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Copywrite In die Nacht

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19.02.2006
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In die Nacht

Josef weiß genau, was Nadine von ihm hält. Für sie ist er ein dummer Bauer, den sie nach Belieben ausnutzen kann.
Lange hat er das mit sich machen lassen, sich tatsächlich wie ein dummer Bauer benommen. Aber heute würde sich das ändern. Er krampft seine Hände um das Lenkrad und zwingt sich, den Blick nicht von der Straße zu nehmen. Für das, was er vorhat, braucht er einen kühlen Kopf. Schwer genug in Nadines Gegenwart; bei dem Schneetreiben da draußen eine echte Herausforderung. Bisher schweigt Nadine. Josef kennt dieses Schweigen. Sie ist stocksauer. Und er kennt auch die Leier, die gleich folgen wird. Er muss gegen seine Wut ankämpfen. Er denkt an Schweine.
»Matti ist so ein Arsch!«, bricht es aus Nadine heraus.
»Du weißt doch, wie er ist«, sagt Josef. »Der braucht das manchmal.« Wie viele Male er Matti schon vor Nadine verteidigt hat. Josef schüttelt den Kopf über sich selbst. Matti wäre nichts ohne ihn, wäre nicht durch die Schule gekommen und hätte seine Firma nicht aufbauen können - ohne ihn, Josef, seinem besten Freund. Josef, der immer zuhört, Josef, der mit anpackt, Josef, der Geld leiht. Josef das Taxi. Und womit wird es ihm gedankt? Matti spannt ihm Nadine aus.
Natürlich passt Nadine nicht zu Josef. Nadine ist ein Blender und Hinhalter. Wie Matti.
Aber Josef will Nadine. Wenigstens eine Nacht will er sie besitzen. Josef hat immer nur gegeben, ohne etwas zurückzubekommen. Jetzt ist es an der Zeit, zu nehmen. Und dass er sich dabei nimmt, was Matti gehört, versüßt die Angelegenheit ungemein.
»Matti hat versprochen, diesmal nicht so viel zu trinken«, mault Nadine.
Es ist erbärmlich, dass sie noch immer nicht begreift, wie wertlos Mattis Versprechen sind - aber es vereinfacht Josefs Plan sehr. Matti ist so berechenbar. Natürlich lässt er sich auf einer Party zulaufen. Und natürlich würde Nadine abhauen. Und natürlich würde sie den dummen Josef bezirzen, damit er sie nach Hause fährt. Alles wie immer.
Josef gibt sich Mühe, einen mitfühlenden Ausdruck beizubehalten, während Nadine ihm weiter die Ohren vollheult. Sie redet sich in Rage, aber ihr Ärger hilft nicht gegen die Kälte im Vito. „Klima ist kaputt. Hier, das wird dich warm halten.“
Nadine starrt die zerschrammte Thermoskanne an, als hätte er ihr benutzte Ohropax angeboten. Die Schlampe. Kommt im tiefsten Winter in einem Kostümchen angestakst, das kaum ihre Arschbacken bedeckt und ist sich zu fein, heißen Tee anzunehmen.
Josef kennt Wut. Doch jetzt ist kein Platz dafür. Schweine. Denk an die Schweine.
Es hilft.
Nadines Nippel drücken hart durch ihren Pullover. Josef stellt sich vor, wie es ist, ihre Gänsehaut zu streicheln. Ob sie sich so rau und gleichzeitig so weich anfühlt wie die Haut eines Schweins? Er atmet tief ein, um einen klaren Kopf zu behalten.
Josef verkneift sich ein Grinsen, als Nadine doch nach der Thermoskanne greift. Nadine verkneift sich das angewiderte Gesicht nicht. Josef weiß, wie bitter der Tee schmeckt. Er muss so bitter schmecken, damit er das Zeug übertüncht, das er darin aufgelöst hat.
»Der morgige Tag ist auch hin«, schnieft Nadine.
Und wie dein Tag im Arsch sein wird. Du wirst heftige Kopfschmerzen haben und dich an nichts erinnern. Das kann passieren, wenn ein Reifen platzt und man mit dem Kopf gegen die Scheibe knallt. Josef denkt an den präparierten Reifen im Laderaum.
Vielleicht würde er tatsächlich etwas Schlingern im Schnee. Beim Gedanken daran, wie Nadine kreischt, wird er hart. Geduld. Geduld. Halte dich an den Plan. Bald wird das Zeug wirken. Geduld. Denk an die Schweine.


Nadine ist stinksauer. Sie hasst es, wenn Matti so besoffen ist. Macht sich selbst und sie peinlich. Niemand darf sie so demütigen! Niemand! Sie ist nicht irgendwer, sie ist die verdammte Ballkönigin. Und es ist Zeit, Matti daran zu erinnern.
Nadine weiß, was Josef für sie empfindet. Seine Augen glubschen ihm fast aus dem Kopf. Eine Mischung aus Hündchen und Schaf. Wie kann er nur glauben, dass eine Frau wie sie sich mit einem Tölpel wie ihm abgibt?
Aber heute würde sie ihn ranlassen. Nur kurz, ein bisschen Fummeln, einmal seine schwieligen Hände auf ihren Arsch. Für ihn der Höhepunkt seines Lebens und für sie ein Opfer, das sie gewillt ist, zu bringen. Sie hat schon Schlimmeres über sich ergehen lassen, um zu bekommen, was sie will. Und sie bekommt immer, was sie will.
Morgen würde sie Matti erzählen, wie Josef sie im Auto bedrängt hat.
Matti würde ausflippen und Josef zum Teufel jagen. Eine Weile würde sie Matti quälen mit Vorwürfen und Sexentzug, bis er wieder ganz nach ihrer Pfeife tanzte.
Sie mustert Josef von der Seite. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht mit ihm. Ein markantes Kinn, ein mächtiger Brustkasten und definierte Oberarme. Aber die Schafsaugen verderben es. Wahrscheinlich spritzt er schon ab, wenn er ihre Titten begrabscht.
Der Gedanke ist ernüchternd und beruhigend zugleich. Für einen kurzen Moment hat sie darüber die Kälte vergessen. Sie zittert. Das Bauern-Taxi hat nicht mal eine Heizung. Sie schnüffelt an dem Gebräu, das Josef ihr hinhält. Das Zeug schmeckt so widerlich, wie es riecht. Diese Demütigung tilgt auch den letzten Hauch ihres schlechten Gewissens. So abartig das Gebräu auch schmeckt, es zeigt Wirkung. Wärme breitet sich in ihr aus. Sie zwingt sich noch einen Schluck zu nehmen.
»Was zur Hölle ist das?«
»Geheimrezept.« Josef zwinkert ihr auf unnachahmlich dümmliche Weise zu.
Nadine spürt den Alkohol. Und begrüßt ihn. Das würde die Angelegenheit erträglicher machen.
Zeit, in die Offensive zu gehen. »Du steckst ja voller Überraschungen.« Leicht vorbeugen, große Augen, halb geöffneter Mund. Verfehlt nie die Wirkung. Aber Josefs Reaktion ist anders, als erwartet. Er kichert.
»Was ist so lustig?«
»Nichts, es ist nur ... Scheiße
Ohne Vorwarnung tritt er auf die Bremse. Nadine wird in den Gurt gepresst, er schneidet ihr in den Magen, würgt sie. Der Vito schlingert, holpert, Äste schlagen gegen die Seite. Metall kreischt auf Metall, als sie in einem Funkenregen an der Leitplanke entlangschrammen. Auf der Beifahrerseite lauert nur Schwärze. Schwärze, die zweihundert Meter tief ist.
Ein letzter Ruck, dann steht der Wagen still.
»Bist du vollkommen irre?«, schreit Nadine. Ihr ist übel und in ihrem Kopf dreht sich alles.
Josef ist kreidebleich. Er starrt mit riesigen Augen durch die Frontscheibe in den wirren Tanz der Schneeflocken. »Hast du das gesehen?«
Etwas stimmt mit dem Lichtkegel nicht. Ein Scheinwerfer muss kaputt sein. »Du hättest mich beinahe umgebracht, du Idiot!«
Josef sieht sie nicht an, starrt weiter in das Schneetreiben vor ihnen. »Hast du sie auch gesehen?«
Zum ersten Mal fällt Nadine auf, wie finster die Nacht ist. »Wen gesehen? Wovon redest du?«
»Die Frau. Die schwarze Frau.«
Er wendet ihr sein Gesicht zu. Sie entdeckt nichts mehr von einem Schaf in seinem Blick. Vor ihr kauert ein Wolf. Ein verängstigter Wolf, kurz vorm Zuschnappen. Er packt sie bei den Schultern und schüttelt sie. »Hast du sie gesehen?«
»Da ist nichts«, stammelt Nadine. »Wer soll hier nachts rumlaufen?«
»Du kennst doch die Legende von der schwarzen Frau?«
Natürlich kennt sie die Legende. Jeder in der Gegend kennt sie. Jeder verdammte Bauer tut sein Bestes, um sie lebendig zu halten. Angeblich erscheint die schwarze Frau kurz vor einem tödlichen Autounfall. Bisher hat Nadine es immer als Gruselgeschichte abgetan. Aber Josefs Reaktion zeigt, dass er wirklich daran glaubt. War sie in das Auto eines Irren gestiegen? Wer weiß schon, was im Gehirn eines Simpels vor sich geht, wenn die Fantasie mit ihm durchgeht? So hat sie Josef zumindest noch nie erlebt. Er macht ihr Angst.
Sie legt ihm eine Hand auf den Arm. »Hör mal, es ist spät, man sieht kaum etwas, vielleicht war es ein Tier.« Sie zwingt sich zu einem Lächeln. »Vielleicht auch ein bisschen zu viel von deinem Fusel?« Sie knetet ihre Unterlippe mit den Zähnen. Hält Augenkontakt. Senkt ihre Stimme zu einem Säuseln. »Wie wäre es - wir fahren jetzt zu mir und machen es uns noch etwas gemütlich?«
Josefs Miene entspannt sich. Er lässt sie los. Ihre Schultern schmerzen von seinem Griff.
»Der Fusel, ja.« Er grinst wie ein Idiot. »Gemütlich machen. Klingt nach einem Plan.«
Farbe kehrt in sein Gesicht zurück. Er dreht den Zündschlüssel. Der Motor heult auf, aber der Vito ruckelt nur, bewegt sich nicht vorwärts. »Die Reifen drehen durch. Wir stecken fest.«
Nadine muss sich beherrschen, um nicht in Tränen auszubrechen. Ihr ist kalt, sie hat Kopfschmerzen und Panik droht sich in ihr breitzumachen. Fühlt sich so ein Schock an?
»Aber ... dir fällt doch sicher was ein?«
Nadine spielt das Wimmern nicht und als ihr das bewusst wird, überkommt sie eine eisige Verzweiflung. »Bring mich nach Hause, Josef, bitte. Ich tu alles, was du willst, nur bring mich nach Hause.«
»Alles, was ich will«, wiederholt er. Es klingt, als erinnere er sich an etwas.
»Bring mich nur nach Hause.« Ihr Flehen ist echt. Zuhause würde ihr etwas einfallen, um Josef loszuwerden. Je früher sie ihn loswird, desto besser. Es ist nicht nur die Legende der schwarzen Frau - etwas stimmt nicht mit ihm. Dieser Wolfsblick. Sie schaudert.
»Ich habe Bretter im Laderaum«, sagt er und klingt dabei fast wieder wie der Josef, den sie kennt. »Wenn ich sie unter den Reifen bekomme, der festsitzt, könnte es klappen.«
»Wenn es jemand hinbekommt, dann du.« Und wieder meint sie es ehrlich. Wenn sie mit Matti hier liegen geblieben wäre, wären sie jämmerlich erfroren. Matti kann labern, aber er ist kein Anpacker. Wahrscheinlich hätte er sie über die Absperrung in den Abgrund gerissen. Dann wären sie der Legende gerecht geworden. Schnell vertreibt sie diesen Gedanken. Vielleicht ist es doch ein Glück, dass sie mit Josef feststeckt. Dann denkt sie an den Wolfsblick und verflucht ihr Pech.
Als Josef die Tür aufreißt, heult eine Kälte in den Wagen, die sie nicht für möglich gehalten hätte.
»Setz dich ans Steuer und warte auf mein Zeichen.«
Er stemmt sich gegen die Tür, um sie zuzubekommen.
Nadine zittert so stark, dass sie kaum den Schraubverschluss der Thermoskanne aufbekommt. Gierig trinkt sie die heiße Flüssigkeit.


Josef geht um das Auto herum, die gefütterte Weste bis zum Kinn zugeknöpft, den Kopf eingezogen gegen die Kälte. Wie erwartet, steckt der rechte Vorderreifen fest. Josef blickt sich um. Er ist nervös. Es ist normal, dass ich nervös bin. Bei dem, was ich vorhabe, ist das ganz normal. Meine Nerven haben mir einen Streich gespielt. Er blickt sich noch einmal um. Weit und breit keine schwarze Frau. Er kichert. Über sich selbst. Über Nadine. Ich mache alles, was du willst. Oh ja, das wirst du. Und ich will viel!
Er kichert wieder, als er das Brett aus dem Laderaum zieht. Das Kichern klingt in seinen eigenen Ohren zu schrill. Aber das ist ganz normal, bei dem, was er ... Er wirbelt herum. Dieses Kichern konnte unmöglich von ihm gewesen sein. Er starrt in das Schneetreiben. Nichts.
Du Narr! Es ist nur der Wind. Denk an die Schweine, Josef. Denk an die Schweine.
Er stapft zurück, es knirscht unter seinen Stiefeln und er sinkt bis zu den Knöcheln in den Schnee. Während er sich an die Arbeit macht, denkt er an die Schweine. Er packt das Brett (fühlt die borstigen Haare), schaufelt Schnee beiseite (dieses nachgiebige warme Fleisch), buddelt tiefer (zufriedenes Grunzen bei der Massage), treibt das Brett wie einen Keil unter das Rad (panisches Quieken, diese Hitze, diese sprudelnde Hitze), er tritt das Brett fest (das schwacher werdende Zappeln). Josefs Brustkorb hebt und senkt sich heftig von der Anstrengung, doch innerlich ist er ganz ruhig. Er grinst. Alles ist gut. Er gibt Nadine das Zeichen. »Starte den Motor, langsam kommen lassen!«


Selbst im direkten Licht der Scheinwerfer ist es schwer, Josefs Gestalt auszumachen. Als würde sich die Nacht um ihn legen wie eine tarnende Decke. Plötzlich ist er verschwunden. Panik durchzuckt Nadine. Was, wenn er ausgerutscht und den Abhang hinuntergestürzt ist? Oder wenn ihn die schwarze Frau geholt hat?
Eine Pranke knallt auf die Motorhaube. Aus zotteligem Fell, in dem sich Eisschnee festgesetzt hat, formen sich Krallen. Nadine stößt einen Schrei aus und mit einem Mal ist da wieder Josef und die schneeverkrustete Kralle nur ein pelziger Handschuh. Josefs Worte werden vom Wind weggerissen. Aber das Licht der Scheinwerfer bricht sich auf seinen riesigen Zähnen. Was ist nur mit seinen Zähnen los, verdammt? Und sein Gesicht. Oh Gott, sein Gesicht ... Josef drischt noch zweimal auf die Motorhaube, Schläge, die den Vito schaukeln lassen.
Nadine löst den Blick von Josefs Reißzähnen, greift mit tauben Fingern nach dem Zündschlüssel. Röhrend erwacht der Motor zum Leben - und verreckt gleich wieder. Josef quittiert ihr Ungeschick mit einem weiteren Schlag auf die Motorhaube. Durch den Sturm meint sie ein Knurren zu hören. Nadine zieht den Schlüssel und rammt ihn mit Wucht ins Schloss, dreht. »Komm schon!«
Der Vito springt an. Und Nadine erblickt die schwarze Frau. Sie steht hinter Josef und ihr Gewand ist von einer solchen Dunkelheit, dass es sich selbst von der Finsternis der Nacht abhebt. Von Wind und Schnee unberührt, umfließt es ihre hagere Gestalt. Obwohl unter der Kapuze nichts zu erkennen ist, spürt Nadine, dass die schwarze Frau ihr direkt in die Augen starrt. Ein Blick, der ihr Angst macht, aber nicht so wie er sollte.
Josef hämmert wieder auf die Motorhaube, gestikuliert und schreit gegen den Wind an. Sein Knurren und Fauchen macht ihr mehr Angst als der Anblick der schwarzen Frau. Wieder verwandelt sich Josefs Hand in eine Kralle und sein Maul ist gespickt mit mehr Zähnen, als ein Mensch haben durfte. Drehe ich jetzt vollkommen durch?
Eine bleiche Hand windet sich aus dem Ärmel der schwarzen Frau. Mit einem Finger tippt sie sich auf das linke Handgelenk.
Josef schreit seine Wut in die Nacht und es klingt wie das, was es ist: Das Heulen eines Wolfes. Josefs bärtiges Gesicht ist nun über und über von Haaren bedeckt, eine zahngespickte Schnauze wölbt sich aus der Kapuze und zwei geschlitzte Augen starren sie an. Und plötzlich begreift Nadine. Die schwarze Frau ist nicht gekommen, um sie zu holen, sondern um sie zu warnen.
Wieder tippt sie sich auf das Handgelenk. Josef macht einen Schritt um die Motorhaube herum. Seine Krallen ziehen kreischend den Lack von der Haube. Nadine drückt ihren Fuß auf das Gaspedal. Der Motor heult auf, die Räder verspritzen Schnee und Matsch. Der Vito ruckelt, Josefs Augen verengen sich bösartig. Dann greift das freidrehende Rad das untergeschobene Holz und der Vito macht einen Satz nach vorn, erwischt Josef an der Seite, seine Gestalt verschwindet aus dem Scheinwerferlicht. In ihrer Panik würgt Nadine den Motor ab. Hastig fingert sie am Schlüssel herum. »Bitte, bitte!«
Als der Vito anspringt, wird die Fahrertür aufgerissen. Ein riesiger Wolf stürzt sich auf Nadine.


Josef kann es nicht glauben: Nadine ist zu blöd, den Vito zu starten. Er brüllt sie an und drischt auf die Motorhaube.
Muss ich denn alles selbst erledigen? Da schießt der Vito plötzlich auf ihn zu, schleudert ihn in den Schnee. Josef ist wie gelähmt, kann nichts sehen, kann nicht atmen, droht, im Schmerz zu verglühen. Dann explodiert die Wut in ihm. Diese alte vertraute Wut. Er schlägt die Augen auf, schüttelt den Kopf, versucht die Benommenheit zu vertreiben.
Der Vito erwacht stotternd zu neuem Leben. Josef springt auf, die Wut gibt ihm Kraft, doch seine Bewegungen sind kantig und spröde, in seiner Brust reiben Glassplitter gegeneinander. Es muss ihn heftiger erwischt haben, als angenommen. Dafür wird Nadine leiden. So, wie sonst nur seine Schweine leiden mussten. Und er wird es genießen. Oh, wie ich es genießen werde.
Der Vito nimmt Fahrt auf, Josef hastet mit großen Sätzen hinterher. Er bekommt den Türgriff zu packen, reißt die Tür auf und schwingt sich ins Innere.
Es sitzt nicht länger Nadine im Auto. Etwas Dämonisches hat von ihr Besitz ergriffen. Schwarze Linien bluten über ihre blasse Haut, verzerren ihr Gesicht zu einer Fratze. Aus tiefen Augenhöhlen starren ihn blutunterlaufene Augen an. Ihre Fingernägel sind zu langen Klauen gebogen und wollen ihn zerfetzen.
In dem Bemühen, Nadines Angriff abzuwehren und sie gleichzeitig vom Fahrersitz zu drängen, stürzt er beinahe rücklings aus dem beschleunigenden Auto.
Ihre Krallen erwischen ihn am schützend erhobenen Unterarm, dringen mühelos durch Jacke, Hemd und Haut. Noch mehr Schmerz, noch mehr Wut. Mit seinem ganzen Gewicht wirft er sich gegen sie. Irgendetwas knackt laut wie ein trockener Ast. Nadine kreischt, eine Klaue zieht durch Josefs Gesicht, lässt einen klebrig roten Vorhang fallen, macht ihn blind. Er klammert sich ans Lenkrad, tritt auf die Bremse. Der Vito schlingert. Josef wischt Blut aus seinem Gesicht, erblickt im Scheinwerferlicht die schwarze Frau auf der Straße, erkennt, dass sie ihn warnen will, reißt im letzten Moment das Steuer herum.
»Nein!« Nadines Krallen sind wieder da, sie kämpfen um die Kontrolle des Lenkrads. Der Vito sprengt die Leitplanke, scheint einen Moment schwerelos zu schweben, kippt dann, schlägt auf, überschlägt sich wieder und wieder, poltert als ein Klumpen Metall den Abhang hinunter und wird schließlich von der Dunkelheit verschluckt.

 

Ich habe damals schon das Copy angefangen zu schreiben, bevor mich das RL hier weggezwungen hat. Im Zeitloch des Lockdowns ist mir das Fragment wieder in die Hände gefallen. Und ich konnte gleich wieder eintauchen. Ein kleiner Befreiungsschlag. Wahrlich etwas spät, aber dennoch wichtig für mich, denn es hat mir die Freude am Schreiben zurückgegeben.

Das Original von @Andrea H. ist hier zu finden.

 
Zuletzt bearbeitet:

Nadines Nippel drücken hart durch ihren Pullover. Josef stellt sich vor, wie es ist, ihre Gänsehaut zu streicheln. Ob sie sich so rau und gleichzeitig so weich anfühlt wie die Haut eines Schweins? Er atmet tief ein, um einen klaren Kopf zu behalten.
Oh Mann! :D

Willkommen, weltenläufer, im exklusivsten Club der literarischen Welt! *)

Also mir hat das richtig gut gefallen, was du da aus Andreas (großartiger!) Vorlage gemacht hast. Und wie‘s der Zufall so will, habe ich erst vor ganz wenigen Tagen – Sonntag- oder Montagnacht war das, glaub ich – rein zufällig den Originaltext von Andrea wieder einmal angeklickt und gelesen und war dann natürlich umso verblüffter, als ich heute entdeckte, dass du dir ausgerechnet diese Story vorgenommen hast. Heimfahrt hatte ich also noch im deutlich im Kopf, weshalb ich beim Lesen deiner Version einen unmittelbaren Vergleich ziehen konnte:
Eure beiden Versionen eint die einschüchternde, bedrohliche Kulisse eines nächtlichen Winterwaldes, Schneetreiben, Eiseskälte, kurzum Lebensfeindlichkeit pur. (Bzw. kuschelig warm, solange man in der Geborgenheit eines beheizten Wagens sitzt.) Aber wo Andreas Text schon aufgrund der Erzählsprache was beinahe Märchenhaftes hat, bietet deiner über weite Strecken reinsten Naturalismus. Wo ich bei Andrea von den Figuren nur in Andeutungen erfahre, sind bei dir die Charaktere umfänglich ausgearbeitet, man kann’s fast Psychogramme nennen. Sehr tricky natürlich dein Konzept mit den wechselnden Perspektiven, also das Geschehen jeweils aus Josefs und dann wieder aus Nadines Sicht zu schildern. Die Handlungen und Reaktionen der beiden machst du mir dadurch sehr nachvollziehbar und plausibel.
Ebenfalls tricky ist die Sache mit dem Tee in der Thermosflasche: Dramaturgisch geschickt führst du den schon sehr bald ein, lässt mich allerdings über weite Strecken im Glauben, er diene Josef ausschließlich dazu, Nadine gefügig zu machen, ich hielt ihn für so eine Art ruraler Variante der KO-Tropfen. Ein bisschen irritiert hat mich dann natürlich, als auch Josef von dem Zeug trinkt. Also doch keine KO-Tropfen. Aber nach dem zu schließen, was sich nach dem Unfall in den Köpfen der beiden an Schreckensbildern, an Horrorvisionen abspielt, war’s auch sicherlich kein gewöhnlicher Fencheltee, also unter Garantie nichts Rezeptfreies.
Was ich insofern gutheiße, weil ich, um die Story zu kapieren, nicht an die Existenz von Werwölfen und schwarzgewandeten Gespensterfrauen glauben muss, sondern das Ganze schlicht als einen Drogentrip betrachten kann, einen Drogentrip, der einfach schrecklich schiefgegangen ist.

Sprachlich gIbt’s von meiner Seite nichts auszusetzen. Sehr bildhaft und eindrücklich geschrieben, wie ich’s von dir ja längst gewohnt bin.
(Drei oder vier Sätze hab ich mir zum Zitieren vorgemerkt, weil mir irgendwas nicht hundertpro gepasst hat dran, aber wie ich sie mir dann in den Kommentar reinkopierte, hatte ich echt Mühe, die Störfälle wieder dingfest zu machen. War echt vernachlässigbarer Kleinstscheiß. Also vergiss es.)


Chapeau, weltenläufer!
offshore

*) CAAHC
(= Club der Autoren, die Andreas Heimfahrt gecovert haben – Mietgliederanzahl: 2)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @weltenläufer

Josef weiß genau, was Nadine von ihm hält. Für sie ist er ein dummer Bauer, den sie nach Belieben ausnutzen kann.
Einstieg find ich gut gemacht. Kurze, eindeutige Sätze. Zieht mich sofort in die Geschichte hinein.

Er muss er gegen seine Wut ankämpfen.
Der einzige Tippfehler, der mir aufgefallen ist.

Natürlich lässt er sich auf einer Party zulaufen.
Heißt es nicht volllaufen?

Schweine. Denk an die Schweine.
Ob sie sich so rau und gleichzeitig so weich anfühlt wie die Haut eines Schweins?
Weiß nicht, ob ich das Bild mit den Schweinen ganz durchschaue. Das kommt immer wieder. Ist aber nicht so wichtig, find ich. Muss ja nicht alles immer ganz eindeutig sein.

Morgen würde sie Matti erzählen, wie Josef sie im Auto bedrängt hat.
Matti würde ausflippen und Josef zum Teufel jagen. Eine Weile würde sie Matti quälen mit Vorwürfen und Sexentzug, bis er wieder ganz nach ihrer Pfeife tanzte.
Da sind mir ihre Beweggründe nicht ganz klar. Gut, sie kann dadurch Matti "disziplinieren", verliert aber Josef ("zum Teufel jagen"), der immer für sie da ist, wenn sie ihn braucht. Scheint mir ein hoher Preis zu sein.
Ohne Vorwarnung tritt er auf die Bremse. Nadine wird in den Gurt gepresst, er schneidet ihr in den Magen, würgt sie. Der Vito schlingert, holpert, Äste schlagen gegen die Seite. Metall kreischt auf Metall, als sie in einem Funkenregen an der Leitplanke entlangschrammen. Auf der Beifahrerseite lauert nur Schwärze. Schwärze, die zweihundert Meter tief ist.
Sehr gute Szene, auch die Beschreibung des Abhangs am Ende. Nur der Funkenregen ist mir persönlich zu viel. Kann nicht sagen, ob es da wirklich so etwas wie eine Funkenregen gibt? Finde, den braucht es auch gar nicht. Für mein Gefühl zerstört der das ganze Bild sogar ein wenig.
Sie entdeckt nichts mehr von einem Schaf in seinem Blick. Vor ihr kauert ein Wolf. Ein verängstigter Wolf, kurz vorm Zuschnappen.
Finde gut, wie du da den Wolf das erste Mal so ganz nebenbei einführst. Auch der Übergang vom Schaf zum Wolf ist sehr anschaulich.

Josef ist kreidebleich.

Farbe kehrt in sein Gesicht zurück.
Da frage ich mich, ob sie das sehen kann? Sie sitzen im Auto, es ist dunkel. Kann man da die Gesichtsfarbe erkennen? Ehrlich gesagt, keine Ahnung?

Selbst im direkten Licht der Scheinwerfer ist es schwer, Josefs Gestalt auszumachen. Als würde sich die Nacht um ihn legen wie eine tarnende Decke. Plötzlich ist er verschwunden. Panik durchzuckt Nadine. Was, wenn er ausgerutscht und den Abhang hinuntergestürzt ist? Oder wenn ihn die schwarze Frau geholt hat?
Eine Pranke knallt auf die Motorhaube. Aus zotteligem Fell, in dem sich Eisschnee festgesetzt hat, formen sich Krallen. Nadine stößt einen Schrei aus und mit einem Mal ist da wieder Josef und die schneeverkrustete Kralle nur ein pelziger Handschuh.
Gut gemachte Szene. Zuerst ihr Unbehagen, dann wird die schwarze Frau wieder erwähnt und schließlich das Bild mit der Pranke, die eigentlich sein Handschuh ist. Deutet den Übergang an. Starke Bilder.
Durch den Sturm meint sie ein Knurren zu hören.
Der Sturm war mir vorher gar nicht so bewusst. Du schreibst auch etwas von Wind. Hab ich wohl überlesen.

Sehr guter Text; klare routinierte Sprache, anschauliche Bilder. Die handelnden Personen werden gut charakterisiert (zB. Josefs Wut).

Sehr gelungen finde ich, wie du das "Grauen" schön langsam kommen lässt und dabei mit den verschiedenen Bewusstseinsebenen spielst. Die schwarze Frau ist eine gute Idee, gibt der Geschichte eine zusätzliche Dimension.

Soviel von meiner Seite!

Servus,
Walterbalter
PS: Das "Original" hab ich nicht gelesen.

 

Willkommen, weltenläufer, im exklusivsten Club der literarischen Welt! *)
hehe, fühlt sich gut an ;)
Dein Titel ist allerdings unschlagbar ;)

@ernst offshore
Schön, dich als erstes unter meinem text zu finden. Nach so langer Schreibabstinenz fühlt sich das hier wieder wie die Jungfernfahrt an. Von daher ist dein wohlwollender Kommentar Balsam für meine Seele.

Aber wo Andreas Text schon aufgrund der Erzählsprache was beinahe Märchenhaftes hat, bietet deiner über weite Strecken reinsten Naturalismus.
Ja, diesen Kontrast fand ich sehr spannend. raus aus dem poetischen. Obwohl Andrea das ja auch nur für Einleitung und Schluss so macht.
Wo ich bei Andrea von den Figuren nur in Andeutungen erfahre, sind bei dir die Charaktere umfänglich ausgearbeitet, man kann’s fast Psychogramme nennen. Sehr tricky natürlich dein Konzept mit den wechselnden Perspektiven, also das Geschehen jeweils aus Josefs und dann wieder aus Nadines Sicht zu schildern. Die Handlungen und Reaktionen der beiden machst du mir dadurch sehr nachvollziehbar und plausibel.
Das liest sich großartig. Nadine habe ich ja in etwa beibehalten wie sie angelegt war.
Von Josef habe ich nur die Oberfläche übernommen. In Andreas Geschichte ist er treudoof, in meiner Geschichte gibt er sich so, doch es lauert etwas ganz anderes unter der Oberfläche. Das hat mich schon gereizt, da tiefer einzutauchen
ich hielt ihn für so eine Art ruraler Variante der KO-Tropfen. Ein bisschen irritiert hat mich dann natürlich, als auch Josef von dem Zeug trinkt. Also doch keine KO-Tropfen.
Da habe ich mir was Ähnliches vorgestellt. Ich habe es offen gelassen, ob er davon etwas trinkt, explizit nennen tu ich es nicht. In meiner Vorstellung nippt er vielleicht einmal dran, um die Unbedenklichkeit vorzutäuschen
war’s auch sicherlich kein gewöhnlicher Fencheltee, also unter Garantie nichts Rezeptfreies.
Ganz sicher nicht :D
Was ich insofern gutheiße, weil ich, um die Story zu kapieren, nicht an die Existenz von Werwölfen und schwarzgewandeten Gespensterfrauen glauben muss, sondern das Ganze schlicht als einen Drogentrip betrachten kann, einen Drogentrip, der einfach schrecklich schiefgegangen ist.
Bei Nadine ganz sicher. Bei Josef dachte ich an den Unfall und die damit den Geist vernebelten Schmerzen in Verbindung mit dem Schock über die Begegnung mit der schwarzen Frau
In jedem Fall soll Wolf und Dämon so gelesen werden können. Sonst bräuchte es ja noch den Tag Horror. Aber das wollt ich nun auch nicht.
Sehr bildhaft und eindrücklich geschrieben, wie ich’s von dir ja längst gewohnt bin.
Yes. Puh, das freut mich ungemein, das von dir zu hören. Scheine also nicht gänzlich eingerostet zu sein.

Danke für deine lieben Worte
grüßlichst
weltenläufer

 

Hi @weltenläufer,

wirklich interessante Geschichte. Habe ich gern gelesen und natürlich auch noch mit dem Original verglichen. Sehr reizvoll dieses Copyright-Spiel. Mir gefällt, wie Deine Geschichte an Fahrt aufnimmt und der noch griffigere düstere Einschlag darin.
So gesehen, sind beide Figuren schlecht (im Sinne von böse). Zu Beginn liegt meine Sympathie eher bei Josef, aber als dass mit den Schweinen kommt, ahne ich was der Nadine noch blühen könnte. Sein Plan mit den K.O.-Tropfen erscheint recht clever. Das Nadine ebenfalls kein Unschuldsengel ist, war von vornherein klar, aber ihre Gedanken, lassen erst das wahre Ausmaß ihrer manipulativen Fähigkeiten und Durchtriebenheit erkennen. Da sitzen nun also zwei im selben Boot (Vito), die sich verdient haben. Obwohl die Sache mit den Schweinen, ich weiß nicht recht - da denke ich mir dann doch: Hau ab, Nadine!

Ich habe nirgends gelesen, dass der Joseph auch von dem bitteren Tee getrunken hat, also gehe ich davon aus, dass beide die Schwarze Frau wirklich sehen und sich nicht einbilden.
Ob die Frau auftaucht, weil Josef und Nadine bestraft werden müssen, oder ob die beiden einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren, wird nicht klar. Ich denke der Kniff an der Geschichte sind die Täter Opfer Konstellation und der Genrebruch, der aus Thriller Horror macht. Das ist zwar irgendwie cool, aber auch irgendwie unbefriedigend. Bevor es zu einem Verbrechen kommen kann, erfolgt schon die Bestrafung. Das ist mir zu knapp, zu plötzlich.
Aber: Die Verwandlung, in der sich dann beide Figuren als gegenseitige Bedrohung wahrnehmen, finde ich wiederum sehr gelungen. Metaphorisch gesehen tun sie das, was sie auch ohne die schwarze Frau getan hätten. Sie zerfleischen sich gegenseitig.

»Du kennst doch die Legende von der schwarzen Frau?«
Natürlich kennt sie die Legende. Jeder in der Gegend kennt sie. Jeder verdammte Bauer tut sein Bestes, um sie lebendig zu halten. Angeblich erscheint die schwarze Frau kurz vor einem tödlichen Autounfall. Bisher hat Nadine es immer als Gruselgeschichte abgetan. A
Diese Beschreibung finde ich, ist unnötig. Das ist nur für den Leser und eine schwarze Frau die so auftaucht, muss entweder schon früher eingeführt werden, oder eine komplettes Mysterium bleiben, ohne Erklärung. An dieser Stelle passt es für mein Gefühl nicht.

Soviel von mir. Viele Grüße
Ebbe Flut

 

Abend @weltenläufer,
Gleich mal vorweg, ich habe das Original nicht gelesen, aber ich fand diese Story echt mitreißend. Die Charaktere sind sehr realistisch und nachvollziehbar geschrieben. Obwohl keine der beiden Protas nette Persönlichkeiten haben fühlt man mit ihnen mit, kann ihr Denken teilweise sogar nachvollziehen.
Ein paar Anmerkungen:

Josef stellt sich vor, wie es ist, ihre Gänsehaut zu streicheln
Das hört sich komisch an, aber vielleicht muss das auch so.

Macht sich selbst und sie peinlich
Vielleicht kenn ich diese Phrase nicht, aber „jemanden peinlich machen“ hab ich so noch nie gelesen. bin mir nicht sicher ob man das so sagen kann.

Sie mustert Josef von der Seite. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht mit ihm. Ein markantes Kinn, ein mächtiger Brustkasten und definierte Oberarme
Oberkörper oder Brustkörper wäre besser

Zuhause würde ihr etwas einzufallen, um Josef loszuwerden.
einfallen

Und plötzlich begreift Nadine. Die schwarze Frau ist nicht gekommen, um sie zu holen, sondern um sie zu warnen.
Ich versteh nicht ganz warum sie das begreift. Die Frau macht kein deutliches Zeichen das sagt: Ich warne dich. Wäre ich an Nadins Stelle hätte ich das nicht als Warnung gedeutet

Dann explodiert die Wut in ihm. Diese alte vertraute Wut. Er schlägt die Augen auf, schüttelt den Kopf, versucht die Benommenheit zu vertreiben.
Der Vito erwacht stotternd zu neuem Leben. Josef springt auf, die Wut gibt ihm Kraft
Wortwiederholung

Josef springt auf, die Wut gibt ihm Kraft, doch seine Bewegungen sind kantig und spröde, in seiner Brust reiben Glassplitter gegeneinander
Ist das eine Metapher mit den Glassplittern? Wenn ja versteh ich sie nicht. Wenn nein, dann versteh ich es trotzdem nicht. Wie kommen die Splitter in die Brust?

Ich kenn zwar deine anderen Werke nicht, bin noch nicht so lange lange dabei, aber „eingerostet“ ließt sich das ganz und gar nicht.

Noch einen schönen Abend, Lg Corvi

 

Hallo @Walterbalter,

danke fürs Lesen und kommentieren.

Einstieg find ich gut gemacht. Kurze, eindeutige Sätze. Zieht mich sofort in die Geschichte hinein.
danke, das halte ich für besonders wichtig, ist es doch die Eintrittskarte.
Gerade bei dieser Fülle, entscheidet manches mal eben dieser über weiterlesen oder wegklicken. Ich bilde da keine Ausnahme
Der einzige Tippfehler, der mir aufgefallen ist.
ups, Betriebsblindheit, habe ich gleich eliminiert
Heißt es nicht volllaufen?
denke, man kann beides sagen
Weiß nicht, ob ich das Bild mit den Schweinen ganz durchschaue. Das kommt immer wieder. Ist aber nicht so wichtig, find ich. Muss ja nicht alles immer ganz eindeutig sein.
gut, wenn das so funktioniert
Scheint mir ein hoher Preis zu sein.
das stimmt, ich hoffte das mit den Charakteren erklären zu können. In meiner Welt: Nadine geht über Leichen, um zu bekommen, was sie will.
Finde gut, wie du da den Wolf das erste Mal so ganz nebenbei einführst. Auch der Übergang vom Schaf zum Wolf ist sehr anschaulich.
schön, wenn es so funktioniert

Sehr guter Text; klare routinierte Sprache, anschauliche Bilder. Die handelnden Personen werden gut charakterisiert (zB. Josefs Wut).
Ja, das war mit wichtig. Anders kann der text nicht funktionieren. Ist die Wut nicht glaubhaft, versagt hier alles
Die schwarze Frau ist eine gute Idee, gibt der Geschichte eine zusätzliche Dimension.
Die habe ich aus dem Original entliehen
PS: Das "Original" hab ich nicht gelesen.
Muss man auch nicht. Das ist ja Bedingung beim copywrite: Jedes Copy muss auch unabhängig vom Original funktionieren.

Danke für deinen Kommentar. Komm gut in die Nacht ;)

grüßlichst
weltenläufer

Hallo @Ebbe Flut

danke für deinen ausführlichen Kommentar.

Sehr reizvoll dieses Copyright-Spiel.
Ja, das ist es wirklich. Es kann einen aus einem Schreibtief holen und ist insgesamt eine tolle Übung, nicht zuletzt wegen des Challenge-Charakters und der damit verbundenen Zeitfrist. Es wird immer wieder mal eine ausgerufen.
Mir gefällt, wie Deine Geschichte an Fahrt aufnimmt und der noch griffigere düstere Einschlag darin.
Hehe, ja, an Fahrt aufnimmt, ist ein gutes Bild. Das Zuspitzen ist natürlich wichtig
So gesehen, sind beide Figuren schlecht (im Sinne von böse).
ja, im Prinzip verdienen sie einander und das/ ihr Ende ist nur konsequent
Zu Beginn liegt meine Sympathie eher bei Josef, aber als dass mit den Schweinen kommt, ahne ich was der Nadine noch blühen könnte. Sein Plan mit den K.O.-Tropfen erscheint recht clever. Das Nadine ebenfalls kein Unschuldsengel ist, war von vornherein klar, aber ihre Gedanken, lassen erst das wahre Ausmaß ihrer manipulativen Fähigkeiten und Durchtriebenheit erkennen. Da sitzen nun also zwei im selben Boot (Vito), die sich verdient haben. Obwohl die Sache mit den Schweinen, ich weiß nicht recht - da denke ich mir dann doch: Hau ab, Nadine!
cool, genau so habe ich das gedacht.
Ich habe nirgends gelesen, dass der Joseph auch von dem bitteren Tee getrunken hat, also gehe ich davon aus, dass beide die Schwarze Frau wirklich sehen und sich nicht einbilden.
Naja, etwas sehen, bedeutet ja nicht, dass es tatsächlich da ist. Ich denke, es kann auch als Einbildung funktionieren. Bei Josef schon aufgrund seiner Anspannung. Bei Nadine durch den Trank und später bei Josef noch verstärkt durch seine Schmerzen
Ich denke der Kniff an der Geschichte sind die Täter Opfer Konstellation
ja, sehe ich auch so
und der Genrebruch, der aus Thriller Horror macht. Das ist zwar irgendwie cool, aber auch irgendwie unbefriedigend
hm, diesen Genrebruch empfinde ich eigentlich gar nicht unbedingt als einen solchen. Hatte ich zumindest nicht. Kennst du Ich bin kein Serienkiller von Dan Wells? Das nenne ich mal einen Genrebruch

Metaphorisch gesehen tun sie das, was sie auch ohne die schwarze Frau getan hätten. Sie zerfleischen sich gegenseitig.
Ja, so denke ich auch, deswegen finde ich das Ende auch nicht zu schnell kommend, sondern im Sinne dieser Prämisse nur die logische Folge.

Vielen Dank für deine Gedanken zu meinem Text. Hat mir Freude gemacht, mich damit auseinanderzusetzen.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo @Corvi

Gleich mal vorweg, ich habe das Original nicht gelesen
das braucht man auch nicht. Jedes Copy muss auch ohne die Vorlage funktionieren
aber ich fand diese Story echt mitreißend.
mega. Also mitreißend ist doch ein Wort, bei dem das Autorenherz einen fröhlichen Salto schlägt
Obwohl keine der beiden Protas nette Persönlichkeiten haben fühlt man mit ihnen mit, kann ihr Denken teilweise sogar nachvollziehen.
super, wenn ich das erreichen konnte. Beide sind ja nicht als Sympathieträger angelegt. Es geht mehr um die morbide Freude daran, wer wen auf welche Weise mit in den Abgrund reißt
Das hört sich komisch an, aber vielleicht muss das auch so.
inwiefern?
einfallen
oh ja, habe ich schnell beseitigt
Die Frau macht kein deutliches Zeichen das sagt: Ich warne dich.
Sie tippt sich auf das linke Handgelnk. Ein universelles Zeichen für: Es ist spät, oder in dem Fall: Deine Zeit läuft ab
Wäre ich an Nadins Stelle hätte ich das nicht als Warnung gedeutet
das finde ich schon eine deutliche Warnung, mal abgesehen davon, dass sich die Szene wahrscheinlich eh in ihrem vernebelten Geist abspielt
Wortwiederholung
Die ersten beiden gehen so in Ordnung, das dritte Mal ... Hm ... erwischt, das geht eleganter. Mal sehen, was mir da noch kommt
Ist das eine Metapher mit den Glassplittern? Wenn ja versteh ich sie nicht. Wenn nein, dann versteh ich es trotzdem nicht. Wie kommen die Splitter in die Brust?
Okay, dann versagt der text an dieser Stelle für dich. Hm, also wenn ich an Glassplitter in meiner Brust denke, dann fängt es schon an zu schmerzen. Dieses Bild wollte ich erschaffen
Ich kenn zwar deine anderen Werke nicht, bin noch nicht so lange lange dabei, aber „eingerostet“ ließt sich das ganz und gar nicht.
Das freut mich sehr. Vielen dank für deinen Kommentar.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hey @weltenläufer,

ach, wie schön! Und so vertraut fühlt es sich an :).
Dass Du nach all der Zeit auch noch deine Copy-Story im Gepäck hast, finde ich ja Doppel-Wow! Blöd nur, dass es außerhalb der Runden kaum Beachtung findet. Leider, denn die Geschichte macht wirklich Spaß. Na ja, Spaß im Sinne von Lesevergnügen ohne Vergnügen, eher mit so einem kühlen Schauer im Genick. Es wird wirklich mit Fortschreiten des Textes immer ungemütlicher da im Auto - okay - die Vorlage zwingt einen ja in diese Richtung. Wenn sich jetzt noch mal wer den Text zur Copy greift, ich hätte dann gern einen Schwank mit Happy End. Nee, natürlich nicht. Aber in Kenntnis der Texte (Andy und Offshore), weiß/ahnt man natürlich, wohin die Reise geht. Was, das muss ich zugeben, trotzdem nicht die Spannung mildert, weil man ja wissen will: Wie?
Ich fand das wirklich gut gemacht. Die Perspektivwechsel, wie beide an Grausamkeit (psychologisch und körperlich) gewinnen, der Mythos der schwarzen Frau - das nimmt ordentlich Fahrt auf und Du hältst das Tempo auch durch, langsam sich steigernd bis zum Limit, sprich, dem Aus. Und ich da mittendrin und weiß nicht wohin, denn ich will weder mich ihm, noch ihr anschließen. Und da ich nichts angestrichen hab, weil zu sehr mit Lesen beschäftigt, gebe ich Dir noch nen Leseeindruck mit.

Josef weiß genau, was Nadine von ihm hält. Für sie ist er ein dummer Bauer, den sie nach Belieben ausnutzen kann.
Sympathie bei Josef, ganz klar.

Er denkt an Schweine.
Das ist auch hübsch gemacht. Wie Du ihn als liebenden Schweinebauern anfangs verkaufst, wo man sofort ein romantisches Bild vom glücklichen Landschwein im Kopf hat. Und wer hat gemacht? Der Josef.

Aber Josef will Nadine. Wenigstens eine Nacht will er sie besitzen. Josef hat immer nur gegeben, ohne etwas zurückzubekommen. Jetzt ist es an der Zeit, zu nehmen. Und dass er sich dabei nimmt, was Matti gehört, versüßt die Angelegenheit ungemein.
Ja, und da legt man schon den Rückwärstgang ein und revidiert das Anfangsbild.

Nadine starrt die zerschrammte Thermoskanne an, als hätte er ihr benutzte Ohropax angeboten.
Hehe. Schöner Vergleich.

Josef weiß, wie bitter der Tee schmeckt. Er muss so bitter schmecken, damit er das Zeug übertüncht, das er darin aufgelöst hat.
Arschloch!

Beim Gedanken daran, wie Nadine kreischt, wird er hart.
Widerlich. Ganz hervorragend gemacht, Herr Autor.

Nadine weiß, was Josef für sie empfindet. Seine Augen glubschen ihm fast aus dem Kopf. Eine Mischung aus Hündchen und Schaf. Wie kann er nur glauben, dass eine Frau wie sie sich mit einem Tölpel wie ihm abgibt?
Sie wurde ja schon eingeführt, als unliebsam, ihr wird es auch aus ihrer Sicht nochmal quittiert. Schublade auf, Nadine rein, fertig.

Aber heute würde sie ihn ranlassen. Nur kurz, ein bisschen Fummeln, einmal seine schwieligen Hände auf ihren Arsch. Für ihn der Höhepunkt seines Lebens und für sie ein Opfer, das sie gewillt ist, zu bringen. Sie hat schon Schlimmeres über sich ergehen lassen, um zu bekommen, was sie will. Und sie bekommt immer, was sie will.
Morgen würde sie Matti erzählen, wie Josef sie im Auto bedrängt hat.
Da ist mir die Motivation von ihr nicht so ganz klar. Sie hat mit Matti ja ein Problem. Wenn sie ihn eifersüchtig machen will, okay, aber was der Hass zwischen den Männern an Mattis Suff ändern soll, ist mir nicht ganz klar.

Matti würde ausflippen und Josef zum Teufel jagen. Eine Weile würde sie Matti quälen mit Vorwürfen und Sexentzug, bis er wieder ganz nach ihrer Pfeife tanzte.
Ja, hilft mir nur bedingt. Was, wenn Matti nicht Saufen würde, sondern sie eifersüchtig ist auf die Freundschaft? Zumal sie sich diesen Josef ja auch vom Halse wünscht, was nicht geht, wenn die beiden Bros sind. das wäre mir irgendwie plausibler als Motivation für ihr Handeln. Vielleicht raffe ich aber auch gerade was nicht.

Josef sieht sie nicht an, starrt weiter in das Schneetreiben vor ihnen. »Hast du sie auch gesehen?«
Zum ersten Mal fällt Nadine auf, wie finster die Nacht ist. »Wen gesehen? Wovon redest du?«
»Die Frau. Die schwarze Frau.«
Guter Zeitpunkt, schöner Wendepunkt. Man hat die Situation begriffen, jetzt braucht es den nächsten Treppenabsatz.

Je früher sie ihn loswird, desto besser.
los wird

Er starrt in das Schneetreiben. Nichts.
Du Narr! Es ist nur der Wind. Denk an die Schweine, Josef. Denk an die Schweine.
Ich mag den roten Schweinefaden.

... treibt das Brett wie einen Keil unter das Rad (panisches Quieken, diese Hitze, diese sprudelnde Hitze), er tritt das Brett fest (das schwacher werdende Zappeln).
Und zwar genau bis hierhin. Arschloch. Nochmal.

Josefs Worte werden vom Wind weggerissen.
Schön!

Obwohl unter der Kapuze nichts zu erkennen ist, spürt Nadine, dass die schwarze Frau ihr direkt in die Augen starrt. ...
Die schwarze Frau ist nicht gekommen, um sie zu holen, sondern um sie zu warnen.
Nice. Denn obwohl man die Frau nicht mag, an den Pyschopathen will man sie auch nicht ausgeliefert wissen. Also Mädel, trete aufs Gas und weg da! Feiner, kleiner Hoffnungsfunken.

In ihrer Panik würgt Nadine den Motor ab.
Ach, Mensch! Mädchen. Jetzt haste den Salat.

Dafür wird Nadine leiden. So, wie sonst nur seine Schweine leiden mussten. Und er wird es genießen. Oh, wie ich es genießen werde.
Ja, die Psychopathennummer haste gut drauf. Nicht nur in diesem Text.

Schwarze Linien bluten über ihre blasse Haut, verzerren ihr Gesicht zu einer Fratze. Aus tiefen Augenhöhlen starren ihn blutunterlaufene Augen an. Ihre Fingernägel sind zu langen Klauen gebogen und wollen ihn zerfetzen.
Weiß nicht, bin ja nun kein Freund von derartigen Szenen und Verwandlungen, und für mich hätte es das auch nicht gebraucht. Die Situation ist gruselig genug, eben weil so real. Eigentlich schwächt das ganze Wolfszeug für mich den Text. Aber ich meide das Genre ja eh, wo es nur geht.

In dem Bemühen, Nadines Angriff abzuwehren und sie gleichzeitig vom Fahrersitz zu drängen,
Das stelle ich mir fast als unmöglich vor, zumal sie ja auch endlich mal Gas geben sollte. Aber klar, das hat die Andy für Dich nicht vorgesehen, Du musst in wieder ins Auto bekommen, irgendwie.

Der Vito sprengt die Leitplanke, scheint einen Moment schwerelos zu schweben, kippt dann, schlägt auf, überschlägt sich wieder und wieder, poltert als ein Klumpen Metall den Abhang hinunter und wird schließlich von der Dunkelheit verschluckt.
Ich mag die schwarze Frau. Und nun ja, vielleicht war Nadine jetzt nicht fies genug, dass sie dieses Ende verdient hätte, es schon. Es ist tröstlich ihn da zu wissen, wo er nun ist.

Ja, hat mich gut unterhalten. Copys mag ich eh. Schön, dass Du wieder da bist!

Beste Grüße, Fliege

 

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