Sanfte Grüße bk 
Ja hab´s gelesen und obwohl mich derzeit der Hafer sticht, möchte ich mir einen kurzen Augenblick gönnen.
Ich sehe den Bus als weiterwandernde Ewigkeit (das SEIN) und die Frau als kurzzeitige Reisende darin. Ein Kind wird erwachsen und verläßt sie. Die Frau verläßt die das SEIN.
Ich finde sehr viele Parallelen, die gut gezeichnet sind, allerdings sehe ich auch Gefahren. Und damit Du einschätzen kannst, ob es hierbei auch für andere gefährlich werden könnte, möchte ich Dich dran teilhaben lassen und es nicht für mich behalten:
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, daß, sobald der Leser erkannt hat, daß es sich hier um ein metaphorisches Abbild (mmh ich laß mal die Doppelung) der Welt handelt, beginnt er Parallelen zu suchen. Also: Aha dies ist also die Mutter und das die Tochter, die Bücher sind das Wissen, die Weisheiten und der Streit die Pubertät, wo sich das Kind langsam abspaltet und letztendlich die Trennung.
Und dann wird er auf Dinge treffen, die nicht so reinpassen und sich erst fragen, was die zu bedeuten haben und wenn er´s nicht rausbekommt, zu sich sagen: Na vielleicht haben sie gar nix zu bedeuten, wenn sie nicht offensichtlich genug sind und das könnte ihn ein bissl enttäuschen.
z.B.
Es ist spät abends, lange nach Sonnenuntergang. Draußen regnet es in Strömen, aber im Bus ist es trocken. Die Leuchtröhren unter der Decke tauchen alles in ein unwirkliches, weißes Licht.
Warum Sonnenuntergang? Was wird hier versteckt? Das Ende der Welt? Der Abend der Ewigkeit? Romantik? Warum lange danach? Sind die guten Zeiten vorbei?
Warum Regnen? Warum dieses kitschige, die Einsamkeit in einem Bus vergrößernde Element (weil geringe Wahrscheinlichkeit, daß jemand zusteigt) des Regens? Die Trauer des Universums oder bloß Stimmung? Und wenn der Verdacht "Bloß Stimmung", dann schon ein bissl Ernüchterung, denn man könnte ja was finden, was Stimmung und Gleichnis ist.
Das "Weiße Licht" als Göttliches Licht? Oder "nur", damit es im Bus hell ist.
Der Prot ist der einzige Fahrgast, das ist legititm, der Beobachter ist einzeln, aber nicht einsam.
Die geräumigen Doppelreihen für vier, sind das die Symbole für die Familien und ist sie damit eine alleinerziehende Frau?
Der Rucksack mit dem Bild ist ein sehr schönes Bild. Für mich verdeutlicht es die ganzen Erfahrungen, die die Eltern ihren Kindern mitgeben möchten. Tja und darum vermisse ich auch etwas, nämlich die Auseinandersetzung der jüngeren Generation mit der Älteren, weil die jüngere ihre Erfahrungen selber machen will. In diesem Falle weißt sie also Bücher zurück, malt in ihnen herum, ohne sie anzuschauen. Reißt Seiten heraus usw.
Gerade diese Interaktion zwischen Eltern und Kindern, was ein sehr spannender und betrachtenswerter Prozess ist und was eher selten dargestellt wird, der fehlt mir hier ein bissl. Man sieht den Streit und ja, der Streit ist Symbol für die größer werdende Kluft, aber mir fehlt hier ein bissl der Autor, der interpretierende Autor, der hier seine Meinung mit hineinwebt.
Das Kind steigt aus und ist fort.
Auch das ist natürlich ein trauriges Bild aber eher selten. Eher fährt es wohl erst mit dem Fahrrad, später mit dem Freund und dem Auto nebenher und winkt etc. und dann das andere Auto oder besser, sie steigt mit jemandem, den sie draußen trifft in den Bus und fährt eine Weile in Sichtweite und biegt dann ab .
Was macht die Frau, was machen alte Menschen. Sie packt die Bücher in den Rucksack? Nein, sie holt sie nochmal raus, sie durchblättert und erinnert sich, sie lacht und seufzt und weint. Sie erinnert sich doch.
Einige Erfahrungen hat sie mitgeben können, andere nicht. Das ist einerseits traurig, anderseits schön, denn das Kind wird irgendwann in der gleichen Lage sein.
Dann kommt ein Abschnitt, mit dem ich wieder nicht viel anfangen kann:
Und draußen, auf der anderen Seite des Glases, zieht die Landschaft vorbei. Dunkle Straßenzüge, nur erhellt von einigen Straßenleuchten, finstere Wälder, alles gleichsam benetzt vom Regen.
Was ist das für ein Bild, was sollen diese vielen Sachen bedeuten. Ich vermute nichts, sondern nur die Sachen, die man in einem richtigen Bus sieht und das finde ich traurig und habe das Gefühl, da hast Du Dir nicht so viel Mühe gegeben.
Nun der Bus hält, die Frau wankt nach draußen. Was ist mit dem Wissen, mit ihren Büchern? Bleibt etwas zurück im Bus oder nimmt sie alles mit? Bleibt ein Abdruck auf dem Sitz? Läßt sie ein Buch liegen? Dieser Abgang ist mir zu schnell. Natürlich gehen die meisten Menschen still und unbeachtet von der Welt ab, aber warum gerade diese, die stellvertretend für alle mit diesem Bus fährt. Kann sie nicht vielleicht doch ein Bild irgendwo anheften, den Fahrschein verlieren, irgendwas, was zeigt, daß sie da war?
Tja und der Busfahrer, der hier hilft ist natürlich ne harte Nuss? Wie kann der Lenker, der den Bus, diesen so wichtigen Bus, indem Milliarden fahren, wie kann er helfen? Wofür steht diese Hilfe auf ihrem letzten Weg? Drückt er ihr noch einmal die Schulter zum Abschied?
Also die Funktion ist mir schleierhaft.
Ebenso der letzte Absatz, wo wieder so ein natürliches Bild entsteht Dunkelheit + Regen, was melancholisches. Warum?
Gut jetzt sind wir zusammen durch den Text und Du wirst sagen:" Huch, da hat er aber herumgedeutet, meine Herren. Wer interpretiert verliert. Oder teilweise vielleicht oha, das habe ich so nicht angelegt."
Naja und dann wäre meine Frage, wie hast Du es denn angelegt. Hast Du es überhaupt angelegt, ist jedes Wort dort, wo Du es mit bedacht hingesetzt hast? Wenn ja, dann habe ich es zu wenig gelesen oder mir fehlt der Zugang. Wenn nicht, dann ist es schade, denn dieser Text verdient es. Ich finde die Idee sehr spannend und ich möchte hier eine ganzheitliche Sicht des Autors auf das Leben. Was ist wichtig, was hängt wie zusammen? Und nicht nur zufällige Überschneidungen, die sich dann wieder verlieren.
Ja ich glaube, das macht bestimmt Arbeit.
Zuerst nur wenige Worte, später ganze Sätze. Aus dem Rucksack, den die Mutter dabei hat, nimmt sie einige Bücher. Zunächst ein Bilderbuch mit wenigen Worten, bald verlangt sie nach mehr...
Eine Doppelung, die bei der Kürzung nicht sein muß. Ich glaube, es ist nützlich, sich wirklich erst zu überlegen: Was will ich erzählen? und dann Wie setze ich es in der mir zur Verfügenden Welt um.
Das Sprechenlernen evtl. durch Zeigen im Bus und später auch die Dinge, die außerhalb zu sehen sind.
Bei den Büchern, die für mich das Wissen darstellen, sollte aus meiner Sicht sowieso mehr Platz eingeräumt werden, die ganze Sache genauer beschrieben werden.
Dabei brauchst Du auch gar nicht zu werten -> anspruchsvollere Lektüre
Impliziert für mich, daß es ihr zu leicht ist, daß sie es zu schnell erfaßt.
Aber ist es nicht auch so, daß wir bestimmte Dinge, die Älteren wichtig sind, gar nicht mehr wissen wollen? Das wir uns mit anderen Dingen eher befassen, Dingen, die wir selber entdecken müssen, weil sie uns unsere Eltern vielleicht gar nicht mitgeben können?
Somit liest sie einige Bücher bis zur Hälfte und schlägt sie zu. Andere gehen ihr nicht weit genug. Einige werden von der Mutter immer wieder empfohlen, aber die Tochter weißt sie zurück ... naja Du könntest da bestimmt noch viel interessantere Vergleiche und Bilder finden.
Fazit:
Derzeit ist es eine kleine Geschichte, die für mich von einigem erzählt, was der Autor unter Leben versteht. Darum denke ich, daß es die ganze Geschichte sein muß. Sie sollte uns da einführen und möglichst früh vorbereiten (also aufmerksame Leser könnten schon am Anfang erkennen, daß es Parallelen zwischen dem Bus und dem Sein gibt. D.h. Du solltest schon bei der Einleitung darauf hinarbeiten, wohin Du willst und was Du willst. Und wenn Du mit bestimmten Dingen nix willst, dann laß sie einfach raus.
Eine Klammer gibt es dadurch, daß der Prot am anfang alleine ist und am Ende auch, da braucht eigentlich die Situation da draußen nicht auch so vorbelastet sein (es sei denn, es gibt einen Grund!)
Und vielleicht könnte es auch eher anfangen. Vielleicht mit einer jungen Frau, die gerade aus einem anderen Bus ausgestiegen ist und mit einem Mann reinkommt und eben noch jemandem in dem anderen Bus winkt. Der Mann kann dabei sein und wieder aussteigen, ein Schaffner kann ihn holen, er kann aber auch gar nicht auftauchen, um nicht zu viele Probleme, wie Scheidung, Trennung, Alleinerziehende Mütter reinzubringen. Ich finde dieses überschneiden mit anderen Busen und die Rekursivität nicht schlecht.
Na gut. Das also dies zu meinen Gedanken zu diesem kleinen Stück Philosophie. Möglicherweise will ich zu viel und das war nie Deine Absicht und möglicherweise ist es genau auch das, was für den Film ausreicht.
Aus meiner Sicht könnte es mehr sein und ich hoffe, Du kannst in etwa nachvollziehen, warum.
viele Grüße
mac