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In der Stadt

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27.10.2005
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In der Stadt

Heute war ich mit dem Fahrrad in der Stadt, denn ich hatte Zeit und das Wetter war gut. Da ich von außerhalb komme, aus einem kleinen Dorf zirka vier Kilometer weit weg, überquerte ich die Umgehungsstraße kurz vor der Stadt, die für den Zivilverkehr nicht gesperrt war, und nahm den Radweg neben der Straße stadteinwärts, vorbei am Feuerwehrhaus - alle Fahrzeuge waren da, es war kein Bombenangriff erfolgt. Ich fuhr weiter die Straße entlang, was keine Probleme bereitete, da keine Straßensperre errichtet war und ich nicht kontrolliert wurde. Inzwischen war ich auf der Höhe des Parks rechts der Straße angekommen, Soldaten waren dort nirgends zu sehen, nur einige Mütter mit ihren Kindern und ein paar Jogger. Ich fuhr weiter, vorbei an intakten Häusern und Gärten mit grünen Bäumen, bis die Straße am Gebäude der Versicherungsgesellschaft, das keine Bombenschäden hatte, auf die Hauptstraße traf. Ich bog rechts ab und folgte der leicht ansteigenden Straße hinauf bis zur Polizeiwache, ohne bis dahin von einem Scharfschützen erschossen worden zu sein. Nach der Wache verließ ich die Hauptstraße wieder nach links in Richtung der nächsten Kreuzung. Bis dahin war ich keinem einzigen Panzer begegnet. An der Kreuzung angekommen fuhr ich rechts, und auch hier war alles ruhig. Keine Schreie einer Frau, die von Soldaten vergewaltigt wurde, und auch hier keine Straßensperren, nur ein Mann mit einem Pudel an der Leine. So kam ich problemlos an die Bank. Das große Gebäude stand, der Geldautomat funktionierte. Es war inzwischen wärmer geworden und man konnte unbesorgt die frische Luft einatmen, von verfaulenden Leichen war nichts zu riechen. Ich nahm mein Geld und fuhr weiter zum nahen Supermarkt, um ein paar Lebensmittel zu kaufen. Alles, was ich brauchte, war da, die Preise waren niedrig und lange anstehen musste ich auch nicht. Ich verließ den Supermarkt wieder; es war nur der normale Verkehr zu hören, keine Schüsse. Auch sah ich immer noch keine Soldaten, nur ein paar lebende Kinder, tote sah ich nirgends. Ich stieg wieder auf mein Fahrrad und fuhr die nicht umkämpfte Straße zurück Richtung Polizeiwache, ohne, dass ich dabei vor MG-Feuer hätte in Deckung gehen müssen. Den Weg zur Versicherung überlebte ich, und so bog ich dort wieder auf die unverminte Straße, auf der ich schon gekommen war. Der Park, jetzt links von mir, bot immer noch das gleiche Bild wie zuvor; es war wohl kein Kind beim Spielen auf eine Mine getreten. Wieder passierte ich die Feuerwehr und überquerte die Umgehungsstraße, ein Artillerieangriff hatte nicht eingesetzt und Bomber waren auch nicht zu sehen. Ich war nun wieder von freien Feldern umgeben, irgendwelche Gruben für Massengräber fielen mir aber nicht auf. Und so kehrte ich unverletzt wieder heim, verbrachte den restlichen Tag mit irgendwelchen Dingen und konnte irgendwann ohne Angst ins Bett gehen. Albträume hatte ich keine.

 

Hi Vincent, und noch mal herzlich willkommen.
Diese Geschichte gefällt mir, weil sie das Selbstverständliche in Frage stellt. So erleichtert ungefähr wäre sicherlich ein Bürger, der in Jerusalem oder Bagdad entsprechend heil durch den Tag gekommen wäre, ohne die täglichen Schreckensmeldungen, die dort zur Normalität gehören. Unsere Normalität sieht anders aus.
Das hast du für mein Gefühl gut eingefangen.

nur ein paar lebende Kinder, tote sah ich nirgends.
wenn sich "tote" nur auf die Kinder beziehen soll, ist die Kleinschreibung richtig. Sonst muss es groß geschrieben werden.

Lieben Gruß, sim

 

Die Idee ist zwar gut, Vincent, aber die Ausführung nicht. Der Text ist ermüdend, es enthält zu viele Wiederholungen. Damit meine ich nicht Kleinigkeiten wie

… Da ich von außerhalb …
… da keine Straßensperre …
… vorbei am …
… vorbei an …

, sondern die immer gleichen Beschreibungen von etwas nicht gewesenem:

Kein Bombenangriff, keine Probleme, keine Straßensperre(n), keine Bombenschäden, keinem einzigen Panzer, Keine Schreie, keine Vergewaltigung, keine tote, keine Schüsse, nicht umkämpfte Straße, kein MG-Feuer, unverminte Straße, kein Kind beim Spielen auf eine Mine getreten, kein Artillerieangriff, keine Bomber, keine Massengräber, etc.

Schon nach wenigen Sätzen war mir klar, woraus du hinaus willst, der Rest brachte nichts Neues, denn ob du nun eine Straße lang fährst und mal links oder rechts abbiegst, irgendwelche Gebäude siehst oder betrittst, das interessiert mich alles nicht. Thema verschenkt.

Dion

 

Mir gefällt dieser Text NICHT. (Als Geschichte möchte ich es nicht bezeichnen)

Dein Prot. fährt mit dem Fahrrad durch die Stadt die sich nicht im Kriegszustand befindet.

Aha.

Die Grundidee sein ungefährliches Leben mit dem Leben in einer Stadt zu vergleichen wo die Leute dem Krieg ausgesetzt sind ist im Ansatz OK, aber so langweilig wie du es da herunterleierst weckt es keine Emotionen.

Die könntest du höchstens wecken wenn dein Prot. aus einem Kriegsgebiet geflohen ist und beim Anblick bestimmter Gebäude an das Grauen das er erlebt hat erinnert wird - also nochmal alles durchleiden muss.

Das hier liest sich eher wie eine IKEA Bauanleitung: Nüchtern und langweilig.

 

Die Grundidee sein ungefährliches Leben mit dem Leben in einer Stadt zu vergleichen wo die Leute dem Krieg ausgesetzt sind ist im Ansatz OK, aber so langweilig wie du es da herunterleierst weckt es keine Emotionen.
Die Grundidee ist nicht der Vergleich sondern die Infragestellung des Selbstverständlichen.
Die könntest du höchstens wecken wenn dein Prot. aus einem Kriegsgebiet geflohen ist und beim Anblick bestimmter Gebäude an das Grauen das er erlebt hat erinnert wird - also nochmal alles durchleiden muss.
Dann wäre es eine andere Geschichte. Nämlich die Betroffenheit erzeugende Geschichte eines Schicksals. Nichts dagegen, es würde aber von der Selbstverständlichkeit ablenken. Man würde nicht auf die Frage kommen: Weiß ich mein Leben überhaupt zu schätzen, weiß ich, welcher Luxus es ist, keine Angst zu haben? Stattdessen würde man das Opfer bedauern.
Das hier liest sich eher wie eine IKEA Bauanleitung: Nüchtern und langweilig.
Genau so muss es sich lesen, wenn es funktionieren soll.

Lieben Gruß, sim

 

Sorry bei mir funktioniert es nicht, auch wenn ich es nochmal als "Infragestellung" lese.
Denn auch dazu müsste es einen Tick emotionaler sein.

EDIT: Und woher willst du wissen das die Grundidee die Infragestellung ist? Das liest DU heraus. Ich nicht. Für mich ist es eher ein Vergleich.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi, Jadiza!

Sim hat meinen Text exakt verstanden, ich könnte ihn nicht besser erklären. Ich stelle die Selbstverständlichkeit, mit der wir unsere auch noch so banale Realität wahrnehmen, in Frage, weil ich dankbar dafür bin, dass ich gefahrlos so etwas vermeindlich (denn eben nicht!) Selbstverständliches wie Fahrradfahren in der Stadt machen kann. Der Blick ist dabei verdreht, nämlich auf das, was NICHT ist.
Aber es ist ja nicht schlimm, dass er für dich nicht eingängig ist, man muss ja nicht alles verstehen oder mögen. Trotzdem danke für Deine Bewertung! :)

Gruß!

 

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