Mitglied
- Beitritt
- 01.04.2005
- Beiträge
- 358
Harry und das Krill
Harry Pförtner und seine Frau, Gunsel Pförtner sowie seine Kinder Urchna, Pfiff und Thomas, wohnten in einem etwas abgelegenen Haus an der Gurkenhofstrasse 16. Harry war ein Hobby-Arzt. Neben seinem Job als Strassenwischer betätigte er sich in der Freizeit als Amateur-Mediziner und behandelte des öfteren Patienten aus der näheren Umgebung. Meist wussten diese nichts von Harrys fehlender Medizin-Ausbildung, da er ein selbstgemachtes Schild mit der Aufschrift "Dr. Dr. Med. Harry Pförtner, Allg. Medizin" auf seiner Haustüre angebracht hatte.
Als er wieder einmal seinen Strassenwischerkittel gegen den weissen Ärztekittel tauschte, klingelte es ungestüm an der Gurkenhofstrasse 16. Bevor er die Türe öffnete, schloss er seine drei Kittelknöpfe als ob er sagen wollte: "Seht her, ich bin ein seriöser Allgemeinarzt."
"Herr Pförtner, bitte, bitte, ich bitte Sie, bitte helfen Sie meinem Jungen. Bitte!", sagte eine Frau, die den Arzt offensichtlich kannte - er sie aber nicht.
"Ich sehe. Sie meinen die Narbe an der Stirn", stellte er seriös wie er war fest.
"Genau! Ich sehe schon, sie sind ein Meister ihres Fachs! Er fiel mit dem Motorrad um und schlug mit dem Kopf gegen ein Vogelnest."
"Nun gut, darf ich den Jungen auf den OP-Stuhl bitten?"
"Wie meinen Sie..? Das muss doch nicht operiert werden, oder?"
"Nun, ich fürchte wenn Sie ihren Sohnemann in Zukunft nicht im Rollstuhl sehen wollen, muss es sein."
Harry setzte den Jungen auf den OP-Stuhl. "Ich werde kurz eine Skizze erstellen um Ihnen den Ernst der Lage verständlich zu machen. Wir müssen uns beeilen, die Narbe ist schon ganz Krill.", meinte Harry zu Frau Hüblitz, so hiess die.
"OK.", entgegnete diese nach einer langen Schweigeminute.
"Gut.", setzte Harry noch obendrauf. Dann begann er zu zeichnen. Zwei Minuten später war er soweit. Er hob das Blatt Papier und zeigte es Frau Hüblitz. "Mein Gott...", brachte sie nur hervor."
"Ich weiss... Es ist.., grauenhaft."
Dann skizzierte er erneute, dieses Mal drei Minuten und zeigte es sodann nochmals Frau Hüblitz.
"Mein Gott...", stotterte diese.
"Ich weiss... Es ist.., grauenhaft.", so der Dok.
"Geben Sie mir das Einverständnis, um mit der Operation Krill zu beginnen?", fragte Harry.
Als Zeichen ihres Vertrauens öffnete Frau Hüblitz ihre Bluse ein wenig und sagte dann "Ja."
Harry starrte noch ein wenig auf den nun sichtbaren BH der Frau und wandte sich dann dem Jungen zu. "Also, wie heisst du denn, mein Kleiner?"
Dieser antwortete: "Johann. Johann Gerstner."
"Gut Johann, dann muss ich dir jetzt eine kleine Spritze geben."
Gesagt, getan - der Junge fiel sofort in Narkose und später ins Koma. "Frau Hüblitz, vielleicht brauche ich Ihre Hilfe - die Narkoseschwester ist heute nicht in meiner Privatklinik. Leider. Haben schon mal operiert?"
"Nein, sicherlich nicht.", so die Mutter von J. Gerster.
"Ich auch nicht. Hihi.", der Harry.
"Was? Mein Gott.", die Mutti.
"Nein, nein, Scherz." antwortete der Arzt.
Frau Hüblitz blickte ihn mit sexy Augen an. "Sie sind so ein charmanter und witziger Kerl... Ich würde sie am liebsten... Ach was. Operieren Sie jetzt bitte meinen Sohn."
"Sehr.. Sehr wohl Frau H.", sagte Harry und wandte sich wieder dem bewusstlosen Bub zu. Während er mit einem Skalpell den Bauch aufschnitt, dachte er an die schönen Augen von Frau Hüblitz. "Wie gerne würde ich ihr ins Auge küssen...", dachte er. Doch er musste ein Menschenleben retten, das hatte Vorrang.
Dann, nach knapp 30 Minuten: "So die OP im Bauch ist gleich beendet. Reichen Sie mir bitte noch schnell das Buch auf dem Regal. Es heisst: 'Menschliche Organe - wie funktioniert das? Ideal für Hobbyärzte'. Ich möchte kurz nachschlagen, wo sich das Herz befindet."
"Mein Gott!..., was?", schrie Hüblitz mit einem dünnen Stimmchen.
"Reingefallen. Hihi. Nein, nein, geben Sie her, ich muss was anderes nachblättern."
Sie übergab ihm das Buch und er begann sogleich zu blättern. Nach etwa zwei Minuten hatte er die Stelle gefunden. "OK... Also das viele rote ist das sogenannte 'Blut'... Gut, sehr gut, das bringt uns schon Mal einen Schritt weiter. Oh, und das blaue Mäulchen bedeutet, dass die Sauerstoffzufuhr nicht mehr gewährleistet ist."
"Oh Gott, tun sie etwas! Sie sind doch Arzt oder?", schrie die Mutter.
"Gewiss, gewiss, mein Kind. Ich bin Doktor der allgemeinen Medizin. Nun gut. Ich weiss was zu tun ist."
Harry holte den rosa Lippenstift hervor und umkreiste die blauen Lippen des Jungen. "So, das hätten wir geschafft. Sieht doch schon viel besser aus oder?", sagte er zufrieden.
"Oh Gott! Mein Bub stirbt noch wenn Sie nichts tun!", schrie die Mama abermals.
"Nun gut... Dann versuchen wir folgendes...", Harry schien zu überlegen, "Wir fahren ins Krankenhaus."
Harry und Frau Hüblitz trugen den Jungen in Harrys Auto. Er startete den Wagen und brauste davon in Richtung Spital.
Nach einer mehrstündigen OP konnten die Fachärzte das Leben des Jungen saven. Doch während der OP geschah etwas äusserst seltsames: Die Ärzte bemerkten, dass der Bub eine mysteriöse Tätowierung unter der Kopfhaut trug.
Das Tattoo hatte die Form eines Huhns. Keiner konnte sich erklären warum, und noch weniger konnte sich jemand erklären wohin Harry Pförtner verschwunden war.
Ende