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Ihre letzten Stunden

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21.03.2006
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Ihre letzten Stunden

Wie in Trance stand er da, den starren Blick eisern aus dem Fenster gerichtet.
In seiner rechten Hand hielt er eine langsam verglimmende Zigarette, deren Asche lautlos zu Boden fiel. Der letzte Zug war gerade vorbeigefahren. Es dämmerte schon leicht, nur noch ein paar Sonnenstrahlen erkämpften sich mühsam den Weg in das Hotelzimmer und ließen George in einem schimmernd weißen Licht erscheinen. Sein Gesicht wirkte blass und seine rauen Züge waren nun deutlich zu erkennen. Seine Frau Eve saß in einem einfachen schwarzen Ledersessel, ganz in ihr Buch vertieft. Sie ahnte nichts von der grausamen Nachricht, die George heute Mittag von seinem Arzt erfahren hatte. „Sie werden diese Nacht höchstwahrscheinlich nicht mehr überleben“, das war das letzte was George noch wahrgenommen hatte. Er konnte es nicht glauben, konnte es einfach nicht fassen. Sollte denn wirklich alles vorbei sein? Nie zuvor hatte er so ein Gefühl erlebt. Es war grausam, es war das schrecklichste, was er je gefühlt hatte. Er wünschte sich er würde jetzt in seinem Bett liegen, aufwachen und feststellen, dass alles nur ein Traum gewesen ist. Doch es war die bittere Realität. Seine größte Sorge war nicht, dass er sterben würde. Nein, es war der Gedanke daran, dass er seine Eve, seine über alles geliebte Eve einfach so im Stich lassen würde. Mit diesem Gedanken konnte er sich einfach nicht abfinden. Doch er musste es ihr sagen, denn es war ihr letzter gemeinsamer Abend, ihre letzte gemeinsame Nacht.
„Eve, Schatz, ich muss mit dir reden“, sagte er mit leiser rauer Stimme. „Kann das denn nicht noch warten, ich bin grade mitten im Lesen.“ „Nein, ich…ich muss jetzt mit dir reden. Schatz, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, aber ich muss“, leise fing er an zu schluchzen, „Ich liebe dich, das musst du wissen! Aber es werden unsere letzten gemeinsamen Stunden sein heute und ich möchte nicht, dass wir sie so vergeuden. Ich möchte bei dir sein, die ganze Zeit, ich möchte dich noch einmal küssen, ich möchte dich umarmen…“ „Wovon redest du denn?“, unterbrach sie ihn, „ Ich verstehe nicht was du meinst Schatz! Wieso denn unsere letzten gemeinsamen Stunden?“ „Ich war heute Mittag bei keinem Geschäftsessen, ich war beim Arzt“, er stockte kurz, sein Atem wurde immer schwerer, es fiel ihm schwer überhaupt noch zu reden, „ Die Werte sind da. Und ich…ich werde dich so vermissen!“ Ein langes Schweigen breitete sich im Zimmer aus, wie ein dunkler Schleier. Niemand sagte auch nur ein Wort, beide waren nicht fähig zu sprechen. Nach endlosen Minuten des Schweigens stand Eve auf. Schweren Schrittes bewegte sie sich auf ihren Mann zu, der immer noch schweigend da stand. „George, sag, dass das nicht wahr ist, bitte! Sag mir doch, dass das alles nicht wahr ist!“ „Doch!“ Mehr brachte er nicht hervor. Verzweifelt fing Eve an leicht gegen Georges Brust zu schlagen. Die heißen Tränen rannen nun, wie ein reißender Fluss über Eves Gesicht. Er schloss sie fest in seine Arme und es schien, als würde er sie niemals mehr loslassen. Ewigkeiten verweilten sie noch so und nahmen ihre Umwelt gar nicht mehr wahr. Was jetzt noch zählte waren er und sie und niemand sonst auf dieser doch so unwichtig erscheinenden Welt. Beide hatten inzwischen aufgehört zu weinen und legten sich jetzt ins Bett. Arm in Arm lagen sie da und nach Stunden der Stille flüsterte Eve leise: „Wir schlafen einfach nicht ein. Hörst du, du darfst nur nicht einschlafen, dann wird alles wieder gut!“ Doch alles blieb still, George antwortete nicht. Tränen stiegen Eve in ihre sonst so leuchtend blauen Augen, Tränen der Trauer, Tränen der Verzweiflung.
Nun war es geschehen, es war vorbei!

 

Hallo relaxing moments und herzlich willkommen!

Deine erste Geschichte hier reißt mich leider nicht vom Stuhl. Das liegt an mehrern Sachen: zum einen: was soll das sein, was George hat? Dem Leser zeigst Du keine Anzeichen, dass er krank wäre, er kann rauchen, er kann sprechen, stehen ... Du sprichst von Werten, was für Werte? Ich kenne keine Krankheit, die so reagiert, dass man - von einem Tag auf die nächste Nacht einem - offensichtlich nach außen hin gesunden - Menschen den Tod vorhersagen kann? Mir ist klar, dass Du hierauf den Fokus nicht legen wolltest, aber es ist eine Unstimmigkeit, die mir die ganze Geschichte unglaubwürdig erscheinen lässt und mich daran hindert, einzutauchen.
Ein weiterer Punkt ist, dass George und Eve in meinen Augen zu schwach charakterisiert sind. Ich weiß nichts von ihnen, sie sind Fremde - mit Fremden mitzufühlen ist schwerer als mit Charakteren, in denen man sich wiedererkennen kann, die man interessant findet.
Zum dritten: Die beiden sind verheiratet, aber ihre Sprache, ihr auftreten ist für mich nicht das eines erwachsenen Menschen.

„Wir schlafen einfach nicht ein. Hörst du, du darfst nur nicht einschlafen, dann wird alles wieder gut!“
ist ein so kindlicher Gedanke, er passt nicht, mE. Auch: wenn beiden wussten, er geht zum Arzt, wegen der Werte - haben sie nie über die Ernstheit geredet? Kommt es überraschend oder hatten sie die Möglichkeit in Betracht gezogen?
Es tut mir leid, aber tortz der vielen traurigen Worte in Deiner Geschichte haben mich die Gefühle nicht erreicht.
Handwerklich ganz ordentlich, auch formal habe ich keine Schnitzer gefunden. Inhaltlich könnte die Geschichte, diese Situation auch interessant sein. In meinen Augen könntest Du sie eben noch üebrarbeiten udn somit eindringlicher machen. :)

Eine Frage noch: warum hast Du die Geschichte in der Rubrik Jugend gepostet? Die Charaktere sind erwachsen ...

liebe Grüße
Anne

 

Naja @Maus. Also die Frage, ob so etwas möglich ist stellt man sich in einem medizinischen Bericht, nicht aber in einer Kurzgeschichte.
Was mir besonders aufgefallen ist, sind die vielen Klischee-Sätze, die man in unzähligen Liebesfilmen/romanen liest/sieht.
Deine Geschichte soll viele Gefühle hervorbringen, das war zumindest deine Absicht. Ich bin kein Fan von solchen Geschichten.
Sei allerdings vorsichtig, welche Floskeln du verwendest. Wenn er den Blick eisern aus dem Fenster richtet, dann bedeutet das: Er hat keine Gefühle im Moment.
Ich glaube das "Ich werde dich so vermissen" kann er sich sparen, wenn er tot ist.
Insgesamt finde ich die Geschichte recht gut, du solltest nur die richtigen Floskeln aneinanderbringen, keine Falschen einbauen.

 

hallo @Dziki,

Also die Frage, ob so etwas möglich ist stellt man sich in einem medizinischen Bericht, nicht aber in einer Kurzgeschichte.
da möchte ich wiedersprechen. Wenn etwas für mich nicht stimmig, nicht realistisch ist, dann darf ich da nachfragen. Ich bin ein Verfechter von Recherche. Wenn ich etwas erzähle, muss ich dem Leser deutlich machen, dass es so passiert sein könnte. Und das Gefühl habe ich als Leser hier eben nicht.

 
Zuletzt bearbeitet:

Tach relaxing moments,

Sie ahnte nichts von der grausamen Nachricht,
"grausam" find ich unpassend. Wie wär es mit: entsetzlichen, traurigen oder man schreibt einfach gar kein Adjektiv.

„Sie werden diese Nacht höchstwahrscheinlich nicht mehr überleben“,
Soviel ich weiß, benutzen Ärzte bei solchen Todesnachrichten nie die Möglichkeitsform oder solche Wörter wie "höchstwahrscheinlich"

Er wünschte sich er würde jetzt
wünschte sich, er

Doch es war die bittere Realität.
"die" streichen

Warum steht der Text in Jugend und nicht in Alltag? ich denke, da wäre eine Verschiebung mehr als angebracht. Und @dziki: Also ein wenig Plausibiltät darf man ja wohl erwarten. Ich dachte erst, das wäre alles eine satire oder sonst irgendwie nicht ernst gemeint. Also da muß man Anne defintitv recht geben. So, in dieser wohl ernstgenommenen Form ist das Unsinn. Recht hast du aber mit den Klischees. Besonders bei diesem Satz hier mußte ich doch sehr schmunzeln:

„Wir schlafen einfach nicht ein. Hörst du, du darfst nur nicht einschlafen, dann wird alles wieder gut!“
so naiv ist das. Und diese Naivität zieht sich durch die ganze Geschichte, weswegen die von Anne angesproche Traurigkeit, die wohl vorrangige Intention der Geschichte war, überhaupt nicht aufkommen konnte.
Ich denke mal, ohne jetzt gemein sein zu wollen, dass du, relaxing moments dich in der Themenauswahl ziemlich verschätzt hast, was dein Können angeht. Die Dialoge wirken so extrem gekünstelt, versuch doch beim nächsten Mal mehr in deinem Metier zu schreiben.

Eike

 

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