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Holt mich endlich!

Seniors
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08.01.2002
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Holt mich endlich!

Je älter sie wurde, desto mehr verhüllte sich ihr Alltag mit grauen Schleiern.
Nachts im Bett verabschiedete sie sich in das Schwarz und hoffte, nie wieder aufzuwachen. Einfach einschlafen und aus. Manchen ihrer Mitbewohner im Seniorenheim erwies das Schicksal diese Gnade. Vielleicht eines Tages auch zu den Begünstigten zu zählen, gab ihr Trost. Doch jeden Morgen wachte sie ernüchtert wieder auf. Und jeden Abend spürte sie deutlicher den Verfall ihres alten Körpers. Sie fühlte sich wie ein vermodernder Baumstumpf schutzlos der Witterung ausgesetzt. Als mit der Zeit die Zwiesprache zwischen ihr und der Hoffnung die Zwiesprache verstummte, fiel wie ein Rabe mit hackendem Schnabel Bitternis über sie her. Fortan konnte sie nur noch mühsam einschlafen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt, dachte sie, was für ein dämlicher Spruch, und Wut brannte in ihr. Aber die hinterließ nur Kraftlosigkeit.
Selbst die Wucht ihrer Empörung verließ sie wie ein Trauergast, der sich vom Grab abwendet, nachdem er drei Schäufelchen Sand auf den Sarg geworfen hat.
So habe ich mir meine letzten Tage nicht vorgestellt, so ohne Würde. Hoffnung ist Würde. Auch Empörung ist Würde. Aber ich verfalle jeden Tag zusehends mehr und fühle mich unendlich matt.
Mein Körper ist so erstarrt als läge ich schon in Leichentüchern. Warum muss sich dann mein Geist so ruhelos hin und her bewegen? Hätte ich es vorher geahnt, ich hätte dieses bittere Leben früher beendet, dachte sie trotzig.
Ihr war als müsse sie jemanden für ihren Zustand anklagen. Ein vernichtendes Gefühl von Ungerechtigkeit drückte gegen ihre Brust. Warum liege ich noch hier, bettlägerig und ausgeliefert? Ihr Zeigefinger zuckte und in Gedanken drohte sie erbost gegen den Himmel gerichtet. „Holt mich endlich, habt ihr da oben denn kein Erbarmen?“
Sie japste nach Luft und musste röchelnd husten. Tausend Nadelstiche brannten in ihrem Brustkorb. Aber sonst geschah nichts.

„Ich bin vergessen worden", Herr Pfarrer. "Alle haben sie schon geholt, meinen Mann, alle Verwandten und meine Freunde. Nach und nach, alle gegangen. Was soll ich noch hier?“ Ratlos blickte sie den Pfarrer an, der von Zeit zu Zeit im Seniorenheim Besuche machte.
„Was hab ich bloß falsch gemacht. Hab ich den richtigen Zeitpunkt verpasst?“

"Na, na, das klingt ja so als wollten Sie sterben", tadelte er. "Versündigen Sie sich nicht an Gott! Seien Sie froh, dass Ihnen noch all diese Lebenstage geschenkt sind."
"Aber was tue ich denn Böses? Gegen welches der 10 Gebote verstoße ich, wenn ich mir wünsche, endlich tot zu sein?"
Der Pfarrer schüttelte verständnislos den Kopf. Aufbegehrende Alte waren lästig, dachte er unwirsch, und erst recht, wenn sie störrisch wurden.
„Der Herr Gott wird Sie zu sich nehmen, wenn Ihre Zeit gekommen ist. Freuen Sie sich über jeden neuen Tag.“ Bemüht lächelte er sie an, aber je länger sie ihn aus ihren wässrigblassen Augen betrachtete, desto mehr verzerrten sich seine Gesichtszüge.

Zu welchem Zeitpunkt hätte ich es wohl getan, grübelte sie nachts. Damals, als ihr Mann Thomas starb? Als ihr so elend war, dass sie ihm am liebsten gefolgt wäre? Nein, das Leben danach ging ja weiter. Es war anders ohne ihn, stiller, aber es ging.
Ihre Erinnerungen flogen durch die Zeit, einzelne Bilder boten sich feil. Sie fühlte sich fiebrig. Wie ein Goldgräber, der mit starrem Blick seine Sandpfanne schwenkt, gierte sie nach einem blinkenden Hinweis. Ungeduldig kratzten ihre Fingernägel über das Bettlaken. Weiter, weiter, was gab es noch in meinem Leben an Stationen?, drängelte sie sich. Nichts schien zu passen und sie fühlte sich von ihren Erinnerungen belästigt wie von einem Rosenverkäufer, der hartnäckig seine Ware anbietet. „Weg, weg, was soll ich damit?“, brummelte sie.
Sie gab erschöpft auf. Zwecklos in der Vergangenheit nach Versäumten zu suchen, und ihre Rastlosigkeit wich für ein paar Minuten. Aber die Ruhe war trügerisch.

Früher hatte sie immer vollmundig verkündet, dass die einzige Freiheit des Menschen seine Freiheit wäre, sich das Leben zu nehmen. Aber schon damals hatte sie geahnt, dass dazu ein beweglicher Körper erforderlich ist. Einer, der losgehen kann, um sich von der Brücke zu stürzen, einer, der wenigstens den Fahrstuhl hinauf in die letzte Hochhausetage schafft.
Ihre Hand ballte sich zu einer knochigen ungelenken Faust und ihr Herz schlug schneller, während sie Anklage erhob. Die da oben haben mich vergessen. Ich muss es allein hinbekommen.
Wie immer im Leben, muss ich mich um alles selbst kümmern.
Hätte sie sich doch nur beizeiten eine ausreichende Dosis Gift besorgt, die hätte sie jetzt geschluckt. Wie einfach es wäre. Eine Pille einwerfen, sie mit ein paar Schlucken Wasser unwiderruflich in den Körper versenken und sterben. Ihre Gedanken ruhten wohlig in dieser Vorstellung und sie fühlte sich wie früher, wenn sie in ihren Tagträumen im Lotto gewann und minutenlang schwelgend überlegte, was sie mit all dem Geld tun würde.

„Könnten Sie mir nicht… etwas verschreiben, Frau Doktor?" schob sie zwischen ihr Ein- und Ausatmen, während die Ärztin ihre Lunge abhorchte.
"Auch, wenn draußen die Sonne scheint und ich hier gut versorgt werde. Das ist es nicht. Ich mag nicht mehr, Frau Doktor."
„Ihre Lungenfunktion gefällt mir gar nicht, ich fürchte Ihre Atembeschwerden könnten von einer verschleppten Bronchitis stammen. Ich verschreibe Ihnen ein Antibiotikum, das Sie bitte zehn Tage lang einnehmen und dann sehen wir weiter, ob es geholfen hat.“

Ob wohl Irina mit dem russischen Akzent ihr ein paar Packungen Schlaftabletten besorgen würde? Sie war mit Abstand eine der hilfsbereitesten Altenpflegerinnen. Aber was würde mit Irina danach passieren, wenn es herauskäme? Schwerseufzend verwarf sie die Idee.
Ich könnte mir für die Nächte Schlaftabletten geben lassen und sie dann heimlich beiseite legen. Der Gedanke gefiel ihr und triumphierend als hätte sie ein schweres Rätsel gelöst, wartete sie bis zum Abend, um die Tabletten einzufordern.
„Ich bringe Ihnen gleich ein Schlafmittel“, sagte die Nachtschwester, „wir haben seit neuestem gut wirkende Tropfen, die werden sehr gut vertragen.“

Ihr war als befände sie sich auf einem sinkenden Schiff, das sich anschickte mit dem Bug voran in das eiskalte Nass zu tauchen. Und sie durchlebte die grausige Einsamkeit eines letzten Passagiers, die Augen auf das in der Ferne davon treibende Rettungsboot gerichtet.

Im Traume begegnete sie Thomas. „Was machst du dir bloß so viele Gedanken?“ tadelte er mit sanfter Stimme. „Mein Problemchen. Dabei hast du es doch so gut.“
„Nein, schau doch genau hin!“, entrüstete sie sich, „ich bin ans Bett gefesselt und mit dem Fluch der Gebrechlichkeit belegt.“
Er schmunzelte kopfschüttelnd. „Du bist immer noch die Weltmeisterin im Übertreiben. Hast du denn in den letzten Jahren vergessen, wie schön das Leben ist?“
Sie fühlte sich wie ein Schulmädchen gerüffelt und begehrte auf. „Ich habe stets versucht aus allem den positiven Kern herauszuschälen, aber jetzt ist wahrhaftig nichts mehr zu finden.“ Wieder lachte er und schloss sie herzlich in seine Arme. „Mein Dummerchen, du bist so reich. Jeder deiner Tage könnte königlich sein.“
„So?“, erwiderte sie aufgebracht, „was für Schätze soll ich denn deiner Meinung nach besitzen?“
„All deine Erinnerungen.“ sagte er lächelnd.

Am Morgen verlangte sie von Irina, dass diese ihr all ihre Fotoalben ans Bett bringen solle.
Bedächtig betrachtete sie Foto um Foto und ab und zu huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.

 
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Hallo Illusionist,

ich danke dir herzlich, dass du dich sogleich der Geschichte angenommen hast, von der mir ein Freund sagte, dass sowas Trauriges eh keiner lesen möchte. Allerdings ist er nicht kgler und weiß nicht, mit wieviel Akribie hier jede Geschichte behandelt wird und so auch diese. :)

Zunächst zum Einfachen: den einen Satz weiter oben in der Geschichte habe ich sofort eleminiert, den mit dem Räuber überleg ich mir noch, aber es trifft insoweit ins Schwarze bei mir, weil ich sehr gut verstehe, was dich stört.
Du kennst es ja vielleicht auch: anfänglich mag man sich noch nicht so recht von seinen geliebten Sätzen trennen. Kommt noch bei mir. Die Geschichte ist ja noch frisch.

Sodann zu den härteren Sachen, bei denen ich erstmal schlucken musste. Mehr Aktion anstelle von Monolog zu zeigen ist ein absolut berechtigter Hinweis, den ich selbst höchstgerne anderen Autoren als Kritik unter deren Geschichte schreibe. In eigenen Sachen ist man wohl betriebsblind, denn das, was ich mir bei anderen wünsche, sollte ich selbst auch in die Tat umsetzen.

Ich stimme dir also zu und dennoch vermag ich (im Moment) nicht anders als so wie es da steht, es erstmal zu lassen. Mit der Zeit kommt auch bei mir meist die Idee, wie man es verbessern könnte.
Das gilt auch, was den Schluss anbelangt. Ich dachte, er ist ok so, wenn er so kurz ist und ich keine große Erklärung dafür gebe, dass sie mit dem Betrachten der Fotos zumindestens schon mal auf dem richtigen Pfad ist.
Ich wollte da nicht viel mehr schreiben, aber vermutlich ist das eine zu schnelle Verwandelung.
Auch dazu benötige ich zeitlichen Abstand zur Geschichte, um es verbessern zu können. Manchmal reicht aber auch das nicht. Ich kann also für nix garantieren.

Nochmals lieben Dank für deine superschnelle Kritik, die Geschichte war noch nicht ganz trocken, da hatte ich schon von dir eine Rückmeldung. Toll.

Lieben Gruß
lakita

Edit: den zweiten von dir bemängelten überflüssigen Vergleich hab ich auch noch gekillt.

 

Hallo Lakita,

in deiner neuesten Geschichte hast du dich einem aktuellem Thema gewidmet. Der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung wird zunehmend größer.
Der Gedanke, von jemandem abhängig zu sein und seinen Willen nicht mehr ausführen zu können, erzeugt in jedem Alter Schrecken.
Jaaa, man möchte seinem Leben selbst ein Ende setzen, wenn es 'soweit' ist oder man meint, es sei soweit und vergisst dabei, dass man dazu gar nicht mehr in der Lage sein könnte.
Diese Thematik finde ich sehr interessant.
Und trotzdem hat mich deine Geschichte nicht ganz überzeugt.
Diese Frau, die du beschreibst, muss ja schon sehr alt sein, da bereits die Kinder tot sind. Erscheint mir eher ungewöhnlich, dass gar niemand mehr da ist, der sie besucht, wenn sie Kinder hatte. Etwas gestört haben mich deine Assoziationen zu jedem Gemütszustand. Ich fand deine Fantasie gut, aber teilweise etwas überzogen. Beim zweiten Lesen habe ich mich nur noch auf deine Vergleiche konzentriert. Aber das wolltest du sicher nicht!
Das Ende fand ich nicht ganz gelungen. Ich glaube auch, dass man, um Erinnerungen abrufen zu wollen, kein Album braucht.
Ich hätte mir einen adäquaten Schluss zu deinen Vergleichen gewünscht, auch außergewöhnlich. Verstehst du, was ich meine?
Die Frau braucht einfach nochmals ein erstrebenswertes Ziel, eines, das sie ausfüllt, hochreißt, trotz ihrer körperlichen Gebrechen. Im Kopf ist sie ja noch fit! Vielleicht hat sie etwas Ungewöhnliches erlebt und will, dass die Menschen davon erfahren. Viellecht in Form einer Kurzgeschichte;)? Könnte mir vorstellen, dass sie Irina zu ihrer Verbündeten macht.
Ich finde es interessant, dass du dir ungewöhnliche Themen suchst wie auch schon die Rattengeschichte, aber die Umsetzung hier hat mich nicht ganz überzeugt.

Ciao,
jurewa

 

Hi lakita,

manchmal ist es mir zu dick, da werden die Gefühle unter Vergleichen begraben und finden so nicht mehr statt. Weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen.
Von den Gedanken her gut nachzuvollziehen, aber was ist mit Thomas passiert. Von den Erinnerungen, die sie überfallen, bleiben mir zu wenig. Es sind Fetzen, aus denen ich mir zwar reimen kann, der Sohn der Frau ist gestorben, aber es wird keine Beziehung deutlich. In den Erinnerungen erscheint deine Protagonistin fast egoistisch, so wolltest du sie aber sicher nicht zeichnen, denn immerhin überlegt, sie, was mit der Pflegerin passieren würde, brächte diese ihr die gewünschten Tabletten.
Das klingt schlimmer, als ich es meine. Deine Geschichte ist gut, sie könnte nur sehr viel besser sein, wenn du sie etwas reduzieren würdest.
Details:

Doch jeden Morgen wachte sie ernüchtert lebend wieder auf
Dass sie noch lebt, ist irgendwie klar, wenn sie wieder aufwacht.
Er war ein abgesägter Baum, dessen Stumpf schutzlos der Witterung ausgesetzt, vor sich hinmoderte.
Das Bild stimmt in mehrfacher Hinsicht nicht. Wenn der Körper wie der abgesägte Baum war, war er nicht wie dessen Stumpf. Wenn er wie der Stumpf in der Erde war, floss das Adergeflecht (Wurzeln) noch. Und solche Stümpfe modern nicht, sondern setzen sogar oft neue Triebe. Da sie ja im Seniorenheim ist, könntest du sie mit dem abgesägten Stamm vergleichen, der einst stolz in die Höhe ragte und jetzt auf einem Anhänger zwischen den anderen Balken geladen daraufwartet, abtransportiert und abgeladen zu werden.
Die Hoffnung stirbt zuletzt, dachte sie, was für ein dämlicher Spruch, da ich noch lebe, und Wut brannte in ihr.
Würde ich weglassen. Ich zumindest habe den bitteren Witz des Satzes auch so verstanden und mein erster Gedanke war: "aber in diesem Falle vor der Prot"
„Na,na, das klingt ja so als wollten Sie sterben
fehlendes Leerzeichen
Das ist nicht gut“, mit übertriebener Gestik schüttelte er den Kopf.
gut. "Mit
Ungeduldig kopfschüttelnd kratzten ihre Fingernägel über das Bettlaken.
Die Fingernägel schüttelten den Kopf?
Aber schon damals ahnte sie, dass dazu ein beweglicher Körper erforderlich ist.
Tempus: schon damals hatte sie geahnt
Hast du den in den letzten Jahren vergessen, wie schön das Leben ist?
Hast du denn

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Lakita,

mich beschäftigt das Thema Altern auch sehr, daher habe ich Deine Geschichte mit Interesse gelesen. Mir ist die Handlung ein wenig zu einseitig, deine Prota ist mir nicht differenziert genug. Es liest sich ein wenig so, wie ein jüngere Mensch sich die Angst eines gealterten, bettlägerigen Menschen vorstellt, dadurch wird deine alte Dame merkwürdig persönlichkeitslos, weil die ganze Geschichte von diesen Gedanken geprägt ist.

Du hast das so gezeichnet und es ist Deine Geschichte, deshalb möchte ich sie auch bei Dir belassen. Ich denke aber, dass auch ein alter Mensch, so er geistig noch fit ist, durchaus durch die Kräfte seines Verstandes noch am Leben gehalten wird. Sicher mag es in so einer Situation immer wieder den Gedanken an den Tod geben, aber es gibt die andere Seite, den Lebenswillen ebenso.

Liebe Grüße
melisane

 

Hallo Illusionist,
hallo Jurewa,
hallo Bernhard,
hallo sim,
hallo melisane,


zunächst vorweg euch allen ganz herzlichen Dank für das Feedback. Ich weiß das Thema ist weder angenehm, noch sommerlichen Temperaturen gewachsen, es würde eher im verschneiten Winter würdiger erscheinen, noch möchte man sich damit gerne auseinander setzen. Daher mein besonderer Dank, dass ihr so unerschrocken gewesen seid, sich einem ungeliebten Thema zu widmen.


Ich wollte mir mit dieser Geschichte schlicht die Frage beantworten, was passiert, wenn man bettlägering, also ausgeliefert ist und nicht, wie so viele alte Menschen in geistiger Verwirrung dämmern kann und somit sich selbst noch mit Allem wahrnimmt. Ich wollte, um es noch krasser auszudrücken, mir die Frage beantworten, ob man noch leben mag, wenn nur noch der Geist funktioniert.

Und ich weiß aufgrund eurer Kritiken auch, dass ich mit dieser Geschichte die Erfahrung machen durfte, meine Grenzen als Schreiberin kennenzulernen.
Die liegen nämlich da, wo ich über etwas schreibe, das ich nicht kenne.

Die Situation einer bettlägerigen Frau, deren sozialer Kontakt sich letztendlich auf das Pflegepersonal beschränkt, weil es keine anderen Menschen mehr in ihrer Welt gibt, ist eine, die jeder von uns mit seinen eigenen Empfindungen und Vermutungen belegt hat. Und ich komme mit meiner eigenen Vermutung und Empfindung hinzu.
Ich bin keine so gute Schreiberin, dass es mir gelingen könnte, gleichsam jeden trotz der eigenen Vorstellungen, mitzureissen in meine Gedanken- und Gefühlswelt.

Aus diesem Grunde gefiel meine Geschichte vermutlich nur denjenigen halbwegs, die halbwegs ähnliche Gedanken zu diesem Thema haben. Allen anderen genügte das nachvollziehbarerweise nicht. Und da mir das Talent fehlt, einen Leser so oder so, also vorgeprägt wissend oder unwissend mit meinen Geschichten mitzureissen, liegt genau hier auch meine Grenze als Schreiberin.

Es gibt gewiss einiges, was ich an dieser Geschichte verbessern kann, z.B. kann ich versuchen mehr Aktion hinein zu bringen, kann weniger erdrückend mit Vergleichen arbeiten, noch mehr über die Frau berichten, einen pfiffigeren Schluss ersinnen und das werde ich auch mit etwas Abstand nochmals angehen und umzusetzen versuchen,
aber inhaltlich kann ich nichts anderes beschreiben und darstellen als dasjenige, was dort steht.


@ Illusionist

auch deinen zweiten bemängelten Satz hab ich nun gestrichen, und du hast Recht, es fehlt im Grunde nichts an Aussage.


@ Jurewa

ich hab eine Winzigkeit deutlicher gemacht, durch Änderungen in der Geschichte, dass sie keine Kinder hat und total allein dasteht.
Meine Vergleiche zum Gemütszustand überarbeite ich noch mit mehr Abstand.
Ja und der Schluss ist so eine Sache. Sie soll auf jeden Fall als Lösung ihres Problems in ihren Erinnerungen versinken. Die Idee einen Teil dieser Erinnerungen aufschreiben zu lassen ist nicht übel. Und das Fotoalbum ist für meine Begriffe sehr gut ein Vehikel, um sich genauer in schöne Situationen reindenken zu können, sie also besser erinnern zu können. Wir Menschen haben meistens in unseren Fotoalben schöne Erinnerungen enthalten, Feiern, Urlaube, Gesichter unserer Verwandten und Freunde. Ich wollte das damit andeuten, dass sie sich an die schönen Dinge erinnern möchte. Aber siehe oben, hier setzen vermutlich unsere unterschiedlichen Vermutungen und Gefühle die Grenze.


@ Bernhard

ja der Titel, ich finde ihn nicht besonders innovativ. Ich hatte ursprünglich, so mein Arbeitstitel "Die Würde des Alters" gedacht, aber da klang mir so abtörnend behäbig und ältlich, dass ich den andern Titel wählte. Sollte dir noch was Treffenderes einfallen, nur zu. Bin da für jeden Verbesserungsvorschlag offen, denn ich stehe auf dem Standpunkt, dass eine treffender Titel auch Leser anziehen kann.
Ich verstehe dein Feedback so, dass ich dir zu wenig über Hoffnung, Würde und die Frage reflektiere, ab wann man nicht mehr leben möchte. Das kann ich verstehen und vermag dir trotzdem grad nicht mehr anzubieten als das, was da in meiner Geschichte steht. Ich muss an meine Oma ab und zu denken, sie und auch mein Opa haben im hohen Alter immer wieder diesen Satz gesagt, obwohl sie da weder bettlägerig noch schwerstkrank, sondern halt nur bejahrt waren: "Ich mag nicht mehr." Das war im Grunde genommen meine Ausgangssituation und ich gestehe, da vermutlich etwas oberflächlich drübergehuscht zu sein. Eben wie ein Laie, der über das Alter schreibt.

du schreibst:
Die Erinnerungen standen ihr immer zur Verfügung, sie fühlte sich auch schon belästigt und plötzlich werden sie kostbar?

Nein, so hab ichs nicht gemeint: anfänglich durchsucht sie ihre Erinnerungen nur, um sich die Frage zu beantworten, ab wann der richtige Zeitpunkt zum Sterben gewesen wäre. Wann sie hätte sich umbringen müssen, um diese jetzige Situation zu vermeiden.
Und oh doch...deine Worte waren hilfreich! Danke.


@ sim

da auch du die zu dick aufgetragenen Vergleich bemängelst, das taucht ja doch jetzt schon auffällig oft auf, kann ich auch nur dir versprechen, dass ich mit etwas zeitlichem Abstand nochmals drübergehe und wegstreiche oder verändere.

Dass mit Thomas hab ich geändert, denn ich wollte nicht, dass du weiterhin denkst, es sei ihr Sohn, ich hab die Kinder gekillt und ihn zum Ehemann, was er auch von Anfang an ist, gemacht. Damit keine Missverständnisse mehr bestehen.
Doch sie ist eine Egoistin pur, aber genau das kann sie sich doch auch leisten, da sie ja niemanden mehr hat, auf den sie Rücksicht nehmen muss. Bis auf Irina, wenn sie ihr diesen Auftrag erteilte.
Mit reduzieren meinst du die Sätze,die zu dick auftragen?

Deine Fehlerliste hab ich abgearbeitet, dass mit dem Baumstumpf hab ich verändert, nicht getilgt, so dass es logischer wird, weil ich mich von diesem Vergleich nicht trennen mag.
Mir hat übrigens ein Gärtner erzählt, dass man heutzutage die Baumstümpfe nicht mehr ausgräbt, das sei viel zu viel Arbeit, sondern sie mit der Zeit vermodern, weil sie ja mit ihrer glatten Fläche der Witterung ausgesetzt seien.

@ melisane

eigentlich kann ich als Antwort auf deine Kritik nur nach oben verweisen, da hab ich geschrieben, weshalb ich vermute, dass ich mit dieser Geschichte dich nicht erreichen konnte. Du schreibst, die Frau ist zu wenig differenziert, das wäre ein Punkt, den ich gerne aufgreife, wenn ich diese Geschichte überarbeite, dann wäre es durchaus möglich, mehr über sie zu schreiben. Aber ich gebe mich wirklich nicht der Illusion hin, dass es mir dann gelingt, das zu schreiben, was deinen Vorstellungen entspricht und dann wäre es auch wieder zu verkürzt, nicht wahr?

Deine Kritik macht es mir, um es hiermit abzuschließen wieder nochmals deutlich:

ich bin nicht in der Lage über etwas überzeugend zu schreiben, was ich nicht kenne, zu dem aber allgemeine Vorstellungen existieren.


Euch allen nochmals herzlichen Dank für die konstruktiven Kritiken, die mir sehr geholfen haben und helfen.

Liebe Grüße

lakita

 

Liebe Lakita,

vielleicht konntest du mich deswegen nicht erreichen, weil ich beruflich viel mit Altenpflegern zu tun habe, auch schon einige Heime gesehen habe und daher auch weiß, dass die Zustände nicht in allen Heimen so trostlos sind, wie wir das allgemein annehmen (und wie die Medien uns das auch glauben machen).

Ich war erst vor drei Wochen in einer Einrichtung, bei der ich mir gedacht habe, lieber würde ich dort alt werden und sterben wollen, als alleine in einer Wohnung. Solche Begegnungen - auch mit alten und dementen Menschen - zeigen, dass auch Gebrechlichkeit einen Menschen nicht würdelos lässt, wenn ihm mit Würde begegnet wird. Dass viele alte Menschen das als Verlust ihrer Würde empfinden, ist sicher richtig - meine Mutter verliert gerade ihr Augenlicht und ich kann das live beobachten - aber in jedem dieser Menschen steckt immer noch Fröhlichkeit und Lachen.

Vielleicht habe ich aufgrund dieser letzten Erfahrungen deine Geschichte als zu einseitig empfunden. Aber anderen geht es sicher anders. Nimm mich nicht als Maßstab. ;)

Liebe Grüße
melisane

 

Hallo lakita,

was ich nicht verstehe : warum empfindest Du selber diese Geschichte als traurig ? Sie endet positiv, hoffnungsvoll, kraftvoll und ist damit nicht traurig, lässt mich als Leser nicht traurig zurück. Da habe ich zugegebenermaßen nach dem vorherigen Überfliegen der Kommentare von Dir hoffnungsloseres, depremierenderes erwartet. Und bin sicher nicht böse oder enttäuscht, dieses nicht zu finden. Weil ich selber nicht Jugend als tröstlich und Alter als traurig empfinden kann, will. Wir nehmen zwei Dinge mit : was wir gelernt haben und was wir geliebt haben, nicht weniger.

Vielleicht kann mich der Prozeß des alt werdens, alt seins nicht mehr so schockieren, weil ich die Würde, die Schönheit des Alters erleben durfte, in meinem Herzen trage und weiß, aus eigener Erfahrung weiß, wieviel Würde in einem Blick liegen kann, in einem Lächeln, in dem Gefühl.

Menschen mit Behinderungen z.B. erleben ggf. ihr gesamtes Leben das, was Du Deiner Prot beschreibst und verlieren nicht ihre Würde nur dadurch, daß sie sich nicht bewegen können wie eine faktische Normalität; Stephen Hawking mag da nur als populärster lebender Beweis angeführt sein (der zudem langsam auch noch alt wird...).
Insofern finde ich es gut, daß Du diese Geschichte geschrieben und hier zugänglich gemacht hast, es ist eine Realität, die Jugend so wie das Alter, die Hilflosigkeit so wie die Souveränität, Leben beinhaltet beides und keines ist richtig oder falsch. Beides ist.

Grüße,
C. Seltsem

 

Hallo Seltsem,

ich habe nicht gesagt, dass ich diese Geschichte traurig finde. Das war ein Freund, dem ich berichtete, dass ich etwas über das Alter und die Hilflosigkeit und über den Tod schreiben möchte. Der warnte mich und sagte, das würde eh keiner lesen wollen.
So schrieb ich dem Illusionisten (kicher..wie passend der Nick doch grad ist) folgendes:

ich danke dir herzlich, dass du dich sogleich der Geschichte angenommen hast, von der mir ein Freund sagte, dass sowas Trauriges eh keiner lesen möchte.

Gut, Seltsem, dass du so pointiert auf den Schluss geschaut hast, ich finde ihn nämlich auch, dass er positiv ist.
Diese Frau findet am Ende ihrer ziemlich ernüchternden Gedanken raus aus ihrem Aufruhr und schafft sich Zufriedenheit in der Nische ihrer Erinnerungen. Das hast du richtig erkannt. Ich fürchte nur, dass muss ich noch deutlicher rausstellen, weil es nicht jeder so erkennt.

Ich danke dir sehr für dein Feedback. Du hast mit deinen weiteren Worten es wunderbar dargestellt. :thumbsup:
Ich bin wíe so oft hier auf kg höchst angenehm überrascht wieviel Rückmeldung ich doch erhalte, welche Vielfalt an Gedanken da zusammen kommen und ich lerne jede Menge neue Einsichten und Ansichten kennen und oftmals, so z.B. hier, geht es weit über Textarbeit und Plotarbeit hinaus.
Das empfinde ich als große Bereicherung.

Lieben Gruß
lakita

 
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Liebe lakita!

Mir gefällt die Geschichte auch sehr gut. Für meinen Geschmack könnte sie zwar ruhig noch etwas ausführlicher und vielleicht auch tiefgängiger sein, aber Deine knappe und tw. humorige Art zu erzählen, finde ich trotzdem gut.

Warum ausführlicher? Mir fehlen konkret zwei Dinge:
Die Protagonistin ist geistig noch sehr wach, aber es gibt alte Menschen in den Heimen, die schon mehr im Delirium dahinleben und nichts mehr so recht mitbekommen. Irgendwie würde ich die gern erwähnt sehen, da ich mir denke, wenn sie schon die Gestorbenen beneidet, weil sie schon geholt wurden und sie nicht, könnte sie die, die nichts mehr mitbekommen vielleicht auch beneiden.
Mir ging es jedenfalls so, als meine Oma starb und auch geistig wach war bis zum Schluß, daß ich ihr immer gewünscht hätte, sie würde wie die nichts mitzubekommen. (Sie hätte allerdings im Gegensatz zur Protagonistin gern überhaupt erst einmal zu leben angefangen, denn das hat sie nie …) Und natürlich fürchte ich mich seither davor, ebenso wie sie bis zum Tod geistig wach zu bleiben.
Also egal, ob sich die Protagonistin nun vielleicht auch in so ein Delirium wünscht oder nicht, fehlt es mir jedenfalls als Thema.
Ebenso wie die Besuche der anderen. Zwar hat die Protagonistin selbst keine Besuche, außer vom Pfarrer o. ä., aber wie geht es ihr, wenn die anderen z. B. Besuch von ihren Kindern bekommen? Macht sie das nicht sehr traurig? Oder bringen vielleicht die Kinder der Bettnachbarin ab und zu auch für sie Blumen oder sonstiges, worüber sie sich freuen könnte, mit, reden vielleicht auch ein bisschen mit ihr? Man sieht als Besucher ja, wie es den anderen im Zimmer geht, und wenn da jemand ganz alleine ist und nie Besuch bekommt, muß man eigentlich schon eine raue Seele sein, daß man dran vorbeigeht. Also ich würde das der Protagonistin jedenfalls wünschen, daß da außer der Schwester noch jemand mit Herz ist. :)

Sonst hab ich nichts zu bemängeln, liest sich wie gesagt schön locker und leicht, was dem Thema auf angenehme Art die Schwere nimmt, ohne dabei unernst zu werden. Und ganz besonders hat mir der Traum am Schluß gefallen, durch den sie die Lebenslust in ihren Erinnerungen wiederfindet.

Ein paar Kleinigkeiten noch:

»Je älter sie wurde, desto mehr verhüllte sich ihr Alltag mit grauen Schleiern.«
– oder vielleicht auch andersrum?: desto mehr verhüllten graue Schleier ihren Alltag.

»Nachts im Bett verabschiedete sie sich in das Schwarz und hoffte, nie wieder aufzuwachen. Einfach einschlafen und aus.«
– Ja, so hätten wir es glaub ich alle gern. ;-)

»Sie fühlte sich wie ein vermodernder Baumstumpf schutzlos der Witterung ausgesetzt.«
– ich würde nach »Baumstumpf« einen Beistrich machen (der Betonung wegen)

»fiel wie ein Rabe mit hackendem Schnabel Bitternis über sie her.«
– ich würde die Bitternis nach vorn geben: fiel Bitternis wie ein Rabe mit hackendem Schnabel über sie her.

»Ihr war als müsse sie jemanden für ihren Zustand anklagen.«
– Ihr war, als

»Das ist nicht gut".«
– gut.“

»Mit übertriebener Gestik schüttelte er den Kopf.«
– »Heftig« würde es auch tun

»Aufmunternd lächelte er sie an, aber je länger sie ihn aus ihren wässrigblassen Augen betrachtete, desto mehr verzerrten sich seine Gesichtszüge ins Groteske.«
:thumbsup: Gefällt mir sehr gut, und ich sah so ein richtig aufgesetztes Lächeln.

»Zwecklos in der Vergangenheit nach Versäumten zu suchen, und ihre Rastlosigkeit wich für ein paar Minuten.«
– nach Versäumtem
– statt dem Beistrich und dem »und« würde ich einen Punkt machen, als ein Satz paßt das nicht, da es einmal die Gedanken der Protagonistin sind, einmal die Erzählerin. Du kannst natürlich auch noch ein »dachte sie« einfügen, aber ich fände es als zwei Sätze schöner.

»Hätte sie sich doch nur beizeiten eine ausreichende Dosis Gift besorgt, die hätte sie jetzt geschluckt. Wie einfach es wäre. Eine Pille einwerfen, sie mit ein paar Schlucken Wasser unwiderruflich in den Körper versenken und sterben.«
Davor wäre ihr aber noch bewußt geworden, wie qualvoll man an solchen Pillen sterben kann, und daß man damit die Chance vergibt, einfach einzuschlafen … ;-)

»wenn sie in ihren Tagträumen im Lotto gewann und minutenlang schwelgend überlegte, was sie mit all dem Geld tun würde.«
– liest sich meiner Meinung nach etwas holprig, Vorschlag: wenn sie in ihren Tagträumen schwelgend im Lotto gewann und minutenlang überlegte, was …

»„Könnten Sie mir nicht… etwas verschreiben, um…, naja, …Sie wissen schon, …ich mag nicht mehr,«
– Leertasten … vorn und hinten ;)

»Schwerseufzend verwarf sie die Idee.«
– Schwer seufzend

»Der Gedanke gefiel ihr und triumphierend als hätte sie ein schweres Rätsel gelöst, wartete sie bis zum Abend,«
– triumphierend, als

»„wir haben seit neuestem gut wirkende Tropfen, die werden sehr gut vertragen.“«
– Wie gemein! :lol:

»Und sie durchlebte die grausige Einsamkeit eines letzten Passagiers,«
– »grauenhafte« würde noch stärker wirken

»die Augen auf das in der Ferne davon treibende Rettungsboot gerichtet.«
– zusammen: davontreibende

»Im Traume begegnete sie Thomas.«
– würde das e von Traume streichen

»„Was machst du dir bloß wieder so viele Gedanken?“ tadelte er mit sanfter Stimme.«
– Gedanken?“, tadelte

»„Nein, schau doch genau hin!“, entrüstete sie sich, „ich bin ans Bett gefesselt«
– da der Satz vorher mit einem Rufzeichen endet, kann er nicht anschließend klein weitergehen. Also entweder das Rufzeichen weg oder nach »sich« einen Punkt und »ich« groß.

»„Du bist immer noch die Weltmeisterin im Übertreiben.«
– das »die« könntest Du streichen

»„So?“, erwiderte sie mittlerweile aufgebracht, „was für Schätze soll ich denn deiner Meinung nach besitzen?“«
– aufgebracht. „Was


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Liebes Häferl,


herzlichen Dank für deine Anerkennung und die konstruktiven Tipps und das Durchsehen des Textes auf Fehler. Dass dir diese Geschichte gefällt, freut mich sehr.

Deine Vorschläge noch etwas tiefer zu gehen bei der Protagonistin werde ich umsetzen, sie sind richtig gut und während ich sie las, hatte ich auch schon Ideen, wie ich es anstellen könnte. Vielleicht, denn du bist da ja nicht die einzige, die bemängelt, dass die Protagonistin etwas zu kurz kommt, vielleicht macht es wirklich Sinn, etwas ausführlicher von ihr zu berichten und auf diese Weise könnte ich einerseits elegant meine häufigen Vergleiche beibehalten, ohne, dass sie so konzentriert auf den Leser einhämmern und zugleich mehr Leben in die Bude bringen.

Die Zeit...seufz...ich werde es nicht sofort tun können und auch die Fehlerliste, die mal wieder so lang ist, dass es mir peinlich ist, werde ich umsetzen. Das ist selbstverständlich und wird auch hoffentlich nicht lange brauchen.

Ich bin auch froh, dass dir der Schluss gefällt, also die positive Sichtweise. Vielleicht gelingt es mir ebenfalls da noch ein bisschen mehr Freude zu zaubern. Es soll nämlich auf jeden Fall ein glückliches Ende sein.

Wie auch immer, ich werde an der Story noch arbeiten müssen und es auch gerne tun.


Nochmals frohgemute Grüße und lieben Dank für deine ganze Mühe

lakita

 

Vielleicht, denn du bist da ja nicht die einzige, die bemängelt, dass die Protagonistin etwas zu kurz kommt
Ich auch! Ich auch!

Hi Lakita.

Insgesamt eine sehr einfühlsame Geschichte, die aber mMn einfach ausgearbeitet werden muss. Ich hatte zum Beispiel die ganze Zeit Probleme damit, die Selbstmordgedanken nachzuvollziehen. Sie waren mir zu simpel, und ich denke, das liegt daran, dass mir deine Protagonistin nicht nahe gebracht wird.

Zu welchem Zeitpunkt hätte ich es wohl getan, grübelte sie. Damals, als ihr Mann Thomas starb?
Gerade in diesem Abschnitt verschenkst du viele Möglichkeiten. Zeig uns kurze Ausschnitte aus dem gemeinsamen Leben

"Es war anders ohne ihn, stiller, aber es ging."

Ein Beispiel:
"Es war anders ohne ihn. In dieser endlosen Stille danach vermisste sie sein Schweigen, dass sie immer so genervt hatte; damals - jeden Morgen - wenn er hinter seiner Zeitung saß - schweigend - und nur hin und wieder seine Hand hervorkam, um nach der Tasse Kaffee zu greifen. Sie vermisste sein Schweigen, das er ihr anstelle eines Gute-Nacht-Kusses schenkte. Und vor allem vermisste sie sein "Du weißt doch, dass ich dich liebe!", wenn sie ihn beinahe dazu gezwungen hatte, so etwas zu sagen."

Ich weiß, ist nicht der Hammer, aber verstehst du, was ich meine?!

Kommen wir zum Schluss: Mensch, Lakita, das war das Einzige, was mich an der Geschichte wirklich berührt hat. Nicht, dass mir der Rest nicht gefiel, aber beim Schluss musste ich richtig schlucken, weil er sooo schön ist. Ganz, ganz toll!

Insgesamt eine tolle Geschichte, die stellenweise ausgearbeitet werden muss. Sehr schöne Vergleiche, die aber mMn an einigen Stellen eher den Lesefluss stören:

Wie ein Goldgräber, der mit starrem Blick seine Sandpfanne schwenkt, gierte sie nach einem blinkenden Hinweis. Ungeduldig kratzten ihre Fingernägel über das Bettlaken. Weiter, weiter, was gab es noch in meinem Leben an Stationen?, drängelte sie sich. Nichts schien zu passen und sie fühlte sich von ihren Erinnerungen belästigt wie von einem Rosenverkäufer, der wieder und wieder hartnäckig an sie herantritt, um seine Ware wortlos anzubieten.
Wie wärs damit?: "Sie gierte mit starrem Blick nach einem blinkenden Hinweis, während ihre Fingernägel ungeduldig über das Bettlaken kratzten. Weiter, weiter, was gab es noch in meinem Leben an Stationen? Nichts schien zu passen und mehr und mehr fühlte sie sich von ihren Erinnerungen belästigt."

Wie gesagt, die Vergleiche sind durchaus gut gewählt, doch solltest du sie sparsamer einsetzen.

Aaaber, liebe Lakita, alles nur die ersten Empfindungen eines alten Horrorfreaks ;)

Insgesamt hats mal wieder Spaß gemacht!

Gruß! Salem

 

Hallo
lieber Salem !

Mensch bin ich stolz darauf, einen Horrorfachmann zum Schlucken gebracht zu haben. :)
Ehrlich gesagt, ich finde den Schluss auch am gefühlvollsten.
DANKE für dein großes Lob und sei dir sicher, ich bin wild entschlossen mehr aus der Geschichte zu machen. Da sind deine Hinweise zusätzliches Wasser auf die Mühle, womit ich mein manchmal engstirniges Gehirn meine.

Bitte gib mir Zeit. Ich hab grad in den nächsten Tagen den Kopf nicht frei. Hab ja noch nicht mal Häferls Liste umgesetzt, das ist auf jeden Fall vorrangig dran. Und dann mach ich mich an die Verbesserung.
Deine Kritik ist sowas wie ein zusätzlicher Motivationsschub, es auf jeden Fall anzugehen und nicht einschlafen zu lassen, denn du hast mir auch noch dankenswerterweise die Stellen aufgezeigt, wo es deiner Meinung nach hapert.
DANKE nochmals herzlich und

lieben Gruß
lakita

 

Hi lakita,

eine sehr, sehr schöne Geschichte, die ich da von dir gefunden habe. Vom Anfang bis hin zum Ende baust du die Entrüstung und Verzweiflung toll auf. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt "Wie lässt sie es enden?" "Was wird passieren?". Was dann tatsächlich da stand hat mich ergriffen und ich will dir nicht vorenthalten: Ich hatte tatsächlich Gänsehaut!

Zum Stil kann ich nur sagen: Toll! Das wirklich Einzige, das mich gestört hat, waren die vielen Vergleiche und Bilder im ersten Abschnitt. Fast in jedem Satz eine weitere Metapher. Da würde ich mindestens zwei oder drei rausstreichen. Keine Angst, es wird auch weiterhin funktionieren.

Gerade mit den Schlaftabletten wollte ich dir den Tipp schreiben: Wenn sie so viel Zeit hat, warum legt sie dann nicht über einen längeren Zeitraum welche zurück? Da kommt direkt schon genau dieser Gedanke und als Krönung der Konter mit den Tropfen. Sehr schön! :D

Nichts schien zu passen und sie fühlte sich von ihren Erinnerungen belästigt wie von einem Rosenverkäufer, der wieder und wieder hartnäckig an sie herantritt, um seine Ware wortlos anzubieten.
Ah, du magst ihn in dem Lokal in HH auch nicht. :lol:

OK, sehr schöne Geschichte, nichts zu meckern - gerne gelesen!

Lieben Gruß,
:zensiert:

 

hello lakita,

eine einfühlsame Geschichte ist Dir da gelungen, so ähnliche Gedanken hegt wohl jeder. Ich empfinde 'Holt mich endlich!' als angenehm unaufgeregt und tempoarm, der versöhnliche Schluß hat echt 'was.

Ein Satz hat mich gestört:'Der Verlust der Hoffnung marterte sie.' - das wirkt auf mich papieren und oberlehrerhaft erklärend.

Apropos erklärend - was sollen diese ganzen Beschreibungen?

'den Verfall ihres alten Körpers... ...und minutenlang schwelgend überlegte ...fragte sie ratlos den Pfarrer...Aufmunternd lächelte er sie an... Bittere Tränen...'

Dass ihr Körper alt ist, darf vermutet werden - schließlich wohnt sie im Seniorenheim. Wenn sie nicht ratlos wäre, täte sie nicht fragen. Würde nicht sein Lächeln genügen? Arrogant wird's kaum sein. Und müssen Tränen wirklich immer bitter sein? ;-)

Viele Grüße vom gox

 

Lieber Zensur,
lieber gox,

euch beiden vorweg schon mal ein herzliches Dankeschön fürs Feedback. Ich werde auf jeden Fall, so wie ich ja auch noch die Korrekturliste Häferls gründlichst abarbeiten möchte, noch Stellung nehmen und ich möchte auch die Geschichte noch verbessern, also textlich eventuell noch was hinzufügen.
Mal sehen...
Im Moment liegt mir aber schwer Kater Max mit seiner Diabetis auf der Seele, das arme Kerlchen nimmt trotz Insulinspritzen ab und das macht mir Angst und blockiert all meine Gedanken.

Ich melde mich ... hoffentlich alsbald wieder.

Lieben Gruß
lakita

 

hallo elvira,
ich hab wieder mal eine deiner geschichten ausgegraben - ich lese sie immer wieder gerne.

ich habe keine der kommentare gelesen und beziehe mich nur auf deine version vom 16.07.07.

dazu einige textarbeit:

Nachts im Bett verabschiedete sie sich in das Schwarz und hoffte, nie wieder aufzuwachen.
- wie wäre es mit "und hoffte, nie wieder aufwachen zu müssen"?

Doch jeden Morgen wachte sie ernüchtert wieder auf.
- ich würde das WIEDER streichen. es ist nur ein füllwort

und Wut brannte in ihr. Aber diese Wut hinterließ nur Kraftlosigkeit.
- das empfinde ich als widerspruch: WUT haben ist aktiv....KRAFTLOSIGKEIT ist passiv. ich verstehe genau was du meinst, habe allerdings auch keinen besseren vorschlag...

So habe ich mir meine letzten Tage nicht vorgestellt, so ohne Würde. Hoffnung ist Würde. Auch Empörung ist Würde. Aber ich verfalle jeden Tag zusehends mehr und fühle mich unendlich matt.
Mein Körper ist so erstarrt
- wortwiederholungen

Ihr war als müsse sie jemanden für ihren Zustand anklagen.
warum so undifferent? sie WOLLTE doch einen schuldigen für ihre misere finden!

[Warum liege ich noch hier, bettlägerig /QUOTE] - doppelte aussage

„Der Herr Gott wird Sie zu sich nehmen,
- Herrgott

je länger sie ihn aus ihren wässrigblassen Augen betrachtete, desto mehr verzerrten sich seine Gesichtszüge ins Groteske.
-warum? weil der pfarrer nur laberte?? - bitte deutlicher erklären!

Ihre Erinnerungen flogen durch die Zeit, einzelne Bilder boten sich feil.
- das klingt wie nach jahrmarkt, oder fischmarkt in hamburg...

dass die einzige Freiheit des Menschen seine Freiheit wäre, sich das Leben zu nehmen.
- die eingene entscheidung?

Aber schon damals hatte sie geahnt, dass dazu ein beweglicher Körper erforderlich ist.
- das WUSSTE sie doch und ahnte es nicht nur

Wie immer im Leben, muss ich mich um alles selbst kümmern.
- das empfinde ich irgendwie als schnoddrig. so, als ob ein chef lachend sagen würde "sogar den kaffee muss ich selber kochen"!

„Mein Problemchen. Dabei hast du es doch so gut.“
- verstehst du PROBLEMCHEN als kosenamen?

[Am Morgen verlangte sie von Irina, dass diese ihr all ihre Fotoalben ans Bett bringen solle.
Bedächtig betrachtete sie Foto um Foto /QUOTE] - BILD statt FOTO


herzliche grüße
ernst

 

Lieber Ernst,

ich freue mich sehr, dass du immer wieder dich meiner Geschichten annimmst und danke dir für deine konstruktive Kritik.
Leider gilt auch für dich dasselbe wie ichs schon den andren mitteilte, im Moment komme ich nicht dazu, diese Geschichte zu bearbeiten, habe es aber auf jeden Fall vor und will sie verbessern, da sind deine Hinweise natürlich goldrichtig und hilfreich.

Ich möchte nicht ausverschämt sein, aber dennoch die Frage stellen, ob dir die Geschichte, einmal abgesehen von den bemängelten Dingen, denn nun gefallen hat oder nicht. ;)

Auch an dich herzliche Grüße
Elvira

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Lakita,

mir hat deine Geschichte gut gefallen, und zwar sowohl das Thema als auch deine Sprache dabei. Mir fehlt auch nichts. Die Vorschläge, die Salem gemacht hat, würde ich normalerweise unterstützen; hier nicht. Du sagst genug, so wie du es sagst.

(Edit) Schön, wenn auch nicht ganz neu, finde ich den Einsatz des Fotoalbums.(/Edit)

Was mir nicht ganz gefällt: Thomas und der Rosenverkäufer. Der Name klingt nicht nach dem verstorbenen Mann einer alten Frau; natürlich gab es Thomas von Aquin und Thomas Mann ..., aber in dieser Geschichte klingt mir der Name zu modern.

Genauso der Rosenverkäufer: In unserer Generation kennen wir sowas; meine Mutter mit ihren 85 Jahren sicher nicht. Andereseits hat mir der Vergleich an sich gefallen. ;)

Noch eine Kleinigkeit:

Der Gedanke gefiel ihr KOMMA und triumphierend KOMMA als hätte sie ein schweres Rätsel gelöst, wartete sie bis zum Abend, um das Medikament einzufordern.
Bedächtig betrachtete sie Foto um Foto KOMMA und ab und zu huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.

Gruß, Elisha

 

Liebe Elisha,

ich danke dir für dein freundliches Feedback und die Aufmunterung, nix an der Geschichte zu ändern. Und ebenfalls herzlichen Dank fürs Fehlersuchen. Ich gehe an die ganze Sache in gut drei Wochen oder später ran, eher schaffe ichs leider nicht und dann entscheide ich, ob ich noch wo etwas hinzufüge oder nicht.
Meist tue ich mich ja sowieso sehr schwer an vorhandenem Text rumzudoktern. Insoweit passt mir natürlich deine Meinung sehr gut. :D

Ich bitte also auch dich um Verständnis, dass ich momentan nicht richtig all die guten konstruktiven und feinen Ideen umsetze. Ich hab den Kopf nicht frei. Sorry.

Lieben Gruß
lakita

 

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