Ich liebe sie nicht!
Ich liebe sie nicht!
Leicht verloren stand sie am geöffneten Fenster, nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette.
Es war schon die Fünfte an diesem Morgen.
Ihre Augen waren geschlossen, die Haare nass vom Regen, sie lächelte leicht.
Ich hätte sie den ganzen Tag so beobachten können, doch ich wusste sie würde in meiner Gegenwart zerbrechen. Ich liebte sie nicht, nicht so wie sie es tat.
Endlich bemerkte sie mich und drehte sich um.
Sie fragte mich ob ich jetzt gehen würde und lächelte dabei, doch in ihren hellblauen Augen schimmerte es, und ich war mir sicher, dass es nicht der Regen war.
Unschlüssig machte ich ein paar Schritte auf sie zu, ich roch ihr Shampoo und die Zigarette, sah ihre Tränen und sah sie wieder nicht.
Zärtlich strich ich ihr übers Haar, fühlte den Regen darin, und bereute es sie angefasst zu haben, als ich spürte wie sie bei meiner Berührung zusammenzuckte.
Meine beste Freundin.
Mein Herz klopfte, ich wollte bei ihr bleiben.
Ich liebte sie nicht!
Überall in der Wohnung standen leere Bierflaschen und es stank.
Die Party war vorbei, ihre Einweihungsparty war vorbei.
„ Lisa, soll ich dir helfen aufzuräumen?“
Sie schaute mich nicht an, sondern suchte nach der nächsten Zigarette und ihrem Feuerzeug, ihre Hand zitterte.
„Nein, Vanessa wartet auf dich. Ich schaff das schon alleine.“
Vanessa.
Wir lernen uns vor einem Jahr kennen, es war Liebe auf den ersten Blick.
Damals zog sie gerade mit Lisa in eine WG.
Langsam drehte ich mich um und ging zur Tür, ich wollte es eigentlich nicht, aber ich tat es.
Draußen angekommen schaute ich nach oben, dort stand sie und sah auf mich herunter.
Der Regen wurde stärker, ich wurde nass, es war mir egal, ich konnte nicht wegsehen.
Sie winkte und ging rein. Es war so endgültig. Es war nicht schwer zu erraten warum sie sich ihre eigene Wohnung gesucht hatte.
Ich liebte sie einfach nicht!
Der Regen hörte nicht auf und ich ging und ging.
Dachte an Lisa. Mein Herzschlag beschleunigte sich, ich lächelte.
Ich liebte sie nicht!
Dachte an Vanessa, sah aber Lisas Gesicht.
Gedankenverloren öffnete ich die Haustür.
Vanessa kam mir entgegen, sie sah besorgt aus.
„Warst du die ganze Nacht bei Lisa?“
„ Ich liebe sie.“