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In der Falle

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11.01.2004
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In der Falle

Haschischgeruch hing in der Luft.

Es war ein angenehmer Geruch, an den ich mich gewöhnt hatte, und der mir jeden Abend, wenn ich zur Arbeit erschien, signalisierte, dass ich zuhause war. Dies hört sich widersinnig an, wenn ich sage, zuhause, wenn ich meine Arbeitsstelle meine, doch meine Arbeitsstelle war mein eigentliches Zuhause, weil ich hier unter Gleichgesinnten war. Sie werden sagen, das sind ja schöne Freunde gewesen, die ich da hatte, die rauchten ja Haschisch, und das ist doch illegal. Nun, das was wir auf unserer Arbeitsstelle getan haben, das war ebenfalls illegal. Früher war es einmal ein ehrenwerter Beruf gewesen. Zeitungsredakteur. Man hatte von der vierten Gewalt im Staate gesprochen. Unserem Berufsstand hatte es oblegen, den Menschen umfassende Informationen über die Herrschenden zu liefern, auf deren Grundlage sie ihre Regierung frei hatten wählen können.

Ich halte unsere Arbeit daher auch heute noch für ehrenwert, auch wenn es mich in einer faschistischen Terrordiktatur wie der unseren den Kopf kosten kann, an einem unabhängigen Blatt mitzuarbeiten.

Unabhängig, das waren wir. Das ist unsere Corporate Identity gewesen, das schweißte uns zusammen. Und ich bin bis heute stolz darauf. Natürlich konnten wir nur abends arbeiten, denn tagsüber mussten wir an unserem staatlich zugeteilten Arbeitsplatz erscheinen. Es wäre aufgefallen, wenn wir zu oft auf unseren Arbeitspositionen gefehlt hätten. Aber nachts, da blühten wir auf. Die Arbeit in der Zeitungsredaktion war mehr als nur Arbeit. Sie war Auftrag. Sie war Mission. Wir fühlten uns als Avantgarde einer freien und aufgeklärten Gesellschaft. Die Demokratie kommt und geht, und sie wird wieder zu uns zurück kommen. Unsere Aufgabe war es, daran zu arbeiten, dass es so schnell wie möglich passiert. Bis zu jenem Tag.

Eugenio hatte als erster Wind von der Sache gehabt. Er diente im Zivilleben als Hauptkommissar im ersten Polizeirevier West. Was ein richtiger Polizeistaat sein will, braucht eine starke Truppe. Bei uns arbeiten heute fast zehn Prozent der Werktätigen für die Polizei oder mit ihr zusammen. Der Staat kann sich das leisten, schließlich ist die Notenpresse ja auch noch da. Jedenfalls waren wir froh, dass wir Eugenio hatten. Er war für eine im Untergrund kämpfende Truppe unverzichtbar. Er hielt uns durch frühe Warnungen vor Razzien die Bullen vom Hals, dass wir uns ganz auf unseren Auftrag konzentrieren konnten.
Doch diesmal kam Eugenio zu spät. Wir trafen gerade im Gebäude ein, ich und meine Kollegin Sally, im wirklichen Leben Friseurin, mit einem festen Kundenstamm von Polizisten, Schutztruppen, Agenten und Militärs. Im Gegensatz zu Eugenio kam sie aber nicht an die geheimen Informationen heran, weil die genannten Kunden sich in der Öffentlichkeit doch lieber bedeckt hielten.

„Leute, es ist was im Gange. Innerhalb der nächsten zwei Wochen schlagen sie los!“
Seine schwarzen Augen glühten. Eugenio war der Sohn zweier spanischer Flüchtlinge, die – als der Faschismus in Spanien zurückkehrte – nach Deutschland emigriert waren, nichts ahnend, dass es auch hier bald wieder losgehen würde, und es bald keinen sicheren Ort mehr auf der Welt geben würde.

Wildes Geschnatter erfüllte den großen Redaktionsraum, der tagsüber ein stillgelegtes Bürohochhaus war.
„Wissen sie, wo wir arbeiten?“
„Wo sollen wir die Festplatten hinschaffen?“
„Kommen Sie hier her?“
„Haben die Drucker uns verraten?“

Ich schüttelte den Kopf. Die Drucker würden uns nicht an den Galgen bringen. Dafür waren unsere Schmiergeldzahlungen viel zu hoch. Von den Gehältern, die sie für die Parteiblätter und die Schulbücher erhielten, konnte keiner Leben. Ein Glück, dass wir unsere reichen Sponsoren hatten. Aber auch ich fühlte jetzt Angst.

„Ich glaube nicht, dass sie eine Ahnung haben, wo sie uns finden können“, entgegnete Eugenio, scheinbar beherrscht. Doch ich sah, dass auch er Schweißperlen unter der Stirn hatte, die ihm in die Augen tropften.

Plötzlich hörte ich Sirenen, die vor dem Haus aufheulten. Todesmutig wie ich war, sah ich, während die anderen sich unter ihren Schreibtischen versteckten, aus dem Fenster. Ich zählte zehn Kastenwagen in grün-weiß. Scheiße, dachte ich. Da das Gebäude der Zeitungsredaktion von der Polizei umstellt war, gab es kein Entkommen. So entschloss ich mich, den Tatsachen ins Auge zu sehen.

„Hier spricht die Polizei“, tönte es bleiern aus dem Lautsprecher eines Megafons.
„Hauptkommissar Edwin Mohr. Sie alle sind vorläufig festgenommen. Gegen sie liegt der Straftatbestand des Hochverrats vor. Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!“

Stille in der Redaktion.

„Ich zähle bis zehn. Wenn Sie dann nicht heraus kommen, werden Sie bei lebendigem Leibe verbrennen!“, schrie Mohr heisern. Wie ich sehen konnte, war sein runder Kopf rot angeschwollen. Aber vielleicht bildete ich mir das auch bloß ein.

Die Stille in unserem ansonsten so lebhaften Arbeitskollektiv war gespenstisch. Man konnte den Angstschweiß förmlich riechen.

„Glaubst du wirklich, sie zünden die Bude an?“, fragte Erhan.
Ich zuckte die Schultern und gab ein teilnahmsloses„Ich traue denen alles zu“ von mir.

Ich glaubte, den Geruch von Rauch zu riechen, war mir aber nicht sicher. Meine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt.

„Immer wieder interessant“, höhnte Mohr unten durchs Megafon, „was in Friseursalons so alles geschwatzt wird!“
Er genoss den Keil, den er uns damit reingetrieben hatte. Entgeistert richtete ich einen scharfen Blick auf die Frau, die mich des öfteren geföhnt und in besseren Zeiten noch öfter gevögelt hatte, Sandy, der man ansah, dass sie am liebsten im Boden versinken würde vor Scham. In gebückter Haltung unter dem Schreibtisch kauernd, sank sie ihren Blick, sodass man ihre brechenden Augen und ihr sich rötendes Gesicht nicht sehen konnte.

„Diese Waschweiber, die können doch das Maul nicht halten“, gab er uns durch den Lautsprecher weitere Stichwörter mit auf den Weg. Sein Countdown war im Übrigen längst abgelaufen. Mir schwante Böses.

Während die Jungs dabei waren, die PC’s aufzuschrauben und in aller Hektik versuchten, die Festplatten herauszureißen, verzichtete ich auf Aktionismus dieser Art. Mir war klar, dass die Zeit zu knapp für solche Dinge war. Stattdessen packte ich Sandy an beiden Schulterblättern und brüllte sie an: „Du widerliche Schlange, du hast uns an die Bullen ausgeliefert! Wenn ich gewusst hätte...“, begann ich, doch ich wurde jäh unterbrochen. „Feuer!“ Ein Schrei gellte durch die Luft. Jetzt roch ich ganz eindeutig Rauch. Die Feuermelder heulten auf.

Wutschnaubend lief ich die Treppe herab, wie im Schraubstock hielt ich sie fest. Ich beobachtete, dass die meisten Redaktionsmitglieder, die wie wir flüchteten, die ausgeschilderten Fluchtwege benutzten, was sie geradewegs in die Arme der Polizei trieb. Nein danke, da mache ich nicht mit, dachte ich, und verschwand im dritten Stock in einem Büroraum, von dem ich wusste, dass es einen Zugang zu einer Feuerleiter gab, die in den Hinterhof führte. Ich schleuderte Sandy ohne viel Aufhebens über meine Schulter. Da sie sehr dünn war, war sie tragbar. Schwer, aber halbwegs tragbar. Naja, ein Mann wie ich jammert nicht. Nach Gelingen dieses Unterfangens stieg ich, Sandy über meiner Schulter tragend, die Feuerleiter hinab.

Der Hinterhof war leer. Die Bullen hatten diesen Teil des Hauses nicht unter Beobachtung, wie es schien. Wunderbar. Ich brach in eine Erdgeschosswohnung ein, die leerzustehen schien. Ich beschloss, mich mit Sandy dort zu verstecken, bis die Polizeiaktion beendet und die Beamten abgerückt waren.

Die Wohnung roch zwar modrig, doch mir war es recht. So konnte ich sicher sein, dass sie wirklich leer war. Schließlich kann man in einer faschistischen Terrordiktatur niemandem über den Weg trauen. Trau, schau, wem, sozusagen. Das Misstrauen ist systemimmanent, sie verstehen.

Die Wohnung war sehr altmodisch eingerichtet. Große Schränke standen hier, und ein hölzernes Doppelbett gab dem ansonsten übel riechenden Raum einen gemütlichen Touch. Ich sah, dass diese Wohnung sehr klein war. Es befanden sich darin auch ein Spülbecken, das mit Tellern, Schüsseln und Gläsern bis obenhin gefüllt war. Die meisten dieser Essgeschirre waren voll übersät mit Schimmel und anderen widerlichen Substanzen. Daher kam auch der Geruch. Mein Blick wanderte weiter zur Tür, und ich erschrak. Der Mann, der im Türrahmen lehnte und dümmlich grinste, war offenbar der Bewohner dieses Appartements.

Angewidert betrachtete ich diesen Waldschrat, der in einer vermeintlich leer stehenden Wohnung sein freud- und trostloses Dasein zu fristen schien. Es war ein uralter Mann, ungewaschen und unrasiert, der zu allem Übel von oben bis unten nach Pisse stank. Seine verklebten grauen Haare standen vom Kopf ab, solange waren sie nicht gewaschen worden. Sie verliehen dem Mann eine Aura von Irrsinn, die sehr gut zu ihm passte.

„Da sitzt ihr aber schön in der Scheiße!“, feixte er und entblößte ein zahnloses Mundwerk, während er sich die Hände rieb.
„Wie war nochmal die Nummer der Polizei?“ krächzte er, als er zum Telefon griff, das auf dem Nachttischchen neben dem Bett stand.

Sandy begann unvermittelt zu heulen. „Bitte rufen Sie die Polizei nicht an“, flehte sie den Widerling an, „wir tun alles, was Sie wollen!“

Er zögerte kurz. Dann sagte er: „Wir können verhandeln. Aber nur unter Männern.“

Er bat mich, näher zu treten. Sein Geruch verursachte mir erneut Übelkeit. Er flüsterte mir seine Forderung ins Ohr. Ich schluckte.

Bei Lichte betrachtet, blieb mir keine andere Wahl, als auf diesen dreckigen Deal mit diesem ekelhaften Sabbergreis einzugehen, wenn ich noch eine Chance haben wollte, davon zu kommen. So fesselte ich die Verräterin an das Doppelbett des Alten, sodass sich dieser ungehindert über sie hermachen konnte. Im Gegenzug dürften wir uns in seiner Wohnung verstecken, hatte uns der Alte versichert.

Ihre Schreie werde ich nie vergessen, es war das Schlimmste, was ich je erlebt hatte. Während der Alte in sie eindrang, übergab sie sich mehrfach. Ich hatte Angst, dass sie an ihrem Erbrochenen erstickt. Sie hatte uns zwar verraten, doch hätte ich ihr dieses Martyrium gerne erspart.

Gerissen war der Alte, das musste man ihm lassen. Nachdem er mit ihr fertig war, durfte ich Sandy endlich losbinden. Weinend fiel sie mir in die Arme. Sie tat mir Leid.

Als wir uns vom Bett des Alten erhoben hatten, stand der uns gegenüber. In der linken Hand hielt er einen Revolver, der genau auf uns zielte, und in der rechten eine Dienstmarke, und dann sagte er: „Kriminaloberrat Egon Krüger. Sie sind vorläufig festgenommen!“

 

Hi Curacao,

gut ich beginne zuerst einmal mit einigen Sachen die mir aufgefallen sind.

Dies hört sich widersinnig an, wenn ich sage, zuhause, wenn ich meine Arbeitsstelle meine, doch meine Arbeitsstelle war mein eigentliches Zuhause, weil ich hier unter Gleichgesinnten war.
Du wiederholst das vorher gesagte in diesem Satz, außerdem bringt diese Wortwiederholung den Lesefluss zum stocken. Würde es so umschreiben:
Dies hört sich widersinnig an, doch meine Arbeitsstelle war mein eigentliches Zuhause, denn hier war ich unter Gleichgesinnten.

Corporate Identity
Das ist jetzt nur eine rein persönliche Meinung, aber ich hätte es auf Deutsch formuliert. Irgendwie sticht es zu stark heraus.

Es wäre aufgefallen, wenn wir zu oft auf unseren Arbeitspositionen gefehlt hätten.
Wenn du „auf unseren Arbeitspositionen“ streichen würdest, klänge es besser. Der Leser weiß vom vorangegangenen Satz, was du meinst.

Mir war klar, dass die Zeit zu knapp für solche Dinge war. Stattdessen packte ich Sandy an beiden Schulterblättern und brüllte sie an:
„Schulterblättern“ klingt in dem Zusammenhang etwas eigenartig, würde Schultern schreiben.

Naja, ein Mann wie ich jammert nicht. Nach Gelingen dieses Unterfangens stieg ich, Sandy über meiner Schulter tragend, die Feuerleiter hinab.
Würde „Sandy über meiner Schulter tragend“ streichen, da vorher schon erwähnt wurde, dass der Erzähler sie über die Schulter geworfen hat.

Trau, schau, wem, sozusagen.
Mir ist nicht ganz klar was dieser Satz bedeuten soll.

Der Hinterhof war leer. Die Bullen hatten diesen Teil des Hauses nicht unter Beobachtung, wie es schien. Wunderbar. Ich brach in eine Erdgeschosswohnung ein, die leerzustehen schien.
Mir geht es mit dem „schien“ genauso. Ich setzte es einfach zu oft ein. Du hast beide Sätze mit „schien“ beendet, würde den ersten Satz mit „dachte ich zumindest“ beenden. Der Leser bekommt so auch einen Anhaltspunkt wie es vielleicht weitergehen könnte.

Als nächstes habe ich noch einige Fragen.
Was mich beim Lesen die gesamte Zeit beschäftigt hat, war der zeitliche Rahmen der gesamten Handlung. Spielt es während der Nazidiktatur? (Wenn ja, haben PCs da nichts verloren.)

Wenn es in der Gegenwart spielt ist mir teilweise der Inhalt nicht klar und vor allem nicht die Vorgehensweise der Polizei.

Was ich noch in Betracht gezogen habe, war eine Art Welt wie sie aussehen würde, wenn die Deutschland im Zweiten Weltkrieg nicht verloren hätte. Eine Art Zukunftssicht, in der der Protagonist agiert, doch dann ist die Rubrik falsch gewählt.

Überhaupt war die Vorgehensweise des Polizisten am Schluss etwas verwirrend. Wieso haben sie ihn da unten überhaupt versteckt? Man hätte die gesamte Umgebung einfach abriegeln können.

Der Stil war Großteils etwas holprig, aber gegen Ende scheinst du eine Linie gefunden zu haben. Was mir gefallen hat war die Ich-Perspektive die, wie gesagt, erst gegen Ende meinen Geschmack getroffen hat. Am Anfang hatte ich noch Probleme beim Lesen.

Die Kurzgeschichte hat mir, so wie sie da oben steht, nicht so gut gefallen. Es liegt aber eher daran, dass ich mich nicht ausgekannt habe und keinen Bezug zum Protagonisten herstellen konnte. Wenn du es ein wenig überarbeitest, wäre sie um Längen besser.

Liebe Grüße.

 

Hallo Charybdis,

erstmal danke für dein Posting und deine konstruktive Kritik. Die politische Situation, die in der Geschichte dargestellt ist, ist eine Negativutopie, also genaugenommen eine (negative) Zukunftsvision. Da es sich allerdings nicht um Wissenschaftsfiktion handelt, sondern um eine Geschichte, in der die Spannung im Mittelpunkt steht, habe ich sie in diese Rubrik gestellt.

Zum Inhalt:

Charybdis schrieb:
Überhaupt war die Vorgehensweise des Polizisten am Schluss etwas verwirrend. Wieso haben sie ihn da unten überhaupt versteckt? Man hätte die gesamte Umgebung einfach abriegeln können.

Der Ich-Erzähler hat einen Ausweg gefunden, dem Riegel der Polizei zu entkommen, nämlich über den Hinterhof. Da hat er dann in einer von ihm als verlassen wahrgenommenen Wohnung Unterschlupf gefunden, die sich dann doch nicht als verlassen herausgestellt hat.

Der (Geheim-) Polizist hat die Situation einfach ausgenutzt um den Protagonisten in Sicherheit zu wiegen. Als er bekam was er wollte, hat er von seiner Macht Gebrauch gemacht.

Gruß

 

Hi, Curaco
So richtig begeistert hat mich die Geschichte nicht. Teilweise gelingt es dir zwar sehr wohl eine gewisse Spannung und ein Gefühl von Bedrohlichkeit zu vermitteln, aber der Erzähler ist viel zu cool und distanziert, besonders da er mindestens zweimal erwähnt, wie mutig er doch ist. Dadurch wirkt er nur arrogant, das lässt den Leser nicht mit ihm mitfiebern.
Außerdem finde ich die Reaktion auf die Vergewaltigung etwas übertrieben, oder besser unangemessen. Ich glaube nicht, dass sich eine Frau dabei merhfach übergeben würde, und wenn doch, würde ein Mal doch sicher reichen, dass dem Alten die Lust vergeht, oder?

Eugenio hatte als erster Wind von der Sache gehabt.
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, die einzig existierende Form dieser Redewendung ist "Wind von etwas bekommen."
Aber auch ich fühlte jetzt Angst.
Tja, das sit so ein Satz, der die Geschichte schwierig macht. Irgendwie glaubt man das dem Protagonisten nicht. Es klingt zu oberflächlich, ganz besonders, wenn man den nächsten Satz liest:
Todesmutig wie ich war, sah ich, während die anderen sich unter ihren Schreibtischen versteckten, aus dem Fenster.
Das klingt irgendwie sehr nach Indiana Jones oder Rambo. Außerdem: Ist es nicht ziemlich dumm und sinnlos, sich in dieser Situation unter den Tischen zu verstecken?
Hauptkommissar Edwin Mohr. Sie alle sind vorläufig festgenommen.
Hm, würde sich ein Handlanger eines Polizeistaats in dieser Situation wirklich vorstellen? Ich würde ihn eher namenlos lassen.
Trau, schau, wem, sozusagen. Das Misstrauen ist systemimmanent, sie verstehen.
Abgesehen davon, dass mir dieser Satz auch wieder etwas zu "cool" ist, solltest du den Leser besser nicht persönlich ansprechen. Zumindest solltest du es entweder durchgängig oder gar nciht machen, aber einmal in der Geschichte wirkt unpassend.
Da sie sehr dünn war, war sie tragbar.
Hm, ich bin mir nicht sicher, ob dieses Wort hier passt. Für mich klingt das nach einem tragbaren Fernseher oder so. Ich würde "leicht zu tragen" schreiben.

 

Hallo, Woodwose,

auch dir danke für deine konstruktive Kritik.

Woodwose schrieb:
aber der Erzähler ist viel zu cool und distanziert, besonders da er mindestens zweimal erwähnt, wie mutig er doch ist. Dadurch wirkt er nur arrogant, das lässt den Leser nicht mit ihm mitfiebern.

Er ist ein arrogantes Arschloch. Trotzdem finde ich ihn sympathischer als die Schergen des Regimes... :D

Woodwose schrieb:
Außerdem finde ich die Reaktion auf die Vergewaltigung etwas übertrieben, oder besser unangemessen. Ich glaube nicht, dass sich eine Frau dabei merhfach übergeben würde, und wenn doch, würde ein Mal doch sicher reichen, dass dem Alten die Lust vergeht, oder?

Der ist schon abgebrüht. Aber du hast Recht. Einmal hätte gelangt. Danke für den Tipp.

Woodwose schrieb:
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, die einzig existierende Form dieser Redewendung ist "Wind von etwas bekommen."

...hatte Wind bekommen. Ja, hört sich besser an. Stimmt.

Woodwose schrieb:
Ist es nicht ziemlich dumm und sinnlos, sich in dieser Situation unter den Tischen zu verstecken?

Ist es. Ist es. Aber ich denke, es entspricht einem menschlichen Trieb.

Woodwose schrieb:
Hm, würde sich ein Handlanger eines Polizeistaats in dieser Situation wirklich vorstellen? Ich würde ihn eher namenlos lassen.

Ist es dem Polizisten bewusst, dass er Handlanger eines Unrechtsstaates ist? Er fühlt sich im Recht, weil er nur das tut, wofür er bezahlt wird und was seinen Überzeugungen entspricht. Also bleibt er höflich. Das ist denke ich, durchaus realistisch.

Woodwose schrieb:
Hm, ich bin mir nicht sicher, ob dieses Wort hier passt. Für mich klingt das nach einem tragbaren Fernseher oder so. Ich würde "leicht zu tragen" schreiben.

Einspruch akzeptiert. Tragbar hört sich in diesem Zusammenhang in der Tat unmöglich an.

Viele Grüße

 

Hallo Curacao

Nachdem ich so doof war, deine Geschichte erst mal nicht wieder zu finden (danke für PM), lass ich meine Kritik aber jetzt trotzdem so stehen wie ich sie gestern verfasst habe. Sollte ich mich wiederholen, was andere bereits erwähnten, bzw. du schon beantwortet hast, ignorier es einfach

Eugenio hatte als erster Wind von der Sache gehabt
Sagt man das bei euch so? Hört sich für mich komisch an, da ich nur „Wind von der Sache bekommen“ kenne.

Doch diesmal kam Eugenio zu spät. Wir trafen gerade im Gebäude ein ...... „Leute, es ist was im Gange. Innerhalb der nächsten zwei Wochen schlagen sie ....
los!“
.... Plötzlich hörte ich Sirenen, die vor dem Haus aufheulten
Der Übergang hat mir zu lange gedauert. Das lag wohl mitunter daran, dass es anfängt mit „wir trafen gerade ein“. Da erwarte ich, dass es sofort spannend wird und etwas folgt wie z.B. ... als plötzlich ...

Doch ich sah, dass auch er Schweißperlen unter der Stirn hatte
Unter der Stirn? Auch hier muss ich noch mal erwähnen, dass mir diese Formulierung unbekannt ist. „Auf der Stirn“ kenn ich.
Denn sonst liest es sich für mich, als wenn er zwar auf Nase, Wangen, Kinn usw. Schweißperlen hat, aber die Stirn völlig trocken ist (da nur alles unterhalb der Stirn betroffen ist).

Ich zuckte die Schultern und gab ein teilnahmsloses„Ich traue denen alles zu“ von mir.
Eine Freistelle vor der Aussage fehlt.

Ich glaubte, den Geruch von Rauch zu riechen
Ich würde „riechen“ durch z.B. „wahrzunehmen“ ersetzen. Es würde sich dann flüssiger lesen, da Rauch, und gleich danach riechen direkt hintereinander etwas holperig klingt.

Sandy, der man ansah, dass sie am liebsten im Boden versinken würde vor Scham“
Du meintest doch schon die selbe Frau von folgendem, vorherigen Satz:
„ich und meine Kollegin Sally, im wirklichen Leben Friseurin“
oder? ;) Da solltest du dich schon für einen Namen entscheiden.

Wutschnaubend lief ich die Treppe herab, wie im Schraubstock hielt ich sie fest. Ich beobachtete, dass die meisten Redaktionsmitglieder, die wie wir flüchteten, die ausgeschilderten Fluchtwege benutzten
Deiner Beschreibung nach flüchtet Sally ... ähm Sandy ja nicht freiwillig. Würde ich weg lassen. Dann würde sich wiederum das „flüchten“ und der „Fluchtweg“ auch nicht so „stolpernd“ anhören beim lesen.
Zudem war ich, so wie du es geschrieben hast, der Meinung, der Typ gibt als erstes Fersengeld. Somit müssten die anderen ja hinter ihm sein. Wieso also verlassen die vor dem Prot. das Gebäude?

Da sie sehr dünn war, war sie tragbar. Schwer, aber halbwegs tragbar. Naja, ein Mann wie ich jammert nicht. Nach Gelingen dieses Unterfangens stieg ich, Sandy über meiner Schulter tragend, die Feuerleiter hinab.
Bei der Feuerleiter würde es genügen, wenn du einfach nur „Leiter“ schreibst. Sorry, aber mich stören unnötige Wiederholungen beim lesen.
Ok, dann nehm ich mal das ganze Zitat auseinander ;)
1.) Ich musste gleich beim ersten Satz lachen. Und der nachfolgende trieb mir beinahe Tränen in die Augen. Tut mir leid, aber es liest sich abscheulich. War sie nun dünn, oder direkter ausgedrückt „leicht“? Oder war sie schwer, und somit doch etwas beleibter? Oder war der Protagonist einfach nur ein Hänfling (was ja zum Inhalt der Geschichte würde). Passt alles nicht zusammen für mich, da ich mir keinen von Beiden bildlich vorstellen kann.
2.) „Nach Gelingen dieses Unterfangens“. Unfreiwilliger Humor für mich, da es sich anhört, als hätte er gerade in Schwerstarbeit ein Pferd auf ein Dach verfrachtet.
3.) Diese „Schwerstarbeit“, die Sally/Sandy verwirrenderweise stillschweigend über sich ergehen lässt, käme bestimmt auch mit weniger Sätzen aus.

Seine verklebten grauen Haare standen vom Kopf ab, solange waren sie nicht gewaschen worden
Zum einen liest sich auch dieser Satz wieder ein wenig holperig. Zum Andern ist es meiner Meinung nach unnötig zu erwähnen, dass die Haare ewig nicht gewaschen wurden. Wenn dieser Waldschrat nach Pisse riecht, dürfte es wohl klar sein, dass er schon lang kein Wasser mehr an sich rangelassen hat.

Weinend fiel sie mir in die Arme. Sie tat mir Leid.
Also das fand ich mehr als nur unrealistisch. Da wird das Mädel von ihrem „ehemaligen Lover“ dem Typen ausgeliefert, und dann fällt sie ihm anschließend auch noch in die Arme? Kurios!

Trau, schau, wem, sozusagen.
Auch ich kann mit dieser Aneinanderreihung von Wörtern nix anfangen. Bitte ebenfalls um eine kurze Erklärung.

Im Gegensatz zu Charybdis muss ich sagen, dass es für mich keine Rolle spielt wann, wo, zu welcher Zeit, auf welchem Planeten, die Geschichte statt findet.
Worte wie holperig und Wiederholung hast du nun schon aus zwei Kritiken. Muss also was dran sein, oder?
Deine Idee fand zwar ganz gut, aber die Umsetzung ist dir leider nicht so ganz gelungen.
Gruß
LoC

 

Hallo Lady of Camster,

danke für deine umfangreiche stilistische Beratung. Natürlich hast du in allen Fällen, die du beklagst, Recht.

Das Sandy/Sally-Problem dachte ich, bereits gelöst zu haben, aber offenbar hat das Word-Programm beim Ersetzen versagt und ich beim Drüberlesen. Kann passieren.

Ich versuche, in den nächsten Wochen eine überarbeitete Version zu präsentieren.

Viele Grüße

Curacao

 

Hallo Curacao,

mir hat deine Geschichte leider nicht so gut gefallen. Du versuchst eine bedrückende Zukunftsstimmung aufzubauen, aber schon da scheiterst du. Der Plot ist allzu berechenbar und die Idee auch nicht gerade neu. Deine Protagonisten, ganz besonders Sandy, wirken leblos und gerade die Charaktere sind es, die auch einer Geschichte den grossteil an Lebendigkeit verleihen. Gegen Ende wirst du zudem viel zu schnell. Die Flucht hättest du wesentlich spannender gestalten können. Zudem wäre es eine gute Möglichkeit gewesen mehr auf das Innenleben deines Prots einzugehen. Er wurde immerhin verraten und das hat ihn sosehr getroffen, dass er seine ehemalige Geliebte dem Alten ausliefert.
Auch Sandys Verhalten ist nicht ganz klar. Warum fällt sie ihm danach noch in die Arme?
Deine kg braucht einfach mehr „Leben“. Schildere deine Charaktere genauer und lass dir ein wenig mehr Zeit bei den Beschreibungen ihrer Umgebung und ihrer Gefühle, damit gibst du der story mehr Tiefe, denn alleine die gebrochene Pressefreiheit und die damit einhergehende Verfolgung durch die Polizei bietet diese nicht. Sorry, dass ich nichts positiveres zu deiner kg sagen kann.

Hier noch ein wenig Textkram:

Unabhängig, das waren wir. Das ist unsere Corporate Identity gewesen
- ich glaube nicht, dass Unabhängigkeit mit CI in Verbindung gebracht werden kann.

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- zurückkommen

Unsere Aufgabe war es, daran zu arbeiten, dass es so schnell wie möglich passiert.
- tempus

Er hielt uns durch frühe Warnungen vor Razzien die Bullen vom Hals, dass wir uns ganz auf unseren Auftrag konzentrieren konnten.
- ließ dir diesen Satz noch einmal durch. Der holpert.

dass auch er Schweißperlen unter der Stirn
- unter der Stirn; scheint mir kein passendes Bild...auf der Stirn

Todesmutig wie ich war, sah ich, während die anderen sich unter ihren Schreibtischen versteckten
- Todesmutig klingt überzogen

teilnahmsloses„Ich
- da fehlt ein Leerzeichen. Wenn du die wörtliche Rede beibehalten willst, solltest du den Satz umstellen. Passender wäre es aber, diesen Teil einfach als Gedanken zu präsentieren

sank sie ihren Blick
- senkte

Ich schleuderte Sandy ohne viel Aufhebens über meine Schulter. Da sie sehr dünn war, war sie tragbar. Schwer, aber halbwegs tragbar. Naja, ein Mann wie ich jammert nicht. Nach Gelingen dieses Unterfangens stieg ich, Sandy über meiner Schulter tragend, die Feuerleiter hinab.
- ohne viel Aufhebens, dünn; aber dann doch schwer. Da widersprichst du dir selbst. Dann erwähnst du noch ein zweites Mal, dass dein Prot Sandy über der Schulter trägt. Das kannst du streichen.


Liebe Grüße...
morti

 

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