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Ich bin ein guter Soldat

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15.05.2013
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Ich bin ein guter Soldat

Ich bin ein guter Soldat


Ein guter Soldat stellt keine Fragen.
Er läuft Runden im Park, bis die Beine versagen.
Die Stirn in den Staub wie ein Ja und ein Amen.


Ich bin ein guter Soldat. Der Gedanke durchströmte ihn, prasselte auf ihn nieder, wie der Regen auf die Zeltplane. Ich bin ein guter Soldat. Glauben konnte er es trotzdem nicht.
Der Kamerad neben ihm regte sich unruhig im Schlaf. Ein Stöhnen entschlüpfte seinen halb geöffneten Lippen.
Michael fasste einen Entschluss. Mit hochgezogenen Schultern trat er aus dem Zelt. Durch den dichten Regenschleier konnte er nur dunkle Schemen erahnen. Es störte ihn nicht. Er kannte den Weg gut genug.
Wie ein Dieb schlich er eilig zwischen den Zelten entlang. Nach zehn Minuten war er am Ziel. Er blieb stehen. Aus dem geöffneten Zelteingang vor ihm strahlte das Licht einer Feldlampe. Schaudernd ging er noch einen Schritt weiter.
„Michael.“ Es war nur ein Flüstern aus dem Innern des Zeltes, kaum zu verstehen im donnernden Regen.
„Michael, ich weiß, dass du es bist.“
Er rührte sich nicht.
Könnten die anderen, die Kameraden, ihn jetzt sehen. Im Regen stehend, allein, mit zitternden Beinen. Sehen, wie sich Wasser mit Salz vermischt. Sie würden lachen. Sie würden sich schämen. Sie würden nicht glauben, dass er ein guter Soldat ist.
Er wich einen Schritt zurück. Dann noch einen. Rutschte fast aus im Schlamm. Blieb stehen. Zauderte.
„Michael …“ Die Stimme brach. Er konnte die Unsicherheit heraushören. Die Hoffnung und die Angst.
Ein guter Soldat vergisst alles, im Falle des Falles auch den eigenen Namen. Das hatte man ihm eingetrichtert. Tag für Tag.
Aber diesen Namen konnte er einfach nicht vergessen. Er hatte es versucht. Hatte versucht, sein Herz zum Schweigen zu bringen. Und jetzt stand er hier. Abscheu durchflutete ihn. Abscheu vor sich selbst. Hier stand er und rührte sich nicht. Hatte weder den Mut zu bleiben, noch zu gehen.
Auch hierüber würden die Kameraden lachen. Sie würden den gleichen Abscheu empfinden wie er. Und dann, wenn sie verstehen würden, würde sich Abscheu in Hass verwandeln. Schlimmer, in Verachtung.
„Schlaf bloß nicht mit dem Rücken zu dem da.“ Würden sie sagen und mit dem Finger auf ihn zeigen.
„Und pass auf, dass du in der Dusche nicht plötzlich allein mit ihm bist.“
Wieder wich er einen Schritt zurück. Er konnte Johns Zelt nicht betreten, konnte nicht mit ihm reden. Schon der kleinste Funken im Zunder und alles stünde wieder in Flammen. Sie würden es erfahren. Seine ganze Fassade würde wie ein Kartenhaus in sich zusammenklappen.
Nein. Er konnte es nicht.
Vorhin im Zelt hatte er es nicht mehr ausgehalten. Die Flammen in ihm hatten hell aufgelodert.
Aber jetzt. Alles gelöscht vom prasselnden Regen.
Er wandte sich um und ging. Schlich den Weg zurück, den er gekommen war.
Einem Vorhang gleich schloss sich der Regen hinter ihm.

 

Hallo zusammen,

diese Geschichte hier sollte ich für die Schule verfassen. Der Auftrag war, über den Konflikt etwas zu schreiben, der in dem Lied "Meine Soldaten" von Maxim geschildert wird. Dazu sollten wir auch ein paar Zeilen aus dem Lied in den Text einflechten. Ich weiß nicht genau, ob und wenn wie ich diese zitieren soll. Kann mir das jemand sagen?

Grüße und schon mal Danke, :)
Jascha

 
Zuletzt bearbeitet:

Ein guter Soldat vergisst alles, im Falle des Falles auch den eigenen Namen.

Interessante Aufgabenstellung,

liebe Jascha,

aber ein Zitat böte sich direkt zu Anfang an, um den Titel zu relativieren, etwa so

Ich bin ein guter Soldat

"Ein guter Soldat stellt keine Fragen.
Er läuft Runden im Park, bis die Beine versagen.
...",​
ich bin ein guter Soldat. Der Gedanke durchströmte ihn, ...

Aber böten sich nicht eher Donovan's Universal Soldier oder Wolf Biermanns Soldat, Soldat aus den 1960-er Jahren an (Donovan hat den Protestsong nicht selbst geschrieben, ich komm aber nicht auf die Frau, die den Text geschrieben hat und wohl vor Donovan selbst interpretiert hat), aber der Text ist noch ziemlich parat "He's five foot-two, and he's six feet-four, he fights with missiles and with spears. He's all of thirty-one, and he's only seventeen, been a soldier for a thousand years" usw.

Der Ausdruck "Kamerad" zeigt übrigens an, dass es nicht Freunde sein müssen, die da "Kameradschaft" pflegen, es bedeutet nur, dass sie ein Zimmer / eine Kammer eben teilen ... und wär's ein Zelt!

Noch kleine Tipps:

Der Gedanken durchströmte ihn, ...
Das Endungs-n des Gedankens ist entbehrlich: "Der Gedanke durchströmte ..."

Sie würden nicht glauben, dass er ein guter Soldat ist.
Hier wäre der Konjunktiv statt des Indikativs angesagt, also stattdessen "..., dass er ein guter Soldat sei/besser sogar: wäre", schließlich zweifeln die "Kameraden" ja.

Hier wär's Komma eher entbehrlich

Die Hoffnung, und die Angst.

Schönes Wochenende wünscht der

Friedel

Hoppla, jetzt ist mir aber'n böser Lapsus passiert (ich lass ihn dennoch oben so stehn), ich komm selbstverständlich nicht auf ihren Namen ...

 

Hallo Friedel,

das Lied, zum dem wir den Text schreiben sollten, war vorgegeben, ich hatte da also leider wenig Freiraum.

Zitat:
Sie würden nicht glauben, dass er ein guter Soldat ist.
Hier wäre der Konjunktiv statt des Indikativs angesagt, also stattdessen "..., dass er ein guter Soldat sei/besser sogar: wäre", schließlich zweifeln die "Kameraden" ja.

Ist es wichtig, da den Konjunktiv zu verwenden? Mir gefällt der Satz nämlich im Indikativ besser.
Ich wollte damit ausdrücken, dass sie es ihm nicht mehr glauben würden, wenn sie wüssten, dass er schwul ist, obwohl er ja trotzdem noch immer der gleiche Soldat ist wie vorher. Solange die Kameraden es noch nicht wissen, denken sie ja, dass er ein guter Soldat ist.

Ich könnte ja stattdessen auch schreiben:
Sie würden nicht mehr glauben, dass er ein guter Soldat ist.

Ebenfalls ein schönes Wochenende wünschend,
Jascha

 

Hallo Jascha,

ich fang direkt am Text an:

In dieser Nacht schlief niemand gut.

Wenn ich das lese, frage ich mich, warum? Ob du den Satz rausnimmst oder irgendwie erklärst oder veränderst, was immer du willst, aber so stört er mich ein wenig.


Wie ein Dieb schlich er eilig zwischen den Zelten entlang.
[...]

Würden die anderen, die Kameraden [Komma - vor und nach dem Einschub] ihn jetzt sehen.


Ich könnte ja stattdessen auch schreiben: Sie würden nicht mehr glauben, dass er ein guter Soldat ist.

Mir gefällt der Indikativ dort an sich auch besser, aber beide Sätze klingen noch irgendwie komisch.
Stell den Satz doch ganz um, irgendwas nach dem Motto "sie würden ihn als schlechten Soldaten abstempeln" oder so.

Wenn ich mir den Rest des Textes so angucke, bin ich sicher, du findest etwas.

Ansonsten, eine nette kleine Geschichte, da hab ich auch nicht mehr dran auszusetzen. Es ist halt nur relativ kurz, gut geschrieben, aber es fehlt so ein bisschen etwas, was in Erinnerung bleibt, etwas, was einen berührt.

Ich bin mir nicht sicher, woran es liegt, sicher nicht am Stil und ich glaube es liegt auch nicht direkt am Inhalt. Ich glaube, man weiß einfach zu wenig, kann mit Michael nicht so richtig mitfühlen, weil man zu schnell mitten drin ist und dann auch schon wieder raus ist. Gefühle brauchen auch ein bisschen Aufbau, finde ich.

Nichtsdestotrotz, sehr schöner Text!

Zum Zitieren, ich glaube, du hast irgendwo mittig noch ein paar Zeilen verwendet (oder hab ich mir das eingebildet?), naja, du könntest sie kursiv machen, aber das Nachwort tuts vermutlich auch.

Ich weiß nicht wie die Vorgabe genau aussah, wenn das von der Länge reicht, ist dir eine gute Note sicher, denke ich. Für die nächste Geschichte würde ich allerdings ein bisschen mehr Länge empfehlen, einfach, damit es nicht so schnell vorbei ist, beim Lesen ;-).


Gruß
Niklas

 

Ist es wichtig, da den Konjunktiv zu verwenden?

Schon,

liebe Jascha,

jetzt kommt abers dicke aber, denn grundsätzlich entscheidestu selbst über Deine Geschicht und zum nächsten seh ich meine Beiträge (sofern sie nicht zwingend sind) als Vorschläge an, denen man folgen kann, aber eben nicht muss und vor allem - wenn Du Dich mal in die eine oder auch andere Geschichte von mir hineinwagst- bin ich der lebendige Regelverstoß und das vorsätzlich.

Zudem: Ich bin Purist und der Konjunktiv II macht unsere Sprache wieder klangvoll, da hat sie dann was romanisches, was eine "würde"-Konstruktion keineswegs schafft. Zumeist sind sie zudem dem engl. would nachgebildet, das aber mehr als nur eben dieses konjunktivierte Hilfsverb bedeutet.

Mir gefällt der Satz nämlich im Indikativ besser.
So soll's denn auch bleiben, denn was wäre ein Text Dir noch wert, der Dir selbst nicht gefiele?

sagt der

Friedel -

der dank Ernst nun auch wieder den Namen des Songwriterin weiß: Buffy Sainte-Marie

 

Hallo Malgus,

erstmal eine Frage:

Zitat:

Wie ein Dieb schlich er eilig zwischen den Zelten entlang.
[...]

Würden die anderen, die Kameraden [Komma - vor und nach dem Einschub] ihn jetzt sehen.


Warum sind die zwei Wörter "schlich" und "eilig" markiert? Ich steh grad auf dem Schlauch. :D

Zum Zitieren, ich glaube, du hast irgendwo mittig noch ein paar Zeilen verwendet (oder hab ich mir das eingebildet?), naja, du könntest sie kursiv machen, aber das Nachwort tuts vermutlich auch.

Ja, ich habe tatsächlich im Text noch ein paar Zeilen verwendet, dass war auch Teil der Aufgabe.
Und zur Länge des Textes: Auch die war vorgegeben.

LG,
Jascha

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedel,

dann beginne ich gleich mal mit dem Lesen (oder fahre damit fort, denn ich lese immer, wenn ich Zeit habe).

... und Universal Soldier habe ich mir gleich auch angehört, den Song kannte ich nämlich noch gar nicht.

LG,
Jascha

 

Hallo Jascha,

nun, wenns dir garnicht auffällt, ziehe ich das zurück. Ich fand "eilig schleichen" vom Bild her nicht ganz angemessen. Vorallem im Regen, platsch platsch platsch. Aber schlimm ists nicht.

Ja wie gesagt, wenn du magst kannst du die Zitate kursivisieren, dann sind sie auffälliger, aber das ist auch nur ein Vorschlag.
Und zur Länge - ich glaube, deine Geschichte wäre noch besser, wenn sie länger wäre, einfach, weil mir hier noch ein bisschen Hintergrund, ein paar mehr persönliche Informationen fehlen.

Wenn die Länge vorgegeben war, erübrigt sich das aber. Und alles in allem gefällts mir auch so gut.

In diesem Sinne,
viel Spaß beim Schreiben,

Niklas

 

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