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Im Irgendwo

Seniors
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23.01.2007
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Im Irgendwo

»Machs gut, Liebes!«
Mutter umarmte mich und roch nach Roma von Laura Biagiotti. Das hatte sie aus Italien mitgebracht, gemeinsam mit Silvio.
»Wenn etwas ist, rufst du an, okay?«
Ich nickte. Klar, Mama. Hab dich auch lieb.
Silvio reichte mir die Hand, ganz förmlich, und ich fragte mich, ob alle Italiener auch an trüben Tagen Sonnenbrillen trugen.
»Und du willst das wirklich machen, Janine?«
Ich mochte nicht, wie Silvio meinen Namen betonte. Seine Art, das letzte, leise »E« wie ein lautes »Ä« zu sprechen. Vielleicht mussten Italiener hinter jedes Wort einen kleinen Tusch kleben.
»Nein, ich geh nur rein und renne dann gleich wieder raus und heule«, sagte ich und es sollte wohl spöttisch klingen. Silvio lachte sogar, nur Mama nicht.
Sie wollte auch unbedingt noch mit rein, ins Krankenhaus, und meine Tasche tragen. Dabei war es gar kein richtiges Krankenhaus. »Psychosomatische Klinik« stand über der Tür. Das ist das, was Leute in Anzügen zur Klapse sagen. Leute wie Silvio. Mama sagte nur Krankenhaus und das erinnerte mich immer an das, was ich war: Krank. War ich krank? Ich weiß es nicht. Aber meine Mutter wusste es. Dachte sie. Und es sei an der Zeit, mich um die Sache zu kümmern, so nannte sie es. Die Sache war, wenn ich wieder irgendwo war.
Sie vermied es, die Dinge beim Namen zu nennen. Und über Vater redete sie nicht. Glaube, sie war nie ehrlich zu mir. Darum erzählte ich auch nie etwas von mir und wie es mir ging. Früher war ich deswegen wütend auf sie. Vielleicht bin ich jetzt auch noch wütend.
Vielleicht hatte ich auch nur Angst, dass meine Probleme etwas mit meinem Vater zu tun hatten.
Irgendwo, das war, wenn alles sich wie Watte anfühlte. Wenn mein Körper aufstand, zum Kühlschrank ging und sich was zu essen holte, es aß und dann auf der Toilette verschwand, ohne dass ich dabei war. Bestenfalls sah ich zu. Als wäre ich im Kino und mein Leben die Vorstellung. Ja, das nannte ich das Irgendwo.
Natürlich trug ich meine Sachen selber die Stufen hinauf in die Klinik.
Am Empfang mussten wir warten. Mit der Tasche in der Hand fühlte ich mich wie im Schullandheim. Ich sah mich um und überlegte, wie es wohl sein mochte, hier sechs Wochen zu verbringen. Die ganzen Sommerferien. Es sei eh Zufall, sagte Mama, dass sie diesen Platz freigehabt hatten für mich.
Zufall? Ich wusste, dass der Zufall Silvio hieß, und dass er eine große Brieftasche hatte. Außerdem wollten die zwei Segeln gehen, drei Wochen, auf seiner Yacht.
Wer braucht da eine Tochter.
Irgendwann kam eine Schwester und sah mich an als wäre ich ein Insekt. Ich mochte sie nicht, das wusste ich gleich. Die Zähne erinnerten mich an einen Drachen. Einen Drachen mit Goldkronen.
»Hallo Frau Mertens. Ich bin Schwester Annegret und zeige Ihnen Ihr Zimmer. Die Formalitäten erledigen wir später. Bitte folgen Sie mir.«
Ja, ich freute mich auch, hier sein zu können. Aber immerhin bekam ich ein Lächeln hin, dann umarmte mich Mama und wünschte mir alles Gute, sie langte sich sogar theaterreif in den Augenwinkel.
Die Gänge waren lang, kahl und es roch nach Gummi und Desinfektionsmitteln. An manche Stellen hatten sie Pflanzen gestellt, aber die wirkten vertrocknet, das grün künstlich. Wie aufgemalt.
Nach Mama drehte ich mich nicht um.
Vor einer Tür, die genauso aussah wie die anderen tausend Türen, blieben wir stehen.
»Da wären wir.«
Ich seufzte und sammelte mich. Ich wusste, wenn ich dort hinein ginge, dann würde sie sich hinter mir schließen und ich wäre gefangen. Das war, glaube ich, der Moment, in dem mir bewusst wurde, dass ich wirklich dabei war, es zu tun. Mich darum zu kümmern. Um die Sache. Ums Irgendwo.
Offensichtlich zögerte ich der Schwester zu lange und sie trat an mir vorbei, klopfte an und öffnete ohne auf eine Antwort zu warten.
Ich war nicht alleine im Zimmer.
Aber was hatte ich auch erwartet.
Auf dem Fensterbrett saß ein Mädchen, etwa in meinem Alter und vom Typ es-reicht-wenn-ich-mich-morgen-wasche, und musterte mich alarmiert. Ganz offensichtlich hatte man ihr nicht gesagt, dass sie Gesellschaft bekommen würde.
»Ich bin sicher, ihr werdet euch verstehen«, sagte Annegret. »Frau Mertens, um elf haben Sie einen Termin. Sie wissen, wohin Sie müssen?«
Ich nickte. Natürlich wusste ich es nicht. Ich wollte nur, dass sie ging.
»Dann einen angenehmen Vormittag. Frau Gorgova wird ihnen alles erklären.«
Die Türe schloss sich hinter mir. Es wurde still. Ich war gefangen, wusste nicht, was ich tun sollte. Trotzdem legte ich all mein Selbstbewusstsein in meinen Blick und sah zu meiner Zimmergenossin rüber. Sie war achtzehn, vielleicht, eher jünger, und sie hatte schöne Augen. Große, dunkle Augen, wie Slawinnen sie haben.
»Wie heißt du?«, fragte sie.
»Janine.«
»Neu hier?«
»Klar.«
»Sag Marza zu mir, machen alle so.«
»Okay.«
Marza hatte das Bett am Fenster. An ihrer Wand hingen Poster irgendwelcher Britpop-Stars. Zumindest sahen sie so aus: Krause, ungekämmte Haare und schreiende Münder.
Ich stand nicht auf Britpop.
Auf dem Nachttisch lagen Stofftiere, auch im Bett lag ein rosa Hase und ein kleiner Igel. Das passte so überhaupt nicht zu den abgewetzten, schwarzen Lederstiefeln vor dem Bett.
Meine Zimmerhälfte war kahl, das Bett frisch bezogen und weiß.
Ich setzte mich auf die Bettkante und sank tief ein.
»Warum bist'n hier?«, fragte Marza.
»Verschiedenes.«
Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.
»Hör mal zu, Kleine. Wir haben hier keine Geheimnisse. Geht nicht anders. Die Wände haben Ohren. Jede weiß alles über jede. Und auch wenn Du es mir nicht sagst, spätestens morgen weiß ich es doch. Aber natürlich ist es besser, man sagt es selbst. Das steigert das Ansehen und so.«
»Ach«, sagte ich.
»Ach«, wiederholte sie und sah aus dem Fenster.
»Und wenn ich auf das Ansehen pfeife?«
So kühn war ich eigentlich nicht. Aber ich wollte mich auch nicht gleich unterordnen.
»Das kannst Du Dir hier nicht leisten. Süße, Du bist zwar in der Klapse, aber auch hier gibt's Regeln, an die man sich halten muss.«
Ja, und du bist genau diejenige, die sie mir beibringen möchte, genau.
Trotzdem wusste ich, dass sie wahrscheinlich Recht hatte.
Irgendwann würde sie es ohnehin erfahren.
Nur konnte ich ihr nicht vom Irgendwo erzählen. Glaubte, sie hätte es nicht verstanden.
»Hab Ängste, manchmal.« Das musste reichen.
Marza musterte mich einen Augenblick, dann sprang sie elegant vom Fensterbrett und schlenderte zu mir rüber. Ich war überrascht, als sie mir ihre Hand anbot. Verwundert ergriff ich sie.
»Verstehe, Janine. Alles klar. So eine bist du, weiß schon Bescheid.« Sie lächelte und wusste offenbar mehr als ich. »Auf dieser Station haben wir nur solche wie uns. Hätte schon gedacht, die schicken mir so ne Schizo von drüben, wäre ja nicht auszuhalten. Rauchst du?«
Ich war vollkommen perplex.
»Klar«, log ich.
Marza kletterte zurück auf die Fensterbank. Ich setzte mich zu ihr, dabei bemerkte die Narben an den Unterarmen und sah schnell weg.
»Es stört niemanden, wenn wir rauchen. Das heißt, wenn sie's nicht merken.«
Sie grinste mich verschwörerisch an und gab mir eine Zigarette und Feuer.
»Ängste«, begann sie, »damit darfst Du sicher zum Panther. Der große Graue mit der Brille. Du hast ihn schon gesehen, denk ich. Er macht auch die Aufnahme, also die Beurteilung von Neuen.«
»Dr. Parlozki meinst Du? Der mit dem Trenchcoat?«
»Ja.«
»Wie ist der so?«
»Der ist okay, ja. Wirklich okay. Hat mir mal das Leben gerettet. Wenn ich gut drauf bin, erzähl ich's dir. Macht aber fertig, glaub ich. Musst sagen, wenn du so was nicht verträgst.«
»Du bist schon lang hier, oder?«
»Ne. Eher immer mal wieder. Manchmal komm ich freiwillig, manchmal überreden sie mich. Wenn du drüber reden willst, also über dich und so – ich hab immer'n offenes Ohr. Falls nicht grade diese Dinger drinstecken.« Sie wedelte mit ihren Kopfhörern. »Dann brauch ich meine Ruhe, echt, da kann mich die ganze Welt mal. Denk dir nichts. Aber wenn ich sie runter hab, dann red mit mir.«
Ich nickte erneut und kam mir klein vor, fehl am Platz. Alles war fremd. Die dicken Mauern machten mir Angst. Ich fühlte mich eingesperrt, bewacht von einem Drachen in Schwesterngestalt. Überhaupt war das Zimmer zu eng, zu überladen, die Schränke zu massiv, und die Luft zu stickig. Vor mir sah ich Marza und mein Herz schlug schneller. Seelenruhig drehte sie sich die nächste Zigarette. Ganz langsam. Sah sie mich an? Hatte sie was gesagt?
»Ich ... muss kurz«, brachte ich hervor. Marza sah mich an und nickte.
»Klo is' vor dem Zimmer, auf 'm Gang rechts, sind nur 'n paar Meter. Brauchst du Hilfe?«
Ich schüttelte den Kopf und rannte.
Auf dem Weg fummelte ich ein Döschen aus der Jacke, mit zitternden Fingern öffnete ich es, schloss die Toilettentür hinter mir. Ich nahm eine kleine, weiße Tablette in den Mund, die sich sofort auflöste. Einige Minuten wartete ich, dann schluckte ich gleich noch eine.
Allmählich ging's mir besser, die Enge in der Brust verschwand. Alles fühlte sich wärmer an.
Ich ging nicht gleich zurück ins Zimmer, wollte Marza jetzt nicht sehen. Also schlenderte ich eine Weile umher, bog ab, fand einen Innenhof, der nach Müll stank, setzte mich für ein paar Minuten und ging zurück zum Zimmer. Ich klopfte.
Stille.
Als ich eintrat, war Marza nicht da. Seufzend setzte ich mich aufs Bett und schloss die Augen. Im Stillen beneidete ich meine Mitbewohnerin um ihren MP3 Player. Nicht mal einen Fernseher gab es hier.
Es klopfte. Marza kam herein. Sie sah aus, als hätte sie geweint.
»Alles in Ordnung?«
»Klar, passt schon. Alles in Ordnung. Wird schon wieder.«
Sie drückte sich in ihr Kissen und ich hörte leises Schluchzen. Eine ganze Weile lang war das das einzige Geräusch im Raum.
»Draußen war mein Erzeuger. Scheiße. Eigentlich wollte meine Mutter mich besuchen. Wegen ihm bin ich hier. Wegen dem, was er getan hat. Und jetzt tut er, als wäre nichts. Ich hasse ihn.«
Ich blickte sie verwirrt an, unschlüssig, ob ich zu ihr gehen sollte, oder lieber nicht.
»Entschuldige«, sagte Marza und wischte sich die Tränen weg, das Make-Up hinterließ einen dunklen Schatten auf ihren Wangen.
»Ist schon okay.«
Ich lächelte, und sie lächelte zurück. Mein Herz schlug schneller. Sie musterte mich von oben bis unten, legte den Kopf schräg.
»Sag mal – magst du drüber reden, wie es bei dir war?«
»Bei mir?«
»Ja, ja – bei dir. Aber, du musst nicht. Lass dir Zeit. Zeit haben wir hier genug.«
»Also nicht, dass du denkst, ich wäre ...«
Meine Stimme klang fremd in meinen Ohren.
»So ein Quatsch, Janine«, unterbrach sie mich, »du bist hier, das sagt alles. Und dann auch noch Panther. Janine, du hast noch was vor dir. Hey ...«
Mit einem Mal wurde ihr Ausdruck sanfter, sie kam zu mir und umarmte mich. Sie roch süß und warm, aber ich konnte das nicht ertragen. Ich drückte sie weg, wollte nichts hören und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand.
»Tut mir leid, Janine«, sagte Marza wieder traurig. »Es tut mir leid. Ich hätte nichts sagen sollen.«
»Aber das kann nicht sein, Marza. Hörst du? Es kann nicht sein!«
Sie blickte mich einige Momente traurig an, dann atmete sie tief durch.
»Erinnerst du dich an deinen ersten Schultag? An deine Geburtstage? Wie hast du gefeiert, als Kind? Erstkommunion, Familienfeiern? Deine Schultüte? Hattest du eine? Freunde – warst du mal eingeladen? Wo haben sie gewohnt?«
Ich wurde bleich, suchte krampfhaft nach Erinnerungen, nach Hinweisen, nach Halt. Meine Schultüte, sie war sicher weiß ... oder rot?
»Es ist ein Schutz, weißt du? Man will eben nicht mehr daran denken. An die Zeit und an die Sachen, die passiert sind.«
Nicht mehr daran denken. Wenn man im Irgendwo ist, muss man nicht mehr daran denken.
Ich merkte, wie ich zu Boden sank, fühlte nur das Loch immer größer werden, in das ich zu fallen drohte.
»Janine. Da gibt's etwas, was du über Panther wissen solltest. Er nimmt nur solche auf, bei denen … etwas passiert ist. Solche wie mich.«
Ihre Augen wirkten hart wie Glasmurmeln und ich fühlte, wie ich bei den folgenden Worten ins Irgendwo flüchtete: »Und wie dich.«
Als ich wieder zu mir kam, ein paar Stunden später, als also die Zeit weiterging, an die ich mich erinnern kann, da lag ich in einem anderen Zimmer.
Marza habe ich nie wieder gesehen.
Es hieß nur, sie wurde verlegt.

 

Das ist "Janine" von mir, aber komplett neu geschrieben. Die alte kann damit ins Archiv, bitte.

Danke, Manuela, für deinen Kommentar! Er hat zu dieser Version hier geführt.

 

Hey yours,

wow, dass es zu einer Neuauflage kommt, damit hätte ich nicht gerechnet ;).

Ich kann "die Neue" nicht lesen, ohne "die Alte" dabei im Hinterkopf zu haben, was mir nach den Kürzungen, die Du vorgenommen hast, Hintergrundinformationen gibt und an manchen Stellen habe ich mich gefragt, ob es denn reicht, was Du nun dem Leser zusteckst? Das mag ich nicht beurteilen können. Von daher ist die Lesart, der hier Erstleser für Dich wahrscheinlich spannender.
Auf jeden Fall hat mich aber auch dieser Text wieder für sich eingenommen, ich habe ihn auch wiederholt gern gelesen, ich mag Deine Schreibe, die Art, wie Du mich als Leser an Deine Worte bindest.

Dieses Irgendwo mag ich sehr. Auch die Sache.

Sie vermied es, die Dinge beim Namen zu nennen. Und über Vater redete sie nicht. Darum erzählte ich nie etwas von mir und wie es mir ging. Früher war ich deswegen wütend auf sie. Vielleicht bin ich jetzt auch noch wütend.

Dieser Satz will für mich nicht hier hin. Ich sehe keinen Zusammenhang, zwischen dem Nichtreden der Mutter über den Vater und das sie deshalb nie etwas über sich erzählt. Da bin ich hängen geblieben als Leser.

Wenn mein Körper aufstand, zum Kühlschrank ging und sich was zu essen holte, es aß und dann auf der Toilette verschwand, ohne dass ich dabei war. Bestenfalls sah ich zu. Als wäre ich im Kino und mein Leben die Vorstellung.

Geht mit, geht aber auch ohne ;).

Die ganzen Sommerferien. Es sei eh Zufall, sagte Mama, dass sie diesen Platz freigehabt hatten für mich. Normalerweise müsse man lange warten und könne nicht damit rechnen, in den Ferien dranzukommen.

Empfinde ich als sprachlich nicht so galant. Wirkt in Deinem Text irgendwie sperrig.

An manche Stellen hatten sie Pflanzen gestellt, aber die wirkten vertrocknet, das grün künstlich. Wie aufgemalt.

Vertrocknet und Grün beißt sich in meinen Augen. Ich fand die Bilder sehr hübsch. Aber wenn es nun Blumen sind, dann künstlich oder vertrocknet/tot, mMn.

Vor einer Tür, die genauso aussah wie die anderen tausend Türen, blieben wir stehen. Ich kam mir vor wie vor einer Zellentür in einem Gefängnis. Nur dass sie keine Eisenstäbe hatte.

Ich denke, in die karge, kalte Beschreibung des Flures müssen ihre Gedanken eigentlich gar nicht mit rein. Ich würde es bei der Außenbetrachtung belassen.

Ich wusste, wenn ich dort hinein ginge, dann würde sie sich hinter mir schließen und ich wäre gefangen. Das war, glaube ich, der Moment, in dem mir bewusst wurde, dass ich wirklich dabei war, es zu tun. Mich darum zu kümmern.

Ich wusste, wenn ich dort hinein ginge, dann würde sie sich hinter mir schließen und ich wäre gefangen. - Geht für mich besser ohne den. Ist mir irgendwie zu dramatisch.

Trotzdem wusste ich, dass sie wahrscheinlich sogar Recht hatte.

ohne

Dann trifft Marza ihren Erzeuger und danach ist sie erschlagen. In der Erstversion hattest Du noch drin, warum es sie so fertig macht. Das sparst Du diesmal aus. Ich hatte damals angemerkt, dass ich es für unwahrscheinlich halte, dass sie sich weiterhin mit ihm trifft. Diesem "Vorwurf" gehst Du ja hier geschickt aus dem Wege. Aber warum macht es sie nun fertig, ihn zu sehen. Darüber bleibt man nun im Dunkeln und der Schritt zum Missbrauch, der erscheint mir nun nicht mehr nachvollziehbar. Aber wie gesagt, ich mag mich an der Stelle auch irren.

Ja, dass waren so die Dinge die mir aufgefallen sind.
Die Stimmung ist schon echt bedrückend. Das funktioniert bei mir total.

Lieben Gruß Fliege

 

Hallo ihr zwei!

Also zunächst: Was mich wirklich am allermeisten erstaunt, ist, dass ihr tatsächlich die alte Geschichte im Kopf hattet. Danke schön!

Maria,

danke fürs Lesen und dafür, dass sie dir gefallen hat. Wegen der Pointe tuts mir leid, klar, dass sie nicht wirkt, wenn du sie schon erwartest. :)


Fliege,

danke auch dir! Schön, dass sie dir gefallen hat. Ich habe versucht, Janine eine Stimme zu geben. Inhaltlich hab ich nur Details geändert, aber dafür sehr viel an der Sprache. Ich hoffe, dass Janine dadurch mehr Persönlichkeit bekommt, und dass die Sprache der Geschichte dazu beiträgt, Janine besser zu charakterisieren.

Das zumindest war mein Plan.

Deine Anmerkungen habe ich umgesetzt und hoffe, dass es nun klarer ist. Marza sagt nun mehr am Ende bzgl. ihres Vaters und auch der Satz von Janine bzgl. ihrem Vater und ihren Problemen sollte nun nicht mehr wie aus der Luft gegriffen daherkommen.

Euch beiden nochmal danke und einen schönen Mittwoch Morgen!

yours

 

Hey yours!

Silvio lachte sogar, nur Mama nicht.

Nach meinem Empfinden gehört da ein „aber“ hin

Sie wollte auch unbedingt noch mit rein,

kann weg

Wer braucht da eine Tochter.
Fragezeichen. Aber den Satz würd ich wegmachen. Die vorigen Sätze sollen dem Leser ja klar machen, was sie davon hält.
sah mich an als wäre ich ein Insekt.

Komma klar, Alter! :D
Ich mochte sie nicht, das wusste ich gleich.
Den Satz brauchts auch nicht.
Glaube, sie war nie ehrlich zu mir.
Ich glaube ... hört sich viel stärker an, als so ein beiläufiges "Glaube blabla" Ist immerhin wichtig, was sie erzählt.
Als wäre ich im Kino und mein Leben die Vorstellung.
Ich kann diesen Vergleich nicht mehr lesen! Weg mit diesem Satz, aber schnell!
Ja, ich freute mich auch, hier sein zu können.
Diese ganzen zynischen Bemerkungen machen sie in meinen Augen zu einem ganz normalen Mädchen, das keine psychischen Probleme hat. Überhaupt macht sie auf mich einen viel zu durchschnittlichen Eindruck - ich will keine schreiende, haarraufende Irre, die im Kreis läuft, aber dass sie wenigstens in Gedanken bisschen abgeht, das wünsche ich mir als Leserin und gönne es deiner Prota. :D
Die Gänge waren lang, kahl und es roch nach Gummi und Desinfektionsmitteln.
jaja, riecht ja immer so, dass sich keiner traut, was von Pisse hinzuschreiben, meinetwegen Urin, ich muss unbedingt eine Krankenhausgeschichte schreiben, dann rechne ich ab. :D
Vor einer Tür, die genauso aussah wie die anderen tausend Türen, blieben wir stehen.
Zahlen sind nicht plastisch - also kann ich mir die tausend Türen nichtiwklrich vorstellen, ganz im Gegenteil, ich finde sogar, dass sie die Bilder hemmen, als müsste man sich diese tausend Türen vorstellen.
Weg mit den tausend Türen und beschreib meinetwegen den Flur.
chließen und ich wäre gefangen.
komma
lange und sie trat an m
komma
Aber was hatte ich auch erwartet.
Auch rhetorische Fragen sind Fragen. Du weißt bescheid.
rgen-wasche, und musterte mich al
Und da kommt kein komma.
»Und wenn ich auf das Ansehen pfeife?«
Tststs. Pfeife. :) Gibs zu, du wolltest "scheiße" schreiben.
Ja, und du bist genau diejenige, die sie mir beibringen möchte, genau.
Den Satz mag ich auch nicht, weil sie urteilt und das sollte der Leser tun, außerdem macht es sie für mich unsympathisch. Ist bisschen wie bei girl interrupted - Winona sollte mit dem Film ihr großes Comeback feiern und was passiert? Genau. Jolie, die eigentlich die Nebenrolle bekommt, spielt Winona an die Wand und bekommt nen Oscar und alle fragen nur, wer ist Winona?
Wer ist Janine? Marza dagegen rockt und die will man in die Arme nehmen. War doch nicht deine Absicht, dass ne Nebenfigur so ins Rampenlicht rückt und die Hauptfigur verblassen lässt. :)
Ich nickte erneut und kam mir klein vor, fehl am Platz. Alles war fremd. Die dicken Mauern machten mir Angst. Ich fühlte mich eingesperrt, bewacht von einem Drachen in Schwesterngestalt. Überhaupt war das Zimmer zu eng, zu überladen, die Schränke zu massiv, und die Luft zu stickig. Vor mir sah ich Marza und mein Herz schlug schneller. Seelenruhig drehte sie sich die nächste Zigarette. Ganz langsam. Sah sie mich an? Hatte sie was gesagt?
Die Stelle ging beim ersten Lesen völlig unter. Würde ich irgendwie hervorheben, ob du jetzt nen Absatz machst oder stilistisch was veränderst, also ein starkes Bild da einbaust, Hauptsache, das findet mehr Beachtung.

Ich wurde bleich, suchte krampfhaft nach Erinnerungen, nach Hinweisen, nach Halt. Meine Schultüte, sie war sicher weiß ... oder rot?
Wichtige Stelle, wie ich finde, aber durch diesen Zack-zack-zack-Satz, verliert es an Intensivität ehm, eigentlich hat es gar keine Intensivität. :D
, wie ich bei den folgenden Worten ins Irgendwo flüchtete: »Und wie dich.«
Da kriegt man gleich ein Schauer wie bei X-Factor - das Unfassbare. :D Am Ende habe ich darauf gewartet, dass Jonathan Frakes mich stirnrunzelnd fragt: Was meinte Marza mit Schutz? Glauben Sie, dass Janine in ihrer Kindheit was Schlimmes erlebt hatte?

Immer so negatives rauszustreichen, entmutigt auch manchmal, deshalb nenne ich dir jetzt mal auch paar Sachen, die mir gut gefallen haben - Stil hat mir eh gefallen, weil er so schlicht gehalten ist. Passt für mich zu der sterilen Krankenhausatmosphäre. Schon mal dafür hundert Gummipunkte.

Mama sagte nur Krankenhaus und das erinnerte mich immer an das, was ich war: Krank. War ich krank? Ich weiß es nicht. Aber meine Mutter wusste es. Dachte sie.
Die Beziehung sehr gut eingefangen, finde ich.
»Ne. Eher immer mal wieder. Manchmal komm ich freiwillig, manchmal überreden sie mich. Wenn du drüber reden willst, also über dich und so – ich hab immer'n offenes Ohr. Falls nicht grade diese Dinger drinstecken.« Sie wedelte mit ihren Kopfhörern. »Dann brauch ich meine Ruhe, echt, da kann mich die ganze Welt mal. Denk dir nichts. Aber wenn ich sie runter hab, dann red mit mir.«
Auch super.
Erinnerst du dich an deinen ersten Schultag? An deine Geburtstage? Wie hast du gefeiert, als Kind? Erstkommunion, Familienfeiern? Deine Schultüte? Hattest du eine? Freunde – warst du mal eingeladen? Wo haben sie gewohnt?«
Auch.
Ihre Augen wirkten hart wie Glasmurmeln und ich fühlte,
Sehr gut. Da fehlt aber n komma.

Insgesamt schon gut, hat mir auch gefallen - glaub ich, also war nicht langweilig zu lesen, schon interessant, wenn ich auch mehr von Janines psychische Krankheit bzw. wie sie sich benimmt, wenn sie mal "durchdreht" gesehen hätte. Hab aber schon das meiste in den Anmerkungen gesagt.

JoBlack

 

Hallo Yours,

Ich hatte die erste Version nicht gelesen. Fliege hat Zweifel ausgedrückt, ob die Hinweise für den Leser genug sind, deshalb möchte ich Dir sagen, dass sich mir die Geschichte gut erschließt. Gut konstruiert finde ich, wie Du es dem Leser präsentierst, was mit der Protagonistin passierte. Die Zimmerkollegin erzählt von sich selbst und schließt aus dem behandelnden Arzt daraus, das es bei ihr auch zu Missbrauch kam.

Man kann gut nachvollziehen, wie das Mädchen zur Mutter steht, zu Silvio und zum Vater und dem Missbrauch - sie verdrängt ihn, verschwindet ins Irgendwo, wenn er damit droht, sich ins Bewusstsein zu drängen.

Gelungen finde ich auch das Annähern der beiden Mädchen. Finde nicht unbedingt, dass die Zimmerkollegin besser charakterisiert ist. Sie ist mir höchstens ein bisschen zu aufgeschlossen, nähert sich zu schnell für ihren Hintergrund. Doch das kann damit gerechtfertigt werden, dass sie ja in der Klinik schon öfter war und dass die Beiden durch die Umstände in gewisser Weise verbunden sind. Die Protagonistin ist großteils dadurch charakterisiert, was sie nicht sagt, und das finde ich auch passend.

Interessante Geschichte, liest sich flüssig und sehr einfühlsam geschrieben.

Liebe Grüße

Elisabeth

 

Hey Jo!

Danke dir für deinen Kommentar und dafür, dass du dich so genau mit dem Text auseinandergesetzt hast. Muss mir mal ansehen, was du da so aufgelistet hast. Einige Kommas will ich so lassen, wie sie sind, mit anderen hast du Recht, die werde ich natürlich ändern.

Fragezeichen. Aber den Satz würd ich wegmachen. Die vorigen Sätze sollen dem Leser ja klar machen, was sie davon hält.

Jupp. Sollte. Also, was sie davon hält. Hm. Ich überlege, ob ich ihn rausnehme, aber er ist so schön knackig. Vielleicht nehm ich einen anderen dafür raus oder kürze.

Der klingt so trotzig-motzig, darum mag ich ihn.

Diese ganzen zynischen Bemerkungen machen sie in meinen Augen zu einem ganz normalen Mädchen, das keine psychischen Probleme hat. Überhaupt macht sie auf mich einen viel zu durchschnittlichen Eindruck - ich will keine schreiende, haarraufende Irre, die im Kreis läuft, aber dass sie wenigstens in Gedanken bisschen abgeht, das wünsche ich mir als Leserin und gönne es deiner Prota.

Okay, gekauft. Sie kommt zu normal rüber, das sehe ich ein. Wobei eben die meisten Leute, die Probleme in der Richtung haben auch oft "normal" sein können, die rennen ja, wie du sagst, nicht alle hysterisch schreiend rum.

Trotzdem sollte aber klarer sein, dass ihr was fehlt, okay.

Weg mit den tausend Türen und beschreib meinetwegen den Flur.

Hmkay, ja, gut.

Tststs. Pfeife. Gibs zu, du wolltest "scheiße" schreiben.

Wollte ich (echt) nicht! Aber du kannst es ja herauslesen, wenn du magst. :) Ich glaub, es klingt gut. Ich werds ändern, hrhr.

Wer ist Janine? Marza dagegen rockt und die will man in die Arme nehmen. War doch nicht deine Absicht, dass ne Nebenfigur so ins Rampenlicht rückt und die Hauptfigur verblassen lässt.

Ich hab das interrupted Girl nicht gesehen, aber mir haben schon viele, viele, viele davon erzählt und ich kann ihn wohl mittlerweile auch so nacherzählen.

Ja, Marza rockt. Ich mag sie auch lieber als Janine. Vielleicht war das ja ... äh ... also, vielleicht war das ja das Problem. Also das, das dafür gesorgt hat, dass Marza interessanter ist.

Das ist ein wichtiger Hinweis, denn eigentlich sollte ja schon Janine die Hauptrolle haben. Hm. Viel ändern möchte ich allerdings nicht, Details vielleicht, aber das reicht auch, denk ich. Mal sehen.

Danke dir auch sehr dafür, dass du extra Sachen rausgeschrieben hast, die dir gefallen haben. Hübsch!

Dir einen schönen, frühen Montag Morgen!


Hallo Elisabeth!

Danke dir für deinen Kommentar! Deine Meinung ist für mich insofern sehr wertvoll, weil du die erste Version nicht gelesen hast und somit an diese Geschichte ohne Vorabinformation herangehen konntest.

Schön, dass sich dir der Hintergrund erschlossen hat. Das freut mich sehr.

Ja, Janine erzählt (im Dialog) nicht viel, im Gegensatz dazu Marza, die damit kokketiert, dass sie schon öfter in der Klinik war, alles und jeden kennt, auch die Ärzte, die Schwestern.

Ich habe im Text versucht, viel über Janines Stimme zu charakterisieren: Sie selbst natürlich, ihre Umgebung, Marza. Dabei muss sie natürlich werten, sie nimmt alles subjektiv wahr, durch ihre Augen. Über diesen Weg sollte man einen Eindruck von Janine bekommen.

Danke für dein Lob!

Dir auch noch einen schönen Montag Morgen!


yours

 

Hallo yours truly,

ich kenne nicht die erste Version deiner Kurzgeschichte, und bin mir unschlüssig, ob ich bei dieser Version alles richtig verstanden habe. Es geht um Missbrauch, ein Thema, über das schon häufig geschrieben wurde, und das immer wieder gern aufgegriffen wird. Das hab ich bemerkt, und wurde durch die Kritiken der anderen Leser auch bestätigt. Darüber hinaus hier meine Interpretation:

Janine scheint freiwillig in die psychosomatische Klinik zu gehen,

»Und du willst das wirklich machen, Janine?« ... »Nein, ich geh nur rein und renne dann gleich wieder raus und heule«, sagte ich und es sollte wohl spöttisch klingen
gleichzeitig hab ich den Eindruck, dass sie abgeschoben wird?:
Außerdem wollten die zwei Segeln gehen, drei Wochen, auf seiner Yacht.
Wer braucht da eine Tochter.

Der Hintergrund, warum sie in die Klinik geht, ist ihr Zustand, sich "im Irgendwo" zu befinden. Wenn ich das richtig verstanden habe, blendet Janine Erinnerungen und Gedanken aus, im Hinblick darauf, dass ihr Vater (nicht Silvio) sie vergewaltigt hat.

Sie hofft in der Klinik auf Hilfe (?).

Dort trifft sie auf Marza, die ein ähnliches Schicksal hinter sich hat. Anstatt Hilfe in der Klinik zu bekommen, scheint der Missbrauch dort allerdings weiter zu gehen.

Hab ich das richtig interpretiert?

Zufall? Ich wusste, dass der Zufall Silvio hieß, und dass er eine große Brieftasche hatte.
:)

Irgendwann kam eine Schwester und sah mich an als wäre ich ein Insekt. Ich mochte sie nicht, das wusste ich gleich. Die Zähne erinnerten mich an einen Drachen. Einen Drachen mit Goldkronen.
Schöner Vergleich.

Den Dialog hab ich den beiden Mädchen übrigens abgekauft.

Viele Grüße
Michael

 

Hallo yours

Mit Interesse habe ich diese Geschichte gelesen. Da schnell mal vom Eintritt in eine Psychosomatische Klinik die Rede ist, erwartete ich primär somatische Symptome bei Janine. Für den Leser zeichnet sich jedoch vordergründig eine vage beschriebene Depersonalisation ab, deren Ursache m. E. offen bleibt. Eine Missbrauchserfahrung wie Marza es für sich andeutet, scheint mir bei Janine vom beschriebenen Bild her weniger wahrscheinlich. Auch bei Marza erkenne ich die psychosomatische Spezifikation nicht. Wäre es daher nicht treffender den klinischen Hintergrund breiter zu halten und von einer psychiatrischen Klinik zu sprechen?

Alles in allem finde ich die Geschichte gut lesbar und auch nicht störend, wenn sie dem Leser in einigen Teilen abverlangt das Offene selbst zu füllen.

Gruss

Anakreon

 

Hallo Michael!

Der Hintergrund, warum sie in die Klinik geht, ist ihr Zustand, sich "im Irgendwo" zu befinden. Wenn ich das richtig verstanden habe, blendet Janine Erinnerungen und Gedanken aus, im Hinblick darauf, dass ihr Vater (nicht Silvio) sie vergewaltigt hat.

Wie oder wer auch immer ... wenn es überhaupt so war. Zumindest hat sie jedoch ein Problem und hofft auf Hilfe von dort. Auch wenn sie das weggeschoben hat und nicht wollte, zuvor.
Dort trifft sie auf Marza, die ein ähnliches Schicksal hinter sich hat. Anstatt Hilfe in der Klinik zu bekommen, scheint der Missbrauch dort allerdings weiter zu gehen.

Hab ich das richtig interpretiert?


Hmm ... ich bin mir nicht sicher. Falls du denkst, dass Marza etwas mit ihr anstellt: Nein, sie macht das alles nur sehr emotional. Oder gefühlsbetont. Woher immer auch ihre Ängste kommen, für Marza ist klar, was der Grund dafür ist.

Den Dialog hab ich den beiden Mädchen übrigens abgekauft.

Danke. :)


Hallo Anakreon!

Wäre es daher nicht treffender den klinischen Hintergrund breiter zu halten und von einer psychiatrischen Klinik zu sprechen?

Nuja, da gibts Solche und Solche. Psychiatrie hätte den Vorteil, dass den Begriff wohl mehr Leute kennen, aber damit verbindet man landläufig Elektroschocks und Betten, an die man fixiert wird.
Und ... obwohl es das natürlich so auch gibt, ist es nicht so die Art Haus, in das Janine kommt. Psychosomatik triffts da besser.

Alles in allem finde ich die Geschichte gut lesbar und auch nicht störend, wenn sie dem Leser in einigen Teilen abverlangt das Offene selbst zu füllen.

Danke dir! Und natürlich auch fürs Lesen.

Bis bald und nen schönen Montag!

yours

 
Zuletzt bearbeitet:

Salü Yours

Ich staune einmal mehr, wie fein du psychische Probleme beschreiben kannst!! Wie machst du das?

Der einzige Haken den ich entdecken konnte, ist bereits von Anakreon angetönt worden. In der Beschreibung von Janine fehlt mir der somatische Aspekt, denn ohne Symptome auf somatischer Ebene kommt man nicht unbedingt in eine Psychosomatische Klinik?
Dass man mit Psychiatrischer Klinik gleich Elektroschocks etc verbindet hätte ich jetzt in der heutigen Zeit nicht erwartet. Kennst du wirklich solche Leute die so denken?
Andererseits kenne ich durchaus Leute, die lieber in die Psychosomatische Klinik gehen als in die Psychiatrische, weil sie ihr Leben doch noch besser im Griff haben, als dass sie sich zu den psychiatrischen Einreihen lassen wollten.

Der kleinere Eingriff in deine Geschichte wäre es wohl, den Klinikbegriff anzupassen, statt die Beschreibung von Janine...

Dass die Beschreibung nicht zur Diagnose passe, wie Anakreon meint...Ich weiss nicht, muss ja nicht immer die typischste Variante in den Geschichten vorkommen?! Und die Auswirkungen von Missbrauch können nun mal enorm unterschiedlich sein, und sich auch je nach Lebensabschnitt verändern. Also darüber würde ich mir keine Sorgen machen, dass das nicht authentisch sein kann.

Inhalt: Ich fand es etwas schade, dass sie Marza deswegen nicht mehr wiedersah, die "Verlegung" von Marza tönt irgendwie schon fast nach einer Bestrafung, soll es denn so sein? Von mir aus könnte das auch einfach weggelassen werden. Anstelle davon (oder dazu) könnte da hingegen doch noch eine somatische Reaktion in den Vordergrund treten. Du sprichst davon, dass sie wieder zu sich kam, das könnte also eine Art Ohnmacht oder sonstwelcher Anfall (Hyperventilieren, Krämpfe oder so) gewesen sein. Vielleicht das noch klarer machen? Ob sowas auch mit dem Irgendwo gemeint sein könnte?

Lieber Gruss,
Siiba Bulunji

 

Hallo noch mal,

Der Hintergrund, warum sie in die Klinik geht, ist ihr Zustand, sich "im Irgendwo" zu befinden. Wenn ich das richtig verstanden habe, blendet Janine Erinnerungen und Gedanken aus, im Hinblick darauf, dass ihr Vater (nicht Silvio) sie vergewaltigt hat.
Wie oder wer auch immer ... wenn es überhaupt so war. Zumindest hat sie jedoch ein Problem und hofft auf Hilfe von dort. Auch wenn sie das weggeschoben hat und nicht wollte, zuvor.
Gerne hätte ich beim Lesen noch ein paar weitere Informationen zu den Hintergründen erfahren, warum deine Protagonistin "im Irgendwo" schwebt. Zumindest hab ich mir diese Frage zu Beginn deiner Geschichte gestellt, ohne dass sie bis zum Ende für mich ausreichend beantwortet wurde.

Dort trifft sie auf Marza, die ein ähnliches Schicksal hinter sich hat. Anstatt Hilfe in der Klinik zu bekommen, scheint der Missbrauch dort allerdings weiter zu gehen.

Hab ich das richtig interpretiert?

Hmm ... ich bin mir nicht sicher. Falls du denkst, dass Marza etwas mit ihr anstellt: Nein, sie macht das alles nur sehr emotional. Oder gefühlsbetont. Woher immer auch ihre Ängste kommen, für Marza ist klar, was der Grund dafür ist.
Nein, dass Marza etwas mit ihr anstellt, hab ich nicht gedacht. Ich hatte die Vermutung, dass Panther den Missbrauch fortführt.

Nichtsdestotrotz: An ein paar Details könntest du, auch in Hinblick auf Siiba Bulunjis Feedback, noch feilen, dann würde die Geschichte evtl. noch hinzugewinnen.
Aber auch wenn du nichts mehr veränderst: Eine sehr lesenswerte Kurzgeschichte, die ich recht gelungen finde. Die Überarbeitung dürfte sich also wohl gelohnt haben. :)

Viele Grüße
Michael

 

hello yours!

Ruhig und schön, das fällt mir als erstes zu dem Text ein. Und traurig natürlich. Ein bisschen sind mir die die Namen der Damen und Herren GORGOVA, SCHWESTER ANNEGRET und DR PARLOZKI aufgestoßen. Zu starke Namen für die ruhige Geschichte?
Na, jedenfalls, da das angesprochen wurde, ich war ein ERSTLESER und zwar ein erfreuter. (Denke nicht, dass für das Verständnis in dem Text mehr erklärt werden muss.)

t.

 

Hallo Siiba!

Ich staune einmal mehr, wie fein du psychische Probleme beschreiben kannst!! Wie machst du das?

Ääääh ... kann ich das? Mich freuts ja, wenn du das sagst. :) Ich gebe mir jedenfalls alle Mühe dabei. Teils ists wohl dann Erfahrung, und teils kenn ich eine ganze Menge verschiedener Menschen.

Der einzige Haken den ich entdecken konnte, ist bereits von Anakreon angetönt worden. In der Beschreibung von Janine fehlt mir der somatische Aspekt, denn ohne Symptome auf somatischer Ebene kommt man nicht unbedingt in eine Psychosomatische Klinik?

Ja, da hast du wohl recht. Ich werde mir ein paar Gedanken um Symptome machen.

Dass man mit Psychiatrischer Klinik gleich Elektroschocks etc verbindet hätte ich jetzt in der heutigen Zeit nicht erwartet. Kennst du wirklich solche Leute die so denken?

Ja ... sogar ne ganze Menge. Die meisten Filme, die solche Häuser zeigen, spielen in dieser Zeit und das prägt wohl. Es ist auch viel interessanter, es so darzustellen, als den normalen Klinikalltag ... das interessiert ja keinen, Gruppentherapie und so.
Manchmal denk ich, solange niemand fixiert wird, nachdem er wild um sich tretend mehreren Pflegern blaue Flecken verpasst hat, ist es ja - oh wie fad - einfach nur ein Krankenhaus. :)

Andererseits kenne ich durchaus Leute, die lieber in die Psychosomatische Klinik gehen als in die Psychiatrische, weil sie ihr Leben doch noch besser im Griff haben, als dass sie sich zu den psychiatrischen Einreihen lassen wollten.

Das fühlt sich halt nicht ganz so nach Klappse an, denk ich, und dorthin zu kommen ist wirklich ein ... großer Schritt. Für viele eben ein Schritt nach unten.

Der kleinere Eingriff in deine Geschichte wäre es wohl, den Klinikbegriff anzupassen, statt die Beschreibung von Janine...

Das wäre ne Überlegung wert, stimmt. Dann würde es besser passen.

Vielleicht das noch klarer machen?

Und auch darüber werd ich nachdenken. :)

Danke dir fürs Lesen und deinen Kommentar!


Hallo Michael!

Gerne hätte ich beim Lesen noch ein paar weitere Informationen zu den Hintergründen erfahren, warum deine Protagonistin "im Irgendwo" schwebt.

Ja, das seh ich mittlerweile auch so. Ich sollte längere Texte schreiben ... aber die liest dann wieder keiner, weil sie so lang sind. Was soll ich tun? Kurze, gute Texte schreiben? Oder lange gute Texte. :) Mal schauen.

Nein, dass Marza etwas mit ihr anstellt, hab ich nicht gedacht. Ich hatte die Vermutung, dass Panther den Missbrauch fortführt.

Aah! Aber das war nicht meine Absicht.

Danke dir für deinen Kommentar! :)

Hallo T Anin!

Ein bisschen sind mir die die Namen der Damen und Herren GORGOVA, SCHWESTER ANNEGRET und DR PARLOZKI aufgestoßen. Zu starke Namen für die ruhige Geschichte?

Findest du? Hmm ... aber wenn ich Allerweltsnamen verwende, bekomme ich kritisiert, dass sie zu fad sind und ich nur zu faul war, mir richtige Namen auszudenken. :)

Na, jedenfalls, da das angesprochen wurde, ich war ein ERSTLESER und zwar ein erfreuter. (Denke nicht, dass für das Verständnis in dem Text mehr erklärt werden muss.)

Das freut mich sehr. Danke dir!

Und bis bald euch allen ...

yours

 

Salü yours,

nachdem ich an anderer Stelle ein bisschen gemotzt habe ... :)
Diese Geschichte gefällt mir. Einerseits bleibt das Krankheitsbild 'im Irgendwo', andererseits gehst Du sehr dicht ran und beschreibst Details, die mir eine Fülle von athmosphärischen Informationen geben: Parfum der Mutter, die mit ihrem reichen Freund auf Segeltour gehen will. Da würde die psychisch etwas angeschlagene Tochter nur stören. Du deutest mit wenigen Worten viel an.
Dann Marza: Plüschtiere und Stiefel; es-reicht-wenn-ich-mich-morgen-wasche-Typ und wie sie sich gleich als 'Alfa' darstellt - finde ich prima. Sie kennt den Laden, den behandelnden Arzt und hat auch gleich die Diagnose. Hier sind die Dialoge griffig, plastisch und ziehen mich voll in die Geschichte rein.
Du gibst hier die Innenansicht von Janines Eintritt in die Klinik und bleibst konsequent dabei. Mehr drumherum wäre zuviel und unnötig.
Das spricht mich an, macht Deine Geschichte glaubwürdig und vertieft die Trostlosigkeit - sei es nun die Krankheit, das Abgeschobenwerden oder die Klinik oder Marzas Verschwinden: Alles bleibt im Irgendwo ...

Das habe ich gerne gelesen und denk auch gerne noch daran herum :)

Schönes Wochenende und lieben Gruss,
Gisanne

 

Hallo Gisanne!

Diese Geschichte hier ist ja auch ne "ich" Geschichte ... so mit Personenstimme und süß, mit Angst und viel Nähe. Das ist dann schon irgendwie peppiger. :)

Danke dir fürs Schön-Finden und deine Anmerkungen! Hat mich gefreut.

Und bis bald,
yours

 

»So ein Quatsch, Janine«, unterbrach sie mich, »du bist hier, das sagt alles. Und dann auch noch Panther. Janine, du hast noch was vor dir. Hey ...«
Mit einem Mal wurde ihr Ausdruck sanfter, sie kam zu mir und umarmte mich. Sie roch süß und warm, aber ich konnte das nicht ertragen. Ich drückte sie weg, wollte nichts hören und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand.

Deswegen dachte ich erhlich gesagt auch, dass mit dem Herren etwas nicht stimmt. Erklärte für mich zumindest Matzas plötzliches und dauerhaftes Verschwinden.
Die Möglichkeit, dass Matza ein Fantasieprodukt ist, verwarf ich, da sie die Tablette auf dem Klo ja erst nach dem Kennenlernen geschluckt hatte.

Mehr Informationen, Symptome etc. halte ich für nicht notwendig. Und alles, was nicht notwendig ist, sollte man ja versuchen wegzulassen in einer Kurzgeschichte. Es ist ja aus der Sicht von Janine geschrieben und so lange sie ihre Probleme und die Gründe dafür mit der Sache beschreibt und sich ins irgendwo flüchtet (zwei wirklich tolle Umschreibungen, die J. Umgang bestens ausdrücken, aber nichts erklären), solange hat sie zu solchen sachlichen Zusammenhängen noch gar keinen Bezug.

Ansonsten möchte ich noch sagen:
Am Ende der Geschichte fühlte ich mich mit ihr alleingelassen. Also sowohl mit Janine, als auch mit dem Thema an sich. Das hat dazu geführt ein wenig darüber nachzudenken und das ist etwas, was nicht viele Geschichten schaffen.

LG Tiltik

 

Hallo Tiltik!

Deswegen dachte ich erhlich gesagt auch, dass mit dem Herren etwas nicht stimmt. Erklärte für mich zumindest Matzas plötzliches und dauerhaftes Verschwinden.

Aah, okay. Interessante Sichtweise. Aber so wollte ich es eigentlich nicht haben. Spannend, dass das bei dir so ankam. Es ist ja immer aufregend, wie Geschichten auf Leser wirken und was man rausliest.

Am Ende der Geschichte fühlte ich mich mit ihr alleingelassen. Also sowohl mit Janine, als auch mit dem Thema an sich. Das hat dazu geführt ein wenig darüber nachzudenken und das ist etwas, was nicht viele Geschichten schaffen.

Das nehme ich dann mal als Lob und sage danke! Freut mich, wenn die Geschichte noch etwas nachwirken konnte.

Und bis bald,

yours

 
Zuletzt bearbeitet:

Also, ich habe die Geschichte, seit sie gepostet wurde, immer wieder gelesen - also beidfe Fassungen - und ich finde sie einfach nicht schlüssig. Dass man ein KIND auf eine Station für traumatisierte und missbrauchte Kinder aufnimmt und dass dieses Kind gar nicht weiß, wieso und weshalb - das halte ich für realistisch.
Aber eine junge Frau, ein Teenager? Sie begibt sich in stationäre Therapie, weswegen auch immer - Ängste, Essstörungen, Selbstverletzung, Selbstmordgefährdung, ist ja alles drin.
Aber dass sie sofort in die Schublade Missbrauch gepackt wird, halte ich für extrem gewagt. Auch Kinder, um beim obigen Beispiel zu bleiben, werden nur dann auf Trauma behandelt, wenn es direkte Anzeichen dafür gibt und auch dann wird erst versucht heraus zu finden, OB etwas in der Art vorgefallen ist.
Eine junge Frau, die man in der KJP aufmnimmt wegen psych. Problemen und NICHT WEGEN MB ODER VERGEWALTIGUNG wird nicht gleich in diese Schublade gesteckt, therapeutisch gesehen, selbst WENN der aufnehmende Arzt etwas derartiges vermutet. Dafür ist das Thema einfach zu sensibel.

Ich würde außerdem die Klinik in "Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie" ändern, da ja, wie schon erwähnt, sonst der somatische Aspekt komplett fehlt.

Dass ein missbrauchtes Kind weiterhin Kontakt zu dem Täter hat - also Matza in diesem Fall - ist nicht so unrealistisch, wie manche hier bemängeln. Häufig wird versucht, trotz der Vorkommnisse, zumindest gemeinsame Gespräche anzustreben um darüber zu entscheiden, wie die Zukunft aussehen kann. Paradoxer weise lieben missbrauchte Kinder den Täter häufig ja sogar in gewisser Weise.

Also leider yours: fällt bei mir in Sachen Glaubwürdigkeit durch :-(

 

Hallo NikitaF!

Also leider yours: fällt bei mir in Sachen Glaubwürdigkeit durch :-(

Ja, schade. Dann ists hier schief gelaufen, dass ich dich in die Geschichte reinziehe. Natürlich funktionierts für dich nicht, wenn du dir ständig denken muss: Ne, oder? Dann betrachtest du alles von Außerhalb und es klappt nicht.

Danke trotzdem für deinen Kommentar und deine Hinweise! :)

Bis bald,

yours

 

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