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Heimwegs-Joint

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17.05.2020
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Heimwegs-Joint

Ich sitze. Ich sitze einfach da, auf dieser Bank, und rauche eine Zigarette. Kalte Dezemberluft kratzt auf der Haut und zerfetzt meine Lunge. Es ist ein stürmischer Tag. Die brodelnde Nordsee vor mir, meine Vergangenheit hinter mir und du - du neben mir. So wie an unserem letzten Abend.

Kaum waren wir aus dem Club gestolpert, hast du schon den letzten Joint angesteckt. Den Heimwegs-Joint, wie jedes Mal. Der Kopf dröhnte noch von den Bässen. Was für eine Nacht! Du hast mir den Joint gereicht und gelallt: „Jimmy, weißt du, ich will leben! Ich will leben, leben, leben.“ Ich sagte nichts, ich hielt nur an, wühlte in meiner Tasche und holte mit zitternden Händen - es war kalt, wirklich kalt - die letzten beiden Teile heraus. „Das will ich, leben!“ Wir liefen weiter die Neustadt hoch, unseren Promilleweg, mit dem Heimwegs-Joint in der Hand. Rechts zündeten ein paar Fascho-Idioten einen Mülleimer an und riefen uns zu: „Linkes Dreckspack, scheiß Zecken!“ Wie so oft musste ich dich davon abhalten, zurück zu pöbeln. Wir liefen und liefen also, es war wie immer eine Ewigkeit, aber eine angenehme Ewigkeit. Sind wir den Fascho-Idioten nochmal begegnet? Ich kann es dir nicht sagen. Durch die verrauchten Straßen dieser grauen Stadt, den Geruch von Gras immer in der Nase. Dazu ein Teil im Kopf. Und als wir fast da waren, da bliebst du stehen und ich wünschte, du hättest es nicht getan. Und du sagtest: „Hey, lass nochmal runter, ans Wasser. Ich will Nordseeluft riechen.“ Ich widersprach nicht. Ich wünschte, ich hätte es getan. Aber ich lief dir einfach hinterher.

Erst als wir aus der Stadt raus waren, fiel mir auf, wie windig es war. Der Joint ging aus, immer wieder, und nochmal und nochmal. Wir kamen bis ans Wasser. „FREIHEIT! FREIHEIT!“, gröltest du in bester Westernhagen-Manier. Du liefst direkt am Wasser entlang, ich ging ein Stück landeinwärts. Wasser fand ich nie gut. Normalerweise hätte ich dich davon abgehalten, so nah am Wasser zu gehen. Ich wünschte, ich hätte es getan. Ich ging landeinwärts und merkte gar nicht, wie sehr wir auseinander liefen. Dann hörte ich ein Auto in der Ferne. Bis ich realisiert habe, was da passierte, war es schon zu spät. Ich drehte mich um, sah das Auto, sah dich. Mehr als schreien konnte ich nicht. Dann stiegen sie aus, vier Männer. Nein, verdammt, nein, verdammt, nein verdammt. Die Fascho-Idioten. Sie prügelten auf dich ein, ich konnte nichts tun, war viel zu weit weg, bestimmt 100 oder 200 Meter. Ich konnte nichts mehr tun. Nur noch rennen. So weit die Füße tragen.

Am darauffolgenden Nachmittag fanden sie dich am Ufer. Und ich war schuld. Weil ich nicht aufgepasst habe. Weil ich nicht, wie sonst immer, auf dich aufgepasst habe. Dabei wolltest du doch leben.

Jetzt sitze ich hier, zum ersten Mal. 16 Jahre ist es her, weißt du noch? Meine Zigarette ist aus, ich puste den letzten Rauch raus in die raue Dezemberluft. Es hält mich nicht mehr. Ich stehe auf, laufe und laufe und laufe, wie ferngesteuert. Das kalte Wasser, das dich damals eingesaugt hat, es fühlt sich an wie Schmerz, unendlicher Schmerz, und es saugt auch mich ein. Ich denke an dich, ich denke an sie. Wie sehr ihr euch geliebt habt. Und ich denke an mich und sie.

Moment, denke ich, waren das die Fascho-Idioten? Oder warst du es? Ich möchte umdrehen, kann nicht, bin gefangen. Die bestialische Nordsee saugt alles auf, was sie aufsaugen kann. Mein Hilferufe wird von einer Welle verschluckt. Der Himmel färbt sich von grau zu schwarz. Dann ist Schluss. Wir werden eins. Aber du wolltest doch leben.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey bent1887

Das liest sich grundsätzlich ganz gut, ich finde, du hast ein Flair für Stimmungen, Gerüche, die Kälte etc. Der zweite Abschnitt zum Beispiel ist in dieser Hinsicht gut gelungen.

Insgesamt kann mich der Text nicht überzeugen. Der ist in seiner Kürze zu drüber. Man hat ja oft das Gefühl, je dramatischer das Geschehen, desto besser ein Text. Das ist nur sehr bedingt der Fall und das geht auch sehr häufig schief. Dieser Text ist - in seiner Kürze - zu überladen, was die Dramatik betrifft. (Er wirft auch einige Fragen auf. Weshalb begeht der Prota nach 16 Jahren Suizid? Sechzehn Jahre Schuldgefühle und dann auf einmal: So, jetzt ist genug? Was war in der Zwischenzeit?)
Tragischer Tod + Selbstmord auf so kurzer Strecke kann fast nicht funktionieren. Auch dass du da ganz am Ende noch mal ein Fass auftust, indem du eine "Sie" ins Spiel bringst, tut dem Text nicht so gut. Ich finde aber spannend, was du hier andeutest, dass er nämlich nach dem Tod des Freundes (männlich, nehme ich an, du machst das im Text nie klar) eine Beziehung mit dieser Sie eingegangen ist. Das würde ich lesen wollen, gerne über zwanzig Seiten oder mehr!

Auch stilistisch ist das alles too much, meiner Meinung nach. Exemplarisch:

Ich sitze. Ich sitze einfach da, auf dieser Bank, und rauche eine Zigarette.
Ich sitze auf der Bank und rauche eine Zigarette. Punkt. Ich weiss, dass da mehr ist, da ist Leid und Kummer und Erinnerung. Aber dieses "Mehr" sollte meines Erachtens nicht durch schwärmerische Formulierungen und Wiederholungen zum Ausdruck gebracht werden. Das empfinde ich jeweils so als eine gewisse Nötigung. Stell dir vor, du sitzt an der Bar und da kommt ein Typ, bestellt ein Bier und dann beginnt er ein Gespräch und er erzählt von seinem Freund und du wirst neugierig. Weshalb erzählt er mir das?, fragst du dich und dann wird die Geschichte auf einmal krass, aber der Typ erzählt immer noch ganz ruhig, macht ein Pause und nippt am Bier, während du beinahe vom Stuhl kippst. So stelle ich mir einen guten Text vor. Wenn der Typ hingegen mit kunstvollen Phrasen daherkommt, ich sass da, auf einer Bank sass ich, ich sass einfach da und es war wie damals, als mein Freund neben mir sass, da denke ich mir, was will der denn jetzt?
und zerfetzt meine Lunge
übertrieben
es war kalt, wirklich kalt
unnötige Wiederholung
Rechts zündeten ein paar Fascho-Idioten einen Mülleimer an und riefen uns zu: „Linkes Dreckspack, scheiß Zecken!“
Ich würde einfach "Typen" schreiben. Was für welche das sind, merkt der Leser ja selbst. Generell würde ich das Urteilen grundsätzlich den Lesern überlassen.
Wie so oft musste ich dich davon abhalten, zurück zu pöbeln.
zurückzupöbeln
Ich widersprach nicht. Ich wünschte, ich hätte es getan. Aber ich lief dir einfach hinterher.
Dieses Foreshadowing tut einem so kurzen Text nicht gut. Dass er sich das wünscht, sollte jedem Leser klar werden, das ist ja der Kern der Geschichte. Einfach nur: Ich widersprach nicht und lief dir hinterher.
Normalerweise hätte ich dich davon abgehalten, so nah am Wasser zu gehen. Ich wünschte, ich hätte es getan.
dito
So weit die Füße tragen.

Am darauffolgenden Nachmittag fanden sie dich am Ufer.

Das hat mich verwirrt. Du schreibst nicht, dass die Typen den Freund ins Wasser gestossen haben. Was hat der Prota inzwischen gemacht?, habe ich mich gefragt, weil ich dachte, der Freund lag die ganze Zeit am Ufer.
Und ich war schuld. Weil ich nicht aufgepasst habe. Weil ich nicht, wie sonst immer, auf dich aufgepasst habe. Dabei wolltest du doch leben.
Das wiederholt sich ebenfalls einige Male im Text.
Jetzt sitze ich hier, zum ersten Mal.
Das stimmt ja nicht, oder? Das erste Mal seit sechzehn Jahren.
100 oder 200 Meter
Würde ich ausschreiben.
16 Jahre ist es her, weißt du noch?
auch hier: sechzehn
Ich stehe auf, laufe und laufe und laufe, wie ferngesteuert.
Klingt etwas floskelhaft. Wieder diese Wiederholungen. Und das Komma kann weg.

Ich hoffe, meine Anmerkungen können dir weiterhelfen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

P.S. Der Titel. Meiner Meinung nach müsste das zusammengeschrieben werden: "Heimwegsjoint", so wie "Friedenstaube" oder "Sehnsuchtsort". Wenn aber mit Bindestrich, dann müsste wohl das "s" weg: "Heimweg-Joint".

 

Hallo @bent1887 !
Willkommen im Forum!
Ich muss ehrlich sagen, dass mich deine Geschichte jetzt eher nicht so gepackt hat.
Ich finde, du hast gute Grundvoraussetzungen, um eine Geschichte zu schreiben - Deine Rechtschreibung ist gut, deine Zeichensetzung soweit korrekt.
Auch die grundsätzliche Idee der Geschichte finde ich gut.
Was mich vor Allem stört, ist die meiner Meinung nach etwas seltsame Perspektive.
Du erzählst von einem Protagonisten, der auf einer Bank sitzt und sich an eine Begebenheit zurückerinnert. Er erinnert sich, daran, wie seine Freundin von einer Gruppe Faschisten totgeprügelt wurde.
Er spricht während der gesamten Erzählung des Ereignisses quasi zu seiner Freundin.

Moment, denke ich, waren das die Fascho-Idioten? Oder warst du es? Ich möchte umdrehen, kann nicht, bin gefangen. Die bestialische Nordsee saugt alles auf, was sie aufsaugen kann. Mein Hilferufe wird von einer Welle verschluckt. Der Himmel färbt sich von grau zu schwarz. Dann ist Schluss. Wir werden eins. Aber du wolltest doch leben.
Und am Ende…. Bringt er sich um? Ehrlich gesagt habe ich den letzten Absatz nicht so ganz verstanden...
Aber egal. Ich würde dir raten, die Geschichte noch einmal zu schreiben. Du solltest dabei meiner Meinung nach auf jeden Fall darauf verzichten, dass der Protagonist während dieser Nacherzählung seine Freundin direkt anspricht. Wenn du während dieses Teils Spannung erzeugen willst, sollte er sich sowieso nicht so anhören, als wäre es nur eine Erzählung. Show don't tell.
Ich würde dir empfehlen, diesen Teil als eine Art "Flashback" zu gestalten, und ihn (und auch den Rest der Geschichte) in der er- Form zu schreiben, und ihn noch detaillierter zu gestalten.
Rechts zündeten ein paar Fascho-Idioten einen Mülleimer an und riefen uns zu: „Linkes Dreckspack, scheiß Zecken!“ Wie so oft musste ich dich davon abhalten, zurück zu pöbeln.
Hier zum Beispiel hätte ich mir noch eine etwas genauere Ausarbeitung des Konflikts zwischen dem Protagonisten und seiner Freundin und den "Fascho-Idioten". Ich meine, immerhin prügeln die Typen später die Freundin zu Tode. Ja, es sind Faschisten und sie sind wahrscheinlich betrunken, aber dennoch gibt ihnen das eigentlich noch kein Motiv, die Freundin zu töten.
Es muss noch irgendein anderer Konflikt vorausgegangen sein. Die Geschichte vermittelt den Eindruck, dass es um die politische Gesinnung der Charaktere geht, aber wodurch genau wurde der Konflikt ausgelöst?
„Linkes Dreckspack, scheiß Zecken!“
Woher genau wussten die Fascho- Typen überhaupt, dass die beiden linker Gesinnung sind?
Haben die beiden das so offensichtlich zu Schau gestellt?
Kennen sie die Typen persönlich?
Sind sie vielleicht mal auf einer Demo mit ihnen aneinandergeraten?
Ich würde Dir raten, dass du Dir nochmal ein wenig Gedanken über die Hintergründe Deiner Geschichte machst.
Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt, wenn nicht, frag einfach nach.
Und lass Dich bitte nicht von meiner Kritik entmutigen, es ist schließlich nur meine persönliche Meinung.
Viele Grüße,
Goldfunke

 

Hey bent1887

Das liest sich grundsätzlich ganz gut, ich finde, du hast ein Flair für Stimmungen, Gerüche, die Kälte etc. Der zweite Abschnitt zum Beispiel ist in dieser Hinsicht gut gelungen.

Insgesamt kann mich der Text nicht überzeugen. Der ist in seiner Kürze zu drüber. Man hat ja oft das Gefühl, je dramatischer das Geschehen, desto besser ein Text. Das ist nur sehr bedingt der Fall und das geht auch sehr häufig schief. Dieser Text ist - in seiner Kürze - zu überladen, was die Dramatik betrifft. (Er wirft auch einige Fragen auf. Weshalb begeht der Prota nach 16 Jahren Suizid? Sechzehn Jahre Schuldgefühle und dann auf einmal: So, jetzt ist genug? Was war in der Zwischenzeit?)
Tragischer Tod + Selbstmord auf so kurzer Strecke kann fast nicht funktionieren. Auch dass du da ganz am Ende noch mal ein Fass auftust, indem du eine "Sie" ins Spiel bringst, tut dem Text nicht so gut. Ich finde aber spannend, was du hier andeutest, dass er nämlich nach dem Tod des Freundes (männlich, nehme ich an, du machst das im Text nie klar) eine Beziehung mit dieser Sie eingegangen ist. Das würde ich lesen wollen, gerne über zwanzig Seiten oder mehr!

Auch stilistisch ist das alles too much, meiner Meinung nach. Exemplarisch:

Ich sitze. Ich sitze einfach da, auf dieser Bank, und rauche eine Zigarette.
Ich sitze auf der Bank und rauche eine Zigarette. Punkt. Ich weiss, dass da mehr ist, da ist Leid und Kummer und Erinnerung. Aber dieses "Mehr" sollte meines Erachtens nicht durch schwärmerische Formulierungen und Wiederholungen zum Ausdruck gebracht werden. Das empfinde ich jeweils so als eine gewisse Nötigung. Stell dir vor, du sitzt an der Bar und da kommt ein Typ, bestellt ein Bier und dann beginnt er ein Gespräch und er erzählt von seinem Freund und du wirst neugierig. Weshalb erzählt er mir das?, fragst du dich und dann wird die Geschichte auf einmal krass, aber der Typ erzählt immer noch ganz ruhig, macht ein Pause und nippt am Bier, während du beinahe vom Stuhl kippst. So stelle ich mir einen guten Text vor. Wenn der Typ hingegen mit kunstvollen Phrasen daherkommt, ich sass da, auf einer Bank sass ich, ich sass einfach da und es war wie damals, als mein Freund neben mir sass, da denke ich mir, was will der denn jetzt?
und zerfetzt meine Lunge
übertrieben
es war kalt, wirklich kalt
unnötige Wiederholung
Rechts zündeten ein paar Fascho-Idioten einen Mülleimer an und riefen uns zu: „Linkes Dreckspack, scheiß Zecken!“
Ich würde einfach "Typen" schreiben. Was für welche das sind, merkt der Leser ja selbst. Generell würde ich das Urteilen grundsätzlich den Lesern überlassen.
Wie so oft musste ich dich davon abhalten, zurück zu pöbeln.
zurückzupöbeln
Ich widersprach nicht. Ich wünschte, ich hätte es getan. Aber ich lief dir einfach hinterher.
Dieses Foreshadowing tut einem so kurzen Text nicht gut. Dass er sich das wünscht, sollte jedem Leser klar werden, das ist ja der Kern der Geschichte. Einfach nur: Ich widersprach nicht und lief dir hinterher.
Normalerweise hätte ich dich davon abgehalten, so nah am Wasser zu gehen. Ich wünschte, ich hätte es getan.
dito
So weit die Füße tragen.

Am darauffolgenden Nachmittag fanden sie dich am Ufer.

Das hat mich verwirrt. Du schreibst nicht, dass die Typen den Freund ins Wasser gestossen haben. Was hat der Prota inzwischen gemacht?, habe ich mich gefragt, weil ich dachte, der Freund lag die ganze Zeit am Ufer.
Und ich war schuld. Weil ich nicht aufgepasst habe. Weil ich nicht, wie sonst immer, auf dich aufgepasst habe. Dabei wolltest du doch leben.
Das wiederholt sich ebenfalls einige Male im Text.
Jetzt sitze ich hier, zum ersten Mal.
Das stimmt ja nicht, oder? Das erste Mal seit sechzehn Jahren.
100 oder 200 Meter
Würde ich ausschreiben.
16 Jahre ist es her, weißt du noch?
auch hier: sechzehn
Ich stehe auf, laufe und laufe und laufe, wie ferngesteuert.
Klingt etwas floskelhaft. Wieder diese Wiederholungen. Und das Komma kann weg.

Ich hoffe, meine Anmerkungen können dir weiterhelfen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

P.S. Der Titel. Meiner Meinung nach müsste das zusammengeschrieben werden: "Heimwegsjoint", so wie "Friedenstaube" oder "Sehnsuchtsort". Wenn aber mit Bindestrich, dann müsste wohl das "s" weg: "Heimweg-Joint".


Hallo @Peeperkorn,

freut mich, dass du meine Geschichte gelesen.
Vielen Dank für die aufschlussreiche Rückmeldung. Ich hab noch nicht allzu viele Geschichten geschrieben, bisher haben mich vor allem Gedichte begeistert, von daher bin ich über so konstruktive und hilfreiche Kritik wirklich froh. Vielleicht arbeite ich die Beziehung des Protagonisten zur angesprochenen "Sie" tatsächlich nochmal aus.

Schöne Grüße,

Bent

 

Hallo @bent1887 !
Willkommen im Forum!
Ich muss ehrlich sagen, dass mich deine Geschichte jetzt eher nicht so gepackt hat.
Ich finde, du hast gute Grundvoraussetzungen, um eine Geschichte zu schreiben - Deine Rechtschreibung ist gut, deine Zeichensetzung soweit korrekt.
Auch die grundsätzliche Idee der Geschichte finde ich gut.
Was mich vor Allem stört, ist die meiner Meinung nach etwas seltsame Perspektive.
Du erzählst von einem Protagonisten, der auf einer Bank sitzt und sich an eine Begebenheit zurückerinnert. Er erinnert sich, daran, wie seine Freundin von einer Gruppe Faschisten totgeprügelt wurde.
Er spricht während der gesamten Erzählung des Ereignisses quasi zu seiner Freundin.
Moment, denke ich, waren das die Fascho-Idioten? Oder warst du es? Ich möchte umdrehen, kann nicht, bin gefangen. Die bestialische Nordsee saugt alles auf, was sie aufsaugen kann. Mein Hilferufe wird von einer Welle verschluckt. Der Himmel färbt sich von grau zu schwarz. Dann ist Schluss. Wir werden eins. Aber du wolltest doch leben.
Und am Ende…. Bringt er sich um? Ehrlich gesagt habe ich den letzten Absatz nicht so ganz verstanden...
Aber egal. Ich würde dir raten, die Geschichte noch einmal zu schreiben. Du solltest dabei meiner Meinung nach auf jeden Fall darauf verzichten, dass der Protagonist während dieser Nacherzählung seine Freundin direkt anspricht. Wenn du während dieses Teils Spannung erzeugen willst, sollte er sich sowieso nicht so anhören, als wäre es nur eine Erzählung. Show don't tell.
Ich würde dir empfehlen, diesen Teil als eine Art "Flashback" zu gestalten, und ihn (und auch den Rest der Geschichte) in der er- Form zu schreiben, und ihn noch detaillierter zu gestalten.
Rechts zündeten ein paar Fascho-Idioten einen Mülleimer an und riefen uns zu: „Linkes Dreckspack, scheiß Zecken!“ Wie so oft musste ich dich davon abhalten, zurück zu pöbeln.
Hier zum Beispiel hätte ich mir noch eine etwas genauere Ausarbeitung des Konflikts zwischen dem Protagonisten und seiner Freundin und den "Fascho-Idioten". Ich meine, immerhin prügeln die Typen später die Freundin zu Tode. Ja, es sind Faschisten und sie sind wahrscheinlich betrunken, aber dennoch gibt ihnen das eigentlich noch kein Motiv, die Freundin zu töten.
Es muss noch irgendein anderer Konflikt vorausgegangen sein. Die Geschichte vermittelt den Eindruck, dass es um die politische Gesinnung der Charaktere geht, aber wodurch genau wurde der Konflikt ausgelöst?
„Linkes Dreckspack, scheiß Zecken!“
Woher genau wussten die Fascho- Typen überhaupt, dass die beiden linker Gesinnung sind?
Haben die beiden das so offensichtlich zu Schau gestellt?
Kennen sie die Typen persönlich?
Sind sie vielleicht mal auf einer Demo mit ihnen aneinandergeraten?
Ich würde Dir raten, dass du Dir nochmal ein wenig Gedanken über die Hintergründe Deiner Geschichte machst.
Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt, wenn nicht, frag einfach nach.
Und lass Dich bitte nicht von meiner Kritik entmutigen, es ist schließlich nur meine persönliche Meinung.
Viele Grüße,
Goldfunke

Hallo @Goldfunke,

schön, dass du meine Geschichte gelesen hast und danke für die Rückmeldung, ich konnte daraus gute Schlüsse ziehen. Mit "Show, don't tell" habe ich noch so meine Probleme, aber es wird immer besser.

Schöne Grüße,

Bent

 

Hallo @bent1887 und willkommen bei uns!
Kleiner Tipp: Es wäre besser, wenn du in der jeweiligen Antwort nicht den ganzen Kommentar kopierst, sondern nur einzelne Zitate, auf die du dann direkt eingehen kannst.

Viele Grüße, Chai

 

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