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Ich schwitze bei KALT / WARM

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24.04.2003
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Zuletzt bearbeitet:

Ich schwitze bei KALT / WARM

Alles an dir ist tiefe Empathie.
Findet ein Mensch noch genügend Kraft zur Einsicht seiner Fehler, wenn er unentwegt andere Leute bemitleidet?

Szenenwechsel:

Ein Haus ohne Bewohner. Fernab der Gesellschaft. Hier existieren nur unentdeckte Kräfte, unterbewusste Gedanken, und antiquierte Möbel.
Staub trifft auf Staub; bildet immer höhere Schichten. Bald schon wird es nichts anderes mehr geben, als Erinnerung.
Wenn du hier einziehen willst, dann musst du aber auch aufräumen, obwohl dein zartes Gesicht etwas anderes sagt. Eigentlich willst du - kannst du - nichts ändern, bei deiner Zerbrechlichkeit.
Dies soll kein Vorwurf sein.
Überhaupt wollte ich dir niemals Dinge anprangern, doch hier und jetzt ist es mehr als reichlich. Das Fass läuft über. Ich mache mir Sorgen um dich.

Ob du, Sandra, mich heiraten willst. Eine Frage.
Nein, die Antwort. Und viel Mitleid. Empathie. Du kannst es nicht.
Die Gründe liegen verborgen, aber du trauerst um deine Ablehnung nicht deiner selbst willen, sondern weil du mich verletzt hast.

Und dann bin ich gegangen.

Wechsel:

Ich stehe hier am Ufer des Flusses, und Wasser schwappt wie Tränen über trockenen Sand. So viel kann doch keiner weinen.
Die Kälte über, sowie die Wärme unter der Oberfläche.
Kann man in ein solches Wesen eindringen, ohne es zu schädigen?
Wir könnten in das Haus der Emotionen einziehen, doch denke ich nicht, dass du Unterschiede zwischen jetzt und morgen machen kannst.

Denn:

"Ich liebe dich!"
Den Kopf schüttelnd: "Ich werde es nicht erwidern können."

Und ja, ich korrigiere mich: Man kann solche Massen an salzigem Wasser weinen, und damit Seen bilden.
Allerdings frage ich mich, was für ein Boot auf Trauer schwimmen, mit seinen Paddeln in Schmerz rühren will.

Das muss schon starkes Holz sein.

Woanders:

"Der Tod ist sehr schnell eingetreten. Sie hat nicht gelitten."
Ich schüttele den Kopf.
"Doch, hat sie. Als einziger Retter bestimmt, bin ich feige fortgegangen."
Der Beamte versteht nicht. Wie könnte er. Unsere Liebe war auf den Füßen von Wasserläufern gebaut, und sobald man sich vereinigt, muss das Ganze zwangsläufig untergehen.
Sie wollte nie, meine Sandra, denn es wäre Betrug an ihrer Erfahrung gewesen. Schlechte Gewohnheiten.

So gehen wir wie jedes Ereignis auseinander: Ungenutzt und traurig.


Wer kann schon in Menschen lesen, wenn Liebe blendet; und erst zu spät erkennt man die Chance, die allgegenwärtig lauernd, niemals zum Zuge kommt, weil Regeln es verbieten.


***

Vor Sandras Grab wird mir eines bewusst: Die Gesellschaft hat ihre eigenen Regeln.

Wenn die aber bloß Unglück bedeuten, dann will ich mich davon lösen.

Wen interessiert schon, was ...

 

Hallo Cerberus!

ich weiss nicht, was ich von dieser Geschichte halten soll.
Wortgewaltig bist Du ja und geschrieben ist die Geschichte gut (Beispielsweise der Wechsel zwischen direkter und indirekter Rede sind sehr passend, auch die schraeggestellten Woerter fuegen sich auf dem 2ten Blick gut ein, helfen vor allem beim Verstaendnis, ohne diese waere man vermutlich verloren dafuer sind es zu sehr Momentaufnahmen denn eine zusammenhaengende Geschichte).

Allerdings:
Probleme hatte ich ab "woanders" und vor allem mit dem Schluss - ich fuerchte, es ergeht dem Leser wie dem Beamten, da zu viele Spekulationsmoeglichkeiten offengelassen werden. Vielleicht kannst Du da mit ein, zwei Worten nachbessern.

Und:
Welche anderen Regeln hat die Gesellschaft? Es waere gut, wenn das klarer wuerde.
Ich denke, es waere ebenfalls eine Hilfe, wenn Du den letzten Satz ausformulierst. So ist das wie coitus interruptus - man fragt sich, was ...

 

Hej Cerberus,

eine Geschichte, die mit wenigen Worten viel erzählt, vor allem die Dinge, die nie gesagt werden. Sehr gut gemacht, sehr beeindruckend, sehr traurig.
Ich weiß auch nicht recht, welche eigenen Regeln die Gesellschaft hat und vor allem im Vergleich zu welchen/wessen anderen Regeln? Aber ich finde, dass diese Geschichte ganz entschieden zu Romantik/Erotik gehört, auch wenn sie "nur" von einer unerfüllten Liebe spricht. :shy:

Hat mir sehr gut gefallen, obwohl oder gerade weil es kein Happy End gibt - das hat die Wirklichkeit ja auch in den seltensten Fällen zu bieten.

Liebe Grüße
chaosqueen

 

Hallo Cerberus,

hat mir sehr gut gefallen. Die dichte und tiefe Sprache transportiert sehr viele Emotionen, ohne zu viel zu sagen. Auch wenn einige Dinge offen bleiben, finde ich das gut so, mehr Informationen wären glaube ich eher schädlich für die Geschichte. Auch die einzelen Fragmente hast du gelungen miteinander verknüpft.

Ja. Inhaltlich hat die Geschichte in erster Linie einige Fragen bei mir ausgelöst. Kann ein Mensch den anderen ändern, gar retten? Kann man sich loslösen von seinen eigenen, psychischen Strukturen und Regeln, seinen Erfahrungen? Geht das überhaupt mit der Hilfe eines anderen? Wie kann man sich von gesellschaftlichen Regeln lösen, kann man diese nicht vielmehr "nur" verändern und mitgestalten?

Die letzte Frage führt mich zu meiner Kritik an deinem Schluss. Eigentlich würde ich dir empfehlen, die letzten drei Sätze zu streichen. Sie sind aus meiner Sicht auch widersprüchlich, ich weiß nicht, ob du das beabsichtigt hast. Denn: Ist es nicht eine gesellschaftliche Regel, dass man sich von Regeln löst, wenn sie Unglück bringen? Schön wäre es zumindest... Ich weiß nicht, ob du mit dem Ende den Selbstmord deines Erzählers andeuten willst. Falls ja, wäre das für mich das Entsprechen einer Regel.

Details:

Alles an dir ist tiefe Empathie.
Findet ein Mensch noch genügend Kraft zur Einsicht seiner Fehler, wenn er unentwegt andere Leute bemitleidet?
Auch wenn ich den Beginn für gelungen halte, habe ich in sofern ein Problem, das man ihn als Gleichsetzung von Empathie und Mitleiden verstehen kann. Denn Empathie ist ja auch das Mitfühlen, das Wahrnehmen im positiven Sinne, das Mitgehen mit einem anderen Menschen. Den Schluss, dass so ein Mensch sich selbst nicht ganz so tief wahrnimmt, finde ich wiederum logisch.
Wenn du hier einziehen willst, dann musst du aber auch aufräumen
Eines der Worte im zweiten Satzteil ist mir zuviel, entweder "dann" oder "aber", einfach vom Gesamtklang her.

Sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße,
Juschi

 

Hallo zusammen.

Zitat von sarpenta:

ich fuerchte, es ergeht dem Leser wie dem Beamten, da zu viele Spekulationsmoeglichkeiten offengelassen werden.

So wollte ich es aber haben.

Die Geschichte selbst soll ein abstraktes Bild der Gesellschaft darstellen, und jeder Leser kann sich eigene Gedanken über die aufgeworfenen Fragen machen.
Daher habe ich den Text auch bewusst mit einem nicht abgeschlossenen Satz enden lassen.
Denn: Wen interessiert schon, was ... (der Autor sich dabei gedacht hat)

Ich danke euch dreien fürs lesen und kommentieren.


P.S. Nach R/E kommt mir nichts mehr, da wurde mein letzter Text nicht kommentiert :D

 

Cerberus81 schrieb:
P.S. Nach R/E kommt mir nichts mehr, da wurde mein letzter Text nicht kommentiert :D

Sag doch was! Oder beschwer Dich bei den Moderatoren. :D

 

Du, Cerberus81, scheinst einer zu sein, der die Kritiken auf seine Geschichten nicht beachtet, sich aber beschwert

Nach R/E kommt mir nichts mehr, da wurde mein letzter Text nicht kommentiert :D
, wenn sie nicht kommen. Deswegen will ich über deine Geschichte nicht wieder viele Worte verlieren, sondern nur kurz anmerken:

Staub trifft auf Staub; bildet immer höhere Schichten.
Aha!

Wenn du hier einziehen willst, dann musst du aber auch aufräumen, obwohl dein zartes Gesicht etwas anderes sagt.
Obwohl? Ja klar, Aufräumen und zartes Gesicht, das geht nicht.

Das Fass läuft über. Ich mache mir Sorgen um dich.
Banal. Wieder was für die Kategorie Staub.

Ich stehe hier am Ufer des Flusses, und Wasser schwappt wie Tränen über trockenen Sand. So viel kann doch keiner weinen.
Groschenhefte lassen grüssen.

Genug. "Schöne Wörter zusammenzusetzen, das ist keine Kunst", sagte Brecht einmal – dabei konnte er diese Geschichte von dir doch gar nicht gelesen haben. Aber egal, damit hat er ziemlich genau das gesagt, was auch ich beim Lesen deiner Geschichte empfunden habe.

Dion

 

Zitat von Dion:

Du, Cerberus81, scheinst einer zu sein, der die Kritiken auf seine Geschichten nicht beachtet, sich aber beschwert

Das ist erstens nicht wahr, und zweitens war meine "Beschwerde" scherzhaft gemeint. Daher auch der Smile dahinter.

Ansonsten kommt mir deine Kritik so vor, als wenn du aus welchem Grund auch immer das Bedürfnis gehabt hättest, mir eins auszuwischen. Besonders freundlich ist dein Tonfall jedenfalls nicht.

Trotzdem danke fürs Lesen und die Anmerkungen. Einige Formulierungen sind tatsächlich zu kitschig geraten. Da gebe ich dir Recht.

 

Cerberus81 schrieb:
Dion schrieb:
Du, Cerberus81, scheinst einer zu sein, der die Kritiken auf seine Geschichten nicht beachtet, sich aber beschwert, wenn sie nicht kommen.
Das ist erstens nicht wahr, und zweitens war meine "Beschwerde" scherzhaft gemeint. Daher auch der Smile dahinter.
Was du als wahr gelten läßt, Cerberus, ist deine Sache. Für mich steht fest, daß ich und Megabjörnie am 02.03.2006 deine Geschichte Opa kommentiert haben, am 06.03.2006 folgte dann Woltochinons Kommentar und in keinem dieser Fälle kam eine Reaktion deinerseits. Auch das ist deine Sache, aber bei mir entstand der Eindruck, daß du an Kritiken nicht interessiert bist – ergo wollte ich keine deiner Geschichten mehr kommentieren.

Doch gestern habe ich Chaosqueens Kommentar samt deiner Beschwerde gesehen. Auch wenn sie nur scherzhaft gemeint gewesen ist, so hat sie mich zu einer Reaktion veranlaßt hat, die ich heute nicht mehr schreiben würde – zumindest nicht in diesem Ton, in der Sache schon.

Es tut mir leid, wird nicht wieder vorkommen – egal was du schreibst, scherzhaft oder nicht. :D

Dion

 

@Dion

Nochmal kurz Off-Topic: Ich bin manchmal etwas schusselig. Wenn ich in diesem Fall eine Rückmeldung vergessen habe, dann nicht, weil mich eure Kritiken nicht interessieren, sondern weil ich sie später beantworten wollte, nachdem ich sie gesehen habe, und es dann schlichtweg vergessen habe.
Das ist nicht die feine Art, stimmt. Werde das heute noch nachholen.

 

Hallo Cerberus81!

Huuuiii - ist das lyyyyrisch. Hab kein Wort verstanden. Bin zu blöde für solch eine kitschige Intellektuellengeschichte (oder Nonsensstory?). Wohlgemerkt habe ich sie nur ein Mal gelesen. Und das zu zügig.

Lg, kleiner Rasta-Narr

 

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