So, endlich komme ich in Ruhe zu einer Antwort - nicht hilfreich fürs Korrigieren / Reagieren, wenn ich jeden Abend mit meiner lieben Mutter telefoniere. (Was aber auf seine Art wichtig ist, grad, sorry!)
Hallo @Isegrims ,
ganz herzlichen Dank für deinen Besuch!
Ein bisschen ein Satz, der eine Menge For-Shadowing zu einem Geschehen enthält, was dann aber im Verlauf nur angedeutet wird, der Spannungsaufbau nach meinem Gefühl nicht ganz auf ein Ziel hin führt. Mag an der 1500-Wörter Vorgabe liegen.
Ach, wenn das nicht gut gemacht ist, würde ich nicht die Vorgaben ins Feld führen, dann ist es generell nicht optimal gelöst. Ich hab funktionierende Geschichten schon auf kürzerer Strecke hinbekommen, da muss ich hier noch mal gucken.
Eine Idee habe ich: Sonst schreibe ich und kürze dann (journalistisch, also mehr Wort für Wort, Zeichen für Zeichen), hier habe ich sofort stark reduziert geschrieben und - fast zu meinem Erschrecken - gemerkt, dass ich nicht so arg viel kürzen kann. (Oder ich sehe das noch nicht, Wald vor Bäumen und so ...).
Auch @jimmysalaryman (zu deinem Punkt, wie man in Geschichten einsteigt, wenn da so ein "Schatten drüberhängt"): Ich hab da an Foreshadowing gedacht, das mir gefällt, allerdings einen Mittelweg / Bastard genommen: In meinen Beispielen ist das Foreshadowing recht harsch bzw. direkt und verrät schon sehr viel, wenn nicht alles. Dann liest man quasi rückwärts, wie es dazu kam. Dabei sind aber - in z.B. Romanen - sonst mehrere sehr überraschende Twists in der Geschichte oder aber viele Details, die das Bild abrunden und mit denen man nicht rechnen konnte. Was ich hier hab: Foreshadowing als beinahe verratenes Ende, dann aber die Auflösung nur angedeutet und keine weiteren Twists. Das mag eine sehr ungünstige Kombi sein. Höchstens - und da hoffte ich, es reichte - die Überraschung, dass die da nicht rauskommen werden und alles nicht der Beginn einer Lösung ist, sondern der Anfang vom Ende. Das Konzept werde ich hier nicht ändern können, aber das, was ihr angesprochen habt, ist ein wirklich guter Punkt, der mir generell sehr hilft!
ach je, ich kenne solche Hütten in Finnland, einsam, am besten an einem kleinen See, wo man Eisangeln kann.

Klasse, dass dir das Setting vetraut ist!
Eisangeln kannst du tatsächlich auch mitten in Helsinki auf dem zugefrorenen Meer.

Es heißt hier ja, man ginge nicht wegen der Fische zum Eisangeln, sondern weil man da in Ruhe trinken kann und nicht (ggfs. von der Ehefrau) angesprochen wird.
Diese Hütten bzw. Sommerhäuser sind so klasse, besonders die, an die man nur per Boot kommt. Die Finnen haben gar keine Idee, was für ein Luxus das ist.
mm, das haben wir als Kinder auch gemacht und heute noch mit Granatäpfelbeeren
Cool, als ich Kind war, sind wir auch immer raus und haben Beeren gepflückt, weil meine Oma eine grandiose Marmeladen- und Geleeköchin war.
und doch führt der Hunger dazu, dass Menschen es probieren. Während des Dreißigjährigen Krieges müssen ganze Wälder entrindet worden sein, weil die Menschen aus Hunger die Rinde gekaut haben.
Ja, das hatte ich auch mal gelesen. Schrecklich.
mm, spätestens hier sehe ich ein Problem mit der Perspektive: das Mädchen ist 14 und kennt die genauen Pilzbezeichnungen, echt jetzt? Ist ja im Grunde gut, in naturnahen Texten mehr als eine Gattungsbezeichnung zu verwenden, aber es pass mMn nicht mit der Perspektive zusammen.
Hm, also ich hab immer ein Problem mit der Frage nach der Wahrscheinlichkeit, ehrlich gesagt. Eigentlich geht es doch darum, ob es
möglich ist. Und das ist es auf jeden Fall. Nicht nur wegen meinem finnischen Setting.
Bei der Frage nach der Wahrscheinlichkeit in Fiktion ist es doch so: wie hoch müsste die sein, dass man das schreiben 'darf'? 10 Personen von 100? 1.000? 100.000? Was für eine Ratio sollte gefordert werden? Ich meine, so kann das nicht funktionieren.
Klingt es derart an den Haaren herbeigezogen, dass es komplett unmöglich erscheint, ist es ein handwerklicher Fehler. Bei allem anderen hoffe ich einfach, dass mir Leser da vertrauen (gut, wenn ich zweimal
sechzehn falsch schreibe, kann das mit dem Vertrauen schwierig werden

, aber vllt. weißt du, was ich meine ...).
Zum einen klingen - das hilft mir hier für den Text natürlich nix - die Pilznamen auf Finnisch nicht so gestelzt, das klänge sicher wahrscheinlicher. Dann hat mein Opa meiner Mutter zu Kinderzeit alle Baumnamen beigebracht, ich kannte - wie Millionen anderer Kids heute noch - ein Dutzend Dinosauriernamen auf Lateinisch, und ganz vor allem, wohl nahezu alle existierenden Pferderassen, auch die englischsprachigen (weil die auf den Kartons meiner Spielzeugpferde standen), die ich mit unter-zwölf gar nicht richtig aussprechen konnte. Dazu wußte ich alle Fellfarben und - zeichnungen, ab wann Weiß an den Beinen "Strümpfe" sind, und worin sich ein Knabstrupper von einem Appaloosa unterscheidet. Da war ich unter 12, weil ich noch nicht mal selbst geritten bin. Sobald ich Pferde auf der Weide sah, hab ich angefangen zu raten, welche Rasse das ist (mir konnte niemand helfen, sonst interessierte sich keiner dafür *gn*). Dagegen finde ich eigentlich - zumal Pilzepflücken hier echt ein Volkssport ist - das Wissen in dem Alter um die essbaren Pilze da nicht so arg eigen.
ok, und woher weiß sie, welche nicht giftig sind? Besser wäre evtl eine Szene, in der sie der Schwester erklärt, woran man essbare erkennt.
Hm auch hier - ich hab ja nicht behauptet, sie würde der Schwester diese Unterscheidungsmerkmale vorenthalten. Aber gerade weil sie meint, die Pilze könnten für eine Achtjährige zu leicht zu verwechseln sein, dürfte die Kleine die auf keinem Fall selbst pflücken. Sondern eben nur draufzeigen.
Das ist sogar in meiner Kindheit so gewesen, als ich mit einer Freundin und deren Vater Pilzesuchen waren. Hallimash - den Namen hab ich dabei gelernt. Sonst kannte ich nur Fliegenpilze, und dass man die nicht anfassen darf.
Klar, es spricht auch nichts gegen die Erweiterung der Szene um das, was du vorschlägst, andererseits - gehe ich davon aus, dass jeder Satz die Erzählung vorantreiben soll - bringt es mAn nur eine längere Szene, aber nicht unbedingt 'Treibendes'.
hier dasselbe: eine vierzehnjährige, die sich damit auskennt, wo Moose wachsen?
Das müsste man letztlich nicht wissen, man müsste einfach nur hingucken (vorausgesetzt, sie könnte einen Kompass lesen, was sie kann: Pfadfinderorganisationen sind immer noch recht beliebt).
Daher meine Frage: Hälst du das für vollkommen, nachweislich ausgeschlossen?
sehr viel Geraune, aber wozu?
Naja ... Damit etwas indirekt erzählt wird. Das scheint bei dir nicht gefunzt zu haben. Mag auch an dem Aufbau liegen, wie du eingangs sagtest, kann ich durchaus nachvollziehen.
Die Axt spaltet einen mit trockenem Knall einen weiteren Klotz.
einen was spaltet die Axt?
Wie, was? Holzklotz. Ein größeres Stück als einen Scheit. So weit hab ich Deutsch jetzt aber nicht verlernt, oder? Oder übersehe ich was?
würde mich jetzt interessieren, was, klingt nach Horror, aber dann werden LeserInnen alleine gelassen.
Ja, das Alleinlassen war schon mein Plan. Aber wenn ich die allermeisten Rückmeldungen ansehe, ist es wohl bis dahin nicht optimal eingefädelt (was vermutlich - wie ich in der ersten Antwort schon sagte - daran liegt, dass ich doch zu wenig Infos an die Hand gebe, was da eigentlich passierte. Da sitze ich grad dran, das kann noch ein paar Tage dauern).
Liebe Witch,
ganz herzlichen Dank auch für deinen Besuch! :-)
und dann noch mit dem spannenden Vergleich WK versus Schreibkurs, ich bin gespannt.
Ich auch!
Der Einstieg hat bei mir so funktioniert, wobei ich eher zu Jimmys Version tendiere, es bleibe mehr offen.
Ich hatte den offline mal rausgenommen, aber das gefällt mir nicht so gut - wobei ich das in ein paar Wochen anders sehen kann, vllt. hab ich auch nur zu sehr meine Intention im Kopf, die ich aber vllt. nicht gut umgesetzt bekommen hab.
Hier hat mich der Kollege irritiert, wessen Kollegen ist ja so ohne genaue Kenntnisse der Prots noch offen. Vielleicht etwas konkreter?
Arbeitskollege würde aber nicht helfen, weil man dann immer noch nicht weiß, es kann nicht einer der Schwestern sein. "ihres Kollegen" könnte ich sagen, aber klingt das nicht fürchterlich protokolliert? Ich gucke mal, ob ich einen

kriege.
Generell gefällt mir die Idee, so schonmal zu klären, das sie sich mit ungewöhnlichen Hilfsmitteln zurechtfinden müssen, macht auch neugierig, warum. Aber irgendwie war der Übergang ... holprig?
Ja, ersteres war genau mein Plan, das ist ja klasse.
Holprig ... Wegen dem "zufolge"? Ich wollte eigentlich, dass es sich ziemlich 'offiziell' anhört. Klingt das überbürokratisch? Ansonsten finde ich das nicht so arg problematisch.
kompliziert ausgedrückt, ich tippe mal auf die hin- und her Übersetzerei ...
Es gibt nur eine: Englisch -> Deutsch.
Bei der Anmerkung stehe ich jetzt auf dem Schlauch, sorry.
Uff, ich mag Deine ungewöhnliche Art, Infos einzubauen, aber sowas wie Vierjahresabstand ist schon seltsam. In welcher Sprache wird es verwendet?
Wie, in welcher Sprache? Ist das kein deutscher Begriff? Ich hab da jetzt ne Weile dran nachgedacht, aber alle Alternativen klingen wie furchtbarer Infodump, weil das dann ganze Halbsätze statt einem Wort sind.
Spannend, ich mag ja dieses Rätseln. Was ist ein Saunahaus und warum sind sie dort. Also mir gefällt das allmähliche dichter kommen und enträtseln, aber ob es optimal ist?
Erm ... das kann ich nicht beantworten. Besser geht selbstverständlich immer, aber was wäre eine Alternative, die du lieber gelesen hättest? Das würde glatt helfen, weil ich grad am Rumfusseln bin, um welche Szenen sich die Geschichte noch ausbauen ließe (und ab wo sich der Plot heillos zerfasert).
Ach so, nur wegen der Genauigkeit: Pilze aufwärmen bringt nix, richtig garen ist der Trick, roh sind nur Steinpilz und Champignon und Trüffel gesund, der Rest macht Bauchweh.
Oh, ich dachte, ich käme mit den Pfefferlingen durch, die gibt es hier nämlich (in Essig?) eingelegt, auch in Salaten.
Aber grad bei Kids: lassen die nicht oft Ursache und Wirkung unbeachtet? Kirschen essen und drauf trinken? Wenn Kids wirklich Hunger haben, würden die denn nicht Bauchschmerzen in Kauf nehmen, wenn sie was zu Essen fänden? Einen Teil der Pilze nehmen sie ja mit, aber was sollen die tun? Morgens um sieben mit Hunger loslaufen, brav alle Pilze einpacken, ein paar Beeren essen und abends um fünf erst die Pilze essen? Das kann ich mir nun wieder nicht vorstellen.
Ah, das ist wohl der Abrutscher in eine andere Zeit. Würde mir als Erzählsprache auch sehr gefallen, aber irgendwie ist es die einzige Stelle, die ich so "verorte".
Das 'enfernte Konzept' war einfach Quark, hab ich schon geändert.
Dieser Meckerer ist nur der obergenauen WK-Erziehung geschuldet - kann man Farbe schmecken? Aber ich mag die Kombination, vor allem mit der Ergänzung des Glückes.
Ich möchte fast behaupten, die Verknüpfung von Geschmack und Farbe sei fast zwangsläufige Assoziation. Auch ohne Synästesie. Verrückter fand ich eine Freundin, die bei klassischen Konzerten Farben hörte.
Wenn ich richtig liege, bist Du in den Herbstferien, ne, da ist eigentlich nix mit frischen Trieben, oder?
Nee, is auch nix.Verdammt, ich wollte das schon rausnehmen, weil ich wußte, mir haut das jemand um die Ohren.

Ich mach da 'weich' draus.
Das ist meine Lieblingsstelle, Du zeigst wunderbar das Verhältnis der Schwestern.
Das ist klasse, da hab ich schon befürchtet, dass man das wie einen Character-Infodump lesen könnte. Ich freue mich wirklich sehr, wenn das fluppt.
Für mich ist das ein guter Spannungsaufbau, allerdings bin ich ja auch ziemlich genrefremd.
Das ist aber umso spannender für mich: bei genre-affinen Lesern könnte vllt. zu viel analog gedacht werden und Dinge gelesen, die ich gar nicht selbst geleistet hab.
Ich würde das etwas "kürzen", nur massiver Schatten, ohne die Einschränkung oder der Schatten wirkt massiv, so finde ich es zu lastig ..
Jup, danke. Dabei hatte ich auch Zahnschmerzen. Eigentlich passt mir 'massiv' auch nicht, aber es gibt doch solche fast körperlich wirkende Schatten (grad bei Gebäuden, auch in der Natur), die alles niederderzudrücken scheinen. "Schlagschatten" trifft es nicht genau, klänge auch zusätzlich technisch - vllt. fällt mir noch das richtige Wort ein.
Ne, komm, das geht besser. Holperige Übersetzung?
Vielleicht: Meine Arme schmerzen. Ich trug meine kleine Schwester kilometerweit durchs Unterholz.
Hm, öh, also da sehe ich jetzt kein Problem.
Also, zugegeben, ich kann mit der offenen Variante leben, finde sie angemessen unheimlich. Aber es bleiben schon ein paar offene Fäden: Eltern? Tante? Was ist im Haus? Wie geht es weiter? - Vielleicht ein paar zu viele.
Ja, ich versuche das zu lösen, obwohl ich noch nicht sicher bin, wo genau ich die Infos einbaue. Die Eltern / die Sehnsucht nach den Eltern etc. möchte ich nicht drinhaben, weil ich die Geschichte als spekulative sehe. Ab einem Punkt laufen die Reaktionen / Betrachtungen nicht mehr nach realistischen, alltäglichen. Das soll eben so ein Gefühl des Unwirklichen geben, das nicht eigentlich paranormal ist, sondern nur weird.
Aber der Plot muss klarer, damit das nicht versehentlich wirkt. Mal schauen, ob ich das hinkriege.
Generell sehr gerne gelesen, ich bin dicht bei, trotzdem der Erzähler darüber schwebt, das machen sicherlich die wunderbaren Beschreibungen. Perspektivwechsel? Interessanter Gedanke, aber irgendwie eine andere Geschichte. Das Ende? Ja, ich hätte gerne einen Hinweis mehr, so umschiffst Du ja nur Happyend oder doch noch alle tot?
Ja, ein Perspektivwechsel wäre eine andere Geschichte, ich meine, dann müsste auch ein ganz anderer Plot her. Dann ginge das evt. nur spekulativ, wenn etwas Paranormales auftreten würde, was ich hier nicht möchte.
Und ja, letzteres: Alle sind (projiziert in die nähere Zukunft) tot.
Würde es jemand so lesen, dass die Tante tot und die Kinder Geister sind, würde mich das auch nicht stören, auch wenn es nicht meine Intention war.
auf alle Fälle weiterhin viel Spaß beim Kurs, las mal hören, was es dort für Kritik bzw. Lobansätze gab.
Danke, die Leute sind sehr nett und ich bin super gespannt, wie ehrlich oder wie vorsichtig-freundlich da Kritik geübt wird. Jedenfalls war die Lehrerin froh, als ich meinte, ich sei wegen Kritik dort und die bräuchten sich nicht zurückhalten.
Hallo Jimmy, lieben Dank, dass du ein paar Punkte vertiefst, das sind ja grundsätzlich essentielle Punkte bei Schreiben (und auch 'nur' beim Lesen) überhaupt.
Das tut man auch nicht, ich jedenfalls nicht. Es ist aber ein wenig ein überhängender Schatten, man weiß nicht genau, was passiert, aber dass irgendetwas Fieses passiert oder passiert ist. Das ist halt auch eine Frage, wie man in die Geschichte einsteigt, aus welcher Erzählposition - richte ich mich so aus, dass ich eine Art Axiom setze und sage: Das ist passiert und der Text liefert dir vielleicht ein paar Antworten, oder: Ich werfe dich in dieses Szenario und dann passieren ein paar Dinge, nach und nach. Hier bietet es sich mMn an, den Text unschuldig bzw unschuldiger beginnen zu lassen, und (egal was in der Hütte passiert sein mag, muss der Leser auch nicht so genau wissen, finde ich), die Hütte als Symbol für ein unterschwelliges Grauen etablieren. Da fragt man sich dann als Leser: Was ist mit der Tante? Warum gehen die nicht in die Hütte?
Ja, das ist eine super Analyse. Dazu hab ich dich auch oben bei Isegrims getaggt.
Ein Intro mit physischer Bewegung drin als Einstieg ist sicher auch smooth. Ich mag es durchaus, wenn es erstmal so eine Feststellung gibt, was Sache ist, und dann wird langsam entwirrt, wie es dazu kam. Aber - das sehe ich jetzt etwas klarer - eigentlich entwirre ich wenig, sondern lasse sehr Vieles im Unklaren. Ich frickel grad an weiteren Szenen, ob ich das rekonstruiert bekomme, wie ich es erst dachte (als ich noch nicht merkte, dass das für die Vorgabe zu lang würde). Hab heute im Café schon einen kleinen Plan gemacht. Es mag aber gut sein, dass ich den Text damit nur verlängere, ohne das Problem zu lösen, ich bin selbst gespannt.
Ich schaue mir noch mal an, was mir als Vorbild diente (Tiina Raevaaras Erstlingsroman, leider nicht übersetzt, und sowas schaffe ich nicht in 100 Jahren). Lustigerweise wollte ich etwas verlinken mit der Anmerkung "hier funktioniert das" - las es aber noch mal und sah, dass der Einstieg dort ganz anders ist als ich in Erinnerung hatte. Nämlich so, wie du oben schreibst: ein allmählicher, bei dem der Leser mitgeführt wird. Nur mit ziemlichem Abstand, was ich sehr mag. (Antoine Volodine als Lutz Bassmann: We Monks & Soldiers, das ich absolut bewundere.)
Naja, egal, ist auch eine Frage des Geschmacks, ich lese halt viel Amis, die haben mich versaut, das ist meine Ausrede. Ich denke, hier in deinem spezifischen Text könntest du einen neutralen Erzähler verwenden, objektiv fast, der wie eine Kamera draufsieht, und den Rest über knappe Dialoge zwischen den Schwestern erzählen, so eine zweite narrative Spur aufmachen. Weil es ist so: Denken sie wirklich so? Wie denkt eine 12 Jährige in einer solchen Situation? Ist ein wenig wie Deliverance oder The Road, so ein Survivalszenario, oder?
Ja, das mit der Geschmacksache stimmt sicher - und ich lese durchaus auch Amis: Alan Dean Foster und Crichton können bzw. konnten super spannende, gute Unterhaltung schreiben. Gemma Files, Steve Rasnic Tem und vor allem Joel Lane (der könnte dir vielleicht gefallen EDIT: Mennö, der war Brite - könnte dir aber trotzdem gefallen) dann aktueller sind grandios. Dabei bin ich allerdings kein Fan von der Kamera-auf-der-Schulter-Sicht (nicht mal der neutraleren Vorform, Fliege-an-der-Wand), weil ich mehr Abstand zum Erzähler brauche. Wenn mir das 'Leser mitnehmen-Prinzip' auffällt, steige ich als Leser emotional aus. Das steht mir auch bei McCarthy im Weg, wie auch bei Stieg Larsson und sogar Ligotti (der dieses Prinzip evt. gar nicht zugeben würde *gn*).
Das ist aber - wie du sagst - Geschmacksache.
Ja, es sollte ein Survival-Szenario sein, aber quasi der Moment davor. Diese Balance, bevor es - erzählerisch - in die offensichtliche Katastrophe / Notsituation kippt, in der die Figuren faktisch ja bereits sind. So eine spekulative Leugnung der Situation. Wenn das gut gemacht ist - und ich sehe, dass es das hier bei mir nicht ist, was aber ein guter Ansporn ist - bringt das allein Spannung, ohne weitere Plotmomente. Das wäre typische subtile finnische speculative fiction.
Da kann man nichts Genaues sagen, finde ich, deswegen würde ich auch auf einen Innenansicht verzichten, oder nur wirklich wenig zeigen. Zum Beispiel die Szene, wo sie die Beeren an den Gaumen zerplatzen lassen, die ist super - aber würde die so wirklich passieren?
Da gehe ich wohl lieber von Innen nach außen als umgekehrt.
Oh, das mit den Beeren war gar nicht literarisch gedacht, das mache ich selbst so. Es ist ja grad Saison: die Cranberrys, die man auf dem Markt / im Supermarkt kauft, sind zu hart, da muss man einmal draufbeissen vorher. Aber wenn ich die vom Zweig pflücke, esse ich die selbst so, weil man dann am meisten schmeckt.
Das hatte ich auch mit dem Gedanken an GULAGs geschrieben: die eine Scheibe Brot, die die Gefangenen vor dem Zwölfstundentag bekamen, wurde hastig runtergeschluckt, wenn die ihm jemand aus der Hand reißen könnte. War das nicht zu befürchten, kauten die Gefangenen so lang auf einem Bissen wie möglich, weil das subjektiv den Hunger verringerte. Ich dachte mir dazu, die Mädels hätten das auch herausgefunden, und wollte das aber eben so leicht erzählen lassen, als wäre das Vergnügen, nicht Not.
Vielleicht, weil ihre Schwester sie ablenken will, weil es langweilig wird und etwas geschehen muss, damit die Stimmung nicht kippt, und dann sagt sie: Komm, wir lassen die Beeren zerplatzen, als eine Art Spiel. Das ist dann eine Motivation, die erhöht auch den Druck auf die Figuren.
Ja ganz genau, das auch. Wenn das so anklang, hat zumindest das gefunzt, das freut mich sehr.
Und eine Erinnerung an die Zivilisation, sage ich mal, die wäre doch auch konkreter: Die kleine Schwester denkt an ihr Bett, an ihre Stofftiere oder Haustiere, an banale Dinge wie eine Zeichnung am Kühlschrank, die noch nicht fertig ist etc. Da könntest du noch einmal tiefer rein, das Ganze irgendwie anders individualisieren, aber ich denke, dann kommen da 20 Normseiten raus, haha. Ist schon Stoff für einen Roman und schwierig, sich zu entscheiden, wenn es so kurz sein muss. Puh!
*gn* Ja, das wäre sportlich auf 1,5 Seiten.
Allerdings ist das auch genau das (Sehnsucht nach Eltern, Erinnerung ans Zuhause, Schule, Restfamilie ...), das ich mit einem spekulativen Ansatz ausklammern wollte. Als spielte das alles nicht nur geografisch weit ab von allem, sondern auch emotional und kognitiv. Das bringt sicher viel Distanz zu den Figuren, was ich mag, aber Leser davon abhalten kann, einzusteigen und mitzufühlen.
Ich probiere es mal in den nächsten Tagen, mehr Szenen einzubauen und mehr Szenenwechsel Natur/Haus zu bekommen. Mit dem Plot lässt sich das sicher nur unwesentlich verlängern (ich bin nicht Tiina Raevaara, die das locker über 150 Seiten ziehen kann, bei denen ich vor Spannung fast einen Herzkasper bekomme, obwohl kaum was passiert). Mal schauen. Jedenfalls super Punkte, ich freue mich riesig über deine Anmerkungen!
Lieber Friedel,
wie schön, dass dich meine verlassenen Mädels nicht abgeschreckt haben.
bis dahin wird der Orden wider alle konjunktiefen Untiefen an Carlo II. verliehen.
und gruselige „Schattenspiele“ erleben durfte und doch nicht die Abenteuerlust verlor … - selbst als bei einem Stammestreffen in einer Sandgrube bei Wesel eine Kote abbrannte ...
Oh weia!!
denn was noch gar nicht angesprochen wurde, ist die Zahl „16“ in Deiner Schreibweise, die ausgesprochen auch für Psychoklempner interessant wäre
Da fug ... Was mache ich denn da?!

Es war allerdings kein freudscher Vertipper, sondern die Idee, dass es doch ein zusammengesetztes Wort ist und das erste ein -s braucht. Herrje, ich schreibe schon Zweitsprachendeutsch. Es wird sicher nicht helfen, dass ich grad anfange, Polnisch zu lernen ...


Mir kam es zwar komisch vor, aber ohne -s- eben ... noch komischer.
wie Geschmack und Farbe zusammenhängen ...
Ganz einfach. Auch ohne Synästesie.
Ich vermute mal ein [na:], ein gedehntes „na“ hinter der mutmaßlich gedehnten Aussprache und keineswegs die "Nähe"
Genau. Ein kurzes wäre "na", wie in "na, also". Streichst du mir das Dehnungs-h als Fehler an? Nee, oder?
Hm, besser die zeitliche Einheit wahren "gefunden haben"
Ich erwarte erst mal, dass mir das wg. Hilfsverb rausgestrichen wird, daher so. Ich kanns aber gerne dahin ändern; es ist ja auch etwas, das noch anhält bzw. Auswirkungen ins Jetzt hat.
Warum der eher nicht notwendige Anflug des Konj. irrealis (könnte)
, wenn die binäre Wertigkeit des Verbs "können" eh nur zwo Lösungen zulässt, man kann etwas oder eben nicht, wo jeder Hand- oder Kopfwerker im Falle, dass einer etwas nur halb kann oder weiß eben von nicht wissen/können globalisierend ausgeht. (...) Ach ja, das "gäbe" kann ruhig bleiben, weil weder Leser noch Annikki wissen, wie's da um Bett und Sofa steht.

Binäre Wert...
K II müsste stimmen, da wollte ich meine Aussage von der Grammatik unterstützen lassen: irrealis, um auszudrücken, dass die kleine Schwester eben nicht ins Haus gehen darf/wird. Da ist zwar faktisch ein Sofa etc., aber für das Mädchen ist es nicht möglich, die zu nutzen (gehe ich von der Haltung meiner Erzählerin aus).
Ansonsten, lieber Friedel, hoffe ich, wir treffen uns bald ... am Rhein? Ich verlege die Katalaunischen Felder auf das Areal zwischen Rheingau und Taunus. Und hatte wirklich selten einen so kindischen Spaß beim Plotten. Bin sehr gespannt, was du machst!
Hallo MRG,
klasse, dass du gleich auf einen Gegenbesuch kommst, ich freue mich! Der kürzlich rausgenommene Werwolf-Berserker-Vikingtext wäre vllt. was für dich gewesen. 
Diesen Satz finde ich sehr stark, gerade wenn man die Geschichte noch einmal liest. Hier wird einem als Leser dann dieser Kontrast klar: Annikki kann die Bedrohung nicht wahrnehmen, aber die Finsternis und das Dunkle ist kurz davor, sie zu verschlucken. Das ist mir dann aber auch erst am Ende klargeworden.
Ach, sehr cool, genauso hab ich mir das erhofft. Das ist eine super Rückmeldung, weil ich hier sowohl meine Zweifel bestätigt bekomme (Dinge, die nicht gut ausgearbeitet waren) wie auch mein Konzept. Dann bekomme ich einen guten Eindruck von den Grenzen, in denen diese Geschichte funktioniert bzw. funktionieren könnte.
Die Spielregeln fand ich einen guten Einfall. Es bringt einerseits die kindliche Leichtigkeit von Annikki zum Vorschein und andererseits ist es so der Kontrast zu dem düsteren Ende. Mir hat das gut gefallen und die Überraschung am Ende verstärkt.
Auch das freut mich - ja, das war der Versuch zur finnischen spekulativen Literatur, dieser sehr schmale Grat zwischen Normalität / Leichtigkeit und (relativ vagem, undefinierbarem) Schrecken bzw. Härte.
Das meinte ich mit dem düsteren. Damit hat sich die gesamte Geschichte in meinem Kopf gewandelt und ich habe sie beim zweiten Lesen ganz anders wahrgenommen. Genau so sollte es sein, finde ich.
Oh, ich freue mich, das scheint bei dir ja wirklich aufgegangen zu sein. Ein sehr guter Ansporn (ich frickel an diesem Text noch weiter).
Nach dem ersten Lesen, war ich von dem düsteren Ende erstaunt. Der Beginn hat sich für mich leicht und eher unbeschwert angehört und dann kommen immer mehr Schatten in das Bild. Der harte Winter und die Axt kommen ins Spiel und ich als Leser registriere erst jetzt den Ernst der Lage. Es handelt sich gar nicht um zwei unbeschwerte Kinder, die miteinander spielen, nein, nein, sie kämpfen ums Überleben.
Ja, genau. Und wie die liebe
@greenwitch meinte, werden sie den Kampf (im Off, später) verlieren. In meinem Plot-Plan ging das ursprünglich nicht in einer Linie von spielerisch nach düster, sondern im Wechsel. Mal schauen, ob ich das rekonstruiert geschrieben bekomme, und wenn ja, ob ich es verbessere oder verschlimmbessere.
Ganz herzlichen Dank an alle, ich freue mich riesig über all die tollen Gedanken und schäme mich ne Runde für die ... Sechser. 
Herzliche Grüße und euch ein entspanntes Wochenende,
Katla