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Heldenlos

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17.10.2005
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Heldenlos

Einfach nur nach Hause gehen und schlafen. Es war saukalt. Wo bleibt denn der Bus? Ob noch eine Kippe drin ist? Anzünden, dann kommt der Bus bestimmt. Er schaute nochmals auf den Plan. Was? Nachtbus nur samstags oder sonntags? Und wieso nicht freitags? Stand das vorher auch so drauf? Verdammt, warum hast du nicht genauer hingesehen? Der letzte normale Bus. 23:57 Uhr. Längst vorbei. Verdammter Scheißabend. Kein Taxi weit und breit. Sonst waren hier doch immer irgendwelche Taxen. Wartende, rauchende Taxifahrer. Warum nicht heute? Was für ein blöder Fahrplan ist das überhaupt? Sonntags statt freitags? Typisch Stadtverwaltung. Beamte. Die liegen jetzt im Warmen.

Dann eben zu Fuß nach Hause. Dauert etwa eine Stunde. In der Kälte. Dann mal los. Bald wird der Winter kommen. Eis und Schnee. Weiß, wie ein Bettuch. Nach hause kommen. Es war so kalt, dass der Atem Wolken bildete. Wie Rauchwolken. Noch eine Kippe nehmen. Es war die letzte der Packung. Wind. Kurz stehen bleiben, anzünden, weiter. Ich werde morgen wieder damit aufhören, aber heute brauche ich die Kippen. Ausnahmsweise. Ich hätte am besten gar nicht erst aus dem Haus gehen sollen. "Schicksal", hatte Linda gesagt. Schicksal? Dumme Kuh. Hier abbiegen. Zu Fuß geht es hier schneller. Es war frostig. Linda. Wie war das denn die letzten Wochen mit Linda gewesen? Wir hatten uns doch so oft getroffen, gelacht, über alles unterhalten. Ich war gut genug gewesen, mir alle ihre verdammten Sorgen anzuhören. Über ihre Mutter, die Sache mit dem Chef, die OP und - ja genau - wir hatten geflirtet. Beide! Auch Linda. Und jetzt wusste die dumme Kuh plötzlich nichts mehr davon. Jetzt hier rein zu den Kleingärten. Warum habe ich es Linda heute sagen müssen? Warten wäre besser gewesen. Die große Klappe halten. Ein anderes Mal hätte sie vielleicht anders reagiert. Warum hatte ich es überhaupt angesprochen? Aber es war doch bis dahin ein perfekter Abend. Der Film, das Kleid, der Cocktail. Linda hatte einen "Sex on the beach" bestellt und dabei gekichert. Natürlich hatte sie geflirtet! "Ich glaube du hast mich missverstanden." " Aber ich liebe dich wirklich." "Schicksal!" Dumme, dumme, dumme Kuh!

Es war kalt. Und wozu das ganze? Umsonst. Alles war umsonst. Ungerecht. Linda war unfair gewesen. Sollte sie doch ohne mich glücklich werden. Keinen weiteren Gedanken mehr an Linda verschwenden. Sollte Linda doch ihre Probleme in Zukunft alleine lösen. Ich komme sehr gut ohne sie zurecht, habe auch alleine genug Probleme. Was war das? Da vorne war doch was. Weiter vorne standen ein paar Gestalten und grölten rum. Was machten die hier bei den Kleingärten? Betrunkene Jungs? Alkohol. Zu viele Cocktails heute Abend. Umkehren? Zurücklaufen wäre ein weiter Umweg. Es ist eiskalt. Doch durch die Innenstadt? Jetzt sind sie schon ziemlich nahe. Einfach vorbeilaufen. Sie lachen. Die haben keine Probleme. Lasst mich bloß in Ruhe. Nicht in die Augen sehen. Nicht gesehen werden. Blind, wie die Nacht.

Es sind drei oder vier. Denen scheint es ja gut zu gehen. Es sind genau vier. Zwei tummelten sich am Boden. Vorbeilaufen. Gleich vorbei. Einer drehte sich um und sah ihn an. Er kam mit unangenehmer Alkoholfahne näher. Bier, kein Cocktail. Was will er? "Ich mach dich fertig!" Der Fremde holte plötzlich aus. Was sollt das? Vorsicht. Nicht stürzen. Harter, kalter, feuchter Asphalt. Wo ist der Typ? Der Besoffene stand noch dort, wo er zugeschlagen hatte, in Siegerpose. Das war zu viel. Zu viel Demütigung, zu viel Besserwisserei und zu viel Dummheit. Aufstehen, zuschlagen! Der Kerl wich noch nicht einmal aus. Zu blöd und zu besoffen. Einfach hingefallen. Will er weitermachen? Keine Bewegung zu sehen. Stechender Schmerz. Mein Arm. Was war das? Ein Messer. Ein anderer Fremder stand neben ihm. Ein weiterer, dummer, besoffener Mann. Zuschlagen! Was sollte das? Warum hat dieser Vollidiot auf meinen Arm eingestochen? Zuschlagen! Können diese Kerle denn nicht verstehen, dass mir deren Probleme völlig egal sind? Zuschlagen! Können sie mich denn nicht in Ruhe lassen? Ich habe ge-nug ei-ge-ne Pro-ble-me! Und ge-nug ei-ge-ne Sor-gen!

Es ist genug. Beherrsch dich. Ruhiger werden. Vielleicht bin ich bei dem Kerl zu weit gegangen. Aber das Messer. Notwehr. Tot? Der Typ atmete, war bewusstlos. War okay. Der Arm sticht schmerzhaft. Warum hatten die Kerle überhaupt angegriffen? Warum waren sie überhaupt hier? Warum bin ich überhaupt hier? Genau so sinnlos, wie der komplette, verfluchte Abend. Was war mit den letzten beiden? Da liegt nur noch einer. Genau, da waren vorher Schritte gewesen. Weggerannt. Wohl Angst bekommen? Zu Recht. Er war nicht mehr zu sehen. Feigling. Pulsierender Schmerz im Arm. Warum bewegte sich der vierte nicht? Kein Mann. Eine Frau. Sie weinte und sah ihn an. Ängstlich. Erwartungsvoll.

Eine Vergewaltigung! Die drei Kerle. Das Messer passte dazu. Natürlich, alles klar. Kurzer Rock, weiter Ausschnitt. Sieh sie dir an! Flirten, das können sie gut. Wie Linda. Wahrscheinlich hatte sie Spaß daran gehabt, die Aufmerksamkeit aller Männer auf sich zu ziehen. Jetzt sah sie schlecht aus. Und wenn ein paar besoffene Typen einen Korb nicht so einfach runterschlucken, andere können es ja ausbaden. Immer muss ich alles ausbaden. Ein Bad wäre jetzt gut. Oder wenigstens eine Dusche. Dieses Pochen im Arm. Das Gesicht tut ebenfalls weh. Der Schlag vorhin. Ans Auge. Geschwollen? Dumpfe Krämpfe im Arm. Es trat noch kein Blut aus der Jacke. Ich hau ab hier. Sie sah ihn immer noch an. Die beiden Verprügelten regten sich langsam. Der dritte war noch irgendwo. Sie hat dich gesehen. Die Kerle könnten aufstehen und weitermachen. Unterlassene Hilfeleistung. Gefängnis. Du kannst jetzt nicht einfach weg gehen. Hier bleiben war ebenfalls gefährlich. Die drei Kerle können ihn schlagen, totschlagen, morden. Weg hier! Er trat zu ihr. Sie hat noch alle Kleider an. Die Typen waren noch nicht zur Sache gekommen. "Komm steh auf. Wir müssen hier weg." Sie nickte, stand auf und sie liefen beide los.

Schnell weg hier. Zurückschauen. Keiner folgt. Zur Hauptstraße ist es noch ein Stück. Autos mit Menschen. Sicherheit. Sie liefen weiter. Hier abbiegen, schnell weiter. Kaum noch Luft. Jetzt vielleicht etwas langsamer. Der Schmerz ist stärker als vorhin. Kurz stehen bleiben und durchatmen. Atmen. Vielleicht noch eine Kippe rauchen. Nein, die Packung ist ja leer. Die Frau sah ihn an, aber nicht ins Gesicht. Es ist alles deine Schuld. Deine und Lindas Schuld. Ich hätte euch beide ignorieren sollen. Ich hätte zu Hause bleiben sollen. Ins Bett. Zur Wärme. Ohne Schmerzen. „Sie sind verletzt.“ Die Frau hatte auf den Arm geschaut. Blut am Arm, dreckig und feucht. Mitleid, demütigendes Mitleid. "Ich bin Krankenschwester. Lassen Sie mich das mal ansehen." Krankenschwester, im Hospital. Die OP bei Linda. Die Besserwisserin. Sie kam näher, machte sich am Arm zu schaffen...brennender, ungerechter Schmerz! Sie hat keine Ahnung. Nur Schmerz! Frauen und Schmerz. Wegstoßen! Sie zuckte zurück. "Was soll das? Sie sind verletzt. Das sollte vielleicht verbunden werden." Ihr denkt wohl, ihr könnt über alles entscheiden. Bevormundung. Einlieferung ins Krankenhaus. Ich will nicht ins Krankenhaus, brauche kein Mitleid, keine Unehrlichkeit, keine Lüge, keine Linda. "Lasst mich in Ruhe. Ihr seid an allem Schuld". Sie ging einen Schritt rückwärts, sah ihn an. "Was? Wen meinen Sie?" Sie tut, als ob sie nicht versteht. Macht sich lustig über mich. Sie kann gut lachen, hat keine Schmerzen. Sie weiß doch gar nicht, wie das ist, wenn man verletzt wird. Willst du mal spüren, wie sich das anfühlt? Du sollst es verstehen! Ich werde es dir zeigen. Zugreifen, festhalten! Ihr Gesicht ist jetzt verzerrt. Jetzt verstellt sie sich nicht mehr, versteht endlich. Nicht wegrennen! "Komm her!" Sie stolperte und fiel hin. Nicht loslassen. Sie hat es verdient. Die Schmerzen sind wegen dir, wegen dir und Linda. Lindas Blick heute Abend, hochnäsig, besserwisserisch. "Das ist alles deine Schuld!" Sie zuckte zusammen, bewegte sich. Fluchtversuch? Sie soll ruhig bleiben. Niederdrücken! Mit meinem Gewicht, meinem Körper. Ich spüre ihren Körper. Wärme. Parfüm. Ihre Haare duften. Ihre weiße Haut im Ausschnitt. Die Brüste darunter. Die Schenkel. Sie weint, wehrt sich nicht. Natürlich! Sie wollte es von Anfang an...

 
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Hallo Mihai!

Erst einmal: Willkommen auf kg.de! :)

Wenn Du tatsächlich hier, im Challenge "Bewusstseinsstrom" posten wolltest und Dich nicht in der Rubrik geirrt hast, dann solltest Du noch ein bisschen an Deiner Geschichte arbeiten.

Es war saukalt.
Da ist zum einen mal die Zeit: Die Vorgabe läßt ja eigentlich nur Gegenwart zu, außer der Protagonist erinnert sich gerade an etwas. Aber die Geschichte selbst kann eigentlich nur in der Gegenwart spielen.

Er schaute nochmals auf den Plan.
Er hätte am besten gar nicht erst aus dem Haus gehen sollen.
Warum "er"? Denkt Dein Protagonist von sich selbst in dritter Person? :susp:

Hab bisher nicht fertiggelesen, daher kann ich zur Geschichte selbst noch nichts sagen. Wenn Du die genannten Fehler bereinigt hast, komm ich wieder. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo!


Nur eine einzige Geschichte hier im Forum, und dann gleich so ein Hammer? Respekt!

Erst dachte ich, dass das ja gar kein SoC ist, aber schon beim zweiten Satz viel mir auf, dass du die schwierige Variante gewählt hast; in der dritten Person und in der Vergangenheit. Aber es ist definitiv ein Bewusstseinsstrom. Echt gute Arbeit!
Allerdings, aufgrund der Schwierigkeit deiner Methode nicht unerwartet, bist du doch mal zu einem außenstehenden Erzähler abgerutscht:

Er stützte Sie sonst kämen sie überhaupt nicht voran.
Dieses Zitat enthält auch gleich mal einen Tippfehler ("Sie") und einen Kommafehler (da gehört eines hinter "sie"), was bezeichnend für den ganzen Text ist. Vor Allem mit den Kommata hapert's, und Tippfehler sind auch einige drin.

Warum hat er es überhaupt getan?
Das müsste wohl "hatte" heißen.

Warum waren sie überhaupt hier.
Fragezeichen!

Das Ende ist etwas unrealistisch. Die Polizei müsste erstmal Verstärkung alarmieren: Die Zwei Verletzten Vergewaltiger müssen identifiziert, verhaftet und gegebenenfalls medizinisch versorgt und anschließend verhört werden, auch wegen des dritten Täters. Herr Saarmann braucht wohl auch erstmal nen Arzt, wenn ihm ein Messer in den Arm gerammt wurde, da hat das mit dem Revier noch Zeit. Dass deine Polizisten also einfach die beiden zur Wache bringen erscheint mir unrealistisch.

Aber insgesamt eine sehr gelungene Geschichte, mit einem wunderbaren Antihelden, der am Ende "versehentlich" als Held da steht (auch da hast du echt alles aus der Wikipediadefinition eines Antihelden rausgeholt, Respekt!), gutem Stil und einem fast fehlerlose, angenehm zu lesenden Stream of Consciousness, trot des erhöhten Schwierigkeitsgrades.

Diese Geschichte würde ich wirklich zu den Favoriten um den Titel zählen!

Seth Rock

 

Erst dachte ich, dass das ja gar kein SoC ist, aber schon beim zweiten Satz viel mir auf, dass du die schwierige Variante gewählt hast; in der dritten Person und in der Vergangenheit. Aber es ist definitiv ein Bewusstseinsstrom. Echt gute Arbeit!
Dann werd ich doch mal weiterlesen... ;)

 

Oh, ich bin nicht mehr der erste Komentator. Während ich schrieb hat da ein Veteran seinen Senf dazu abgegeben - aber ich glaub dieser Vet hat den SoC nicht so verstanden wie die Challenge-Moderatoren:

Ein ich-Erzähler macht noch keinen Bewusstseinsstrom. Virginia Woolf kommt ohne ‚ich’ aus und schreibt in der Vergangenheit. Es gibt hier also keine Vorgabe.

und

Ein Beispiel - wir haben es bewusst in der dritten Person und in der Vergangenheit geschrieben.

Sein Magen zum Klumpen geformt. Blutig, alles. Die Tapete, das Bett, der Fußboden, das niedliche Familienportrait auf dem Nachttisch. Roter Vorhang vor seinen Augen, langsam sich auflösend. Er sah immer klarer: Er hatte es getan. Übelkeit brach hervor. Er beugte sich vorn über, kotzte in die Blutlache. Kotze brach aus ihm, wie Blut aus dem Körper seiner Frau brach. Arme, schöne Edelaine. Warum musste sie sich denen anschließen?
Nicht besser. Kotze am Mund, auf der Zunge. Gewissen schmeckt salzig bitter. Sein ganzer Körper zitterte sich kalt. Das Herz ein leeres Gefäß, Schuld nagt lieber an den Eingeweiden. Frisst sie auf. Damit die Schuld nicht verdaut werden kann.
Alle tot, blutrot-tot, durch seine Hand. Eine Wahl? Wahlen. Entscheidungen. Wörter unter einem weißen Tuch, mit roten, dunklen Flecken darauf.


Diese Zitate stammen aus dem Info-Thread. Bei zweiten habe ich leichte Anpassungen vorgenommen, um den Bezug auf den vorherigen Beitrag zu löschen, aber das Beispiel ist unverändert geblieben.

Mihai hat es also durchaus richtig gemacht!


Grüße
Seth Rock

 

Also, wirklich überzeugen kann mich die Geschichte immer noch nicht. Es sind Perspektivwechsel in der Geschichte, die mich beim Lesen stören - egal, ob die Geschichte nun in dritter Person sein darf oder nicht. Dann müßte sie durchgehend in dritter Person sein, aber es ist ja ein Mix aus beidem. Mal erste Person:

Warum ich und warum gerade heute?
Mal dritte Person:
Er hätte noch warten sollen.
Und dann sogar noch zweite Person:
Sie hat dich gesehen.

Noch ein paar Kleinigkeiten:

"Ich mach Dich fertig!"
dich
Zu recht.
Recht
Vielleicht war er beim dem Kerl zu weit gegangen.
beim dem
Zu recht.
Recht
Sieh sie Dir an.
dir
Die verprügelten beiden regten sich langsam.
Wäre da für "Die beiden Verprügelten ..."
Du kannst jetzt nicht einfach weg gehen.
zusammen: weggehen
Ich wäre bei der Eiseskälte auch gern zu haus.
zu Haus

Seth Rock schrieb:
hat da ein Veteran seinen Senf dazu abgegeben
Seth Rock, ich habe sowohl einen Nick als auch einen Namen, wäre nett, wenn Du mich damit anreden würdest.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Nicht beleidigt sein

Seth Rock, ich habe sowohl einen Nick als auch einen Namen, wäre nett, wenn Du mich damit anreden würdest.

Bitte untertänigst um Verzeihung, oh Kaiserin Susi von Häferlein, dass mir solch Respektlosigkeit widerfuhr. Dem wird nie wieder so sein. ;)

 
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Hallo, und zunächst mal danke an alle, die sich die Mühe gemacht haben, mir so viele Hinweise zu geben.

Ganz offensichtlich hat der Text einige Ortographischwächen. :( Ich gelobe, zukünftig den Text noch gründlicher zu lesen und euch nicht mehr durch solche Dinge von der inhaltlichen Kritik abzulenken. Ich hatte mich wahrscheinlich bei jeder Überarbeitung zu sehr auf die technischen Vorgaben konzentriert.

Ich denke, wir sind uns alle einig, dass sowohl die Perspektive eines Antihelden als auch der Bewusstseinsstrom ziemliche Herausforderungen sind. Ich kann aber für mich behaupten, dass dadurch die Sache erst so richtig Spaß gemacht hat. Inwiefern die Vorgaben in den jeweiligen Geschichten tatsächlich korrekt realisiert wurden, wird letzlich die Jury entscheiden. Für meine Story kann ich jedenfalls bestätigen, dass ich mir enorme Mühe gegeben habe, die Technik zu verstehen und umzusetzen. Soweit ich es verstanden hatte, ist ein häufiger Perspektivenwechsel charakteristisch für einen Bewustseinsstrom, sofern es kein (gerade noch akzeptierter) innerer Monolog ist.

Deutlicher ist die Technik in Alfred Döblins “Berlin Alexanderplatz” zu beobachten, man achte auf die Mischung der Perspektiven:

(...)

In diesem Textauschnitt erfolgen erklärende Sätze in der dritten Person (¹), die Gedanken des Protagonisten Franz Biberkopf werden unpersönlich (²) oder in einer Ich-Perspektive (³) geäußert, häufig spricht sich der Protagonist in Gedanken mit "Du" selbst an (°).

Ich muss Dir aber uneingeschränkt Recht geben, Susi: Es liest sich nicht besonders angenehm. Es hat viel Spaß gemacht, sich mit dem Thema zu beschäftigen, ich möchte aber so schnell keinen längeren Roman in der Bewusstseinsstrom-Technik lesen.

Ich werde den Text überarbeiten und auch am Ende noch ein wenig feilen. Vielen Dank nochmals für die Mühen.

Liebe Grüße,
Mihai

 

Hi Mihai,

ich finde, du hast den Bewusstseinsstrom und den Antihelden gut herausgestellt.
Darüber hinaus, hat mir deine KG auch noch gut gefallen. ;)
Ob das mit den Zeiten nun stimmt, so wie Häferl es sagt, weiß ich nicht.
Bei dieser Challenge, ist sowieso alles anders, als bei den letzten. :D

Wünsche dir viel Erfolg
lieben Gruß, coleratio

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Coleratio,

vielen Dank für Feedback und Motivationsschub. :) Ich habe im Rausch auch gleich mal die Geschichte überarbeitet.

@SethRock: Dein Support war natürlich auch großartig. Ich hatte es versäumt mich ausdrücklich dafür zu bedanken, da ich mich erst mit der Kritik auseinander setzen wollte :Pfeif:

Lieben Gruß,

Mihai

 

Hi Mihai,

deine Geschichte trifft schon den Bewusstseinsstrom; in den Szenen, in denen du deinen Prot. direkt denken lässt funktioniert es. Aber da sind dann noch die Stellen, in denen du beschreibst, den Prot von außen siehst, da verliert man m. E. den Faden zur Handlung. Für mein Empfinden hast du die Geschichte etwas zu sehr in die Länge gezogen.
Einen ganz gravierenden Mangel für die Challengevorgaben sehe ich allerdings: ich vermisse den Antihelden. Oder hab ich die Geschichte nicht verstanden? Das, was du schilderst, ist eher ein „Held“, er hat der Frau geholfen gegen die Vergewaltiger. Ein Antiheld hätte sich diskret zurückgehalten, höchstens den Vergewaltigern ein Kondom geschenkt, aber bereits dadurch hätte er wahrscheinlich das Anti verloren. :D
Im Ernst, du versuchst den Antihelden durch das Desinteresse des Prot. darzustellen, das reicht nicht. Allerdings kann ich dir im Moment keine Wendung nennen, die du machen könntest ohne deine Geschichte allzu stark zu verändern. Dein Prot. m. E. darf nicht helfen. Denke aber schon, dass du etwas ändern solltest.
Ohne die Challengevorgaben würde sie mir (mit den im ersten Absatz genanten Abstrichen) gefallen. Du hast aber noch genügend Zeit zu ändern. Wünsche dir viel Erfolg dabei.

gruss vom querkopp
P.S. habe die anderen Kritiken noch nicht gelesen

 

Hi Querkopp,

Oder hab ich die Geschichte nicht verstanden?
also so wie du die Geschichte beschreibst fühle ich sie ganz gut verstanden. Ob ich wederum die Vorgaben eines Antihelden korrekt umgesetzt habe, ist eine gute Frage. Da wiedersprechen sich auch die verschiedenen Definitionen.
Hier ein Ausschnitt aus der Challange-Vorgabe, an dem ich mich am stärksten orientiert habe:
Ihn als ’böse’ zu bezeichnen, greift vielleicht zu kurz, und das nicht nur, weil er zufällig auch einmal etwas Gutes tun könnte: Er hat nicht die Absicht zu schaden oder zu verletzen, er nimmt es lediglich in Kauf, wenn ihm die Alternative zu gefährlich scheint.
Es fällt schwer zu beurteilen, ob die Umsetzung der Antiheld-Vorgabe korrekt gewesen ist, ich werde aber die Handlung beibehalten - allein schon deswegen, weil sie mir gefällt. :)

Der Bewusstseinsstrom und die häufigen Perspektivwechsel sind bereits ein heiß diskutiertes Thema gewesen. Mit verschiedene Meinungen und verschiedenen Erklärungen. Ich habe mich für diese Geschichte entschieden, dabei zu bleiben.

Das Ende ist jetzt nach der ersten Überarbeitung tatsächlich etwas zu langatmig geworden. Wenn ich die Zeit finde, werde ich mich wahrscheinlich nochmals dransetzen. Ich danke dir für den Hinweis.

Lieben Gruß,

Mihai

 

Hallo Mihai,
ich fand deine Geschichte interessant, besonders, wie Seth Rock sagt

dass du die schwierige Variante gewählt hast; in der dritten Person und in der Vergangenheit
Zu der Anti-Held-Diskussion:
da kann ich Querkopp nicht zustimmen
Das, was du schilderst, ist eher ein „Held“, er hat der Frau geholfen gegen die Vergewaltiger. Ein Antiheld hätte sich diskret zurückgehalten, höchstens den Vergewaltigern ein Kondom geschenkt, aber bereits dadurch hätte er wahrscheinlich das Anti verloren.
Er ist ja kein Held, der aus moralischen Gründen eingreift. Schon zur Vergewaltigung hat er ja die unsympathische Einstellung der Schuld des Opfers
Wahrscheinlich hatte sie Spaß daran gehabt, die Aufmerksamkeit aller Männer auf sich zu ziehen. Jetzt sah sie schlecht aus.
Und er greift auch nur aus Angst vor Strafe ein
Sie hat dich gesehen. Unterlassene Hilfeleistung. Du kannst jetzt nicht einfach weggehen.
Der Titel gefällt mir nicht so, obwohl du dadurch ja die Spannung zwischen Held/Anti-Held betonst.
Gruß, Elisha

 

Titeländerung

Hallo Elisha,

danke für deinen Support und Kommentar, wahrscheinlich hast du bezüglich des Titels recht, aber ich habe eine praktische Frage: Wie kann ich denn nachträglich den Titel ändern?

Reicht es einfach, wenn ich das im Beitrag oben anfüge?

Lieben Gruß,

Mihai

 

Wie kann ich denn nachträglich den Titel ändern?
Indem Du dem zuständigen Moderator, hier cbrucher, oder einem Global-Mod (sim, Pandora, Abraxas) eine PM schreibst. ;)

 

Indem Du dem zuständigen Moderator, hier cbrucher, oder einem Global-Mod (sim, Pandora, Abraxas) eine PM schreibst.

Danke! :)

 

Hallo Mihai!

Habe jetzt Deine Geschichte noch einmal gelesen. Je öfter ich sie lese, desto mehr gewöhne ich mich an die Perspektivwechsel, und desto weniger stören sie mich. Vielleicht gefällt sie mir ja noch, wenn ich sie noch ein paar Mal lese. ;)

Aber ich glaub, jetzt hab ich das verstanden. Die Sätze in dritter Person sind also von einem Erzähler, der quasi im Kopf des Protagonisten sitzt. Sagtest Du schon, aber mich hat der Text anfangs zu sehr verwirrt, sodaß ich es nicht richtig sehen konnte. (Scheinst auch einiges überarbeitet zu haben, oder?)

Also auf ein Neues, jetzt, wo ich endlich von der Leitung gestiegen bin. :D

Noch einmal der zitierte, erklärende Text:

In diesem Textauschnitt erfolgen erklärende Sätze in der dritten Person (¹), die Gedanken des Protagonisten Franz Biberkopf werden unpersönlich (²) oder in einer Ich-Perspektive (³) geäußert, häufig spricht sich der Protagonist in Gedanken mit "Du" selbst an (°).
Bei Dir wechseln mir Erzähler und Protagonist – besonders am Anfang – ein bisschen zu willkürlich, was vielleicht der Grund für meine anfängliche Verwirrung war. Es sind nicht nur erklärende Sätze, die Du in dritter Person schreibst, zum Beispiel »Er hätte am besten gar nicht erst aus dem Haus gehen sollen« würde ich doch eher zu seinen Gedanken zählen, also in Ich- oder auch Du-Form schreiben. Auch »Er war gut genug gewesen, sich alle ihre verdammten Sorgen anzuhören« und »Warum hatte er es Linda heute sagen müssen? Er hätte noch warten sollen« sind solche Beispiele. Die gehen bis zu »Wo war der Typ?«.
Dann im Mittelteil, wo er also beobachtet bzw. der Kampf stattfindet, finde ich es soweit okay, bis hierher:
Warum weinte sie noch?
Ab hier kommen mir die Wechsel wieder recht willkürlich vor. Schau Dir das vielleicht noch einmal an. Ich denke, wenn Du Dich mehr daran hältst, daß Du Gedanken auch als solche in Ich- oder Du-Form schreibst, und Dinge, die man erklären kann, dem Erzähler überläßt, liest es sich viel besser.

Dann hab ich noch einmal ein paar Kleinigkeiten:

»Es war Kalt.«
kalt

»Und wozu das ganze?«
– das Ganze

»Schmerz.«
– verwendest Du sehr häufig in dem Abschnitt, auch in Form von »schmerzte«. Schreib doch einfach mal »Au!« oder »Tut das weh!«. Oder ein »Verdammt, den Arm kann ich die nächsten zwei Wochen vergessen« drückt auch aus, daß es ihm ziemlich weh tun muß. Oder ein Beispiel aus der dritten Person: »Der Arm zuckte/verkrampfte sich bei jeder Bewegung.«

»Warum hatte dieser Vollidiot auf seinem Arm eingestochen?«
– auf seinen Arm – würde diesen Satz aber auch eher dem Protagonisten in den Kopf, statt dem Erzähler in den Mund legen. ;)

»Es war nicht mehr zu sehen.«
– meintest Du »Er war …«?

»Die Beamtin war Blond,«
blond

»Er sah bestimmt erbärmlich aus "Guten Abend,«
– Satzzeichen fehlt nach »aus«

»Verbinden war sicher besser, und anschließen nach Hause bringen.«
– anschließend

»Die Polizistin hatte ein Notizblock und kritzele darauf herum.«
– einen Notizblock
– daß sie den Notizblock hatte, erfahren wir allerdings auch, wenn Du nur schreibst, daß darauf herumkritzelte. ;)


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi Susi,

sorry, dass ich erst so spät Stellung zu Deinen Bemerkungen nehme. Ich war beruflich ziemlich eingebunden.
Ich habe jetzt die Geschichte auch mit ein wenig Abstand neu durchgelesen und habe auch selbst ein paar neue Punkte entdeckt. Beispielsweise bin ich mit dem (mittlerweile dritten) Ende immer noch nicht glücklich.
Ich denke, du hast recht, dass die Perspektivwechsel etwas willkürlich sind. Ich habe zwar angestrebt, den inneren Monolog so selten wie nötig zu verwenden, aber eventuell kann man durch ihn etwas mehr Atmosphäre schaffen. Für mich war vor allem der technische Anspruch des SoC sehr interessant und ich würde nicht gerne kampflos zu weit von meiner Variante abrücken.

Der permanente, monoton beschriebene Schmerz bereitet mir auch Sorgen :( aber die Alternativen machen mich nicht glücklich. "Aua" und "tut das weh" sind innere Monologe. Der Vorschlag mit der dritten Person gefällt mir besser. Ich werde mir auf alle Fälle mehr Gedanken dazu machen.

Zu den Rechtschreibfehlern hast Du sicher bemerkt, dass die Passagen mit den Polizisten verschwunden sind (die beiden jagen gerade die Josephine :) ). Vielen Dank trotzdem für die Mühe.

Liebe Grüße,
Mihai

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Mihai
noch eine Stunde, dann ist Schluss mit Kommentieren.
Deine Geschichte ist die letzte, die bei mir noch keinen Punkt im Kuvert hat.
:shy:
Aber sie war es wert, gelesen zu werden.
Hat mir gefallen, auch wenn ich mir betreffend den Challengevorgaben unsicher bin. Der Perspektivenwechsel bei den Typen verwirrte mich zunächst. Ich wusste erst nicht, ob er selber am Kampf beteiligt oder nur Zuschauer war.

Sehr dicht erzählt, wie dein Prot nach einem Flirt missverstanden in die Nacht marschiert, voller Wut und mit Gesichtsverlust. Das Schicksal steuert ihn auf die nächste Misere zu, aus welcher er als ungewollter Retter hervorgeht und seinen Schmerz in die Welt rausschreit.

Er kam mit unangenehmer Alkoholfahne näher. Bierfahne.
Wahrscheinlich gewollte Wortwiederholung. Liest sich aber irgendwie komisch.
"Nein, bleib weg. Bierfahne."

Er hatte laut gesprochen. Vielleicht hatte er geschrieen? Egal, er hatte das Recht dazu. Es gab keinen Grund hier zu sein. Sie sah ihn mitleidig an, suchte eine Antwort, öffnete den Mund. „Ich glaube, es war Schicksal.
Tut mir leid, der Schluss passt nicht zu einem Antiheld. Du stellst ihn etwas arg theatralisch als armen, schicksalsgebeutelten Mann hin. Zudem ist der letzte Satz mMn definitiv kein SOC.
Eher -> Mitleidige Augen, falsche Wimpern, roter Mund. "Ich glaube, es war Schicksal"

Vorschlag zum draufrumkauen:
Die Wunde schmerzt, sein Leben schmerzt. Der Gedanke an die Schmach, an Linda. Sie ist schuld, alle Frauen sind schuld. Lasse seinem Ärger noch etwas Spielraum. (Ohrfeige, Anbrüllen, etc.)

Lieben Gruss ./

 

Hallo!

Muss Dotslash leider recht geben, so kurz bevor die Kommentierfrist endet: Das Ende musst du noch ändern!
Vergaß vorher das zu erwähnen. Aber das jetzige Ende ist, trotz seines höheren Realismus im Vergleich zum ersten, nicht unbedingt besser. Wie ./ sagt, es ist zu theatralisch. Vor Allem aber irritiert es mich, dass das Vergewaltigungsopfer so verständlnisvoll darauf reagiert.

Sorry, hätte das früher loswerden sollen, damit du nicht alleine am neuen Ende arbeiten musst (wenn du das denn tust, was ich aber annehme, weil du selbst mal geschrieben hast, dass dir die jetzige Fassung nicht gefällt). Kannst ja die Polizisten wieder von der Jagd auf Josephine abziehen und wieder auf Streife schicken. ;-)


Liebe Grüße und viel Erfolg vor der Jury!
Norman (Seth Rock)

 

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