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H. G. Wells: Krieg der Welten
"Krieg der Welten" - einer der Klassiker der Science-Fiction-Literatur überhaupt, geschrieben in einer Zeit, als das Genre noch jung und das Ideenpotential unerschöpflich war. Hach, hineinträumen möchte man sich in die Zeit, als man noch Plots schreiben konnte, ohne daran denken zu müssen, dass die Kritiker einem vielleicht an den Kopf klatschten, man hätte nicht originell genug geschrieben.
Wie ich das Buch fand? Schwer zu sagen. Im Klappentext wird Karel Capek zitiert, der schrieb: "Als Schriftsteller verbindet H. G. Wells utopische Fiktion und Phantastisches mit dokumentarischem Realismus."
Tja, und dieses "dokumentarische Realismus" hätte mich vorwarnen sollen. In der ersten Hälfte des Buches habe ich mich Seite um Seite weitergequält, der Stil ist sehr geschliffen, aber eben reines "Tell". Vor dem zweiten Buch war ich wirklich wild entschlossen, es zum "langweiligsten Buch, das ich je gelesen habe", zu küren. Ganze Seiten habe ich überflogen, vor allem als die Flucht aus London beschrieben wird. Was sonst eigentlich nicht meine Art ist.
Aber als dann der Abschnitt kommt, wo der Prot mit dem Kuraten eingeschlossen ist, da konnte ich einfach nicht mehr aufhören. Es ist merkwürdig - der Stil bleibt der Gleiche, aber das Gefühl der Spannung, das sich im ersten Teil nicht einstellen wollte, hat mich plötzlich bis zur letzten Seite in Atem gehalten.
Lag es daran, dass das Gewicht mehr auf der Interaktion zwischen den Figuren liegt und das Menschliche mehr betont wird? Vielleicht. Es ist aber auf jeden Fall eine Lektion in Stilfragen. Eine Lektion, dass man das mit dem "Show, don't tell" nicht so absolut sehen sollte.
Wie habt ihr das Buch so aufgenommen?