Was ist neu

Interpretation? Ich geb´ dir gleich Interpretation!

Beitritt
27.12.2005
Beiträge
80
Zuletzt bearbeitet:

Interpretation? Ich geb´ dir gleich Interpretation!

Wie Klaus-Herrmann mit Nichts die Welt veränderte. Ein bisschen jedenfalls.

Die Chronik eines Großereignisses.

Klaus-Herrmann stand an der Fußgängerampel und ging nicht rüber.
Er wollte damit kein Zeichen setzen, er führte nichts im Schilde. Nein, vielmehr war er nicht mehr der Fitteste und vergaß das Rübergehen einfach.

So wurde es rot, so wurde es grün.

Es dauerte einige Zeit, bis überhaupt jemand bemerkte, dass Klaus-Herrmann einfach dort stand und nichts machte. Nun ja, nichts ist untertrieben. Er atmete, guckte und ... nun ja, er atmete und guckte halt.
Erst als ein paar Witzbolde einen „Ich möchte gerne so sterben wie mein Opa, im Schlaf und ohne Schmerzen – und nicht schreiend und voller Qual wie seine Mitfahrer“-Aufkleber auf dem Rücken befestigt hatten, wurden die ersten Menschen auf ihn aufmerksam.
Zunächst versuchten sie dem älteren, herumstehenden Herren mit einem „Entschuldigen Sie, aber es ist grün.“ zum Überqueren der Straße zu bewegen, doch nachdem Klaus-Herrmann darauf nicht reagierte, begann man sich Sorgen zu machen.
Ein herbeigerufener Arzt konnte die ersten Bedenken, der Mann sei tot und die Leichenstarre hätte bei ihm außergewöhnlich schnell eingesetzt, glücklicherweise aus der Welt schaffen und attestierte Klaus-Herrmann völlige körperliche Gesundheit.

Dann wurde der erste Journalist auf den Ampelsteher aufmerksam. Er war nur zufällig vorbeigekommen, witterte als er Klaus-Herrmann sah jedoch eine große Story und begann sofort, ihn zu interviewen.
„Entschuldigen sie, junger Herr, aber ist ihr Streik vielleicht eine Protestaktion gegen den Neubau der Straße?“
Noch während Klaus-Herrmann drauf und dran war, zu verneinen, verabschiedete sich der Journalist mit „Danke, tschüss“ und überquerte die Straße.

Schon in der Abendausgabe der Tageszeitung war es zu lesen. „Einzigartige Protestaktion – 58-jähriger kämpft unter Einsatz seines Lebens gegen Umbau der Neuemannstraße!“
Klaus-Herrmann bemerkte von alledem nichts, bis sich die ersten Mit-an-der-Ampel-Stehenbleiber fanden.
Einige Leute blieben länger bei Klaus-Herrmann, bei einigen schwächelte die Kondition schon nach kurzer Zeit. Immer wieder bekam Klaus-Herrmann Lob zu hören. Von „Ich will auch nicht, dass die Neuemannstraße umgebaut wird. Ich streike mit ihnen!“ bis „Ich finds klasse von ihnen, dass sie gegen die Atomkraft sind!“ ... alles war dabei.

In den Morgenstunden trafen die ersten Fernsehteams ein. Innerhalb weniger Minuten war Karl-Herrmann umrundet von Kameramännern, Kabelträgern, Tonassis und Reportern, alle stellten gleichzeitig Fragen, auf keine antwortete der Stehenbleiber. Irgendwie ging ihm das Ganze zu schnell.

Sofort unterbrachen die großen TV-Stationen ihr Programm und spätestens nach den Volle-Stunde-Nachrichten hatte auch der letzte Nischensender über den „Revolutionisten“, „Gewaltgegner“, „Umweltaktivisten“ oder „Fortschrittsanführer“ berichtet.

Eine wahre Welle brach aus. Landesweit blieben Menschen an Ampeln stehen und brachten so den Verkehr zum Erliegen, auch wenn sie ja eigentlich gar nichts machten.
Viele Autofahrer, die sich eigentlich über die Fußsteher ärgerten, wurden vom Gefühl der Masse gepackt und stellten sich an die Fußgängerüberwege der Nation.
Jeder demonstrierte für etwas Anderes, nichts konnte sich durchsetzen, doch alle waren glücklich. Sie waren Teil einer großen Bewegung, nur wohin sie sich bewegten, das wussten sie nicht.

Gegen sechs Uhr wurden erste T-Shirts mit dem Aufdruck „I do it like Klaus-Herrmann“ angefertigt, um dreiviertel sieben wurde die Neumannstraße in „Klaus-Herrmann-Straße“ umbenannt.

Um 7:13 Uhr war der Spuk schließlich vorbei.
Es wurde rot, es wurde grün, da erinnerte sich Klaus-Herrmann wieder, warum er an der Ampel stand und überquerte die Straße.

Die TV-Sender nahmen ihre Programme wieder auf, Kamerateams reisten ab, Autos fuhren wieder ungehindert durch die Straßen, T-Shirts wurden zerstört.
Drei Tage später wurde die neu benannte Neumannstraße umgebaut.

 

Hallo Santas Little Helper!


Ja, eine recht amüsante Geschichte mit einzelnen, pointierten Höhepunkten.
Der erste Satz einer Geschichte ist mit der wichtigste, deswegen würde ich sie auch mit

Klaus-Herrmann stand an der Fußgängerampel und ging nicht rüber.
anfangen lassen - der Satz ist nämlich durchaus gelungen. Die ersten beiden Sätze kannst Du dir im Grunde sparen.
Die Idee ist auch schön. Hier hätte ich mir allerdings mehr Fleisch gewünscht. Du ratterst die einzelnen Punkte runter, ohne wirklich Dichte zu erzeugen - das ist schade, denn hier verschenkst Du Potential.
Der Schluss ist erwartungsgemäß, allerdings ist es ein Mittelweg. Vielleicht wäre hier ein Knüller oder das genaue Gegenteil der passendere Abschluss.
Bei einigen Sätzen solltest Du noch mal drübergehen - die Satzkonstruktionen sind stellenweise abenteuerlich. Lies den Text mal laut, dann werden Dir die Stellen auffallen.
Also, gern gelesen aber noch lange nicht ausgereift.


LG
flash

 

flashbak schrieb:
Hallo Santas Little Helper!


Ja, eine recht amüsante Geschichte mit einzelnen, pointierten Höhepunkten.
Der erste Satz einer Geschichte ist mit der wichtigste, deswegen würde ich sie auch mitanfangen lassen - der Satz ist nämlich durchaus gelungen. Die ersten beiden Sätze kannst Du dir im Grunde sparen.
Die Idee ist auch schön. Hier hätte ich mir allerdings mehr Fleisch gewünscht. Du ratterst die einzelnen Punkte runter, ohne wirklich Dichte zu erzeugen - das ist schade, denn hier verschenkst Du Potential.
Der Schluss ist erwartungsgemäß, allerdings ist es ein Mittelweg. Vielleicht wäre hier ein Knüller oder das genaue Gegenteil der passendere Abschluss.
Bei einigen Sätzen solltest Du noch mal drübergehen - die Satzkonstruktionen sind stellenweise abenteuerlich. Lies den Text mal laut, dann werden Dir die Stellen auffallen.
Also, gern gelesen aber noch lange nicht ausgereift.


LG
flash

Danke erstmal fürs Lob...

Joa zum Ende...
Klaus-Herrmann muss einfach rübergehen...
Er muss!
Frag mich nicht warum, aber er muss!

Das "Runterrattern" soll Stilmittel sein, damit klar wird, wie schnell das ganze von statten geht...

Und mit den Satzkonstruktionen...welche von den abenteuerlichen meinst du genau? ;)

MFG

 

Moin Helper,

Ach, verdammt... das sind wieder diese Geschichten, die ich auch gern geschrieben hätte ;)

Mir hats ziemlich gut gefallen. Kurz, absurd, pointiert und so.
Leider hast du das absurde Element nicht ganz konsequent durchgezogen (siehe dazu meine Anmerkungen unten) - ansonsten hab ich nichts zu meckern. Die Geschwindigkeit finde ich angemessen, ebenso wie das Ende. Guter Text.

Nein, vielmehr war er nicht mehr der Fitteste und vergaß das Rübergehen einfach.
Das hier würde ich einfach weglassen. Damit lieferst du einen Grund für sein Handeln und das ist eigentlich komplett unnötig.
Ich möchte gerne so sterben wie mein Opa, im Schlaf und ohne Schmerzen – und nicht schreiend und voller Qual wie seine Mitfahrer
Der Spruch ist witzig, aber zu lang. Als ich bei "Aufkleber" ankam, wusste ich schon nicht mehr, wie der Satz angefangen hat. Da würde ich nen kürzeren Spruch nehmen vielleicht.
alle stellten gleichzeitig Fragen, auf keine antwortete der Stehenbleiber. Irgendwie ging ihm das Ganze zu schnell.
:thumbsup:
Landesweit blieben Menschen an Ampeln stehen und brachten so den Verkehr zum Erliegen
Sprichst du jetzt von Ampeln allgemein oder nur von Fußgängerampeln? Weil, wenn ich an einer Fußgängerampel stehenbleibe, interessiert den Verkehr das eher selten.
da erinnerte sich Klaus-Herrmann wieder, warum er an der Ampel stand und überquerte die Straße.
Exakt hier würde ich den Text beenden, dann hättest du ein echt großartiges Ende. Der Rest verwässert das eigentlich gute und vollkommen passende Ende irgendwie nur noch.

 

naja:
kh zuerst "nicht der fitteste", dann plötzlich "völlige körperliche gesundheit"?
einerseits interessiert sich der journalist brennend für kh, dann ist er aber gleich wieder weg.
vorauszusehender verlauf, der schluss banal, keine ahnung warum sich alles plötzlich wieder in nichts auflöst?
der letzte absatz ist mE völlig entbehrlich.
aber wenigstens keine gravierneden RS oder BS fehler

lg
th

 

Hallo Santas little Helper (-was für ein Name. ;)),
Eine ziemlich schräge Idee und ich denke auch noch ausbaufähig. (-Frag mich bloß nicht wie, aber die Gesch. fing echt gut an und zum Schluss wurde es immer dünner.)

-Irgendwie haben mich die ersten Sätze an den Schreibstil von Terry Pratchett erinnert *


*aber nur irgendwie, was im A.Merg - Universum ein wages Gefühl ausdrückt.


Viele Grüße
A.Merg

 

HI!

Hat mir sehr gefallen die Kg! Es waren auch echt viele Lacher drin, aber iche rspar mir, sie jetzt einzeln zu kommentieren, waren viele sehr geil.
Die Idee, wie du formulierst, die Handlung, alles gut gemacht.
Eine kleine Kritik dann aber doch: Der Schluss zieht sich. Nachdem der gute Mann über die Straße und die anderen Leute weggegangen sind, hättest du aufhören sollen, das mit der Laterne war überflüssig, macht die Witze von vorher nur kaputt.
onst war die Kg aber wirklich toll, musste lachen, also Kompliment!

MFG Steeerie

 

Humor und Schreibstil nach meinem Geschmack!
Keine wirklich konstruktive Kritik, aber ehrlich!

Mann stelle sich diese Konsequenzen vor:
Klaus-Herrmann bei „Deutschland sucht den Superstar“.
Eine Fanbase mit „I do it like Klaus-Herrmann“ –Shirts, die ihre Drohung in die Tat umsetzt! Ein Szenario, dass den Unterhaltungswert dieses Formats, nach subjektivem Empfinden enorm steigern und an Einfallsreichtum um ein vielfaches übertreffen würde!

Mein Kompliment!!

mfG
Berti

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Santas Little Helper

mir hat deine KG sehr gefallen, auch die Geschwindigkeit, wobei ich Gnoebel nur zustimmen kann. Das Ende solltest du ändern, so bleibt die Geschwindigkeit erhalten und die Pointe kommt besser zum Tragen.

Lieben Gruß Weltflucht

 

Vielen Dank nochmal fürs Lesen und Loben.

Wer hat diese Geschichte denn aus der Versenkung geholt??? ;)

Das Ende werde ich nun tatsächlich noch ändern, vielleicht kommt auch noch eine zweite Klaus-Herrmann Geschichte, wobei da natürlich die Gefahr besteht, den Mythos meiner ersten wirklich gut angekommene Figur zu zerstören.

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom