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Hunger

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18.08.2002
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Hunger

Mutti hat heute in der Schule auf mich gewartet. Ich habe mich sehr gefreut.
"Hast du heute dein Pausenbrot gegessen?", fragt sie mich auf dem Weg. Ich bin mir sicher, dass sie sich die Antwort schon denkt. Daher schüttele ich nur den Kopf. Mutti seufzt; ich habe ein schlechtes Gewissen.
Als wir in die Hauptstraße einbiegen, fallen mir die grauen, traurigen Gesichter der Erwachsenen auf. Sie sind mir oft aufgefallen, ganz besonders hier. Vielleicht, weil hier so viele sind, und manchmal sieht es so aus, als ob die Menschen voreinander davonlaufen. So viele Gesichter lachen nicht, obwohl es eben zu regnen aufgehört hat und die Sonne scheint. Ich lächel zu einer Frau mit einem Hund auf dem Arm, aber die blickt auf einmal woanders hin.
"Pack nun endlich deine Stulle aus und iss sie!", sagt Mutti verärgert. "Du hast den ganzen Tag nichts gegessen, stimmt's?"
"Das ist ja gar nicht wahr, es gab zu Mittag Grießbrei!"
Ich nehme unwillig meine Mappe ab und packe das Pausenbrot aus. Warum hört Mutti nie zu? Ich würde Mutti erzählen, dass wir heute in Lesen über die Armut in der Welt gesprochen haben, und dass viele Menschen kein Geld für ein Essen haben. Aber ich halte den Mund.
"Und nun nicht so langsam, wir kommen sonst zu spät!" Wir wollen nämlich zum Onkel Doktor. Heute morgen habe ich Mutti gefragt, ob er mich wieder pieksen wird, aber sie hat nein gesagt.
Mutti reißt mir die Tasche aus der Hand und hievt sie mir auf den Rücken. "Jetzt aber schnell!", sagt Mutti wieder. Jemand lächelt mich an. Ich schneide ihm eine Grimasse.
Ein Mann lehnt da an der Hauswand. Er hat eine blaue Jacke an und sitzt ganz krumm und lässt seinen Kopf hängen. Vor ihm liegt eine kleine, flache Tasche. Wir nähern uns und ich sehe Münzen darin, und ein Schild steht davor, mit Buchstaben darauf; nur das H, das G und das E kenn ich schon. Ich bleibe stehen und schaue den Mann an und dann sieht der Mann zu mir. Sein Gesicht ist so dünn, dass, wo ich Wangen habe, bei ihm nur tiefe Höhlen sind.
Dann zerrt mich Mutti am Arm. Ich habe meine Stulle nur einmal angebissen, aber ich will sie ihm schnell schenken. Ich recke mich nach hinten, denn Mutti hat mich weiter gezogen. Der Mann streckt seine Hand nach der Stulle aus. Er bekommt sie zu fassen, aber dann verliert er sie und die Stulle fällt in eine Regenpfütze.
"Junge, was fällt dir ein?!", herrscht mich Mutti an, "Was hast du dir dabei gedacht? Ich stell mich morgens hin, mach dir ein Pausenbrot und du hast nur Blödsinn damit im Kopf! Weißt du, andere Kinder bekommen nichts zu essen, gar nichts! Du hast nur Dummhei..."
Ich höre nicht mehr hin.
Ich weine.

[highlight]Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE (s. Profil)[/highlight]​

 

Ich freue mich, endlich eine Geschichte vom Floh!
lese sie freudigen Erwartens durch und...

gehe erstmal in die Küche ,schnappe mir ein Bier
und setze mich zurück vor den Bildschirm,
lese die Kg erneut...

Kurzzeitig wollte ich gar nicht darauf antworten, weil ich irgendiwe nicht weiß, was ich sagen soll.
Denn ich verstehe sie irgendwie nicht.
Was willst du damit sagen?
Ist es wirklich nur eine Dartsellung der Welt aus den Augen eines Kindes?
Die Erwachsenen sind fies, weil sie nie zuhören? Weil sie nichts verstehen?

ich denke mal, ich verpasse das Wesentliche?
Denn wenn es wirklich nur das ist, finde ich die Geschichte zwar ganz nett, aber nicht mehr.

Also ich sehe drei Kreisläufe, die sich schließen:
1. Die Menschen lächeln nicht, später lächelt das Kind auch nicht
2. Kind erwähnt nicht verhungernde Kinder, am Ende sagt Kutter genau das
3. Kind wirft Mutter vor, sie höre nie zu, am Ende hört sie nicht mehr zu

Somit ergibt sich ein einigermaßen rundes Bild, aber das Aha-Erlebnis ist mir nicht gekommen.

Bitte kläre mich auf :D

grüßlichst
schwarz schwarzer weltenläufer

 

Hallo FLoH!

Hm, mir fällt nicht mehr ein, als zu schreiben: schöne Momentaufnahme.
Gut.


LG
flash

 

Hallo Floh,
zuerst, als ich den Titel sah, dachte ich: oh, hat da jemand eine alte Geschichte von dir rausgekramt? :D Schön, dass du was geschrieben hast.
Zur Geschichte ... Sie erinnert mich ein bisschen an deinen "König von Spielzeugland" (ich hoffe, sie hieß wirklich so), und zwar insofern, dass es in beiden um einen kindlichen Protagonisten geht, mit dem man mitleidet, weil die erwachsene Welt ihn irgendwie ungerecht behandelt.
Das Problem der nicht aufgegessenen Pausenbrote kenne ich sogar noch selbst aus Schulzeiten, auch das damit verbundene schlechte Gewissen. Ich habe sie, weil auf meinem Weg keine Bettler saßen, eine Zeitlang immer in fremden Briefkästen versenkt. Was die Mitarbeiter der Residenz der afghanischen Botschaft dazu sagen, weiß ich bis heute nicht.
So, genug OT ...
Die Geschichte ist sehr kurz, liest sich aber schön flüssig. (Gehen sie aber eigentlich nach Hause oder zur Tante oder erst das eine und dann das andere?)
weltenläufer hat von drei Kreisläufen geschrieben. Die kann ich auch finden.
Irgendwie passt in der Welt des Kleinen nichts so richtig zusammen. Was er nicht sagt, wird ihm von seiner Mutter reingewürgt; was er Gutes tun will, geht schief und nützt am Ende niemandem etwas; er ist traurig, dass niemand lächelt, und schneidet zuletzt doch selber Grimassen. Überall sind Widersinnigkeiten für das Kind.
Das sind alles so kleine, einfache Sachen, die in ihrer Schlichtheit wehtun.
Vielleicht übersehe ich auch etwas, so wie weltenläufer es befürchtet.
Sicher ist die Geschichte nichts, was in naher Zukunft die Bestsellerlisten stürmen wird. Aber ich mag den kindlichen Stil, den du konsequent (na ja gut, auf der Kürze ;) ) durchgehalten hast, und irgendwie berührt mich dein Text. Er ist nur ganz kurz und ganz einfach, wie flashbak sagt: eine Momentaufnahme. Aber - vielleicht gerade deshalb - ich habe ihn gerne gelesen.
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 
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Oh, drei Kritiken und noch keinen Verriss! Vielen lieben Dank euch! (Oh mann, da fällt mir ein, Felsy hat ja von der Gruppenbildung und den freundschaftsmotiviert weichspülenden Kritiken erzählt. Also: Dass man/frau also ja immer ehrlich zu mir ist *zeigefingerschüttel* :D)

Ich freue mich, dass ihr die Geschichte für gelungen und rund haltet. Wenn ich ehrlich sein soll, ist sie mir kürzlich eingefallen im Bus und wollte sie gar nicht aufschreiben, aber dann war heut Sternsegler im Chat und hat mich gefragt, warum ich seit nunmehr 2 Jahren nichts mehr geschrieben habe ... nunja, hab mich ne stunde oder zwei hingesetzt und das so ziemlich runtergeschrieben, und das ist daraus geworden.

Malinche: Dass ich meinen Stil konsequent durchgehalten habe, wag ich aber kaum zu glauben. Ich weiß nicht, wo ein Satz sehr kurz geraten ist, ist der nächste wieder zu lang. Naja, mal sehen, wie zukünftige Kritiken ausfallen.

:) FLoH.

______________
Janis Joplin - Ball and Chain

 

Hey FLoH,

du willst einen Verriss? Kannst du haben! Nein, Scherz *g*

Also, spontan fiel mir eine Sache auf. Ich hatte am Anfang den Eindruck, das Kind wäre so... hm. 13, 14? Wegen dem Thema in Deutsch in der Schule. Und dann irritierte mich das mit dem Buchstaben lesen können. Dazu möchte ich anmerken, dass die meisten Kinder im Laufe der 1. Klasse alle Buchstaben aus dem 'ff' kennen. Aber das stört sicher nur mich als Mutter *g*

Die Atmosphäre hast du schön rübergebracht, finde ich. Ich hab aber bei der Überschrift und auch am Anfang irgendwie mit einer Essstörungsgeschichte gerechnet, muss ich sagen. Was ja nicht heisst, dass es keine sein könnte, da:

"Hast du heute dein Pausenbrot gegessen?", fragt sie mich. Ich bin mir sicher, dass sie sich die Antwort schon denkt. Daher schüttele ich nur den Kopf und fühle meine Schuld, höre ihr vorwurfsvolles Seufzen.

Ja, was sage ich jetzt als Fazit? Mich regt so eine Geschichte zum Nachdenken an, weil ich selber Kinder habe und auch mit dem oben angesprochenen Thema oberflächliche Erfahrung. Von daher lässt sie bei mir Saiten klingen :)

Gerne gelesen.

LG,
Mag

 

Hallo Floh,

ich finde die Geschichte einen Tick zu platt, weil ihr Ablauf doch ein wenig zu bemüht auf eine Moral zusteuert, die sich aber nicht wirklich erschließt. Die Mutter ist einfach nur nervig, kommt als Figur nur holzschnittartig rüber, und ich verstehe nicht, dass ihr der Versuch des Kindes entgangen sein soll, dem Bettler das Brot zukommen zu lassen. Das Kind spricht den Bettler ja sogar an. Mir ist das ein bisschen zu dürftig. Um den Bezug zur Geschichte nicht zu verlieren: Es ist ein zu kleiner Bissen, um davon auch nur ansatzweise satt zu werden.

Grüße von Rick

 

Hey Mag und Rick, auch euch einen herzlichen Dank :) Ich werde mir eure Anmerkungen durch den Kopf gehen lassen.

Mag: Das muss ja nicht ein reguläres Thema gewesen sein im Deutschunterricht. Die Lehrerin kann ja eine Geschichte vorgelesen haben, in der Armut ansatzweise Erwähnung findet und man sich in der Klasse ein bisschen darüber auseinander gesetzt hat. (insofern das in einer ersten Klasse möglich ist) Aber ich überlege mir die Sache mal. Ach so, apropros Buchstaben: Ja, im Laufe der 1. Klasse :p.

Rick: Danke fürs Auf-den-Boden-der-Tatsachen-zurückholen :D. Insbesondere

dass ihr der Versuch des Kindes entgangen sein soll, dem Bettler das Brot zukommen zu lassen. Das Kind spricht den Bettler ja sogar an.
ist nicht leicht von der Hand zu weisen. Solange mir nichts besseres einfällt, rechtfertige ich das provisorisch einfach mal so: Die Mutter hat's nicht gehört. Oder für sie ist es schlichtweg nicht "vernünftig", einem Bettler ein angebissenes Stück Brot zu schenken.
Es ist ein zu kleiner Bissen, um davon auch nur ansatzweise satt zu werden.
Du definierst die Größe eines Bissens hoffentlich nicht über die Textlänge, oder? Wenn doch, dann halte ich dagegen: Die Länge ist nur ein Kriterium von vielen, die die Qualität einer Geschichte bestimmen. Auch die Länge muss zur Geschichte "passen".


FLoH.

 

Nee, nee, ich weiß ja nun mittlerweile, dass es sogar richtig gute Kürzestgeschichten gibt (natürlich auch richtig schlechte), und im Vergleich zu einer Kürzestgeschichte hast du ja geradezu ein Epos geschrieben. Ich meinte es schon mehr inhaltlich.

Dennoch hat die Geschichte bei mir eine nette Erinnerung bewirkt, und das ist nach der eher negativen Kritik zuvor ein wichtiger positiver Aspekt, den ich gern nachschieben möchte.

Mein Schwester und ich hatten früher auch immer keine Lust auf unser Pausenbrot. Wir haben es jeden Morgen an einen streunenden Hund verfüttert, den wir auf unserem Schulweg trafen. Er hat dann immer schon auf uns gewartet. Wir haben ihn geliebt, den kleinen Streuner. Und er uns. Und vor allen Dingen unser Pausenbrot. Daran hat mich nun deine Pausenbrot-Gechichte wieder erinnert. Und dafür ein herzliches Danke!

Grüße von Rick

 

Hey FLoH,
hab mir die Geschichte jetzt grade ein drittes Mal durchgelesen.

Wenn ich ehrlich sein soll, ist sie mir kürzlich eingefallen im Bus und wollte sie gar nicht aufschreiben, aber dann war heut Sternsegler im Chat und hat mich gefragt, warum ich seit nunmehr 2 Jahren nichts mehr geschrieben habe ...
Jaaa *hach* :)

Kurz gesagt, weil zu so einer kleinen Geschichte ist es einfach schwer, viel zu sagen: Es hat mir gefallen. Hoffe du kommst jetzt eventuell wieder richtig ins Schreiben hinein und veröffentlichst wieder öfter was auf kg.de.

Eike

 

Mensch, es hagelt ja Kommentare! Die nächste Geschichte lässt dann 4 Jahre und 4 Monate auf sich warten, dann ists noch mal doppelt soviel :D.

Danke, Eike. Dass die Geschichte so gut ankommt, kann ich glaub ich nur unter Glück verbuchen. Denn verstehen kann ich diese Aktion irgendwie nicht wirklich. Tja, komisch halt.

Ich habe die Geschichte etwas überarbeitet, vor allem die ersten Absätze mehr der Sprache eines Erstklässlers angeglichen. (Wobei ich mir ziemlich unsicher bin, wie Erstklässler reden.)


FLoH.

 
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Lieber FLoH!

Das freut mich ja ganz besonders, daß Du wieder mal eine Geschichte geschrieben hast! Und sie gefällt mir auch noch! :)

Sie ist zwar sehr kurz, aber trotzdem steckt viel in ihr drin. Dazu gleich, jetzt muß ich erst einmal einen Kritikpunkt los werden, der mich gerade, da ich zu schreiben beginne, stört: Dein armer Protagonist hat keinen Namen. :( Auch, wenn ein Name an sich nichts aussagt, gibt es einem Protagonisten irgendwie doch mehr Persönlichkeit, wenn er einen hat. Und er wäre ja ganz leicht in einer der Aussagen der Mutter unterzubringen. ;)

Du zeigst sehr schön, wie Kinder verunsichert werden, ihnen die Meinung der Erwachsenen »reingewürgt wird«, wie Malinche so schön sagt.
Dein Protagonist schenkt den Menschen nicht nur ein Lächeln, welches diese nicht zu schätzen wissen, ihn sogar komisch ansehen und ihn damit soweit bringen, daß es ihm auch bald vergeht, er handelt auch aus dem kindlichen Gefühl heraus absolut sozial, er hat von Hunger und Armut in der Welt gehört und gibt sein Brot an den Hungernden ab. Durch die Hektik der Mutter (dadurch keine Zeit, es ihm richtig in die Hand zu geben), fällt es aber in die Pfütze. Der Protagonist ist traurig, denn nun konnte der Hungernde es ja nicht mehr essen, und zudem schimpft seine Mutter, nennt sein soziales Handeln »Blödsinn«. Stattdessen verlangt sie von ihm, aus Dankbarkeit zu essen – weil sie sich ja morgens hinstellt und weil er froh sein muß, daß er nicht zu den hungernden Kindern zählt.
Und Magnolia hat ganz Recht, wenn sie sagt:

Magnolia schrieb:
Ich hab aber bei der Überschrift und auch am Anfang irgendwie mit einer Essstörungsgeschichte gerechnet, muss ich sagen. Was ja nicht heisst, dass es keine sein könnte, da:
"Hast du heute dein Pausenbrot gegessen?", fragt sie mich. Ich bin mir sicher, dass sie sich die Antwort schon denkt. Daher schüttele ich nur den Kopf und fühle meine Schuld, höre ihr vorwurfsvolles Seufzen.
Schlechtes Gewissen und verordnete Dankbarkeit können schon zu gewissen Störungen führen. Manche erbrechen das in sie Hineingestopfte jahrelang, ohne es los zu werden.

Das Bild von der Gesellschaft, das Du abgibst, ist kein gutes, aber ein realistisches. Es ist eine Gesellschaft, der man in der Kindheit die Menschlichkeit ausgetrieben hat. Seelenlos, egoistisch, hektisch, ohne Zeit oder Gefühl für den anderen. Das kindlich soziale, menschliche Denken des Protagonisten wirkt dagegen wie eine Pflanze, die sich zwischen Betonplatten durchzwängt – aber sie werden sie schon noch zum Vertrocknen bringen, wie sie alle irgendwann vertrocknet sind. Sie wollen es nicht sehen, dieses Grün, das ihnen selbst ebenso schmerzvoll wie dem Proganisten ausgetrieben wurde, bis sie sich ans gesellschaftsfähige Grau angepaßt haben.

Was die schon angesprochene Sache mit den Buchstaben betrifft: Ich dachte auch anfangs, daß es seltsam wäre, daß die Kinder einerseits erst die Buchstaben lernen, andererseits schon über ein Thema wie Hunger reden. Aber es kann ja durchaus durch eine Frage oder das aktuelle Tagesgeschehen auch mal abseits des Lehrplans über etwas gesprochen werden. Das stört mich also nach dem Nachdenken drüber nicht mehr.

Ich gehe mit meiner Mutter nach Hause. Sie hat heute in der Schule auf mich gewartet.
"Was fällt dir ein?", schreit mich Mutti an, "Ich stell mich morgens hin, …
Warum sagt er da, wo er sich noch freut, »Mutter«, und später, als sie mit ihm schimpft, »Mutti«? Ich würde das eher umgekehrt machen, also vorher »Mutti« (oder »Mama«), und dann die weniger liebe Form.

»Ich habe keine Idee, warum nur hier. Vielleicht, weil hier so viele Menschen laufen, so viele Gesichter.«
– Nur auf dieser Straße sind die Menschen so? :confused: Ich finde die Form der Fragestellung samt versuchter Antwort aber etwas zu erwachsen für sein Alter, das macht ihn altklug; würde die beiden Sätze daher streichen oder die Aussage leicht verändern, zum Beispiel einfach die Feststellung, daß sie ihm hier besonders auffallen, oder eben einfach die Frage nach dem Warum, aber ohne Antwortversuch; oder er könnte sich fragen, ob sie vielleicht voreinander davonlaufen – das gefiele mir eigentlich am besten, weil es ein richtig kindlicher Gedanke wäre.

»Manchmal habe ich jemanden angelächelt, aber jedes Mal wurde ich nur komisch angesehen.«
– Warum bleibst Du hier nicht bei der Gegenwart?

»"Du hast den ganzen Tag nichts gegessen, stimmt's?"«
– ohne Apostroph: stimmts

»"Das ist ja gar nicht wahr, es gab zum Mittag Grießbrei!"«
– sagt Ihr das so, »zum Mittag«? Oder doch auch »zu Mittag«?
– das »ja« würde ich streichen

»"Komm doch aus dem Pott ...", sagt sie, wie verzweifelt.«
– »Pott« kenne ich in Form von Ruhrpott und als Bezeichnung für einen Topf oder so. Und wo soll Dein Protagonist jetzt rauskommen? :susp:

»Ich hasse alles. Jemand lächelt mich an. Ich schneide ihm eine Grimasse.«
– »Ich hasse alles« würde ich streichen, die beiden anderen Sätze zeigen das viel schöner, und so sparen wir uns die Diskussion, ob ein Kind in so einem Moment den Haß überhaupt als das erkennen/benennen kann, was er ist. Eher würde ich das durch noch eine kleine Handlung oder durch das Beschreiben des Gefühls deutlicher machen, ohne den Haß beim Namen zu nennen. (Haß ist ja eigentlich eine Reaktion auf negative Gefühle und nicht selbst ein Gefühl.)

»(Ich habe schon das H, das G und das E gelernt!)«
– Vorher hattest Du glaub ich sowas wie »Das H, das G und das E kenne ich schon!«, das gefiel mir viel besser. Wenn die vorige Version unklar war, dann könntest Du das ja auch ändern, indem Du nachstellst: »Und heute haben wir auch das U gelernt!« Und warum überhaupt in Klammer?

»Dieses Gesicht ist sehr dünn.«
– Ähm, bei »dünnes Gesicht« denke ich in erster Linie an ein schmales Gesicht, was aber noch nichts mit wohl- oder unterernährt zu tun hat. Ich würde es eher kurz beschreiben, vielleicht herunterhängende Wangen und tief in den Höhlen sitzende Augen?

»Ich recke mich nach hinten. Der Mann streckt seine Hand nach der Stulle aus.«
– Gerade vorhin ist er stehengeblieben. Wenn er sich nach hinten recken soll, dann würde ich zwischendurch mal die Mutter an seiner Hand ziehen und ihn damit weitergehen lassen. ;)

»Aber dann verliert er sie wieder und die Stulle fällt in die Regenpfütze.«
– durch das in der ersten Hälfte der Geschichte stehende »Die lachen nicht einmal, wenn die Sonne scheint« war in meinem Film bisher Schönwetter, sodaß die Pfütze irgendwie unmotiviert, nur um ihren Zweck zu erfüllen, da zu sein scheint. Würde da vorher mal eine Anmerkung machen, daß es zum Glück zu regnen aufgehört hat oder so.

»"Was fällt dir ein?", schreit mich Mutti an, "Ich stell mich morgens hin,«
– an.


Liebe Grüße,
Susi :)

Die nächste Geschichte lässt dann 4 Jahre und 4 Monate auf sich warten, dann ists noch mal doppelt soviel.
Nein, wenn Du so lang wartest, haben wir Dich dann alle vergessen. :p

 

Danke auch dir Häferl. :)

Nach wie vor stehe ich mit meiner Geschichte ein bisschen auf dem Kriegsfuß, was den Stil betrifft. Einerseits "hat der was", andererseits ist das, subjektiv betrachtet, alles andere als gutes Deutsch.

Das kindlich soziale, menschliche Denken des Protagonisten wirkt dagegen wie eine Pflanze, die sich zwischen Betonplatten durchzwängt.
Das ist so ein schöner Vergleich, Häferl.

Sie wollen es nicht sehen, dieses Grün, das ihnen selbst ebenso schmerzvoll wie dem Proganisten ausgetrieben wurde, bis sie sich ans gesellschaftsfähige Grau angepaßt haben.
(Nicht jedes Grün wird Grau, manches wird auch blutig schwarz. Aber das ist eine andere Geschichte.)

Meinem Protagonisten mag ich keinen Namen geben. Selbst moniere ich zwar allzu gern die Namenlosigkeit von Protagonisten, wenn ich Geschichten kommentiere, aber hier habe ich es dennoch lieber, wenn er anonym bleibt, der Verallgemeinerung halber.

Die meisten deiner Vorschläge habe ich umgesetzt. Danke für deine Mühe!


FLoH.

 

Lieber FLoH,

...überrascht? ;)

Ich freue mich in erster Linie mal ganz doll, dass Du wieder etwas geschrieben hast, und, ja ...mir gefällts!

Häferl hat gerade sooooooo viel dazu gesagt, das möchte ich ja selbst gar nicht...und wär von mir auch nicht sehr kompetent, aber was ich sagen wollt´:

Beim Lesen Deiner meisten Geschichten geht es mir so, dass ich meine zu erkennen: Es steckt ein Sinn dahinter. Du wählst oft Worte, die unter die Haut gehen. Aber wenn ich überlege, welche Bedeutung (zum Beispiel) d(ies)er Text hat, dann sind mir zu viele Details fremd und rätselhaft.
Zumal Du selbst in Deinen Kommentaren selten etwas über den Sinn schreibst, den Du beabsichtigst, oder?

Nur eines, was ich mir beim Lesen der Kommentare gerade noch dachte: Ich finde es richtig, dass Dein Protagonist KEINEN Namen hat, denn so kann sich fast jeder in irgendeiner Form mit ihm identifizieren (wie es ja in den Beiträgen schon sehr deutlich wurde!).

Schreib wieder mehr, :p es geht doch ganz passabel *fg*

Deine "Amy Lore"

 

Hallo Amy,

...überrascht?
Was hab ich :eek: :D. Ich freue mich.

Willkommen auf KG.de (das habe ich lange nicht mehr gesagt) und vielen lieben Dank für deinen Kommentar!

Beim Lesen Deiner meisten Geschichten geht es mir so, dass ich meine zu erkennen: Es steckt ein Sinn dahinter
Klar, irgendwas habe ich mir beim Schreiben schon gedacht, ich hatte eine Idee, einen Leitgedanken, eine "Eingebung". Aber das Unterfangen, "einen" / den Sinn des Textes zu extrahieren, nenn ich - entschuldige - sinnlos. Denn dieser Leitgedanke wäre eigentlich (vorausgesetzt, ich bin überzeugt, dass ich das geschrieben habe, was ich schreiben wollte) doch nur der Sinn, den ich als lesender Autor dem Text beimesse, und er ist eben durch meine Leserrolle nicht richtiger als das, was jemand anders aus dem Text liest. Aus dieser Sicht wäre es also einfacher, wenn du dich fragst: "Welcher Sinn steckt für mich dahinter?". Du musst dir dann nicht so das Gehirn verrenken; Sinn ist subjektiv ;).

Du wählst oft Worte, die unter die Haut gehen. Aber wenn ich überlege, welche Bedeutung (zum Beispiel) d(ies)er Text hat, dann sind mir zu viele Details fremd und rätselhaft.
Zumal Du selbst in Deinen Kommentaren selten etwas über den Sinn schreibst, den Du beabsichtigst, oder?
Ja, denn das, was ich sagen will, versuche ich im Text auszudrücken. Wenn ich dazu noch sagen würde, was ich mir beim Schreiben gedacht habe, würde ich den Text doch disqualifizieren. (Siehe auch Autoren :: Werkimmanenz?)
Vielleicht magst du mir sagen, was dir [zum Beispiel] fremd oder rätselhaft vorkommt?


FLoH.

 

Hallo FLoH,

schöne Momentaufnahme aus der Sicht einese Kindes... Der Stil erinnert mich an Bernhard Schlinks "Vorleser", jedenfalls die Bilder die entstehen, als ich deine Geschichte gelesen habe sind denenn, die ich beim Schlinks "Vorleser" habe sehr ähnlich, also mir vertraut.
Schön.

Grüße JH.Rilke

 

Hi FLoH,

Ich gehe mit Mutti nach Hause.
Ich dachte, sie wollten zu der Tante?

"Und nun nicht so langsam, wir kommen sonst zu spät!" Meine Tante feiert nämlich Geburtstag.

Wenn ich die Situation richtig verstehe, holt die Mutter ihr Kind nach dem Nachmittagsunterricht aus der Schule ab. Es hat wohl von der Schule aus Grießbrei bekommen, ist also nicht am Verhungern.
Dann verlangt die Mutter, dass das Kind während dem Laufen das Vesperbrot aufisst, obwohl sie doch gleich zur Tante gehen, bei der es sicher Kakao und Kuchen oder ähnliches gibt.

Das ist für mich als praktisch denkende Mutter leider unlogisch und deshalb habe ich auch zur gesamten Geschichte keinen Zugang: Oder verstehe ich hier was völlig falsch?

Auch denkt mir der ABC-Schüler viel zu abstrakt, wie auch Häferl schon zitiert hat.
Für mich ist diese Geschichte nicht stimmig. Aber anderen gefällts ja, deswegen kann ich davon ausgehen, dass dir meine Worte keine schlaflosen Nächte bringen ;).

Lieber Gruß
bernadette

 
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Hallo JH.Rilke,

danke für deinen Kommentar :). Ich muss sagen, ich bin etwas irritiert, weil du und ein paar andere diese Geschichte für eine Momentaufnahme halten. Ich meine, es passiert doch was: Mutter und Kind gehen nach Hause; Mutter fordert Kind auf, das Pausenbrot zu essen; sie biegen in die Hauptstraße ein; Kind versucht, dem Bettler seine Stulle zu geben. Es passiert relativ zur Länge der Geschichte nicht wenig, finde ich.
Den Vorleser werde ich mir mal aus der Bibliothek ausleihen.

Hallo Bernadette.

Ja, hm, schade dass du keinen Zugang zu der Geschichte findest. Deine Kritik ist allerdings berechtigt. Ich sollte mir einen besseren Grund für die Eile der Mutter ausdenken, danke für den Hinweis. :)


FLoH.

edit: Geschichte geändert. Jetzt gehen sie nicht mehr nach Hause und dann zum Geburtstag der Tante, sondern gehen zum Kinderarzt.

 

Hallo FLoH,

da bin ich wieder!
Nun ja, Beispiele zu nennen, was mir rätselhaft und fremd ist, fiel mir bei dieser Geschichte schwer, aber mittlerweile...stimmt, der Geburtstag der Tante war es! Es war einfach nicht passig, wie bernadette treffend geschrieben hat. Finde es jetzt deutlich besser.
Zwei Kleinigkeiten, mit denen ich noch immer so meine "Probleme" habe, sind:
1. das "Oh Mann,..." der Mutter...sagt das eine Mutter? Zu ihrem ca. 7jährigen Sohn? Nicht eher "Junge,..." in einem langgezogenem, verbitterten Seufzen oder Ähnliches?
2. Die Mutter müsste doch die Absicht des Sohnes erkannt haben, und würde meiner Meinung nach anders reagieren als ihm zu sagen, dass er nur "Blödsinn" bzw. "Dummheiten" im Kopf hat...ich stelle mir vor, dass sie es anders formulieren würde!

P.S.: Bis 13.5. (jetzt sicher!)

 

Danke für die Rückmeldung. Das Oh-Mann hab ich geändert, hört sich wirklich irgendwie komisch an. Zur Reaktion der Mutter ... weiß nicht, ich glaub das lass ich so. Auch wenn das nicht sehr plausibel erscheint, für gut möglich halte ich sie dennoch. (Ich hab schon einige Mütter auf offener Straße mit ihren Kindern "umgehen" sehen.)

FLoH.

 

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