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Happy Birthday

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21.12.2007
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Happy Birthday

Ich hätte nie geglaubt, dass es geschehen würde. Wie alle bewunderte ich Lindas Scharfsinn und Witz. Und außerdem war sie die Schönste von allen, mit ihrem weichen, aschblonden Haar und diesem verhaltenen, kleinen Lächeln, das sie im Mundwinkel trug wie ein Spieler das As im Ärmel.

Mir wurde heiß, als sie mich während ihrer Geburtstagsparty auf die Tanzfläche winkte. Ich weiß nicht, ob sie wusste, was sie mir antat; es hätte aber so und so nichts daran geändert, dass mir das Herz bis zum Hals klopfte. Ich hätte ihr lieber weiter zugesehen, wie sie sich auf merkwürdige Weise altmodisch, aber dennoch anmutig zur Musik bewegte. "Sweet dreams are made of this." sang Annie Lennox und wusste nicht, wie recht sie hatte. Die rötlichen Lichter zeichneten uns weich, ließen Lindas Haar glühen und verdichteten die Luft um uns herum. Sie schürzte die Lippen und drehte sich, selbstvergessen, und ihre Hüfte streifte meinen Oberschenkel. Obwohl diese Berührung nur ganz leicht und zufällig war, pulste sie Kreise aus Hitze durch meinen Körper. Ich wollte diese Frau anfassen, so dringend anfassen, dass ich die Zähne aufeinander beißen und die Fäuste ballen musste, um es nicht zu tun. Da fragte sie: "Kommst du mit?"

Ich habe oft davon geträumt, wie es mit ihr sein könnte, aber es war alles anders, als ich es mir vorgestellt hatte. "Hast du ein Problem wegen Alex?", fragte sie, während sie ihre Nylonstrümpfe auszog. Ich verneinte verlegen, gebannt vom Anblick ihrer nackten Schenkel. Im Stillen betete ich, dass er niemals erfahren würde, was hier in der Waschküche passierte. Die schwache Deckenbeleuchtung flackerte. Linda legte den Kopf zur Seite und musterte mich prüfend. Ich wollte nicht, dass sie mich für feige hielt und küsste sie. Ihr schwerer, süßer Atem stieg mir zu Kopf, ich musste die Augen schließen, weil sich der blonder Scheitel, Bügelbrett, Wäschereck und Waschmaschine um mich zu drehen begannen.

Ich weiß nicht mehr, wie wir uns unserer Kleider entledigten oder wie wir auf dem Berg schmutziger Handtücher landeten. Ich erinnere mich nur noch daran, dass sich Lindas schwanenweiße Hand auf meinen Bauch legte und ihre Finger sacht über meine Haut und den schwarzen Aalstrich zwischen Nabel und Schamhaar wanderten. Die Hand zitterte plötzlich. "Meine Güte, Soroush." Ihre Stimme klang auf einmal belegt und beinahe ehrfürchtig, "Meine Güte." Sie sah mich an, lächelte, zwinkerte hastig und senkte den Blick. Einen Moment lang fürchtete ich, sie würde anfangen, zu weinen. Sie machte ein Geräusch, das Schluchzen oder Lachen hätte sein können, beugte den Nacken und nahm meinen Schwanz in den Mund.

Ich hatte Mühe, ihr Tun zu unterbinden. Trotz der Gier, die mich im Griff hielt, seit sie mich beim Tanzen gestreift hatte, wollte ich mehr als schnelle Befriedigung. Ich wollte mich an sie erinnern können. Ich wollte sie fühlen, hören, schmecken, riechen. Ich wollte alles mitnehmen, denn wir würden keine Gelegenheit dazu haben, Versäumtes nachzuholen. Das Semester endete in einer Woche und mein Stipendium lief ab. Ich musste Dublin, Alex und sie verlassen und zurück nach Basra. Also widmete ich mich ihr, jeder Weichheit ihres Körpers, jeder Mulde, jeder Beuge, jedem Zwischenraum, jedem Fleck, jeder Narbe und jeder Rundung. Ich küsste, saugte, wühlte, leckte und biss mich zu ihr, in sie hinein, bis sie sich erschauernd in Lust auflöste. Umfangen von Lindas köstlichen Hitze brauchte ich nicht lange, um ebenfalls zu kommen. Als ich meine Stirn erschöpft gegen ihre Schulter lehnte, strich sie mir übers Haar. "Wie fühlst du dich?" fragte sie. Ich hob das Gesicht, lächelte und log.

Um Mitternacht sangen wir alle "Happy Birthday". Alex, der zuerst gratuliert hatte, haute mir kameradschaftlich ins Kreuz und blickte hinüber zu Linda, die die zahlreichen Glückwünsche strahlend entgegen nahm. "Sie sieht verdammt gut aus, findest du nicht, Alter?"
"Doch", sagte ich und vermied es, meinen besten Kumpel anzusehen. Ich fixierte die goldene Fünfzig über der Torte. "Sie ist große Klasse, deine Mom."

 

Hallo Richard,
willkommen auf kg.de :)

Obwohl ich die Idee für deine Kurzgeschichte nicht sonderlich herausragend finde, so hab ich sie dennoch gerne und mit Interesse gelesen. Beim Schluss, den ich so nicht erwartet hatte, musste ich schmunzeln. Die Geschichte endet genau an der richtigen Stelle. :)
Der Titel erscheint mir etwas einfallslos, ansonsten bietet die Kurzgeschichte kurzweilige Unterhaltung. :)

Viele Grüße,
Michael :)

 

Hallo RichardB,
was fuer eine Pointe! Sitze gerade hier mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Ja, den Titel finde ich auch etwas lahm, aber ich weiss ja selber, wie schwer es ist, passende Titel zu finden.
Das "ich glitt in ihre Naesse und verlor mich darin" klingt ein bisschen, ..uh, wie soll ich sagen, wie eine Babykarotte im U-Bahn Schacht. Ich weiss nicht, ob der Effekt beabsichtigt war.
gruss, sammamish

 

Hallo Michael, vielen Dank für's Lesen und den Kommentar. Du hast sicherlich Recht: Besonders originell ist der Plot nicht, aber er brannte mir dennoch auf der Tastatur. Dass du dich sogar kritisch mit der Überschrift auseinandersetzt, finde ich klasse. Ich gebe zu, dass ich wenig Mühe auf die Wahl des Titels verwendet habe, aber wenn ich ehrlich bin, fällt mir selbst bei längerem Nachdenken kein passenderer ein. Hast du eine Idee?

Hallo sammamish, über die Möhre im U-Bahnschacht lache ich immer noch! Vielen Dank für diese hübsche Kritik. Mein Problem bei dieser Textstelle war eher, dass sie mir zu schwülstig erscheint.Jetzt finde ich sie auch noch komisch. Tja, da werde ich wohl nochmal "beigehen" müssen!

 

Der Geburtstag spielt in der Kurzgeschichte ja eher eine Nebenrolle, daher fände ich einen Titel besser, der sich auf den Kern des Inhalts, also auf Linda, bezieht. Allerdings sollte er ja auch noch nicht zu viel vorweg nehmen.
Spontan fällt mir z. B. "Die Nacht mit ihr" ein. Vielleicht findest du aber auch selbst noch eine griffigere Idee ...?

Schöne Weihnachten,
Michael :)

 

Wie wärs mit "Eine Party der etwas anderen Art" oder "Party in jeder Hinsicht" oder einfach "Lindas Party" (als Titel).
Die Geschichte fand ich übrigens unterhaltsam, allerdings nicht sonderlich erotisch oder romantisch. Für echte Erotik fehlt eine Spanungsaufbau, aber ich bin da selber auch nicht so gut drin. =)
liebe grüsse und frohe weihnacht wünscht merettschen

 

@jukogami: Könntest du genauer sagen, was dir sprachlich nicht gefallen hat? Das wäre nett! Deine inhaltliche Kritik muss ich einfach so stehen lassen, schließlich kann die Geschichte ja auch nicht jede Geschmack treffen. Auf jeden Fall Danke für's Lesen!

@Michael: Wünsche dir auch, frohe Weihnachten gehabt zu haben! Was die Überschrift angeht, muss ich noch ein paar Tage denken, schätze ich...

@merettschen: Danke für's Lesen und die guten Wünsche! Die Geschichte ist nicht als rein erotischer Text gedacht; ich habe gehofft, die eher einseitige, naiv verklärende und zum Scheitern verurteilte Liebe des jungen Mannes erklären zu können, ohne sie in eindeutige Worte zu fassen. Ich muss wohl noch üben! :)

 

Hallo jukogami, danke, dass du dir nochmal die Mühe gemacht hast! Mit Forumlierung Nr. 1 gebe ich dir recht, der Satz gefällt mir selbst nicht, er klingt für mich zu sehr nach schlechter Lyrik. Wenn ich nächste Woche mehr Zeit habe, werde ich die Schwachstellen nochmal überarbeiten, und das wird eine davon sein. Satz Nr. 2 gehört hingegen ganz zur Geschichte, von dem trenne ich mich nicht, auch wenn er manchem (zu Recht) vulgär scheint - was er vielleicht auch ist. Die Geschichte ist nicht ganz fiktiv, und diese Textstelle ist eine der ehrlichsten, so dass sie mir ganz besonders am Herzen liegt.

 

Hallo Richard,

deine kg hat etwas. Sprachlich finde ich sie größtenteils gelungen, wenn mir auch die gleichen Punkte aufgefallen sind, die bereits moniert wurden. Besonders die Stelle mit dem klebrigen Schnellschuss finde ich unpassend, da sie schlichtweg nicht zum übrigen Ton passen will. Das geht nicht gegen die vulgäre Äußerung als solche, sondern darum, dass sie sich nicht ins Gesamtbild einfügt. Aber sei´s drum.
Den Inhalt finde ich gekonnt gezeichnet. Du wartest mit einer gelungenen Pointe auf, für die du auch bereits Anspielungen im Text einstreust, was ich immer sehr wichtig finde.

Ich hätte ihr lieber weiter zugesehen, wie sie sich auf merkwürdige Weise altmodisch, aber dennoch anmutig zur Musik bewegte

Formal musst du noch an einigen Stellen der wörtlichen rede ausbessern. Folgt nach WR ein Begleitsatz, wird dieser mit Komma abgetrennt:
"Hast du ein Problem wegen Alex?", fragte sie, während sie ihre Strümpfe auszog.

gerne gelesen
grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo jukogami, hallo weltenläufer und alle anderen geneigten KritikerInnen, ich bin, wie versprochen, nochmal mit mir in Klausur gegangen und hoffe, dass mir die Verbesserungen gelungen sind! Euch allen nochmal vielen Dank!

 

Hallo Richard,

deine Geschichte hat mich an Die Reifeprüfung erinnert, wenn auch erst nach der Pointe.

"Hast du ein Problem wegen Alex?", fragte sie, während sie ihre Strümpfe auszog.
Ich würde die Strümpfe um Nylon ergänzen, so hatte ich eher Kniestrümpfe oder ähnliches vor Augen und fand das auch nicht so ganz passend.


was hier in der Waschküche passierte. Die schwache Deckenbeleuchtung flackerte.
In Wachküchen gibt es normalerweise taghelle Beleuchtung, man will ja sauber arbeiten können ;).

Wäschereck
Was ist das?
Ich erinnere mich nur noch daran, dass sich Lindas schwanenweiße Hand auf meinen Bauch legte und ihre Finger sacht über meine Haut und den schwarzen Aalstrich zwischen Nabel und Schamhaar strichen.
unnötige Wiederholung - vielleicht wanderten?

Ich hatte Mühe, ihr Tun zu unterbinden.
Das liest sich sehr gestelzt.

Also widmete ich mich ihr, jeder Weichheit ihres Körpers, jeder Mulde, jeder Beuge, jedem Zwischenraum, jedem Fleck, jeder Narbe und jeder Rundung. Ich küsste, saugte, wühlte, leckte und biss mich zu ihr, in sie hinein, bis sie sich erschauernd in Lust auflöste. Umfangen von Lindas köstlichen Hitze brauchte ich nicht lange, um ebenfalls zu kommen. Als ich meine Stirn erschöpft gegen ihre Schulter lehnte, strich sie mir übers Haar. "Wie fühlst du dich?" fragte sie. Ich hob das Gesicht, lächelte und log.
Er hat geackert und sie fragt, wie er sich fühlt? Mit keinem Wort wird erwähnt, dass sie ihn verwöhnt und somit diese Frage überhaupt eine Berechtigung hat.
Die Beschreibung dieser Situation ist mir zu einseitig - was macht sie? Wie reagiert sie? Diesen Abschnitt würde ich unbedingt noch etwas ausbauen, damit es lebendiger, knisternder wird.

"Doch." sagte ich und vermied es, meinen besten Kumpel anzusehen.
Schau dir noch einmal die wörtliche Rede an: Der Punkt muss weg, dafür hinter das Schlußzeichen ein Komma

Liebe Grüße
bernadette

 

Liebe Bernadette, vielen Dank für deine Mühe! Jetzt wandern die Nylonstrümpfe doch. Die Zeichensetzung in der direkten Rede war immer schon mein Feind - ich kann zwar das Komma hinter den Anführungszeichen nachvollziehen, nicht aber, warum der Punkt weg muss. Furchtbar! :)

"In Wachküchen gibt es normalerweise taghelle Beleuchtung, man will ja sauber arbeiten können."

Wachküche? :) Na, in DIESER ist das Licht jedenfalls schummrig, zumindest nachts, wenn kein Licht durch das Fenster fällt. Nicht alle Hauswirtschaftsräume - besonders nicht die in Dubliner Vororten - liegen im Keller. Deswegen sind die irischen Wäscherecks, jene tragbaren, auseinanderklappbaren Wäscheständer, dort ab 22:00 Uhr auch nur schlecht beleuchtet. So, wer weiß jetzt mehr über Wachküchen, hm? ;)

"Er hat geackert und sie fragt, wie er sich fühlt?"

Ich glaube, die Passage, wenn nicht sogar die ganze Geschichte, krankt an meinem Widerwillen gegen eine zu offensichtliche Präsentation Lindas. Was widersprüchlich ist, weil ich schließlich über sie schreiben will. Es ist allerdings wirklich so, dass die Waschküchenszene gar nicht erotisch gemeint ist.

Komischerweise dachte ich beim Einstellen der Geschichte, der Leser würde mir die Sache mit der zitternden Hand und dem "Meine Güte!" krumm nehmen, weil man sie missverstehen könnte als: "Bor, was für ein überwältigender Riesenpenis!", aber darüber hat sich noch niemand beschwert.

Also, das war das, was ich eigentlich schreiben wollte: Linda hat gemerkt, dass der Freund ihres Sohnes scharf auf sie ist. Abgesehen davon, dass ihr das ein bisschen schmeichelt, mag sie den Knaben auch. Jedenfalls ist der Sex neben der Waschmaschine ihr spontanes Abschiedsgeschenk an ihn, mit dem sie sich wohl auch selbst ein bisschen überrascht - und sogar erschreckt, was angesichts seiner glatthäutigen Jugend durch die "Meine Güte"-Szene ausgedrückt werden sollte.

Womit Linda nicht gerechnet hat, ist die Inbrunst, mit der Soroush über sie "herfällt". Bei ihr fällt endlich der Groschen, dass er verliebt ist, und genau das tut ihr leid. Deshalb ihre etwas unbeholfene Frage nach seinem Befinden. Das, was in der Waschküche passiert, ist also eigentlich gar nicht knisternd oder wirklich erotisch, es ist, überspitzt gesagt, eher ein Akt der Erkenntnis bzw. Verzweiflung.

Hm. Ich glaube, ich schreibe lieber eine neue Geschichte, bevor ich diese bis zur Unkenntlichkeit korrigiere. Deine Anmerkungen haben mir gezeigt, dass ich noch viel üben muss! Herzlichen Dank nochmal und viele Grüße!

Richard

 

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