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Ich verachte dich

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19.05.2006
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Ich verachte dich

Du warst ein jämmerlicher Angsthase, Vater. Nein, ein richtiger Hosenscheißer warst du. Nie hast du Flagge gehisst, nie Stellung bezogen, nie riskiert, mit deiner Meinung alleine zu stehen. Immer in der Mitte bleiben war deine Devise, nur nicht auffallen. So kommt man im Leben am weitesten, mein Junge, hast du zu mir gesagt.
Wenn wir gemeinsam spazieren gegangen sind, hast du mir erzählt, wie schlimm es sei, mit meiner Mutter leben zu müssen, wie du sie im Grunde verabscheust. Du bliebest nur um meinetwillen mit ihr zusammen, hast du gesagt. Sie würde sich dir im Bett verweigern, dich als Mann verachten, ließe dich um Sex betteln. Aber wenn sie nur einmal in die Hände geklatscht hat, bist du stramm neben ihr gestanden, hast gekuscht und pariert, alles gemacht, was sie wollte.
Wie ich dich dafür verachte, Vater!
Oder damals, ich war noch ein Kind, als mir der ekelhafte Typ in der Brausekabine des öffentlichen Schwimmbads seinen Penis zeigte, damit rumspielte und mich dreckig angrinste. Ich hatte Angst, Vater. Angst! Bin weinend davongelaufen und hab geschrien, das werde ich meinem Papa erzählen. Der ist groß und stark. Der wird’s dir geben, hab ich geschrien. Nachher, im Umkleideraum, habe ich dir den Typ gezeigt. Er stand nur ein paar Kabinen weiter. Ganz stark hab ich mich gefühlt an deiner Seite. Konnte spüren, wie es dem Schweinehund mulmig wurde, als ich auf ihn zeigte.
Und du? Was hast du getan? Hast dich vor mich hingestellt, die Lippen zusammengepresst und ihm den Rücken zugewandt, als wäre damit alles aus der Welt geschafft, als wäre gar nichts geschehen. Ich hab mich so geschämt für dich. Hinter deinem Rücken hat er mich wieder dreckig angegrinst und an seinem Penis gerieben, als ich meine Badehose auszog. Mein Gott, muss sich der Kerl sicher gefühlt haben!
Wie ich dich dafür verachte, Vater!
Und jetzt?
Jetzt liegst du vor mir. Blass, kalt und steif. In einer Kiste aus Edelholz. Gleich beginnt die Beerdigungszeremonie. Eigentlich wolltest du eingeäschert werden, wie oft hast du das gesagt. Aber Mutter hat es anders bestimmt. Du trägst deinen grauen Anzug. Es ist der, den sie dir vor Jahren zum Vatertag geschenkt hat. Ich weiß, du hast ihn nie gemocht. Auch der Mahagonisarg war ihre Wahl. Lange hat Mutter gegrübelt, welches Modell sie wählen soll. Geld darf keine Rolle spielen, hat sie zu Hanni, ihrer besten Freundin gesagt, während sie den Katalog studierte. Hans war ein braver Mann, er hat sich ein schönes Begräbnis verdient.
Die Musik beginnt zu spielen, der Trauerzug setzt sich in Bewegung. Mutter legt ihren Arm auf meine Schulter. „Lass uns jetzt von Vater Abschied nehmen“, sagt sie mit leiser Stimme.
Wie ich dich dafür hasse, Mutter!

 

Hallo Manuela!

Hat mir gut gefallen, auch wenn es etwas einstimmig ist und über die Beschreibung eines Momentes nicht hinausgeht. Was vorher war ist auch nach diesem Moment, es ändert sich nichts, es wird nur dargestellt.

Die Darstellung wirkt (zumindest bei mir) aber trotzdem.

Schöne Grüße,

yours

 

Morgen Manuela,

eine Momentaufnahme bei der Beerdigung, Erinnerungen. Dein Text hat mich beeindruckt.


Mein Gott, wie ich dich dafür hasse, Mutter.

Guter Schluss.

Gruß

Kurtchen

 

Hallo Manuela,
einen sehr dichten und eindringlichen Text hast du da geschaffen.
Das Leben an der Seite eines typischen Beutetieres war für die Ehefrau wohl eine zu große Versuchung, ihren Partner auszunutzen und zu Bevormunden, statt ihn zu stärken und aufzubauen.
Dafür handelt sie sich am Grab des Ehemannes/Vaters den Hass der Tochter ein.

Aber wenn sie nur einmal in die Hände geklatscht hat, bist du stramm neben ihr gestanden, hast gekuscht und pariert, alles gemacht, was sie wollte, du Jammerlappen.
Die Tochter gibt hier allein ihrem Vater die Schuld. Das führt (bei mir) zu der Vermutung, dass das Verhältnis Mutter/Tochter vor der Beerdigung (und dem Gedankenflug der Erzählerin) nicht von Hass geprägt war.
Insofern könnte man annehmen, dass hier doch eine Wandlung stattfindet. Allerdings zu subtil und unauffällig im Text versteckt.
Wenn du die Wandlung im Verhältnis Mutter/Tochter deutlicher zum Ausdruck bringen willst, dann nur sehr vorsichtig, sonst schadet es dem Text mehr, als es der Geschichte dient.
Ein Vorschlag:
legt ihren Arm auf meine Schulter.
Diese Geste an den Anfang setzen.
„Lass uns jetzt von deinem Vater Abschied nehmen“, sagt sie mit leiser Stimme
hieran die Befreiung der Tochter aus der Umarmung anschließen.
Dann hättest du so etwas wie einen minimalen Handlungsrahmen und dazwischen die Argumente zur Handlung bzw. zur Wandlung.

Aber wie yours truly so schön sagt, "die Darstellung wirkt aber trotzdem." Da stimme ich zu.
Würd mal sagen, probier’s einfach aus, wirst dann schon selbst sehen, ob mein Vorschlag ein Gewinn für die Geschichte bringt oder nicht.

Gruß
Asterix

 
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Hi Yours!

Danke für deine Stellungnahme und fürs gut gefallen haben, trotz aller Einstimmigkeit. Natürlich ist es nur eine Momentaufnahme, ein kurzes Aufwallen von Gefühlen des Prot.
Schön, dass dich mein kurzes Textchen erreichen konnte.

Sincerely yours,
Manuela :)

Hi Kurtchen!

Recht schönen Dank auch dir für deinen positiven Kommentar.

Lg, Manuela :)

Hi Asterix!

Vielen Dank für Lesung und Kommentar. Deinen Vorschlag zur Änderung des Schlusssatzes hab ich doch gleich (teilweise) übernommen. ;)

Das Leben an der Seite eines typischen Beutetieres war für die Ehefrau wohl eine zu große Versuchung, ihren Partner auszunutzen und zu Bevormunden, statt ihn zu stärken und aufzubauen.
Dafür handelt sie sich am Grab des Ehemannes/Vaters den Hass der Tochter ein.
Genau so ist es. Am Grab gewinnt der Hass auf die Mutter gegenüber der Verachtung für den Vater die Überhand. Schön, dass der Subtext so bei dir angekommen ist.
Interessant, dass der Prot auf dich weiblich wirkt. Sein Geschlecht wird zwar nicht eindeutig klargestellt, sollte allerdings männlich sein. (Siehe Szene im Hallenbad, wo die Umkleidekabinen geschlechtsspezifisch getrennt sind.)
Ich denke aber, die Geschichte funktioniert mit beiden Geschlechtern.

Wenn du die Wandlung im Verhältnis Mutter/Tochter deutlicher zum Ausdruck bringen willst, dann nur sehr vorsichtig, sonst schadet es dem Text mehr, als es der Geschichte dient.
Darüber denke ich noch nach. Mal sehen, was andere Leser dazu sagen.
Für mich sind sowohl das Kind, als auch der Vater Opfer der Mutter.
Der Hass des Prot auf die Mutter war wohl immer schon da, wurde aber lange von der tiefen Verachtung für den (schwachen) Vater überdeckt.

Lieben Gruß,
Manuela :)

 
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Hei Manuela,

eine wunderbare Geschichte, hat mir auch gut gefallen!

Unaufdringlich und doch intensiv zeigst Du die Vielfältigkeit von Enttäuschungen, negativen Gefühlen innerhalb einer Familie - aber auch die naive Hoffnung anfangs in der Kinderzeit, das (grundlose) Vertrauen eines Kindes auf die Stärke und Integrität der Erwachsenen.

Dir ist es gelungen, in einer kurzen Geschichte das Drama einer Kindheit bis zu den emotionalen Folgen für die Erwachsene einzufangen, nachvollziehbar und mitreißend.

Für mein Gefühl hätte

Wie ich dich dafür verachte, Vater!
durchaus zweimal gereicht, auch wenn es dem Text einen Rhythmus gibt - wenn mir solche Wiederholungen auffallen, muß ich mich immer zwingen, nicht die Zwischenabschnitte zu skippen, um zu sehen, wann so ein Satz das nächste Mal erscheint, das ist aber sicher ein persönlicher Tick.

Der abschließende Satz hat mir, wie Kurtchen, ebenfalls gefallen - Verachtung und Haß, eine subtile Steigerung.

Sehr gern gelesen!

Sonnige Grüße,
Katla

 

Hallo Manuela!

Für mich sind sowohl das Kind, als auch der Vater Opfer der Mutter.
Der Hass des Prot auf die Mutter war wohl immer schon da, wurde aber lange von der tiefen Verachtung für den (schwachen) Vater überdeckt.

Genau so habe ich es auch herausgelesen.

Zum Ende noch eine Anmerkung:

Die Musik beginnt zu spielen, der Trauerzug setzt sich in Bewegung. Mutter legt ihren Arm auf meine Schulter und wirft mir einen tränenverhangenen Blick zu. „Lass uns jetzt von deinem Vater Abschied nehmen“, sagt sie mit leiser Stimme.

Würdest du diesen Satz ersatzlos streichen, so dass die Gedanken des Prots, die den Hass auf die Mutter ausdrücken, gleich nach dem "er war ein braver Mann" kommen, würde die Geschichte genauso funktionieren.

Dann würde im Text stehen, dass der Prot die Falschheit der Mutter hasst und ich überlege, warum der Satz mit der Umarmung nötig ist. Für mich hätte die Geschichte ohne ihn mehr Wucht und würde sich runder anfühlen.

Schöne Grüße,

yours

 

Hallo Manuela,

hm, an sich hat mir der Text auch gefallen. Die verachtug kommt schon deutlich rüber. Allerdings empfinde ich die ganze Angelegenheit doch sehr knapp. Ein paar Mehr Bilder wären für die Plastizität durchaus angebracht. So wie die Szene im Schwimmbad. Die ist stark. Da kommt wirklich Leben auf und man kann die Verachtung teilen. Der erste Teil besteht hauptsächlich aus Parolen. In Verbindung mit der Schwimmbad-Szene wirken die zwar irgendwie, bleiben aber in meinen Augen unter Wert.

Für die Kürze des textes würde ich auch einmal Wie ich dich verachte, Vater herausnehmen.
Streng genommen hast du den nämlich 5x drin, wenn man Titel und Schlusssatz mitzählt. Ist zwar abgewandelt, hat aber den gleichen Gehalt. Das ist zu viel des Guten, wirkt überladen.

Den letzten Satz finde ich sehr gelungen. Hier schließt sich der Kreis. Die Verzweiflung der Protagonitin wird hier erst richtig deutlich. Nahtlos könnte man hier weiter schreiben. Davon würde ich zwar abraten, aber einige "verachtungswürdige Szenen" mehr würde ich im Vorfeld noch einbauen.

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Yours!

Hab den Satz mal gekürzt, möchte doch noch andere Stellungnahmen abwarten, bevor ich mich entschließe, ihn endgültig rauszuschmeißen. Tendenziell stimme ich dir aber zu. ;)

Manuela :)

 

Hallo Manuela,

Interessant, dass der Prot auf dich weiblich wirkt. Sein Geschlecht wird zwar nicht eindeutig klargestellt, sollte allerdings männlich sein. (Siehe Szene im Hallenbad, wo die Umkleidekabinen geschlechtsspezifisch getrennt sind.)
Ja, jetzt wo du es sagst ...
Wenn ich so drüber nachdenke, war es eben genau diese Szene, die mich auf "Tochter" gebracht hatte. Hab nicht an schwule Männer gedacht (was typisch für mich ist) und mir nicht die Räumlichkeiten vor Augen geführt.
Auch im weiteren Text hab ich dann wohl unbewusst weitere Hinweise aufgenommen.
Ich hatte Angst, Vater. Elende Angst! Bin weinend davon gelaufen und hab geschrien, das werde ich meinem Papa erzählen.
Der ist groß und stark
Bin weinend davon gelaufen und hab geschrien
Sind so Eigenschaften, in denen ich mich (als Bengel) nicht wiederfinde. Das konnte also nur ein Mädchen sein.
Vielleicht kannst du mir ja einen guten Therapeuten empfehlen. Vielen Dank im Voraus.

Gruß
Asterix

 

Hi Weltenläufer!

Vielen Dank für deinen Kommentar.
Bin momentan etwas überfodert von den vielen Stellungnahmen. Muss das erstmal setzen lassen. :confused:

Für die Kürze des textes würde ich auch einmal Wie ich dich verachte, Vater herausnehmen.
Streng genommen hast du den nämlich 5x drin, wenn man Titel und Schlusssatz mitzählt. Ist zwar abgewandelt, hat aber den gleichen Gehalt. Das ist zu viel des Guten, wirkt überladen.

Katla sieht das ja ähnlich wie du, mit der Verachtung. Hab die erste Phrase mal rausgenommen, kann gut leben damit.
Der Titel ist überhaupt so eine Sache. Bin gestern lange auf und ab gegangen und hab keinen gefunden, der mir richtig gut gefallen hat. Wäre für gute Ideen empfänglich. ;)
Deine Vorschläge zum Verdichten der Bilder überdenke ich noch ... mit etwas Abstand.

Lieben Gruß,
Manuela :)

 

Ähm ... also für mich klang es auch nach Mädchen.

Das Ende finde ich nun schön so.

 

Hallo Manuela!

Ich hatte beim Lesen nicht gleich gesehen, wie lang bzw. wie kurz der Text ist, und war dann enttäuscht, dass es schon aus war! Also mir war´s auch zu kurz.
Ganz knapp und konkret und eindeutig ist dein Stil hier, da gibt es keinen Spielraum der Interpretation, nichts Blumiges, keine Flucht zu etwas Positivem, es ist ein unerbittlicher Text, der sagt, was Sache ist. Deswegen wirkt er auch stark, hat mir auch gut gefallen! :)

Man könnte ja sagen, dass der Protagonist (hatte zuerst auch gedacht, dass es eine Frau ist, aber dann wäre die Szene in der Umkleidekabine nicht erklärbar gewesen) auch erst Stellung bezieht, nachdem der Vater gestorben ist. Es ist ja alles ein innerer Monolog, er hat weder seinem Vater gesagt, dass er ihn verachtet, noch wird er der Mutter sagen, dass er sie hasst. Er wagt es auch nicht, sich gegen sie zu stellen.

Immer in der Mitte bleiben, war deine Devise
ohne Komma
Ich hatte Angst, Vater. Elende Angst!
hier ist die einzige Stelle, wo du zu sehr draufdrückst, mich stört das "elende", ist aber Geschmackssache.
Bin weinend davon gelaufen und hab geschrien, das werde ich meinem Papa erzählen. Der ist groß und stark.
zusammen: davongelaufen, und da ist die Abfolge falsch, finde ich: er muss das zuerst schreien, er sagt es ja diesem Typen, und DANN erst davonlaufen, sonst macht das keinen Sinn.
Ganz stark hab ich mich gefühlt, an deiner Seite.
eher ohne Komma
Konnte spüren wie es dem Schweinehund mulmig wurde
Komma: konnte spüren, wie ...
Mein Gott, muss sich der Kerl sicher gefühlt haben.
da gehört ein Rufzeichen

Gruß
Andrea

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Andrea!

Danke fürs Vorbeischauen. :)

Ich hatte beim Lesen nicht gleich gesehen, wie lang bzw. wie kurz der Text ist, und war dann enttäuscht, dass es schon aus war! Also mir war´s auch zu kurz.

Der kurze Text ist aus einem Eröffnungssatz heraus, der mir gestern abend beim Fernsehen einfiel, entstanden. Ich hab mich hingesetzt und in einer knappen Stunde war dieser innere Monolog fertig. Hab ihn dann einfach gepostet und bin froh, dass er bei den meisten Lesern gut angekommen ist.

Ganz knapp und konkret und eindeutig ist dein Stil hier, da gibt es keinen Spielraum der Interpretation, nichts Blumiges, keine Flucht zu etwas Positivem, es ist ein unerbittlicher Text, der sagt, was Sache ist. Deswegen wirkt er auch stark, hat mir auch gut gefallen!
Wenn du das sagst ...
... sag ich: Vielen Dank, für das nette Kompliment. :kuss:

Zur Geschlechterfrage des Prot noch was. Ich hatte beim Schreiben tatsächlich einen Jungen im Kopf. Aber ich denke, es ist ganz egal. Die Geschichte funktioniert mit einem Mädchen bestimmt ebensogut.
Nur mit dem Titel bin ich noch nicht zufrieden. *Grübel, grübel*
Hätte nichts gegen gute Vorschläge. ;)

Herzlichen Dank auch für die Fehlersuche, hab quasi alles übernommen, bis auf die Sache mit dem Schreien und Davonlaufen.
Für mich funktioniert das ganz gut. Das Kind läuft weg und schreit dabei. Kann doch durchaus zeitgleich ablaufen, findest du nicht?

Einen lieben Gruß,
Manuela :)

 

Hallo Manuela.

Ich kenne die ursprüngliche Version nicht, aber in dieser Form ist das in ihrer Kürze eine ziemlich intensive Geschichte mit einem starken Schlusssatz.
Ich muss weltenläufer allerdings zustimmen, dass es ein wenig an Plastizität fehlt. Die Schwimmbadszene ist toll, aber der Rest der Verachtung irgendwie zu "allgemeingültig".

Grüße

Cerberus

 

Hi Cerberus!

Ich überlege, den beschreibenden Teil der Geschichte eventuell noch bildhaft zu unterlegen. Muss halt sehr aufpassen, dass ich dadurch nicht zu viel Intensität verliere. Mal sehen wie ich das anstelle, zu lange sollte der Monolog jedenfalls nicht ausfallen.
Vielen Dank für deine Meinung und dass dir der Text gefallen hat.

Manuela :)

 

Liebe Manuela!

Ein bisschen erinnert Deine Geschichte an Kafkas Brief an den Vater, allerdings gibt es da entscheidende Unterschiede, die zugleich meine Kritik sind. Nicht, weil Du Deine Geschichte nach Kafkas Schema schreiben sollst, sondern weil die Beseitigung dieser Unterschiede leichter mit dem Protagonisten mitfühlen ließe und die Geschichte literarischer machen würde.

Im Moment vermittelt der Text nämlich vor allem Verachtung und Haß von Seiten des Protagonisten – das sind aber an sich keine Gefühle, sondern die Reaktion auf Gefühle: Es muß etwas erst weh tun, damit Haß entstehen kann, auch wenn man das nicht immer so wahrnimmt (oder gerade weil man die eigentlichen Gefühle davor nicht wahrnimmt).
Die Gefühle zeigst Du in dem Teil im Schwimmbad ganz gut – bis zu dem Satz »Ich hab mich so geschämt für dich«. Sich für jemanden zu schämen stellt keine Kränkung dar, es handelt lediglich jemand nicht so, wie man selbst es für richtig halten würde, was aber mit einem selbst meistens wenig zu tun hat. Und warum sollte er sich vor dem Kerl, von dem er sich bedroht fühlt, überhaupt für irgendwas schämen? Geht es ihm darum, dem Typen zu beweisen, daß er einen super Vater hat, oder darum, daß der Protagonist Schutz beim Vater sucht, sich aber trotzdem allein allem ausgeliefert fühlt, kein Verständnis für seine Angst findet, und vom Vater noch so getan wird, als existiere der Grund gar nicht?

Du warst ein jämmerlicher Angsthase, Vater. Nein, ein richtiger Hosenscheißer warst du. Nie hast du Flagge gehisst, nie Stellung bezogen, nie riskiert, mit deiner Meinung alleine zu stehen. Immer in der Mitte bleiben, war deine Devise, nur nicht auffallen. So kommt man im Leben am weitesten, hast du immer zu mir gesagt.
Als Einleitung finde ich das passend, aber besser wäre es, wenn Du es auf den Protagonisten beziehen würdest; dabei könntest Du auch gleich das Geschlecht klarstellen, z.B. durch Anhängen des Satzes: »Du warst mir ein schönes Vorbild als Mann.«
Die Wiederholung des »immer« würde ich durch »Stets in der Mitte bleiben« reparieren.

Wenn wir gemeinsam spazieren gegangen sind, hast du mir erzählt, wie schlimm es ist, mit meiner Mutter leben zu müssen, wie du sie im Grunde verabscheust. Du bleibst nur um meinetwillen mit ihr zusammen, hast du gesagt. Sie würde sich dir im Bett verweigern, dich als Mann verachten, ließe dich um Sex betteln. Aber wenn sie nur einmal in die Hände geklatscht hat, bist du stramm neben ihr gestanden, hast gekuscht und pariert, alles gemacht, was sie wollte, du Jammerlappen.
Wie ich dich dafür verachte, Vater!
(Textzeug zuerst: Indirekte Rede? »wie schlimm es sei … verabscheutest. Du bliebest …«)
Da ist zu viel hineingepackt, und ich komme auch nicht klar mit dem Alter des Protagonisten bei diesen Spaziergängen: Wenn der Vater seinetwegen (»meinetwegen« fände ich übrigens passender als »um meinetwillen«, da es mit dem Willen des Protagonisten ja nichts zu tun hat) bei der Mutter bleibt, stelle ich mir ein Kind von höchstens fünfzehn vor, eher einiges darunter, aber daß er ihm dann die Sache mit dem Sex erzählt, will nicht so recht dazupassen.
Die Tatsache, daß er mit dem Sohn über seine Lage spricht und auch so konkret formulieren kann, was so alles schiefläuft, deutet eigentlich darauf hin, daß er es nicht ganz so hinnimmt, wie in den ersten Zeilen beschrieben, zumindest eine innere Auflehnung scheint vorhanden zu sein. Und bezieht er damit nicht doch auch irgendwie Stellung, wenn er so ein offenes Gespräch mit dem Sohn führt?
Und vor allem: Was davon betrifft das Gefühl des Protagonisten, und wie? Wenn es ihn nicht persönlich negativ betreffen würde, müßte er ja eigentlich eher Mitleid mit dem Vater haben. Würde z.B. der Vater die Mutter schlagen, könnte ich mir nicht vorstellen, daß man dafür die Mutter hassen würde und nicht den Vater. Und selbst, wenn der Vater so ein Jammerlappen ist, gehört noch immer die Mutter dazu, die seine Schwäche ausnützt und ihn entsprechend behandelt. Es steht also nicht in der Geschichte, warum er diesen Vater dafür verachtet, ich kann nur raten, daß der Protagonist nun selbst Probleme mit dem Selbstwert oder auch mit seiner Rolle als Mann hat, und daß diese noch unverarbeitet sind (mit der Aufarbeitung verschwindet nämlich auch der Haß). Wahrscheinlich sind da auch noch Schuldgefühle, weil der Vater ja sagte, er hätte das alles nur seinetwegen ertragen.

Der Brief an den Vater ist im Unterschied dazu kein reiner Vorwurf, sondern er stellt auch viele Zusammenhänge her und bezieht sich immer auf das Fühlen und Erleben des Franz, erst dadurch wird offensichtlich, warum es für ihn überhaupt eine Rolle spielt, was der Vater macht und wie er ist. Deinem Protagonisten könnte es ja rein theoretisch völlig gleichgültig sein, wie der Vater sich von der Mutter behandeln läßt – zum Vergleich zwei kurze Zitate von Kafka:

… das wären an sich völlig unbedeutende Einzelheiten gewesen, niederdrückend wurden sie für mich erst dadurch, daß Du, der für mich so ungeheuer maßgebende Mensch, Dich selbst an die Gebote nicht hieltest, die Du mir auferlegtest. Dadurch wurde die Welt für mich in drei Teile geteilt, …
[…]
Du sagtest: »Kein Wort der Widerrede!« und wolltest damit die Dir unangenehmen Gegenkräfte in mir zum Schweigen bringen, diese Einwirkung war aber für mich zu stark, ich war zu folgsam, ich verstummte gänzlich, verkroch mich vor Dir und wagte mich erst zu regen, wenn ich so weit von Dir entfernt war, daß Deine Macht, wenigstens direkt, nicht mehr hinreichte.
Siehst Du, was ich meine? Hier steht nicht nur, was er am Verhalten des Vaters beklagt, sondern auch, was es in ihm angerichtet hat, und damit erhebt es sich vom reinen »Ich hasse Dich, weil Du so bist, wie Du bist« zum »weil Du damit so viel in mir zerstört hast«. Erst damit würde die Geschichte die Deines Protagonisten, weil sie gefühlsmäßig dann von ihm sprechen würde.
Im Moment ist es eher so, daß mir am Ende der Vater leid tut, weil ich nur erfahre, wie er sich von seiner Frau behandeln läßt, daß er null Selbstwertgefühl und nie sein Leben gelebt hat, usw. Und dann wird er auch noch vom Sohn gehaßt für all die Demütigungen, die er ertragen mußte, weil er vermutlich in seiner eigenen Erziehung ebenso gedemütigt wurde; er ist also im Grunde eher eine bedauernstwerte Gestalt als eine, die man verachten muß. – Zumindest, solange Du mich nicht gefühlsmäßig zum Sohn ziehst, was nicht mit dem Aussprechen von Verachtung und Haß gelingen kann. Warum sollte ich meine Gefühle für jemanden erwärmen, der nichts als Haß und Verachtung in sich hat, während ich das Haßobjekt als bemitleidenswertes Wesen kennenlerne?
Du müßtest also meiner Meinung nach zumindest herausarbeiten, warum es den Sohn überhaupt persönlich betrifft, wenn der Vater sich nicht wehrt und alles hinnimmt, und warum es nicht mit einem Kopfschütteln abgetan ist.

Oder damals, ich war noch ein Kind, als mir der ekelhafte Typ in der Brausekabine des öffentlichen Schwimmbads seinen Penis zeigte, damit rumspielte und mich dreckig angrinste. Ich hatte Angst, Vater. Elende Angst! Bin weinend davon gelaufen und hab geschrien, das werde ich meinem Papa erzählen. Der ist groß und stark. Der wird’s dir geben, hab ich geschrien.
Noch einmal zum Alter des Protagonisten: Wenn er alt genug ist, im Schwimmbad allein zu den Duschen zu gehen, ist er zu alt für dieses »Der ist groß und stark«.
Und es taucht auch die Frage auf: Was hat das Kind bisher denn so erlebt, daß es in der Situation derart panische Angst bekommt? Ein Kind, das von nichts weiß, noch dazu ein Bub, der selbst einen Penis hat (und auch, wenn er noch sehr klein ist, damit spielen wird, ohne dabei jemandem etwas zuleide zu tun), würde damit nicht gleich etwas Böses, gegen ihn Gerichtetes verbinden, wovor er sich fürchten müßte – es sei denn, er hat entsprechende Erfahrungen, ansonsten würde er sich wahrscheinlich einfach nur wundern.
(Es gibt natürlich auch Eltern, die ihre Kinder rechtzeitig aufklären, aber ich glaube, solche wolltest Du nicht darstellen, da es einem Starkmachen entspricht, sein Kind darauf vorzubereiten, sich zu schützen und richtig zu reagieren, statt sich wie der Vater alles gefallen zu lassen.)

Ich hab auch noch eine zweite Frage dazu, und ich hoffe, Du faßt das nicht als böse auf – ich gehe davon aus, daß Du, wie immer, ehrliche Kritiken schätzt: ;)
Woher nimmt ein Kind, das seinen Vater nur als Jammerlappen erlebt, die Drohung, sein Vater würde es jemandem geben? Hat er vielleicht ähnliches bei anderen Kindern gehört und sehnt sich seither danach, auch einmal von seinem Vater so verteidigt zu werden? Dann gehörte diese Sehnsucht unbedingt in Deine Geschichte, die Enttäuschung danach, das sinkende Selbstwertgefühl – bevor es in Verachtung umschlägt. Wobei es im »Der ist groß und stark«-Alter eher noch nicht soweit ist, daß Kinder Verachtung für ihre Eltern empfinden können, weil sie immer, d.h. sehr viele Enttäuschungen lang, auf die Liebe der Eltern hoffen, da kann man nicht zugleich hassen – wenn der Haß geboren ist, ist die Hoffnung auf Liebe bereits enttäuscht gestorben.

Mein Gott, wie ich dich dafür hasse, Mutter.
Hier wäre so eine schöne Möglichkeit, dem Protagonisten die Härte etwas zu nehmen, würde statt dem Hass auf die Mutter da stehen: Wie du mir leid tust, Vater.
Wenn er die Mutter dafür haßt, daß sie den Vater so behandelt hat, dann muß ihm der Vater erst einmal leid tun, sonst würde es ihn nicht berühren und könnte mangels persönlicher Betroffenheit auch später nicht zu Haß führen. Würde ihm der Vater aber schon vorher leid tun, wäre die Reaktion in dieser Situation gut vorstellbar.


Ich würde an Deiner Stelle das Grundgerüst zu einer Geschichte ausbauen, die mit dem Sterben des Vaters beginnt. Der Protagonist mit seiner Verachtung erinnert sich an einzelne Momente, deren Schmerz er bisher nie verarbeitet hat. Sieht gleichzeitig die Mutter, wie sie den Vater noch im Tod bevormundet, und erkennt erst in diesem Moment die Zusammenhänge, die nun die Verachtung in Mitleid für den Vater verwandeln, und zugleich den Haß auf die Mutter wachsen lassen.
Aber das ist natürlich nur ein Vorschlag, den Du nicht annehmen mußt, ich bin aber überzeugt davon, daß Du durch einen derartigen oder ähnlichen Ausbau (jedenfalls einen, der mehr in die Tiefe geht, mir die Verwüstung im Inneren des Protagonisten zeigt, die die Verachtung begründet) eine wirklich gute Geschichte schreiben könntest.

Außerdem würde ich »In einer Kiste aus Edelholz.« streichen, da Du ohnehin dann noch einmal den Mahagonisarg erwähnst, und statt »hat sie zu Hanni, ihrer besten Freundin gesagt« genügt »hat sie gesagt«. Die Freundin würde ich da gar nicht ins Spiel bringen, es sei denn, Du gibst ihr sonst noch irgendwie Wichtigkeit.

Die Geschichte funktioniert mit einem Mädchen bestimmt ebensogut.
Da Du bisher nicht zeigst, worin die Verletzungen des Protagonisten bestehen, wenn der Vater ein Jammerlappen ist, kann man das nicht eindeutig beantworten. Wenn Du sie dahingehend ausarbeitest, daß das Kind dadurch nicht lernt, sich selbst wichtig zu nehmen, ist das Geschlecht egal (in dem Fall würde ich aber auch die Mutter noch mehr beleuchten, nämlich wie sie sich zu dem Kind verhält, da wir jetzt nur erfahren, wie sich dem Vater gegenüber verhält, und die Mutter soll ja auch nicht ganz unwichtig sein für die Entwicklung eines Kindes, Partner können sich da mit ihren Stärken und Schwächen durchaus ergänzen). Soll es aber eher um das negative männliche Rollenvorbild gehen bzw. um beides, funktioniert sie natürlich nur mit einem männlichen Protagonisten.

Liebe Grüße,
Susi :)

 
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Hallo Susi!

Zunächst mal Danke für deine umfangreiche Stellungnahme, die locker 5x so lang ausgefallen ist, wie mein Text. :)
Ich nehme alle deine Ideen dazu gerne an, sie sind sehr interessant, aber ich werde diese "Blitzgeschichte" nicht weiter ausbauen. Wenn überhaupt, dann nur den berichtenden Teil bildhaft unterlegen. (Siehe Kommentar zu Cerberus)
Vielmehr werde ich eine grundlegende Neufassung andenken, eine neue, längere Geschichte schreiben, mit einem konfliktbesetzten Handlungshintergrund, in dem dann das Vater- und Mutterprofil klar dargestellt wird. Zu dieser (späteren) Arbeit wird mir deine Rezension äußerst hilfreich sein.
Was wollte ich mit diesem kurzen Text, diesem knappen, inneren Monolog sagen?
Es ging mir gar nicht so sehr darum, den Vater oder die Mutter vollständig zu porträtieren, Hintergründe darzulegen. Vielmehr wollte ich durch die Gedankengänge des Prot im Subtext zeigen, wie sehr der Hass auf die kastrierende Mutter von der Verachtung des Kindes für den Vater überdeckt wird. Am Grab bricht der Hass im Kind durch, bahnt sich endlich den Weg in sein Bewusstsein. Es verzeiht der Mutter die Misshandlung des, im Grunde genommen, geliebten Vaters nicht.
Der eigentliche Täter ist die Mutter, nicht der Vater. Sowohl er, als auch (indirekt) sein Sohn sind Opfer ihrer Dominanz.
Ich weiß, es ist schwer, diese Thematik in so wenigen Sätzen klar rüberzubringen. Bei manchen ist sie gut angekommen, manchen war es zu wenig. Hab's halt versucht.

Aber sei versichert, dein Kommentar ist in guten Händen.

Einen lieben Gruß,
Manuela :)

P.S. Deine sprachlichen Korrekturen, bzw. Hinweis auf Klarstellung des Geschlechts hab ich gerne umgesetzt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Häferls Hinweis auf Kafkas "Brief an den Vater" find ich interessant. Dabei sollte bekannt sein, wie erdrückend die Dominanz des Vaters in Ks Leben & Werk war - erinnert sei nur an das von ihm selbst veröffentlichte "Urteil", in dem nicht nur die verkorkste Beziehung von Vater & Sohn thematisiert ist, die zu allem Überfluss auch noch dem Fräulein Bauer gewidmet ist, eine der "gestörten" Beziehungen Ks. Bekannt muss aber auch sein eher zögerliches Verhältnis zum eigenen Schaffen sein und dass sein Werk größtenteils wider seinen testamentarischen Willen postum veröffentlicht wurde. Obwohl das bekannt war/ist, hat man in den 1950-er Jahren begonnen, Selbstzeugnisse Ks zu veröffentlichen, neben den Briefen an die problematischen Liebschaften wie o. g. Brief von 1919. Nirgendwo war von K angedacht, dass ein Häferl, eine Manuela K. oder ein Friedrichard den Brief jemals läse. Und jeder weiß, was ein Brief ist und solange kein "roman"tischer oder "offener" Brief daherkommt, gilt das Briefgeheimnis zwischen Absender + Empfänger. Gleichwohl sind inzwischen ganze Briefwechsel veröffentlicht, um das Tun von Abs./Empf. zu begreifen.

Der entscheidende Unterschied ist dann auch, dass hier KEIN Brief, sondern ein Monolog vorliegt und Manuela dieses Forum gewählt hat, dass ihr kleiner Text von einer Manuskriptseite gelesen werde, und sie rutscht in die Rolle des Sohnes eines >Hosenscheißers<, >Angsthasen<

(warum die Attribute zu den Begriffen?,

liebe Manuela,

reichen die Vokabeln nicht allein?) & >Jammerlappen<, der immer im Mainstream schwamm, Ärger und Streit vermeiden will - wahrscheinlich, weil er nie gelernt hatte, sich auseinanderzusetzen und Angst vorm danach sich breitmachte. Dazu passt dann, dass die Frau & Mutter die Hosen an hat und bis in den Tod hinein bestimmt, was mit dem armen Kerl geschieht. Da wünscht' ich dem armen Kerl, er wäre Repräsentant der "vaterlosen" Gesellschaft und selten zu Hause gewesen. Die Schlüsselszene ist dann auch für alle die im "öffentlichen" Schwimmbad, die wohl wechselseitige Narben erzeugt.

Der Prot flüchtet sich in Scham, den eigenen Intimbereich zu schützen und/oder Gefährdungen der eigenen Würde (was immer er darunter versteht) abzuwehren und (sich selbst) zu erhalten.

Der Vater aber war halt kein Held und jemand zu verachten, weil er nix heroisches an sich hat, ist - wie ich find - kühn. In der Konsequenz müsste der Prot nahezu sechs Mrd Menschen verachten - alles keine Heroen. Die Karriere zum Misanthrop wäre vorbestimmt.

Einfacher hätte es ein älterer, sprich "größerer" Bruder gehabt. Der hätt' dem andern eins aufs Mäppchen geben können, sofern die Brüder sich verstanden hätten.

Da kommt dann die nächste Frage, warum der Prot die Mutter hassen muss? Weil sie den Vater bis in den Tod hinein beherrscht? - Juristisch ist der alte Herr nur mehr eine Sache, fällt hinaus aus dem Personen- ins Sachenrecht, das nach seinem Eigentümer/Besitzer ruft (da sehn wir, wie bekloppt die Konstruktion des Privateigentums eigentlich ist).

Weil sie heuchelt, vom Gatten & Vater Abschied nehmen zu wollen? Hass ist mit dem Gefühl verbunden, sein Objekt zu vernichten. Aber will der Prot das? Oder ist der Ausdruck zu hoch gegriffen? Könnte sich der Hass nicht auf den Prot selbst richten -

dann nähme er quasi das Schicksal eines Georg Bendemanns an und der Kreis schlösse sich am kafkaesken Ausgangspunkt. Wäre das zwischen Manuela und Franz K. so abwegig?

Nix für ungut & schönes Wochenende

Friedel

 

Hallo Friedrichhardt!

Recht schönen Dank für deine ausgefeilte Stellungnahme und das literarische Schwadronieren über Kafkas Brief an den Vater. :)
Viel gibt es wohl nicht mehr zu sagen, zu meinem kleinen Text, kaum etwas wäre neu interpretierbar. Mit oder ohne emotionsverstärkenden Atributen. ;)

Einen lieben Gruß,
Manuela :)

 

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