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Ich bin gestorben

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08.05.2006
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Ich bin gestorben

Da stehe ich. Nackt.
Wenige Schritte vor mir sitzt er. Aufrecht und mit gesenktem Blick. Seine verschränkten Beine sind geöffnet wie ein Lotus, umhüllt von einem endlosen Gewand.
Unsere Existenz beginnt genau jetzt, zur gleichen Zeit und abhängig von einander.
Ich gehe zu ihm. Komme seiner stillen, handlungslosen Aufforderung nach und lege mich in diesen Schoß.
Mein ganzes Leben habe ich auf ihn gewartet.

Er ist der Kelch, ich bin der Wein und mit einem Mal begreife ich.
Eine Träne rinnt zaghaft, aber unaufhaltsam aus mir heraus.
Mit Staunen sehe ich, wie sein weiches Gewand sie aufnimmt. Dazu ist es da.
Und er? Er fragt nicht und ich kenne keine Antwort.
Es ist so selbstverständlich.
Ich darf weinen.

So steigt Träne um Träne in mir auf und verlässt meine Seele. Kein See, kein Meer, kein Ozean ist groß genug, die Flut zu beschreiben, und dennoch ist sein Kleid nur an einer winzigen Stelle benetzt.
Und er? Er tröstet nicht, denn ich bedarf nicht des Trostes.
Es ist so köstlich.
Ich kann weinen.

Lautlos weine ich ein ganzes Äon. So kurz ist Traurigkeit.
Dann zittere und erbebe ich und ein Schluchzen bricht sich Bahn.
Ich bin ein Vulkan und spucke glühenden Schmerz. Wieder und wieder und immer wieder.
Angst kocht in mir hoch, brodelt, schäumt und zerbirst zu gewaltigen Geisyren. Kein menschliches Ohr hält meinem Wehklagen stand.
Erst, wenn mein letzter Schrei im Universum verhallt, ist das Innere des Innersten erreicht: Ich würge Schuld.
Die Lava sind meine teerschwarzen Tränen, die zeitlos zäh auf den Stoff tropfen, im Gewebe versiegen, und es zum Leuchten bringen.
Und er? Er ist mein einziger Vater und ich bin seine einzige Tochter, sein einziges Kind.
Er hält mich, in dem Maße, wie ich mich nach ihm sehne, und ich vertraue ihm, in dem Maße, wie er sich nach mir sehnt. Unsere Sehnsucht ist grenzenlos.
Es ist mein Paradies.
Ich werde weinen.

 

Hallo floritiv,

auch dir danke fürs Lesen und deinen Kommentar.
Ich kann sehr viel mit deinen Anmerkungen anfangen, denn, genau wie Kasimirs Kritik, zeigt es mir, dass der Text sehr unterschiedlich gesehen oder besser gesagt empfunden wird.

Eine Aufforderung kann z.B. mit einem Wink oder einer Kopfbewegung begleitet sein, dann ist sie in meinen Augen nicht mehr handlungslos.

was sind Qualitätskriterien eines Schoßes?
z.B. wenn derjenige, der sich reinlegt, perfekt anatomisch reinpaßt, sich derjenige geborgen fühlt u.s.w.

Der Tränenkanal hat eine Öffnung, also ist es eine Körperöffnung, rein physiologisch rinnen sie auch aus einem Menschen heraus, wobei es mir um die Aussage ging, dass die Tränen endlich von innen nach außen fließen und nicht einfach nur die Wange herunter.
Was die tröpfelnden bzw. flutenden Tränen anbetrifft, ist ja fast nur die erste Träne als Tropfen sichtbar, danach bildet sich ein Rinnsal und trotzdem spricht man von einzelnen Tränen. Ein Widerspruch? Ja und Nein.

Und er? Er fragt nicht, und ich kenne keine Antwort.

Womöglich meinst du hiermit etwas, aber mir scheint auch dies unsinnig, habe das Gefühl, das soll hier nur toll und tiefsinnig klingen und nichts weiter. Erst auf eine gestellte Frage weiß ich doch, ob ich eine Antwort darauf kenne oder nicht.


Er fragt nicht, warum sie weint und sie könnte nicht sagen bzw. es nicht in eine Antwort fassen, warum sie weint. Das Weinen wird einfach Weinen gelassen.

Der letzte Abschnitt ist in der Tat höchst widersprüchlich. Denn eigentlich kann nach einem Äon weinender Traurigkeit nichts folgen, zeitlich gesehen,und dennoch schließt sich noch der Ausbruch von Angst, Schmerz und Schuld an. Ich stelle mir nach dem Tod ein Auflösen unserer begrenzten Vorstellungskraft vor, was ich damit u.a. aussagen wollte.

Das sind Ausführungen, die dir vielleicht das ein oder andere erklären, aber letztendlich zählt, dass es dir nicht gefallen hat und du mir erklärt hast, warum nicht.

Vielen Dank dafür und liebe Grüße
Katinka

Hallo Neo,

und auch dir ein Dank fürs Lesen.
Auch in deinem Kommentar sehe ich, dass der Text in erster Linie eine Gefühlsebene anspricht, was dann entweder gefällt oder nicht gefällt.
Schön, dass er dir gefallen hat.

Lieben Gruß
Katinka

 

Hallo Kasimir,

ich gebe dir vollkommen recht, was die Gratwanderung zwischen Kitsch und Erhabenheit anbetrifft.
Was ich in den Kritiken zu meinem Text feststelle, ist dass er eine Ebene beim Leser anspricht, die entweder das Urteil "Kitsch" oder "Erhabenheit" fällt.
Das finde ich spannend. Beide Urteile haben ihre Berechtigung und ich müsste fast nur antworten, "danke, habe ich zur Kenntnis genommen", denn es gibt nicht wirklich was zu erklären.

Ich möchte dir noch kurz eine Begebenheit erzählen, die mir nach deiner zweiten Antwort spontan einfiel.
Wir haben uns den "Tigerbericht" (er soll einem die Essenz des Zen Buddhismus näher bringen) auf CD gekauft. An einem gemütlichen Abend haben mein Mann und ich uns den ersten Teil der CD angehört und waren beeindruckt. Am nächsten Abend wollten wir uns den zweiten Teil anhören und fingen plötzlich an, uns über den Sprecher und verschiedene Aussagen lustig zu machen. Wir haben sie dann sehr schnell aus gemacht. Alles hat seine Zeit.

Auch die eine gute Muse.

Lieben Gruß
Katinka

 

Hallo Kathinka,
zum ersten Abschnitt deiner letzten Antwort :schiel: muss ich dir eine meiner Lieblingsgeschichten erzählen:

Da kommen zwei Männer zum Kadi (türkischer Richter, glaube ich) und beschweren sich übereinander. Der Richter hört dem einen zu und sagt am Ende "Du hast Recht!". Dann bringt der andere seine Sichweise in der Sache vor und der Richter sagt "Du hast Recht". Ein dritter, der dabei ist, meint: "Kadi, es können nicht beide Recht haben!" Da sagt der Richter "Du hast auch Recht!"

:gelb:

Gruss
K.

 

„Da stehe ich. Nackt.
[…]
Es ist mein Paradies.“

Hallo Katinka,

da ist mir doch in diesem Sommer, der ein langer April war, diese kleine Perle von Prosagedicht durchgegangen, in dem m. E. die Gratwanderung zwischen Erhabenem und Kitschigem weitestgehend gelingt. Die lyrische Sprache kann einen gefangen nehmen und ich sehe einen tief religiösen und zugleich gottlosen Menschen, der sich nicht in die Hand, sondern in den Schoß eines Gegenübers begibt, der – nach Deiner Aussage – nicht Gott ist, aber eine Vaterfigur. Und es muss nicht der (biologische) Vater sein, sondern ein Mensch, dem man vertraut und dem man seine Seele anvertraut. Damit ist es auch nicht unbedingt ein Vater im soziologischen Sinn gemeint, denn es gibt Völker, in denen der biologische Vater keine, der soziologische aber eine umso größere Rolle spielt. Gleichwohl: „Er ist [ihr] einziger Vater und [sie ist] seine einzige Tochter, sein einziges Kind.“ Deine Vaterfigur aber sprengt beide Kategorien und entzieht sich somit der Katalogisierung.

Einige kleine Anmerkungen:

„Komme seiner stillen, handlungslosen Aufforderung nach und lege mich in diesen vollkommenen Schoß.“ Hier ließe ich „handlungslos“ und „vollkommen“ wegfallen, denn auch eine stille Aufforderung ist eine Handlung und dass der Schoß vollkommen sein muss wird jeder begreifen, der das Urvertrauen zwischen beiden erkennt.

„Er fragt nicht, und ich kenne keine Antwort.“ Komma weg.

„Kein See, kein Meer, kein Ozean ist groß genug die Flut zu beschreiben, und dennoch ist sein Kleid nur an einer winzigen Stelle benetzt.“ Entweder vorm Infinitivsatz ein Komma („… groß genugKOMMA die Flut zu beschreiben, und …“ oder wie zuvor: Komma weg.

Fast unverzeihlich, diesen Text bisher nicht wahrgenommen zu haben.

Gruß

friedel

 

Uhm,
ich weiß, dass ich dafür wieder Prügel kriege, aber für mich liest es sich ein wenig so, als erwarte die Erzählerin nach dem Tod eine richtig gute Nummer mit dem Seelenverwandten.

Also:

Ich bin ein Vulkan und spucke glühenden Schmerz. Wieder und wieder und immer wieder.
...
Erst, wenn mein letzter Schrei im Universum verhallt, ist das Innere des Innersten erreicht: Ich würge Schuld.
Wenn das mal kein Schweinkram ist.

Ich find die beschriebene Vorstellung mit dieser etwas überspannt-nu kling schon endlich kraftvoll-Sprache auch nicht sonderlich gelungen. Diese Satzmuster:

Die Lava sind meine teerschwarzen Tränen, die zeitlos zäh auf den Stoff tropfen, im Gewebe versiegen, und es zum Leuchten bringen.
Ich find die einfach ermüdend, das kann man mal machen, richtig in die Vollen gehen als Steigerung zu irgendwas, aber wenn ein Text nur daraus besteht, dann ist es tatsächlich nach meiner Definition "Kitsch" und ich benutze da nicht Adorno, sondern was viel simpleres: Kitsch ist immer ungebrochen.
Dem Text fehlt ein Bruch.

Gruß
Quinn

 

Hallo KatinkaH

Ich habe deinen Text gelesen und war ganz erstaunt.

Zuerst mal sei gesagt, dass mich dein Schreibstil sehr anspricht. Und die Bilder, die du gebrauchst (ich bin ein Vulkan und spucke glühenden Schmerz, usw.) finde ich echt gewaltig.

Ich glaube an einen Gott. An den Gott der Bibel, wenn man das so sagen kann...
Nicht an den Mann mit weissem Bart, der sich um niemanden zu kümmern scheint. Auch nicht die mächtige, drohende Gewalt mit dem erhobenen Zeigefinger.
So unterschiedlich, wie dein Text aufgefasst wurde, so unterschiedlich wird auch der Gott, den die Bibel beschreibt aufgefasst. (oder noch mehr) Mein Gottesbild hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Mir scheint, als ob ich immer mal wieder eine neue Eigenschaft von ihm entdecke. Und nun das erstaunliche. Du hast ihn beschrieben. Dieses Angenommensein, Weinen dürften, die Erleichterung darüber... das sind Eigenschaften von Gott, die mir im letzten Jahr bewusst gworden sind.

Natürlich, alles passt nicht. Denn wer so nah zu Gott darf, dessen Schuld ist durch Jesus schon weg. Gott sind unsere Tränen auch nicht egal, er wird sie abwischen.
Aber trotz allem, dein Text hat mich tief getroffen.
Merkwürdig. Es scheint mir, du kannst Gott besser beschreiben als viele andere, die an ihn glauben, und das, obwohl du nicht an seine Existenz glaubst...

Gruss

Juddl

 

Hallo Katinka!

Lyrisch, gewiss, auch stimmungsvoll fand ich deinen Beitrag, aber, nicht böse sein, sprachlich stellenweise knapp am Kitsch vorbeigeschrammt, mMn.
Dennoch habe ich dein sehnsuchtsvolles Lied gerne gelesen.
Ein paar Sachen fand ich etwas unsauber formuliert:

Seine verschränkten Beine sind geöffnet wie ein Lotus, umhüllt von einem endlosen Gewand.

1. Verschränkt und geöffnet zugleich, ist eigentlich ein Widerspruch.
2. Auch ein Lotus schließt abends seine Blüte.
Alternative: Seine verschränkten Beine wirken wie eine geöffnete Lotusblüte.
3. Wenn die Beine von einem endlosen Gewand umhüllt sind, wie kann man dann sehen, dass sie verschränkt und offen sind wie eine Lotusblüte? (Zumal du in der Ich-Perspektive berichtest und nicht auktorial.)

Er ist mein einziger Vater und ich bin seine einzige Tochter, sein einziges Kind.
Gibt es denn Menschen mit zwei Vätern?


Lieben Gruß,
Manuela :)

 

„Eine Definition von Kitsch, wäre "das dümmlich Tröstende einer falschen Geborgenheit" (Adorno), und das "Erhabene", wenn man es überhaupt auf das Kunstschöne beziehen möchte, zeichnet sich allgemein dadurch aus, dass es tendenziell nicht vollständig erfassbar ist, weil es die Grenzen der Sinnlichkeit oder die des Verstandes überschreitet.
(was nicht heißt, dass Unsinniges und Dummes und Salbaderndes erhaben wäre)“

Und unversehens befinden wir uns in einer Diskussion über Kitsch,

liebe lea,

und Du hast Wikepedia in seinen hochtrabendsten und geschwollensten Sätzen übernommen, was mir Gelegenheit gibt, Adorno zu zitieren, der im „Jargon der Eigentlichkeit“ schrieb, dass „das Unwahre … sich seiner selbst im Geschwollenen“ überführe.

Einfacher ist es zu sagen, dass Kitsch keinen Spielraum für Interpretationen zulasse, Stereotypen und Klischees liefere und sich leicht reproduzieren lasse. Dass von Kitsch keine Denkanstöße erfolgten, wäre eine gewagte Behauptung.

Das „Erhabene“ ist das, was die menschliche Vorstellungskraft und Erlebnisfähigkeit übersteigt. Kant unterschied dort das mathematisch Erhabene wie Himmel, Meer und Hochgebirge, und das dynamische Erhabene wie Sturm und Unwetter. Das Erhabenste war ihm aber das unzerstörbare Sittengesetz.

Deine Kritik wäre wahrhaftig, bewiese sie genannte Eigenschaften des Kitsches. Somit fällt das Wort vom „Unsinnigen und Dummen und Salbadernden“ auf die geschwollen daher kommende Kritik selbst zurück.

Hallo Manuela,

es gibt die Unterscheidung zwischen dem (biologischen) und dem (soziologischen) Vater. Der Erzeuger muss nicht immer auch als Vater angesehen werden. Und wäre es nicht schöner, man könnte sich von Anbeginn an seine Ältern aussuchen? - Was kein Kitsch, sondern Utopie ist.

Gruß

friedel

 

Jetzt ist aber mal wieder gut hier. Schreibt euch doch lustige PNs.

 

Hallo Friedel,

das Einfache zuerst:
Das Komma habe ich gesetzt, das andere entfernt. Vollkommen habe ich auf zweifache Anregung entfernt, das handlungslos ist mir wichtig, habe ich stehen lassen.

Jetzt zu deiner inhaltlichen Kritik:
Danke für die "Perle"!
Mit religiös habe ich so meine Probleme, da ich mich mit keiner Religion anfreunden kann. Ich bin der Ansicht, dass der Mensch auf jeden Fall ein spirituelles Wesen ist und dementsprechend nach seinem spirituellen Wesen sucht. Als ich den Text geschrieben habe, habe ich von mir behauptet gottlos zu sein. Eine Erfahrung, die ich im Winter gemacht habe, lässt mich das jetzt wiederum nicht mehr so einfach sagen, ohne jetzt direkt sagen zu können, ich habe einen (eindeutigen) Gott. Das was einem die Ratio immer gesagt hat, kann von einem auf den anderen Moment auf den Kopf gestellt werden, nämlich dann, wenn man die Welt plötzlich nicht mehr aus der Sicht der Ratio wahrnimmt - ja, das geht.
Schön, welche Schlüsse du aus dem beschriebenen "Vater" ziehst. Mein Ziel war die Auflösung von allem (insbesondere der Ratio und irgendwelche Definitionen, was oder wie irgendetwas zu sein hat) in der Vereinigung von allem. Nirwana ist vielleicht die beste Bezeichnung für das, was ich meinte.

Von mir erhälst du Absolution, den Text erst jetzt gelesen zu haben:)

hallo lea,

Um es anders zu sagen: die Peinlichkeit derartiger Egomystifikationen braucht ein Höchstmaß an Toleranz gegenüber jedweder Art des Verstandes oder Emanzipation von der Ratio.

Es gab Leser, die es gar nicht peinlich fanden. Da du deine Kritik als Allgemeingültigkeit formulierst, frage ich mich, ob du vielleicht schon erleuchtet bist in dem Sinne, das du dein "Ich" schon aufgelöst hast. Dann käme ich in die Versuchung, dir zu gratulieren.
Was die Toleranz ggü. jedweder Art des Verstandes oder Emazipation von der Ratio betrifft, muß ich dir voll und ganz zustimmen, das braucht es tatsächlich, um meinen Text (und eigentlich die ganze Welt) zu verstehen.

hallo Quinn,

als erwarte die Erzählerin nach dem Tod eine richtig gute Nummer mit dem Seelenverwandten.

da liegst du absolut richtig! Bedenke nur die Textstelle, an der es heißt: "Er ist der Kelch, ich bin der Wein". Die ist rein sexuell zu verstehen.

Ansonsten stelle ich fest, dass du zu der Fraktion "nee, geht gar nicht" gehörst. Wie Kasimir schon gesagt, gibt es zu meinem Text die eine und die andere Fraktion. Beide haben ihre Berechtigung.

liebe Juddl,

das sind Eigenschaften von Gott, die mir im letzten Jahr bewusst gworden sind.

mir ist "Gott" auch letztes jahr begegnet, das war nach meinem Text. Er hat mir sogar gesagt, warum ich zuerst den Text geschrieben habe und ich ihm dnn erst begegnet bin.

Merkwürdig. Es scheint mir, du kannst Gott besser beschreiben als viele andere, die an ihn glauben, und das, obwohl du nicht an seine Existenz glaubst...

Ein Kompliment, vor dem ich mich verneige. Vielen,vielen Dank.

hallo Manuela,

ich bin nicht böse, wenn jemand mir sagt, was er bei meiner Geschichte empfindet, ganz bestimmt nicht. Einige Kritiker vor dir haben Gleiches geäußert und andere waren sehr berührt. So kann ich auch dir nur nochmal sagen, beide Empfinden sind gerechtfertigt und bedürfen keiner Rechtfertigung oder Erklärung meinerseits.
Kennst du den Lotussitz? Es ist so eine Art Schneidersitz und für mich sind die Beine verschränkt aber so offen, dass man sich hinein legen kann. Auch wenn ein tuch drüber ist, kann man den Lotussitz darunter erkennen.
Zum einzigen Vater, kann ich nur auf Friedels Antwort verweisen, die es genau erklärt.

hallo Tserk,

vielen Dank.

Euch allen vielen dank fürs Lesen und Kommentieren. Wünsche euch allen einen schönen Abend.

Liebe Grüße
Katinka

 

’n Abend Katinka,

„Mit religiös habe ich so meine Probleme, da ich mich mit keiner Religion anfreunden kann“, was auch gar nicht so wichtig ist.

Religiös ist jeder hinsichtlich seiner Beziehung („Relation“) zu anderen und dabei ist es unwichtig, ob er an einen Gott glaubt oder nicht. Wichtig ist sein Verhalten zu seinem Nächsten (der ja auch der Entfernteste –

ich kann’s Mehrdeutige einfach nicht lassen, ich armes Schwein [ )– : ]

sein kann), kurz: die einen nennens „Nächstenliebe“, die andern „Solidarität“. Brecht hat dazu Kluges geschrieben, aber Erich Kästner sein m. E. genialstes Gedicht mit dem Titel „Moral“ (aus’m Gedächtnis): „Es gibt nichts Gutes / Außer, man tut es.“


Hallo Kasimir,

Du erzählst unter # 23 eine Deiner Lieblingsgeschichten.

Kennstu „Rashomon“ von Akutagawa Ryunosuke, verfilmt und dadurch weltbekannt geworden durch Akira Kurosawa, in dem ein Verbrechen aufgeklärt werden soll unter der Prämisse, dass alle drei Beteiligten den Fall aus ihrer Perspektive (er)klären sollen. Die vierte Variante liefert ein unbeteiligter Beobachter etc., ohne dass letztlich klar wird, wie denn nun eigentlich der Tathergang war und wer „nur“ Täter und wer „nur“ Opfer. Unbedingt lesen oder sehen (sofern möglich).

Soweit (oder kurz) für itzo und also

Gut Nacht & moin

friedel

 

Hallo Katinka,
für mich ist es ein sehr intensiver Text, den ich nicht zu bewerten wage.
Jeder, der ein Urteil abgibt, beschreibt nur seine eigene Interpretation und die mag doch so falsch sein.
Bei mir kam der Gedanke an Gott auf und das Gefühl und Empfinden, das man vielleicht hat, wenn man denn endlich bei ihm ist.
Nicht falsch versehen, ich glaube nicht an den alten Zausel, doch die Vorstellung des Empfindens, wenn es ihn gäbe hatte ich in diesem Text.
Ich finde ihn sehr beeindruckend. … ohne natürlich wirklich zu wissen, was du aussagen wolltest. Vielleicht hast du es in den Kritikerwiederungen geklärt, doch ich habe sie nicht gelesen.
Dickes Kompliment
3

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Katinka,
mit ich bin gestorben als Überschrift kann ich wenig anfangen, da ich mir nichts vorstellen kann, was nach dem Tod sein soll. Ich weiß weder, ob man nackt seinem Schöpfer gegenüber tritt oder on man erleuchtet ist, oder erlöst. Die Wortgewalten

Er ist der Kelch..., ich bin der Wein,... Ich bin ein Vulkan und spucke glühenden Schmerz, ... Angst kocht in mir hoch, brodelt, schäumt und zerbirst zu gewaltigen Geisyren
erheitern mich eher, als dass sie mir offenbaren
Die Eruption eines Vulkans mit Schmerz zu vergleichen ... Vulkane spucken Asche, Steine, Lava, sind Vernichtung für alles Leben in der Nähe, Geysire sind mit Luft oder Dampf gefüllte Wasserglocken, die unter dem Druck irgendwann platzen, und als Wasserfontäne aus einem Schacht hervorschießen

und dann und dieser Absatz:

Erst, wenn mein letzter Schrei im Universum verhallt, ist das Innere des Innersten erreicht: Ich würge Schuld.
Die Lava sind meine teerschwarzen Tränen, die zeitlos zäh auf den Stoff tropfen, im Gewebe versiegen, und es zum Leuchten bringen.
finde ich kitschig
Das Universum überträgt keinen Schall, es können keine Schreie verhallen das Innerste im Inneren ist der Zellkern einer Zelle oder was meinst du?
und würgen muss man, wenn man etwas zu Großes schluckt.

Die Lava ist Einzahl und die Laven sind Mehrzahl und wenn Lava schwarz und demnach schon erstarrt ist, kann sie nicht wie Tränen fließen und auf Stoff tropfen, um darin zu versiegen. Was Lava auch nicht kann, ist leuchten, wenn sie kalt ist. Sie ist eher scharfkantig verletztend.


Verzeihe mir diese harsche Äußerung, aber beim Lesen waren genau das meine Gedanken.


Goldene Dame

 

Verdammt, jetzt merke ich erst, dass ich bei meiner Kritik den Titel ignoriert hatte. So wirkt die Kritik ja nur einfach blöd.
Mein Vorschlag: Ändere den Titel, denn der nimmt viel vorweg und dann wäre meine Kritik auch nicht so blöd.
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Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dreimeier,

deine Kritik klingt für mich überhaupt nicht blöd. Es gibt, grob gesagt, zwei Fraktionen von Kritikern bei diesem Text. Die eine Fraktion ist berührt und die meisten sagen, sie wüßten nicht einmal genau warum der Text diesen Eindruck bei ihnen hinterlässt. Für die andere Fraktion wirkt der Text kitschig, sprachlich aufgebläht und gehört für sie in die Kategorie "geht gar nicht". Die Reaktionen erster Fraktion freut mich natürlich. Aber ich kann auch die andere Fraktion sehr gut verstehen. Für mich als Autor sind diese total gegensätzlichen Empfindungen sehr spannend und ich ziehe den Schluß daraus (und ich hoffe, dass das nicht überheblich rüberkommt), dass der Text nur auf einer Ebene, nämlich der Gefühlsebene, funktioniert. Es fällt mir nicht leicht, den Text zu erklären, vllt. weil er von mir Gefühle beschreibt, die nicht immer so präsent sind wie an dem Tag, als ich ihn geschrieben habe. Auch das klingt möglicherweise seltsam.
Ich stelle mir die Frage nach Gott oder dem Göttlichen, nach Tod und Leben und ich denke, das tut jeder und wahrscheinlich bis an sein (leibliches) Ende. In dem Text verarbeite ich u.a. meine Sehnsucht. Die Sehnsucht, total angenommen zu werden, die Sehnsucht nach totalem Vertrauen. Die Bibel sagt, man kann Gott total vetrauen, die Buddhisten sagen, vertraue deiner eigenen Buddhanatur und ich sage:"hach, leichter gesagt, als getan." Gibt es Menschen, die ein Gottvertrauen haben, gibt es Erleuchtete, die die Buddhanatur erkannt haben? Manchmal glaube ich zu erkennen und dann schließt sich die Tür wieder und was bleibt ist die Sehnsucht nach einem Gegenüber, dass die Tränen ohne Frage fließen lässt, sie sogar auffängt und das in einem Ausmaß, dass es mit unserer Vorstellungskraft und unserer (bisherigen)Erkenntnis physikalischer Gegebenheiten nicht erklärbar ist. Dieses ausserhalb unserer Vorstellungskraft wollte ich darstellen, deshalb habe ich dem Äon noch eine Zeit danach angehängt, deshalb habe ich im Universum einen letzten Schrei verhallen lassen, deshalb ist sein Kleid nur an einer winzigen Stelle benetzt, deshalb bringen die teerschwarzen Tränen den Stoff zum leuchten, deshalb ist er der Kelch und ich der Wein. Widerspruch und Gegensätze wollte ich aufheben bzw. vereinen, weil das für mich die Vorstellung vom Auflösen des Ichbewußtseins ist, das Auflösen des Ichbewußtseins ist wiederum für mich göttlich, ist für mich die Erlösung. Wie immer und wann immer das auch gehen soll. Nach unserem leiblichen Tod? Oder können wir schon zu Lebzeiten sterben? Der Titel ist für mich nicht veränderbar, er gehört einfach dazu.

Ich hoffe, meine Antwort klingt nicht blöd.

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren

Hallo Goldene Dame,

es gibt nichts an deiner Kritik, was ich dir verzeihen müsste. Du kritisierst meinen Text offen und ehrlich und dafür bin ich dir dankbar.
Ich möchte dich auf die Antwort, die ich Dreimeier geschrieben habe, hinweisen. Da sind einige Punkte, die du ansprichst erläutert. Vielleicht reicht dir das an Erklärung aus, wenn nein bzw. wenn es dich weiter interessiert, laß es mich wissen. Wohlgemerkt, es sind Erklärungen und nicht der Versuch, deine Empfindungen beim Lesen meines Textes weg zu diskutieren, was ja auch nicht geht und überheblich wäre.
Ich danke dir fürs Lesen und Kommentieren.

Euch beiden einen schönen Tag und liebe Grüße

Katinka

 

Hi Kathinka
Ich lasse jedem Menschen seinen Glauben, und wenn er eine Offenbarung hatte, gratuliere ich meistens, denn ich glaube nicht daran dass ich je spirituell auf diesem Niveau mitreden kann. :)

Ich möchte dich auf die Antwort, die ich Dreimeier geschrieben habe, hinweisen. Da sind einige Punkte, die du ansprichst erläutert.
Es ging mir nicht darum inhaltlich erläutert werden zu müssen, um dem Text als solchen zu erfassen wie er gemeint ist. Mir ging es schlicht und einfach um den Stil, den ich leidlich umgesetzt empfinde.

Wenn es dir hier um eine Glaubenserfahrung geht, warum ist dein Text in der Rubrik Seltsam gepostet? Vielleicht ist deine Geschichte in Philosophisches besser aufgehoben.

GD

 

Hallo Goldene Dame,

Erläuterung meinte ich z.B. bzgl. deiner Anmerkung "Schall im Weltall", dass mir bewußt ist, dass sich der Schall nicht fortsetzt, also nicht die Erläuterung zum Text.
Was das Posting hier und nicht in Philosophisches betrifft, ist die Tatsache, dass mein Text keine Erkenntnis beinhaltet, wie man das von einem philosophischen Text erwartet. Es ging mir auch nicht um eine Glaubensfrage, sondern um das Niederschreiben einer Vision/Vorstellung.

LG
Katinka

 

Für mich klingt diese Werk nicht nach einer Geschichte sondern nach einem, auf inktellektuell getrimmten Gefühlsausbruch. Die Sprache ist mir viel zu künstlich und die Metaphorik bis zur Schmerzgrenze übertrieben.
Diese Art Sprache paßt zu Shakespeare's Mitsommernachts Traum, wo die Charaktäre unter Einfluß von bestimmten Substanzen nicht mehr Herr Ihrer Sinne und Worte sind. Genau dasselbe Gefühl hatte ich bei diesem Text auch


Zum Inhalt kann ich wenig sagen, da ich weder ein spiritueller noch religiöser Mensch bin und deshalb mit dieser Thematik nichts anfangen kann.

Sorry, is mick nüscht.

 

Hallo Angrynowaka,

danke fürs lesen und die offene Kritik. Wie du vllt. in vorangegangenen Kommentaren gelesen hast, gibt es bei diesem Text zwei Fraktionen mit ganz entgegengesetzten Empfindungen und mir bleibt nichts anderes übrig, als beides zu akzeptieren (was ich auch tue).
Unter Einfluß bestimmter Faktoren stand ich allerdings beim Schreiben nicht, es sei denn Pfefferminztee gehört dazu:-)

Liebe Grüße
Katinka

 

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