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Ich verstehe die Frauen nicht

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03.07.2004
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Ich verstehe die Frauen nicht

Morgens sitz ich an meinem Schreibtisch und stelle das Sitzungsprotokoll fertig, da kommt Frau Mögenstein in mein Büro. Sie lächelt mich freundlich an: "Hallo, Herr Meier, wie geht es Ihnen, sind Sie gut hergekommen, oder hatten sie zuviel Verkehr ..." Und so weiter. Wir plaudern eine Weile, bis sie warm geworden ist und zur Sache kommt. Ich fühle mich wie ein junger Hund, der sein Gegenüber schwanzwedelnd begrüßt, aber manchmal doch lieber den Schwanz einziehen würde.

Frau Mögenstein hat kein besonderes Anliegen, sie befördert nur den neuesten Klatsch durch die Büros. "Die Frau Silbergern wird sich gewiss nicht mehr lange halten können. Der Alte hat sie doch gestern gründlich zusammengefaltet, weil sie schon wieder einen Auftrag von Toberg und Sohn vermasselt hat."
"Ach tatsächlich?" Ich schaue Frau Mögenstein interessiert und leicht erstaunt an.
"Ja, haben Sie auch gehört, dass sie demnächst versetzt wird und Akten sortieren darf? Da kann sie wenigstens keine schwerwiegenden Fehler mehr machen." Ich nicke zustimmend und werfe dann ein: "Ich denke, in unserer Firma kann jeder seine Fähigkeiten voll einbringen."
Frau Mögenstein stockt einen Augenblick, aber dann widerspricht sie doch: "Wenn das wenigstens so wäre. Ich versauere auf meiner Stelle. Dabei bitte ich seit drei Jahren darum, in die Buchhaltung versetzt zu werden, damit ich endlich mal meine Talente zeigen kann." Das Telefon klingelt, ich wende mich mit einer Entschuldigung ab, und Frau Mögenstein verlässt das Büro, um ihre Mission fortzuführen.

Mittags sitze ich mit dem Alten in der Kantine. Manchmal habe ich den Eindruck, emphatisch begabt zu sein. Manche Nadelblicke der Damenwelt pieksen schmerzhaft, und ihre stummen Gedanken hallen durch meinen Kopf: 'Wieso beschäftigt der Alte einen Mann als Sekretär. Was kann der schon, was wir nicht können. Er ist ja ganz nett, aber sonst. Ist er eigentlich verheiratet? Oder ist der Alte schwul?'

Wie jeden Mittag verspeisen wir das frisch zubereitete Essen mit Genuß und tauschen uns über das Fernsehprogramm und die neuesten Kinofilme aus. Während die anderen Mitarbeiter wieder an ihre Arbeit gehen, hole ich noch zwei Kaffee, der Alte lehnt sich zurück, sieht mich an und fragt: "Wie sieht's aus?"

Seit ich in der Firma tätig bin, beschäftige ich mich mit dieser kleinen Spielerei. Jetzt erzähle ich dem Alten das Resultat meines heutigen Spieles: Ich habe alles, was mir Frau Mögenstein und Frau Krautt und Frau Wermter und alle anderen Damen im Laufe des Vormittags brühwarm auf den Tisch gepackt haben, ein wenig aufbereitet. Erst einmal in kleine Häppchen zerteilt und systematisch geordnet, dann wieder nach Themen und Betroffenen sortiert, überprüft und bewertet: "Die Beförderung von Frau Silbergern ist noch nicht bekannt geworden, nur ihre Versetzung. Frau Mögenstein lehnt es weiterhin ab, an einem Buchhaltungskurs teilzunehmen; ich denke, sie fühlt sich in ihrer jetzigen Position sehr wohl. Frau Krautt ist sich auch dieses Jahr sicher, dass Du ihren Geburtstag vergessen hast. Den Blumenstrauß für sie habe ich für 14 Uhr bestellt. Um 15.30 kommt Frau Güldner und möchte über ein ernstes Problem reden. Aber vorher solltest Du bei Frau Wermter vorbeischauen. Ihre Tochter erwartet Zwillinge und es muss wohl ein Kaiserschnitt gemacht werden. Sie ist sehr nervös und ich denke, Du solltest ihr ein paar Tage frei geben."
Der Alte nickt: "Werde ich machen. Und was soll ich Frau Güldner sagen?"
"Hör ihr zu, stimm ihr zu, und dann berichtest Du ihr, dass Du eine Ausschreibung zur Verschönerung der Sanitärräume bereits in Auftrag gegeben hast. Der liegt übrigens an dritter Stelle in der Unterschriftenmappe. Um 15:45 werde ich Dich an Deinen wichtigen Termin außer Haus erinnern."

Als ich auf dem Rückweg in das Sekretariat bin, hält mich Fräulein Wanschel auf. "Frau Mögenstein meint, Sie wären ein sturer Bock", kichert sie. "Ach ja und woran hat sie das erkannt", grinse ich sie an. Sie kommt mir noch ein wenig näher, was mich aber nicht stört. Ich bin seit fünf Jahren glücklich verheiratet, was allerdings kaum jemand in der Firma weiß, und gut gefüllte Sommerkleidchen beeindrucken mich wirklich nicht. Aber auch das wissen die Damen nicht, und so holt Fräulein Wanschel tief Luft, um mir den neusten Klatsch zu offenbaren: "Sie wollte doch von Ihnen erfahren, was der Alte nun mit der Silbergern besprochen hat, aber Sie haben ja mal wieder nichts verstanden und waren stumm und verschlossen wie eine Auster."

"Das tut mir leid, da habe ich Frau Mögenstein wohl missverstanden. Aber es gibt ja auch Angelegenheiten, über die ich nicht reden darf. Sie möchten doch auch nicht, dass Ihre kleinen Geheimnisse breitgetreten werden. Aber Sie brauchen nur ein wenig zu warten, heute Nachmittag wird Frau Silbergern gewiss einiges zu erzählen haben. Also einen schönen Nachmittag wünsche ich Ihnen." Ich lächele sie an, aber sie verzieht ihr Gesicht und scheint sich gar nicht zu freuen. Dann startet sie einen Frontalangriff:
"Es ist gar nicht gut, wenn Sie immer so alleine in Ihrem Büro sitzen. Wollen wir nicht nach der Arbeit zusammen Kaffee trinken gehen?"
Warum erinnern mich ihre Augen bloß an einen Spaniel? Ich mag diese Situationen gar nicht und reagiere sehr deutlich: "Ich fahre nach der Arbeit nach Hause, um mit meiner Ehefrau zu Abend zu essen."
Jetzt beginnen ihre Gesichtszüge langsam zu entgleisen und ich füge vorsorglich hinzu: "Ich trage zwar keinen Ehering, aber den Namen meiner Frau."
Fräulein Wanschel verzieht sich ohne ein weiteres Wort auf die Damentoilette.

Die meisten Angestellten unserer Firma sind Frauen. Die jüngeren versuchen, mit mir anzubandeln, sie scheinen meine Ehefrau für eine Schutzbehauptung zu halten. Die älteren bedauern mich, dass ich diesen undankbaren und schlecht bezahlten Job ausübe, aber sie alle vertrauen mir und so darf ich mir alle wichtigen Begebenheiten anhören. Ich habe für alle ein offenes Ohr, bin freundlich und hilfsbereit, weil mir das liegt und unser Betriebsklima ist wirklich gut. Das Interesse des Alten an dem Wohlergehen seiner Angestellten und an ihren persönlichen Sorgen und Freuden wird häufig gelobt. Natürlich bleiben kleine Eifersüchteleien und Zänkereien nicht aus, aber wenn ich an meine Vorgängerinnen denke: Entweder waren sie zickig oder sie meinten, sich den Alten angeln zu können. Gewiss, er trägt wie ich keinen Ehering, aber er ist seit dreißig Jahren glücklich verheiratet. Das weiß ich genau. Und wir beide kommen auch gut miteinander aus, denn wir kennen uns schon seit vielen Jahren.
Wir haben neben der Alltagsarbeit einige Ideen entwickelt. Zum nächsten Betriebsausflug wollen wir die Lebensabschnittspartner einladen. Dann werden wir ein Kinderfest veranstalten. Es ist vielleicht ein Traum, aber warum sollte eine Firma nicht wie eine große Familie sein. So hoffe ich, Frau Mögenstein kann ihre Prüfungsangst überwinden und die angebotene Fortbildung zur Buchhalterin beginnen. Und wenn Fräulein Wantschel in mir den brüderlichen Freund sieht und nicht den potentiellen Lebensgefährten, dann können wir wohl auch verkünden, dass der Alte mein Vater ist.

 

Ich verstehe ...

Hi Jobär,

na, da hat der Alte sich ja die Kameras und Micros gespart. :D
Frauen sind nun mal Geschwätzig (nicht alle). Ich verstehe das auch nicht ;)
Doch keine schlechte Idee, den eigenen Sohn (unerkannt) als Sekretär einzuführen und ihn als "Judas" fungieren zu lassen.

Irgendwann wird er die Führung übernehmen und nur noch mit schlechtem Gewissen beladene "Schleimer" um sich haben.

Wenn ich deine KG so lese, bin ich froh, meine eigene Herrin zu sein. :shy:

Aber, hat mir gefallen, dein Ausflug ins Büroalltagsleben.

ganz lieben Gruß, coleratio

 

Hallo coleratio!

Irgendwann wird er die Führung übernehmen
So isses - aber die Firma war ihm zu klein und da dachte er sich, er schlüpft jetzt ganz in die Frauenrolle und geht in die Politik. Leider ist ihm die Sache irgendwie völlig mißlungen.

Genug der Träumerei. Vielleicht ist der Kleine ja wirklich ein Judas, der wie sein Vorgänger vor 2000 Jahren davon träumt, ein Himmelreich auf Erden oder wenigstens in seiner Firma zu errichten.

Freut mich jedenfalls, dass dir der 'Büroalltag' gefallen hat.

Liebe Grüsse

Jo

 

Hallo Jobär!

Herrlich, der Ausflug zu Tipse & Konsorten!
Die Geschichte kommt zu einem unvorhersehbaren Ende, das finde ich sehr gut. Ich habe nicht gleich geahnt, worauf Du hinaus willst - super erzählt!

Etwas Kleines ist mir allerdings aufgefallen:
"Ich habe für alle ein offenes Ohr, bin freundlich und hilfsbereit, weil mir das liegt und unser Betriebsklima ist wirklich gut. "
Der letzte Teil des Satzes ab "...,weil mir liegt das..." bis zum Ende holpert sehr in dem Textfluss. Vielleicht könntest Du ihn ein wenig harmonisieren?

Ansonsten super Text!

Liebe Grüße!
Andrea

 

Hallo Andrea!

Danke für Deine Kritik! Dieser Holpersatz hat mir auch nicht gefallen und ich habe ihn jetzt hoffentlich entholpert.

Lieben Gruss

Jo

 

Hallo jobär!

Netter Text, der mir mit seiner leichten Bissigkeit gut gefällt. Spektakulär sit er freilich nicht, aber ein gut aufbereitetes Stück Alltag. :) Vor allem die Dialoge sind Dir mE gut gelungen, sie wirken lebendig.
Die arme Frauenwelt. ;)

Sie möchten doch auch nicht, das ihre kleinen Geheimnisse breitgetreten werden. Aber sie brauchen nur ein wenig zu warten, heute nachmittag wird Frau Silbergern gewiss einiges zu erzählen haben. Also einen schönen Nachmittag wünsche ich Ihnen." Ich lächele sie noch einmal an und verziehe mich.
Sie möchten doch auch nicht, dass ... schau außerdem mal, ob die Anrede lieber groß oder klein schreiben möchtest, Du mischt das. ;)

liebe Grüße
Anne

 

Hallo jobär,

nett erzählt, aber stilistisch noch nicht ganz ausgereift, ich geh's dir mal durch:

Ich verstehe die Frauen nicht.
Den Eindruck hatte ich zwar nicht... :D

Und so weiter, nach einigen Minuten Begrüßungsfloskeln kommt sie zur Sache.
liest sich etwas lieblos, vielleicht fällt dir da noch etwas besseres ein.

wieder einen Auftrag von Toberg und Sohn vermasselt hat."
Nach dieser Stelle waren mir das schon zu viele Namen :confused: - zumindest den Firmennamen könnte man kürzen, das war mir etwas zu viel für die wenigen Sätzen. Immerhin konnte man sich den Namen des Prots leicht merken *g*

üldner sagen?"

"Hör

Ein einfacher Absatz würde hier genügen.

Als ich auf dem Rückweg in das Sekretariat bin
schöner wäre: Auf dem Weg zurück zu meinem Büro o.ä.

"Ach ja, und woran hat sie das erkannt",

Sie möchten doch auch nicht, dass Ihre kleinen Geheimnisse breitgetreten werden

Aber auch das wissen die Damen nicht und so holt Fräulein Wanschel tief Luft
Sie will ihn doch gar nicht anmachen, oder doch? Und zum tratschen brauchts ja kein sexy Outfit.

Und wir beide kommen auch gut miteinander aus, obwohl wir uns schon seit meiner Geburt kennen.
Obwohl? Ist der Prot so ein schlechter Mensch?

Den Grundgedanken fand ich echt nett, hätte sicher auch für eine längere Geschichte gereicht... so ist das ganze leider etwas unspektakulär geraten: Nichtsdestotrotz lässt es sich gut lesen (auch wenn du stilistisch noch arbeiten könntest) und einen Text mit einem Lächeln zu beenden, ist ja auch etwas.

Happy Birthday!
Anea.

 

hello jobär,

Frauen soll man nicht verstehen, man soll sie lieben! ;-) Gelungen das überraschende Ende!

Dies würde ich ändern 'um ihre Mission weiter fortzuführen', es geht wohl auch ohne das 'weiter'.

Viele Grüsse vom gox

 

Ich habe mir mal eine kleine Ruhepause gegönnt und kaum bin ich wieder da, werde ich geradezu überschüttet mit Antworten. Vielen Dank euch für das Lesen und Kritisieren und für die Zustimmung.

@ Maus: Ich bin die Anreden noch einmal durchgegangen. Ich hoffe, jetzt ist es einheitlich.

@ Anea: Die Fehler habe ich korrigiert und hier und da ein wenig nachgebessert. Ich habe gganz bewußt eine kurze Geschichte geschrieben. Dann ist sie zwar unspektakulär, aber manches bleibt auch offen. So sage ich eben auch nicht explizit. ob die Damen flirten oder tratschen wollen. Vielleicht fällt es dem Prot ja schwer, zu unterscheiden (siehe Überschrift).

@ gox: Mann soll die Frauen lieben. Vielleicht tut der Prot das ja, wenn er versucht, ihre Wünsche und Anliegen zu erfahren und zu erfüllen.

Liebe Grüsse

Jo

 

Jou, Jo, das liest sich so viel besser. Gut!
War die Auflösung wirklich als Pointe gemeint? Mir war das schon früher klar, aber vielleicht bin ich auch einfach nur sehr intelligent :D

 

Hallo Anea!

Ich mag Geschichten, in denen aufmerksame Lesende schon vor dem Ende erkennen, worauf es hinsteuert. Ich habe schon Geschichten geschrieben, in denene bisher niemand (der Kritiker) die Pointe bemerkt hat, aber meistens bekomme ich den Bofgen hin, dass einige überrascht sind und andere sich freuen, weil sie die Pointe vorher gewusst haben. Und das freut mich dann besonders.

Lieben Gruss

Jo

 

Hallo jobär!

Eigentlich sollte das ja eine Geburtstagskritik werden :Pfeif:, aber auch, wenn ich damit etwas spät komme, wünsch ich Dir noch alles Gute fürs neue Lebensjahr! :)

Die Geschichte gefällt mir zwar, aber noch nicht gut genug. ;-) Irgendwie fehlt ihr noch etwas. Oder Du spielst auf zu viele Dinge gleichzeitig an, ohne eines richtig zum Faden zu machen. Also, ich würde vielleicht viel mehr in die Richtung gehen, daß die Damen sich alle bei ihm einschmeicheln wollen, oder er das zumindest glaubt. Du spielst zwar ein kleines bisschen drauf an, aber nur so nebenbei, und zu viel mit anderem vermischt.


jobär schrieb:
Ich mag Geschichten, in denen aufmerksame Lesende schon vor dem Ende erkennen, worauf es hinsteuert. Ich habe schon Geschichten geschrieben, in denene bisher niemand (der Kritiker) die Pointe bemerkt hat, aber meistens bekomme ich den Bogen hin, dass einige überrascht sind und andere sich freuen, weil sie die Pointe vorher gewusst haben.
Du nimmst also gern aufmerksamen Lesern die Pointe? :shy: ;)
Das wäre leicht zu umgehen, wenn der Sohn einen anderen Namen angeheiratet hätte – was Du zum Beispiel in Zusammenhang mit dem nichtvorhandenen Ehering bringen könntest: »Ich trage keinen Ehering, dafür den Namen meiner Frau.«
Was mir aber auch nicht klar wird, ist der Grund, warum die Vater-Sohn-Beziehung eigentlich geheim ist – normal ist das ja irgendwie nicht unbedingt so.

Detailanmerkungen:

»"Hallo, Herr Meier, wie geht es Ihnen ..." Nach einigen freundlichen Begrüßungsworten kommt sie zu ihrem Anliegen.«
– Vielleicht fällt Dir da noch ein halbwegs witziger Dialog ein? Sowas wie »Auch schon da«, oder »Viel Verkehr gehabt?« Irgendwie sieht es nämlich so aus, als hätte es Dich nicht gefreut, die Begrüßungsworte auszuführen, und das soll es ja gewiß nicht. ;-)

»Ich weiß nicht, wieso ich bei diesen Gesprächseinleitungen immer an Hunde denken muss, die einander auf der Straße begegnen. Ich bemühe mich, offen und freundlich zu sein, aber manchmal würde ich lieber den Schwanz einziehen und Deckung suchen.«
– Vorschlag: Ich fühle mich schon wieder wie ein Hund, der einen anderen schwanzwedelnd begrüßt, bemühe mich, offen und freundlich zu sein. Aber eigentlich würde ich den Schwanz lieber einziehen und Deckung suchen.

»Frau Mögenstein hat in dieser Morgenstunde noch kein besonderes Anliegen, sondern transportiert nur den neuesten Klatsch durch die Büros.«
– würde den Morgenstunde-Teil streichen (die Tageszeit wissen wir schon) und zum Beispiel so umformulieren: Frau Mögenstein transportiert wie immer den neuesten Klatsch durch die Büros.

»"Sie haben doch gewiss mitbekommen, dass Frau Silbergern gestern zum Alten kommen musste. Der hat sie gründlich zusammengefaltet, weil sie schon wieder einen Auftrag vermasselt hat."«
– Würde sie ihm das wirklich so erzählen, wo er es doch eigentlich mitkommen mußte, wenn er im Vorzimmer des Chefs sitzt? Würde sie ihm nicht eher – vielleicht indirekte – Fragen stellen? Sodaß man merkt, daß sie gern mehr erfahren würde? Oder zum Beispiel bei »Ja, und jetzt wird sie sich nicht mehr halten können…«: »Jetzt wird sie sich ja sicher nicht mehr lang halten können, nicht…«
Ein bisschen könntest Du auch mit Augenaufschlägen oder Schlafzimmerblick arbeiten…;)

"Es ist doch gut, wenn jeder so eingesetzt wird, dass er sich voll einbringen kann."
Das ist ja richtig böse…:thumbsup:

»Frau Mögenstein muss einen Augenblick überlegen, aber dann widerspricht sie doch:«
– würde den hinteren Teilsatz weglassen; auch könnte es nicht schaden, wenn Du manche Stellen mehr beschreibst, wie sieht sie zum Beispiel aus, während sie überlegt, wie ändern sich die Gesichtszüge oder die Körpersprache, wenn sie dann widerspricht?

»Die Nadelblicke der Damenwelt piksen schmerzhaft und ihre stummen Gedanken hallen durch meinen Kopf: 'Wieso beschäftigt der Alte einen Sekretär und dazu noch so einen unfähigen Typen. Er ist ja ganz nett, aber sonst. Oder ist der Alte schwul?'«
– pieksen
– Das finde ich irgendwie weniger passend, daß er sich selbst als unfähigen Typen bezeichnet bzw. annimmt, die anderen würden so über ihn denken. Passender fände ich es, wenn er zum Beispiel annehmen würde, daß sich alle an ihn heranmachen wollen, er die Blicke also eher als Bewunderung sieht.
Auch die Frage, ob der Alte schwul sei, finde ich an dieser Stelle etwas weit hergeholt. Anders wäre es vielleicht, wenn Du es nicht nur so in einem Gedanken erwähnst, sondern den Leser von Anfang an rätseln ließest, ob die beiden Männer schwul sind.

»Jetzt erzähle ich dem Alten das Resultat meines heutigen Spiel: Ich habe alles, was mir Frau Mögenstein und Frau Krautt und Frau Wermter und alle anderen Damen im Laufe des Vormittags brühwarm auf den Tisch gepackt haben, ein wenig aufbereitet.«
– meines heutigen Spiel(e)s
– Das finde ich gut, denn damit outet er sich, selbst auch nichts anderes zu tun, als die Frauen, die er nicht versteht; und ich sehe das als Teil Deiner Pointe, der aber noch etwas mehr Biss bekommen könnte.

»Auf dem Rückweg in mein Sekretariat treffe ich Fräulein Wanschel. Sie möchte ein wenig mit mir plaudern: "Frau Mögenstein meint, Sie wären ein sturer Bock", kichert sie. "Ach ja und woran hat sie das erkannt", grinse ich sie an.«
– Bei den direkten Reden mach bitte immer einen Zeilenwechsel, wenn der Sprecher wechselt, oft ist das im ersten Moment verwirrend, da man denkt, der erste spricht noch weiter, und erst danach draufkommt, daß bereits der zweite Sprecher das Wort ergriffen hat.

»es gibt nur wenige Männer in unserer Firma,«
»Die meisten Angestellten unserer Firma sind Frauen«
– zweimal dieselbe Aussage

»und sie halten mich für einen etwas trotteligen Sekretär, der es so gerade schafft, Briefe zu öffnen, das Telefon zu bedienen und dem Alten ein wenig zur Hand zu gehen.«
– Es ist doch gut, wenn jeder so eingesetzt wird, dass er sich voll einbringen kann. :lol:


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Susi!

Ich sage erst einmal nur Danke für Deinen Gruss und Deine ausführliche Kritik. Ich bin zur Zeit beruflich sehr eingespannt und ich denke, ich benötige ein ruhigere Zeit, um mich ausführlich mit Deinen Vorschlägen zu befassen.

Liebe Grüße

Jo

 

Hallo jobär,

wer versteht schon die Frauen...Eine nette Alltagsgeschichte, welche das Innenleben eines Büros beleuchtet. Ich hätte mir noch gewünscht, dass du die Eifersüchteleien untereinander ein wenig mehr zeigst. Ich kenn das noch zu gut aus meiner Bürozeit und weiß, wie derb das zuweilen zugehen kann. Nur den Titel deiner Geschichte kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Geht es denn hier wirklich so sehr um das Missverständnis gegenüber den Frauen?

So. Hab da noch was Textkram für dich:


Und so weiter. wir plaudern eine Weile
- Wir

"Ja, habe Sie auch gehört, dass
- haben

Manche Nadelblicke der Damenwelt piksen schmerzhaft
- pieksen (glaub ich...)

Wie jeden Mittag essen wir das frisch zubereitete Essen mit Genuß und tauschen
- Genuss

"Sie wollte doch von ihnen erfahren
- Ihnen

da habe ich Frau Mögenstein wohl mißverstanden
- missverstanden

Sie möchten doch auch nicht, das ihre kleinen Geheimnisse breitgetreten
- Ihre

heute nachmittag wird Frau Silbergern gewiss
- Nachmittag

Und vielleicht werden wir schon auf der Weihnachtsfeier verkünden, daß der Alte mein Vater ist.
- dass

Einen lieben Gruß...
morti

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo jobär,

die Idee, dass der Sohn des Inhabers inkognito als guter Engel des Betriebs agiert, finde ich ganz nett.
Der Umsetzung fehlt meiner Ansicht nach ein wenig die Pointierung.
Es gibt zwar eine Pointe am Ende (halt die, dass er der Sohn ist), aber bis dahin zieht das ganze doch eher spannungs und witzlos an mir vorbei.
Ausnahme: dass die Mädels denken, der Alte müsse schwul sein, weil er keine weibliche Sekretärin hat; das fand ich amüsant.


Hier ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

sind Sie gut hergekommen oder hatten sie zuviel Verkehr

Komma vor das "oder", "sie" groß.


Und so weiter. wir plaudern

"Wir" groß

"Ja, habe Sie auch gehört

da fehlt ein n.

Ich versauere in meiner Stelle

Bin mir nicht ganz sicher, aber das "in" klingt hier irgendwie komisch.

ich wende mich entschuldigend ab

Ich gehöre nicht dieser Glaubensrichtung an, die die Verwendung jeglicher Adverben verbietet. Aber dieses hier klingt in meinen Ohren wirklich unschön.


und Frau Mögenstein verlässt das Büro, um ihre Mission weiter fortzuführen

vor das "und" ein Komma.
"weiter fortzuführen" klingt unbeholfen. Sie macht weiter, oder sie führt fort.


Manche Nadelblicke der Damenwelt piksen schmerzhaft und ihre stummen Gedanken hallen durch meinen Kopf

pieksen mit ie, Komma vors "und".


Wie jeden Mittag essen wir das frisch zubereitete Essen

"Wir essen das Essen" klingt nicht gut. Vielleicht hier "Mahlzeit" verwenden.


fragt mich wie jeden Mittag

"wie jeden Mittag" kam bereits im Satz zuvor. Ist nicht wirklich schlimm, ist mir nur aufgefallen.


und dann berichtest Du ihr

Komma vors "und"


und gut gefüllte Sommerkleidchen beeindrucken mich wirklich nicht

Komma vors "und". Immer wenn ein vollständiger Satz folgt, kommt ein Komma davor. Falls es noch weitere fehlende Kommas gibt, werde ich sie nicht explizit erwähnen, denn mit der Regel bekommst du es auch ohne meine Hinweise hin.


von ihnen erfahren

"Ihnen"


, wollen wir nicht nach der Arbeit zusammen Kaffee trinken gehen."

Fragezeichen statt Punkt.
Warum ist das eigentlich noch an den Satz davor drangeklatscht? Das machst du sehr oft: da wo andere einen Punkt setzen würden ein Komma, und dann geht der Satz weiter, obwohl es ja eigentlich ein neuer ist, kann man so machen, ist nicht verboten, mich aber stört das ein wenig beim Lesen, muss ich zugeben, weil du es gar so oft machst.


Gemeinsam wollen wir das Betriebsklima verbessern.

Ich denke das ist bereits wirklich gut (so steht es zumindest drei Sätze weiter oben)?


Viele Grüße
Tom


P.S. Sehe, dass Morti auch schon viele der Fehler aufgelistet hat. Habe eben zuerst die Geschichte gelesen und dann die Kommentare, und bin nun zu faul, um zu checken, welche genau von Morti schon genannt wurden.

 

Hallo morti und Tom!

Da bin ich ja ganz überrascht, dass ihr diese schon ein wenig ältere Geschichte ausfindig gemacht habt. Ich habe versucht, die Fehler zu verbessern. Zu einer ibhaltlichen Überarbeitung (Und-Schachteln) fehlt mir momentan die Zeit.
Aber vielen Dank für Eure Kritiken.

Liebe Grüße

Jo

 

Hallo Jobär,

ich will ja nicht nur Kindergeschichten von dir lesen...

Deine Geschichte ist richtig schön zu lesen, erinnert mich an die anekdotischen Geschichten von A. Hacke. Für eine ‚richtige’ Kurzgeschichte, die man nicht nur mal so beim Arzt im Wartezimmer liest oder im Radio beim Hausputz hört, fehlt dem Text eine klarere Entscheidung, ob nun Satire, Humor oder sonst etwas angesagt ist. Der Schluss ist zwar eine Überraschung, doch dies wirft rückblickend kaum neues Licht auf das geschilderte Geschehen.

Zitat:

„Frau Mögenstein lehnt es weiterhin ab, an einem Buchhaltungskurs teilzunehmen“

- Hier dachte ich, dies sei der wirkliche Gag der Geschichte, wenn der Sekretär die Inhalte des Klatschs zu seinem Vorteil verdreht wiedergibt (die Frau sagte doch, sie wolle in die Buchhaltung).

Die Geschichte hat sicher noch viel Potenzial, Klatsch, Intrige usw. kann viel über menschliche Interaktion aussagen.

L G,

tschüß... Woltochinon

 

Hallo Woltochinon!

Danke für Deine Kritik. Ich will jetzt nicht allzuviel ändern, aber ich habe den Schluß ein wenig ausgeweitet. Ob die Geschichte dadurch besser wird?

LG

Jo

 

Hallo Jobär,

"Und wenn Fräulein Wantschel in mir den brüderlichen Freund sieht und nicht den potentiellen Lebensgefährten, dann können wir wohl auch verkünden, dass der Alte mein Vater ist."

Oder man verkündet, dass der Alte der Vater ist, damit man nicht mehr als potentieller Lebensgefährte gesehen wird.

Die Neufassung des Schlusses erscheint mir versöhnlicher, aber ich muss das aus der Erinnerung heraus beurteilen.

L G,

tschüß... Woltochinon

 

Hallo jobär,

"Hallo, Herr Meier, wie geht es Ihnen, sind Sie gut hergekommen, oder hatten sie zuviel Verkehr ..." Und so weiter. Wir plaudern eine Weile, bis sie warm geworden ist und zur Sache kommt. Ich fühle mich wie ein junger Hund, der sein Gegenüber schwanzwedelnd begrüßt, aber manchmal doch lieber den Schwanz einziehen würde.
Dieser erste Absatz lenkt mich erst in eine völlig falsche Richtung, da ich in ihn viele Sexsymbolik interpretierte :Pfeif:

Mittags sitze ich mit dem Alten in der Kantine. [...]Dann hole ich zwei Kaffee, der Alte lehnt sich zurück, sieht mich an und fragt mich: "Wie sieht's aus?"

Seit ich in der Firma tätig bin, beschäftige ich mich mit dieser kleinen Spielerei. Jetzt erzähle ich dem Alten das Resultat meines heutigen Spieles:

In der Kantine??? Frauen haben solche sensiblen Ohren; ich denke, dass der Prot gut beraten wäre, das in dem Büro des Alten zum Besten zu geben und nicht in einem öffentlichen Raum.
Ich bin seit fünf Jahren glücklich verheiratet, was allerdings kaum jemand in der Firma weiß,
Durch die Spionage ist eine gute Mitarbeiterführung gewährleistet - aber zu einem guten Klima gehören auch halbprivate Angelegenheiten wie Feste, Jubiläen, Firmenneuheiten- und da ist der Junior innerhalb von fünf Jahren nie mit Frau aufgetaucht? Das kommt mir etwas spanisch vor.

Unabhängig von der Tatsache, dass es eine Vater-Sohn-Beziehung ist, die schon einmal sehr fragwürdig erscheint (wie kann es sein, dass ein Unternehmen so von den Familienmitgliedern des Chefs ferngehalten wird, so dass keiner den Sohn kennt?) finde ich die Idee mit dem Sekretär super. Die Damen haben keine Konkurrenz im klassischen Sinne und so wird der soziale Austausch ein anderer.
Das hätte mir als Plot schon gereicht, dass er der Sohn ist, finde ich nicht zwingend nötig für die Geschichte. Ich habe sie gerne gelesen.

Lieber Gruß
bernadette

 

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