Hallo Kurtchen,
zuerst einmal muss ich vielen Recht geben, wenn sie behaupten, dass dieser Text schlecht ist. Vor allem muss ich Schmidt und Weltenläufer Recht geben, die diesen Text als als Ärgernis betrachten.
Du schreibst, dass du niemals behauptet hast, dass Selbstmordattentäter Einzelgänger seien. ICh kann dir sagen, dass du das indirekt behauptet hast. Die ganze Geschichte, das Verabschieden von der Familie, das funktioniert alles nicht. Das lässt sehr stark auf einen freien Willen schließen.
Allerdings ist es nicht das, was ich dir schreiben wollte.
ICh habe deinen Text gelesen. Das Beste daran ist, dass er kurz ist. Irgendwie drängte sich mir der Gedanke auf, dass du zu jedem Satz noch eine kleine Anmerkung shreiben musstest. Warum?
Dein Geschehen wird sehr oft unterbrochen, durch Sätze, die nicht von Bedeutung sind. Du lässt die Person Vorurteile fällen, die mit der eigentlichen Geschichte nichts zu tun haben. Du gehst oberflächig mit ihr zum Markt. Deine ganze Geschichte existiert oberflächig, ohne tiefsinnig zu werden.
In den ersten beiden Abschnitten habe ich keinen Satz gefunden, den ich nicht verbessern würde. Ich habe mir einmal die Mühe gemmacht, sie dir heraus zu schreiben.
1. Es war schon gegen Mittag.
In Anbetracht dessen, dass du ein Selbstmordattentat beschreibst, ist die Zeit viel zu unstimmig. Lass ihn aufwachen, auf die Uhr schauen und feststellen, wie viel Zeit er noch bestzt. Dieser Satz hört sich zumindest so an, als sei es egal, wie spät es wirklich ist. Selbstmordattentäter sind genau getimte Personen.
2. Lange hatte Hakim nicht einschlafen können, später als sonst war er aufgewacht, hatte das Zimmer angesehen, als wenn er es nie vorher gesehen hätte oder niemals wieder sehen würde.
Was möchtest du damit sagen?
Diese Personen kämpfen für etwas. Sie glauben an das, was sie machen. Sie glauben, dass es rechtens ist. Vielleicht hat er wirklich nicht schlafen können, aber du verarbeitest es nicht mehr. Länger geschlafen als sonst hat er in deinem Fall bestimmt nicht, siehe Begründung zu 1. Bei der Zimmerbetrachtung solltest du etwas mehr ins Detail gehen. So kannst du es nicht stehen lassen.
3. Hakim stand langsam auf, wusch sich und zog sich so an, als würde er zu einem Fest gehen.
Hier beginnt das, was ich eben gemeint hatte, als ich sagte, dass du jeden Satz mit einem unnötigen Kommentar schreiben musst. Hakim steht nicht langsam auf. Du solltest etwas mit ihm verbinden. Du solltets ihn mit etwas verbinden. zog sich an. und dann nichts mehr. Ob er sich wäscht und anzieht, brauchst du auch nicht unbedingt zu erwähnen. Ich glaube kaum, dass er nackt die Wohnung verlässt.
4. Als er in die Küche kam, sah er seine Frau, sie bereitete das Mittagessen vor, sein Sohn spielte in einer Ecke mit einem Feuerwehrauto.
Also, der Sohn ist taubstumm und das Essen riecht man nicht. Eine etwas plastischere Umsetzung wäre wünschenswert.
5. Sie brachte ihm Kaffee. Wie schön sie war.
Wie schön sie war. Das hört sich so banal an. Völlig ohne Aussagekraft.
6. Er verabschiedete sich und umarmte seinen Sohn und seine Frau. „Zum Mittagessen bin ich wieder da“, sagte er, wollte noch etwas hinzufügen, ließ es aber dann.
Nur um das einmal anzumerken. Er trägt den Bombengürtel bereits, auch wenn du es nicht beschrieben hast. Denn das wäre wichtig gewesen. ICh glaube kaum, dass jeder Mensch mit einem Bombengürtel die Whnung verlässt. Umarmen wird er seinen Sohn nicht. Hier kommt das ins Spiel, was Schmidt dir gesagt hat. Diese Leute sind straff organisiert. Bei dir ist es eine normale verabschiedung. Die würde niemals stattfinden. Nach sagte er einen Punkt. Wenn er etwas hinz8u fügen möchte, es aber nicht tut, dann hat er es nicht getan und muss auch nicht beschrieben werden.
7. Die letzte Stufe müsste einmal ausgebessert werden, dachte er.
Stimmt, er hat im Moment auch nichts besseres zu tun. Hör doch auf mit diesen banalen Sätzen und konzentriere dich auf das Wesentliche.
8. Als er aus der Haustür kam, blendete ihn Licht, er konnte zunächst nur Schatten erkennen.
Das Licht könnte man Sonne nennen. Gut, sie steht hinter dem Haus udn es ist nur eine Luftspiegelung. Anschließend kommte wieder ein Nachsatz, der so nicht kommen darf. Lass ihn doch eine HAnd vors gesicht legen, ihn öfter blinzeln udn versuchen sich zu orientieren. So hört sich das nach nichts an.
9. Die alte Frau aus dem dritten Stock kam ihm entgegen, grüßte ihn, aber er bemerkte sie nicht; sie schüttelte den Kopf und schaute ihm nach.
So, und was hat das mit deinem Prot zu tun?
Das wird so absolut nie wieder verwetet. Du beschreibst etwas und erzeugst Langeweile, weil es überflüssig ist. Diesen ganzen Satz könntest du streichen.
10. Hier war er oft zur U-Bahn gegangen, zur Arbeit gefahren.
Wie wäre es mit: Diesen Weg hatte er schon so oft genommen. Jeden Tag, als er zur Arbeit gefahren war. und dann muss noch etwas kommen
11. Aber heute war alles anders, er sah alles wie durch einen Nebel; alles unscharf, als würde sich alles in Zeitlupe bewegen, als hätte sich die Zeit gedehnt.
Mit plastischer Vorstellugn kannst du kaum etwas anfangen, oder? Du schreibst distanziert, das ist ja in Ordnung, aber dann müssen die Sätze stimmen.
12. Leute schauten ihn an, und Hakim sah in ihren Gesichtern, was sie dachten.
Also jetzt erstaunst du mich aber. Hakim, ein Gedankenleser. Alle Achtung.
13. Für ihn, der Araber war und auch wie ein Araber aussah, war das Leben hier schwieriger geworden.
Das intressiert niemanden. Er bereitet sich auf etwas vor und du hast nichts anderes zu schreiben, als dass sein Leben schwieriger geworden ist? Selbst jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Komm doch auf den Punkt. Verfolge ihn und mach ihn real. Das Leben ist momentan doch für alle schwer.
14. Patienten wunderten sich manchmal, einen Arzt zu sehen, der Ausländer, Araber war, sie dachten, dass die alle bei der Müllabfuhr wären.
Schon wieder ein allgemeiner Satz, mit Vorurteilen. Auch das intertessiert niemanden.
15. Typisch deutsche Vorstellungen, alle Schwarzen sitzen im Urwald auf Bäumen und trommeln, alle Araber sind Händler, betrügen oder sind Terroristen, dachte er.
Schon wieder ein Satz. Hast du nichts besseres zu bieten? Vorurteile, einfache Sätze, zu weites Abschweifen vom eigentlichen Text. So geht das irgendwie die ganze Zeit über.
16. Sie schauten ihn misstrauisch an.
Warum?
Man hat sich auch an Araber gewöhnt. In Deutschland ist man lange darüber hinweg, in jedem Ausländer einen verbrecher zu sehen. Wenn du das schreibst, dann solltest du es auch begründen.
So viel zu den ersten Verbesserungen. Du versuchst über riesige Umwege auf den Punkt zu kommen. Das Problem liegt nur darin, dass jeder Leser deinen text schon lange wieder weggelegt hat, bevor du zu Ende geschrieben hast.
ICh hoffe, dich nicht zu stark kritisiert zu haben. Normalerweise würde ich dir raten, diesen Text zu korrigieren und neu einzustellen, aber in diesem Fall rate ich dir, einen neuen Text zu schreiben und den dann einzustellen. Dieser Text ist so absolut unbrauchbar.
Gruß
Kyrios