht doch existiert hatte, blieb langsam ausblutend zurück.

 
Zuletzt bearbeitet:

Die Taschen gefüllt mit Überraschungen für die Kleinen, den Kopf programmiert auf Spiel und Spaß, fernab der Arbeit im heimeligen Einfamilienhaus.
* Das 'programmiert' hast du wahrscheinlich absichtlich gewählt, wegen des Kontastes, aber mich stört das hier, weil es so klingt wie: "die Arbeit ist mir lieber aber ich muss mich ja auch mal mit den Kleinen beschäftigen".
* 'im heimeligen Einfamilienhaus' - ist mir persönlich zu kitschig (glaub mir ich kenn mich aus mit sowas, ich krieg das hier dauernd zuhören)
Aufstrebende Bürohengste, die Zeitung fein säuberlich gefaltet unter den Arm geklemmt, bereit, der Wirtschaftswelt auch nach der Arbeit noch am PC zuhause entgegenzutreten, kraftstrotzend, bis in die Fingerspitzen motiviert, um in der Nacht nach einem 14-Stunden-Tag bei irgendeiner Nutte ein wenig Wärme und Nähe zu suchen, die sie dann nie wiedersehen würden.
* ... der Wirtschaftswelt auch nach Feierabend noch am heimischen pc entgegenzutreten. (1.Satz)
* Kraftstrotzend, bis ... (2. Satz)
* das mit den nie wiedersehen kannst du rauslassen ist ja normalerweise so, deshalb musst du das nicht nochmal betonen.
Spätestens in ein paar Monaten würde sie ihm sagen, dass sie ihn liebt und er alles für sie ist, und sieeine Familie will und Kinder, und sein Gehirn würde entsetzt nach einem Ausweg suchen, zum Schutz seiner Freiheiten, seiner Abenden alleine, den Samstagen im Fußballstadion, und enden würde es damit, dass er ihr von einer anderen erzählt, die ihm mehr Freiraum lässt und sowieso viel besser im Bett ist. Oder so.
Liebe war eine Illusion. Sie erwarteten von der Liebe, dass der andere einen so hinnahm, wie man eben war. Ohne wenn und aber. Ohne Fragen. Bedingungslos.
der Andere (steht ein Artikel davor, der sich darauf bezieht, also groß ;) )
Sex war weiss, Liebe schwarz. Und das helle Grau, das dort irgendwo vielleicht doch existiert hatte, blieb langsam ausblutend zurück.
weiß

Hallo Magnolia

Hat mir sehr gut gefallen. Klasse Idee die du prima umgesetzt hast. Ein schönes Beispiel wie man seinen Prot charakterisieren kann, ohne ein einziges direktes Wort über seinen Charakter zu verlieren.
Dein Prot ist ein wandelnder Komplex. Wut, Trauer, Sarkasmus, Einsamkeit projiziert er auf seine Mitmenschen um sich nicht eingestehen zu müssen, dass er einen Fehler gemacht hat, dass er sie immer noch liebt und nur zu feige war eine feste Bindung einzugehen. Nun ist es zu spät und er will es nicht einsehen, verdrängt es und schiebt andere Gründe vor: Sex ist für ihn weiß, Liebe schwarz, dass sagt wirklich alles über seinen Gemütszustand aus. Typische Schutzbehauptung um sich nicht damit auseinandersetzen zu müssen, dass das Problem wo ganz anders liegt.

Super :thumbsup: weiter so.

Lieben Gruß, Ph:)enix

Edit: :xxlmad: Musst ich jetzt alles nochmal schreiben, weil die Hälfte beim Posten verloren gegangen ist.

 

@Phoenix

der Andere (steht ein Artikel davor, der sich darauf bezieht, also groß )
ist das jetzt so? Ich würde es auch klein schreiben, anders als bei substantivierten Adjektiven.
Musst ich jetzt alles nochmal schreiben, weil die Hälfte beim Posten verloren gegangen ist.
Willkommen im Club!

@Magnolia
Hat mir gut gefallen!

Der Kontrast zwischen dem gefühllosen Prot und den Passanten um ihn herum, besonders dem Pärchen. Obwohl, gefühllos ist ja nicht richtig, wie er über die "Meisterin der Messer" spricht. Eine gute Mischung der Erzählstränge, mit der Erinnerungs-Szene dabei.

Gruß, Elisha

 

Huhu Phoenix,

erstmal vielen Dank für's Lesen und Kommentieren. Ich freu mich riesig, dass dir die Geschichte gefallen und hat - ganz wichtig *g* - dass sie "angekommen" ist *hüpf*

Nun zu deinen Anmerkungen:

* Das 'programmiert' hast du wahrscheinlich absichtlich gewählt, wegen des Kontastes, aber mich stört das hier, weil es so klingt wie: "die Arbeit ist mir lieber aber ich muss mich ja auch mal mit den Kleinen beschäftigen".
* 'im heimeligen Einfamilienhaus' - ist mir persönlich zu kitschig (glaub mir ich kenn mich aus mit sowas, ich krieg das hier dauernd zuhören)
Also, das beides stellt ja die Sichtweise des Prots dar, und gerade das 'heimelige' ist schlicht Zynismus und Neid. Er sieht in ihm genau den Mann, den du da beschrieben hast :) Von daher, sollte ich das so stehenlassen *g*

Die anderen Sachen verbesser ich gleich, da hast du vollkommen recht. Danke :)

Zitat:
Sex war weiss, Liebe schwarz. Und das helle Grau, das dort irgendwo vielleicht doch existiert hatte, blieb langsam ausblutend zurück.
weiß
Ja, ich weissss.... das ß und doppel-s kapiere ich wohl nie, seit der guten RS-Reform und dem Chat (ja, genau DER ist Schuld daran *lach*) *verbessern geht*

Hat mir sehr gut gefallen. Klasse Idee die du prima umgesetzt hast. Ein schönes Beispiel wie man seinen Prot charakterisieren kann, ohne ein einziges direktes Wort über seinen Charakter zu verlieren.
Danke, danke, danke *strahl*

Dein Prot ist ein wandelnder Komplex.
Aber hallo!

...um sich nicht eingestehen zu müssen, dass er einen Fehler gemacht hat, dass er sie immer noch liebt und nur zu feige war eine feste Bindung einzugehen.
Er hat nie gesagt, dass er sie liebt. Denn Liebe ist etwas, das in seiner Welt nicht vorkommt. Jedenfalls ist sie für ihn nicht das, was die anderen darin sehen. Es gibt für ihn genau eine Art von Liebe, und die ist zu hoch gesteckt, um real sein zu können. Weiß und schwarz eben. Dass es aber auch noch Grautöne gibt, will er nicht einsehen.

Sex ist für ihn weiß, Liebe schwarz, dass sagt wirklich alles über seinen Gemütszustand aus. Typische Schutzbehauptung um sich nicht damit auseinandersetzen zu müssen, dass das Problem wo ganz anders liegt.
... dem ist nichts hinzuzufügen.

Danke für deinen Kommentar!

LG,
Mag

 

Huhu Elisha,

Der Kontrast zwischen dem gefühllosen Prot und den Passanten um ihn herum, besonders dem Pärchen. Obwohl, gefühllos ist ja nicht richtig, wie er über die "Meisterin der Messer" spricht. Eine gute Mischung der Erzählstränge, mit der Erinnerungs-Szene dabei.
Danke. Freut mich, dass sie dir auch gefallen hat. Und ja, ds mit den Gefühlen ist so eine Sache... *g*

LG,
Mag

 

@Magnolia

Ja, ich weissss.... das ß und doppel-s kapiere ich wohl nie, seit der guten RS-Reform und dem Chat (ja, genau DER ist Schuld daran *lach*) *verbessern geht*
ß :p
Also, hast du auch Schwierigkeiten, kurze und lange Vokale zu unterscheiden?
Ansonsten ist das nämlich einfach: bei langen Vokalen ß(saß, Gruß, weiß) - bei kurzen Vokalen ss(dass, Kuss, Ross) . Alles klar?
Gruß, Elisha

 

@Elisha

ß
Also, hast du auch Schwierigkeiten, kurze und lange Vokale zu unterscheiden?
Offensichtlich *lach* Danke, ich schreib mir das hinter meine Ohren *g*

LG, Mag

 

Hallo Magnolia,

deine Geschichte hat mir gut gefallen. Sie hat die Situation auf dem Bahnsteig beschrieben und gleichzeitig den Charakter deines Prot durchscheinen lassen.

Nur eines wollte ich nicht glauben, und zwar, dass der Zug auch wirklich in 8 Minuten um die Ecke gebogen ist. Ich denke, Züge haben immer Verspätung? *smile*

Noch ein Tipp für ß: Schau doch mal in die Rubrik Kinder, und zwar die Buchstabengeschichte vom ß. Vielleicht kannst du daraus etwas lernen. (Ich weiß, Eigenwerbung sollte man nicht machen!?!)

Noch ein paar Kleinigkeiten:

Aufstrebende Bürohengste, die Zeitung fein säuberlich unter den Arm geklemmt, bereit, der Wirtschaftswelt auch der Wirtschaftswelt auch nach Feierabend noch am heimischen pc entgegenzutreten.
Ist hier nicht eine Wirtschaftswelt zu viel?

... wünscht, wenn du still vor sich hinstarrst und deinen Träumen nachhängst.
vor dich hinstarrst

... genießend, wenn du sie küsst, begierig und stöhend, wenn du sie fickst, ...
soll wohl stöhnend heißen oder?

Sie treffen dich direkt in's Herz.
ins Herz

Viele Grüße
bambu

 

Huhu bambu,

danke für's Fehler finden. Ja stimmt, da ist beim Korrigieren einiges drucheinander geraten *schäm und gleich verbesser*

Zitat:
... genießend, wenn du sie küsst, begierig und stöhend, wenn du sie fickst, ...
soll wohl stöhnend heißen oder?
oha. In der Tat *tztz* ;)

Nur eines wollte ich nicht glauben, und zwar, dass der Zug auch wirklich in 8 Minuten um die Ecke gebogen ist. Ich denke, Züge haben immer Verspätung? *smile*
*g* Man merkt, dass ich Autofahrerin bin, hm?

Noch ein Tipp für ß: Schau doch mal in die Rubrik Kinder, und zwar die Buchstabengeschichte vom ß. Vielleicht kannst du daraus etwas lernen. (Ich weiß, Eigenwerbung sollte man nicht machen!?!)
Ja, gute Idee. Aber da schau ich eh, weil zum TdM da evtl. auch noch was posten will :) Und naja, das mit dem ß... früher konnte ich das mal gut, aber jetzt bin ich da völlig durcheinander, und je öfter man es falsch sieht, desto wirrer wird das. Aber ich werde deinen (und auch Elisha's) Rat beherzigen. Danke :)

LG,
Mag

 

Re huhu :lol:

Also, das beides stellt ja die Sichtweise des Prots dar, und gerade das 'heimelige' ist schlicht Zynismus und Neid. Er sieht in ihm genau den Mann, den du da beschrieben hast :) Von daher, sollte ich das so stehenlassen *g*
Ja solltest du, ich hab das irgendwie nicht richtig im Zusammenhang gelesen. *Asche auf mein Haupt*
Die anderen Sachen verbesser ich gleich, da hast du vollkommen recht. Danke :)
Wie immer (:D ). Wenn das nur die Anderen auch mal einsehen würden. ;)
Ja, ich weissss.... das ß und doppel-s kapiere ich wohl nie, seit der guten RS-Reform und dem Chat (ja, genau DER ist Schuld daran *lach*) *verbessern geht*
Ja das is gut, ich geb auch immer dem Chat die Schuld, der kann sich nicht wehren. :lol:
Aber hallo!
Na iss doch so. *Finger heb*
Er hat nie gesagt, dass er sie liebt.
Na eben, weil er zu feige war: Bindungsängste:
Magnolia schrieb:
Spätestens in ein paar Monaten würde sie ihm sagen, dass sie ihn liebt, eine Familie will, Kinder, und sein Gehirn würde entsetzt nach einem Ausweg suchen, zum Schutz seiner Freiheiten, seiner Abende allein, den Samstagen im Fußballstadion,
Phoenix26 schrieb:
Sex ist für ihn weiß, Liebe schwarz, dass sagt wirklich alles über seinen Gemütszustand aus. Typische Schutzbehauptung um sich nicht damit auseinandersetzen zu müssen, dass das Problem wo ganz anders liegt.
Magnolia schrieb:
... dem ist nichts hinzuzufügen.
Nee gell? Ich sollte Psychologie studieren. :D

Grüße, Psychophoenix :lol:

 

Hallo Magnolia,

deine Geschichte finde ich im Großen und Ganzen sehr gut.

Die Charakterisierung der Personen außer dem sich küßenden Paar ist mir aber etwas zu klischeehaft und allgemein. Der Protagonist sieht Familienväter und Bürohengste und verfällt direkt in dieses Schema hinein. Es passt sicherlich zu der Grundstimmung des Protagnisten alles sehr negativ zu sehen, aber ich hätte es passender gefunden, wenn es sich die Charakterisierung stärker auf die einzelnen Personen am Bahnsteig konzentriert hätte.

Aber das war eigentlich auch schon mein einzigster Kritikpunkt. Ich finde, es gelingt dir sehr gut die teils widersprüchlichen Gefühle, die der Protagonist in Erinnerung an seine eigene Liebe spürt, hervorzubringen.
Besonders die Beschreibung der zärtlichen Berührungen des Paars gegenüber den eigenen verbitterten Gedanken des Protagonisten verdeutlichen sehr gut die negative Stimmung.
Zum Ende hin wird deine Geschichte aufjedenfall besser.

Gruß
Dan

 

Hi Dan,

Die Charakterisierung der Personen außer dem sich küßenden Paar ist mir aber etwas zu klischeehaft und allgemein.
Das ist schon Absicht, weil der Prot das genau so macht. Er packt die Leute in Schubladen, und die sind ja zuweilen klischeehaft. Darum bin ich auf die Personen auch nicht weiter eingegangen, weil sie zum Einen der Beschreibung der Grundstimmung dienten, und zum Anderen auch nicht eiter wichtig für den Plot waren.

Ich finde, es gelingt dir sehr gut die teils widersprüchlichen Gefühle, die der Protagonist in Erinnerung an seine eigene Liebe spürt, hervorzubringen.
Dankeschön :)

Es freut mich, dass es dir gefallen hat :) Danke für deinen Kommentar.

LG,
Mag

 

Hi Magnolia,

dein Prot ist schon ein arger Meister der Projektion. Alles, was er in die Menschen auf dem Bahnhof interpretiert hat nur etwas mit seiner Wahrheit, nichts aber mit der Realität zu tun.
Das ist deshalb gelungen, weil dieser Unterschied klar bleibt und die Sichtweise des Mannes mir nicht als ultimativ aufgedrückt wird. Ein Unterschied, den ich schon bei einigen Kritiken eher negativ versucht habe, klar zu machen.
Hier hat mit die Subjektivität gefallen, gibt der Geschichte Würze und einen eigenen Ton.

Sie küssten sich immernoch
immer noch

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Magnolia,

ein gut gewählte Position, um die Geschichte so zu erzählen, wie du sie erzählen willst, mit einem Prot, der alles um sich herum in seinen desillusionierten Blickwinkel quetscht. Man ist geneigt, den Prot zu bedauern, wegen seiner engen und distanzierten Sichtweise - und ertappt sich doch zunehmend dabei, sich ... (nein, sooo bin ich doch nicht!) irgendwo ein wenig ... manchmal jedenfalls, wenn man mal wieder so richtig genervt wurde ... vielleicht ... wiederzuerkennen

Du schreibst sicher und zielstrebig und weisst, wo du hin willst. Mag der Zug Verspätung gehabt haben, deine Geschichte kommt pünktlich und gut ins Ziel.

Grüße von Rick

 

...

"und sein Gehirn würde entsetzt nach einem Ausweg suchen, zum Schutz seiner Freiheiten, seiner Abende allein, den Samstagen im Fußballstadion, und enden würde es damit, dass er ihr von einer Anderen erzählt, die ihm mehr Freiraum lässt und sowieso viel besser im Bett ist."

...würde ich anders formulieren. In die Richtung: "...und er wusste, irgendwann später wären Erklärungen fällig für die Freiheiten... usw..."


Ansonsten sehr schön. Ja, ich kann nicht mäkeln. Scheiße, was ist heute abend los? Wohl so ne Senti-Phase...

Gruß

Magnus

 

Guten Morgen!

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren, ihr vier :)

@ Nacht

mir gefällt diese Geschichte besonders gut, weil sie wertend ist. Du als Autorin versteckst dich nicht, traust dich, zu sagen und zu schreiben. Bei Gott; das ist gut so!
Also, das mit dem wertend... Nun ja, werten tut der Prot. Ich beschreibe ja lediglich, was er denkt und was er für sich aus seinen eigenen Erfahrungen gelernt hat. Aber es freut mich sehr, dass der Sinn dieser Geschichte bei so vielen angekommen ist. Und das war ja die Absicht ;)

^Beste Stelle, no doubt.
Ja, die mag ich auch sehr *g*

Der kleine Dialog ist kniffig, und gefällt mir, weil der letzte Satz so authentisch wirkt. Und ich glaube sowas nennt man eine Sprechhandlung (tötet mich, wenn ich falsch liege)
Schlag mich nicht, aber ich hab keine Ahnung *lach* Ich hatte dabei vor Augen, dass er ja genau das so gerne vermeidet (das ansehen), und Frauen das ja nur allzu gerne tun wollen...

Super Geschichte, so wie es sich gehört, wertend und aussagend, nicht nur blabla.
Danke *knicksmach*, und auch danke fürs Empfehlen! Das freut mich wirklich sehr, weil mir diese kleine Geschichte am Herzen liegt.


**

@ sim

Alles, was er in die Menschen auf dem Bahnhof interpretiert hat nur etwas mit seiner Wahrheit, nichts aber mit der Realität zu tun.
Ganz genau. Tun wir das nicht alle, etwas in die anderen reinzuinterpretieren, was vielleicht (oder wahrscheinlich) gar nicht da ist?

Hier hat mit die Subjektivität gefallen, gibt der Geschichte Würze und einen eigenen Ton.
Dankeschön *freu* Gerade von dir so ein Kompliment ehrt mich sehr.

Den Fehler geh ich gleich verbessern. Danke!


@ Rick

und ertappt sich doch zunehmend dabei, sich ... (nein, sooo bin ich doch nicht!) irgendwo ein wenig ... manchmal jedenfalls, wenn man mal wieder so richtig genervt wurde ... vielleicht ... wiederzuerkennen
Yap :) Man neigt ja schon dazu, seine Sichtweise immer nach den jeweiligen Umständen zu verzerren, zu drehen und gelegentlich auch mal zu wenden, und manchmal ist das gut so, manchmal aber auch nicht. Aber es freut mich immer, wenn ich beim Leser genau das bewirke; dass er sich wiederfindet und für sich selbst über manches nachdenkt.

Du schreibst sicher und zielstrebig und weisst, wo du hin willst. Mag der Zug Verspätung gehabt haben, deine Geschichte kommt pünktlich und gut ins Ziel.
Wow... *rotwerd* Danke, diesen Satz werd ich mir ausdrucken und einrahmen ;)


@ Magnus

"und sein Gehirn würde entsetzt nach einem Ausweg suchen, zum Schutz seiner Freiheiten, seiner Abende allein, den Samstagen im Fußballstadion, und enden würde es damit, dass er ihr von einer Anderen erzählt, die ihm mehr Freiraum lässt und sowieso viel besser im Bett ist."

...würde ich anders formulieren. In die Richtung: "...und er wusste, irgendwann später wären Erklärungen fällig für die Freiheiten... usw..."

Hm. Könnte man so schreiben. Werde ich mal länger drüber nachgrübeln. Danke auf jeden Fall für die Anregung :)

Ansonsten sehr schön. Ja, ich kann nicht mäkeln. Scheiße, was ist heute abend los? Wohl so ne Senti-Phase...
*lach* Muss man denn immer mäkeln, hm? *g* Wie gut, dass die Geschichte dich in so einer Phase erwischt hat ;)


LG und einen schönen Start in die Woche,
Magnolia

 

Hi Magnolia!

So, jetzt muss ich erst mal Lorbeeren einheimsen.

In 8 Minuten kam sein Zug.
Würde ich ausschreiben.

Er sah sich um. Überall Reisende.
Das brachte mich anfangs zum Schmunzeln, denn diese Tatsache lässt sich auf einem Bahnhof nicht verleugnen. Dieser Satz könnte anders verpackt oder ganz weggelassen werden.

Familienväter im Wollmantel
Spielt das in Rumänien, wo die nur einen einzigen Wollmantel haben? Na ja, immer noch besser als Würstchen im Schlafrock. ;)

Aufstrebende Bürohengste, die Zeitung
Ähnlich wie oben.

noch am heimischen pc entgegenzutreten
PC

sim hat es gut ausgedrückt und ich schließe mich seiner Meinung an: Der Prot projiziert seine Wahrheit als gegeben, auf die Menschen, die ihn in diesem Moment umgeben.
Ich finde es immer spannend, wenn eine Geschichte eine Stimmung in mir erzeugt. Bei dieser dachte ich unwillkürlich an einen feuchtkalten Februarmorgen, als perfekte Kulisse für ein Agententhriller im Kalten Krieg.
Der kurze Dialog fügt sich sehr schön in die Erzählform ein und unterbricht die Geschichte zwar, durchtrennt aber nicht den Erzählstrang - sehr gelungen.
Alles in allem hat mir dieses Stimmungsbild gut gefallen.


LG
flash

 

Hi Magnolia,

hatte die geschichte schon am samstag gelesen, wusste nicht so genau was ich schreiben soll, einfach so verstreichen lassen wollt ichs aber auch nicht.
also heute.

diese geschichte hat mir ausgesprochen gut gefallen, sie ist in sich absolut stimmig und konsequent. die stimmung springt über, auch wenn meine antennen da nicht so sensibel sind.

mir ist nichts negatives aufgefallen. gerade für jemanden, der/die selber keine bücher liest, eine glatte 1.

beste grüße
krilliam

 

hi flash,

"Ich finde es immer spannend, wenn eine Geschichte eine Stimmung in mir erzeugt. Bei dieser dachte ich unwillkürlich an einen feuchtkalten Februarmorgen, als perfekte Kulisse für ein Agententhriller im Kalten Krieg."

öhm.. was spricht dagegen? den agententhriller kannst du dir gerne dazudichten *g* vielleicht ist er ja da, nur die kamera hat vergessen, den fokus einzurichten? ;)


"Der kurze Dialog fügt sich sehr schön in die Erzählform ein und unterbricht die Geschichte zwar, durchtrennt aber nicht den Erzählstrang - sehr gelungen.
Alles in allem hat mir dieses Stimmungsbild gut gefallen. "
dankeschön :)

hi krilliam,

"diese geschichte hat mir ausgesprochen gut gefallen, sie ist in sich absolut stimmig und konsequent. die stimmung springt über, auch wenn meine antennen da nicht so sensibel sind."
danke *knicksmach* was deine antennen angeht, kenn ich mich nicht so aus.. *g* aber nicht immer stehen die antennen für das, was im interieur vorhanden ist ;)

"mir ist nichts negatives aufgefallen. gerade für jemanden, der/die selber keine bücher liest, eine glatte 1."
na, wenn das kein kompliment ist :) dankeschön. vielleicht sollte ich mehr lesen. oder vielleicht auch nicht..?

grüsse und schöne weihnachten,

mag

 

HI!

Auch von mir gibts ein Kompliment für die KG. Erst dachte ich, das sei einfach wieder ein extrem negative Weltanschauung. Aber es wird klar, dass dein Prot einfach verbittert ist, sich die Dinge so zurechtlegt wie er sie will und deshalb meint, er wüsste über alles und jeden Bescheid.
So ist es nicht nur pessimistisches Rumgenörgel sondern eine echte Charakterisierung und das Weltbild eines ermutlich enttäuschten menschen.
Die Idee finden ich also gut und auch mit der Länge und dem Stil passt alles, nur eine Sache ist mir aufgefallen: PC würde ich groß schreiben.

MFG Steeerie

 

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