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Im Licht der Dunkelheit

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20.05.2010
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Im Licht der Dunkelheit

Er packte sie mit seiner großen Hand an ihrem Oberarm, um sie schneller hinter sich herziehen zu können. Außer Atem riskierte sie einen Blick nach hinten. Und dort stand er. Seine Augen, sie waren getaucht in einer Mischung aus Trauer und Hass, folgten den Rennenden, seine rechte Hand umklammerte mit festem Griff ein Messer. Sie hatte den Fehler begangen ihn zu betrügen, er den Fehler sie zu lieben.
Nun begann er hinter ihnen herzurennen. Sein Blick versteinerte sich. Auch sie konzentrierte sich wieder auf das Rennen, obwohl sie wusste, dass sie es verdient hätte. Er, welcher sie am Arm packte, war verängstigt, behielt aber den Überblick über die Situation. Auf der linken Seite des Korridors erblickte er eine schmale Treppe, die nach unten führte. Er stoppte kurz und sah seinem Mädchen tief in ihre grünen Augen. Sie verstand ihn auch ohne Worte, und so rannten sie gemeinsam die Treppe hinab. Je tiefer die Stufen führten, desto heller wurde es, was beide erstaunte, ihnen aber auch ein Gefühl der Sicherheit gab. Dieses Gefühl verschwand jedoch schnell, da sie bereits seine Schritte hinter sich hörten. Dem Verfolger und den Gejagten lief der Schweiß am heißen Gesicht hinunter.
Die beiden, wobei sie nun die antreibende, die ziehende Kraft war, öffnete eine weiße Tür, die sie am Ende der Treppe fand und in ein dunkles Zimmer ohne Fenster führte. Einige große Kartons standen ihnen im Weg, boten aber auch die Möglichkeit, sich dort zu verstecken, was sie tun würden. Sie konnten nur hoffen, dass er sie dort nicht finden würde und schließlich die Jagd nach ihnen aufgeben würde. Nachdem sie sich ein kurzes Bild des Raums machen konnten, schloss er die Tür. Alles war voll und ganz in Dunkelheit gehüllt. Sie zog ihn hinter einen Stapel von drei Kartons. Zusammen hockten sie da, hielten sich in den Armen. Ihr Atem ging schwer, seine Brust hob und senkte sich pausenlos. Sie konnte seinen Herzschlag hören. Er konnte ihren hören. Das war das erste Mal, dass sie sich so nahe waren. Hier, verborgen in der Dunkelheit; verbunden durch Angst. Sie konnten diesen Augenblick nur kurz genießen, denn dort waren wieder die Schritte. Ihre Herzschläge wurden wieder schneller und lauter.
Auch sein Herzschlag vor der Tür wurde lauter, doch nicht so laut, dass sie es in ihrem Versteck hätten hören können. Er wusste, dass sie in diesem Zimmer waren. Er konnte ihren Angstschweiß riechen. Sein Griff um das Messer wurde noch fester. Er wollte sie töten. Beide. Er wollte sich an ihnen rächen. Doch konnte er es tun? Sollte er es tun? Wie versteinert stand er vor der Tür, das Messer fest in seiner rechten Hand. Zögerlich ging seine linke Hand der Türklinke entgegen.
Im schwarzen Zimmer schien es, als würde die Zeit nicht vergehen wollen. Sie wussten, dass er vor der Tür stand. Der Schatten seiner Füße fiel durch den schmalen Spalt zwischen Tür und Boden, was sie hätten sehen können, wenn sie sich nicht noch näher an die Wand hinter den Kisten gedrückt hätten.
Der dunkle Raum erhellte sich, als die Tür langsam geöffnet wurde. Das einfallende Licht konnte ihnen die Angst nicht nehmen – im Gegenteil.
Sein Herz pochte, das Messer in seiner Hand zitterte, während er die Tür öffnete. Es würde seine Erlösung sein. Als er daran dachte beruhigte er sich und sein Griff wurde wieder fester. Schnell schlug er die Tür auf und betrat das dunkle Zimmer. Er fiel. Er fiel in einen schwarzen Abgrund. Die Erlösung war ihm verwährt.

 

Hi süße, ich finde die Geschichte gut. Nicht der Renner, aber immerhin, ich kann eher weniger Kritisieren und möchte es auch nicht, weil mir die Geschichte so gefällt.
Viel Erfolg bei deinen Nächsten Hit's!

Deine Aileen (Moisn)

 

Hallo Patty91!

Ein Er und eine Sie flüchten vor einem weiteren Er, welcher anscheinend gar nicht so recht weiß, warum er mit seinem Messer hinter den beiden her jagt, bis ihm am Ende einfällt, „es“ könnte seine Erlösung sein.

Der allwissende Erzähler weiß in diesem Fall gar nichts, er beobachtet nur drei Figuren und berichtet von deren Handlungen wie ein Reporter. So bleiben die Motive im Dunkeln.
Warum ist der eine „Er“ mit dem Messer hinter den beiden anderen her? „Sie hatte es verdient. Das wusste sie …“, berichtet der Erzähler, lässt aber den Grund offen. Hat sie seine Mutter vor den Bus geschubst oder hat „Sie“ ihn mit dem anderen „Er“ betrogen? Letzteres kann eigentlich nicht sein, denn sie waren sich noch nie so nahe wie in ihrem Versteck hinter den Kartons. Oder sind die Flüchtenden in sein Haus eingebrochen und haben sein letztes Bier ausgetrunken? Sie scheinen sich dort ja nicht auszukennen.

Was auch immer, ohne Hintergrundwissen kann ich für keine der Figuren (denen der Erzähler nicht einmal Namen gibt) Partei ergreifen und so bleibt für mich der Text uninteressant.

Er packte sie mit seiner großen Hand an ihrem Oberarm, um sie besser hinter sich herziehen zu können. Sie war bereits außer Atem, aber trotzdem in der Lage einen kurzen Blick nach hinten zu riskieren. Und dort stand er. Groß und selbstbewusst, seine Augen, sie waren getaucht in einer Mischung aus Trauer und Hass, folgten den Rennenden, seine rechte Hand umklammerte mit festem Griff ein Messer.
Als er begann hinter ihnen herzurennen, konzentrierte auch sie sich wieder auf das Wegrennen.
Er packt sie am Arm, um sie besser hinter sich her ziehen zu können. Wieso „besser“? Diese Wertung wirft die Frage auf: Wie hatte er sie vorher gezogen?

Warum sollte sie, nur weil sie außer Atem ist, nicht nach hinten schauen können?

Der Verfolger ist groß und selbstbewusst, voller Trauer und Hass. Da passt nichts zusammen. Wer Hass empfindet, und in dieser Situation würd ich eher von einem Rachegefühl sprechen, ist über die Trauer zunächst hinweg. Hass/Rachegefühl verdrängt andere Gefühle, bis Erlösung erreicht wurde.

Warum ist oder wirkt er selbstbewusst und nicht wütend und außer Kontrolle?

„Als er begann hinter ihnen herzurennen, konzentrierte auch sie sich wieder auf das Wegrennen.“
Lies das mal nach. Das ist ein Beispiel für den berichtenden Stil des Erzählers. Da ist absolut kein Leben drin.

Je tiefer die Stufen führten, desto heller wurde es, was beide innerlich erstaunte,
Was ist daran so erstaunlich? Und wieso wird dieses „innerlich“ extra erwähnt?

Und so weiter und so fort. Tja, viel Dunkelheit, wenig Licht.

Gruß

Asterix

 

Hallo Asterix.
Danke für dein Feedback.
Was denkst du denn, was er für ein Motiv hat?
Eigentlich habe ich den Hintergrund der Geschichte absichtlich im Dunkeln gelassen, da ich für den Leser ein Art Interpretationsansatz liefern wollte. Ich finde Geschichten, die alles genau auf den Punkt bringen recht langweilig...
Lg

 

Hallo Patty!

Was denkst du denn, was er für ein Motiv hat?
Auf jeden Fall ein persönliches. Irgendetwas war zwischen den Dreien vorgefallen.

Nur was? Da gibt es eben für mich zu viele Möglichkeiten. Die Flüchtenden könnten sogar eines seiner Familienmitglieder umgebracht haben, sind also die eigentlichen Übeltäter.

Dem Leser lange Leine geben ist nicht verkehrt, nur sollte sie nicht zu lang sein.

Ich finde in der Geschichte keinen Punkt, an dem ich mich orientieren kann. Ich weiß nicht, mit wem ich mich identifizieren soll, empfinde deshalb auch kein Mitgefühl, weder für die eine noch für die andere Partei.

In einer Krimi- und Spannungsgeschichte ist das jedoch wichtig. Anders ist es in einem philosophischen Text, zum Beispiel.

Das ist natürlich nur meine Meinung. Vielleicht gibt es dazu ja bald noch ein paar andere Stimmen.

Gruß

Asterix

 

Hallo Patti

Das ist natürlich nur meine Meinung. Vielleicht gibt es dazu ja bald noch ein paar andere Stimmen.
ich muss mich da Asterix anschließen.
Für eine Geschichte ist es tödlich, wenn man sich mit nichts identifizieren kann. Es ist ein Fehler zu glauben, dass man mehr Nähe zum Leser schafft, indem man möglichst viel offen lässt, um den Leser die Möglichkeit von eigenen Bildern zu geben. Das kann nur gelingen, wenn du einen klaren Rahmen gibst, innerhalb dessen wohl platzierte Leerstellen lauern (nicht klaffen), die der Leser gerne füllt, um das Werk anteilig zu vollenden, um sich einzubringen. In dieser Form jedoch ist das alles so fundamentlos, dass es glatt den Eindruck erweckt, der Autor hätte gar keine rechte Idee für eine Geschichte gehabt. Auf einem Konzert zum Mitsingen animiert zu werden, das ist stark, aber es würde niemand toll finden, wenn der Star sich auf die Bühne stellt und sagt: So, jetzt singt ihr mal meine Hits und sich nicht daran beteiligt. ;)

In meinen Augen hast du hier eine Skizze abgeliefert. Die muss nun um die eigentliche Geschichte erweitert werden.

grüßlichst
weltenläufer

 

Liebe Patty 91,

wenn man einen Text entwirft, der dem Leser große Freiräume für eigene Interpretationen bieten soll, dann muss man genügend Anreize und Hinweise bieten, um bei den Lesern die Lust und den Spass zu wecken und zu fördern, dies überhaupt tun zu wollen.

Deine Geschichte aber bietet diese Anreize meiner Meinung nach nicht. Ich sehe da nur einen relativ schlampig geschriebenen, halb fertigen Text, der eine eigentlich dramatische Situation zu beschreiben versucht, ohne die Dramatik wirklich greifbar und spürbar zu machen und ohne mir die handelnden Figuren irgendwie nahe zu bringen.

Zunächst müsstest du deinen Text vor allen Dingen noch einmal Korrektur lesen, da wären noch reichlich Fehler zu bereinigen.

Dann solltest du dir die Frage stellen (und möglichst auch beantworten) ob du von deinen handwerklichen Fähigkeiten schon so weit bist, einen Geschichte zu konzipieren, die dem Leser große Freiräume zur Interpretation der Geschichte bietet, also ein Spielwiese für die Fantasie, auf der man dann diverse Handlungsoptionen für sich selbst variieren kann - sofern man durch den Text überhaupt Lust darauf bekommen hat.

Meines Erachtens erfordert das nämlich ein überdurchschnittliches Talent zum Schreiben, konzeptionelles Denken bezüglich des Geschichtenaufbaus und tadellose handwerkliche Fähigkeiten.

Wenn man sich da also doch noch nicht so weit fühlt, sollte man lieber einfachere Wege beim Geschichtenschreiben wählen und zunächst einmal eine richtige Geschichte zu erzählen versuchen, mit einem richtigen Anfang, einer richtigen Mitte, einem richtigen Ende und zwei bis drei gut durchdachten Figuren.

Viele, die zu schreiben beginnen, wollen oft zu viel auf einmal. Dabei ist es doch viel sinnvoller - egal, was auch immer man als Hobby erwählt hat, erst einmal mit den einfachen und grundlegenden Schritten zu beginnen.

Das gilt für das Schreiben ebenso wie für die Malerei, das Klavierspielen oder den Sport.

Das wäre dann meine Empfehlung für dich. Schreib die Geschichte einfacher, klarer und durchdachter und vor allen Dingen erste einmal ohne die Interpretationsfreiräume. Erzähle uns die ganze Geschichte!

Rick

 

Danke für die vielen Kommentare.
Hab es ein wenig überarbeitet.
@Rick:
Habe keine weiteren Fehler im Text gefunden. Seh ich die einfach nicht??? Vielleicht kannst du mir da helfen. Wäre nett.
Gruß

 

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