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Ich will Hähnchen!

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12.03.2006
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Ich will Hähnchen!

Donnerstag, 17. 02.2006

Liebes Tagebuch!

Eigentlich wollte ich heute von einem ganz normalen Abnehm-Tag berichten, vom Essen und Nicht-Essen, von Kalorien und Wiege-Waagen, vom Walken und Füße hoch legen….
Aber nein!

Ich muss jetzt mal meinen MEGAFRUST ablassen!

War DAS ein Tag heute!
Alles ist schief gegangen und mittags hätte ich einen Brüller nach dem anderen loslassen können.
Natürlich waren die letzten Tage stressig.
Die alten Leutchen, nach denen ich sehe, waren quengelig und anstrengend.
Die Bude vom Ältesten in katastrophalem Zustand.
Mein Jüngster hatte schon wieder keinen Sprudel geholt, habe meine Brille im Park verloren, der Staubsauger ist im Eimer…..
…..und heute morgen – hab ich natürlich verschlafen.

Musste auch noch zu meiner Mutter, um ihr die Wohnung zu putzen.
War ich vielleicht gereizt!
Der Kaffe, den ich trinken „musste“, war eher ein Herzschrittmacher.
Und natürlich hatte sie wieder nur Vollmilch da. Viel zu viele Kalorien!
Hocherfreut hat sie mir auch noch ihre neue Musikanten - Kassette vorgespielt: „Tiroler Jausen-Musi…“–
Jo mei, - da hilft nur noch tief durchatmen.

Mein einziges Highlight heute war die Aussicht auf Grillhähnchen, die ich uns zu Mittag mitbringen sollte.
Ein ganzes „halbes Hähnchen“ für mich allein! Hatte ich ewig nicht mehr gegessen. Und allein der Gedanke an dieses knusprige, würzig-saftige Fleisch – göttlich!
Das hatte ich mir echt verdient!
Fuhr einen extra Umweg, hatte die Thermotüten vom Aldi mit, Anweisungen zum Aufstellen der Friteuse gegeben - nur für meinen Sohn natürlich – und den Tisch bereits frühmorgens eingedeckt.


*

Der Speichelfluss setzt schon vor dem Supermarkt ein. Bevor ich den Hähnchenstand sehen kann, kann ich ihn riechen.
Den hätte ich mit verbundenen Augen gefunden. Würziger Fleischduft wabert durch den Supermarkt und führt mich schnurstracks zum Stand.
„Drei halbe Hähnchen, bitte“ sabbere ich.

Doch da sagt die Verkäuferin mit eiskaltem Lächeln: “ Ach, dat tut mir aber jetz Leid! Hähnschen hammer nit mie!“

Waaas? Keine Hähnchen? Aber…

Bestimmt hat sie mein kalkweißes Gesicht gesehen.
Trotzdem setzt sie bösartig noch einen drauf.
„Dreiviertel Stündschen, dann jiddet widder Neue.“

Stell dir das mal vor, liebes Tagebuch, dein Magen hängt dir in den Kniekehlen und das Einzige, was dich seit Tagen noch am Leben hält, ist die Aussicht auf ein zartes, saftiges, fleischiges, würziges, heißes Grillhähnchen.

Nein, ich wolle keinen Fleischkäse, nein, auch keine Frikadellen.

ICH WILL HÄHNCHEN!

Jetzt weiß ich wie sich Verzweiflung gepaart mit Ohnmacht anfühlt.
Ziellos renne ich durch den Supermarkt, rufe meinen Sohn vom Handy aus an.
Ist auch keine Hilfe, er will sich dann eben ein paar Tortellinis kochen.
Und Papa?
Insgeheim hoffe ich, dass er - gutherzig wie er ist - zu einem anderen Hähnchenstand fährt.
Papa sei gerade zum Joggen los.
Völlig frustriert fahre ich also mit meinem Rad Richtung Heimat und gehe in Gedanken die Stadtteile durch, in denen sich vielleicht Hähnchenbuden finden lassen.
Die, die mir einfallen, sind zu weit weg.

In einer Seitenstraße schießt plötzlich ein PKW aus einer Parklücke auf die Straße und rasiert mir fast die Schuhkappen ab.

Endlich habe ich mein Ventil gefunden.

Ich bleibe mitten auf der Straße stehen und schimpfe wie ein Rohrspatz.
Der alte Fahrer und seine Begleitung hatten weder geguckt noch geblinkt.
Sie sehen mich betroffen durch die Windschutzscheibe an.
Nein, Hähnchen haben sie auch nicht.
Erschöpft lasse ich die Herrschaften ziehen und fahre mit Frusttränen in den Augen weiter!
Jetzt will ich wenigstens noch versuchen meine Hautsalbe in der Apotheke zu bekommen.
Aber ich klappere sieben Apotheken auf dem Heimweg ab, werde nirgendwo fündig.
Bestell ich sie eben bei uns auf der Ecke.
Ich komme um 13:05 an.
Mittagspause.

Ich brauche ein neues Ventil!!

Biege in unsere Straße ein und hoffe, dass mich niemand fragt, wie’s bei meiner Mutter war und was wir uns jetzt zu Essen machen.
Als ich nach Hause komme, ist mein Mann gerade vom Laufen zurück.
„Na, mein Schatz, wie war’s bei deiner Mutter? – Ach, gab’s keine Hähnchen? Und was machen wir uns jetzt zu essen?“

Die folgenden Minuten schreibe ich besser nicht auf.

Nachdem ich mir ein wenig Luft gemacht habe, stelle ich plötzlich fest, dass ich ganz allein in der Diele stehe und alle Türen geschlossen sind.
Ich ziehe mir meine Joggingsachen an, hole meine Walkingstöcke und verabschiede mich für 1 ½ Std in den Park.
Gegessen habe ich nichts.
Ich hab ja auch meinen Stolz.

So, liebes Tagebuch, jetzt geht’s mir wieder besser.
Morgen ist Markt bei uns um die Ecke und rate mal, was da immer steht.
Klar, - ein Hähnchenstand mit vielen, vielen Brathähnchen.

Bis die Tage…

 

Hallo findus,

ich muss sagen, deine Geschichte hat mir nicht so richtig gefallen. Wobei ich dir jetzt nicht einmal genau sagen kann woran es liegt. Sprachlich ist sie sauber, sprich ich habe keine Grammatikfehler entdecken können. Vielleicht, nur so ein Gefühl was mir beim Lesen das eine oder andere Mal kam, die Geschichte liest sich für mich nicht nach Tagebucheinträgen. Sicherlich schreibt jede/r sein Tagebuch anders, aber dieser Text "kam eben nicht so rüber".

Gruß
Lemmi

 

Hallo findus,
die Geschichte war zwar nicht zum totlachen, aber schmunzeln musste ich schon. Du hättest den Dialog zwischen der Hähnchenverrückten und ihren Mann besser aufschreiben sollen, da wären sicher noch ein paar gute Gags gekommen.
Das mit dem Herzschrittmacher fand ich gut, also alles in allem fand ich die Geschichte in Ordnung.

mfg
pina colada

 

Stimmt, den Dialog hätte ich auch gerne gelesen. Deine Hauptperson strotzt ja geradezu vor Zynismus und schlechter Laune, dann einen Ausbruch ihrer Gefühle zu erleben hätte mir gefallen. Sonst fand ich die Geschichte auch ganz nett und unterhaltsam.
Ich muss aber auch Lemmi zustimmen, für mich hört sich das weniger nach Tagebucheintrag an. Schildert man alles so genau und für andere verständlich, wenn man nur Tagebuch schreibt? Ich fände, deine Hauptperson hätte die Geschichte auch so erzählen können, ohne den Rahmen eines Tagebuchs.
Trotz allem, recht gelungene KG.
MFG Steeerie

 

Hallo!
Danke für Eure Kommentare und die Kritik!
Stimmt, die Geschichte kommt als "Tagebucheintrag" gar nicht so rüber.
Das liegt vielleicht daran, dass ich vor einiger Zeit eine ganze Reihe solcher TB-Einträge gemacht habe. Diese waren schon ein bisschen anders gehalten.
Als ich diesen hier herausgenommen habe, hätte ich ihn als KG besser abändern müssen.
Ich denke, dass ich die KG bei Gelegenheit umschreibe und auch den Ehemann mit einbeziehen werde.
Viele Grüße, Findus

 

Hallo Findus,

eine schnell erzählte, unterhaltsame Geschichte für Zwischendurch. Keine großen Knaller, ab trotzdem amüsant. Kann man gut auf den eigenen Alltag beziehen, wenn wieder mal alles nicht so läuft, wie gewünscht.


„Endlich habe ich mein Ventil gefunden.“

Wie wahr - wie oft ist man vielleicht Ventil für etwas, von dem man keine Ahnung hat.

L G,

tschüß Woltochinon

 

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