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Happy Birthday
Der Mann geht freundlich lächelnd in die Knie. Ein kleines Mädchen läuft strahlend und mit weit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. Es trägt ein rosafarbenes Kleid. In seinem Schopf steckt eine große weiße Schleife.
Der Mann ist mit 64 Jahren schon reichlich alt um der leibliche Vater einer Dreijährigen zu sein. Er ist eher klein und sein schwarzes Haar ist schütter aber sein braungebrannter Körper ist noch drahtig, wie sein weit aufgeknöpftes Hemd erkennen lässt.
Seine Kleidung ist fast vollständig in weiß gehalten. Ebenso die der Menschen, die um die beiden herum stehen: Familienmitglieder und Angestellte.
Lachend schließt er seine Tochter in die Arme und stemmt sie in die Höhe. Heute ist der Geburtstag des Mädchens. Er hebt sie auf einen weißen Stuhl an der Stirnseite der gedeckten Tafel. Es ist herrliches Wetter, deshalb hat man alles im Freien auf der großzügigen, von exotischen Pflanzen gesäumten Terrasse angerichtet.
Der Mann gestikuliert beiläufig. Aus der Reaktion der Dienstboten ist ersichtlich dass er keinen Widerspruch duldet. Sie vermeiden es, ihn direkt anzusehen.
Die Familienmitglieder nehmen nach und nach an der Tafel Platz. Als zwei Angestellte eine gewaltige Geburtstagstorte mit drei brennenden Wunderkerzen herantragen, zieht sich auch der Mann einen Stuhl heran.
Er rückt ihn neben den seiner Tochter. Mit einer knappen Handbewegung bedeutet er, dass die Torte angeschnitten werden soll. Die Stimmung ist scheinbar fröhlich und gelöst. Es wird viel gelacht. Der Mann beginnt das Mädchen mit einem Stück Torte zu füttern. Seine weißen Zähne strahlen in der Sonne.
Die Gelegenheit ist günstig, er wird sich vermutlich einige Minuten nicht von der Stelle rühren.
„Exakte Entfernung?“, frage ich knapp.
„637 Meter, kein Seitenwind“, flüstert mir Fernandez zu.
Ich nicke stumm und justiere ein letztes Mal die Optik. Gerade als der Mann seinen Blick in unsere Richtung wendet, lässt das Projektil der 7,62 mm Patrone sein Gesicht explodieren.
Ich sehe schon nicht mehr, ob er zu Boden geht. Binnen Sekunden wickele ich mich aus dem Tarnschal und gleite aus der Stellung. Ich schultere das M40 Scharfschützengewehr und Fernandez klaubt die restliche Ausrüstung zusammen.
Wir fallen in einen leichten Trab.
Auf dem Weg zum Extraktionspunkt drehe ich mich noch einmal zu der Villa um.
„Das Arschloch schmuggelt nie wieder Koks.“
Fernandez grinst.