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Haste mal nen Euro

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21.09.2008
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Haste mal nen Euro

„Haste mal nen Euro?", fragte er und streckte mir eine Hand entgegen.

Wenn man die Kaufhäuser verlässt, stolpert man förmlich über die Bedürftigen.
Mitten in der Fußgängerzone sitzen sie Stunde um Stunde, harren aus bei Wind und Wetter - oft hungrig und frierend zur kälteren Jahreszeit. Bedauernswerte Menschen, die darauf warten, dass man sich ihrer erbarmt. Auf dem von Staub und Straßenschmutz versifften Kopfsteinpflaster, haben sie fleckige Decken ausgebreitet; hoffen auf eine milde Gabe. Die meisten Passanten hasten achtlos an ihnen vorüber und würdigen sie keines Blickes.

Gemächlich schlendere ich durch die Stadt und sehe mir die Auslagen der Kaufhäuser an. In einer kleinen Boutique erliege ich schließlich meiner Verschwendungssucht; gebe mich ganz dem Kaufrausch hin. Voll bepackt wie ein Esel, mit überflüssigem Zeug, das sich schon in meinen Schränken stapelt, bahne ich mir den Weg ins Freie. Mein Blick fällt auf einen davor knieenden Bettler. Beim Anblick der bedrückenden Armut regt sich mein Gewissen. Ich bringe es nicht übers Herz, daran vorbei zu gehen, ohne etwas zu spenden.

Einmal fiel mir um die Mittagszeit auch wieder so ein armer Kerl auf. Mitleid erregend saß er zusammengekauert auf einem Stapel gebündelten Zeitungspapier; mit zerlumpten Klamotten, in denen sich ein kraftloser Körper abzeichnete. Die Füße hatte er in zu großen, ausgelatschten Sandalen stecken, die auch schon einmal bessere Zeiten gesehen hatten. Als ich in sein ausgemergeltes Gesicht sah, beschloss ich ganz spontan, etwas für sein leibliches Wohl zu tun. Nebenan in der Metzgerei besorgte ich belegte Brötchen mit Schnitzel und Frikadelle. Das hielt ich für sinnvoller, als ihm Geld in die Hand zu drücken. Aus seiner verschlissenen Jacke lugte eine Schnapsflasche hervor und man sah ihm an, dass er das geschnorrte Geld sofort in "flüssige Nahrung" umsetzen würde. Darin wollte ich ihn nun nicht gerade unterstützen. Als ich ihm die Tüte reichte und er hinein gesehen hatte, sah er mich aus trüben Augen verständnislos an. Seinen Blick deutete ich nicht als Dankbarkeit. Eher als zweifele er an meinem Verstand. Nur mit Rücksicht auf andere Passanten blieb mir sicher die Frage, ob ich noch alle Tassen im Schrank hätte, erspart. Als ich mich an der nächsten Ecke noch einmal nach ihm umdrehte, konnte ich gerade noch sehen, wie er die Tüte samt Inhalt in einem Müllcontainer entsorgte.

Ein anderes Mal brachte ich ein junger Frau, die mit zwei kleinen Kindern um Geld bettelte, einen Sack mit Klamotten vorbei. Sie war mir Tage zuvor schon durch die geflickten, uralten Sachen aufgefallen, die sie trug. Mit einem abschätzenden Blick hatte ich erkannt, dass ihre Größe mit meiner überein stimmte und wollte ihr etwas Gutes tun. So trennte ich mich schweren Herzens von einigen sehr schönen, modernen und kaum getragenen Kleidungsstücken. Sie bedankte sich zwar artig, aber irgendwie ließ mich das Gefühl nicht los, dass ich ihr keine Freude damit bereitet hatte. Als ich Stunden später zufällig noch einmal an der Stelle vorbei kam, war von der Frau und ihren Kindern weit und breit nichts mehr zu sehen.
Wenn sie geahnt hätte, dass sich darin auch noch ein Umschlag mit 50 Euro befand, wäre mein Kleidersack sicher nicht unberührt und verlassen in einer Ecke stehen geblieben.

Ein Erlebnis wird mir auch immer in Erinnerung bleiben.
Ein finster dreinblickender Mann, der einen kleinen Jungen an der Hand hielt, bettelte mich an.
„Haste mal nen Euro?"
Der Kleine erweckte meine Aufmerksamkeit. Ein unterernährtes Kerlchen mit verschmiertem Gesicht.
Er zupfte mich am Ärmel.
„Haste mal nen Euro?", wiederholte er die Bitte des Alten und sah mich traurig an. Ein paar Tränchen kullerten über seine Wangen und die Rotznase lief. Während ich in meiner Handtasche nach dem Portemonnaie kramte, wurde ich plötzlich angerempelt. Ich stolperte und wäre fast zu Boden gegangen. Durch den Jungen war ich so abgelenkt, dass mir eine dritte Person, die zu dem Trio gehörte, gar nicht aufgefallen war. Es ging alles ganz schnell.
Unbemerkt wurde mir inmitten einer Menschenmasse die Tasche entrissen. Ein gut eingespieltes Team war ruck-zuck - wie vom Erdboden verschluckt - von der Bildfläche verschwunden.

Nachdem ich beim nächsten Polizeirevier Anzeige erstattet hatte, machte ich mich auf den Weg zur Straßenbahnhaltestelle. Ich klopfte meine Manteltaschen ab. Ich trug keinen Cent mehr bei mir. Womit sollte ich meinen Fahrschein lösen? Suchend sah ich mich um. Nirgends konnte ich ein vertrautes Gesicht entdecken. Keinen Bekannten, den ich mal anpumpen könnte. Dann tat ich etwas, was ich in meinem ganzen Leben noch nie getan hatte.
„Haste mal nen Euro?"
Bedauerndes Kopfschütteln. Es ist ein sehr beschämendes Gefühl, einen wildfremdem Menschen auf der Straße um Geld zu bitten.

 
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Hallo darkeyes,

Ich empfinde diesen Text schon etwa lästig. Was hat er in einem Forum für Kurzgeschichten zu tun? Das ist in etwa so spannnd wie ein tagebuchintrag. Und da gehört der text auch hin. Ganz Klasse, wenn dem Prot. Seine drei Erlebnisse reichen, um sein schlechtes gewissen abzuschütteln und es durch einen mächtigen Kamm zu ersetzen. Aber als geschichte gibt der Text nüscht her. Hier wird eine lahme Erkenntnis ausgewalzt, eigentlich würde der letzte Satz vollkommen reichen. Der Rest ist nur Gedöns, der Tiefgang simuliert, wo keiner ist. Also, wenn du diese Erleuchtung so genial findest, um sie dem Forum vorzusetzen, dann bastle doch bitte auch eine vernünftig Geschichte draus. Mit einem Protagonisten, einem Konflikt und einer Handlung.

Grüßlichst
Weltenläufer

 

Hallo Darkeyes,

ich bin mir nicht sicher, dass sich das hier als Geschichte qualifiziert. Es ist doch eigentlich blosse Anekdote mit Meinungsaeusserung. Das koennte man auch in einem Leserbrief lesen, denke ich. Hinzu kommt, das dieses Thema mitsamt den Beispielen auch noch sooooo alt ist. Die ersten beiden Geschichten, von den undankbaren Bettlern hab ich schon hundertfach gehoert. Klar, kann man aus dem Thema was machen, aber dann muesste man doch ein bisschen tiefer gehen und das Ganze ein bisschen differenzierter betrachten.

Auch der Einstieg mit der Inflation, dass eine Mark zum einen Euro geworden ist, der ist so alt, na wie der Euro eben.

Ist mir irgendwie unsympathisch, dieser Text.

lg,
fiz

 

Ja, ich sehe das auch als Tagebuchform, allerdings nicht als literarischen Kunstgriff, sondern als einfach so. Sehe es daher auch nicht als Geschichte, obwohl es einen Erzähler geben soll, es ist nichtmal eine Glosse. Darkeyes ... hatten wir das Thema Glosse und Leserbrief nicht schonmal? Erinnere mich grad nicht genau, falls ja, schau dir doch nochmal den Unterschied zw all diesen Formen an, und auch, wohin sie jeweils gehören, bitte.

Joo: Handlung Null, Aussage ärgerlich. Aber zum Glueck in 10 min vergessen.

Herzlichst, Katla

 

Hallo Darkeyes,

leider auch für mich keine echte Geschichte. Schade....dabei hast du eigentlich einen sehr angenehmen Schreibstil, aus dem sich was machen lässt.

Du hast wahnsinnig viele Texte in der letzten Zeit gepostet. Sind die alle neu oder sind es auch alte Texte?

Ich denke, dass dir Themen einfallen, die du gerne verarbeiten möchtest und dann entsteht dein Text. Der liest sich dann (zumindest in diesem Fall) wirklich wie ein Leserbrief /Artikel.

Vieleicht solltest du dir einfach mal eine deiner Geschichten rausnehmen und solange dran feilen, bis sie wirklich als KG besteht und dafür weniger neue Texte produzieren. Das ist nicht einfach, weil das Rumfeilen viel mühseeliger ist als der erste Entwurf einer Geschichte - zumindest ist es bei mir so.

lg Engelchen

 
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Hallo weltenläufer, feirefiz, Katla und Engelchen 211!

Schade ... eigentlich dachte ich, dass es sich um ein alltägliches Thema handelt. Jedes Mal, wenn ich in die Innenstadt von Darmstadt komme, werde ich damit konfrontiert. Es beruht auch auf wahre Begebenheiten, was ich hier geschildert habe. Tatsächlich belastet mich die Armut wirklich sehr.
@ Katla. Ich bin für jede Kritik dankbar, aber man kann so etwas auch auf eine weniger beleidigende Art und Weise tun.
@ Engelchen 211. Nein, es sind keine alten Texte. Ich schreibe immer nur ganz spontan aus einer Laune heraus. Vielleicht ist mein Fehler wirklich, dass ich zu wenig daran feile. Ich schreibe etwas und stelle es kurz danach ins Forum. In Zukunft werde ich es gründlich überdenken und mir viel mehr Mühe geben.

Danke fürs Lesen und die Mühe!

Liebe Grüße,
Darkeyes

 
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Moi Darkeyes,

nee, wenn ich beleidigend werde, wuerdest Du das merken, ist mir hier nur einemal passiert, wegen der politischen Aussage eines Textes (der thread existiert nicht mehr).
Ich weise Dich lediglich darauf hin, dass es Unterschiede zw. einer Glosse, einem Artikel und einer KG gibt - das, um es Dir (und uns Mods) leichter zu machen: nämlich ist auf dieser site nur letzteres fuer Veröffentlichungen erlaubt. Das bedeutet, eine Beschäftigung mit den Unterschieden wuerde Dir - zumindest in diesem Forum - manchmal das Tippen ersparen.

Aber: Arbeit in Texte zu stecken, kann erstmal nie schaden! ;)

Sonnigst,
Katla

 

Hallo Katla,

ich meinte gar nicht Deinen Kommentar hier und heute.
Ich lese auch andere Geschichten und die Kommentare dazu.
Natürlich kann man immer unterschiedlicher Meinung sein und
letztendlich ...
die Geschmäcker sind durchaus verschieden. Aber generell gilt auch hier:
Erst denken und dann schreiben, kann generell erstmal nie schaden! ;)

Liebe Grüße,
Darkeyes

 

Woah! Das ist genau der Stil, den ich in Tageszeitungen immer lese, von mausnäsigen Volontärinnen, die denken, sie könnten witzig schreiben!

Guck mal im ersten Absatz schon. Adjektive überall, die armen Verben schnappen nach Luft bei so vielen Adjektiven, und unglaublich viele bekannte Wendungen und Formulierungen.

Die schleichende Inflation war auch an den Schnorrern nicht spurlos vorüber gegangen.
Nicht spurlos vorüber gegangen – das sind vier Worte und es liest sich wie eins, weil das so eine Vokabel ist, die man so oft gehört hat, dass sie zu einer Phrase geworden ist, zu einer Wendung. Und es ist keine schöne! Nicht spurlos vorüber gegangen – was ist das denn für ein Quatsch auch. Diese Negation da. Sie hat Spuren hinterlassen! Das will man doch sagen und das will der Leser sehen. Er will nicht sehen, dass etwas „nicht spurlos vorüber gegangen ist“.
Das ist genau dieser Tageszeitungs- und Dampfplaudererstil.

Mir fällt es immer schwer, an dem Elend vorbei zu gehen, ohne einen kleinen Obolus zu leisten.
Ein Obolus wird entrichtet – wenn man diese altväterliche Formulierung schon verwenden möchte. Und ein Obolus war mittlerweile schon so oft klein, dass er das klein gar nicht mehr braucht.

wenn arme Kreaturen in der Fußgängerzone auf schmutzigem Kopfsteinpflaster, nur in eine alte, verfleckte Decke gehüllt, hungernd und frierend sitzen.
Adjektiv-Overkill – in Kreaturen steckt das „arm“ schon drin (und das ist auch so … mäh, so was schreibt man eigentlich nicht) – Kopfsteinpflaster schmutzig … durch was schmutzig? Wie schmutzig? Laub, Blätter? Hundekot? Papiertüten? Da ist kein Bild.
Dass die Decke in der sie da gehüllt sind alt und verfleckt (Das ist auch kein Wort) ist, sieht der Leser, ohne dass er es sagt. Und dann sitzen sie da „hungernd“ (wie sieht man das?) und frierend (also zittern und bibbern sie, und haben Frostatem? Dann wäre es gut, das so zu schreiben und nicht so ein alltägliches frieren).

Mitleid erregend saß er zusammengekauert auf einem Stapel gebündelten Zeitungspapier; mit zerlumpten Klamotten, in denen sich ein dünner, kraftloser Körper abzeichnete.
Adjektive und Adverben im Dutzend billiger? Sparsam mit denen umgehen. Es gibt Autoren, die sich bei jedem einzelnen Fragen, ob es das wirklich braucht, und die sich einen abbrechen, bevor sie eins schreiben, und du knallst dem armen Körper gleich zwei drauf „dünn und kraftlos“.

Die Füße hatte er in zu großen, ausgelatschten Sandalen stecken, die auch schon einmal bessere Zeiten gesehen hatten.
Hier, das ist dasselbe wie bei „spurlos vorüber gegangen“ – „auch schon einmal bessere Zeiten gesehen“ … Das muss man vermeiden, wo es nur geht, außer man will den Erzähler besonders charakterisieren. Aber wenn Sprache ein Gericht wäre, dann wären solche Phrasen der aufgewärmte und dreimal verlängerte Bohneneintopf von letztem Dienstag.

etwas für sein leibliches Wohl zu tun.
Hier auch

Als ich mich an der nächsten Ecke noch einmal nach ihm umdrehte, konnte ich gerade noch sehen, wie er die Tüte samt Inhalt in einem Müllcontainer entsorgte.
Hm. Komisch. Ist das so wirklich passiert? Dann wäre ich auch sauer auf den Penner.

Also ich hab mich nur stilistisch mit dem Text auseinander gesetzt, weil hier viele Dinge passieren, die mich bei journalistischem Schreiben so aufregen. Inhaltlich ist das keine Kurzgeschichte, sondern eine Selbstrechtfertigung, warum man Bettler nicht mag, weil sie die Gutmütigkeit der Leute ausnutzen. Das ist durchaus ein gutes Thema für eine Kurzgeschichte. Menschen, die Gutmütigkeit von Leuten ausnutzen, aber hier ist es zu sehr als Selbstrechtfertigung umgesetzt. Es hat mehr etwas von einem journalistischen Beitrag. Vor allem aber der Stil.

Ach ja, und ich find Katla auch frech und beleidigend!

Gruß
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Es beruht auch auf wahre Begebenheiten, was ich hier geschildert habe.

So etwas kann das Nichtfunktionieren einer Geschichte nicht rechtfertigen. In irgendeinem dieser Schreibbücher hab ich mal gelesen: Das echte Leben ist kein Plot. (Bzw. nur, wenn man alles unwichtige rauskürzt; und alles unglaubwürdige glaubwürdig darstellt).

Im Übrigen kann ich mich nur den Vormeinungen anschließen.

Allerdings scheinst Du ein sehr emotionales Thema getroffen zu haben - oder es auf eine Weise bearbeitet zu haben, die Emotionen hervorruft. Also könnte man da vielleicht wirklich etwas daraus machen.

Die Aussage allerdings gefällt mir gar nicht. Das reiht sich so schön ein in die Rechtfertigungsmechanismen all derjenigen, die genug haben und nichts abgeben wollen. Vor wenigen Tagen erst stand wieder in der Schweinepresse "In Deutschland muss keiner betteln." Was für ein Unfug. Es gibt so viele Menschen, die es gar nicht aufs Amt schaffen, oder die es nicht ertragen, dort wie Dreck behandelt zu werden. Die Antragsformulare selbst sind auch für Dr. Dr. hc. mult. kaum verständlich. Und dann dieses Schrödersche "Fordern". Manche können halt nix, gar nix. Und da wird das unermesslich umfangreiche Hartz 4 auch schnell wieder weggekürzt. Na, und so weiter.

Ach ja, und weil die Härte von Kritik gerügt wurde: Es tut natürlich weh, wenn jemand mit einem Text hart ins Gericht geht. Aber wie ungemein viel es bringt! Und wie wenig, wenn alle zu allem immer nur Ja und Amen sagen.. Ist ja nie persönlich gemeint, es geht doch um die Sache, also das Schreiben guter Geschichten!

Liebe Grüße, T. Anin

 
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Hallo Quinn!

Huch, jetzt habe ich aber mein Fett weg.
Zwar habe ich schon angefangen, ein paar Änderungen vorzunehmen,
aber ich muss es mir erst noch einmal in Ruhe ansehen.
Vielleicht schreibe ich es auch noch einmal völlig neu.
Ich habe aufmerksam Deine Kritikpunkte gelesen und bin jetzt mit meinem
Text in dieser Form auch gar nicht mehr zufrieden. :(

Fürs Lesen und Deine Mühe lieben Dank!

MfG
Darkeyes

Hallo T Anin!

Danke fürs Lesen und Kommentar.
Um noch einmal auf das Thema Kritik einzugehen:
Natürlich muss man mit Kritik leben können und man lernt auch daraus,
aber man kann es auch übertreiben. Auch wenn man mit einer Geschichte,
dem Inhalt oder Stil überhaupt nichts anfangen kann, muss man es nicht in
einer beleidigenden Art und Weise tun.
Mir hilft viel mehr, wenn jemand begründet, was an der Geschichte nicht
stimmt und mir Wege aufzeigt, wie man es ändern könnte.
Der Ton macht die Musik und es kommt immer darauf an, wie man etwas
in Worte packt.

Liebe Grüße,
Darkeyes

 

Hallo Quinn,
kannst Du mir bitte noch einmal helfen?
Ich finde leider keinen anderen Einstieg in meine Geschichte ...
und ich habe echte Probleme, wo ich Adjektive/Adverben streichen könnte!?
Leider bin ich keine "Studierte" und habe Probleme damit, mich klar und
deutlich auszudrücken, ohne vielmals wiederholte Sätze zu vermeiden.

Liebe Grüße,
Darkeyes

 

Das hat überhaupt nichts mit "Studium" zu tun, wirklich gar nichts. Germanisten schreiben im Studium furchtbares Deutsch. Das einzige, was man sich vielleicht aneignen sollte, sind die Fachbegriffe aus der Grammatik und der Rhetorik, aber da kann man sich auch 6, 7 Seiten aus dem Internet ausdrucken und das war's. Und eigentlich sollten das Grundkenntnisse sein, die man irgendwann im Deutschunterricht gelernt haben müsste.

„Haste mal nen Euro?", fragte er und streckte mir gierig seine Hand entgegen.
und streckte mir eine Hand entgegen.

Die schleichende Inflation war auch an den Schnorrern nicht spurlos vorüber gegangen.
hatte Spuren hinterlassen

Während sie früher etwas verschämt um eine D-Mark bettelten,
Während sie früher mit Zitterstimme um eine Mark bettelten

hatten sie seit Einführung des Euro keinerlei Hemmungen, ihre Wünsche drastisch in die Höhe zu treiben.
war das Zittern aus ihren Stimmen verschwunden, ihre Forderungen hatten sie in die Höhe getrieben.

Manchmal ist es wirklich lästig.
Streichen?

Wenn man voll bepackt mit Tüten ein Kaufhaus verlässt, stolpert man förmlich über sie.
Wenn man mit Tüten wie ein Packesel beladen ein Kaufhaus verlässt, stolpert man über sie.

So ungefähr. Einfach versuchen konkret zu schreiben und bildhaft. Es gibt gute Schreibratgeber, die da in die Tiefe gehen. Von Wolf Schneider z.B.
Man kann dann auch überlegen, ob man ausgefallenere Vergleiche möchte (statt Packesel ginge alles mögliche, auch viel kreativer und gewagteres) usw. Also nach oben sind da wenig Grenzen. Wenn man darauf achtet, starke Verben, vor allem der Bewegung, zu verwenden, auf die Verteilung Verben: andere Wörter achten und mit Adjektiven und Adverben zu sparen, ist das schon mal ein Anfang. Später kann man das auch wieder völlig vergessen oder ignorieren. Es gibt keine Betriebsanleitung für Sprache.

 

Hallo Quinn!

Ich habe den Text überarbeitet und hoffe, dass er jetzt besser
geworden ist.
Danke noch einmal für Deine Mühe!

Liebe Grüße,
Darkeyes

 

Hallo Darkeyes!

Viel besser jetzt ... jetzt steckt auch so bisschen eine Geschichte drin. Was ich nicht mochte, sind solche Dinge da:

Die schleichende Inflation hatte auch hier Spuren hinterlassen

Vorbei die schönen Zeiten, als man noch verschämt um eine D-Mark angebettelt wurde.

An allen Ecken wird man auf dem Weg durch die Innenstadt mit Schnorrern konfrontiert.

Beängstigend die Herzlosigkeit der Menschen.

Mein Blick fällt wieder auf bedrückende Armut, die sich - in unmittelbarer Nähe - vor meinen Augen abspielt.

Das sind so hohle Formulierungen, wie man sie in Zeitungen findet.

Diese Sachen würde ich rausstreichen und insgesamt alles kürzen und zusammenstreichen und mich auf die Geschichte konzentrieren. (Jetzt, da sie ja da ist!)

Ganz scharf gekürzt steckt die Geschichte eigentlich schon da drin:

Ein finster dreinblickender Mann, der einen kleinen Jungen an der Hand hielt, bettelte mich an.
„Haste mal nen Euro?"
Der Kleine erweckte meine Aufmerksamkeit. Ein unterernährtes Kerlchen mit verschmiertem Gesicht.
Er zupfte mich am Ärmel.
„Haste mal nen Euro?", wiederholte er die Bitte des Alten und sah mich traurig an. Ein paar Tränchen kullerten über seine Wangen und die Rotznase lief. Während ich in meiner Handtasche nach dem Portemonnaie kramte, wurde ich plötzlich angerempelt. Ich stolperte und wäre fast zu Boden gegangen. Durch den Jungen war ich so abgelenkt, dass mir eine dritte Person, die zu dem Trio gehörte, gar nicht aufgefallen war. Es ging alles ganz schnell.
Unbemerkt wurde mir inmitten einer Menschenmasse die Tasche entrissen. Ein gut eingespieltes Team war ruck-zuck - wie vom Erdboden verschluckt - von der Bildfläche verschwunden.

Nachdem ich beim nächsten Polizeirevier Anzeige erstattet hatte, machte ich mich auf den Weg zur Straßenbahnhaltestelle. Ich klopfte meine Manteltaschen ab. Ich trug keinen Cent mehr bei mir. Womit sollte ich meinen Fahrschein lösen? Suchend sah ich mich um. Nirgends konnte ich ein vertrautes Gesicht entdecken. Keinen Bekannten, den ich mal anpumpen könnte. Dann tat ich etwas, was ich in meinem ganzen Leben noch nie getan hatte.
„Haste mal nen Euro?"
Bedauerndes Kopfschütteln. Es ist ein sehr beschämendes Gefühl, einen wildfremdem Menschen auf der Straße um Geld zu bitten.

 

Hallo yours truly!

Gerne habe ich Deine Ratschläge berücksichtigt und so gefällt es mir auch wesentlich besser. :)

Lieben Dank für Deine Mühe!

Liebe Grüße,
Darkeyes

 

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