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Guten Tag, Leere meines Kühlschranks
Wenn du ein fauler, fetter und stinkender Fettsack bist, und die Leute dich meiden, weil sie sich ekeln oder sich dafür schämen, mit dir gesehen zu werden, ist der Kühlschrank dein bester Freund.
Das ist mein Kühlschrank. Es gibt viele andere, aber keiner hat jemals so viele Bierdosen, so viele Erdnussbuttergläser und so viele Chipstüten in sich gehabt, wie meiner.
Meine Mutter fragt mich immer, warum ich die Chipstüten eigentlich in den Kühlschrank verstaue, woraufhin ich ihr antworte: »Weil die Schränke in der Küche unordentlich überfüllt mit verschimmelten Esswaren und Kackerlacken sind« Dann murmle ich vor mich hin, was für eine alte, hässliche Schachtel sie sei und ärgere mich über ihr kleines, matschiges Gehirn, das vergesslich und senil geworden ist. Und dann bringe ich sie wieder zurück ins Altersheim und hoffe, dass sie mich nie wieder besuchen kommt.
So ist mein Leben, wenn man davon absieht, dass ich zwischen diesen Vorfällen auch noch fernsehe oder ins Büro gehen muss und die Schrottkiste von PC zum arbeiten brauche. Das heißt, Moment, ich habe meinen Job ja vor zwei Monaten verloren. Ja, genau. Ja, ja. Dumme Sache. Hab vergessen zu duschen. Obwohl… alle zwei Wochen hätte eigentlich genügen sollen, aber da war mein Chef anderer Meinung.
»Sie wollen mich feuern, weil ich nicht dusche?«, fragte ich ihn und runzelte dabei meine fettgepolsterte Stirn, wobei ich dadurch den Schweiß aus den Poren presste und ihn mein nasses Gesicht hinunterrinnen spürte. Er sah mich an und war sichtlich angewidert.
»Nun ja… es ist ja nicht nur das, Mister Lopster« Und dabei gab er sich auch wirklich mühe, das op in Lopster nicht als Würggeräusch zu imitieren.
»Gibt es noch mehr, das ich falsch mache?«
»Oh – ja - es gibt noch mehr - natürlich« Meine kleinen Augen schauten zwischen ihren aufgeblasenen Lidern hervor und schauten ihn erwartungsvoll an. »Wissen Sie, also wissen Sie, wir von der Leitungsabteilung sind der Auffassung, dass Sie einfach nicht hierher gehören, Mister Lopster«
Tja, so läuft das eben, wenn man fett ist. Aber scheiss drauf. Zuhause warten dein bester Freund, dein Kühlschrank, und dein zweitbester Freund, der Fernseher, und solange du sie mit Strom fütterst bleiben sie dir bis in alle Ewigkeit erhalten und geben nicht einmal eine Bemerkung über deine Figur von sich. Na, was sind Menschen schon dagegen? Kannst du einen Mensch aufmachen und ein gutes, kühles Bier aus ihm herausnehmen? Oder kannst du einen Menschen mit der Fernbedienung einknipsen und dir Talkshows oder Pornos in seinem Gesicht ansehen? Nein, kannst du alles nicht. Also kommt endlich von eurem bekloppten, kollegialen und selbstgerechten Gesellschaftstrip runter, legt euch Kabelfernsehen und einen hübschen, großen Kühlschrank zu, gebt euern Job auf und bezieht vom Staat die nötigen Moneten dafür. Was will man mehr? Eine geile, russische Sexmaschine mit meilenlangen Beinen? Schön, dann sperrt die Augen auf und sucht euch das nahegelegenste Puff aus und bumst euch glücklich. Gewissensbisse braucht ihr ja keine zu haben, ihr könnt nichts dafür, dass Burger King und McDonalds gutes Essen machen und Sport so anstrengend ist. Und wenn euer Kühlschrank mal Hunger bekommt, dann verzagt nicht, sondern seit gelassen, sagt »Guten Tag, Leere meines Kühlschranks« und bestellt euch bequem ein paar Kisten Bier oder ein paar Kartons mit Erdnussbutter gleich vor die Haustür.
Und mit Ethik muss mir niemand kommen, die ist seit Ende des 20. Jahrhunderts nämlich ausgestorben.
… Ich geh fernsehen.