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Heute, morgen oder irgendwann

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25.03.2003
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Heute, morgen oder irgendwann

Ich vernahm die lauten Stimmen bereits, bevor ich den Hausschlüssel in das Türschloss gesteckt hatte. Wörter wie: „doofe Ziege“ und „Idiot“, drangen an mein Ohr.
Bitte nicht schon wieder, dachte ich genervt und verdrehte die Augen. Konnte es nicht einen Tag geben, an dem sich meine beiden Kinder nicht lautstark wegen irgendwelcher Kleinigkeiten stritten? Ich ergriff die Einkaufstüten, die ich neben dem Blumenkübel abgestellt hatte und öffnete die Tür.
„Wenn du ´ne Fliege verschlucken würdest, hättest du mehr Gehirn im Bauch als im Schädel“, warf mein Dreizehnjähriger gerade seiner jüngeren Schwester an den Kopf.
Ich musste unwillkürlich schmunzeln, auch wenn die Lage ernst war. Wo mein Sohn nur immer wieder diese Sprüche herhatte? Ich holte noch einmal tief Luft, bevor ich zum Gegenangriff überging.
„Was ist denn hier wieder für ein Geschrei?“ Ich stellte die Tragetaschen auf der Küchenanrichte ab und wandte mich den Streithähnen zu.
„Ich weiß genau, dass ich noch zehn Kaugummis hatte, jetzt sind nur noch acht da. Tom hat mir zwei geklaut“, ereiferte sich Katarina.
„Na und? Acht reichen doch auch“, gab der Beschuldigte zurück und setzte diesen gelangweilten Lasst-Mich-Doch-Alle-In-Ruhe-Pubertätsblick auf.
„Du hättest mich aber vorher fragen müssen.“
„Ha, als ob du mir freiwillig etwas abgeben würdest.“
„Vertragt euch und kriegt euch nicht dauernd wegen solcher Lappalien in die Wolle. Ihr seid schließlich Geschwister. Da könnt ihr euch doch gegenseitig etwas abgeben“, versuchte ich zu schlichten, wohl wissend, dass ich mit den gleichen Erfolgsaussichten versuchen konnte, Angela Merkel einen anderen Friseur aufzuschwatzen.
„Du hältst ja sowieso immer zu Tom. Ich hasse euch alle“, schrie Katarina und ließ mit einem Knall ihre Zimmertür ins Schloss fallen. Bevor ich zu einem weiteren Vortrag ansetzen konnte, verkrümelte sich Tom ebenfalls in seine vier Wände.

Seufzend ließ ich mich auf einen Küchenstuhl sinken. Als ob mein Leben nicht schon stressig genug war. Schließlich hatte ich bereits einen anstrengenden Acht-Stunden-Bürojob hinter mir. Mein gestern frisch bezogenes, bequemes Bett, das für eine Sekunde einladend vor meinem inneren Auge auftauchte, wurde sofort von solchen Bildern wie: „der vollen Spülmaschine“, „der noch volleren Waschmaschine“, und „dem überquellenden Bügelwäschekorb“ überlagert. Mechanisch begann ich die Lebensmittel auszupacken und in den entsprechenden Regalen und Schränken zu verstauen. Es war Mittwoch – Rolands Skatabend, was im Klartext bedeutete, dass ich bis in die Puppen als Kellnerin für meinen Göttergatten und seine Kumpanen fungieren musste.
Die Zukunftsaussichten waren auch nicht viel rosiger. Nächste Woche hatte sich Schwiegermutter zu ihrem dreimal pro Jahr stattfindenden, vierzehntägigen Kontrollbesuch angemeldet, bei dem sie überprüfte, ob ich das richtige Waschmittel verwendete, die Hemden ihres „Buben“ faltenfrei bügelte und ihre Enkel noch keine Schwindsuchtanzeichen aufwiesen. Frustriert räumte ich die benutzten Gläser, welche die Kinder wieder einmal „aus Versehen“ stehen gelassen hatten, in den Geschirrspüler.

Am nächsten Tag saß ich in der Mittagspause mit meiner Kollegin Birgit in der Kantine und stocherte lustlos auf meinem Teller herum. Birgit war auch gleichzeitig meine beste Freundin und hatte stets ein Gespür dafür, wenn ich mit irgendeinem Problem schwanger ging.
„Los, spuck schon aus Susi, was hast du?“, forderte sie mich auf.
„Wer ist es? Die Kinder? Roland? Deine Schwiegermutter?“
„Alle zusammen“, stöhnte ich und lächelte, weil Birgit wieder den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
„Die Kinder streiten sich immerzu und helfen mir kein Stück bei der Hausarbeit und Roland lässt sich auch nur von vorne bis hinten bedienen.“ Ich stach heftig mit der Gabel in das Schnitzel.
„Er kapiert einfach nicht, dass ich in meinem Job genau so viele Stunden abdrücke wie er, aber zusätzlich noch die gesamte Hausarbeit am Hals habe.
Und nächste Woche kommt auch noch Ilse zu Besuch, die hat mir gerade noch gefehlt.“
„Vielleicht solltest du deine Familie mal spüren lassen, wie es wäre, ohne dich auszukommen“, schlug Birgit vor. Begeistert von ihrer eigenen Idee ging sie gleich aufs Ganze.
„Warum fährst du nicht in mein Ferienhaus nach Spanien und erholst dich von dem ganzen Stress? Sonne – Meer – himmlische Ruhe, vielleicht ein kleiner Flirt und keiner, der dich von der Seite anquakt.“
Nachdenklich wickelte ich eine Haarsträhne um den Finger. „Wie soll das gehen? Die Kinder können doch nicht alleine ...“
„Klar können sie“, unterbrach mich Birgit. „Hast du nicht gerade gesagt, dass deine Schwiegermutter kommt? Das ist doch prima, dann kann die sich doch um alles kümmern, macht sie doch eh so gerne.“
Langsam begann ich, mich mit dem Gedanken anzufreunden.
Ich müsste nur bei meiner Firma Urlaub einreichen und einen Flug buchen. Und dann: España – ich komme!

„Meine Damen und Herren, in Kürze erreichen wir unseren Zielflughafen Alicante”, ertönte die Stimme der Stewardess. Lächelnd schaute ich aus dem Fenster des Flugzeuges und konnte weit unten auf dem Meer bereits die Schaumkronen der Wellen erkennen.
Ich hatte es tatsächlich getan, hatte meinen seit gestern heimlich unter dem Bett verstauten Koffer geschnappt und war mit einem Taxi zum Flughafen gefahren. Die Nachricht, die ich geschrieben hatte, würden Roland und die Kinder spätestens heute Abend finden. Und morgen kam ja bereits Schwiegermutter und würde das Zepter an sich reißen.
Ich packte das Buch, in dem ich während des Fluges gelesen hatte, in meine Tasche und schnallte mich wieder an. Einer von Birgits spanischen Freunden, sollte mich vom Flughafen abholen und zu ihrer Finca bringen, die circa zehn Kilometer vom Meer entfernt lag.

Der angekündigte Einheimische wartete am Ausgang des Terminals mit einem Namensschild in der Hand. Er wirkte sehr sympathisch und sah unverschämt gut aus.
„Hola, ich bin Gonzalo“, stellte er sich vor und entblößte eine Reihe schneeweißer Zähne. „Und du musst Susanne sein.“
Ehe ich mich versah, hatte er mich rechts und links auf die Wangen geküsst. „Ist bei uns in Spanien so üblich“, erklärte er mit einem spitzbübischen Lachen.
„Woher sprichst du so gut deutsch?“, fragte ich ihn. Sein Akzent war wirklich kaum herauszuhören.
„Ich habe in Deutschland studiert und war ein paar Jahre mit einer Deutschen verheiratet“, antwortete Gonzalo, während wir über den Parkplatz zu seinem Auto gingen.
Kurze Zeit später fuhren wir in Richtung Norden. Vom Flugzeug aus hatte die Landschaft kahl ausgesehen. Dies änderte sich jedoch, je weiter wir uns von Alicante entfernten. Links von der Straße erstreckten sich sanft ansteigende, grüne Hügel, nur hier und da von dem strahlenden Weiß einzelner Ferienvillen unterbrochen und rechts lag das Mittelmeer, wie ein riesiges blaues Seidentuch, auf dem ein Kind seine Spielzeugsegelboote verteilt hatte. Nach ungefähr einer dreiviertel Stunde bog Gonzalo von der Autobahn ab.
Ob meine Familie mich schon vermisste? Ob sie auch ohne mich zurechtkämen? Bestimmt hatten sie den Zettel bereits gefunden. Ich hatte geschrieben, dass ich etwas Abstand benötigte und mich im Laufe der Woche bei ihnen melden würde. Und jetzt Schluss mit der Grübelei, ermahnte ich mich. Schließlich war ich hier, um abzuschalten und mich zu erholen. Unauffällig schaute ich nach links und konnte nicht verhindern, dass bei dem Anblick von Gonzalos markanten Zügen ein kleiner Adrenalinstoß durch meinen Körper fuhr.

Birgits Finca war wunderschön. Sie lag eingebettet zwischen Mandel- und Olivenbäumen und bot einen fantastischen Blick über ein Tal mit Weinreben auf ein zerklüftetes Bergmassiv. Die Sonne war gerade hinter dem Gebirge verschwunden und hatte auf dem Himmel ein Gemälde in feurigen Rot- und Orangetönen hinterlassen. Die Finca selbst war von zwei Seiten mit Naturstein verkleidet und vor der überdachten Terrasse lockte ein Swimmingpool zum Sprung ins kühle Nass. Hier würde ich mich wunderbar erholen können. Ich hörte Schranktüren klappern und bald darauf kam Gonzalo mit zwei Gläsern und einer Flasche Rotwein auf die Terrasse.
„Ein kleiner Willkommensgruß, bevor ich dich mit den Eulen, Fledermäusen und Füchsen alleine lasse“, scherzte er. Er füllte die Gläser und wir prosteten uns zu. Der Blick seiner dunklen Augen jagte mir erneut einen Schauer durch den Körper. Wir setzten uns hin und während das Farbenspiel des Himmels langsam verblasste und die ersten Sterne zu sehen waren, unterhielten wir uns über unsere Beziehungen. Gonzalo erzählte mir von seiner Exfrau und ihrer Scheidung, die erst ein paar Monate zurücklag und ich redete über die Probleme mit meiner Familie. Es tat gut mit einem Außenstehenden darüber zu sprechen und Gonzalo war ein aufmerksamer Zuhörer.
„So, jetzt hab ich dich lange genug aufgehalten, du bist bestimmt müde von der Reise“, sagte er schließlich, nachdem wir die Flasche Wein geleert hatten und ich bereits zweimal in kürzester Zeit gegähnt hatte. „Hier hast du meine Handynummer.“ Er reichte mir ein Kärtchen.
„Falls du irgendetwas brauchst, ruf einfach an. Ich schaue morgen Abend wieder vorbei. Adios Susana, hasta mañana.“ Er stellt sein Glas ab und strich mir über die Wange, bevor er ging. Ich blieb noch eine Weile sitzen und genoss die himmlische Ruhe, die nur ab und zu von dem Gezirpe der Grillen oder dem Ruf eines Käuzchens unterbrochen wurde.
Jetzt war ich gerade mal einen halben Tag von zu Hause weg und der erstbeste Mann, der mir über den Weg lief, verursachte mir bereits Herzklopfen.

Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Ich sonnte mich am Pool, las oder erkundete die Gegend mit Birgits Jeep. Ab und zu kam Gonzalo vorbei und wir waren auch schon einmal abends essen gegangen. Am zweiten Tag hatte ich zuhause angerufen. Ich hatte erwartet, dass Roland mir Vorhaltungen machen würde, aber er war erstaunlicherweise ruhig geblieben. Er hatte sich auch seitdem nicht gemeldet. Ich kannte meinen Mann, dazu war er zu stolz.
So genoss ich also meine Alltagsflucht in vollen Zügen und verspürte noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei.

Am nächsten Abend holte Gonzalo mich ab und wir fuhren auf eine Fiesta im Nachbarort. Als wir ankamen, begann gerade der Festumzug.
„Wow“, rief ich, „was für tolle Kostüme!“ Die langen bestickten Kleider der Frauen leuchteten in bunten Farben und an ihren hochgesteckten schwarzen Haaren waren kunstvoll verzierte Kämme und lange Spitzenschleier befestigt, die so genannten „Mantillas“, wie Gonzalo mir erklärte. Die Männer hatten schwarze Anzüge an und bunte Schärpen um die Taille gebunden. Am Ende der Prozession wurde eine über und über mit Blumen geschmückte Marienstatue getragen. Zwei Musikkapellen begleiteten ebenfalls den Zug. Als ich das rhythmische „Padapam Padapam“ der Paukenschläge hörte, bekam ich eine Gänsehaut.
„Ist das schön“, sagte ich bewundernd und drückte Gonzalos Hand. „Was feiern die hier eigentlich?“
„Das Fest der ‚Virgen de los desamperados’, der Schutzheiligen der Fischer“, erklärte er mir. „Es findet jedes Jahr zur gleichen Zeit statt, um die Jungfrau zu ehren. Jeder Ort hat einen eigenen Heiligen und feiert einmal im Jahr eine Fiesta.“

Als die Prozession zu Ende war, wurde am Strand ein riesiges Feuerwerk gezündet und danach spielte eine Kapelle auf der Plaza. Es schienen wirklich sämtliche Dorfbewohner dort versammelt zu sein. Alt und Jung bewegten sich zu den Klängen der Musik und auch wir schwangen das Tanzbein.
Ein paar Kinder sprangen lachend um uns herum. Eines der Mädchen sah aus wie Katharina und plötzlich bekam ich unbändiges Heimweh nach meinen zwei Streithähnen.
„Was hast du? Du guckst so traurig?“, fragte Gonzalo.
„Ich musste nur gerade an meine Kinder denken. Ob sie mich vermissen?“
„Mach dir keine Sorgen“, tröstete er mich, „bestimmt genießen sie die ‚Mama-freie’ Zeit.“
Die Band begann einen langsamen Pasodoble zu spielen und Gonzalo zog mich an sich. Er schaute mir in die Augen und dann küsste er mich.
„Denk nicht an Deutschland, Susanita, das ist weit weg“, flüsterte er. „Jetzt bist du in España, hier bei mir.“ Ich legte meinen Kopf auf seine Schultern und seufzte.
Ja, dachte ich, und was würde nächste Woche sein? Würde ich weiter auf der Flucht sein oder zurückkehren und ernsthaft mit meiner Familie reden? Ich würde mich entscheiden müssen, ... heute, morgen oder irgendwann.
Und während die Gesichter von Roland und den Kindern vor meinem inneren Auge erschienen, spürte ich die Wärme von Gonzalos Umarmung.

 

hello Blanca -

eine runde kleine Geschichte, die mit ihrem Klischee von der überlasteten Mutter gut im 'Alltag' aufgehoben ist, wenngleich sie eine kleine Flucht daraus beschreibt. Es passiert in dieser sehr vorhersehbaren Geschichte nicht viel, mir hat's gefallen. Das liegt aber auch daran, dass ich ein Freund gepflegter Langeweile bin und unangemessene Hektik nicht schätze - Du hast für meinen Geschmack erfreulich unaufgeregt geschrieben. Der Begriff 'Langeweile' ist ja eher negativ belegt, ich meine ihn hier positiv im Sinne von Entspannung.

„doofe Ziege“ und „Idiot“ sind eigentlich keine Wort'fetzen', sondern vollständige Wörter. Meintest Du Satzfetzen?

Der Scherz mit der Fliege im Bauch sollte vielleicht nicht mit der 'Fantasie des Sohnes' begründet werden, dafür ist er viel zu alt (Der Scherz).

'ebenso gut mit den gleichen Erfolgsaussichten' - hier würde ich mich entscheiden: Entweder 'ebenso gut' oder 'mit den gleichen Erfolgsaussichten', sonst wirkt es wie eine Doppelung.

'mit einem lauten Knall' - kann's auch leise knallen? ;-)

'Die Kinder streiten sich schlimmer denn je..' Passt schlecht zum kleinen Streit ums Kaugummi, war ja nicht so schlimm. Vorschlag: 'Die Kinder streiten sich immerzu...'

'Gonzalo wartete am Ausgang...' - der gute Mann kommt sehr unerwartet, vielleicht könntest Du ihn in der Geschichte vielleicht über Birgit ankündigen?

Viele Grüße vom gox

 

Hallo Gox,
vielen Dank fürs Lesen und die Kritik.
Deine Anmerkungen habe ich bis auf eine alle verwendet.

'Gonzalo wartete am Ausgang...' - der gute Mann kommt sehr unerwartet, vielleicht könntest Du ihn in der Geschichte vielleicht über Birgit ankündigen?
Warum kommt Gonzalo unerwartet? Es steht doch im Satz davor, dass einer von Birgits Freunden Susanne vom Flughafen abholen wird. Also ich finde schon, dass man da kombinieren kann, dass Gonzalo dieser Freund ist. ;)

LG
Blanca :)

 

hallo blanca,

eine schöne geschichte ist das, mir hat sie gefallen. der urlaub vom alltag mit seiner verführung. der leser fiebert mit - werden sie ... oder werden sie nicht? birgit hat es eingefädelt, gonzalo versucht es ... aber:

Und während die Gesichter von Roland und den Kindern vor meinem inneren Auge erschienen, spürte ich die Wärme von Gonzalos Umarmung.

... nichts ist *smile*. gonzales umarmt sie, aber sie ist schon geistig zu hause. wie brigit es vorgeschlagen hatte - urlaub und kleiner flirt. schönes ende.
stilistisch ist das stark. lebendig und flüssig geschrieben. die dialoge passen. nur einige kleinigkeiten habe ich noch:

warf mein Dreizehnjähriger gerade seiner neunjährigen Schwester an den Kopf.

"jährige" ist doppelt. "vier jahre jüngere Schwester" wäre eine kleine verbesserung. noch besser wäre es, wenn du nur "jüngere" schreibst. "Neunjährige" könntest du später als synonym verwenden.

Die Fantasie meines Sohnes überraschte mich immer wieder.
fantasie? nachahmung - der spruch ist uralt!

wohl wissend, dass ich ebenso gut mit den gleichen Erfolgsaussichten versuchen konnte, Angela Merkel einen anderen Friseur aufzuschwatzen.
:lol: :lol: :lol:

Heute war Mittwoch

die vergangenheitsform von "Heute" ist "An diesem Tag" - "es" wäre auch ein guter ersatz

Frustriert räumte ich das dreckige Geschirr, das die Kinder wieder einmal „aus Versehen“ stehen gelassen hatten, in den Geschirrspüler.

bitte erinenre dich, die spülmaschine ist voll. entweder du lässt sie noch einen platz suchen, oder du lässt die spülmaschine erst einmal ausräumen

„Los, spuck schon aus Susanne, was hast du?“, forderte sie mich auf.

"Susi", heisst sie, "Susi" - sie ist doch beste freundin!

Vielleicht solltest du deine Familie mal merken lassen, wie es wäre, ohne dich auszukommen“, schlug Birgit vor. Begeistert von ihrer eigenen Idee ging sie gleich aufs Ganze.
„Warum fährst du nicht in mein Ferienhaus nach Spanien und erholst dich von dem ganzen Stress? Sonne – Meer – himmlische Ruhe, vielleicht ein kleiner Flirt und keiner, der dich von der Seite anquakt.“
Birgit hatte vor einem Jahr von ihren Eltern eine Finca an der Costa Blanca geerbt.
Nachdenklich wickelte ich eine Haarsträhne um den Finger. „Wie soll das gehen? Die Kinder können doch nicht alleine ...“

solche tipps von aussenstehenden, die keine vorstellung davon haben, was das für konsequenzen haben könnte *seufz* - aber diese menschen gibt es tatsächlich
die nachgeworfene info, dass sie das haus geerbt hatte, ist doch überflüssig und tut nichts zur geschichte bei

Ich müsste nur bei meiner Firma Urlaub einreichen und einen Flug buchen. Und dann: España – ich komme!

und mit dem ehemann darüber reden - nein?

die ca. zehn Kilometer vom Meer entfernt lag.

bitte keine abkürzungen. "ca." >> "etwa"

Gonzalo wartete am Ausgang des Terminals mit einem Namensschild in der Hand. Er wirkte sehr sympathisch und sah unverschämt gut aus.
„Hola, ich bin Gonzalo“,

"Gonzalo" stellt sich vor, als ist das erste "Gonzalo" fehl am platz. "Der Einheimische" wäre doch eine schöne alternative

Die langen bestickten Kleider der Frauen leuchteten in bunten Farben und in ihren hochgesteckten schwarzen Haaren steckten kunstvoll verzierte Kämme,

zweimal "steckten" das "hochgesteckten" könnte auch "hochgebundenen" heissen

Jeder Ort hat einen eigenen Heiligen und feiert einmal im Jahr eine Fiesta. Da geht’s richtig rund.“

"Da geht's rund." diese wertung ist völlig unnötig

Alt und Jung bewegte sich zu den Klängen der Musik

"bewegte" >> eigentlich "bewegten"

fazit: schöne und, obwohl "nichts" passiert, ganz und gar nicht langweilige geschichte.
prima!

bis dann

barde

mein lieblingssatz:

Und während die Gesichter von Roland und den Kindern vor meinem inneren Auge erschienen, spürte ich die Wärme von Gonzalos Umarmung.

mkein lieblingssatz ist auch der letze satz, weil er ein zweites darüber nachdenken fordert, bevor die eigentliche aussage in ihm klar wird.

 

Blanca schrieb:
...Warum kommt Gonzalo unerwartet? Es steht doch im Satz davor, dass einer von Birgits Freunden Susanne vom Flughafen abholen wird. Also ich finde schon, dass man da kombinieren kann, dass Gonzalo dieser Freund ist. ;) ...

Stimmt!
Irgendwie war das bei mir nicht angekommen! Das wird am Alter liegen, ich werde es mit Doppelherz versuchen. ;-)

Viele Grüße vom gox

 

gox schrieb:
Das wird am Alter liegen, ich werde es mit Doppelherz versuchen. ;-)

Viele Grüße vom gox


oder mit einer indischen massage *smile*?

 

Barde schrieb:
oder mit einer indischen massage *smile*?

:D
Die hat ja offenbar nicht geholfen!
Ich werd' mal nach Männertee fragen.

 

Hallo Barde,
vielen Dank fürs Lesen und deine ausführliche und dazu auch noch positive (*freu*) Kritik. Habe fast alle deine Anmerkungen so oder ähnlich im Text verwendet.

"Zitat:
Frustriert räumte ich das dreckige Geschirr, das die Kinder wieder einmal „aus Versehen“ stehen gelassen hatten, in den Geschirrspüler.
Bitte erinenre dich, die spülmaschine ist voll. entweder du lässt sie noch einen platz suchen, oder du lässt die spülmaschine erst einmal ausräumen"

Mein Gott, was dir alles auffällt beim Lesen! :D Ich hab das Geschirr jetzt mal in Gläser umgewandelt, zwei dreckige Gläser gehen ja immer noch irgendwie rein.

"Zitat:
Ich müsste nur bei meiner Firma Urlaub einreichen und einen Flug buchen. Und dann: España – ich komme!
und mit dem ehemann darüber reden - nein? "

Nein! :D

So, danke noch mal für deine Mühe.
LG
Blanca :)

P.S. @ gox: Wie wäre es mit einer Brille? :D

 

Blanca schrieb:
... @ gox: Wie wäre es mit einer Brille? :D

Während der Massage? Damit ich die Masseuse besser sehe? :D
Im Ernst - ich habe meine Brille eigentlich immer auf der Nase...

Grüße + schönes Wochenende vom gox

 

Hallo blanca,

im Gegensatz zu Barde zeigt mir der letzte Satz nicht, dass nichts sein wird, es bleibt einfach offen. Ich las die Geschichte gerne, da sie flüssig geschrieben ist; wenn sie auch etwas sehr gerade, oder wie jemand vorhersehbar schrieb, daherkommt.

Dieses Thema: Urlaub von der Familie ist ja schon öfters aufgegriffen worden und ich stelle mir dann immer wieder die gleiche Frage:

Wie haben die Frauen auf einmal die Kraft, allem den Rücken zu kehren, wenn sie es vorher nicht einmal schaffen, die Kinder zur Hausarbeit einzuspannen oder dem Mann ins Gesicht zu sagen, er und seine Skatkumpels sollen das Bier und die Chips gefällig selbst holen?

Da wird es für mich immer sehr unwahrscheinlich, dass die gestresste Ehefrau und Mutter nur durch einen Spontanvorschlag der Freundin mir-nichts-dir-nichts zwei Wochen wegfliegt ;) und dann auch noch gedanklich alles hinter ihr lassen kann.

Sehr passend fand ich die eingeflochtenen Bemerkungen über Land und Leute, das ist für die Geschichte Gewinn.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo bernadette,
danke fürs Lesen und deine Kritik.
Sicher ist es nicht einfach, mal alles hinter sich liegen zu lassen und wie die Prot. der Geschichte einfach die Koffer zu packen.
Aber es geht doch nichts über die dichterische Freiheit. :D

Schön, dass dir die eingeflochtenen Bemerkungen über Land und Leute gefallen haben.
Ich selber lebe schon seit 19 Jahren in dieser Gegend. :)

LG
Blanca

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Blanca!

Alles Gute zu Deinem Geburtstag! :)

Mir hat die Geschichte gut gefallen, erzählt ist sie jedenfalls sehr schön und ich fand sie auch spannend (besonders, nachdem sie Gonzalo kennengelernt hat! :D).
Den zweiten Teil könntest Du für meinen Geschmack ruhig noch etwas ausbauen – sowohl mit Gedanken der Protagonistin, wie auch mit Gonzalo, der sie ihr vertreibt …;)

Unrealistisch finde ich es nicht, daß sie so Hals über Kopf aufbricht – ich kannte selbst eine Frau, die Mann und Kind einfach von heute auf morgen verlassen hat, nicht nur für zwei Wochen, und das nicht einmal, weil es ihr schlecht ging, sondern weil sie es emanzipiert fand, dasselbe wie manche Väter zu tun (das sagte sie wörtlich).
Es fällt schwer, so etwas zu akzeptieren, weil es ja auch um die Kinder geht, die wenigsten können sich so etwas für sich selbst vorstellen – ich auch nicht. Aber es gibt ein sehr gutes Buch zu dem Thema, Eine Hütte für mich allein von Joan Barfoot, mit dem ich mich sehr intensiv auseinandergesetzt habe (schon viermal gelesen), bis ich die Ansicht der Protagonistin akzeptieren konnte.

So kann ich zu Deiner Geschichte sagen, daß ich es sogar typisch finde, daß die Protagonistin ihre Erholung von Küche, Mann und Kindern nicht vorher ankündigt. Dann müßte sie nämlich über die Gründe dafür, das heißt, über ihre Probleme und wie sie sich fühlt, reden statt immer nur zu schlucken, bis sie nicht mehr kann. Wobei das Nicht-Reden sicher nicht nur an ihr liegt, wie hier deutlich wird:

Ich hatte erwartet, dass Roland mir Vorhaltungen machen würde, aber er war erstaunlicherweise ruhig geblieben. Er hatte sich auch seitdem nicht gemeldet. Ich kannte meinen Mann, dazu war er zu stolz.
Der Schluß: Ja, ich glaube schon, daß sie weiter auf der Flucht bleibt, und wer weiß, …
und Roland lässt sich auch nur von vorne bis hinten bedienen.“ Ich stach heftig mit der Gabel in das Schnitzel.
… vielleicht wäre das sogar besser für Roland … :D – Nicht natürlich für die Kinder. :(
Und während die Gesichter von Roland und den Kindern vor meinem inneren Auge erschienen, spürte ich die Wärme von Gonzalos Umarmung.
Barde schrieb:
... nichts ist *smile*. gonzales umarmt sie, aber sie ist schon geistig zu hause. wie brigit es vorgeschlagen hatte - urlaub und kleiner flirt.
Ich sehe das eher so, daß sich die Wärme von Gonzalo besser anfühlt, als das, was sie zuhause erwartet. Deshalb wohl auch »heute, morgen oder irgendwann« – die Schmetterlinge im Bauch sind wohl sehr intensiv. ;)

So, der Rest der Reihe nach:

»Wörter wie: „doofe Ziege“ und „Idiot“, drangen an mein Ohr.«
– ohne Doppelpunkt

»Ich ergriff die Einkaufstüten, die ich neben dem Blumenkübel abgestellt hatte und öffnete die Tür.«
– hatte, und

»„Wenn du ´ne Fliege verschlucken würdest,«
– das richtige Apostroph wäre das auf der #-Taste: ne

»setzte diesen gelangweilten Lasst-Mich-Doch-Alle-In-Ruhe-Pubertätsblick auf.«
– Lasst-mich-doch-alle-in-Ruhe-Pubertätsblick

»„Du hältst ja sowieso immer zu Tom. Ich hasse euch alle“, schrie Katarina«
– wenn sie schreit, würde ich auch ein Rufzeichen machen: alle!“, schrie

»Als ob mein Leben nicht schon stressig genug war.«
– fände schöner: Als wäre mein Leben nicht schon stressig genug.

»wurde sofort von solchen Bildern wie: „der vollen Spülmaschine“, … überlagert.«
– ohne Doppelpunkt

»„Los, spuck schon aus Susi, was hast du?“, forderte sie mich auf.«
– aus, Susi

»aber zusätzlich noch die gesamte Hausarbeit am Hals habe.
Und nächste Woche kommt auch noch Ilse zu Besuch,«
– Warum der Zeilenwechsel in der direkten Rede?

»Ich müsste nur bei meiner Firma Urlaub einreichen und einen Flug buchen.«
– »bei meiner Firma« würde ich streichen, sie spricht ja mit der Kollegin, und wo sonst sollte sie Urlaub einreichen?

»die circa zehn Kilometer vom Meer entfernt lag.«
– zirka

»Ob meine Familie mich schon vermisste? Ob sie auch ohne mich zurechtkämen?«
– zurechtkamen

(Hier hab ich nicht einfach aufgehört, sondern danach nichts mehr gefunden. ;))

Liebe Grüße,
und feier schön!
Susi :)

PS.: Ich weiß schon, Du hast im Moment viel um die Ohren - laß Dir ruhig Zeit, meine Vorschläge setzen keinen Schimmel an. ;-)

 

Hallo Susi,
mann, dass ist jetzt schon das zweite Mal, dass ich eine Kritik von dir erst so spät sehe, sorry! Vielen Dank, dass du dir trotzdem noch mal die Mühe gemacht hast, zumal deine Kritiken immer so konstruktiv sind und man dadurch seine Geschichten um einiges verbessern kann.
Werde deine Vorschläge so schnell wie möglich einbauen und mich echt bemühen, mal wieder öffter auf die Seite zu schauen.
Liebe Grüsse
Blanca :)

 

find ich gut, dass du die kritik so spät entdeckt hast - so bin ich "doch noch" auf diese langatmig schöne geschichte gestoßen - -besonders gefällt mir, dass der titel schon den schluss beinhaltet - bzw. der schluss unmittelbar zum titel führt - und du dir dazwischen so viel zeit lässt - auskostest - ein bisschen fühl ich mich als leserin um den aufenthalt in spanien betrogen - auch um den ersten abend dort - zumal du ja vorangehende situationen sehr lebendig erstehen lässt - z. b. die doppelbelastung der nun endlich eman/nzipierten frau
nachvollziehbar dein klares Nein zu einem klärenden gespräch mit dem ehemann - als autorin zu diesem vorschlag, ein solches in die geschichte einzubauen - hätte bloß einen gähneffekt hervorgerufen - - aber auch als Nein der prot. - der vielen diskussionen, des müßigen ringens um verständnis müde - du lässt offen, ob durch diese eine entscheidung der frau, für ihr eigenes wohlergehen selbst zu sorgen, angeregt von der guten freundin (hoch leben die freundinnen, die die männer fürchten), noch weitere entscheidungen mit ähnlicher intention folgen - intentionen, die männer veranlassen, den frauen die kinder ans herz zu legen - (meinen tun sie ja sich selbst) - als ob frau sie vergessen würde, wenn nicht er im fernsehstuhl sitzend seinen zeigefinger erhöbe -
grüße
krissy

 

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