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Hetzjagd

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30.04.2021
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Hetzjagd

Pausenende. Zu kurz. Viel zu kurz. Zeit zum Nachdenken und Verarbeiten bleibt ihr nicht.
Der nächste Patient kommt bald schon. Ein kleiner Junge, hatte mit angesehen, wie seine Eltern erschossen wurden.
Sie bereitet alles vor, die Gedanken nicht bei der Sache und doch alles perfekt, perfekt für den Patienten.
Sie schaut sich die Daten über ihn an und in ihrem Kopf sind wieder die Bilder, die Bilder von ihrem Sohn.
Tot. Zerfetzt. Der Zug. Das Blut. Sie beginnt zu weinen. Ihr fehlt etwas. Die Professionalität. Das ist ihre Arbeit und sie hat noch zu tun denkt sie.
Der Junge kommt hinein. Kalt der Blick und abgewandt. Interessiert an der Sitzung ist er nicht und das sieht man ihm auch an.
Sitzungsende. Feierabend. Die Fahrt nach Hause eine Qual und zuhause liegt er wieder betrunken auf dem Sofa.
Zu viele Probleme, der Sohn, der Mann, kaum noch Geld, und dann noch all die Patienten überlegt sie.
Wie soll sie das schaffen. Sie blickt nach draußen als ihr der Sonnenuntergang auffällt. Die Sonne lacht sie an.
5:00 Uhr. Arbeit. Vorbereiten. Wer ist der nächste Patient, was hat er und wie geht sie das Gespräch an.
Sie erinnert sich an den Sonnenuntergang und spürt die Wärme der Sonne, die durch das große Fenster scheint.
Eine Frau steht vor ihr. Völlig aus den Gedanken gerissen begrüßt sie die Frau herzlich.
Daten gibt es nicht, also bleibt nur die Frage nach dem Grund für die Sitzung.
Gewalt im Haushalt und Alkoholsucht beim Mann.
Wieder kommen die eigenen Probleme hoch. Professionalität. Keine Emotionen.
Gedanken vermischen sich und die Probleme von ihr und ihrem Patienten scheinen nun nicht mehr verschiedene zu sein, sondern 1 großes.
Zusammenbruch. Krankenhaus. Einen Monat Ruhe.
Da sie die Ruhe Zuhause halten darf, geht sie nach Hause.
Ihr Mann gänzlich ohne Interesse, liegt auf dem Sofa und fängt zu brüllen an.
Nach einer Woche, geht sie wieder Arbeiten. Geld wächst nun mal nicht an Bäumen denkt sie.
Tage vergehen und Patienten öffnen und schließen die Türe.
Sie hat viel Zeit zum Nachdenken. Über ihre Probleme, über ihren Sohn.
Wieder holt sie die Trauer ein und sie fängt zu weinen an.
Sie findet sich am Abend an ihrem Schreibtisch wieder.
Vor ihr eine Kündigung. Fehlende Arbeitsmoral und schlafen am Arbeitsplatz, so heißt es.
Eine Hetzjagd, scheinbar unendliche Probleme, die sie immer wieder an Schlaf und Ruhe rauben.
Ausgelaugt, seit Tagen nichts gegessen und kaum getrunken.
Zweiter Zusammenbruch. Krankenhaus. Dort muss sie erst mal bleiben.
Ihr Zustand bessert sie wieder, denken die Ärzte, sie darf wieder raus.
Nun denkt sie an alles, was war. Die Probleme ihrer ehemaligen Patienten und ihre eigenen kann sie nun nicht mehr unterscheiden.
Gedanklich eine gewaltige Mauer aus Problemen. Sie läuft umher und kommt an dem Bahnsteig an, an dem ihr Sohn umgekommen ist.
Die Gedanken wirbeln wirbelsturmartig in ihrem Kopf umher. Die Bilder im Kopf. Fuß vor Fuß. Einen Schritt nach dem anderen Richtung Gleise.
Man hört die Bahn. Bremsen quietschen. Sirenen ertönen.
Es wird ruhig und man hört nichts mehr während des Sonnenuntergangs.

 

Hallo @Mr.Unbekannt und herzlich Willkommen im Forum!

Den Stress von Ärzt:innen und Pfleger:innen, die nicht genug Zeit für ihre Patient:innen haben ist sehr aktuell und so finde ich die Idee, darüber zu schreiben, erst einmal gut, zumal die Bezahlungen es ja leider nicht sind.
Dein Schreibstil passt zum Titel und zur Geschichte, der Titel aber meiner Meinung nach nicht ganz zur Geschichte. Eine Hetzjagd impliziert ja, dass jemand von jemand anderem gejagt wird. Natürlich beschreibst du hier ein Gefühl damit, das Gefühl gejagt zu werden, trotzdem finde ich den Titel irgendwie irreführend. Aber nur meine Meinung.
Dein Stil hier ist klar und was damit ausgedrückt werden soll auch. Finde ich gut und hat mir gefallen, auch die Länge des Textes, denn dieser Stil kann auch schnell langweilig werden.
Ich würde den Text aber noch einmal genau durchgehen, denn es gab einige Kommafehler und manches klingt irgendwie komisch.

Interessiert an der Sitzung ist er nicht und das sieht man ihm auch an.
Fettgedruckte würde ich streichen, denn es gibt keine neuen Informationen und anhand der Erzählperspektive kann man sich das ja denken.

Kalt der Blick und abgewandt.
Für mich klingt das seltsam. Vielleicht: Der Blick kalt und abgewandt.

Die Sonne lacht sie an.
Klischee

Völlig aus den Gedanken gerissen KOMMA begrüßt sie die Frau herzlich.

sondern 1 großes
würde ich ausschreiben

Nach einer Woche, geht sie wieder Arbeiten.
Warum groß geschrieben?

Geld wächst nun mal nicht an Bäumen denkt sie.
Geld wächst nun mal nicht auf Bäumen, denkt sie.

Wieder holt sie die Trauer ein
Wieder holt die Trauer sie ein, klingt für mich besser

Ihr Zustand bessert sie wieder
sich

Sie läuft umher und kommt an dem Bahnsteig an, an dem ihr Sohn umgekommen ist.
Dass hier erklärt wird, dass das hier der Bahnsteig ist, an dem ihr Sohn gestorben ist, passt nicht zum restlichen Stil.
Vorschlag: Sie läuft umher und kommt zum Bahnsteig. Dem Bahnsteig. Hier ist es passiert.
(Irgendwie so)

wirbeln wirbelsturmartig
Diese Wiederholung funktioniert für mich nicht, klingt seltsam.

Wie gesagt, lies den Text nochmal und korrigiere ihn dann. Natürlich gibt es einige Fehler, die gibt es ja fast bei jedem, aber auch Sätze die unschön klingen und nicht reinpassen. Dann, ist dein Text wirklich solide und gut. Habe ich jedenfalls gerne gelesen!

Viele Grüße und ein schönes Wochenende!
Max

 

Hallo @Mr.Unbekannt,

dein Text spricht ein wichtiges Thema an: Helfer, die selbst Hilfe brauchen, es doch nicht schaffen, sie zu suchen, und schließlich daran selbst zerbrechen.
Das hat mich sehr berührt.
Der Stakkatostil des Textes transportiert das Gehetzte der Protagonistin gut.
Darüberhinaus bleibt sie aber für mich eher blass. Es ist ja ein sehr großes Bündel auf ihren Schultern und mich hätte einfach mehr von ihr interessiert, gerade auch angesichts des drastischen Endes.

die Bilder, die Bilder von ihrem Sohn.
Tot. Zerfetzt. Der Zug. Das Blut. Sie beginnt zu weinen. Ihr fehlt etwas. Die Professionalität. Das ist ihre Arbeit und sie hat noch zu tun denkt sie.
Warum hat sich der Sohn umgebracht. Hatte sie schon davor Schwierigkeiten mit der therapeutischen Distanz?

Die Fahrt nach Hause eine Qual und zuhause liegt er wieder betrunken auf dem Sofa.
Zu viele Probleme, der Sohn, der Mann, kaum noch Geld,
Trinkt der Mann erst seit dem Suicid des Sohnes? Wieso kaum Geld?

Ihr Zustand bessert sie wieder, denken die Ärzte, sie darf wieder raus.
Nun denkt sie an alles, was war. Die Probleme ihrer ehemaligen Patienten und ihre eigenen kann sie nun nicht mehr unterscheiden.
Bringt ihr Entschluss zum Suicid bringt die Stimmungsaufhellung mit sich? Übrigens sprachlich Zustand bessert sich wieder.

Ich hätte noch viele Fragen.

Handwerklich finde ich manches nicht rund. @Max88 hat ja schon ein paar Beispiele aufgeführt. Eine genaue Sichtung des Textes diesbezüglich reiche ich mit mehr Zeit hoffentlich bald noch nach.

Vielen DAnk für deine Geschichte
Viele Grüße
Traumtänzer

 

Hallo @Mr.Unbekannt,
vielen Dank für deinen Text.

@Max88 und @Traumtänzer haben bereits viele Punkte aufgezählt, welche mich ebenfalls beim lesen "stolpern" ließen (Kommasetzung, gefühlt unpassende Formulierung innerhalb der knackig kurzen Erzählweise). Auf wenige Ausgewählte - gute wie schlechte - möchte ich nachfolgend eingehen:

Tot. Zerfetzt. Der Zug. Das Blut.
Fand ich super. So wenig wie möglich, so viel wie nötig.
Sie beginnt zu weinen. Ihr fehlt etwas. Die Professionalität. Das ist ihre Arbeit und sie hat noch zu tun denkt sie.
Hier habe ich es im ersten Anlauf so verstanden, dass ihr die Professionalität fehlt. Hat mich irgendwie rausgerissen.
Die Sonne lacht sie an.
Wirkte auf mich innerhalb der Schwere des Textes plötzlich seltsam positiv. Hat mich stutzen und erneut lesen lassen und somit rauskatapuliert.
Daten gibt es nicht, also bleibt nur die Frage nach dem Grund für die Sitzung.
Warum gibt es keine Daten? Ist die Frau eine spontan terminierte Patientin?
Wieder kommen die eigenen Probleme hoch. Professionalität. Keine Emotionen.
Wieder die Professionalität. Ist diese ein Problem? An solchen Stellen hatte ich das Gefühl, deinen Text nicht zu verstehen. Vielleicht ist dem ja auch einfach so... :)
sondern 1 großes.
die "1" fand ich ganz furchtbar unpassend.

Bitte denke nicht, dass ich hier nur rumnörgeln will. Ich selbst schreibe ebenfalls gerne in diesem von Dir angewandten "Stakkato-Stil" (bzw. bin gerade dabei es mir selbst beizubringen und daher auch bei den Wortkriegern) und kann deiner Geschichte viel abgewinnen.
Ich freue mich auf weitere Texte von Dir.

Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit und mit besten Grüßen,
Seth

 

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