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Hoffentlich,
"Hoffentlich", murmelte Ronny leise. "Hoffentlich kommt Kerstin bald."
Ronny spürte Druck auf seiner Lunge und seine Nervosität stieg von Sekunde zu Sekunde. Kerstin hatte sich als Besuch angemeldet, um mit ihm über anstehende Projekte in der AG zu sprechen. Kerstin und Ronny waren immer gute Freunde gewesen. Hätte man Ronny nach der Freundschaft mit Kerstin befragt, so hätte Ronny keine Anzeichen irgendeines Zweifels durchblicken lassen. Niemals hätte er von anderen Leuten aus seiner Umgebung, ein schlechtes Wort über Kerstin geduldet.
Kerstin hatte sich für drei Uhr angemeldet und der große Zeiger der Uhr, welche in Ronnys Küche hing, zeigte schon über die zwölf hinaus.
Da klingelte es plötzlich an Ronnys Wohnungstür. Bestimmt ist es Kerstin. Zerstreut, stürzte Ronny zur Sprechanlage, nahm den Hörer ab und hielt ihn ans Ohr: "Kerstin, bist du es? Ich lass dich rein."
Jetzt riss er die Wohnungstür auf und stellte sich hinaus auf den Flur. Da fiel ihm auf, dass er keine anständige Hose anhatte und auch noch vollkommen unrasiert war. Und unter den Armen roch er auch noch. Das konnte, ...nein, es würde peinlich werden.
Wir kennen Ronnys innere Spannungen, oder Zwänge nicht, wie man heute sagt. Denn er verfiel nun in eine Art Gesamtkörperkrampf. Der sich allmählich, nicht schnell, aber dafür doch stetig an ihm zuerst an den Füßen, dann über Knie, Bauch, Arme usw. ausbreitete.
Das Gute daran war, dass es heutzutage Tabletten dagegen gab.
Als Ronny noch keine Tabletten bekam, äußerte sich dieser Gesamtkörperkrampf in spastischen, ganz entsetzlichen Zuckungen der Arme und Beine. Auch sein Kopf begann dann in einem außergewöhnlichen, aber gleichmäßigen Rhythmus zu zucken.
Es vergingen bittere Sekunden des Wartens.
Eigentlich hatte Ronny erwartet, das sich bis spätestens drei Minuten nach der festgesetzten Zeit, in der Kerstin kommen sollte, der Gesamtkörperkrampf sich durch ihr Erscheinen nicht in die absoluteste und entsetzlichste Krampfstufe steigerte. Nun waren aber auch gerade diese besagten drei Minuten bereits seit zehn Sekunden überschritten.
Ronny, bei noch einigermaßen gesammelten Geisteskräften, begann nun tatsächlich ernsthaft zu überlegen, wo diese Tabletten waren. Er musste sie finden, bevor ihn diese schon aus früheren Zeiten her bekannte Körpereruptionskatastrophe ereilte.
Aber die lagen nicht an ihrem Platz, dort wo sie sonst zu liegen hatten.
Ronny, der seit zehn Minuten immer noch an der gleichen Stelle stand, drohte jetzt ernsthaft in Schwierigkeiten zu kommen. Und jetzt fingen auch schon die Schmerzen in den Schläfen an. Und diese scheiß Tabletten, weg.
Ham` die Beine gekricht, oder was? Ich bin steif wie ne` Säule. Ich muss mich jetzt dennoch zwingen zu gehen.