Inventur
Grau. Über dem Fluß hing Nebel.
Wie ich es mir ausgemalt hatte, die „graue Hölle“.
Ich sah mich um. Tausende in groben Lumpen eingehüllte Gestalten die mein Schicksal teilten.
Es stank!
Stumpfsinnig ließ ich die Öde auf mich einwirken, nahm das Bild der kaputten, gebrochenen, habgierigen, diebischen Leidensgenossen in mich auf. Noch schliefen sie....
Hier konnte man ein Keuchen, da ein Husten und dort ein Ächzen hören.
Ich ließ meine Blicke umherschweifen, regte sich jemand, näherte sich jemand mir? Nichts, nur graue Würmer auf dem schlammigen Boden.
Weiter hinten konnte man gerade noch ein paar herumlaufende Gestalten erkennen. Diebe?
Waren sie gefährlich? Kamen sie näher?
Gespannt starrte ich in ihre Richtung, rührte mich nicht. Langsam wandte ich mich ab, schaute mich um, ich entdeckte meinen Teller; eine Konservendose, dort meinen Becher aus Weißblech in den ich mit dem langen Zimmermannsnagel meinen Namen feinsäuberlich eingeritzt hatte.
Nicht, dass es Diebe davon abhalten würde ihn ebenfalls zu stehlen, ich versuchte mir lediglich einzureden es würde seinen Zweck erfüllen.
Wieder ein Blick in die Runde, ich fixierte einige Gestalten die umherschlichen, versuchte ihre Absicht zu ergründen. Es stank.
Die Pappe unter mir die mich vor dem Schlamm schützen sollte, völlig durchnäßt, ebenso die Zeltplane, die mich wie ein schützender Cocon vor der Kälte der Nacht bewahrt hatte. Es war kalt.
Wieder sah ich mich um. Es war reges Treiben entstanden , gespanntes Erwarten, Angst durchdrang meinen Körper.
Ich schreckte hoch, griff mit den Händen nach dem Brotbeutel.
Ich fand ihn. Gespannt fuhr ich mit der rissigen Hand hinein, schob die Socken beiseite.
Dort ich konnte meinen Schätze ertasten. Erleichterung durchströmte mich. Nun, da ich auch dies gefunden hatte ließ ich meine Augen erneut wandern. Ich fror.
Müde Männer schälten sich aus den Zeltplanen, starrten habgierig auf meinen Utensilien. Ich wandte mich ab, griff nach dem Beutel mit meinem Rasierzeug, lang nicht mehr benutzt, schon seit Tagen, vielleicht Wochen nicht mehr.
Ich zog Handtuch, Mantel und Hut zu mir, häufte sie auf, beschützte sie.
Unter mit ertastete ich meinen Zwirn.
Es war kalt, übler Geruch lag über dem Lager.
Dann legte ich Schreibblock und Stift beiseite.