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Himmelsstürmer

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19.03.2003
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Himmelsstürmer

Himmelsstürmer

Der Sturm blies uns scharf ins Gesicht, als wir durch den feuchten Sand stapften.
Die Gesichter der Kinder waren gerötet und die Vorfreude blitzte in ihren Augen.
Die Mimik des Drachen war gespannt und er riss ungeduldig an der kurzen Leine.
Groß war er, ein rautenförmiges Gebilde aus buntem Papier, dass mit seinem Schwanz um die Wette raschelte.
Harald nahm die Leine und ich hielt ihn zum Start bereit.
„Höher Papa“, rief das eine, „schneller Papa“, rief das andere Kind. Der Wind zerfetzte ihre gutgemeinten Ratschläge, aber ihr Vater wusste, mit dem Widerspenstigen umzugehen.
Dieser schwang sich hinauf, pfiff durch die salzige Luft, erklomm den grauen Himmel, als sei das seine Bestimmung immer höher zu steigen.
Mein Herz flog mit ihm. Übermütige Lebensfreude ließ in purzeln. Als er drohte abzustürzen, zog mein Liebster an den unsichtbaren Fäden. So rettete Harald ihn immer wieder, verhalf ihm zu einem gleichmäßigen Tanz. Makellos schwebend, wunderbar, ein bunter Klecks über uns. Mit einem Mal zog er wieder, zerrte mit aller Macht hinauf.
Ich sah meinem Mann in die Augen. Dachte er ebenso? Die Leine ruckte, als alles Band abgespult war. Einen Moment lang verharrte mein Angetrauter, stemmte sich gegen die Kraft des Aufbegehrenden. Dann suchte er meinen Blick, erfasste meinen Gedanken, hob die Arme und ließ ihn frei.
Der Drache stob davon, frei ohne Furcht steuerte er auf den Horizont zu. Da, wo Wasser und Erde sich vermischten, verschmolz er und wurde eins mit den Elementen.

 

Ein schönes, reifes Thema.
Der argwöhnische Hausdrachen (:D) sieht die Beziehung zu ihrem Mann durch den Tanz in der Luft, den ihr Mann zu kontrollieren scheint. Ich verstehe den Gedanken, jedoch könnte man doch sagen, dass er dem Drachen hilft, nicht abzustürzen oder vom Wind zerfetzt zu werden.

Du könntest die ersten drei Sätze etwas ausarbeiten, sie scheinen mir zu statisch und tot.
"Der Baum ist schön. Seine Blätter sind grün. Er gefällt mir sehr."
Versuch es in etwa so:
"Der Sturm blies uns scharf ins Gesicht, als wir durch den feuchten Sand stapften und die Kinder mit geröteten Gesichtern an uns vorbeiliefen, die Vorfreude in ihren Augen..."

Ansonsten nichts auszusetzen, gefällt mir gut!

 

Hallo Mindsounds,
Danke fürs Lesen :)

Du könntest die ersten drei Sätze etwas ausarbeiten, sie scheinen mir zu statisch und tot.
Ich wollte mit diesen Sätzen eine Momentaufnahme einleiten, damit klar wird dass es bei meiner Geschichte um den einen philosohischen Gedanken geht.
Kern dieser Geschichte ist nicht die Handlung, es hätten auch andere Momentaufnahmen sein können.

Ich verstehe den Gedanken, jedoch könnte man doch sagen, dass er dem Drachen hilft, nicht abzustürzen oder vom Wind zerfetzt zu werden

Verate mir doch welchen Gedanken du verstanden hast, denn es geht hier nicht um eine Beziehung, die davon lebt, dass einer die Fäden in der Hand hält, und der andere den Wunsch verspürt auszubrechen.


Hallo Maxy, :)
auch dir vielen Dank,

Lebt sie schon während der Beziehung zu ihrem Mann in Freiheit, oder muss sie sich diese erst erkämpfen und gewinnt sie

Es ist ein Istzustand, den ich beschreiben wollte, keine Entwicklung.
Daher kommt deine erste Frage, dem nahe, was ich sagen wollte.

Schönen Abend wünsche ich Euch beiden.
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

um gleich auf den Kern zuzusteuern: Für mich ist das Bild eines der Harmonie zwischen dem Ehepaar, sie verstehen sich ohne Worte, sind sich einig in dem Ziel Freiheit zu geben, `loszulassen´. Dies ist wieder die Voraussetzung einig zu sein, unterschiedliche Elemente verschmelzen- aufgrund von Freiheit, nicht von (Drachenleinen ziehender) Dressur.

Alles Gute,

tschüß… Woltochinon

 

Hi Goldene Dame,
dieser Satz hier stammte von maxy:
Ansonsten hab ichs gern gelesen, du erzählst sehr frisch und lebendig. Das windige Wetter kann man fast spüren und sowas gefällt mir immer

Dem kann ich mich nur anschließen! Sehr schön geschrieben, wenn man manchmal den ein oder anderen Satz auch zweimal lesen musste. Doch das ist wohl der Anspruch des Autors ;)

Grüße...
morti

 

Hallo Woltochinon,
danke fürs Lesen und Interpretieren.

Das Wechselspiel zwischen Verstehen und verstanden werden zwischen Menschen ist oft mit Mißverständnissen behaftet.
Wenn ein Mensch, den anderen versteht, und zwar genau, empfindet man aneinander Zugehörigkeit, Teil eines Ganzen zu sein. Es ist die Verschmelzung zweier Gedanken, zweier Empindungen, ohne das die Individualität aufgegeben wird. Die Bereitschaft aneinander zu verstehen, setzt wiederum Einigkeit voraus, die die Einigkeit schafft.

Alles Gute
Goldene Dame

 

Hallo morti,
danke, dass dir meine Geschichte gefallen hat.

Dem kann ich mich nur anschließen! Sehr schön geschrieben, wenn man manchmal den ein oder anderen Satz auch zweimal lesen musste. Doch das ist wohl der Anspruch des Autors

*Räusper* Anspruch des Autors?

Goldene Dame

 

Hallo Morti,

Ich lass das einfach mal offen...

Warum lässt du es offen?
Findest du meine angewandte Rhetorik zu aufgetragen?
Wenn es da eine versteckte Kritik gibt, wäre ich dir dankbar, wenn du sie offen benennst.

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

du hast ein sehr schönes Beziehungs-Bild gezeichnet :).

Mein Herz flog mit ihm. Übermütige Lebensfreude ließ in purzeln. Als er drohte abzustürzen, zog mein Liebster an den unsichtbaren Fäden. So rettete Harald ihn immer wieder, verhalf ihm zu einem gleichmäßigen Tanz.

Du zeigst die Ehefrau als schwächere Person und den Mann als Retter in Not. Einer, der weiß, wo es langgeht. Gut, kann man so sehen und natürlich auch so erleben. Ich als dominante Person habe da natürlich meine Schwierigkeiten :D.

Einerseits ist dieses Loslassen eine wunderschöne Symbolik, aber andererseits ist der Drachen doch auch eine große Freude der Kinder. Die Eltern ignorieren in diesem Punkt die Gefühle der Kinder völlig.

Das kann positiv für die Alten sein (das Familienleben besteht nicht nur aus dem, was für die Kinder gut ist) und auch negativ gedeutet werden.

Ich deute es mal als ein gesundes Stück Egoismus.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hi Bernadette,
Da hast du ja ein altes Ding von mir ausgegraben.

Du zeigst die Ehefrau als schwächere Person und den Mann als Retter in Not. Einer, der weiß, wo es langgeht. Gut, kann man so sehen und natürlich auch so erleben. Ich als dominante Person habe da natürlich meine Schwierigkeiten .

Du hast Recht, man könnte es so sehen, aber eigentlich war meine Intention eine andere.
Die Eltern ignorieren in diesem Punkt die Gefühle der Kinder völlig.

Auch das ist mir beim Schreiben nicht aufgefallen. Ich hatte eher im Kopf, dass die Kinder den Drachen auch lieber frei sehen wollen.

Deine Interpretation lässt mich nachdenklich zurück.

LG
Goldene Dame

 

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