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Ich hab's nicht kommen sehen

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Monster-WG
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20.08.2019
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Ich hab's nicht kommen sehen

Ich ziehe die Küchenschürze aus, lege sie zusammen und verstaue sie im Schränkchen unter der Spüle. Die Lasagne für Alexander steht im Ofen, der Salat im Kühlschrank. Der Duft von Rosmarin, Oregano und Basilikum umhüllt mich. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn, gieße Weißwein ins Glas, trinke einen Schluck und reiße das Fenster auf. Der Wind kühlt meine Wangen, lindert die innere Hitze. Ich starre hinab in die Tiefe, fünf Stockwerke, ich hab schon mal überlegt, zu springen. Es ist zweiundzwanzig Uhr dreißig. Wenn ich Glück hab, übernachtet Alex heute Nacht bei einem Kumpel. Hastig prüfe ich die Geschirrtücher, alle akkurat gefaltet. Nirgends Staubflusen, keine Fettflecken auf dem Herd. Alles blitzt und blinkt.
Ich gehe unter die Dusche, rasiere mich akribisch. Alexander hasst Körperbehaarung. Das Wasser prasselt auf meinen Rücken, Dampf erfüllt das Badezimmer. Ich drehe den Hahn zu, wickle mich in den Bademantel, lehne den Kopf gegen die gekachelte Wand, warte, bis der Schwindel sich legt. Über das Waschbecken gebeugt, spritze ich mir Wasser ins Gesicht, hab immer noch das Gefühl, förmlich zu glühen. Ich wische den Spiegel sauber. Eine bleiche, verängstigte Frau starrt mir entgegen. Sorgenfalten auf der Stirn, feine Krähenfüße um die Augen, dunkle Schatten darunter. Die Schwellung an der rechten Wange klingt langsam ab.
Ein Seufzer, ich mache weiter mit meiner Routine, greife nach der Schminktasche. Eine halbe Stunde später sitzt das Make-up perfekt. Ein paar Spritzer Parfum. Lancôme Hypnose. Er hat es mir zu Weihnachten geschenkt, weil er den Duft mag. Ich nehme die Bürste von der Ablage, kämme mechanisch mein Haar, während mein Blick zur Uhr huscht, die auf der Waschmaschine steht. Viertel nach eins. Falls er heimkommt, wird er nicht mehr nüchtern sein. Ein leises Stöhnen. Bin ich das? Ich kralle meine Nägel in die Oberarme. Mein Magen fühlt sich an wie ein Klumpen, die Muskeln sind verspannt, die Knie zittern. Bitte, lass ihn wegbleiben, flüstere ich, während ich auf die Waage steige. Nur noch knapp fünfundvierzig Kilo. Bin ein Knochengerüst, hab einfach keinen Appetit mehr.
Ich gehe ins Schlafzimmer, setze mich aufs Bett, öffne die Nachttischschublade, ziehe den kleinen Stoffengel heraus. Das Einzige, was mir von meiner Mutter geblieben ist. Behutsam streiche ich über die goldenen Flügel. Hätte ich doch selbst welche. Einfach fortfliegen, in ein anderes Leben, eine andere Realität. Ach Mama, wenn du mich sehen könntest. Du wolltest immer nur, dass ich glücklich bin. Ich halte den Engel fest, betrachte das Hochzeitsfoto an der Wand.

Plötzlich befinde ich mich wieder mit Alexander in der italienischen Trattoria Milano. Wir sitzen uns gegenüber an dem runden Tisch, feiern meinen Abschluss zur Erzieherin. Ich erinnere mich an jenen lauen Sommerabend, an die Wärme, die der Pizzaofen verströmt, den Duft nach Tomaten, Käse und Wein, an die Klänge von Eros Ramazotti, die den Raum erfüllen, an Alexanders Lachen, die Grübchen in seinen Wangen. Wie er mir schelmisch zuzwinkert, seine Hand über den Tisch zu meiner schiebt, mit meinen Fingern spielt. Dieser durch und durch goldene Mann. Dichtes, dunkelblondes Haar, der Teint, der immer leicht gebräunt aussieht, die Augen, deren Farbe an Eistee erinnern. Die Strähnen, die ihm in die Stirn fallen, die langen Wimpern, die weiche Haut, der Duft seines Aftershaves. Ich sehe mich selbst, wie ich dasitze, wie ich einen Schluck von dem Rotwein nehme, den er ausgewählt hat. Warm und weich und schwer. Honig und Sommerbeeren. Er erfüllt meinen Körper mit einem Prickeln, macht mich übermütig. Ich lege den Kopf schief, genieße seine Aufmerksamkeit, die Komplimente. Alex ist der erste Mann, der ernsthaft an mir interessiert ist. Er begleitet mich bis zur Haustür, gibt mir einen zarten Abschiedskuss auf die Stirn. „Schlaf gut, Denise. Bis morgen achtzehn Uhr. Soll ich dich abholen?“
Ein Nicken, eine Umarmung, dann ist er weg.

Ein paar Monate später: intensive Küsse, Streicheleinheiten, Zärtlichkeit. Schmetterlinge im Bauch. Alexander geht behutsam vor, bedrängt mich nicht, lässt mir Zeit, Vertrauen zu fassen. Er weiß, dass ich noch Jungfrau bin, macht mir keinen Druck. Schritt für Schritt bauen wir Nähe auf. Ich denke an das Glücksgefühl, als ich ihn das erste Mal in mir spüre. Unsere Körper, wie füreinander gemacht, Haut an Haut, die Berührungen. Die erste Nacht werde ich nie vergessen. Wie ich auf seinen Atem lausche. Ein, aus. Ein, aus. Regelmäßig, langsam, friedlich. Wie ich mich an ihn kuschle, die Augen schließe, seinen Geruch nach Sandelholz, Wind und Regen einatme. Ich bin angekommen.

Die Bilder verblassen, ich sitze wieder im Schlafzimmer, starre noch immer auf das Hochzeitsfoto. Der Traum aus weißer Seide, die wallende Schleppe, Blumen im Haar. Alexander im schwarzen Smoking und weinroter Fliege. Ich sehe ihn vor mir, wie er mir den Ring an den Finger steckt, mir sagt, wie sehr er mich liebt. In guten, wie in schlechten Zeiten. Meine beste Freundin und Trauzeugin, Anna, wie sie mich umarmt, mir ins Ohr flüstert. „Ich freu mich so für euch, Liebes. Ihr seid ein tolles Paar. Ich wünsch euch alles Glück der Welt.“
Was ist nur passiert?, denke ich. Das Foto hat keine Antwort. Ich wende meinen Blick ab, lehne mich zurück. Der Regen prasselt gegen die Scheiben. Viertel vor Zwei. Die Nacht liegt auf mir wie eine alles erstickende Decke. Ich kriege kaum Luft. So oft hab ich mir vorgenommen, diese Ehe zu beenden. Ich bin ein Feigling. Tränen laufen mir übers Gesicht. Ich schiebe den Engel zurück in die Schublade, schließe sie, bevor ich den Bademantel zu Boden gleiten lasse und das schwarze Spitzennachthemd aus dem Schrank nehme, das er so gerne an mir sieht. Es stört ihn nicht, dass es die blauen Flecke nicht verdeckt. Ich betrachte sie, als würden sie nicht zu mir gehören. Noch immer spüre ich Alexanders Fäuste auf mir, seine Stimme dröhnt in meinem Ohr: „Warum hast du meine Hemden nicht aus der Reinigung geholt?“ Sein Keuchen, während er erneut ausholt. „Ich habe morgen ein wichtiges Meeting.“ Er trifft mich brutal in den Magen. „Es geht um meine Beförderung.“ Ein Schlag gegen das Schlüsselbein. „Was wird mein Chef wohl denken, wenn ich kein ordentliches Hemd trage?“ Er schlägt mich zu Boden.

Die Bilder in meinem Kopf wüten, während ich an die Anfänge der Gewalt denke. Ich fühle seinen Zeigefinger auf meiner Brust. Ein Rempler, aus Versehen. Die Entschuldigung: „Sorry! Kommt nicht wieder vor.“ Ich glaube ihm. Immer seltener Blumen, stattdessen Anweisungen: „Tu dies, tu das!“ Und wehe, ich mache einen Fehler. Der grobe Griff, wie er meine Arme umklammert, mich schüttelt, als wäre ich eine Stoffpuppe. Dann die erste Ohrfeige, die Hämatome, verzweifelte Tränen in der Einsamkeit des Badezimmers. Seine Beteuerungen, dass er es nie wieder tun wird. Wie er mich auf seinen Schoß zieht, zerknirscht: „Bitte entschuldige. Ich habe die Kontrolle verloren. Jedes Paar hat mal eine Krise, wir kriegen das hin. Es ist der Job, der Stress, der Druck. Das verstehst du doch, oder?“
Wie ich dastehe und nicke. Mich frage, was ich tun könnte, damit es ihm besser geht. Ich strenge mich an, koche seine Lieblingsgerichte, poliere seine Schuhe, bis sie glänzen. Er legt Wert auf gutes Schuhwerk.
Irgendwann die ersten richtigen Prügel. Seine Fäuste, die auf mich einprasseln, die Tritte in meine Seiten. Meine Erschütterung. Das kann nicht sein, denke ich. Das ist nicht Alex. Mein Alex. Warum tut er das? Wie ich dastehe, die Hand an die Wange gepresst. Sie brennt. Meine Augen fassungslos aufgerissen. Für einen Moment lang erstarrt die Welt um mich herum zu Eis. Wie er mich anschaut, den Kopf neigt. Ich löse mich aus dem paralysierten Zustand, weiche vor ihm zurück. Wie er die Hände hebt zum Zeichen der Kapitulation: „Das hätte ich nicht tun sollen, Denise. Ich weiß. Keine Ahnung, was in mich gefahren ist. Habe mich mit meinem Vater gestritten. Das hat mich wohl mehr mitgenommen, als ich dachte.“ Er redet mit sanfter Stimme auf mich ein, versucht mich einzulullen. Wenig später steht er am Herd, kocht Pasta mit Pesto. Wir sitzen am Küchentisch. Zwanghafter Smalltalk. Ich überlege, wie ich darüber hinwegkommen soll. Die Schmetterlinge sind längst bleischwer geworden, sind kurz vor dem Absterben.

Nach der Prügelattacke hab ich’s versucht. Ich wollte raus, hab meine Tasche gepackt, als er bei der Arbeit war. Bin durch das Treppenhaus, hab mich am Geländer festgekrallt. Raus durch die Tür, auf die Straße, nach rechts schauen, dann nach links. Die Panik, die mich aus heiterem Himmel überfällt. Die Klammer um meine Brust. Die Atemlosigkeit. Wie ich die Blusenknöpfe öffne, um besser Luft zu kriegen. Es hilft nicht. Der Schweiß perlt von meiner Stirn. Ich kann keinen Fuß vor den anderen setzen. Alles dreht sich, der Boden unter mir flimmert, schwankt. Ein Blick zurück, die rettende Haustür hinter mir. Ich renne in die Wohnung, schließe die Tür hinter mir, rolle mich auf dem Teppich zusammen und heule.

Es bleibt nicht bei dem einen Mal. Ausgerissene Haare, geprellte Rippen, ein angeschlagener Zahn. Und immer wieder seine Erklärungsversuche: „Man hat mir die Beförderung verweigert. Hat mir nen Jüngeren vor die Nase gesetzt. Der Typ sagt mir jetzt, wo’s langgeht. Weißt du, was das bedeutet? Nee, du hast ja keine Ahnung. Hockst daheim, gibst mein Geld aus und musst dir über nichts Sorgen machen.“ Wie es durch meinen Schädel rast: Das war deine Idee! Du wolltest, dass ich mich ganz auf den Haushalt konzentriere, auf unsere Ehe, wolltest für mich sorgen, hast es mir verboten.
Wie er sich mit der Hand übers Gesicht fährt, hektisch blinzelt. Ich kann ihm ansehen, wie sehr er kämpft, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Schließlich stößt er es hervor, presst es zwischen seinen Zähnen hindurch: „Es tut mir leid.“
Ich kann den Mist nicht mehr hören, kauf’s ihm nicht mehr ab. Sein Lächeln erreicht mich nicht mehr. Die Schmetterlinge sind tot.
Ich traue mich nicht mehr aus dem Haus, bin es leid, die Sonnenbrille zu tragen, obwohl es bewölkt ist, obwohl es regnet. Bin es leid, den Leuten etwas vorzumachen: Ich bin gegen den Türrahmen gelaufen. Oh, ich bin so ungeschickt, bin gestolpert, es hat mich ordentlich hingehauen. Hatte einen Fahrradunfall, hab mich am Herd verbrüht.
Eine Welle der Scham durchflutet mich. Von meinen Freunden hab ich mich längst zurückgezogen. Markiere die Gestresste: Muss mit Alexander zum Geschäftsdinner, hab einen Termin beim Friseur, muss mich um den Haushalt kümmern … Irgendwann hab ich aufgehört, zurückzurufen. Kostet mich zu viel Kraft, immer zu lügen. Die Wahrheit auszusprechen, das pack ich nicht.
Ich kann mir vorstellen, was die Leute sagen werden: Guck dir die Dumme an, lässt sich von ihrem Macker verprügeln. Irgendwas muss die falschmachen. Alexander ist so ein toller Kerl, fleißig, ehrgeizig, dieses charmante Lächeln. Die sollte sich glücklich schätzen.
Oh Mann! Die haben keine Ahnung.
Ich presse die Lippen zusammen, muss daran denken, wie ich früher den Kopf geschüttelt hab über Frauen, die sich verprügeln lassen, kein eigenes Ich mehr haben. Warum geht ihr nicht zur Polizei? Sucht euch nen Therapeuten? Flüchtet ins Frauenhaus?
Es erscheint so einfach. „Es ist aus. Ich will die Scheidung!“ So oft hab ich die Worte vor dem Spiegel geübt. Zu ihm gesagt hab ich sie nie. Ja, ich könnte sie aussprechen, entweder sachlich, ruhig – oder sie ihm ins Gesicht speien. Aber was würde das bringen? Noch mehr Prügel? Knochenbrüche?
Wenn ich ehrlich bin, ist es nicht nur die Angst vor den Schlägen, die mich davon abhält. Da ist die Ungewissheit. Was kommt danach? Schaff ich es ohne Alex? Wird er mich stalken, mir etwas antun? Mich büßen lassen? Finde ich einen Job, nach drei Jahren nur zuhause sein? Kann ich mich selbst versorgen?
Allein bei den Gedanken schaudert es mich. Also harre ich aus, warte. Hoffe, dass er meiner überdrüssig wird, seinen Fokus auf eine Andere richtet. Mir ist klar, dass der Moment vielleicht nie kommen wird, dass ich mein Leben selbst in die Hand nehmen sollte, doch ich bin wie gelähmt, ein Nichts, versunken im Sumpf der Resignation. Hab mich irgendwie an diesen Zustand gewöhnt. Es gibt auch bessere Tage. Nicht alles ist schlecht. Alexander kann so liebevoll sein, so fürsorglich. Vielleicht wird alles wieder gut.
Was red ich mir da eigentlich ein? Die Abstände zwischen den Prügeln werden kürzer.
Es gab eine Zeit, in der ich glücklich war. Eine lebenslustige junge Frau in bauschigen Blumenkleidern, stets mit einem Lächeln auf den Lippen. Wo ist sie geblieben?

Ich hab’s probiert. Vor ein paar Wochen hab ich meinen Mut zusammengenommen und versucht, ihm klarzumachen, wie’s mir geht. Dass ich nicht mehr kann, mir alles zu viel wird.
Alexander, wie er den Zeigefinger erhebt: „Du willst eine harmonische Ehe? Dann reiß dich zusammen. Du bist schuld“, sagt er immer wieder. „Warum provozierst du mich? Lass es einfach.“
Und ich, wie ich den Blick senke und flüstere: „Es tut mir so leid, Alex. Passiert nicht noch einmal.“
All die Schuldgefühle. Ich bin nichts wert, schaff’s nicht einmal, meinen Mann zufriedenzustellen. Bin ne jämmerliche Versagerin. Ein Nichts.

Ich stehe auf, gehe erneut durchs Haus, schließe die geöffneten Fenster. Es ist eine unwirtliche Nacht, nicht gemacht, um sich draußen herumzutreiben. Der Nebel kriecht durch die Ritzen, beschlägt die Scheiben. Ich lasse die Jalousien herunter und sperre den Nebel aus, den Sturm, den Regen. Doch meine Dämonen kann ich nicht aussperren. Sie sitzen tief in meinen Eingeweiden, fressen mich langsam von innen her auf. Der Wind frischt auf, wirft sich in unregelmäßigen Abständen gegen das Gebäude, wie ein blindwütiger Angreifer. Es ist Punkt vier. Ich werde immer kribbeliger. Wenn nicht jetzt, wann dann? Pack deine Tasche, Denise! Hau endlich ab!
Vor zwei Tagen hat er mich in die Mangel genommen. Da hab ich’s zum ersten Mal bemerkt. Dieses Funkeln in seinen Augen, die Gier in seinem Blick. Da hab ich’s begriffen. Es macht ihm Spaß, turnt ihn an, mich zu quälen, zu erniedrigen. Er geilt sich an meinen Tränen auf, genießt die Macht, ist wie im Rausch. Hab mir gedacht: Denise, du musst da weg. Das kann übel enden. Im Krankenhaus. Der Leichenhalle. Da ist mir klar geworden, dass ich was tun muss. Ich schaff’s nur irgendwie nicht, mich aus dieser Lethargie zu lösen.

Ich setze mich an den Küchentisch, drehe das Handy in meinen Fingern hin und her, bin kurz davor, Anna zu schreiben, dass sie mich abholen soll. Gestern haben wir miteinander telefoniert. Ich hab mich nicht getraut, ihr zu sagen, dass Alex mich schlägt, hab nur vage Andeutung gemacht.
„Du weißt, egal, was ist, ich bin für dich da, Denise. Immer!“
Mir ist klar, dass sie sich Sorgen macht. Will sie nicht belasten, sie hat genug an der Backe.
Ich greife nach dem Handy, fange an zu tippen, lege es beiseite, stehe auf, tigere durch die Wohnung, lande im Badezimmer, drehe den Wasserhahn auf, spritze mir Wasser ins Gesicht. Für einen Moment lang schließe ich die Augen, gehe zurück in die Küche, nehme das Handy erneut und schreibe: Anna, kannst du mich abholen? Jetzt gleich?
Ich starre auf das Display. Ob sie noch wach ist? Da — die blauen Häkchen. Sie hat die Nachricht gelesen.
Bin in ner Stunde bei dir. Ich beeil mich. Ist Alex da?
Nein, glaub nicht, dass er heute Nacht wiederkommt. Denke, der pennt auswärts. Ich trenn mich von ihm. Geht nicht mehr.
Okay. Wir reden später.

Ich gehe ins Schlafzimmer, ziehe meine Sporttasche unter dem Bett hervor und packe. Stopfe alles wahllos rein, was mir etwas bedeutet. Ich will einfach nur weg.

Und dann plötzlich – Poltern auf der Treppe. Derbe Schuhe, er trägt die mit den Stahlkappen. Der Schlüssel im Schloss. Scheiße! Bitte nicht! Warum kommt er heim? Ich hab so gehofft, dass er wegbleibt. Geistesgegenwärtig kicke ich die Tasche unter die Couch. Sei kein Feigling, Denise! Steh für dich ein, sag ihm, was Sache ist. Anna ist unterwegs, lass dich nicht unterkriegen!
Mehrere Anläufe, ehe er die Tür aufstößt, beinahe aus den Angeln hebt. Meine Nerven zum Zerreißen gespannt, die Sinne auf Anschlag gedreht. Er donnert die Tür hinter sich zu. Sein Blick versengt mich wie ein elektrischer Schlag, während er auf mich zuwankt, die Zähne zusammengebissen, so heftig, dass die Kiefermuskeln hervortreten. „Essen!“, presst er hervor.
Ich spüre, wie meine Schultern beben, fixiere einen Punkt an der Wand, mache den Mund auf, um etwas zu sagen.
Er gibt mir einen leichten Schubser. „Ich habe Hunger. Essen!“
Ich gehe in die Küche, schalte den Ofen ein. Teller, Glas und Besteck liegen schon auf dem Tisch. Während ich den Salat aus dem Kühlschrank hole, zittere ich so sehr, dass ein wenig von dem Dressing überschwappt.
„Was bist du für ein Trampel!“, zischt er angewidert. Sein Blick schnellt umher, er geht rüber ins Wohnzimmer, zieht die Tasche unter der Couch hervor, kommt zurück, wirft sie mir vor die Füße, baut sich drohend vor mir auf. Er schüttelt mich so heftig, dass meine Zähne aufeinanderschlagen, lässt jäh wieder von mir ab. „Hexe! Du und deine scheiß Provokationen. Findest du das witzig? Was soll die verdammte Tasche?“
Ich starre zu Boden, Tränen schießen mir aus den Augen und landen auf meinen Füßen.
„Willst du abhauen? Mich verlassen?“ Er schnellt nach vorn, legt mir die rechte Hand an die Kehle. Ich spüre den Druck. Sein Gesicht so dicht vor meinem. Seine Finger drücken fester zu. „Du wirst mich nicht sitzenlassen, verstanden?“ Er spuckt die Worte hasserfüllt aus. „Wo kommen wir da hin? Mein Ansehen, mein Ruf, hast du daran mal gedacht, Miststück!“
Unter dem Druck seiner Finger beginne ich zu röcheln. Seine Miene gefriert, die Ader auf seiner Stirn schwillt an, ich kann sehen, wie sie pocht.

Und dann geht alles ganz schnell. Seine Faust rast auf mich zu. Ich knalle auf den Boden. Die Salatschüssel zerschmettert, überall Scherben, Rucola, Öl. Ein harter Tritt in die Magengrube. Die Luft weicht aus meinen Lungen, ich stöhne laut auf. In Panik robbe ich rückwärts an die Wand, er folgt mir. Hiebe, die auf mich niederprasseln. Ich versuche, mein Gesicht mit den Händen zu schützen. Die Stahlkappen rammen mich in die Seite, etwas knirscht. Er sagt kein Wort. Ich spüre seinen Hass. Und die Schmerzen. Sie sind überall, brennen auf meiner Haut, dröhnen hinter der Stirn, zerren an meinen Gelenken. Mein Hals wird eng, ich keuche. Meine Brust droht zu zerbersten, mein Herz schlägt wie ein Hammer gegen die Rippen. Ich will schreien: Hau ab! Lass mich in Ruhe! Verpiss dich! Doch da kommt nur ein Krächzen. Mein Mund ist trocken, die Lippen aufgerissen, es schmeckt nach Blut. Warum werde ich nicht ohnmächtig? Einfach vergessen, abdriften, diese grausame Welt verlassen. Ich löse mich los von meinem Körper, nur diese Schmerzen, die sind immer noch da. Und dann … Dann verstummt die Welt, gefriert, während die Finsternis von allen Seiten herantobt, mich ummantelt, festhält. Eine Sekunde lang hab ich das Gefühl zu schweben. Denise, gib nicht auf! Kämpf! Ich beiße mir auf die Unterlippe, der jähe Schmerz verschafft mir ein wenig Klarheit.
Er lässt von mir ab, nestelt an seinen Klamotten, sie landen auf dem Teppich. „Ab ins Bett! Wir gehen schlafen.“
Ich rapple mich hoch, das Nachthemd ist zerrissen, ich falte es, lege es auf die Couch. Mir ist flau im Magen, ich kralle meine Nägel in die Sofalehne, atme tief durch. Ich weiß, was jetzt kommt. Alex, der mir zeigt, dass ich ihm gehöre. Alex, der mir demonstriert, dass ich nichts zu melden habe. Er trommelt mit den Fingerspitzen gegen die Wand, mustert mich. Ich kann die Rädchen in seinem Schädel förmlich rattern hören. Er wippt nervös mit dem Fuß. „Worauf wartest du? Jetzt komm!“
Ich gehe mit hängenden Schultern hinter ihm ins Schlafzimmer, öffne den Schrank, ziehe den Pyjama hervor.
„Den brauchst du nicht!“ Ein hämisches Grinsen, bevor er mich aufs Bett wirft. Ich liege unter ihm, seine Finger verhaken sich in meinen Haaren, dann ballt er eine Hand zur Faust. Wie gerne würde ich ihn von mir runterstoßen. Doch ich liege da, steif wie ein Brett, denn ich weiß – jede Gegenwehr würde ihn nur noch mehr anturnen.
Mit einem Lächeln öffnet er die Faust und streichelt über meine Wange. „Wer hat hier das Sagen? Wer hat hier das Sagen?“, wiederholt er mehrmals. Dann nimmt er mich brutal, drückt meine Arme nach hinten, beißt mir in den Hals, in die Brustwarzen. Kurz bevor er kommt, schlägt er mich ins Gesicht. Dann ist es vorbei.

Ich liege neben ihm, starre an die Decke. Sein Atem, die kurzen Schnarcher zwischendurch – all das verursacht mir Gänsehaut. Jedes Mal, wenn er sich bewegt, zieht sich mein Magen zusammen. Bitte nicht! Wach nicht auf! Alexander hat einen leichten Schlaf. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, aber Anna hat noch nicht geklingelt. Ich blinzle, die Tränen hören auf zu fließen. Ich kann nicht mehr. Die Erschöpfung droht, mich zu übermannen, ich kämpfe dagegen an. Obwohl die Schmerzen mich schier wahnsinnig machen, gleite ich mit letzter Willenskraft über die Bettkante und richte mich auf. Ich mache kein Licht. Der Schrank ist noch offen, ich suche nach meinen Klamotten, streife sie mir über. Egal was. Wo ist mein Handy? Mir wird schwindlig, alarmiert stütze ich mich an der Wand ab. Mein Körper darf mir jetzt nicht den Dienst versagen. Ich schleiche in die Küche. Aua! Ein heftiger Schmerz in der rechten Fußsohle. Ich schwanke, stoße gegen einen Stuhl, der mit einem lauten Poltern auf die Fliesen kracht. Oh nein! Jetzt nichts wie weg. In meinem Kopf dröhnt es, das Blut rauscht in meinen Ohren. Ich ziehe die Scherbe aus dem Fuß, ignoriere das Blut, ein kurzer Blick auf das Display. Anna wird in etwa zwanzig Minuten da sein. Ich humple in den Flur. Scheiß auf die Schuhe! Ich muss hier raus. Der Griff zur Türklinke. Mach auf, Denise! Geh endlich! Nur noch ein paar Schritte.
„Was hast du vor, Schlampe?“
Das darf nicht wahr sein! Ich hab ihn nicht kommen hören. Mein Körper versteift sich. Er packt mich am Arm, ich reiße mich los, öffne die Tür. Da ist plötzlich Kraft in mir, Adrenalin durchströmt mich. Ich mache einen Schritt hinaus ins Treppenhaus. Er hinterher. Seine Hände an meinen Haaren, er reißt daran.
„Bleib hier! Du bewegst dich nicht! Du atmest nicht mal ohne meine Erlaubnis“, brüllt er.
Er drückt mich gegen die Wand. Ich recke mein Kinn nach vorn, hebe den Blick, sehe ihm in die Augen. „Lass mich endlich in Ruhe!“
Er lacht, ein spöttisches Lachen, voller Hohn. Sein Gesicht zu einer Grimasse verzogen, eine Wolke Alkohol wabert mir entgegen. Ich würge. Dann der Schlag, er trifft mich an der rechten Schläfe.
„Nein!“, schreie ich mit aller Kraft.
Fassungslos glotzt er mich an. Ich weiche ihm aus. Wohin? Flüchten, die Treppe runter? Kann ich es schaffen? Soll ich bei den Nachbarn klopfen? Warum ruft niemand die Polizei? Ich starre in das leere Treppenhaus, nähere mich der Brüstung. Er nimmt Anlauf. In letzter Sekunde schaffe ich es auszuweichen. Er stolpert. Seine Hände am Geländer, seine Gesichtszüge entgleisen, als er den Halt verliert. Ich presse meinen Rücken gegen die Wand. Er brüllt. Ich kann es nicht hören, sehe nur den weit aufgerissenen Mund. Meine Ohren dröhnen, mein Schädel gleicht einem Wattebausch. Dann kippt er. Kopfüber in den Abgrund. Fünf Stockwerke. Jetzt höre ich den Schrei. Gellend. Der Schrei eines Wahnsinnigen.
Stirb!, denke ich für eine Sekunde.

An das, was danach passiert ist, kann ich mich kaum erinnern. Da sind nur Bruchstücke, winzige Splitter. Die Sirenen, der Krankenwagen. Wie sie ihn wegbringen.
Der Sanitäter, der meine Wunden versorgt, mir eine Infusion legt. Anna, die im Krankenwagen mitfährt, beruhigend auf mich einredet. Das Krankenzimmer, der penetrante Geruch nach Desinfektionsmittel, die Schwester, die mich mit Brei füttert. Wie es mir nach und nach wieder besser geht, ich selbstständig essen kann, der Geschmack von Wackelpudding auf meiner Zunge.
Die Polizistin, die ihre Hand auf meinen Arm legt. „Ihr Mann wird den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen. Durch den Unfall ist er querschnittsgelähmt. Er hat außerdem eine schwere Kopfverletzung erlitten, kann sich an nichts erinnern. Er weiß weder, dass er verheiratet ist, noch wer Sie sind. Auf Fotos hat er nicht reagiert. Er kann Ihnen nichts mehr tun. Seine Schwester hat ihn zu sich nach Hamburg geholt.“
„Und was passiert mit mir?“
Sie lächelt. „Rein rechtlich gesehen nichts. Ihre Nachbarin, Frau Degenhart hat uns alles erzählt. Wir wissen von den Schreien, dem Krach, den Schlägen. Frau Degenhart hat durch den Spion geschaut und die Polizei gerufen.“
„Ich kann es nicht fassen. Niemals hätte ich gedacht, dass es einen Zeugen gibt. Ich war mir sicher, dass mir niemand glauben würde.“
Sie drückt meinen Arm. „Wollen Sie Anzeige erstatten?“
„Ich weiß nicht.“
„Denken Sie darüber nach. Sie brauchen das nicht sofort zu entscheiden.“
Ich nicke. „Das mache ich.“
„Da ist Besuch für Sie. Ich lasse Sie jetzt alleine.“
Die Polizistin geht aus dem Zimmer, eine blonde Frau mit wilden Ringellocken kommt herein.
„Anna!“ Ich schluchze, krampfe mich an der Bettdecke fest. „Ich bin so froh, dass du da bist.“

Zwei Wochen später stehe ich in der Wohnung, in der ich mit Alexander gelebt hab. Sie ist fast leer. Ich hab alles gepackt. Alexanders Schwester hat seine Sachen abholen lassen. Mein Blick gleitet zu dem hellen Quadrat an der Wand, an der unser Hochzeitsfoto hing. Meine Gedanken driften ab.
Warum? Diese verdammte Frage stell ich mir jeden Tag. Ich kann’s mir nicht erklären. Finde keine Antwort darauf. Ich sehe meine Eltern vor mir. Wie Mama am Herd steht und für uns kocht. „Das ist mein Leben. Für meine Familie da zu sein füllt mich aus.“ Sie lächelt, trocknet sich die Hände am Geschirrtuch, ihre Wangen gerötet, ihre Augen funkeln.
Sie haben mich nie geschlagen. Es gab mal Hausarrest, aber höchstens ein paar Stunden lang. Oder das Taschengeld wurde gestrichen. Mein Vater hat nicht gesoffen, ich wurde nie missbraucht. Ich erinnere mich an Harmonie, hab die beiden nie streiten gehört. Gesund ist das auch nicht, schießt es mir durch den Kopf. Meine Kindheit, so normal, so behütet. Vielleicht hat Alexander mich deswegen überrumpelt. Ich hab’s nicht kommen sehen.
Warum?
Ich wünsch mir so sehr eine Antwort auf diese verdammte Frage.

Wenn ich jetzt an unsere Zeit zurückdenke, kommt’s mir so vor, als wäre das gar nicht mir passiert. Als hätte ich die letzten Jahre nicht selbst erlebt. Jedenfalls nicht bei vollem Bewusstsein.
Mit einem Mal fröstle ich, schlinge meine Arme um den Oberkörper, atme tief durch.
„Es ist vorbei, Denise. Alles wird gut. Wirst schon sehen.“ Anna reißt mich aus dem Gedankenwirrwarr. Sie lehnt am Türrahmen, den Wischmopp in der Hand.
„Ich frag mich warum. Es macht mich ganz kirre, dass ich’s mir nicht erklären kann.“
„Ach, Süße. Ich kann dich so gut verstehen. Ich frag mich das auch. Aber vielleicht gibt’s auf manche Fragen keine Antworten. Wichtig ist, dass du raus bist aus dem Albtraum. Dein Selbsterhaltungstrieb hat sich gemeldet. Nur das zählt. Du musst das alles erst mal verarbeiten. Lass dir Zeit.“
„Ich hab so Angst. So Angst, dass mir das wieder passiert.“
Anne legt den Wischmopp beiseite, kommt auf mich zu, schließt mich in ihre Arme. Ich lehne meinen Kopf an ihre Schultern, der Duft von ihrem Haarshampoo in meiner Nase. Lavendel. Sie ist da, gibt mir Kraft. Ihre ruhige Stimme, ihre Sanftmut. Ich bin froh, dass sie zu mir hält. Lange stehen wir beieinander, Seite an Seite.
Es tut weh, ihr alles anzuvertrauen, was in den letzten Jahren geschehen ist, doch es muss sein. Zum ersten Mal spreche ich es laut aus: Ich bin ein Opfer.
Anna hält mich fest, bis ich mich aus der Umarmung löse. Die Abendsonne lässt ihr blondes Haar aufleuchten. „Hier, ich hab was für dich.“ Sie öffnet die Hand. Ein tiefblauer Stein liegt darin, glattgeschliffen, glänzende Oberfläche.
Ich lasse mich zu Boden sinken, umschlinge meine Knie, weiß nicht, was ich erwidern soll.
Sie setzt sich neben mich, streckt mir den Stein entgegen. „Das ist ein Lapislazuli. Er hat eine ganz besondere Bedeutung.“
„Welche?“
„Man sagt, dass er das Selbstvertrauen stärkt und hilft, das wahrhaftige Wesen eines Menschen zu erkennen.“
Ein bitteres Lachen. „Das kann ich gut gebrauchen. Was hab ich mich getäuscht.“
„Wir alle. Keiner hat hinter seine Fassade geblickt. Ich dachte, ihr wärt glücklich.“
„Ich hab dir allen Grund gegeben, dass zu denken. All die Ausreden, die Absagen.“ Meine Stimme bricht, ich hole tief Luft, reibe mir über die Augen, fahre fort: „Ich hab mich geschämt, hab mir die Schuld gegeben, dachte, alles wird wieder gut.“
„Mach dir keinen Kopf. Es gibt nichts, wofür du dich bei mir rechtfertigen müsstest. Du kannst nichts dafür.“ Anna lächelt, streichelt mir übers Haar.
Sie richtet sich auf, reicht mir die Hand. Wir stehen voreinander. Sie hält mir den Stein hin, ich nehme ihn. „Lapislazuli“, raune ich.
Sie nickt, verschließt meine Finger über dem glitzernden Blau. „Er wird immer bei dir sein, genau wie ich. Und jetzt komm …“
Ich ziehe die Schultern ein. Aus jeder Ritze des Gebäudes sickert er – der faulige Geruch des Bösen, der Niedertracht, des Leids. Trauer klebt wie dicker Teer an den Wänden. Ein letzter Blick. Stille überall. Wir verlassen diesen Ort. Ich ziehe die Tür hinter mir zu.

 

Hallo @Silvita,

superschwieriges Thema! Ich habe einen eigenwilligen Text"geschmack"; du musst entscheiden, ob du den Kommentar gebrauchen kannst oder nicht, vielleicht stößt es auch nur "etwas" an, dass Dir weiterhilft :-)

Dein Text ist sprachlich und stilistisch flüssig geschrieben, er ist sehr gut geschrieben, er bleibt eng an der Figur, verortet sich in ein dramatisches Ereignis, baut Spannung auf. Du schilderst die Gefühle, das Leid und die Selbstzweifel sehr gut. Hier schließe ich mich den anderen Kommentaren an.

Du schreibst, du legst großen Wert auf eine tiefe Charakterzeichnung, und mit der Darstellung ehelicher Gewalt in der Ich-Perspektive hast du eine enorm hohe Herausforderung gewählt. Auch wenn Dein Text auf eine dramatische Situation fokussiert, arbeitest Du mit Rückschauen. Mit dem zweiten Absatz

Plötzlich befinde ich mich wieder mit Alexander in der italienischen Trattoria Milano. Wir sitzen uns gegenüber an dem runden Tisch, feiern meinen Abschluss zur Erzieherin.
eröffnest Du - ich nenn das mal - die entwicklungspsychologische Perspektive. Das führt den Text auf ein anderes, kompliziertes Terrain. Da stellt sich, glaube ich, die Frage nach dem großen, gefürchteten Warum. In den Kommentaren wurde dazu sehr gutes geschrieben, jedoch blieb der Fokus meiner Ansicht nach zu sehr auf den Täter beschränkt. Denise muss ja auch auf die Idee kommen, dass sie a) Opfer ist und b) auch handeln kann. Hier sehe ich eine große Leerstelle in der Entwicklung deiner Figur, die vielleicht bei dem einen oder anderen den Eindruck einer "Oberflächlichkeit" ergab. Aber halt, ich schreibe jetzt viel kritischer, als es deinem Text gerecht wird - nur lese ich auch aus deinen Kommentaren den Wunsch nach Weiterentwicklung, nach tieferer psychologischer Darstellung. Da darf, meiner Ansicht nach, auch in deiner Kurzgeschichte dieser Aspekt nicht fehlen.

Aus einer Perspektivverzerrung entsteht dieses Gefühl des Nicht-Verstehen-Könnens, das man beim Thema Gewalt und Missbrauch in Ehe empfindet: Für alle Menschen außerhalb der Ehe gibt es einen Täter, gibt es ein Opfer, er schadet, sie leidet. Nur zwei Menschen sehen das anders, der Täter - der seine Gewalt verharmlost - und das Opfer - das seine erlittene Gewalt ebenso verharmlost, irgendwie erklärt, als eine Normalität wahrnimmt. Eine Art paradoxes Irre ist das.

In der Gegenwart deines Text hat Denise diesen Prozess aber abgeschlossen. Sie weiß, dass sie Opfer ist, sie weiß, dass sie Hilfe braucht und - noch viel wichtiger - sie weiß sogar, dass sie handeln kann:

Ich weiß, dass sie sich Sorgen macht. Will sie nicht belasten, sie hat genug an der Backe.
Aber scheiße! Allein krieg ich das nicht hin. Ich schaff es nicht. Der Sprung über die Kluft ist zu hoch, zu weit. Ich brauch Hilfe. Meine Gedanken rasen. Schluss mit dieser Farce.
Ich nehme das Handy, tippe hastig, bevor ich wieder einen Rückzieher machen: Anna, kannst du mich abholen? In einer Stunde?

Für mich ist die Erzählperspektive ein komplizierter Punkt. Denn Denise sieht sich als Opfer, also ordnet sie jetzt die erlittene Gewalt als die eine Opfers ein. Damit beraubst du dich aber der Entwicklung und beschränkst sie auf den Täter. Was empfindet sie in der Rückschau? Wie empfindet sie die Erinnerungen? Wie färbt die Situation ihre Erinnerung ein?

Die Bilder in meinem Kopf wüten, die Schmetterlinge sind längst bleischwer geworden. Ich fühle seinen Zeigefinger auf meiner Brust. Ein Rempler, aus Versehen. Die Entschuldigung: Sorry! Kommt nicht wieder vor. Ich glaube ihm.

Sie glaubt ihm - und jetzt? Was empfindet sie jetzt, dass sie ihm geglaubt hat? Klar, der Satz ist schnell gesagt, aber im Satz "Ich glaube ihm" steckt dieses ganze Verharmlose, der ganze Vertrauens-Missbrauch einer Beziehung drin. Dass sie den Weg vom Glauben zur Erkenntnis gefunden hat, ist jenes "Entwicklungswunder", das sie in die Gegenwart des Textes trägt.
Was ist nur passiert?, denke ich.
Richtig viel ist passiert, so viel, dass sie sich aus ihrer Ehe kämpfen kann.

Mich interessiert, wie Denise die Gewalt früher eingeordnet hat. Wie hat sie darauf reagiert? Naja, morgen wirds ja wieder besser. Oder Ist ja gerade stressig in seiner Firma, das verstehe ich. Oder Der Mensch ist eben ein Tier. Das paradoxe Irre von ehelicher Gewalt sind nicht die Knochenbrüche, Treppenstürze, blauen Flecken, sondern diese - oft nur mittels therapeutischer Hilfe auflösbaren - Verharmlosungen, die Erkenntnis, dass es einen Täter gibt und nicht irgendwelche Umstände oder gar eigene Schuld.
Ach, ich war heute auch nicht gut drauf, da passiert es eben, dass man sich eine einfängt.
Mutter wurde auch geschlagen.
Kommt häufig vor, Gewalt.
Nee, Gewalt ist das nicht. Anna erlebte das ja auch einmal, mit Gino, schon etwas her, aber ja ...

*

Liebe @Silvita, das klingt alles viel, viel kritischer,, aber so doof das klingt, mir läuft die Zeit davon, aber ich wollte dich zumindest auf diesen einen einzigen Aspekt aufmerksam machen, mehr nicht :-) Vielleicht reicht der Kommentar auch schon aus! :-)

Lg
kiroly

 

Hallo Silvita,

Der Text wirkt auf mich wie ein rauschender Strom, der den Leser kraftvoll mitzieht. Besonders der erste Absatz wirkt sehr rastlos, als müsse sich die Protagonistin beeilen und ich fand dort die Stimmung besonders gut getroffen. Ein paarmal dreht sich der Text dann aber im Kreis und bringt nichts neues und könnte da Kürzung vertragen:

Allein bei dem Gedanken
ab diesem Absatz und hier
„Ach, Süße. Ich kann dich s
finde ich, das dem Text nicht mehr viel wesentliches hinzugefügt wird. Er verliert hier seine Dichte.

Ich starre in das leere Treppenhaus, nähere mich der Brüstung. Er stößt mich weg, stolpert.
für mich passt das Bild nicht: Sie steht an der Brüstung, er stößt sie und dann fällt er über die Brüstung. Dramaturgisch besser fände ich es, wenn er Anlauf nähme, sie stürzt zur Seite (am besten gibt sie ihm noch einen Schubs, aber ich glaube, das würde der Geschichte einen anderen Dreh geben, aber ganz ehrlich, das wirkt hier nicht sehr glaubwürdig. Wo bitte gibts eine Brüstung, über die man so einfach hinunterstürzen kann? Eher würde ich glauben, dass er die Treppe runterfliegt, kann auch schön weh tun, besonders wenn man vorher getrunken hat.

So sehr mich der Text auch fesselt, so bleibt Denise doch die ganze Zeit die gleiche und ich wünschte mir mehr aufbegehren als dieses

„Nein!“, schreie ich mit aller Kraft. Es tut gut, meine Stimme zu hören.

Vielleicht sollte sie ihn doch runterstoßen. Das befreit ;)

Jedenfalls gern gelesen.

LG
Bernhard

 

Hallo @Silvita,

da hast du ja noch einiges geändert.

Und ja - ich möchte meine Leser natürlich emotional erreichen. Das Thema ist viel zu drastisch, um es einfach nur als kurzweilige Story zu präsentieren. Dein Eindruck hat mir geholfen und ich habe versucht, das besser zu machen.
Das ist dir jetzt auf jeden Fall schon besser gelungen. :)

Danke für Deinen Eindruck. Ja, das hatten mehrere erwähnt.
Ich hab das jetzt gleich zu Beginn klar gemacht.
Gefällt mir, wie du es umgesetzt hast.

Ich starre hinab in die Tiefe, fünf Stockwerke, ich hab schon mal überlegt, zu springen
Über das Waschbecken gebeugt, spritze ich mir Wasser ins Gesicht, hab immer noch das Gefühl, förmlich zu glühen.
Ich krieg einfach nichts mehr runter.
Seit dem Moment hab ich Todesangst.
Was mir beim letzten Mal nicht so aufgefallen ist, ist deine Verwendung von eher umgangssprachlichen Wendungen. Ist das Absicht? Es zieht sich durch den gesamten Text. Bei der wörtlichen Rede stört mich das nicht, aber im Fließtext ist es mir doch sehr aufgefallen. Vor allem die Endungen bei Verben lässt du häufig weg.
Ich habe dir ein paar Beispiele herausgesucht.

Sorgenfalten auf der Stirn, feine Krähenfüße um die Augen herum, dunkle Schatten darunter.
Würde ich streichen

Ein Seufzer, ich mache weiter mit meiner Routine, greife nach der Schminktasche. Eine halbe Stunde später sitzt das Make-up perfekt, ich schlüpfe in das schwarze Spitzennachthemd, das er so gerne an mir sieht.
Daraus würde ich zwei Sätze machen.

Komplett streichen kann ich die Szene nicht (Flügel ist ein Challengewort) und der Engel von der Mutter sollte zeigen, wie einsam sie ist. Dass sie keine Eltern hat, denen sie sich anvertrauen könnte. Es sollte ihre Isolation zeigen. Und der Gedanke an ihre Mutter gibt ihr ein wenig Kraft.
Aber ich habe die Stelle geändert.
Das Einzige, was mir von meiner Mutter geblieben ist. Behutsam streiche ich über die goldenen Flügel. Hätte ich doch selbst welche. Einfach fortfliegen, in ein anderes Leben, eine andere Realität. Ach Mama, wenn du mich sehen könntest. Du wolltest immer nur, dass ich glücklich bin. Ich halte den Engel fest, mustere das Hochzeitsfoto an der Wand.
Die neue Version gefällt mir wirklich richtig gut :).

Was ist nur passiert?, denke ich. Das Foto hat keine Antwort.
Das ist auch sehr schön.

die Schmetterlinge sind längst bleischwer geworden.
Die Formulierung gefällt mir auch sehr.

Nach der Ohrfeige, hab ich’s versucht. Ich wollte raus, hab meine Tasche gepackt, als er bei der Arbeit war. Bin durch das Treppenhaus, hab mich am Geländer festgekrallt. Raus durch die Tür, auf die Straße, nach rechts schauen, dann nach links. Das Grauen, das aus heiterem Himmel über mich herfällt. Die Klammer um meine Brust. Die Atemlosigkeit. Wie ich die Blusenknöpfe öffne, um besser Luft zu kriegen. Es hilft nicht. Der Schweiß perlt von meiner Stirn. Kann keinen Fuß vor den anderen setzen. Alles dreht sich, der Boden unter mir flimmert, schwankt. Ein Blick zurück, die rettende Haustür hinter mir. Wie ich in die Wohnung renne, die Tür hinter mir schließe, mich auf dem Boden zusammenrolle und heule.
Den Absatz finde ich an sich super. Ich finde nur die Reaktion auf eine einzelne Ohrfeige sehr extrem. Zu diesem Zeitpunkt würde ich noch keine Panik erwarten, sondern eher eine sehr nüchterne Entscheidung zu gehen. Der Absatz würde meiner Meinung nach besser passen, nachdem er sie das erste Mal verprügelt hat.

Hockst daheim, gibst mein Geld aus und musst dir über nichts Sorgen machen.
Dass sie nicht arbeitet, ist zu erwarten. Allerdings erzählst du am Anfang noch von ihrer Abschlussprüfung. Wenn du das Thema jetzt so konkret ansprichst, frage ich mich, wie lange sie schon zu Hause ist. Seit der Hochzeit? Seit den ersten sichtbaren Verletzungen? Bleibt sie Zuhause, weil er sie überzeugt hat, dass er für sie sorgen wird? Oder hat er es ihr ganz explizit verboten?

Es gibt eben nicht nur Schwarz und Weiß, sondern unendlich viele Grauschattierungen.
Den Satz würde ich streichen. Er passt an der Stelle nicht wirklich. Sonst musst du erklären, was an der Sache grau ist. Eigentlich vermittelt sie nicht den Eindruck, als ob sie irgendetwas Positives an ihrer Situation sehen würde.

Ich glaub nicht daran, aber wer weiß.
Streich den Satz. Selbst wenn die Freundin nicht daran glaubt, entwertet sie die Bedeutung ihres Geschenkes damit sofort.

Wir gehen die Treppe hinunter. Ich ziehe die Schultern ein. Aus jeder Ritze des Gebäudes sickert er – der faulige Geruch des Bösen, der Niedertracht, des Leids. Trauer klebt wie dicker Teer an den Wänden. Ein letzter Blick. Die Lichter sind aus, Heizungen abgeschaltet, Mülleimer geleert, Fenster verschlossen. Stille überall. Wir verlassen diesen Ort. Ich ziehe die Tür hinter mir zu.
Erst gehen sie die Treppe runter und dann zieht sie die Tür hinter sich zu? Natürlich gibt es noch die Haustüre unten, aber dann implizierst du mit diesem Absatz, dass sie für das gesamte Haus die Lichter ausgemacht und die Heizung abgeschaltet hat. Das hat sie hoffentlich nicht getan.
Ich an deiner Stelle würde einfach den ersten Satz löschen.

Liebe Grüße,
Nele

 

Liebe @Silvita,

ich habe deinen Text noch einmal gelesen und die Überarbeitung hat ihn für mich besser gemacht. Es wirkt für mich jetzt auch noch etwas plausibler, das liegt vor allem daran, dass Alexander jetzt einen leichten Schlaf hat und sie den Lärm mit dem Stuhl verursacht. Interessant finde ich auch, dass ich die erste Version von dir gelesen habe und da nicht so den roten Faden drin gesehen hatte. Das war für mich bei der Version, die ich kommentiert hatte und jetzt bei der aktuellsten Version, anders. Ich finde klasse, dass du an deinem Text so ausgiebig arbeitest. Manchmal ist das ja wirklich nicht ganz einfach, sich den eigenen Schwachstellen im Text zu stellen. Ansonsten ist die Thematik deiner Geschichte einfach bedrückend. Wollte dir nur kurz da lassen, dass es mir besser gefallen hat als vorher.


Beste Grüße
MRG

 

Hallo @kiroly

vielen Dank, dass Du meine Geschichte gelesen und kommentiert hast. Das freut mich sehr :)

superschwieriges Thema! Ich habe einen eigenwilligen Text"geschmack"; du musst entscheiden, ob du den Kommentar gebrauchen kannst oder nicht, vielleicht stößt es auch nur "etwas" an, dass Dir weiterhilft :-)

Denkanstöße finde ich generell immer gut. Ich bin mir nur nicht so ganz sicher, ob ich Dich verstanden hab.

Dein Text ist sprachlich und stilistisch flüssig geschrieben, er ist sehr gut geschrieben, er bleibt eng an der Figur, verortet sich in ein dramatisches Ereignis, baut Spannung auf. Du schilderst die Gefühle, das Leid und die Selbstzweifel sehr gut. Hier schließe ich mich den anderen Kommentaren an.

Herlichen Dank für das Lob. Freu mich riesig darüber :)

Du schreibst, du legst großen Wert auf eine tiefe Charakterzeichnung, und mit der Darstellung ehelicher Gewalt in der Ich-Perspektive hast du eine enorm hohe Herausforderung gewählt. Auch wenn Dein Text auf eine dramatische Situation fokussiert, arbeitest Du mit Rückschauen. Mit dem zweiten Absatz

Die Rückschauen sind sehr wichtig, damit der Leser versteht, wie es dazu kommen konnte.

eröffnest Du - ich nenn das mal - die entwicklungspsychologische Perspektive. Das führt den Text auf ein anderes, kompliziertes Terrain. Da stellt sich, glaube ich, die Frage nach dem großen, gefürchteten Warum. In den Kommentaren wurde dazu sehr gutes geschrieben, jedoch blieb der Fokus meiner Ansicht nach zu sehr auf den Täter beschränkt. Denise muss ja auch auf die Idee kommen, dass sie a) Opfer ist und b) auch handeln kann. Hier sehe ich eine große Leerstelle in der Entwicklung deiner Figur, die vielleicht bei dem einen oder anderen den Eindruck einer "Oberflächlichkeit" ergab. Aber halt, ich schreibe jetzt viel kritischer, als es deinem Text gerecht wird - nur lese ich auch aus deinen Kommentaren den Wunsch nach Weiterentwicklung, nach tieferer psychologischer Darstellung. Da darf, meiner Ansicht nach, auch in deiner Kurzgeschichte dieser Aspekt nicht fehlen.

Hier verstehe ich Dich nicht so ganz.
Ich schildere die Gefühle und Gedanken von Denise sowohl heute und auch durch die Rückschau davor. Das mit der Oberflächlichkeit wurde vor der großen Überarbeitung bemängelt. Weiß nicht, ob das jetzt noch so passt. Außer Dir hat sich dazu keiner mehr negativ geäußert.
Das Fettmarkierte - ja, sie kommt darauf, aber eben erst zum Ende der Geschichte hin

Aus einer Perspektivverzerrung entsteht dieses Gefühl des Nicht-Verstehen-Könnens, das man beim Thema Gewalt und Missbrauch in Ehe empfindet: Für alle Menschen außerhalb der Ehe gibt es einen Täter, gibt es ein Opfer, er schadet, sie leidet. Nur zwei Menschen sehen das anders, der Täter - der seine Gewalt verharmlost - und das Opfer - das seine erlittene Gewalt ebenso verharmlost, irgendwie erklärt, als eine Normalität wahrnimmt. Eine Art paradoxes Irre ist das.

Da sind wir ganz einer Meinung.

In der Gegenwart deines Text hat Denise diesen Prozess aber abgeschlossen. Sie weiß, dass sie Opfer ist, sie weiß, dass sie Hilfe braucht und - noch viel wichtiger - sie weiß sogar, dass sie handeln kann:

Ja, gegen Ende hat sie diese Erkenntnis.

Für mich ist die Erzählperspektive ein komplizierter Punkt. Denn Denise sieht sich als Opfer, also ordnet sie jetzt die erlittene Gewalt als die eine Opfers ein. Damit beraubst du dich aber der Entwicklung und beschränkst sie auf den Täter. Was empfindet sie in der Rückschau? Wie empfindet sie die Erinnerungen? Wie färbt die Situation ihre Erinnerung ein?

Wenn ich Dich richtig verstehe, würdest Du Dir wünsche, dass Denise sich hier im Jetzt und Heute darüber Gedanken macht, was sie jeweils in der Vergangenheit empfunden hat, oder?

Falls ich dich richtig verstehe, dann würde ich diesen Punkt nicht aufgreifen. Dann würde aus der Kurzgeschichte ne Novelle oder gleich ein Buch. Denn dieser Prozess - sich darüber klar werden - was sie heute über das Früher denkt - das ist Traumaarbeit. Sowas ist ein langer Prozess, geschieht meist in einer intensiven, über Jahren andauernden Therapie. Darauf ist mein Fokus beim Schildern meiner Geschichte nicht gelegt.

Sie glaubt ihm - und jetzt? Was empfindet sie jetzt, dass sie ihm geglaubt hat? Klar, der Satz ist schnell gesagt, aber im Satz "Ich glaube ihm" steckt dieses ganze Verharmlose, der ganze Vertrauens-Missbrauch einer Beziehung drin. Dass sie den Weg vom Glauben zur Erkenntnis gefunden hat, ist jenes "Entwicklungswunder", das sie in die Gegenwart des Textes trägt.

s.o.

das klingt alles viel, viel kritischer,, aber so doof das klingt, mir läuft die Zeit davon, aber ich wollte dich zumindest auf diesen einen einzigen Aspekt aufmerksam machen, mehr nicht :-) Vielleicht reicht der Kommentar auch schon aus! :-)

So kritsch klingt Dein Kommentar gar nicht. Und ich danke Dir für Deine Gedanken und Deinen Eindruck. Vielleicht magst ja mal kurz Rückmeldung geben, ob ich Dich überhaupt richtig verstanden hab. Das wäre toll.

Herzlichen Dank für Zeit und Mühe!

Ich wünsche Dir einen schönen Tag und lasse ganz liebe Grüße da,
Silvita

Hallo lieber @Bernhard

auch bei Dir möchte ich mich ganz herzlich für Deinen Besuch, fürs Lesen und Kommentieren bedanken. Ich freue mich über Dein Feedback.

Der Text wirkt auf mich wie ein rauschender Strom, der den Leser kraftvoll mitzieht. Besonders der erste Absatz wirkt sehr rastlos, als müsse sich die Protagonistin beeilen und ich fand dort die Stimmung besonders gut getroffen. Ein paarmal dreht sich der Text dann aber im Kreis und bringt nichts neues und könnte da Kürzung vertragen:

Vielen Dank erstmal für das Lob, über das ich mich riesig freue.
Danke für den Eindruck. Ich werd mir mal Gedanken, ob und wo ich etwas kürzen könnte.

Allein bei dem Gedanken
ab diesem Absatz und hier
„Ach, Süße. Ich kann dich s
finde ich, das dem Text nicht mehr viel wesentliches hinzugefügt wird. Er verliert hier seine Dichte.

Okay. Ich schau es mir ab da noch mal an und überlege, ob und was gestrichen werden könnte.

Ich starre in das leere Treppenhaus, nähere mich der Brüstung. Er stößt mich weg, stolpert.
für mich passt das Bild nicht: Sie steht an der Brüstung, er stößt sie und dann fällt er über die Brüstung. Dramaturgisch besser fände ich es, wenn er Anlauf nähme, sie stürzt zur Seite (am besten gibt sie ihm noch einen Schubs, aber ich glaube, das würde der Geschichte einen anderen Dreh geben, aber ganz ehrlich, das wirkt hier nicht sehr glaubwürdig. Wo bitte gibts eine Brüstung, über die man so einfach hinunterstürzen kann? Eher würde ich glauben, dass er die Treppe runterfliegt, kann auch schön weh tun, besonders wenn man vorher getrunken hat.

Ich hab früher im vierten Stock gewohnt und da gabs oben so ne Brüstung. Da wäre man komplett das Treppenhaus runtergerauscht, wenn man gestürzt wäre.
Dein Vorschlag gefällt mir gut, dass glaubhafter rüberzubringen und hab ich gerne übernommen.
Der Gedanke mit dem Schubs ist zwar nett (verdient hätte Alex es), aber mir ist es wichtig, dass sie nicht zur Täterin wird.

So sehr mich der Text auch fesselt, so bleibt Denise doch die ganze Zeit die gleiche und ich wünschte mir mehr aufbegehren als dieses
„Nein!“, schreie ich mit aller Kraft. Es tut gut, meine Stimme zu hören.
Vielleicht sollte sie ihn doch runterstoßen. Das befreit

Schade, dass Du da keine Entwicklung erkennst. Ich stimme Dir zu, was das Aufbegehren angeht. Natürlich wünscht sich der Leser das und selbst ich beim Schreiben ... Aber ... Die Realtität ist leider eine andere. Oftmals verharren die Frauen jahrelang in solchen Mustern. Manche finden sogar gar nie den Absprung.

Lol :D Geil wäre das auf jeden Fall, wenn sie ihn runterstoßen würde.

Jedenfalls gern gelesen.

Das freut mich sehr. Vielen Dank!

Ich wünsche Dir einen schönen Tag und sende ganz liebe Grüße,
Silvita

Hallo liebe @Nele Marie Scambalo

schön, dass Du nochmal reinschaust. Vielen Dank für Zeit und Mühe und Dein erneut sehr hilfreiches Feedback :)

da hast du ja noch einiges geändert.

Ja, das gab doch einen gewaltigen Denkanstoß und ich hab viel an der Geschichte gearbeitet.

Und ja - ich möchte meine Leser natürlich emotional erreichen. Das Thema ist viel zu drastisch, um es einfach nur als kurzweilige Story zu präsentieren. Dein Eindruck hat mir geholfen und ich habe versucht, das besser zu machen.
Das ist dir jetzt auf jeden Fall schon besser gelungen. :)

Das ist super und da freu ich mich riesig.

Danke für Deinen Eindruck. Ja, das hatten mehrere erwähnt.
Ich hab das jetzt gleich zu Beginn klar gemacht.
Gefällt mir, wie du es umgesetzt hast.

Das ist schön.

Was mir beim letzten Mal nicht so aufgefallen ist, ist deine Verwendung von eher umgangssprachlichen Wendungen. Ist das Absicht? Es zieht sich durch den gesamten Text. Bei der wörtlichen Rede stört mich das nicht, aber im Fließtext ist es mir doch sehr aufgefallen. Vor allem die Endungen bei Verben lässt du häufig weg.
Ich habe dir ein paar Beispiele herausgesucht.

Ja, das hatte ich in der ersten Version nicht. Kam erst beim Überarbeiten. Ich dachte, wenn sie Rückschau hält und ich ihre Gedanken darstelle, würde das Umgangssprachliche besser passen, realistischer wirken.
Ich geh den ganzen Text nochmal durch und guck mir das an.

Sorgenfalten auf der Stirn, feine Krähenfüße um die Augen herum, dunkle Schatten darunter.
Würde ich streichen

Ist gestrichen.

Ein Seufzer, ich mache weiter mit meiner Routine, greife nach der Schminktasche. Eine halbe Stunde später sitzt das Make-up perfekt, ich schlüpfe in das schwarze Spitzennachthemd, das er so gerne an mir sieht.
Daraus würde ich zwei Sätze machen.

Hab ich gemacht.

Die neue Version gefällt mir wirklich richtig gut

Darüber freu ich mich riesig :)

Was ist nur passiert?, denke ich. Das Foto hat keine Antwort.
Das ist auch sehr schön.

Vielen Dank

die Schmetterlinge sind längst bleischwer geworden.
Die Formulierung gefällt mir auch sehr.

Dankeschön. Ich freu mich

Den Absatz finde ich an sich super. Ich finde nur die Reaktion auf eine einzelne Ohrfeige sehr extrem. Zu diesem Zeitpunkt würde ich noch keine Panik erwarten, sondern eher eine sehr nüchterne Entscheidung zu gehen. Der Absatz würde meiner Meinung nach besser passen, nachdem er sie das erste Mal verprügelt hat.

Stimmt. Da hast Du Recht. Hab das geändert, die Ohrfeige früher gewöhnt und die Panikattacke dann nach den ersten Prügeln.

Hockst daheim, gibst mein Geld aus und musst dir über nichts Sorgen machen.
Dass sie nicht arbeitet, ist zu erwarten. Allerdings erzählst du am Anfang noch von ihrer Abschlussprüfung. Wenn du das Thema jetzt so konkret ansprichst, frage ich mich, wie lange sie schon zu Hause ist. Seit der Hochzeit? Seit den ersten sichtbaren Verletzungen? Bleibt sie Zuhause, weil er sie überzeugt hat, dass er für sie sorgen wird? Oder hat er es ihr ganz explizit verboten?

Hab das eingefügt. Er hat es ihr verboten.

Es gibt eben nicht nur Schwarz und Weiß, sondern unendlich viele Grauschattierungen.
Den Satz würde ich streichen. Er passt an der Stelle nicht wirklich. Sonst musst du erklären, was an der Sache grau ist. Eigentlich vermittelt sie nicht den Eindruck, als ob sie irgendetwas Positives an ihrer Situation sehen würde.

Da häng ich irgendwie zu sehr dran. Danke für Deinen Eindruck. Ich denk drüber nach.

Ich glaub nicht daran, aber wer weiß.
Streich den Satz. Selbst wenn die Freundin nicht daran glaubt, entwertet sie die Bedeutung ihres Geschenkes damit sofort.

Ist gestrichen.

Wir gehen die Treppe hinunter. Ich ziehe die Schultern ein. Aus jeder Ritze des Gebäudes sickert er – der faulige Geruch des Bösen, der Niedertracht, des Leids. Trauer klebt wie dicker Teer an den Wänden. Ein letzter Blick. Die Lichter sind aus, Heizungen abgeschaltet, Mülleimer geleert, Fenster verschlossen. Stille überall. Wir verlassen diesen Ort. Ich ziehe die Tür hinter mir zu.
Erst gehen sie die Treppe runter und dann zieht sie die Tür hinter sich zu? Natürlich gibt es noch die Haustüre unten, aber dann implizierst du mit diesem Absatz, dass sie für das gesamte Haus die Lichter ausgemacht und die Heizung abgeschaltet hat. Das hat sie hoffentlich nicht getan.
Ich an deiner Stelle würde einfach den ersten Satz löschen.

Guter Hinweis. Danke! Satz ist gestrichen.

Nochmals herzlichen Dank und Mühe. Freue mich immer sehr über Dein konstruktives und hilfreiches Feedback.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Tag,
Silvita

Hallo @MRG

wie schön, dass Du nochmal reingeschaut hast. Ich freu mich riesig darüber. Herzlichen Dank!

ich habe deinen Text noch einmal gelesen und die Überarbeitung hat ihn für mich besser gemacht. Es wirkt für mich jetzt auch noch etwas plausibler, das liegt vor allem daran, dass Alexander jetzt einen leichten Schlaf hat und sie den Lärm mit dem Stuhl verursacht. Interessant finde ich auch, dass ich die erste Version von dir gelesen habe und da nicht so den roten Faden drin gesehen hatte. Das war für mich bei der Version, die ich kommentiert hatte und jetzt bei der aktuellsten Version, anders. Ich finde klasse, dass du an deinem Text so ausgiebig arbeitest. Manchmal ist das ja wirklich nicht ganz einfach, sich den eigenen Schwachstellen im Text zu stellen. Ansonsten ist die Thematik deiner Geschichte einfach bedrückend. Wollte dir nur kurz da lassen, dass es mir besser gefallen hat als vorher.

Schön, dass es jetzt besser passt. Das freut mich sehr. Und ich danke Dir für den Anstoss und die gute Idee.
Wohl wahr. Einfach ist es manchmal nicht, aber nur so lernt man dazu. Ich finde die Wortkrieger wirklich bereichernd. So viele tolle, hilfreiche und konstruktive Kommentare. Da trifft die Kritik gar nicht so hart. Und das Überarbeiten macht Spaß.
Vielen Dank für Deine Worte.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Tag,
Silvita

 

Guten Abend @Silvita

wichtiges, relevantes Thema!
Ich habe mich gefragt, wie ich das Thema bearbeitet hätte, ob ich überhaupt darüber eine Geschichte hätte schreiben wollen. Umso berührender war es, deine Geschichte zu lesen. Das geht schon nah, selbst wenn es sich (schätze ich) um Fiktion handelt. Der geschilderte Fall ist freilich krass, aber das darf Literatur, warum auch nicht.
Interessant hätte ich es gefunden, seine Perspektive zu lesen, die beiden gegen- und nebeneinander zu erleben. Was ich mich auch gefragt habe: wie fühlt sich die Verzweiflung der Erzählerin an, wie viel Wirklichkeit geht verloren? In deinem Text kommen eine Mange antizipierbarer Gefühlslagen vor, wenig Überraschendes.
Insgesamt glaube ich, der Text könnte geschärft werden, wenn du ihn deutlich kürzt, da wiederholt sich eine Menge, die Schilderung der Gefühle nutzen sich ab.
Lohnt sich an dem Text zu arbeiten.

Sorgenfalten auf der Stirn, feine Krähenfüß um die Augen herum, dunkle Schatten darunter.
Krähenfüße, abgesehen davon habe ich wenig Vorstellung, was das ist
Nur noch knapp fünfzig Kilo. Ich krieg einfach nichts mehr runter.
kommt ja auch drauf an, wie groß sie ist, hübsch wäre auch eine Szene, mit der du zeigst, dass sie keine Lust auf essen hat, nicht mal Schokolade.

Dazu die Schlaflosigkeit, die erschöpfende Müdigkeit am Tag. Die ständige Angst, die mich zermürbt. Ich kann kaum mehr damit leben. Einerseits fürchte ich mich vor der Gegenwart, andererseits vor der Zukunft. Wo soll das nur hinführen?
fast durchgehend redundant mMn
Keine Ahnung, was in mich gefahren ist. Hab mich mit meinem Vater gestritten. Das hat mich wohl mehr mitgenommen, als ich dachte.“ Wie er mit sanfter Stimme auf mich einredet, versucht, mich einzulullen. Wenig später steht er am Herd, kocht Pasta mit Pesto. Wie wir am Küchentisch sitzen, zwanghafter Smalltalk. Ich weiß nicht, wie ich darüber hinwegkommen soll.
und diesen Übergang vom liebevollen Ehemann, die Motive, ja, verstehe ich, aber der Moment des ersten Mals, wie es dazu kam, den hätte ich gern gelesen
Ich spüre, wie meine Schultern beben, halte den Blick starr geradeaus gerichtet. „Alex, ich muss mit dir reden. Es ist wichtig.“
Er ignoriert mich, gibt mir einen leichten Schubser. „Später. Ich hab Hunger. Essen!“
da kommt er ganz komisch rüber, fast unglaubwürdig, gibt's so Männer noch?
„Unnützes Weib!“ Er schnappt sich das Messer vom Tisch. Die blinkend scharfe Klinge. „Ich könnte dich einfach aufschlitzen. Oder vielleicht sollte ich es da unten benutzen.“ Seine Augen fixieren meinen Schoß, während er genüsslich mit der Zunge an der Klinge entlangfährt.
hier auch, garniert mit dem Begriff Weib. Und woher die Morddrohung kommt, keine Ahnung, das entwickelt sich nicht, kommt für meine Begriffe unvermittelt
Ich ziehe die Schultern ein. Aus jeder Ritze des Gebäudes sickert er – der faulige Geruch des Bösen, der Niedertracht, des Leids. Trauer klebt wie dicker Teer an den Wänden. Ein letzter Blick. Die Lichter sind aus, Heizungen abgeschaltet, Mülleimer geleert, Fenster verschlossen. Stille überall. Wir verlassen diesen Ort. Ich ziehe die Tür hinter mir zu.
lässt sich streichen. glaube ich
Die Lichter gehen aus, die Tür fällt ins Schloss, reicht völlig, schwingt aus mMn

viele Grüße einen guten Start ins baldige Vorfrühlingswochenende
Isegrims

 

Hallo @Silvita

Dein Text ist für mich nach deiner Überarbeitung besser geworden.
Ich möchte dir auch noch mal ein paar Gedanken da lassen, vielleicht kannst du ja den ein oder anderen gebrauchen.

nsgesamt glaube ich, der Text könnte geschärft werden, wenn du ihn deutlich kürzt, da wiederholt sich eine Menge, die Schilderung der Gefühle nutzen sich ab.
Lohnt sich an dem Text zu arbeiten
Das hatte ich dir auch schon mal geschrieben und bin auch noch der Meinung, dass du um einiges kürzen könntest. Ein paar Beispiele nenne ich auch. Ich weiß ja, wie das ist mit Lieblingsstellen …
während ich auf die Waage steige. Nur noch knapp fünfzig Kilo. Ich krieg einfach nichts mehr runter.
Da dachte ich zuerst sie will noch abnehmen. Ich hatte es so verstanden sie kriegt vom Gewicht nichts mehr runter.
Ich würde das ganz weglassen. (Ich habe mit 50 Kilo Idealgewicht, bin aber gern darunter)
Wie ich dastehe und nicke. Mich frage, was ich tun könnte, damit es ihm besser geht. Ich strenge mich an, koche seine Lieblingsgerichte, poliere seine Schuhe, bis sie glänzen. Er legt Wert auf gutes Schuhwerk.
Hast du toll beschrieben. Diese misshandelte Frau will alles tun, damit es ihm gut geht. Ihm alles recht machen …
mir leid“
Ich kann den Mist nicht mehr hören. Ich kauf’s im nicht mehr ab. Er lügt, ich habe ihn entlarvt. Sein Lächeln erreicht mich nicht mehr. Der nächste Ausraster kommt, das kann ich mit Gewissheit sagen.
Sie weiß Bescheid.
r zwei Tagen hat er mich in die Mangel genommen. Da hab ich’s zum ersten Mal bemerkt. Dieses Funkeln in seinen Augen, die Gier in seinem Blick. Da hab ich’s begriffen. Gar nichts tut ihm leid. Es macht ihm Spaß, turnt ihn an, mich zu quälen, zu erniedrigen. Er geilt sich an meinen Tränen auf, genießt die Macht, ist wie im Rausch. Seit dem Moment hab ich Todesangst.
Hier wiederholt sich das ganze und sie hat Todesangst.
Ich mach Schluss mit ihm. Geht nicht mehr.
Schluss machen denke ich, tut man mit einem Freund. In einer Ehe trennt man sich
kein Feigling, Denise! Steh für dich ein, sag ihm, was Sache ist. Anna ist unterwegs, lass dich nicht unterkriegen!
Mehrere Anläufe, ehe er die Tür aufstößt, beinahe aus den Angeln hebt. Meine Nerven zum Zerreißen gespannt, die Sinne auf Anschlag gedreht. Ich fixiere ihn, die Hände im Schoß gefaltet, den Rücken gerade.
Er donnert die Tür hinter sich zu. Sein Blick versengt mich wie ein elektrischer Schlag, während er auf mich zuwankt, die Zähne zusammengebissen, so heftig, dass die Kiefermuskeln hervortreten. „Essen!“, zischt er.
Ich spüre, wie meine Schultern beben, halte den Blick starr geradeaus gerichtet. „Alex, ich muss mit dir reden. Es ist wichtig
Hier will deine Prota mit ihm Reden obwohl sie weiß, der nächste Ausraster kommt, obwohl sie Todesangst hat?
Kann ich mir nicht vorstellen.
Aber scheiße! Allein krieg ich das nicht hin. Ich schaff es nicht. Der Sprung über die Kluft ist zu hoch, zu weit. Ich brauch Hilfe. Meine Gedanken rasen. Schluss mit dieser Farce.
Kluft? Farce? kann mir einfach nicht vorstellen, dass man in einer solchen Situation diese Begriffe benutzt!
dann geht alles ganz schnell. Seine Faust rast auf mich zu. Ich knalle auf den Boden. Die Salatschüssel zerschmettert, überall Scherben, Rucola, Öl. Ein harter Tritt in die Magengrube. Die Luft weicht aus meinen Lungen, ich stöhne laut auf. In Panik robbe ich rückwärts an die Wand, er folgt mir. Hiebe, die auf mich niederprasseln. Ich versuche, mein Gesicht mit den Händen zu schützen. Die Stahlkappen rammen mich in die Seite, etwas knirscht. Bricht er mir die Rippen? Er sagt kein Wort. Ich spüre seinen Hass. Und die Schmerzen. Sie sind überall, brennen auf meiner Haut, dröhnen hinter der Stirn, zerren an meinen Gelenken. Mein Hals wird eng, ich keuche. Meine Brust droht zu zerbersten, mein Herz schlägt wie ein Hammer gegen die Rippen. Ich will schreien: Hau ab! Lass mich in Ruhe! Verpiss dich! Doch da kommt nur ein Krächzen. Mein Mund ist trocken, die Lippen aufgerissen, es schmeckt nach Blut. Warum werde ich nicht ohnmächtig? Einfach vergessen, abdriften, diese grausame Welt verlassen. Warum bringt er es nicht zu Ende
Das hab ich jetzt schon ein paar mal gelesen und ich finde es jedes Mal noch total beängstigend und bedrückend. Klasse beschrieben.
verdammte Frage stell ich mir jeden Tag. Ich kann’s mir nicht erklären. Finde keine Antwort darauf. Ich sehe meine Eltern vor mir. Wie Mama am Herd steht und für uns kocht. „Das ist mein Leben. Für meine Familie da zu sein füllt mich aus.“ Sie lächelt, trocknet sich die Hände am Geschirrtuch, ihre Wangen gerötet, ihre Augen funkeln.
Sie haben mich nie geschlagen. Es gab mal Hausarrest, aber höchstens ein paar Stunden lang. Oder das Taschengeld wurde gestrichen. Mein Vater hat nicht gesoffen, ich wurde nie missbraucht. Ich erinnere mich an Harmonie, hab die beiden nie streiten gehört. Gesund ist das auch nicht, schießt es mir durch den Kopf. Meine Kindheit, so normal, so behütet. Vielleicht hat Alexander mich deswegen überrumpelt. Ich hab’s nicht kommen sehen.
Warum?
Ich wünsch mir so sehr eine Antwort auf diese verdammte Frage.
Wenn ich jetzt an unsere Zeit zurückdenke, kommt’s mir so vor, als wäre das gar nicht mir passiert. Als hätte ich die letzten Jahre nicht selbst erlebt. Jedenfalls nicht bei vollem Bewusstsein.
Mit einem Mal fröstle ich, schlinge meine Arme um den Oberkörper, atme tief durch. Ich war mit Alex zusammen, und hab mich doch so einsam gefühlt. Wie abgeschnitten von der Welt. War so beschäftigt damit, nicht zusammenzuklappen, damit, eine gute Ehefrau zu sein. Wollte alles richtig machen.

„Es ist vorbei, Denise. Alles wird gut. Wirst schon sehen.“ Anna reißt mich aus dem Gedankenwirrwarr. Sie lehnt am Türrahmen, den Wischmopp in der Hand.
„Ich frag mich warum. Es macht mich krank, dass ich’s mir nicht erklären kann. Treibt mich schier in den Wahnsinn.“
„Ach, Süße. Ich kann dich so gut verstehen. Ich frag mich das auch. Aber vielleicht gibt’s auf manche Fragen keine Antworten. Wichtig ist, dass du raus bist aus dem Albtraum. Dein Selbsterhaltungstrieb hat sich gemeldet. Nur das zählt. Du musst das alles erstmal verarbeiten. Lass dir Zeit.“
„Ich hab so Angst. So Angst, dass mir das wieder passiert.“
Anne legt den Wischmopp beiseite, kommt auf mich zu, schließt mich in ihre Arme. Ich lehne meinen Kopf an ihre Schultern, der Duft von ihrem Haarshampoo in meiner Nase. Lavendel. Sie ist da, gibt mir Kraft. Ihre ruhige Stimme, ihre Sanftmut. Ich bin froh, dass ich sie nicht verloren habe, dass sie zu mir hält. Lange stehen wir beieinander, Seite an Seite.
Es tut weh, ihr alles anzuvertrauen, was in den letzten Jahren geschehen ist, doch es muss sein. Darum halte ich nichts zurück, denn ich weiß, sie wird die Last mit mir tragen. Zum ersten Mal spreche ich es laut aus: Ich bin ein Opfer.
Anna hält mich fest, bis ich mich aus der Umarmung löse. Die Abendsonne lässt ihr blondes Haar aufleuchten. „Hier, ich hab was für dich.“ Sie öffnet die Hand. Ein tiefblauer Stein liegt darin, glattgeschliffen, glänzende Oberfläche.
Ich lasse mich zu Boden sinken, umschlinge meine Knie, weiß nicht, was ich erwidern soll.

Ich denke diesen ganzen Abschnitt braucht es nicht mehr. Sie hat es schon erwähnt dass sie es sich nicht erklären kann warum es so kam. Dass sie alles richtig machen wollte…
amburg geholt.“
„Und was passiert mit mir?“
Sie lächelt. „Sie sind frei.“
Ungläubig starre ich sie an. „Fre
Diese Polizistin sieht sie zum ersten Mal, nimmt den Vorfall auf und sagt dann, sie sind frei? Wenn es von ihrer Freundin kommen würde, könnte ich es verstehen.

Ich habe deinen Text gerne gelesen.
Liebe Grüße
CoK

 

Hallo @Silvita,

Ich wische mir den Schweiß von der Stirn, gieße Weißwein ins Glas, trinke einen Schluck und reiße das Fenster auf. Der Wind kühlt meine Wangen, lindert die innere Hitze. Ich starre hinab in die Tiefe, fünf Stockwerke, ich hab schon mal überlegt, zu springen.
Dieser Fluss hier am Anfang hat mir gefallen. Sie daddelt in der Küche rum, hat fast etwas Geplänkeltes, und dann plötzlich ich hab schon mal überlegt zu springen. Ich mag das, wenn so ein "beiläufiger" Einschub mit so einem Inhalt das vorher Gesagte irgendwie in ein anderes Licht rückt. Also guter Einstieg.

Hastig prüfe ich die Geschirrtücher, alle akkurat gefaltet. Nirgends Staubflusen, keine Fettflecken auf dem Herd. Alles blitzt und blinkt.
Das ist auch schlau gemacht. Durch das hastig wird mir sofort klar, dass sie das nicht macht, weil sie selbst so krass auf Ordnung steht, sondern Alexander.

Alexander hasst Körperbehaarung.
Hab ich auch schon öfter gehört bei solchen Haustyrannen. Bloß keine "Makel", nirgendwo.

Nach dem ersten Absatz ist die Grundsituation klar. Ich finde, hier könnte man an der ein oder anderen Stelle noch kürzen. Zum Beispiel hier:

Eine bleiche, verängstigte Frau starrt mir entgegen. Sorgenfalten auf der Stirn, feine Krähenfüß um die Augen herum, dunkle Schatten darunter. Die Schwellung an der rechten Wange klingt langsam ab.
Ist nur eine persönliche Einstellung, aber ich mag dieses Protagonist-schaut-in-den-Spiegel-und-beschreibt-sich-selbst einfach nicht. Ich finde das künstlich, da scheint immer der Autor durch. Wenn da aber nur steht Ich wische den Spiegel sauber. Die Schwellung an der rechten Wange klingt langsam ab. wirkt das ganz anders, echter.

Danach erfahre ich, dass er anfangs anders war, der Alexander. Ist ja immer so. Das ist wohl auch mit einer der Gründe, warum sich daraus immer solche Strudel entwickeln. Man will sich nicht eingestehen, dass der charmante Kerl plötzlich zum Tyrann mutiert, dass man sich selbst so getäuscht hat und gerät da in eine Dynamik, aus der manche sich nicht mehr befreien kann.

Ich denke an das köstliche Knistern in meinem Körper, als ich ihn das erste Mal in mir spüre. Unsere ineinander verflochtenen Körper, Haut an Haut, die Berührungen.
Hmm, eins meiner Lieblingsthemen :D: geschriebener Sex. Bitte nimm mir das nicht übel, aber köstliches Knistern und verflochtene Körper löst bei mir einiges aus - aber keine Sinnlichkeit. Ich habe nie verstanden, warum Sex oft so verkitscht daher kommt. Nenn die Dinge beim Namen, geh ins Detail. Was bedeutet das, köstliches Knistern? Ist das Gänsehaut? Ein Zittern? Wärme, vielleicht sogar ein kurzer Schmerz? Verflochtene Köper - wie sieht das aus? Ich hoffe, du weißt, was ich damit sagen möchte. Das muss deshalb nicht gleich pornöse abrutschen, sondern wird dann einfach glaubhafter. Haut an Haut ist da schon besser, das ist knapp, trifft es aber, ohne irgendwelche ausschmückenden Adjektive.

Ein, aus. Ein, aus. Regelmäßig, langsam, friedlich. Wie ich meine Wange auf seinen Oberkörper lege, die Augen schließe, seinen Geruch nach Sandelholz, Wind und Regen einatme. Ich bin angekommen.
Streichkandidat.

Ich kriege kaum Luft. Mein Gott, Denise! Stell dich deinen Problemen. Wenn du dir nicht hilfst, tut es niemand! So oft hab ich mir vorgenommen, einen Schlussstrich zu ziehen, es ihm zu sagen. Ich bin so feige.
Streichkandidat.

Tja. Heute weiß ich’s besser. Es gibt eben nicht nur Schwarz und Weiß, sondern unendlich viele Grauschattierungen.
Kommt sehr erklärend daher, würde ich auch streichen.

Eine lebenslustige junge Frau in bauschigen Blumenkleidern, stets mit einem Lächeln auf den Lippen.
Du magst Alliterationen, kann das sein? :D Hier an dieser Stelle finde ich das gut, hat einen schönen Klang und erzeugt ein Bild der Sehnsucht, das in diese Szene passt.

Die Stahlkappen rammen mich in die Seite, etwas knirscht. Bricht er mir die Rippen? Er sagt kein Wort.
Streichkandidat.

Kurz bevor er kommt, schlägt er mich ins Gesicht. Keine zehn Minuten der ganze Akt. Dann ist es vorbei.
Würde ich auch raushauen.

Dann kippt er. Kopfüber geht es hinab.
Das klingt fast schon komisch. Kopfüber geht es hinab. Wie der Ausruf auf der Kirmes bei einer Achterbahn. Das passt hier in dieser hochdramatischen Szene vom Tonfall gar nicht, finde ich. Vielleicht Kopfüber stürzt er übers Geländer oder so?

„Und was passiert mit mir?“
Sie lächelt. „Sie sind frei.“
Ungläubig starre ich sie an. „Frei?“
Sie nickt. „Ihre Nachbarin, Frau Degenhart hat uns alles erzählt. Wir wissen von den Schreien, dem Krach, den Schlägen. Frau Degenhart hat durch den Spion geschaut und die Polizei gerufen.“
„Ich kann es nicht fassen. Niemals hätte ich gedacht, dass es einen Zeugen gibt. Ich war mir sicher, dass mir niemand glauben würde.“
Sie drückt meinen Arm. „Wollen Sie Anzeige erstatten?“
„Nein. Alexander ist genug gestraft. Ich will einen Schlussstrich, brauche einen Neuanfang.“
„Gut. Da ist Besuch für Sie. Ich lasse Sie jetzt alleine.“
Das geht mir hier ein bisschen zu schnell, der Dialog holpert. Ich finde es auch irgendwie schon sehr großmütig, nachdem sie verdroschen, vergewaltigt und gedemütigt wurde, dass sie sich gegen eine Anzeige entscheidet. Völlig wurscht, ob er im Rollstuhl sitzt oder nicht. Das fühlt sich unnatürlich an. Ich sage auch gar nicht, dass hier gleich der Gerechtigkeitsdrang in ihr durchblitzen muss oder sogar ein Racheengel (wobei ich das emotional total logisch finden würde), aber die Frau steht unter Schock, ist völlig durch, da würde ich zumindest denken, dass sie auf die Frage nach einer Anzeige erst einmal Zeit zum Überlegen erbittet oder sowas in der Art.

„Man sagt, dass er das Selbstvertrauen stärkt und hilft, das wahrhaftige Wesen eines Menschen zu erkennen. Er soll dir Trost spenden, dich beschützen.“
:shy: Ach wie cool - da haben wir beide eine ganz ähnliche Verwendung für den Stein gefunden.

Ich ziehe die Schultern ein. Aus jeder Ritze des Gebäudes sickert er – der faulige Geruch des Bösen, der Niedertracht, des Leids. Trauer klebt wie dicker Teer an den Wänden. Ein letzter Blick. Die Lichter sind aus, Heizungen abgeschaltet, Mülleimer geleert, Fenster verschlossen. Stille überall. Wir verlassen diesen Ort. Ich ziehe die Tür hinter mir zu.
Ich finde, ohne das Gestrichene wirkt die Endszene stärker.

So - du weißt, das sind natürlich alles nur Vorschläge. Generell finde ich, das liegt noch einiges an Kürzungspotential in deinem Text, um ihn zu verdichten. Zwischendrin hat das oft etwas sehr Erklärendes, was mich von deiner Protagonistin, die ja ein großes Leid erfährt, emotional total entfernt. Ich erinnere mich, dass du in dem Thread der Challenge geschrieben hattest, dass die vorgegebenen Wörter einen Schreibfluss bei dir ausgelöst haben - das merkt man (und das meine ich nicht negativ!) und das finde ich total schön, mir ging es vor ein paar Tagen nämlich ähnlich. ABER genau wegen dieses Schreibflusses lohnt es sich, danach noch einmal genau durch den Text zu gehen und alles rauszuhauen, was wiederholend oder erklärend ist. Ich glaube, dann gewänne die Geschichte.

Ich könnte mir auch gut vorstellen, das so aufzubauen, dass die Frau in einer Therapiesitzung davon erzählt. Also ein Absatz Therapiedialog (kann auch ruhig knapp sein, Hauptsache realistisch), ein Absatz, der von einer bestimmten Szene ihrer Ehe handelt, könnte ja dennoch alles in der Gegenwart geschrieben sein, um nah dran zu bleiben. Ist nur eine Idee, aber dadurch wirkt das Ganze vielleicht echter - im Moment fehlt mir (so absurd das klingen mag) trotz der Dringlichkeit und Dramatik des Themas irgendwie die fühlbare Tiefe.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hallo @Isegrims

wichtiges, relevantes Thema!
Ich habe mich gefragt, wie ich das Thema bearbeitet hätte, ob ich überhaupt darüber eine Geschichte hätte schreiben wollen. Umso berührender war es, deine Geschichte zu lesen. Das geht schon nah, selbst wenn es sich (schätze ich) um Fiktion handelt. Der geschilderte Fall ist freilich krass, aber das darf Literatur, warum auch nicht.

Da sind wir ganz einer Meinung.
Es ist schön, dass Dich die Geschichte nahe ging und Dich berührt hat. Darüber bin ich sehr froh.
Ja, die Geschichte ist Fiktion und ja, sie ist sicherlich krass, aber ich befürchte, es gibt sogar weit schlimmere Fälle.

nteressant hätte ich es gefunden, seine Perspektive zu lesen, die beiden gegen- und nebeneinander zu erleben. Was ich mich auch gefragt habe: wie fühlt sich die Verzweiflung der Erzählerin an, wie viel Wirklichkeit geht verloren? In deinem Text kommen eine Mange antizipierbarer Gefühlslagen vor, wenig Überraschendes.

Das wäre sicherlich interessant, da geb ich Dir Recht, aber das in ne Kurzgeschichte zu packen, weiß nicht, ob ich das hinkriegen würde. Hat mich beim Schreiben und bei der Textarbeit schon immer sehr aufgewühlt und mich dann noch mehr mit dem kranken A... zu beschäftigen. Uff. Darüber muss ich nachdenken. Generell könnte ich mir das eher bei nem Buch vorstellen, als bei ner KG.

Insgesamt glaube ich, der Text könnte geschärft werden, wenn du ihn deutlich kürzt, da wiederholt sich eine Menge, die Schilderung der Gefühle nutzen sich ab.
Lohnt sich an dem Text zu arbeiten.

Den Rat habe ich beherzigt. Ich bin den ganzen Text nochmal durchgegangen und hab an einigen Stellen gekürzt.

Krähenfüße, abgesehen davon habe ich wenig Vorstellung, was das ist

Danke - ist korrigiert. Echt? Du kannst Dir nichts unter Krähenfüßen um die Augen rum vorstellen?

kommt ja auch drauf an, wie groß sie ist, hübsch wäre auch eine Szene, mit der du zeigst, dass sie keine Lust auf essen hat, nicht mal Schokolade.

Ich hab ihre Größe mal eingefügt.
Über die Idee denke ich noch nach.

Dazu die Schlaflosigkeit, die erschöpfende Müdigkeit am Tag. Die ständige Angst, die mich zermürbt. Ich kann kaum mehr damit leben. Einerseits fürchte ich mich vor der Gegenwart, andererseits vor der Zukunft. Wo soll das nur hinführen?
fast durchgehend redundant mMn

Hab das ein wenig gekürzt.

Keine Ahnung, was in mich gefahren ist. Hab mich mit meinem Vater gestritten. Das hat mich wohl mehr mitgenommen, als ich dachte.“ Wie er mit sanfter Stimme auf mich einredet, versucht, mich einzulullen. Wenig später steht er am Herd, kocht Pasta mit Pesto. Wie wir am Küchentisch sitzen, zwanghafter Smalltalk. Ich weiß nicht, wie ich darüber hinwegkommen soll.
und diesen Übergang vom liebevollen Ehemann, die Motive, ja, verstehe ich, aber der Moment des ersten Mals, wie es dazu kam, den hätte ich gern gelesen

Für mich ist der erste Moment gar nicht so wichtig, weil es ja "sanft" beginnt, ein schleichender Prozess ist. Ich hab die Szenen beschrieben, die für sie aufwühlen waren, die bezeichnend waren. Aber ich denke noch über Deinen Vorschlag nach.

Ich spüre, wie meine Schultern beben, halte den Blick starr geradeaus gerichtet. „Alex, ich muss mit dir reden. Es ist wichtig.“
Er ignoriert mich, gibt mir einen leichten Schubser. „Später. Ich hab Hunger. Essen!“
da kommt er ganz komisch rüber, fast unglaubwürdig, gibt's so Männer noch?

Ja, solche Männer gibts auf jeden Fall noch.

„Unnützes Weib!“ Er schnappt sich das Messer vom Tisch. Die blinkend scharfe Klinge. „Ich könnte dich einfach aufschlitzen. Oder vielleicht sollte ich es da unten benutzen.“ Seine Augen fixieren meinen Schoß, während er genüsslich mit der Zunge an der Klinge entlangfährt.
hier auch, garniert mit dem Begriff Weib. Und woher die Morddrohung kommt, keine Ahnung, das entwickelt sich nicht, kommt für meine Begriffe unvermittelt

Mmh. Das ist ja wieder ein weiterer Schritt in dem Prozess. Als er sie vor 2 Tagen in die Mangel genommen hat, hat sie zum ersten Mal gemerkt, dass er das total genießt. Und jetzt ist der nächste Step die Drohung.

Ich ziehe die Schultern ein. Aus jeder Ritze des Gebäudes sickert er – der faulige Geruch des Bösen, der Niedertracht, des Leids. Trauer klebt wie dicker Teer an den Wänden. Ein letzter Blick. Die Lichter sind aus, Heizungen abgeschaltet, Mülleimer geleert, Fenster verschlossen. Stille überall. Wir verlassen diesen Ort. Ich ziehe die Tür hinter mir zu.
lässt sich streichen. glaube ich
Die Lichter gehen aus, die Tür fällt ins Schloss, reicht völlig, schwingt aus mMn

viele Grüße einen guten Start ins baldige Vorfrühlingswochenende
Isegrims


Alles hab ich nicht gestrichen, aber einen Teil.

Vielen herzlichen Dank für Deinen Besuch, Zeit und Mühe und Dein hilfreiches und konstruktives Feedback.

Ich wünsche Dir ein schönes Vorfrühlingswochenende!

Ganz liebe Grüße,
Silvita

Hallo liebe @CoK

schön, dass Du nochmal vorbeischaust. Da freu ich mich. Vielen Dank!

Dein Text ist für mich nach deiner Überarbeitung besser geworden.
Ich möchte dir auch noch mal ein paar Gedanken da lassen, vielleicht kannst du ja den ein oder anderen gebrauchen.

Dankeschön. Darüber freu ich mich sehr.
Und auch vielen Dank für Deine Gedanken. Die sind auf jeden Fall sehr hilfreich.

nsgesamt glaube ich, der Text könnte geschärft werden, wenn du ihn deutlich kürzt, da wiederholt sich eine Menge, die Schilderung der Gefühle nutzen sich ab.
Lohnt sich an dem Text zu arbeiten
Das hatte ich dir auch schon mal geschrieben und bin auch noch der Meinung, dass du um einiges kürzen könntest. Ein paar Beispiele nenne ich auch. Ich weiß ja, wie das ist mit Lieblingsstellen …

Vielen Dank für den Hinweis. Ich hab einige Stellen im Text gekürzt.
Oja. Von manchen Stellen kann man sich einfach nicht trennen. Schlimm!

während ich auf die Waage steige. Nur noch knapp fünfzig Kilo. Ich krieg einfach nichts mehr runter.
Da dachte ich zuerst sie will noch abnehmen. Ich hatte es so verstanden sie kriegt vom Gewicht nichts mehr runter.
Ich würde das ganz weglassen. (Ich habe mit 50 Kilo Idealgewicht, bin aber gern darunter)

Ah ok. Nee, sie hat keinen Appetit mehr wegen dem Psychostress. Ich hab mal die Größe hinzugefügt, damit klar wird, dass sie echt total abgemagert ist.

Wie ich dastehe und nicke. Mich frage, was ich tun könnte, damit es ihm besser geht. Ich strenge mich an, koche seine Lieblingsgerichte, poliere seine Schuhe, bis sie glänzen. Er legt Wert auf gutes Schuhwerk.
Hast du toll beschrieben. Diese misshandelte Frau will alles tun, damit es ihm gut geht. Ihm alles recht machen …

Vielen Dank. Ich freue mich sehr über das Lob.

mir leid“
Ich kann den Mist nicht mehr hören. Ich kauf’s im nicht mehr ab. Er lügt, ich habe ihn entlarvt. Sein Lächeln erreicht mich nicht mehr. Der nächste Ausraster kommt, das kann ich mit Gewissheit sagen.
Sie weiß Bescheid.

Ja, da erkennt sie die Lügen.

r zwei Tagen hat er mich in die Mangel genommen. Da hab ich’s zum ersten Mal bemerkt. Dieses Funkeln in seinen Augen, die Gier in seinem Blick. Da hab ich’s begriffen. Gar nichts tut ihm leid. Es macht ihm Spaß, turnt ihn an, mich zu quälen, zu erniedrigen. Er geilt sich an meinen Tränen auf, genießt die Macht, ist wie im Rausch. Seit dem Moment hab ich Todesangst.
Hier wiederholt sich das ganze und sie hat Todesangst.

Hier sieht sie zum ersten Mal, wieviel Spaß es ihm macht. Ist eine wichtige Stelle. Der point-of-no-return.

Ich mach Schluss mit ihm. Geht nicht mehr.
Schluss machen denke ich, tut man mit einem Freund. In einer Ehe trennt man sich

Das ist ein guter Hinweis. Danke. Habe das geändert.

kein Feigling, Denise! Steh für dich ein, sag ihm, was Sache ist. Anna ist unterwegs, lass dich nicht unterkriegen!
Mehrere Anläufe, ehe er die Tür aufstößt, beinahe aus den Angeln hebt. Meine Nerven zum Zerreißen gespannt, die Sinne auf Anschlag gedreht. Ich fixiere ihn, die Hände im Schoß gefaltet, den Rücken gerade.
Er donnert die Tür hinter sich zu. Sein Blick versengt mich wie ein elektrischer Schlag, während er auf mich zuwankt, die Zähne zusammengebissen, so heftig, dass die Kiefermuskeln hervortreten. „Essen!“, zischt er.
Ich spüre, wie meine Schultern beben, halte den Blick starr geradeaus gerichtet. „Alex, ich muss mit dir reden. Es ist wichtig
Hier will deine Prota mit ihm Reden obwohl sie weiß, der nächste Ausraster kommt, obwohl sie Todesangst hat?
Kann ich mir nicht vorstellen.

Ja, sie hat endlich den Mut gefasst. Eigentlich wollte sie abhauen ohne Konfrontation. Er kommt unerwartet heim. Und da will sie sich nicht unterkriegen lassen und versucht mit ihm zu reden.

Aber scheiße! Allein krieg ich das nicht hin. Ich schaff es nicht. Der Sprung über die Kluft ist zu hoch, zu weit. Ich brauch Hilfe. Meine Gedanken rasen. Schluss mit dieser Farce.
Kluft? Farce? kann mir einfach nicht vorstellen, dass man in einer solchen Situation diese Begriffe benutzt!

Stimmt. Danke! Ich hab die Stelle abgeändert.

dann geht alles ganz schnell. Seine Faust rast auf mich zu. Ich knalle auf den Boden. Die Salatschüssel zerschmettert, überall Scherben, Rucola, Öl. Ein harter Tritt in die Magengrube. Die Luft weicht aus meinen Lungen, ich stöhne laut auf. In Panik robbe ich rückwärts an die Wand, er folgt mir. Hiebe, die auf mich niederprasseln. Ich versuche, mein Gesicht mit den Händen zu schützen. Die Stahlkappen rammen mich in die Seite, etwas knirscht. Bricht er mir die Rippen? Er sagt kein Wort. Ich spüre seinen Hass. Und die Schmerzen. Sie sind überall, brennen auf meiner Haut, dröhnen hinter der Stirn, zerren an meinen Gelenken. Mein Hals wird eng, ich keuche. Meine Brust droht zu zerbersten, mein Herz schlägt wie ein Hammer gegen die Rippen. Ich will schreien: Hau ab! Lass mich in Ruhe! Verpiss dich! Doch da kommt nur ein Krächzen. Mein Mund ist trocken, die Lippen aufgerissen, es schmeckt nach Blut. Warum werde ich nicht ohnmächtig? Einfach vergessen, abdriften, diese grausame Welt verlassen. Warum bringt er es nicht zu Ende
Das hab ich jetzt schon ein paar mal gelesen und ich finde es jedes Mal noch total beängstigend und bedrückend. Klasse beschrieben.

Vielen Dank. Ich freue mich sehr über das Lob.

Ich denke diesen ganzen Abschnitt braucht es nicht mehr. Sie hat es schon erwähnt dass sie es sich nicht erklären kann warum es so kam. Dass sie alles richtig machen wollte…

Ich hatte den Abschnitt eingefügt, weil vielen da die Erklärung gefehlt hat. Daher möchte ich die Stelle nicht wieder streichen. Ich persönlich sehe das ähnlich wie Du.
Mal sehen, was andere noch meinen.

amburg geholt.“
„Und was passiert mit mir?“
Sie lächelt. „Sie sind frei.“
Ungläubig starre ich sie an. „Fre
Diese Polizistin sieht sie zum ersten Mal, nimmt den Vorfall auf und sagt dann, sie sind frei? Wenn es von ihrer Freundin kommen würde, könnte ich es verstehen.

Vielen Dank für den Hinweis. Ich habe die Stelle geändert.

ch habe deinen Text gerne gelesen.

Das ist schön und darüber freu ich mich riesig. Vielen Dank für Zeit und Mühe, Deine Gedanken und das hilfreiche Feedback.

Ich wünsche Dir ein erholsames und sonniges Wochenende.

Ganz liebe Grüße,
Silvita

Hallo liebe @RinaWu

vielen Dank für den Gegenbesuch. Ich freu mich darüber.

Ich wische mir den Schweiß von der Stirn, gieße Weißwein ins Glas, trinke einen Schluck und reiße das Fenster auf. Der Wind kühlt meine Wangen, lindert die innere Hitze. Ich starre hinab in die Tiefe, fünf Stockwerke, ich hab schon mal überlegt, zu springen.
Dieser Fluss hier am Anfang hat mir gefallen. Sie daddelt in der Küche rum, hat fast etwas Geplänkeltes, und dann plötzlich ich hab schon mal überlegt zu springen. Ich mag das, wenn so ein "beiläufiger" Einschub mit so einem Inhalt das vorher Gesagte irgendwie in ein anderes Licht rückt. Also guter Einstieg.

Dankeschön. Darüber freue ich mich sehr

Hastig prüfe ich die Geschirrtücher, alle akkurat gefaltet. Nirgends Staubflusen, keine Fettflecken auf dem Herd. Alles blitzt und blinkt.
Das ist auch schlau gemacht. Durch das hastig wird mir sofort klar, dass sie das nicht macht, weil sie selbst so krass auf Ordnung steht, sondern Alexander.

Schön, dass das funktioniert. Danke!

Alexander hasst Körperbehaarung.
Hab ich auch schon öfter gehört bei solchen Haustyrannen. Bloß keine "Makel", nirgendwo.

Oja. So sind sie, die Haustyrannen.

Nach dem ersten Absatz ist die Grundsituation klar. Ich finde, hier könnte man an der ein oder anderen Stelle noch kürzen. Zum Beispiel hier:
Eine bleiche, verängstigte Frau starrt mir entgegen. Sorgenfalten auf der Stirn, feine Krähenfüß um die Augen herum, dunkle Schatten darunter. Die Schwellung an der rechten Wange klingt langsam ab.
Ist nur eine persönliche Einstellung, aber ich mag dieses Protagonist-schaut-in-den-Spiegel-und-beschreibt-sich-selbst einfach nicht. Ich finde das künstlich, da scheint immer der Autor durch. Wenn da aber nur steht Ich wische den Spiegel sauber. Die Schwellung an der rechten Wange klingt langsam ab. wirkt das ganz anders, echter.

Ich versteh was Du meinst, aber kann mich grad nicht von der Stelle trennen. Das wäre mir zu aprupt. Ich denk mal drüber nach.

Danach erfahre ich, dass er anfangs anders war, der Alexander. Ist ja immer so. Das ist wohl auch mit einer der Gründe, warum sich daraus immer solche Strudel entwickeln. Man will sich nicht eingestehen, dass der charmante Kerl plötzlich zum Tyrann mutiert, dass man sich selbst so getäuscht hat und gerät da in eine Dynamik, aus der manche sich nicht mehr befreien kann.

Ja, leider geschieht es genau auf diese Weise. Diese Kerle können so toll sein, wenn sie wollen, haben dabei aber nur ihr Ziel vor Augen.

Ich denke an das köstliche Knistern in meinem Körper, als ich ihn das erste Mal in mir spüre. Unsere ineinander verflochtenen Körper, Haut an Haut, die Berührungen.
Hmm, eins meiner Lieblingsthemen :D: geschriebener Sex. Bitte nimm mir das nicht übel, aber köstliches Knistern und verflochtene Körper löst bei mir einiges aus - aber keine Sinnlichkeit. Ich habe nie verstanden, warum Sex oft so verkitscht daher kommt. Nenn die Dinge beim Namen, geh ins Detail. Was bedeutet das, köstliches Knistern? Ist das Gänsehaut? Ein Zittern? Wärme, vielleicht sogar ein kurzer Schmerz? Verflochtene Köper - wie sieht das aus? Ich hoffe, du weißt, was ich damit sagen möchte. Das muss deshalb nicht gleich pornöse abrutschen, sondern wird dann einfach glaubhafter. Haut an Haut ist da schon besser, das ist knapp, trifft es aber, ohne irgendwelche ausschmückenden Adjektive.

Grins :D Da hast Du mich zum Lachen gebracht.
Ich hab die Szene ein wenig verändert.

Ein, aus. Ein, aus. Regelmäßig, langsam, friedlich. Wie ich meine Wange auf seinen Oberkörper lege, die Augen schließe, seinen Geruch nach Sandelholz, Wind und Regen einatme. Ich bin angekommen.
Streichkandidat.

Ist für mich ne ganz wichtige Aussage. Die kann ich nicht streichen.

Ich kriege kaum Luft. Mein Gott, Denise! Stell dich deinen Problemen. Wenn du dir nicht hilfst, tut es niemand! So oft hab ich mir vorgenommen, einen Schlussstrich zu ziehen, es ihm zu sagen. Ich bin so feige.
Streichkandidat.

Guter Hinweis. Das hab ich gestrichen.

Tja. Heute weiß ich’s besser. Es gibt eben nicht nur Schwarz und Weiß, sondern unendlich viele Grauschattierungen.
Kommt sehr erklärend daher, würde ich auch streichen.

Und auch das hab ich gestrichen.

Eine lebenslustige junge Frau in bauschigen Blumenkleidern, stets mit einem Lächeln auf den Lippen.
Du magst Alliterationen, kann das sein? :D Hier an dieser Stelle finde ich das gut, hat einen schönen Klang und erzeugt ein Bild der Sehnsucht, das in diese Szene passt.

Oja. Du hast mich ertappt :D
Schön, dass es für Dich an dieser Stelle passt. Das freut mich sehr.

Die Stahlkappen rammen mich in die Seite, etwas knirscht. Bricht er mir die Rippen? Er sagt kein Wort.
Streichkandidat.

Ist gestrichen.

Kurz bevor er kommt, schlägt er mich ins Gesicht. Keine zehn Minuten der ganze Akt. Dann ist es vorbei.
Würde ich auch raushauen.

Hab ich gemacht.

Dann kippt er. Kopfüber geht es hinab.
Das klingt fast schon komisch. Kopfüber geht es hinab. Wie der Ausruf auf der Kirmes bei einer Achterbahn. Das passt hier in dieser hochdramatischen Szene vom Tonfall gar nicht, finde ich. Vielleicht Kopfüber stürzt er übers Geländer oder so?

Und auch das habe ich umformuliert. Danke für den Hinweis.

„Und was passiert mit mir?“
Sie lächelt. „Sie sind frei.“
Ungläubig starre ich sie an. „Frei?“
Sie nickt. „Ihre Nachbarin, Frau Degenhart hat uns alles erzählt. Wir wissen von den Schreien, dem Krach, den Schlägen. Frau Degenhart hat durch den Spion geschaut und die Polizei gerufen.“
„Ich kann es nicht fassen. Niemals hätte ich gedacht, dass es einen Zeugen gibt. Ich war mir sicher, dass mir niemand glauben würde.“
Sie drückt meinen Arm. „Wollen Sie Anzeige erstatten?“
„Nein. Alexander ist genug gestraft. Ich will einen Schlussstrich, brauche einen Neuanfang.“
„Gut. Da ist Besuch für Sie. Ich lasse Sie jetzt alleine.“
Das geht mir hier ein bisschen zu schnell, der Dialog holpert. Ich finde es auch irgendwie schon sehr großmütig, nachdem sie verdroschen, vergewaltigt und gedemütigt wurde, dass sie sich gegen eine Anzeige entscheidet. Völlig wurscht, ob er im Rollstuhl sitzt oder nicht. Das fühlt sich unnatürlich an. Ich sage auch gar nicht, dass hier gleich der Gerechtigkeitsdrang in ihr durchblitzen muss oder sogar ein Racheengel (wobei ich das emotional total logisch finden würde), aber die Frau steht unter Schock, ist völlig durch, da würde ich zumindest denken, dass sie auf die Frage nach einer Anzeige erst einmal Zeit zum Überlegen erbittet oder sowas in der Art.

Vielen Dank für Deine Gedanken. Hab die Szene etwas abgeändert.

„Man sagt, dass er das Selbstvertrauen stärkt und hilft, das wahrhaftige Wesen eines Menschen zu erkennen. Er soll dir Trost spenden, dich beschützen.“
:shy: Ach wie cool - da haben wir beide eine ganz ähnliche Verwendung für den Stein gefunden.

Ja :)

Ich ziehe die Schultern ein. Aus jeder Ritze des Gebäudes sickert er – der faulige Geruch des Bösen, der Niedertracht, des Leids. Trauer klebt wie dicker Teer an den Wänden. Ein letzter Blick. Die Lichter sind aus, Heizungen abgeschaltet, Mülleimer geleert, Fenster verschlossen. Stille überall. Wir verlassen diesen Ort. Ich ziehe die Tür hinter mir zu.
Ich finde, ohne das Gestrichene wirkt die Endszene stärker.

Darüber muss ich nachdenken.

So - du weißt, das sind natürlich alles nur Vorschläge. Generell finde ich, das liegt noch einiges an Kürzungspotential in deinem Text, um ihn zu verdichten. Zwischendrin hat das oft etwas sehr Erklärendes, was mich von deiner Protagonistin, die ja ein großes Leid erfährt, emotional total entfernt. Ich erinnere mich, dass du in dem Thread der Challenge geschrieben hattest, dass die vorgegebenen Wörter einen Schreibfluss bei dir ausgelöst haben - das merkt man (und das meine ich nicht negativ!) und das finde ich total schön, mir ging es vor ein paar Tagen nämlich ähnlich. ABER genau wegen dieses Schreibflusses lohnt es sich, danach noch einmal genau durch den Text zu gehen und alles rauszuhauen, was wiederholend oder erklärend ist. Ich glaube, dann gewänne die Geschichte.

Ich bin für Vorschläge immer dankbar. Es geht nichts über ein konstruktives Feedback, das zum Nachdenken anregt. Ich bin den ganzen Text nochmal durchgegangen und hab einiges gekürzt.
Da hast Du auf jeden Fall Recht und ich finde es toll, wenn man darauf hingewiesen hat und dadurch die Chance hat, an dem Text zu arbeiten und ihn zu verbessern.

Ich könnte mir auch gut vorstellen, das so aufzubauen, dass die Frau in einer Therapiesitzung davon erzählt. Also ein Absatz Therapiedialog (kann auch ruhig knapp sein, Hauptsache realistisch), ein Absatz, der von einer bestimmten Szene ihrer Ehe handelt, könnte ja dennoch alles in der Gegenwart geschrieben sein, um nah dran zu bleiben. Ist nur eine Idee, aber dadurch wirkt das Ganze vielleicht echter - im Moment fehlt mir (so absurd das klingen mag) trotz der Dringlichkeit und Dramatik des Themas irgendwie die fühlbare Tiefe.

Das ist eine interessante Idee. Im Moment kann ich mir das bei meiner Geschichte grad nicht vorstellen, aber ich gehe mal in mich. Manches muss ich immer erstmal sacken lassen.
Schade, dass Dir in dem Text immer noch die fühlbare Tiefe fehlt.

Ich danke Dir ganz herzlich für Zeit und Mühe, sende ganz liebe Grüße und wünsche Dir ein tolles Wochenende.
Silvita

 

Hallo @Silvita,

Es hatte eine Weile gedauert, bis ich so richtig von der Geschichte gefesselt war. Durch deinen etwas abgehackten Schreibstil wurde ich anfangs immer wieder aus dem Lesefluss geworfen und es gab mehrere Stellen, an denen ich schon mit dem Lesen aufhören wollte.

Plötzlich befinde ich mich wieder mit Alexander in der italienischen Trattoria Milano.
Durch das andauerende Präsenz, musste ich nach diesem Absatz kurz überlegen, was gerade geschehen war. Zuerst dachte ich, sie gingen jetzt gemeinsam essen. Es stellte sich viel zu spät heraus, dass die Geschichte plötzlich in der Vergangenheit spielte.

Irgendwann die ersten richtigen Prügel. Seine Fäuste, die auf mich einprasseln, die Tritte in meinen Seiten.
Ungefähr ab diese Stelle hatte ich mich almählich an deinen Schreibstil gewöhnt. In meinen Augen spät, aber doch war ich ab diesem Moment von deine Geschichte gefesselt. Klar, die Ereignisse sind sehr Klischeehaft, doch mit deinen Beschreibungen brachtest du mein Herz förmlich zu pochen.

Am Ende gefiel mir deine Geschichte sehr gut. Der Schluss ist in meinen Augen sehr zufriedenstellend und lässt die Geschichte perfekt ausklingen. Wäre Schade, wenn jemand zu beginn schon aufhört zu lesen, sowie ich es am liebsten getan hätte.

Grüße
YWKM

 

Hallo @YouWillKnowMe

ich danke Dir für Deinen Besuch und Dein Feedback.

Es hatte eine Weile gedauert, bis ich so richtig von der Geschichte gefesselt war. Durch deinen etwas abgehackten Schreibstil wurde ich anfangs immer wieder aus dem Lesefluss geworfen und es gab mehrere Stellen, an denen ich schon mit dem Lesen aufhören wollte.

Danke für Deinen Eindruck. Das hab ich bisher noch nicht zu hören bekommen, aber da sieht man mal, wie unterschiedlich Texte auf die jeweiligen Leser wirken. Schön, dass Du dran geblieben bist und die Geschichte zu Ende gelesen hast. Das freut mich :)

Durch das andauerende Präsenz, musste ich nach diesem Absatz kurz überlegen, was gerade geschehen war. Zuerst dachte ich, sie gingen jetzt gemeinsam essen. Es stellte sich viel zu spät heraus, dass die Geschichte plötzlich in der Vergangenheit spielte.

Mh. Schade, dass das bei Dir nicht gleich klar war. Hatte die Rückblenden immer eingeleitet und auch durch Absätze getrennt. Bei den anderen Lesern, Kommentatoren hat das super funktoniert.

Ungefähr ab diese Stelle hatte ich mich almählich an deinen Schreibstil gewöhnt. In meinen Augen spät, aber doch war ich ab diesem Moment von deine Geschichte gefesselt. Klar, die Ereignisse sind sehr Klischeehaft, doch mit deinen Beschreibungen brachtest du mein Herz förmlich zu pochen.

Darüber freu ich mich sehr. Vielen Dank! Schön, dass Du durchgehalten hast und meine Geschichte Dich doch noch fesseln und berühren konnte.

Am Ende gefiel mir deine Geschichte sehr gut. Der Schluss ist in meinen Augen sehr zufriedenstellend und lässt die Geschichte perfekt ausklingen. Wäre Schade, wenn jemand zu beginn schon aufhört zu lesen, sowie ich es am liebsten getan hätte.

Dankeschön für das Lob. Das freut mich sehr.

Ich wünsche Dir einen wundervollen sonnigen Tag und sende ganz liebe Grüße,
Silvita

 

Hallo @Silvita
Puh, was für ein Text. Ein schweres und ernstes Thema, das du dir ausgesucht hast. Und ich finde, dass es dir insgesamt wirklich gut gelingt, darüber zu schreiben. Ich finde deine Sprache meistens angemessen und insgesamt sehr angenehm zu lesen. Ich habe die Geschichte jedenfalls trotz der Länge in einem durchgelesen und war auf jeden Fall gefesselt. Allerdings fand ich, dass du am Ende ein wenig schwächelst. Darauf gehe ich weiter unten ein wenig ein.

Ein insgesamt starker Text, wie ich finde! Kompliment!

Hier ein paar Anmerkungen von mir:

Er hat es mir zu Weihnachten geschenkt, weil er den Duft mag.
Ein guter Satz. Weil du damit gut zeigst, wie er funktioniert bzw. wie er tickt.

Ich gehe ins Schlafzimmer, setze mich aufs Bett, öffne die Nachttischschublade, ziehe den kleinen Stoffengel heraus.
Ich muss zugeben, dass mich der Stoffengel ein wenig gestört hat. War mir in Anbetracht der ernsten Thematik ein wenig zu kitschig. Wobei ich ihren Wunsch mit den Flügeln im nächsten Satz dann wieder passend fand.

Der grobe Griff, wie er meine Arme umklammert, mich schüttelt, als wäre ich eine Stoffpuppe. Die erste Ohrfeige, die Hämatome, verzweifelte Tränen in der Einsamkeit des Badezimmers.
Ich finde dir gelingt es gut, den Horror zu beschreiben. Ich musste mehrmals schlucken und habe normalerweise kein Problem mit expliziter Gewalt. In diesem Kontext hat mich das aber berührt, was auf jeden Fall für die Qualität deiner Geschichte spricht.

damit es ihm besser geht.
Auch wieder eine gute Stelle.

Ein Blick zurück, die rettende Haustür hinter mir. Wie ich in die Wohnung renne, die Tür hinter mir schließe, mich auf dem Teppich zusammenrolle und heule.
Auch das war wieder ein Bild, das ich mir gut vorstellen konnte!

Du wolltest, dass ich mich ganz auf den Haushalt konzentriere, auf unsere Ehe, wolltest für mich sorgen, hast es mir verboten.
Ja, damit bist du wohl leider sehr nah dran an der Realität. Oft machen Frauen in gewalttätigen Beziehungen auch keinen Cut, weil sie sich objektiv in einem (finanziellen) Abhängigkeitsverhältnis befinden. Der Mann arbeitet und die Frau bleibt zuhause. Klassische Rollenverteilung mit allen schlimmen Konsequenzen und Abhängigkeiten.

Eine Welle der Scham durchflutet mich. Von meinen Freunden hab ich mich längst zurückgezogen.
Auch das ist wieder ein Punkt, der sicherlich eine Rolle spielt. Neben der finanziellen Abhängigkeit spielt Scham eine wichtige Rolle. Gut herausgearbeitet!

Ich presse die Lippen zusammen, muss daran denken, wie ich früher den Kopf geschüttelt hab über Frauen, die sich verprügeln lassen,
Du stellst gut die zerrissene Gefühlswelt der Protagonistin dar! Wirklich gut gemacht. Zumal auch das sicherlich wieder eine Stelle ist, die sich nah an der Realität bewegt.

Und dann plötzlich – Poltern auf der Treppe.
Ich habe es ja kommen sehen. Trotzdem spannend! Wobei spannend in diesem Zusammenhang irgendwie falsch klingt...

„Unnützes Weib!“ Er schnappt sich das Messer vom Tisch. Die blinkend scharfe Klinge. „Ich könnte dich einfach aufschlitzen. Oder vielleicht sollte ich es da unten benutzen.“ Seine Augen fixieren meinen Schoß, während er genüsslich mit der Zunge an der Klinge entlangfährt.
Diese Stelle fand ich ehrlich gesagt ein wenig drüber. Klar, der Mann ist eine reelle Gefahr und hat seine Gewalttätigkeit auch schon mehrfach unter Beweis gestellt. Um seine Gefährlichkeit zu unterstreichen, bräuchte es meiner Meinung nach aber dieses Messer nicht. Zumal wenn du es anders schreiben würdest, es bei mir vermutlich einen tieferen Effekt gehabt hätte.

Und dann geht alles ganz schnell. Seine Faust rast auf mich zu. Ich knalle auf den Boden. Die Salatschüssel zerschmettert, überall Scherben, Rucola, Öl. Ein harter Tritt in die Magengrube. Die Luft weicht aus meinen Lungen, ich stöhne laut auf. In Panik robbe ich rückwärts an die Wand, er folgt mir. Hiebe, die auf mich niederprasseln. Ich versuche, mein Gesicht mit den Händen zu schützen. Die Stahlkappen rammen mich in die Seite, etwas knirscht.
Diese Stelle hat mir wirklich zugesetzt. Und wie gesagt habe ich normalerweise kein Problem mit expliziter Gewaltdarstellung.

Anna ist unterwegs, er hat keine Macht mehr über mich.
Mmh. Ich verstehe, dass du den Aufbruch deiner Protagonistin darstellen möchtest. Aber das ging mir dann doch zu abrupt. Denn natürlich hat er noch eine gewisse Macht über sie. (Und wird diese wohl auch nach seinem Unfall noch in irgendeiner Form haben). Dass sie sich jetzt wehrt, ist ja gut, aber dadurch verliert er ja nicht komplett seine Macht, oder? Also ich kriegs gerade nicht gut ausgedrückt. Mir fehlt an dieser Stelle die Zerrissenheit zwischen Widerstand, Aufbruch und Mut auf der einen Seite und Angst, Scham und Verwundung auf der anderen.
Er weiß weder, dass er verheiratet ist, noch wer Sie sind. Auf Fotos hat er nicht reagiert. Er kann Ihnen nichts mehr tun. Seine Schwester hat ihn zu sich nach Hamburg geholt.“
Hier dachte ich erst: Ok, das geht aber jetzt sehr einfach. Denn normalerweise (und tragischerweise) ist es ja so, dass die weiblichen Opfer von Gewalt in der schlimmen Situation sind, sich vor der Polizei erklären zu müssen. Wie oft wird Opfern nicht geglaubt. Du hast das ja dann durch die Zeugin gelöst. So hundertprozentig mag mir das aber immer noch nicht gefallen...

Ich hab dir allen Grund gegeben, dass zu denken. Was bin ich für ne scheiß Freundin. All die Ausreden, die Absagen.“ Meine Stimme bricht, ich hole tief Luft, reibe mir über die Augen, fahre fort: „Ich hab mich geschämt, hab mir die Schuld gegeben, dachte, alles wird wieder gut.“
„Mach dir keinen Kopf. Wahre Freundschaft übersteht alles.“
Also ich verstehe, dass deine Protagonistin immer noch mit ihrer Rolle in der Situation hadert. Sie verspürt Schuld, dass sie sich nicht geöffnet hat und den Kontakt zu ihren Freundinnen und Freunden abgebrochen hat. Alles nachvollziehbar. Dennoch kommt hier tatsächlich nicht ihre Rolle als Opfer vor. Denn das ist sie ja definitiv. Stattdessen sieht sie sich hier nur als Schuldige. Und ihre Freundin hat nichts Besseres zu erwidern als Mach dir keinen Kopf. Wahre Freundschaft übersteht alles. Das fand ich ehrlich gesagt auch von der Freundin kein gutes Signal. Stattdessen hätte sie ihr doch die Schuld abnehmen und sagen müssen: Du musst dich für nichts entschuldigen usw.
Aber ist auch nur mein Empfinden.

Insgesamt ein gelungener und gut geschriebener Text über ein sehr ernstes Thema!
Viele Grüße
Habentus

 

Hallo @Silvita :-)

Ich denke nicht, dass dein Text den von mir angesprochenen Aspekt braucht. Es soll nur ein Anstoß sein, sich darüber klar zu machen, wie die Protagonistin über das, was ihr angetan wird, denkt. Das ist letztendlich der Entwicklungsprozess, den ich angesprochen habe.

Denkanstöße finde ich generell immer gut. Ich bin mir nur nicht so ganz sicher, ob ich Dich verstanden hab.
Ja, das Problem habe ich oft. Ich ordne Texte nicht in die Kategorien positiv oder negativ ein. Das kann ich einfach nicht. Mich hat an deinem Text nur gewundert, dass sich die Perspektiven des Lesers und deiner Protagonistin gleichen. Für mich als Leser ist klar: Er ist der Täter und sie ist das Opfer. Für deine Protagonistin mMn auch. Das hat mich verwundert.

Meiner Ansicht nach spielt der Text auf zwei Ebenen:
- der Gegenwart
- der Vergangenheit, der Rückschau

Die Pizzeria-Szene lese ich nicht als eine Szene, die zum Verständnis beiträgt. Sie baut ja einen Kontrast auf: Einerseits die schöne Vergangenheit, in der "alles gut" war, andererseits die Gegenwart, in der nichts mehr gut ist. Mit den Rückschauen habe ich - ganz subjektiv - eine bestimmte Erwartungshaltung verbunden: Nämlich, wie sich ihre Perspektive vom liebevollen Ehemann zum Täter verändert. Vielleicht sprengt das den Text, klar. Aber - du hast ein kleines Mittel in der Hand, nämlich ihre Denkmuster zur Gewalt. Gewalt wird ihr angetan, ja, aber ihre Begründung für die Gewalt scheinen jetzt im Täter zu liegen. Sie denkt nicht: Naja, Alex hatte einen harten Arbeitstag, deshalb ist er eben aggressiv. Hat sie das aber in der Vergangenheit gedacht? Und erkennt sie das jetzt? Das tut sie mMn: Anders wäre sie nicht in der Lage, sich als Opfer zu sehen. Sie weiß also, dass sie Opfer ist. Sie weiß jetzt, dass die Gewalt, die sie erleidet, falsch ist. Sie weiß, dass die Verharmlosungen falsch sind. Sie verwundert das. Aber warum tut sie das? Warum denkt sie, dass die Gewalt, die Alex an ihr ausübt, falsch ist? Das ist für mich ein riesiger Entwicklungssprung, der zwischen der Pizzeria und der Gegenwart angesiedelt ist. Wahrscheinlich führt das zu einer Text-Explosion, zu einer Novelle oder Buch.

Natürlich wird ein Therapie ihr helfen und die Denkmuster, die sie erlebt hat, aufgreifen. Jedoch setzt die Therapie nicht bei Null an. Die Erzählerin hat den Punkt erreicht, in dem sie ihrer Therapiebedürftigkeit bewusst ist.

Vielleicht hilft dir - falls du es nicht kennst - ein Verweis auf die Attributionstheorie nach Weiner: Attributionstheorie
Als beobachtetes Verhalten dient die Gewalt. Letztendlich könnte dieses Schema auch in der Traumatherapie zum Einsatz gelangen, um Denkmuster zu erkennen und aufzubrechen.

Das ist alles @Silvita. Wie gesagt - dein Text braucht das nicht. Er funktioniert auch so. Es soll nur eine Anregung sein.

Lg
kiroly

 

Hey @Silvita,

so, nächster Challenge-Text ;-)

Ich starre hinab in die Tiefe, fünf Stockwerke, ich hab schon mal überlegt, zu springen.
Das finde ich recht unelegant/plump geschrieben. Eine elegantere Lösung könnte sein, dass sie eine kurze Erinnerung hat, zB "...fünf Stockwerke. Mir wird kurz flau bei dem Gedanken, dass ich dort schonmal runterspringen wollte." Oder so ähnlich...

an die Klänge von Eros Ramazotti
Hehe, ich finds immer herrlich, wenn man seine Musik beim Italiener (und damit meine ich ein Restaurant - in Italien bin ich nicht so oft) hört...ziemlich kitschig, aber es passt halt einfach :-)
Ich finde diesen Absatz übrigens viel flüssiger geschrieben, als den davor (mit der Duschszene) - keine Ahnung ob das Absicht war, jedenfalls passt das ganz gut zur Stimmung: Angespannt und nervös im vorherigen Absatz, die Erinnerung genau das Gegenteil.

die Schmetterlinge sind längst bleischwer geworden.
Finde ich im Prinzip eine schöne Idee. Wobei das ja auch impliziert, dass die Schmetterlinge noch da sind, sie also noch verliebt ist, oder zumindest (positive) Gefühle für ihn hat - ist das so?, frage ich mich.

Bitte entschuldige. Ich habe die Kontrolle verloren. Jedes Paar hat mal eine Krise, wir kriegen das hin. Es ist der Job, der Stress, der Druck. Das verstehst du doch, oder?
Ich verstehe nicht so ganz, warum du wörtliche Rede mal in Anführungszeichen packst, manchmal kursiv. Stört mich jetzt nicht, ist nur eine technische Sache, die mir auffällt.

die Tritte in meinen Seiten.
Müsste es nicht "in meine Seiten" heißen?

Nach der Prügelattacke, hab ich’s versucht.
Das Komma macht für mich keinen Sinn.

Wie ich in die Wohnung renne,
Die "Wie ich"-Konstruktion könntest du meines Empfindens nach reduzieren, denn in diesen Rückblenden schreibst du ja auch ohne sie.

Wie es durch meinen Schädel rast: das war deine Idee!
Nach dem Doppelpunkt sollte es groß weitergehen, ist ja ein kompletter Satz.

„Es tut mir leid“
Da fehlt ein Punkt.

kauf’s im nicht mehr ab.

Kostet mich zu viel Kraft, immer zu lügen und die Wahrheit sagen:
Das verstehe ich nicht. Sollte es heißen "...statt die Wahrheit zu sagen"? Sie sagt ja eben nicht die Wahrheit, sondern lügt nur, oder?

Was kommt danach? Schaff ich es ohne Mann? Wird er mich stalken, mir etwas antun? Mich büßen lassen?
Hier sind ihre Gedanken nicht kursiv formatiert - kommt mir etwas inkonsequent vor.

Hoffe, dass er meiner überdrüssig wird, seinen Fokus auf eine andere richtet.
Andere

Wie ich mich nicht, traue, ihr zu sagen, dass Alex mich schlägt.
Das erste Komma scheint fehl am Platz zu sein.

bevor ich wieder einen Rückzieher machen:
da fehlt das "kann" am Ende

Anna, kannst du mich abholen? In einer Stunde?
Hier denke ich: Ohmann, warum nicht jetzt sofort? Der kommt doch gleich wieder! ;-)

Da - die blauen Häkchen
Das ist glaube ich ein Bindestrich, oder?

„Ich könnte dich einfach aufschlitzen. Oder vielleicht sollte ich es da unten benutzen.“ Seine Augen fixieren meinen Schoß, während er genüsslich mit der Zunge an der Klinge entlangfährt.
Das finde ich ein bisschen zu viel. Das wirkt etwas billig auf mich, konstruiert.

Wie ich mit gesenktem Kopf hinter ihm ins Schlafzimmer gehe, den Schrank öffne, den Pyjama hervorziehe.
Hier verstehe ich den Nutzen der Wie-ich-Konstruktion nicht; es ist ja die aktuelle Handlung, keine Rückblende, keine Gedanken.

Es kommt mir vor, wie eine Ewigkeit, aber Anna hat noch nicht geklingelt.
Hier sagt mir mein Gefühl, dass das erste Komma da nicht hingehört.

Eine grausame Situation, in der sie lebt. Geh doch einfach zur Polizei, könnte man denken, aber so einfach ist das nicht. Selbst wenn man hingeht, löst das das Problem nicht. Kenne so Geschichten von meiner Freundin aus der Traumaberatung. Aber "schön", dass deine Protagonistin es schafft, sich rettet.
Fand den Text überzeugend geschrieben, ich habe mitgefühlt und -gefiebert.
Gern gelesen!

Liebe Grüße,
rainsen

 

Hallo @Habentus

vielen Dank für Deinen Gegenbesuch und das tolle, sehr hilfreiche Feedback, über das ich mich sehr freue.

Puh, was für ein Text. Ein schweres und ernstes Thema, das du dir ausgesucht hast. Und ich finde, dass es dir insgesamt wirklich gut gelingt, darüber zu schreiben. Ich finde deine Sprache meistens angemessen und insgesamt sehr angenehm zu lesen. Ich habe die Geschichte jedenfalls trotz der Länge in einem durchgelesen und war auf jeden Fall gefesselt. Allerdings fand ich, dass du am Ende ein wenig schwächelst. Darauf gehe ich weiter unten ein wenig ein.

Ich freue mich riesig über Dein Lob. Vielen Dank für das positive Feedback.
Und danke für Deinen Eindruck, dass ich gegen Ende ein wenig schwächle. Das hilft mir sehr weiter.

Ein insgesamt starker Text, wie ich finde! Kompliment!

Tausend Dank! Ich bin ganz happy über das Lob.

Er hat es mir zu Weihnachten geschenkt, weil er den Duft mag.
Ein guter Satz. Weil du damit gut zeigst, wie er funktioniert bzw. wie er tickt.

Vielen Dank. Es ist schön, dass das funktioniert.

Ich gehe ins Schlafzimmer, setze mich aufs Bett, öffne die Nachttischschublade, ziehe den kleinen Stoffengel heraus.
Ich muss zugeben, dass mich der Stoffengel ein wenig gestört hat. War mir in Anbetracht der ernsten Thematik ein wenig zu kitschig. Wobei ich ihren Wunsch mit den Flügeln im nächsten Satz dann wieder passend fand.

Das sollte ganz gewollt ein wenig kitschig sein, sozuagen als Gegensatz.
Schön, dass es dann noch gepasst hat für Dich, als die Flügel kamen.

Der grobe Griff, wie er meine Arme umklammert, mich schüttelt, als wäre ich eine Stoffpuppe. Die erste Ohrfeige, die Hämatome, verzweifelte Tränen in der Einsamkeit des Badezimmers.
Ich finde dir gelingt es gut, den Horror zu beschreiben. Ich musste mehrmals schlucken und habe normalerweise kein Problem mit expliziter Gewalt. In diesem Kontext hat mich das aber berührt, was auf jeden Fall für die Qualität deiner Geschichte spricht.

Ich bin froh, dass es mir gelungen ist, denn Horror richtig rüberzubringen.
Ist übrigens auch beim Schreiben echt Hardcore. Ging mir selbst sehr nahe.

damit es ihm besser geht.
Auch wieder eine gute Stelle.

Vielen Dank!

Ein Blick zurück, die rettende Haustür hinter mir. Wie ich in die Wohnung renne, die Tür hinter mir schließe, mich auf dem Teppich zusammenrolle und heule.
Auch das war wieder ein Bild, das ich mir gut vorstellen konnte!

Das ist schön!

Du wolltest, dass ich mich ganz auf den Haushalt konzentriere, auf unsere Ehe, wolltest für mich sorgen, hast es mir verboten.
Ja, damit bist du wohl leider sehr nah dran an der Realität. Oft machen Frauen in gewalttätigen Beziehungen auch keinen Cut, weil sie sich objektiv in einem (finanziellen) Abhängigkeitsverhältnis befinden. Der Mann arbeitet und die Frau bleibt zuhause. Klassische Rollenverteilung mit allen schlimmen Konsequenzen und Abhängigkeiten.

Ich hab versucht, das sehr realistisch darzustellen und bin froh, dass es mir gelungen bist. Danke für Deine Eindrücke!

Eine Welle der Scham durchflutet mich. Von meinen Freunden hab ich mich längst zurückgezogen.
Auch das ist wieder ein Punkt, der sicherlich eine Rolle spielt. Neben der finanziellen Abhängigkeit spielt Scham eine wichtige Rolle. Gut herausgearbeitet!

Ich danke Dir!

Ich presse die Lippen zusammen, muss daran denken, wie ich früher den Kopf geschüttelt hab über Frauen, die sich verprügeln lassen,
Du stellst gut die zerrissene Gefühlswelt der Protagonistin dar! Wirklich gut gemacht. Zumal auch das sicherlich wieder eine Stelle ist, die sich nah an der Realität bewegt.

Und auch über dieses Lob freue ich mich sehr. Dankeschön!

Und dann plötzlich – Poltern auf der Treppe.
Ich habe es ja kommen sehen. Trotzdem spannend! Wobei spannend in diesem Zusammenhang irgendwie falsch klingt...

Ja, war leider zu erwarten.
Gut, dass es trotzdem spannend war. Ja, irgendwie unpassend, aber mir fällt grad auch kein anderes Wort ein.

„Unnützes Weib!“ Er schnappt sich das Messer vom Tisch. Die blinkend scharfe Klinge. „Ich könnte dich einfach aufschlitzen. Oder vielleicht sollte ich es da unten benutzen.“ Seine Augen fixieren meinen Schoß, während er genüsslich mit der Zunge an der Klinge entlangfährt.
Diese Stelle fand ich ehrlich gesagt ein wenig drüber. Klar, der Mann ist eine reelle Gefahr und hat seine Gewalttätigkeit auch schon mehrfach unter Beweis gestellt. Um seine Gefährlichkeit zu unterstreichen, bräuchte es meiner Meinung nach aber dieses Messer nicht. Zumal wenn du es anders schreiben würdest, es bei mir vermutlich einen tieferen Effekt gehabt hätte.

Da warst Du nicht der Einzige, dem das too much war. Ich habe die Szene jetzt abgeändert.

Und dann geht alles ganz schnell. Seine Faust rast auf mich zu. Ich knalle auf den Boden. Die Salatschüssel zerschmettert, überall Scherben, Rucola, Öl. Ein harter Tritt in die Magengrube. Die Luft weicht aus meinen Lungen, ich stöhne laut auf. In Panik robbe ich rückwärts an die Wand, er folgt mir. Hiebe, die auf mich niederprasseln. Ich versuche, mein Gesicht mit den Händen zu schützen. Die Stahlkappen rammen mich in die Seite, etwas knirscht.
Diese Stelle hat mir wirklich zugesetzt. Und wie gesagt habe ich normalerweise kein Problem mit expliziter Gewaltdarstellung.

Ich bin froh, dass mir das gelungen ist.

Anna ist unterwegs, er hat keine Macht mehr über mich.
Mmh. Ich verstehe, dass du den Aufbruch deiner Protagonistin darstellen möchtest. Aber das ging mir dann doch zu abrupt. Denn natürlich hat er noch eine gewisse Macht über sie. (Und wird diese wohl auch nach seinem Unfall noch in irgendeiner Form haben). Dass sie sich jetzt wehrt, ist ja gut, aber dadurch verliert er ja nicht komplett seine Macht, oder? Also ich kriegs gerade nicht gut ausgedrückt. Mir fehlt an dieser Stelle die Zerrissenheit zwischen Widerstand, Aufbruch und Mut auf der einen Seite und Angst, Scham und Verwundung auf der anderen.

Vielen Dank für Deinen Eindruck. Ja, Du hast Recht. Natürlich verliert er die Macht nicht von einer Sekunde zur nächsten. Ich hab die Stelle etwas geändert.

Er weiß weder, dass er verheiratet ist, noch wer Sie sind. Auf Fotos hat er nicht reagiert. Er kann Ihnen nichts mehr tun. Seine Schwester hat ihn zu sich nach Hamburg geholt.“
Hier dachte ich erst: Ok, das geht aber jetzt sehr einfach. Denn normalerweise (und tragischerweise) ist es ja so, dass die weiblichen Opfer von Gewalt in der schlimmen Situation sind, sich vor der Polizei erklären zu müssen. Wie oft wird Opfern nicht geglaubt. Du hast das ja dann durch die Zeugin gelöst. So hundertprozentig mag mir das aber immer noch nicht gefallen...

In der Geschichte gibt es zum Glück eine Zeugin, die alles gesehen hat.
Aber klar - Du hast Recht. Oft gibt es keine Zeugen und es steht Aussage gegen Aussage.

Ich hab dir allen Grund gegeben, dass zu denken. Was bin ich für ne scheiß Freundin. All die Ausreden, die Absagen.“ Meine Stimme bricht, ich hole tief Luft, reibe mir über die Augen, fahre fort: „Ich hab mich geschämt, hab mir die Schuld gegeben, dachte, alles wird wieder gut.“
„Mach dir keinen Kopf. Wahre Freundschaft übersteht alles.“
Also ich verstehe, dass deine Protagonistin immer noch mit ihrer Rolle in der Situation hadert. Sie verspürt Schuld, dass sie sich nicht geöffnet hat und den Kontakt zu ihren Freundinnen und Freunden abgebrochen hat. Alles nachvollziehbar. Dennoch kommt hier tatsächlich nicht ihre Rolle als Opfer vor. Denn das ist sie ja definitiv. Stattdessen sieht sie sich hier nur als Schuldige. Und ihre Freundin hat nichts Besseres zu erwidern als Mach dir keinen Kopf. Wahre Freundschaft übersteht alles. Das fand ich ehrlich gesagt auch von der Freundin kein gutes Signal. Stattdessen hätte sie ihr doch die Schuld abnehmen und sagen müssen: Du musst dich für nichts entschuldigen usw.
Aber ist auch nur mein Empfinden.

Vielen Dank für Deinen Eindruck. Ich hab die Stelle ein wenig verändert.

Insgesamt ein gelungener und gut geschriebener Text über ein sehr ernstes Thema!
Viele Grüße
Habentus

Vielen herzlichen Dank. Ich freu mich sehr über Dein tolles Feedback und die Anregungen.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
Silvita

Hallo @kiroly

ich danke Dir für Deine Erklärung. Jetzt hab ich ein bisschen besser verstanden, was Du meinst.

Ich denke nicht, dass dein Text den von mir angesprochenen Aspekt braucht. Es soll nur ein Anstoß sein, sich darüber klar zu machen, wie die Protagonistin über das, was ihr angetan wird, denkt. Das ist letztendlich der Entwicklungsprozess, den ich angesprochen habe.

Du bist die einzige Person, die so denkt. Ich danke Dir für den Eindruck, werde die Rückblenden aber drin lassen, da sie für mich und die Geschichte sehr wichtig sind.

Ja, das Problem habe ich oft. Ich ordne Texte nicht in die Kategorien positiv oder negativ ein. Das kann ich einfach nicht. Mich hat an deinem Text nur gewundert, dass sich die Perspektiven des Lesers und deiner Protagonistin gleichen. Für mich als Leser ist klar: Er ist der Täter und sie ist das Opfer. Für deine Protagonistin mMn auch. Das hat mich verwundert.

Meiner Ansicht nach spielt der Text auf zwei Ebenen:
- der Gegenwart
- der Vergangenheit, der Rückschau


Ja, das stimmt. Der Text spielt auf 2 Ebenen. Das ist gewollt und soll so sein.

Die Pizzeria-Szene lese ich nicht als eine Szene, die zum Verständnis beiträgt. Sie baut ja einen Kontrast auf: Einerseits die schöne Vergangenheit, in der "alles gut" war, andererseits die Gegenwart, in der nichts mehr gut ist. Mit den Rückschauen habe ich - ganz subjektiv - eine bestimmte Erwartungshaltung verbunden: Nämlich, wie sich ihre Perspektive vom liebevollen Ehemann zum Täter verändert. Vielleicht sprengt das den Text, klar. Aber - du hast ein kleines Mittel in der Hand, nämlich ihre Denkmuster zur Gewalt. Gewalt wird ihr angetan, ja, aber ihre Begründung für die Gewalt scheinen jetzt im Täter zu liegen. Sie denkt nicht: Naja, Alex hatte einen harten Arbeitstag, deshalb ist er eben aggressiv. Hat sie das aber in der Vergangenheit gedacht? Und erkennt sie das jetzt? Das tut sie mMn: Anders wäre sie nicht in der Lage, sich als Opfer zu sehen. Sie weiß also, dass sie Opfer ist. Sie weiß jetzt, dass die Gewalt, die sie erleidet, falsch ist. Sie weiß, dass die Verharmlosungen falsch sind. Sie verwundert das. Aber warum tut sie das? Warum denkt sie, dass die Gewalt, die Alex an ihr ausübt, falsch ist? Das ist für mich ein riesiger Entwicklungssprung, der zwischen der Pizzeria und der Gegenwart angesiedelt ist. Wahrscheinlich führt das zu einer Text-Explosion, zu einer Novelle oder Buch.

Ich danke Dir für Deinen Eindruck. Du bist bisher die Einzige (oder der Einzige?), dem das so geht. Ich versteh, was Du meinst, aber in dieser Geschichte werde ich die Rückblenden lassen, denn ich möchte genau diesen Gegensatz darstellen, die Entwicklung, zeigen, warum sie sich in Alex verliebt hat. Vielleicht gibt es irgendwann die Gelegenheit, ein Buch oder eine Novelle zu dem Thema zu schreiben. Mal sehen.

Natürlich wird ein Therapie ihr helfen und die Denkmuster, die sie erlebt hat, aufgreifen. Jedoch setzt die Therapie nicht bei Null an. Die Erzählerin hat den Punkt erreicht, in dem sie ihrer Therapiebedürftigkeit bewusst ist.

Da sind wir ganz einer Meinung.

Vielleicht hilft dir - falls du es nicht kennst - ein Verweis auf die Attributionstheorie nach Weiner: Attributionstheorie
Als beobachtetes Verhalten dient die Gewalt. Letztendlich könnte dieses Schema auch in der Traumatherapie zum Einsatz gelangen, um Denkmuster zu erkennen und aufzubrechen.

Danke für den Tipp. Werde ich mir auf jeden Fall anschauen.

Das ist alles @Silvita. Wie gesagt - dein Text braucht das nicht. Er funktioniert auch so. Es soll nur eine Anregung sein.

Vielen Dank für die Anregung und Deine Gedanken.

Ich wünsche Dir einen wundervollen Sonntag und sende ganz liebe Grüße,

Silvita

Hallo @rainsen

herzlichen Dank für Deinen Besuch und das hilfreiche Feedback, über das ich mich sehr freue.

Ich starre hinab in die Tiefe, fünf Stockwerke, ich hab schon mal überlegt, zu springen.
Das finde ich recht unelegant/plump geschrieben. Eine elegantere Lösung könnte sein, dass sie eine kurze Erinnerung hat, zB "...fünf Stockwerke. Mir wird kurz flau bei dem Gedanken, dass ich dort schonmal runterspringen wollte." Oder so ähnlich...

Das hab ich ganz bewusst so gemacht. Daher lasse ich es so :) Aber danke für Deinen Eindruck.

an die Klänge von Eros Ramazotti
Hehe, ich finds immer herrlich, wenn man seine Musik beim Italiener (und damit meine ich ein Restaurant - in Italien bin ich nicht so oft) hört...ziemlich kitschig, aber es passt halt einfach :-)
Ich finde diesen Absatz übrigens viel flüssiger geschrieben, als den davor (mit der Duschszene) - keine Ahnung ob das Absicht war, jedenfalls passt das ganz gut zur Stimmung: Angespannt und nervös im vorherigen Absatz, die Erinnerung genau das Gegenteil.

Das geht mir genauso. Hier in Freiburg trifft das echt bei den meisten italienischen Restaurants zu. :)
Ja, das war so beabsichtigt, um den Kontrast hervorzuheben. Schön, dass mir das gelungen ist. Das freut mich.

die Schmetterlinge sind längst bleischwer geworden.
Finde ich im Prinzip eine schöne Idee. Wobei das ja auch impliziert, dass die Schmetterlinge noch da sind, sie also noch verliebt ist, oder zumindest (positive) Gefühle für ihn hat - ist das so?, frage ich mich.

Also zu dem Zeitpunkt hat sie auf jeden Fall noch positive Gefühle für ihn. Ich habs aber ein wenig abgeändert und geschrieben "bleischwer geworden, sind kurz vor dem Absterben."

Bitte entschuldige. Ich habe die Kontrolle verloren. Jedes Paar hat mal eine Krise, wir kriegen das hin. Es ist der Job, der Stress, der Druck. Das verstehst du doch, oder?
Ich verstehe nicht so ganz, warum du wörtliche Rede mal in Anführungszeichen packst, manchmal kursiv. Stört mich jetzt nicht, ist nur eine technische Sache, die mir auffällt.

Danke für den Hinweis. Ich bin den Text nochmal durchgegangen und hab das angepasst.

Nach der Prügelattacke, hab ich’s versucht.
Das Komma macht für mich keinen Sinn.

Hast Recht. Habs entfernt.

Wie ich in die Wohnung renne,
Die "Wie ich"-Konstruktion könntest du meines Empfindens nach reduzieren, denn in diesen Rückblenden schreibst du ja auch ohne sie.

Ich steh da irgendwie total drauf :) Im Moment kann ich mich grad nicht trennen, denk aber noch drüber nach.

Wie es durch meinen Schädel rast: das war deine Idee!
Nach dem Doppelpunkt sollte es groß weitergehen, ist ja ein kompletter Satz.

Hab ich angepasst.

„Es tut mir leid“
Da fehlt ein Punkt.

Erledigt.

Kostet mich zu viel Kraft, immer zu lügen und die Wahrheit sagen:
Das verstehe ich nicht. Sollte es heißen "...statt die Wahrheit zu sagen"? Sie sagt ja eben nicht die Wahrheit, sondern lügt nur, oder?

Das hatte ich bisschen ungeschickt formuliert. Habs angepasst.

Was kommt danach? Schaff ich es ohne Mann? Wird er mich stalken, mir etwas antun? Mich büßen lassen?
Hier sind ihre Gedanken nicht kursiv formatiert - kommt mir etwas inkonsequent vor.

Eigentlich hab ich nur kursiv benutzt, wenn sie sozusagen innerlich mit sich selbst spricht. Ich geh den Text aber nochmal durch und schau mir das an. Danke für den Hinweis.

Hoffe, dass er meiner überdrüssig wird, seinen Fokus auf eine andere richtet.
Andere

Ist korrigiert.

Wie ich mich nicht, traue, ihr zu sagen, dass Alex mich schlägt.
Das erste Komma scheint fehl am Platz zu sein.

Ist gestrichen.

ste Komma scheint fehl am Platz zu sein.

bevor ich wieder einen Rückzieher machen:
da fehlt das "kann" am Ende

Danke. Hab ich hinzugefügt.

Anna, kannst du mich abholen? In einer Stunde?
Hier denke ich: Ohmann, warum nicht jetzt sofort? Der kommt doch gleich wieder! ;-)

Hab ich geändert. Allerdings schreibst Anna, dass sie in ner Stunde da sein wird. Sie muss sich anziehen und hat nen gewissen Anfahrtsweg.

Da - die blauen Häkchen
Das ist glaube ich ein Bindestrich, oder?

Ja. Wird das falsch angezeigt?

„Ich könnte dich einfach aufschlitzen. Oder vielleicht sollte ich es da unten benutzen.“ Seine Augen fixieren meinen Schoß, während er genüsslich mit der Zunge an der Klinge entlangfährt.
Das finde ich ein bisschen zu viel. Das wirkt etwas billig auf mich, konstruiert.

Den Hinweis haben auch andere schon gegeben. Ich hab die Szene etwas verändert.

Wie ich mit gesenktem Kopf hinter ihm ins Schlafzimmer gehe, den Schrank öffne, den Pyjama hervorziehe.
Hier verstehe ich den Nutzen der Wie-ich-Konstruktion nicht; es ist ja die aktuelle Handlung, keine Rückblende, keine Gedanken.

Hab ich geändert.

Eine grausame Situation, in der sie lebt. Geh doch einfach zur Polizei, könnte man denken, aber so einfach ist das nicht. Selbst wenn man hingeht, löst das das Problem nicht. Kenne so Geschichten von meiner Freundin aus der Traumaberatung. Aber "schön", dass deine Protagonistin es schafft, sich rettet.
Fand den Text überzeugend geschrieben, ich habe mitgefühlt und -gefiebert.
Gern gelesen!

Vielen vielen Dank für das Lob. Das bedeutet mir viel und ich bin sehr dankbar.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
Silvita

 

Liebe @Silvita,

vor langer Zeit angekündigt, jetzt mach ich den Gegenbesuch. Deine Geschichte wurde ja schon ausführlich besprochen und du hast wahnsinnig viel verändert, gestrichen, ergänzt, wenn ich das richtig sehe. Alle Achtung!
Manch einer rollt mit den Augen und stöhnt genervt auf, wenn häusliche Gewalt zum Thema einer Geschichte wird. Ich finds nach wie vor wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. Na ja, wir beide sind ja Schwestern im Geiste, ich hab mir an häuslicher Gewalt auch schon mal fast die Zähne ausgebissen, wie du weißt.

Ich versuche mal, dir anhand einiger Beispiele meinen Eindruck zu vermitteln. Die Anmerkungen zur sprachlichen Gestaltung sind Kleinkram und erscheinen in chronologischer Folge, hoffe ich.

Nirgends Staubflusen, keine Fettflecken auf dem Herd. Alles blitzt und blinkt.
Ich gehe unter die Dusche, rasiere mich akribisch. Alexander hasst Körperbehaarung.
Mir gefällt der Einstieg in die Geschichte ausnehmend gut. Er zeigt sehr viel: ihre Nervosität, ihren Willen, alles richtig zu machen, ihm keinen Anlass zu Kritik zu geben, sich damit quasi selber in eine Art Sicherheitszone zu bringen. In dem Verhalten steckt auch Bereitschaft zur Unterwerfung und Fluchtgedanken in den Suizid.

Eine bleiche, verängstigte Frau starrt mir entgegen. Sorgenfalten auf der Stirn, feine Krähenfüße um die Augen herum, dunkle Schatten darunter. Die Schwellung an der rechten Wange klingt langsam ab.
herum wäre entbehrlich
Mein Magen fühlt sich an wie ein Klumpen Stein, die Muskeln sind verspannt, die Knie zittern.
Doppelmoppel: wie ein Stein oder wie ein Klumpen … irgendwas

Bitte, lass ihn wegbleiben, flüstere ich, während ich auf die Waage steige. Nur noch knapp fünfundvierzig Kilo bei 1,68 m.
Ich weiß, was du erreichen willst, doch die genaue Körpergröße ist mir zu technisch beschrieben. Vllt fällt dir was Literarisches ein. :D

Dazu die Schlaflosigkeit, die ständige Angst, die mich zermürbt. Einerseits fürchte ich mich vor der Gegenwart, andererseits vor der Zukunft.
Ihre Ängste brauchst du - zumindest für mich - nicht zu benennen, das wird später im Text noch sehr deutlich.
Ich schiebe den Engel zurück in die Schublade, schließe sie, bevor ich aufstehe, das Kleid hochziehe, die blauen Flecke betrachte, als würden sie nicht zu mir gehören.
Sie trägt ein schwarzes Nachthemd, oder?

Ich halte den Engel fest, mustere das Hochzeitsfoto an der Wand.
mustern ist etwas kritisch betrachten, auch beurteilen, wäre betrachten oder schlicht ansehen nicht ausreichend?

Wie er mir schelmisch zuzwinkert, seine Hand über den Tisch zu meiner schiebt, mit meinen Fingern spielt. Dieser durch und durch goldene Mann.
Genau, golden trifft es. Die Oberfläche strahlt und glänzt und blendet so enorm, dass man den wirklichen Alex nicht sehen kann.

… wie ich dasitze, wie ich einen Schluck von dem Rotwein nehme, den er ausgewählt hat. Warm und weich und schwer. Honig und Sommerbeeren.
Lecker!

Ich kriege kaum Luft. So oft hab ich mir vorgenommen, einen Schlussstrich zu ziehen, es ihm zu sagen.
Schlussstrich ziehen, klar, der Drang ist da. Aber was wollte sie ihm sagen? Dass sie dieses Leben nicht mehr erträgt? Dass sie ihn verlassen wird? Huch, da müsste sie aber lebensmüde sein.

Die Bilder in meinem Kopf wüten, die Schmetterlinge sind längst bleischwer geworden, sind kurz vor dem Absterben.
Die Schmetterlinge sind schon längst tot.

Ich fühle seinen Zeigefinger auf meiner Brust. Ein Rempler, aus Versehen. Die Entschuldigung: „Sorry! Kommt nicht wieder vor.“ Ich glaube ihm.
Schön! Glaube, Hoffnung, das kittet die Beziehung immer wieder.

Nach der Prügelattacke hab ich’s versucht. Ich wollte raus, … Raus durch die Tür, auf die Straße, nach rechts schauen, dann nach links. Das Grauen, das aus heiterem Himmel über mich herfällt. … Die Atemlosigkeit. Wie ich die Blusenknöpfe öffne, um besser Luft zu kriegen. Es hilft nicht ... Kann keinen Fuß vor den anderen setzen. Ein Blick zurück, die rettende Haustür hinter mir. Wie ich in die Wohnung renne, die Tür hinter mir schließe, mich auf dem Teppich zusammenrolle und heule.
Der Abschnitt ist stark überarbeitet? Oder neu?
Das ist super gezeigt, sie versucht zu gehen, macht den ersten Schritt, bringt die Kraft nicht auf.

Hat mir nen Jüngeren vor die Nase gesetzt. Der Typ sagt mir jetzt, wo’s langgeht. Weißt du, was das bedeutet? Nee, du hast ja keine Ahnung. Hockst daheim, gibst mein Geld aus und musst dir über nichts Sorgen machen.“ Wie es durch meinen Schädel rast: Das war deine Idee! Du wolltest, dass ich mich ganz auf den Haushalt konzentriere, auf unsere Ehe, wolltest für mich sorgen, hast es mir verboten.
Auch neu eingefügt?
Das ist auch Teil der Strategie, die Frau abschotten, keine Kollegen, mit denen sie sich austauschen kann, die sozialen Kontakte so gering wie möglich halten. Dann kommt die Scham dazu, und die selbst gewählte Isolation, wie du nachfolgend gut darstellst.

Oh Mann! Die haben keine Ahnung.
Ich presse die Lippen zusammen, muss daran denken, wie ich früher den Kopf geschüttelt hab über Frauen, die sich verprügeln lassen, kein eigenes Ich mehr haben. Warum geht ihr nicht zur Polizei? Sucht euch nen Therapeuten? Flüchtet ins Frauenhaus?
Sie kennt die Lösungsansätze, ergreift ihre Chance nicht, wie im richtigen Leben

Während ich den Salat aus dem Kühlschrank hole, zittere ich so sehr, dass ein wenig von dem Dressing überschwappt.
„Unnützes Weib!“,
ungeschicktes Weib? oder Trampel?

… zischt er angewidert, nähert sich mir wie eine Raubkatze auf Beutezug.
Ich unterdrücke ein Würgen. „Bitte, Alex. Wir müssen reden.“
Scheint mir arg unrealistisch. Sie erkennt doch, dass ihr Plan gescheitert ist. Wo nimmt sie denn plötzlich den Mut her, sich einer offenen Konfrontation zu stellen. Er ist besoffen und hochgradig aggressiv. Da ist der Alex nicht für ein Gespräch offen.

Ich schüttle den Kopf, grüble, was ich dem entgegensetzen kann, starre meine dünnen Arme an. Wie ich diesen Körper hasse, an dem nichts mehr dran ist.
Wie ich diesen abgemagerten/ dürren Körper hasse? Oder nur Haut und Knochen?

In meinem Kopf dröhnt es, das Blut rauscht in meinen Ohren.
Er lacht, ein spöttisches Lachen, voller Hohn.
Das sind zwei Beispielstellen, an denen du noch mal nachlegst, dasselbe mit anderen Worten erzählst, so als würdest du deinem Text noch nicht voll vertrauen.
Das zieht sich konsequent durch die gesamte Geschichte.

Auch wenn ein Teil von mir kleinbeigeben möchte, sich zu seinen Füßen werfen, ihn um Verzeihung bitten. Der neu erwachte teil ist stärker
Teil

Ich bin verwundert über die Aggression, die meinen Körper flutet. Sie bringt mich aus dem Konzept. Das kenne ich nicht. Diese Wut, die in mir aufwallt, die so explosiv ist. Ich zwinge mich, die schwache Seite zu ignorieren, egal, was das für Konsequenzen nach sich zieht. Ich hab’s satt!
Wieder nur ein Beispiel. Es fällt auf, dass du dich sehr bemühst, dem Leser zu vermitteln, welche psychologischen Prozesse ablaufen, der Kampf, den Denise mit sich führt, die Für und Wider, die sie antreiben. Mir persönlich ist das manchmal zu sehr mit der Nase draufgestoßen.
Der Sanitäter, der meine Wunden versorgt, mir eine Infusion legt, beruhigend auf mich einspricht. Anna, die im Krankenwagen mitfährt, beruhigend auf mich einredet.
Möchtest du die Doppelung?

Das Krankenzimmer, der penetrante Geruch nach Desinfektionsmittel, die Schwester, die mich mit Brei füttert. Wie es mir nach und nach wieder besser geht, ich selbständig
Das Wort ist reformiert: selbstständig, leider

Zwei Wochen später stehe ich in der Wohnung, in der ich mit Alexander gelebt hab.
Das soll keine negative Kritik sein, doch wenn der markierte Teil da nicht stehen würde, wäre doch auch klar, um welche Wohnung es sich handelt. Oder? Du sollst das auf keinen Fall ändern, nur drüber nachdenken, ob nicht einige Formulierungen redundant sind.

Mit einem Mal fröstle ich, schlinge meine Arme um den Oberkörper, atme tief durch.
Hast du das ausprobiert? Kann man tief durchatmen, wenn man sich selber umklammert?

„Man sagt, dass er das Selbstvertrauen stärkt und hilft, das wahrhaftige Wesen eines Menschen zu erkennen. Er soll dir Trost spenden, dich beschützen.“
Das mit dem Trost will mir nicht gefallen. Der Stein soll doch eher Mut machen. Wenn du den Satz streichen würdest, wäre auch die Verbindung zu ihrer nachfolgenden Reaktion viel geschmeidiger
Ein bitteres Lachen. „Das kann ich gut gebrauchen. Was hab ich mich getäuscht.“

„Ich hab mich geschämt, hab mir die Schuld gegeben, dachte, alles wird wieder gut.“
„Mach dir keinen Kopf. Es gibt nichts, wofür du dich bei mir entschuldigen müsstest.
rechtfertigen?

Ein letzter Blick. Stille überall. Wir verlassen diesen Ort. Ich ziehe die Tür hinter mir zu.
Stille überall :D
Ich mag ja Türen, die sich zu Beginn einer Geschichte öffnen oder am Schluss schließen. Das ist immer ein sauberer Cut und erinnert mich in dem Falle an die Binsenweisheit, erst muss man eine Tür hinter sich schließen, bevor man eine andere öffnen kann.

So, bin durch, genug genörgelt, die Tür wird jetzt zugemacht!
Der Komm ist sowieso länger geworden als beabsichtigt. Aber so eine Nachlese kann nie schaden.

Ich hab deine Geschichte sehr gerne gelesen. Sie ist sprachlich solide, angenehm fehlerfrei, mit anschaulichen Details gespickt und behandelt ein interessantes Phänomen unseres menschlichen Zusammenlebens. Da gleitet man durch wie das heiße Buttermesser durch die Butter. Ich begreife deine Ich-Erzählerin, erlebe ihre Verzweiflung, bin ganz bei ihr, wenn sie versucht ihr Dilemma zu lösen und wieder zurückgeworfen wird.

Du gewährst mir einen intensiven Blick in den Kopf deiner Prota, schilderst Entwicklungsprozesse über Jahre, stellst komplexe psychologische Abläufe dar. Das machst du glaubhaft, doch manchmal ist mir das, wie erwähnt, zu erklärend, überdeutlich eben. Ich mag’s, wenn der Leser weniger Hinweise bekommt, dadurch mehr Freiraum hat, seine eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen. Aber das hast du ja bereits gesehen. Und nicht zu vergessen, ich hab ein Grundwissen, weil ich damals wie blöde für den Puppenspieler recherchiert habe. (Apropos Puppenspieler, wenn du nix dagegen hast, lassen wir die KG abtrudeln, ich schreib dir lieber ein paar Zeilen per PN.) Ich kann mir auch gut vorstellen, dass du dich nach den ersten Kommentaren, irgendwie „genötigt“ sahst, die Innenschau deiner Heldin zu verstärken, um der Antwort auf das Warum näher zu kommen.

Sollten wir irgendwann wieder den Drang verspüren über häusliche Gewalt zu schreiben, dann schlage ich vor, dass wir die Rollen der Charakter vertauschen, schon um die gängigen Rollenklischees – schwaches Frauchen, bedrohliches Männchen zu brechen.

Danke für die Geschichte, liebe Silvita.

Liebe Grüße von peregrina

 

Hey @Silvita ,

krasser Stoff. Hart zu lesen. Ich hab die Kommentare der anderen nur kurz überflogen; Klischees sehe ich hier nicht, im Gegenteil. Ich finde, dein Text schwimmt bei der Authenzität definitiv oben mit bei dieser Challenge.

Erstmal Kleinkram:

Ich wische den Spiegel sauber. Eine bleiche, verängstigte Frau starrt mir entgegen. Sorgenfalten auf der Stirn, feine Krähenfüße um die Augen herum, dunkle Schatten darunter. Die Schwellung an der rechten Wange klingt langsam ab.

Interessant. Ansonsten werden Spiegelbeschreibungen eher genutzt, um die Figur generell zu beschreiben. Haarfarbe, Augenfarbe, Teint, Größe e.c. Du machst das auch, verschwendest aber kein Wort an eine generelle Beschreibung. Stattdessen geht es um das, was die Beziehung aus ihr gemacht hat. Das ist jetzt keine richtige Kritik, eher etwas, das mir aufgefallen ist.

kämme mechanisch mein Haar

Streichkandidat.

„Warum hast du meine Hemden nicht aus der Reinigung geholt? Ich habe morgen ein wichtiges Meeting.“

Er macht ihr durchgehend Vorwürde. Ich würde an dieser Stelle noch weiter gehen; nicht nur, dass er morgen ein wichtiges Meeting hat. Morgen trifft er sich mit seinem Chef wegen der Beförderung und es wäre ihre Schuld, wenn er dann ohne Hemd dastehen würde. Das würde dann auch ne Brücke zu später schlagen, wenn ihm die Beförderung verweigert wird.

Die Wahrheit zu sagen, das pack ich nicht. Ist einfach zu peinlich.

Würde ich auch streichen. Du brauchst es nicht, weil es im Absatz danach deutlich wird.

Ich schaff’s nur irgendwie nicht, mich aus dieser scheiß Lethargie zu lösen.

Würde scheiß streichen. Deine Prot. hat mMn. durchgehend eine sachliche Sprache, mich haben die vulgären Ausrutscher aus ihrer Stimme rausgeworfen.

Der neu erwachte teil ist stärker.

Teil groß.

Zu deinem Text wurde schon viel gesagt. So viel will ich gar nicht mehr ergänzen, nachher doppelt es sich noch. Die Stärke von deinem Text liegt für mich ganz klar in der Darstellung. Ich bin weit weg von häuslicher Gewalt, das ist ein Thema, von dem ich in Zeitungen lese oder im Fernsehen Statistiken sehe, aber ich mir darüeber hinaus nur vorstellen kann. Man schreibt ja am besten über das, was man kennt. Was du schaffst, ist mich die Situation erleben zu lassen. Das ist ein Ding, das ich sehr hoch anrechne, weil es für mich eine der schwersten Sachen ist, die man beim Schreiben leisten kann. Ne Situation so sehr einzufangen, dass jemand, der keine persönlichen Berührungspunkte erlebt, sie teilt. Ich hatte dich gar nicht wirklich auf dem Schirm. Ich wusste nur, dass du irgendwann nach mir angefangen hast und in letzter Zeit sehr aktiv warst. Aber so ein Text hab ich nicht erwartet.
Deine Geschichte ist auf jeden Fall lang, länger sogar als meine, und ansonsten bin ich der, dem alle das Kürzen empfehlen :D ich weiß aber ehrlich gesagt gar nicht, wo sich das Kürzen lohnt. Gefühlt vom ersten Lesen kann da nichts weg. Vielleicht braucht der Text das auch. Ich würde dir aber trotzdem empfehlen, noch ein- der zweimal drüberzugehen und nicht doch zu gucken, ob was raus kann. Das müssen gar nicht Szenen sein, die würde ich nicht anrühren. Eher die Sätze selbst. Ich hab dir oben exemplarisch ein paar Füllwörter genannt, vielleicht weißt siehst du ja, worauf ich hinaus möchte. Gerne gelesen.

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hallo @rainsen

Nee, was ich damit meinte war: Es muss ein Halbgevierstrich sein und kein Bindestrich...

Da musste ich jetzt erstmal recherchieren, was das ist :D Danke für den Hinweis.

Liebe Grüße,
Silvita

Hallo @peregrina

ich hab mich riesig über Deinen Besuch gefreut. Vielen herzlichen Dank für den tollen Kommentar :herz:

vor langer Zeit angekündigt, jetzt mach ich den Gegenbesuch. Deine Geschichte wurde ja schon ausführlich besprochen und du hast wahnsinnig viel verändert, gestrichen, ergänzt, wenn ich das richtig sehe. Alle Achtung!
Manch einer rollt mit den Augen und stöhnt genervt auf, wenn häusliche Gewalt zum Thema einer Geschichte wird. Ich finds nach wie vor wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. Na ja, wir beide sind ja Schwestern im Geiste, ich hab mir an häuslicher Gewalt auch schon mal fast die Zähne ausgebissen, wie du weißt.

Ich freue mich sehr über den Gegenbesuch und unsere Schwesternschaft im Geiste. Ich kann gar nicht verstehen, warum manche da mit den Augen rollen. Ist ein wichtiges Thema, das tagtäglich da draußen passiert. Wir sind da ja einer Meinung. Es ist schade, dass es einem da manchmal schwer gemacht wird. Ich bin immer noch froh, dass @linktofink mir Deine Geschichte empfohlen hat.

Ich versuche mal, dir anhand einiger Beispiele meinen Eindruck zu vermitteln. Die Anmerkungen zur sprachlichen Gestaltung sind Kleinkram und erscheinen in chronologischer Folge, hoffe ich.

Vielen Dank für Deine Eindrücke und Gedanken.

Nirgends Staubflusen, keine Fettflecken auf dem Herd. Alles blitzt und blinkt.
Ich gehe unter die Dusche, rasiere mich akribisch. Alexander hasst Körperbehaarung.
Mir gefällt der Einstieg in die Geschichte ausnehmend gut. Er zeigt sehr viel: ihre Nervosität, ihren Willen, alles richtig zu machen, ihm keinen Anlass zu Kritik zu geben, sich damit quasi selber in eine Art Sicherheitszone zu bringen. In dem Verhalten steckt auch Bereitschaft zur Unterwerfung und Fluchtgedanken in den Suizid.

Ich freu mich sehr, dass Du den Einstieg gelungen findest.

Eine bleiche, verängstigte Frau starrt mir entgegen. Sorgenfalten auf der Stirn, feine Krähenfüße um die Augen herum, dunkle Schatten darunter. Die Schwellung an der rechten Wange klingt langsam ab.
herum wäre entbehrlich

Ist gestrichen.

Mein Magen fühlt sich an wie ein Klumpen Stein, die Muskeln sind verspannt, die Knie zittern.
Doppelmoppel: wie ein Stein oder wie ein Klumpen … irgendwas

Hab Klumpen genommen.

Bitte, lass ihn wegbleiben, flüstere ich, während ich auf die Waage steige. Nur noch knapp fünfundvierzig Kilo bei 1,68 m.
Ich weiß, was du erreichen willst, doch die genaue Körpergröße ist mir zu technisch beschrieben. Vllt fällt dir was Literarisches ein.

Das mit der Größe kam nach einem Kommentar, dass es ja auch kleine Frauen gibt, bei denen so wenig Gewicht noch normal ist. Aber ich weiß, was Du meinst. Habs umformuliert.

Dazu die Schlaflosigkeit, die ständige Angst, die mich zermürbt. Einerseits fürchte ich mich vor der Gegenwart, andererseits vor der Zukunft.
Ihre Ängste brauchst du - zumindest für mich - nicht zu benennen, das wird später im Text noch sehr deutlich.

Schön, dass das bei Dir so ist.
Leider ging es vielen Lesern/ Kommentatoren anderers. Daher lass ich das mal stehen.

Ich schiebe den Engel zurück in die Schublade, schließe sie, bevor ich aufstehe, das Kleid hochziehe, die blauen Flecke betrachte, als würden sie nicht zu mir gehören.
Sie trägt ein schwarzes Nachthemd, oder?

Ja. Danke! Habs geändert.

Ich halte den Engel fest, mustere das Hochzeitsfoto an der Wand.
mustern ist etwas kritisch betrachten, auch beurteilen, wäre betrachten oder schlicht ansehen nicht ausreichend?

Hab betrachten genommen.

Wie er mir schelmisch zuzwinkert, seine Hand über den Tisch zu meiner schiebt, mit meinen Fingern spielt. Dieser durch und durch goldene Mann.
Genau, golden trifft es. Die Oberfläche strahlt und glänzt und blendet so enorm, dass man den wirklichen Alex nicht sehen kann.

Oja. Alles Fassade.

… wie ich dasitze, wie ich einen Schluck von dem Rotwein nehme, den er ausgewählt hat. Warm und weich und schwer. Honig und Sommerbeeren.
Lecker!

Auf jeden Fall :)

Ich kriege kaum Luft. So oft hab ich mir vorgenommen, einen Schlussstrich zu ziehen, es ihm zu sagen.
Schlussstrich ziehen, klar, der Drang ist da. Aber was wollte sie ihm sagen? Dass sie dieses Leben nicht mehr erträgt? Dass sie ihn verlassen wird? Huch, da müsste sie aber lebensmüde sein.

Danke für den Hinweis. Hab nen Punkt nach Schlussstrich gesetzt. Das, was sie ihm sagen will, wird dann zu einem späteren Zeitpunkt erwähnt.

Die Bilder in meinem Kopf wüten, die Schmetterlinge sind längst bleischwer geworden, sind kurz vor dem Absterben.
Die Schmetterlinge sind schon längst tot.

Zu dem Zeitpunkt noch nicht, aber ich hab jetzt eine Stelle eingefügt, an der sie dann definitv tot sind.

Ich fühle seinen Zeigefinger auf meiner Brust. Ein Rempler, aus Versehen. Die Entschuldigung: „Sorry! Kommt nicht wieder vor.“ Ich glaube ihm.
Schön! Glaube, Hoffnung, das kittet die Beziehung immer wieder.

Oja. Da sind wir ganz einer Meinung.

Nach der Prügelattacke hab ich’s versucht. Ich wollte raus, … Raus durch die Tür, auf die Straße, nach rechts schauen, dann nach links. Das Grauen, das aus heiterem Himmel über mich herfällt. … Die Atemlosigkeit. Wie ich die Blusenknöpfe öffne, um besser Luft zu kriegen. Es hilft nicht ... Kann keinen Fuß vor den anderen setzen. Ein Blick zurück, die rettende Haustür hinter mir. Wie ich in die Wohnung renne, die Tür hinter mir schließe, mich auf dem Teppich zusammenrolle und heule.
Der Abschnitt ist stark überarbeitet? Oder neu?
Das ist super gezeigt, sie versucht zu gehen, macht den ersten Schritt, bringt die Kraft nicht auf.

In der ersten Version war das noch nicht drin. Kam dann später hinzu.
Schön, dass Du ihn gut findest. Das freut mich sehr.

Hat mir nen Jüngeren vor die Nase gesetzt. Der Typ sagt mir jetzt, wo’s langgeht. Weißt du, was das bedeutet? Nee, du hast ja keine Ahnung. Hockst daheim, gibst mein Geld aus und musst dir über nichts Sorgen machen.“ Wie es durch meinen Schädel rast: Das war deine Idee! Du wolltest, dass ich mich ganz auf den Haushalt konzentriere, auf unsere Ehe, wolltest für mich sorgen, hast es mir verboten.
Auch neu eingefügt?
Das ist auch Teil der Strategie, die Frau abschotten, keine Kollegen, mit denen sie sich austauschen kann, die sozialen Kontakte so gering wie möglich halten. Dann kommt die Scham dazu, und die selbst gewählte Isolation, wie du nachfolgend gut darstellst.

Ja, da hat sich auch jemand eine genauere Erklärung gewünscht.
Ganz genau. So läuft das leider und ich hoffe, dass ich den ganzen Ablauf/ das Verhaltensmuster/ Gefühle und Gedanken auch den Lesern vermitteln kann, die mit dieser Thematik nichts zu tun haben.

Oh Mann! Die haben keine Ahnung. Ich presse die Lippen zusammen, muss daran denken, wie ich früher den Kopf geschüttelt hab über Frauen, die sich verprügeln lassen, kein eigenes Ich mehr haben. Warum geht ihr nicht zur Polizei? Sucht euch nen Therapeuten? Flüchtet ins Frauenhaus?
Sie kennt die Lösungsansätze, ergreift ihre Chance nicht, wie im richtigen Leben

Ja, theoretisch ist das Wissen da, aber kann in der Praxis nicht umgesetzt werden.

Während ich den Salat aus dem Kühlschrank hole, zittere ich so sehr, dass ein wenig von dem Dressing überschwappt.
„Unnützes Weib!“,
ungeschicktes Weib? oder Trampel?

Trampel gefällt mir. Hab ich gerne übernommen.

… zischt er angewidert, nähert sich mir wie eine Raubkatze auf Beutezug.
Ich unterdrücke ein Würgen. „Bitte, Alex. Wir müssen reden.“
Scheint mir arg unrealistisch. Sie erkennt doch, dass ihr Plan gescheitert ist. Wo nimmt sie denn plötzlich den Mut her, sich einer offenen Konfrontation zu stellen. Er ist besoffen und hochgradig aggressiv. Da ist der Alex nicht für ein Gespräch offen.

Ich habs nur am Anfang gelassen, ganz zaghaft, ihr Versuch. Sie weiß ja, dass ihre Freundin unterwegs ist, daher nimmt sie ihren Mut zusammen.
Sie hakt dann aber nicht nochmal nach. Das hab ich gestrichen.

Ich schüttle den Kopf, grüble, was ich dem entgegensetzen kann, starre meine dünnen Arme an. Wie ich diesen Körper hasse, an dem nichts mehr dran ist.
Wie ich diesen abgemagerten/ dürren Körper hasse? Oder nur Haut und Knochen?

hab jetzt ausgemergelten Körper

In meinem Kopf dröhnt es, das Blut rauscht in meinen Ohren.
Er lacht, ein spöttisches Lachen, voller Hohn.
Das sind zwei Beispielstellen, an denen du noch mal nachlegst, dasselbe mit anderen Worten erzählst, so als würdest du deinem Text noch nicht voll vertrauen.
Das zieht sich konsequent durch die gesamte Geschichte.

Ja, es sind einige Redundanzen drin. Ich will es damit irgendwie verdeutlichen, klarmachen. Ich hab mir gestern den ganzen Text mal laut vorgelesen und kaum was gestrichen. Ich denk in den nächsten Tagen nochmal drüber nach.

Auch wenn ein Teil von mir kleinbeigeben möchte, sich zu seinen Füßen werfen, ihn um Verzeihung bitten. Der neu erwachte teil ist stärker
Teil

Ist korrigiert.

Ich bin verwundert über die Aggression, die meinen Körper flutet. Sie bringt mich aus dem Konzept. Das kenne ich nicht. Diese Wut, die in mir aufwallt, die so explosiv ist. Ich zwinge mich, die schwache Seite zu ignorieren, egal, was das für Konsequenzen nach sich zieht. Ich hab’s satt!
Wieder nur ein Beispiel. Es fällt auf, dass du dich sehr bemühst, dem Leser zu vermitteln, welche psychologischen Prozesse ablaufen, der Kampf, den Denise mit sich führt, die Für und Wider, die sie antreiben. Mir persönlich ist das manchmal zu sehr mit der Nase draufgestoßen.

Das kann ich total verstehen. Ich hab mich dazu entschieden, weil eben anfangs so viele Kommentatoren Anmerkungen gemacht haben. Mein Ziel ist es, dass jeder Leser, der noch nie mit dem Thema zu tun hatte, das irgendwie nachvollziehen kann, was natürlich mega schwer ist.

Der Sanitäter, der meine Wunden versorgt, mir eine Infusion legt, beruhigend auf mich einspricht. Anna, die im Krankenwagen mitfährt, beruhigend auf mich einredet.
Möchtest du die Doppelung?

Nein, die war nicht gewollt. Vielen Dank für den Hinweis. Hab eins gestrichen.

Das Krankenzimmer, der penetrante Geruch nach Desinfektionsmittel, die Schwester, die mich mit Brei füttert. Wie es mir nach und nach wieder besser geht, ich selbständig
Das Wort ist reformiert: selbstständig, leider

Mit der Reform kenn ich mich nicht so aus. Danke für die Info.

Zwei Wochen später stehe ich in der Wohnung, in der ich mit Alexander gelebt hab.
Das soll keine negative Kritik sein, doch wenn der markierte Teil da nicht stehen würde, wäre doch auch klar, um welche Wohnung es sich handelt. Oder? Du sollst das auf keinen Fall ändern, nur drüber nachdenken, ob nicht einige Formulierungen redundant sind.

Du hast natürlich recht. Auf jeden Fall. Aber ich lass es mal so stehen. Für mich passt es so besser.

Mit einem Mal fröstle ich, schlinge meine Arme um den Oberkörper, atme tief durch.
Hast du das ausprobiert? Kann man tief durchatmen, wenn man sich selber umklammert?

Habs grad gemacht. Es geht :)

„Man sagt, dass er das Selbstvertrauen stärkt und hilft, das wahrhaftige Wesen eines Menschen zu erkennen. Er soll dir Trost spenden, dich beschützen.“
Das mit dem Trost will mir nicht gefallen. Der Stein soll doch eher Mut machen. Wenn du den Satz streichen würdest, wäre auch die Verbindung zu ihrer nachfolgenden Reaktion viel geschmeidiger

Hab ich geändert.

„Ich hab mich geschämt, hab mir die Schuld gegeben, dachte, alles wird wieder gut.“
„Mach dir keinen Kopf. Es gibt nichts, wofür du dich bei mir entschuldigen müsstest.
rechtfertigen?

Gerne übernommen.

Ein letzter Blick. Stille überall. Wir verlassen diesen Ort. Ich ziehe die Tür hinter mir zu.
Stille überall :D
Ich mag ja Türen, die sich zu Beginn einer Geschichte öffnen oder am Schluss schließen. Das ist immer ein sauberer Cut und erinnert mich in dem Falle an die Binsenweisheit, erst muss man eine Tür hinter sich schließen, bevor man eine andere öffnen kann.

Ja, das ist ne tolle Binsenweisheit. :)

So, bin durch, genug genörgelt, die Tür wird jetzt zugemacht!
Der Komm ist sowieso länger geworden als beabsichtigt. Aber so eine Nachlese kann nie schaden.

Ich hab deine Geschichte sehr gerne gelesen. Sie ist sprachlich solide, angenehm fehlerfrei, mit anschaulichen Details gespickt und behandelt ein interessantes Phänomen unseres menschlichen Zusammenlebens. Da gleitet man durch wie das heiße Buttermesser durch die Butter. Ich begreife deine Ich-Erzählerin, erlebe ihre Verzweiflung, bin ganz bei ihr, wenn sie versucht ihr Dilemma zu lösen und wieder zurückgeworfen wird.


Ich danke Dir von Herzen für Zeit und Mühe und das tolle, hilfreiche Feedback.

Es ist schön, dass Du meine Geschichte gerne gelesen hast. Ich freue mich, dass Du Nähe zu meiner Prota aufbauen konntest und bei ihr warst. Das ist toll!

Du gewährst mir einen intensiven Blick in den Kopf deiner Prota, schilderst Entwicklungsprozesse über Jahre, stellst komplexe psychologische Abläufe dar. Das machst du glaubhaft, doch manchmal ist mir das, wie erwähnt, zu erklärend, überdeutlich eben. Ich mag’s, wenn der Leser weniger Hinweise bekommt, dadurch mehr Freiraum hat, seine eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen. Aber das hast du ja bereits gesehen. Und nicht zu vergessen, ich hab ein Grundwissen, weil ich damals wie blöde für den Puppenspieler recherchiert habe. (Apropos Puppenspieler, wenn du nix dagegen hast, lassen wir die KG abtrudeln, ich schreib dir lieber ein paar Zeilen per PN.) Ich kann mir auch gut vorstellen, dass du dich nach den ersten Kommentaren, irgendwie „genötigt“ sahst, die Innenschau deiner Heldin zu verstärken, um der Antwort auf das Warum näher zu kommen.

Vielen Dank!
Ja, ich kann das total verstehen und hätte mir auch gewünscht, dass es ohne viel Erklärungen funktioniert. Dass man mir einfach glaubt. Aber leider war es nicht so. Einerseits kann ich das nachvollziehen, ich glaub, es ist wirklich mega schwer für eine Person, die noch nie mit häuslicher Gewalt zu tun hatte, dieses Verhaltensmuster zu begreifen. Genötigt ist vielleicht ein wenig hart, aber ja - ich sah mich dann schon in der Pflicht, dass deutlicher rüberzubringen :)
Ja, das stimmt. Du hast natürlich ein Grundwissen und hast selbst eine ergreifende Geschichte über diese Thematik geschrieben.

Sollten wir irgendwann wieder den Drang verspüren über häusliche Gewalt zu schreiben, dann schlage ich vor, dass wir die R

ollen der Charakter vertauschen, schon um die gängigen Rollenklischees – schwaches Frauchen, bedrohliches Männchen zu brechen.

Das ist eine gute Idee. Wer weiß :)

anke für die Geschichte, liebe Silvita.

Gern geschehen.
Und ich danke Dir für Dein ausführliches Feedback. Hab mich sehr drüber gefreut.

Ganz liebe Grüße und einen schnellen Start ins Wochenende,
Silvita

Hallo @Meuvind

auch bei Dir möchte ich mich ganz herlzlich für den Besuch und das tolle Feedback bedanken, über das ich mich sehr freue.

krasser Stoff. Hart zu lesen. Ich hab die Kommentare der anderen nur kurz überflogen; Klischees sehe ich hier nicht, im Gegenteil. Ich finde, dein Text schwimmt bei der Authenzität definitiv oben mit bei dieser Challenge.

Vielen vielen Dank für das Lob! Das bedeutet mir sehr viel.

Ich wische den Spiegel sauber. Eine bleiche, verängstigte Frau starrt mir entgegen. Sorgenfalten auf der Stirn, feine Krähenfüße um die Augen herum, dunkle Schatten darunter. Die Schwellung an der rechten Wange klingt langsam ab.
Interessant. Ansonsten werden Spiegelbeschreibungen eher genutzt, um die Figur generell zu beschreiben. Haarfarbe, Augenfarbe, Teint, Größe e.c. Du machst das auch, verschwendest aber kein Wort an eine generelle Beschreibung. Stattdessen geht es um das, was die Beziehung aus ihr gemacht hat. Das ist jetzt keine richtige Kritik, eher etwas, das mir aufgefallen ist.

Ja, ich wollte die Spiegeltechnik nutzen, um dem Leser zu zeigen, wie es ihr geht. Was ihr Aussehen angeht - das überlasse ich ganz der Phantasie der Leser, denn ich denke, es spielt in dieser Geschichte keine wichtige Rolle.

kämme mechanisch mein Haar
Streichkandidat.

Das hab ich drin gelassen. Ist mir wichtig als Ausdruck.

„Warum hast du meine Hemden nicht aus der Reinigung geholt? Ich habe morgen ein wichtiges Meeting.“
Er macht ihr durchgehend Vorwürde. Ich würde an dieser Stelle noch weiter gehen; nicht nur, dass er morgen ein wichtiges Meeting hat. Morgen trifft er sich mit seinem Chef wegen der Beförderung und es wäre ihre Schuld, wenn er dann ohne Hemd dastehen würde. Das würde dann auch ne Brücke zu später schlagen, wenn ihm die Beförderung verweigert wird.

Danke für den Tipp. Bin gerne darauf eingegangen.

Die Wahrheit zu sagen, das pack ich nicht. Ist einfach zu peinlich.
Würde ich auch streichen. Du brauchst es nicht, weil es im Absatz danach deutlich wird.

Ist gestrichen.

Ich schaff’s nur irgendwie nicht, mich aus dieser scheiß Lethargie zu lösen.
Würde scheiß streichen. Deine Prot. hat mMn. durchgehend eine sachliche Sprache, mich haben die vulgären Ausrutscher aus ihrer Stimme rausgeworfen.

Und das hab ich auch eliminiert.

Der neu erwachte teil ist stärker.
Teil groß.

Ist korrigiert.

Zu deinem Text wurde schon viel gesagt. So viel will ich gar nicht mehr ergänzen, nachher doppelt es sich noch. Die Stärke von deinem Text liegt für mich ganz klar in der Darstellung. Ich bin weit weg von häuslicher Gewalt, das ist ein Thema, von dem ich in Zeitungen lese oder im Fernsehen Statistiken sehe, aber ich mir darüeber hinaus nur vorstellen kann. Man schreibt ja am besten über das, was man kennt. Was du schaffst, ist mich die Situation erleben zu lassen. Das ist ein Ding, das ich sehr hoch anrechne, weil es für mich eine der schwersten Sachen ist, die man beim Schreiben leisten kann. Ne Situation so sehr einzufangen, dass jemand, der keine persönlichen Berührungspunkte erlebt, sie teilt. Ich hatte dich gar nicht wirklich auf dem Schirm. Ich wusste nur, dass du irgendwann nach mir angefangen hast und in letzter Zeit sehr aktiv warst. Aber so ein Text hab ich nicht erwartet.

Ich danke Dir für Deine Gedanken und Worte. Ich bin sehr gerührt und dankbar darüber. Und mega froh, dass es funktioniert hat. Dass ich Dir vermitteln konnte, was da bei meiner Prota los ist. Und es ist schön, dass ich Dich mit dem Text überraschen konnte. Ja, irgendwie hatten die Challenge-Wörter was bei mir ausgelöst und ich bin froh, dass ich mich an die Thematik rangewagt hab. Die vielen hilfreichen Kommentare haben mir sehr weitergeholfen, um den Text zu verbessern. Hat richtig Spaß gemacht, wobei es auch beim Schreiben echt heftig ist, was die Emotionen angeht. Mich hat das auch nicht kalt gelassen und ich bin froh, wenn das bei den Lesern rüberkommt.

Deine Geschichte ist auf jeden Fall lang, länger sogar als meine, und ansonsten bin ich der, dem alle das Kürzen empfehlen :D ich weiß aber ehrlich gesagt gar nicht, wo sich das Kürzen lohnt. Gefühlt vom ersten Lesen kann da nichts weg. Vielleicht braucht der Text das auch. Ich würde dir aber trotzdem empfehlen, noch ein- der zweimal drüberzugehen und nicht doch zu gucken, ob was raus kann. Das müssen gar nicht Szenen sein, die würde ich nicht anrühren. Eher die Sätze selbst. Ich hab dir oben exemplarisch ein paar Füllwörter genannt, vielleicht weißt siehst du ja, worauf ich hinaus möchte. Gerne gelesen.

Ja, sie ist lang geworden, ich weiß. Gestern Abend hab ich sie mir laut vorgelesen und kaum was gestrichen. Ich denke auch, dass dieser Text das braucht. Hier und da sind mir noch Doppelungen aufgefallen oder etwas holprige Formulierungen. Die hab ich ausgebessert.
Vielen herzlichen Dank für Zeit und Mühe!

Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag und sende ganz liebe Grüße,
Silvita

 

Hey @Silvita,

Da musste ich jetzt erstmal recherchieren, was das ist :D Danke für den Hinweis.
hehe, ja, dieser seltsame Name...aber du weißt ja, was es ist und wie man ihn benutzt ;) Gerne!

Liebe Grüße und schönen Start ins Wochenende,
rainsen

 

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