Hallo Jo nochmal,
Ja, ich merk das schon, dass die Lesererwartung langsam zu nem Problem werden.
Also die Tintenfische kann ich dem Christentum nicht so zuordnen, keine Ahnung, vielleicht gehört das auch nur zu den vielen Phobien, die der arme Gustav hat. Tintenfische sind eh ... bäh!

Der Tintenfisch zieht sich über den Text, gefällt mir. Wobei du das noch mehr ausnutzen kannst, vielleicht es auch mit der Melancholie in Verbindung bringen.
Der Tintenfisch ist ja nur ein einfaches Motiv, der für die Ängste steht.
Seit wann sind wir denn so unkreativ?
Boah.
Also, ich erkenne schon die Berechtigung dieser 'ausgelutschten' Phrasen, da Gustav bzw. die Geschichte so einen nostalgischen Touch hat, und du eigentlich Melancholie durch Nostalgie ersetzen kannst, aber das ist nix für mich. Vielleicht ist auch die Kürze schuld, die verhindert, dass ich auf diesen Trip komme. Oder dieses Einseitige der Geschichte, die den Fokus auf Gustavs Ängste legt und er eigentlich sehr passiv bleibt, wie eine fette Quale, die von einem noch fetteren Tintenfisch aufgefressen wird.
Ach ja, mich hat Gustav an diese Typen erinnert, die es erregend finden sich von einer fetten Frau quetschen zu lassen.
Hm, ich kann das nachvollziehen, vielleicht ist es zu allgemein gehalten, was bei einer Kurzgeschichte, die so ein Thema behandelt, dann immer schlecht ankommt. Vielleicht zieht die Geschichte deshalb nicht.
Sado-Maso? Oder "nur" Masochist? Todessehnsucht? Fin de siecle?
Die Stimmung ist schon düster und es spielt auch alles in Gustavs Zimmer, was die Stimmung noch mehr dämpft und modrig erscheinen lässt, DAS könnte man echt weiter ausbauen.
Ja, so war es gedacht. Die Zeit vorm Einschlafen ist ja eine sehr reduzierte, da nimmt man ja nicht groß etwas wahr an Sinneseindrücken oder von außerhalb und um die geht es eben in der Geschichte.
Das ist Quinn. Bzw. Hornby. :P Der meint auch ein Schlagwort rauszuhauen, und man darf sich als Leser die ganze Situation vorstellen. Da ist der Autor eigentlich zu faul gewesen, das denke ich mir dann.
Ja, das mach ich öfter. Anscheindend nervt das.
quote]Kopierst du dich jetzt selbst, du Größenwahnsinniger? [Anspielung auf die Milka-Geschichte] [/quote]
Ich kopier mich überhaupt nie selbst! Außer wenn ich mich selbst kopiere!
Das sieht aus, als hättest du Spuren für Columbo hintelassen. ;D Nu ja so im Zusammenhang ist das alles weniger köstlich, deshalb sag ich mal, dass der gute Gusta sich nach seiner Mutter sehnt, die in ihrem Sarg schon längst vergammelt ist. Aber da Gustav an das Christkind glaubt, auch wenn er gekreuzigt wurde, was im Nachhinein Kind-Gustav traumatisiert hat und bei Mann-Gustav diese diffusen Gedanken hervorruft, wird GEist-Gustav zu seiner Mutter in den Himmel heraufsteigen und dort glücklich leben.
So ähnlich, ja. Es ist ein Schutzmechanismus, wenn man es liebt, sich elend zu fühlen usw. Das ist der Gag dahinter. Scheint wohl nicht zu ziehen.
Danke dir für die erneute Rückmeldung, ich seh jetzt klarer, was dich stört, wobei ich das nun alles nicht soooo schlimm fand wie du
Quinn
Hallo Jutta,
insgesamt bleibt dieser Gustav für mich nicht fassbar. Er wird nicht lebendig, da er sich aus einer Reihe von Defizitaufzählungen zusammensetzt und einer diffusen Mamasehnsucht. Kein echter Leidensdruck, eher erzeugt er in mir den Wunsch, ihm mal kräftig in den Hintern zu treten und zu sagen, dass er anderer Leute Zeit nicht mit seinem Gejammer vertrödeln soll. Falls du das wolltest, ist es dir schon gelungen, doch als Charakter bleibt er zu flach und die Darstellung der Melancholie als Verführerin ebenso.
Ich glaub das ist das PRoblem, dass es nicht individuell bleibt, sondern nur an der allgemeinen Oberfläche rührt. Und wenn man mit dem Gedanken, an der Melancholie Gefallen zu finden und das zu schüren, nichts anfangen kann, verägrert die Geschichte dann doch eher.
Danke dir für die Rückmeldung, schade, dass dir die Geschichte nichts geben konnte, aber ich glaube, ich habe verstanden, wieso
Quinn
Hallo Fliege,
ich sag es mal ganz gerade heraus, entweder stimmt für mich der erste oder der letzte Satz nicht.
Der erste stimmt nicht so richtig, ja, da hast du Recht.
Bis dahin hab ich gelesen, dass er tagsüber schon sein Leben mit einer gewissen Freude meistert, "nur ab und an, oft in der Nacht", wahrscheinlich, wenn ihn seine Einsamkeit ins Bewusstsein kriecht, empfindet er eine gewisse Leere. Aber nicht in jeder Nacht, dass sagst Du doch?
Das ist bisschen blöd formuliert, ja, auf diese Pointe hin. Er ist gerade ein Glückspilz, weil er in diesen unglücklichen Phasen sein Glück findet.
Also, in manchen Nächten liegt er in seinem Bett und sonnt sich in Selbstzweifeln und Unzulänglichkeit, genießt diesen Zustand förmlich. Irgendwann ist die Melancholie so übermächtig, dass er ihr unterliegt. Er bringt sich um. Das wäre (für mich) die logische Entwicklung von deinem ersten zum letzten Satz.
Er bringt sich nicht direkt um, so weit würd ich nicht gehen. Der Tod resultiert dann aus diesem ungesunden Zustand.
Was ich sehr schön fand, war die Idee, die Melancholie zu personifizieren. Sie als Frau erscheinen zu lassen, die da des nachts mit ihm im Bett liegt, die
Zitat:
... auf seinem Brustkorb hockte ...
Schönes Bild für des bedrückende Gefühl, welches einem das Atmen schwer macht. Gefällt mir gut.
So hat man sich im Mittelalter auch den Alb vorgestellt, der auf dem Brustkorb hockt.
Die Idee finde ich super. Und nachdem, was ich bisher von Dir gelesen habe,
warte ich geduldig auf den Rotstift. Er kommt doch noch, oder?!
Ja, er kommt gleich. Ich geh nochmal drüber.
Danke dir für die Kritik und schön, dass du mit macnehn Sätzen etwas anfangen konntest
Quinn
Hallo Dave,
habe deine Geschichte jetzt mehrfach gelesen, zergrübelt, gelesen, zergrübelt.
Das freut mich.
Vom Tenor her mag ich solche Geschichten (ich bin halt im Herzen morbide ), aber ich ecke immer wieder an der Beschreibung des Prot an.
Er scheint die Melancholie (und den Tod) geradezu willkommen zu heißen, freut sich aber dennoch am Leben.
Er suhlt sich in seinem Selbstmitleid, hat also eine Motivation weiterzuleben (er genießt sein Leid, wird nicht von ihm niedergedrückt), stirbt aber letzendlich an einer Überdosis Melancholie.
Ich glaube, er lebt letzlich für diese Nächte.
Wirkt ein bisschen unentschlossen auf mich. Wie Fliege schon anmerkte, macht es der Prot einem nicht leid, eindeutig Position zu ihm zu beziehen. Wenn das deine Absicht war: chapeau.
Ich mag das zu Klare nicht so, dieses total Eindimensionale von Figuren, ich glaube, der Reiz liegt im Widerspruch einer Figur und dass man sich mit ihnen auseinandersetzen muss.
Sicherlich eine Geschichte, in deren Ecken ich meine Gedanken noch eine Weile hin und her prallen lassen kann.
Das freut mich, dann war die Zeit, die in der Geschichte steckt, also doch nicht umsonst.
Gruß
Quinn
Hallo Gisanne,
Deine Geschichte taucht immer wieder in meinen Gedanken auf! Mir gefällt sie nämlich wirklich gut, je öfter ich sie lese. Sonst bin ich ja gar kein Fan von Deinem Schreibstil, aber hier ist das anders.
Das freut mich, ja der Stil hier anders.
Vor allem gefällt mir, dass Du die ‚Melancholie’ (und nicht die Depression!!) als Geliebte beschreibst und Gustav sie als ‚köstlich’ erlebt. Köstlich, sich der Hypochondrie hinzugeben, köstlich, sich ins Bett zu legen, den trüben Gehirnwindungen nachzuspüren, dem Verpassten irgendwie nachzutrauern und irgendwie auch nicht, weil 'Melancholie' zuviel Platz einnimmt - und die Welt aussen vor zu lassen.
Ja, genau, das war die Idee. Die Welt draußen ist ein Schauermärchen, auch das eigene Leben. Er genießt es.
Das ist, neben vielen anderen, so ein durchschlagender Satz. Ebenholz, edel, kostbar - und dann verfault - morbid.
Genau.
Nichts von der ‚schwarzen Galle’ der Melancholie, sondern Nektar und dunkler Honig!
Ja.
Da komme ich auf eine falsche Fährte. Dafür nimmt die Melancholie dann zu viel Raum ein. Den könntest Du streichen und gleich beginnen.
Jau, da mach ich noch was dran.
Danke dir für die Kritik, schön, dass du die GEschichte gelesen hast, auch wenn du sonst mit mir und den Geschichten oft nicht viel anfangen kannst 
Quinn
Hallo weltenläufer,
Das ist immer schön.
Eigentlich bietest du ja nicht viel Geschichte, aber so wie du die Dinge aneinanderreihst, ergeben sich klare Bilder, die ein rundes Bild von Gustav ergeben.
Ja, ich glaub, das ist ein Problem in letzter Zeit bei mir.
Das Besondere ist für mich allerdings dieser in meinen Ohren weiche Erzählton. Das kontrastiert auf der einen Seite wunderbar den an sich grausamen Vorgang, andererseits unterstützt er diesen brilliant: Es wird tatsächlich der Eindruck dieses Satzes vermittelt
Zitat:
auf seinem Brustkorb hockte, ihm die Lebensader köstlich abdrückte
Ein zartes Wegdösen Gustavs in den Armen seiner zweifelhaften Geliebten. Doch, das finde ich stark.
Das war die Idee. Da richtet sich einer sein Leben so ein, dass er im Mißerfolg den Erfolg sieht. Dass er es genießt zu versagen. Und sich seinen Ängsten eben nie stellen muss - wie es von der Gesellschaft und allen erforderlich wäre - sondern sich ihnen vollends entzieht und darin noch Genuß findet.
Dennoch finde ich wie Gisanne, dass der erste Satz nicht an diese Stelle gehört. Das ist dann doch zu viel des Glücks.
Allerdings hat mich auch beim zweiten Lesen das gemeißelte Lächeln gestört. In meinen Augen kippt das aus dem für mich so wunderbar weichen Erzählton.
Das gemeißelt, hm. Ich mag das gerne, weil es eben auch die "Unnatürlichkeit", das Konstruierte, des Vorgangs unterstreichen soll. In dieser ganzen Figur, Es ist ja ein Konstrukt, dass er sich da, durch die Mutter und den Schwermut zusammengebaut hat, in dem er lebt und schließlich stirbt. Da passt das bildhauerische "gemeißelt" gut, auch wenn es mit dem vermeintlich weich-süßen Ton dann kollidiert.
Danke dir für deinen Kommentar
Quinn
Hallo Juju,
ich mochte deine Geschichte leider nicht. Sie erinnert mich zu sehr an diese typischen Teenie, Pubertäts, Depression stories...
Ich versteh das, ich glaube, mit den Storys hat sie einiges gemein. Weil hier fast nur von "allgemeinen Gefühlen" die Rede ist und es mehr um ein Gedankenkonstrukt geht als um etwas anderes.
Daher finde ich schon, dass die Kritik wirklich trifft, weil das die Gefahr ist, wenn man sich einem Thema so nährt. Man wird zu allgemein und zu abstrus und kann dann nicht mehr den Leser wirklich mitnehmen.
Dass das Leid eines anderen den Leser kalt lässt ... das kommt auf die Figur an und auch auf die Sprache. Das nackte Leid sicher, wenn der Leser gar keinen Bezug zu seinem Leben herstellen kann, aber so wie du es schreibst, würde ich das nicht unterzeichnen wollen.
Danke auch für den Kommentar, hat mir zu denken gegeben
Quinn