Nach Klärung einiger Missverständnisse möchte ich nochmal versuchen, auf einige Kritikpunkte einzugehen, die bisher zu diesem Text aufgeworfen wurden.
Es handelt sich keineswegs um einen realen Traum von mir, auch wenn die Geschichte irgendwo das Thema "Träumen" anschneidet.
Das für mich faszinierende an der Geschichte ist, dass man eben nicht weiß, ob der Protagonist träumt oder wacht, oder in welchem Zustand er sich sonst befindet. Das macht m.E. das "Seltsame" an der Geschichte aus. Er wechselt ständig zwischen zwei Zuständen hin und her: Dem Treiben im Fluss und dem Blick in sein Schlafzimmer. Keines davon kann tatsächlich ein Traum sein. Er kann nicht träumen, dass er im Fluss treibt, sonst würde er aus diesem Traum erwachen und die Geschichte würde mit "...schweißgebadet wachte ich auf" oder ähnlich enden. Er kann jedoch auch nicht tatsächlich im Fluss treiben und dabei halluzinieren, dass er sich zuhause im Bett sieht, sonst wüsste er ja, wie er dorthin gekommen ist und würde nicht überrascht feststellen, dass er in einem Fluss treibt und keine Luft bekommt.
Die Geschichte beginnt, als wäre er in dem Fluss gerade geboren worden, als gäbe es kein vorher und nachher. Dennoch scheint es das zu geben, denn er sieht sein "anderes Ich" in seinem Schlafzimmer. Sie endet in einer ähnlichen Stimmung: "Dunkelheit umgab mich." Das könnte bedeuten, er sei im Fluss ertrunken. Dann müsste Situation 1 (das Treiben im Fluss) jedoch der Realität entsprochen haben. Es könnte auch sein, dass er aus dem Flusstraum erwacht ist, dann hätte die Situation 2 der Realität entsprochen. Keine der beiden Alternativen sind jedoch ohne Widersprüche.
Es ist gerade dieses Fragmentarische der Geschichte, was mir hier vorgeworfen wurde, welches für mich den größten Reiz ausmacht, da es mich zum Nachdenken und Interpretieren anregt, ohne dabei in Beliebigkeit auszuarten. Die Erzählung bietet dabei den Rahmen, in dem sich das Denken bewegt und erinnert vielleicht am ehesten an ein Rätsel, dessen Lösung man sucht. Diese Geschichte will keine Antworten geben oder eine merkwürdige Situation kunstvoll enträtseln, sondern Fragen aufwerfen und die Phantasie anregen.
Was z.B. dabei auffällt ist, dass die Situation 1, obwohl sie wesentlich detaillierter beschrieben ist als Situation 2, sehr eintönig und handlungsarm ist, während Situation 2 verschiedene Szenen aneinanderreiht, die untereinander keinen direkten Zusammenhang zu haben scheinen. Das wirkt auf mich, als ob die beiden Situationen sich zu einer Aussage ergänzen wollen, die weder durch 1, noch durch 2 völlig ausgedrückt werden kann. Dabei ist der Titel "Im Fluss" einerseits eine Beschreibung der Situation 1, andererseits auch eine Metapher für die Erzählung selbst, die stets zwischen zwei Situationen hin- und her- und dabei auch eigentümlich weiterfließt, ohne von einem Anfang an ein Ende zu kommen, alles ist also tatsächlich noch "im Fluss".
Diese Überlegungen habe ich mir wohlgemerkt nicht gemacht, als ich die Geschichte aufgeschrieben habe, sondern erst im Nachhinein. Beim Schreiben selbst überlasse ich mich völlig meinen Ideen, ohne sie zu hinterfragen. Es ist auch nicht so, dass ich mir vorgenommen hatte, eine Geschichte über jemanden zu schreiben, der im Fluss treibt und sich dabei selbst in seinem Schlafzimmer sieht, sondern diese Bilder und Szenen sind mir eingefallen, so wie sie sind und ich habe sie danach auch nicht mehr "Nachbearbeitet", da ich damit stets nur schlechte Erfahrungen gemacht habe. Allerdings denke ich, wenn mir eine Geschichte ohne mein Zutun einfällt, gewissermaßen aus eigener Kraft an die Oberfläche dringt, dass es sich dabei um etwas Wichtiges handeln muss; etwas, das vielleicht nicht nur mich, sondern auch andere etwas angeht. Daher habe ich sie (und andere) hier vorgestellt, in ihrer ganzen nackten, fragmentarischen Rätselhaftigkeit.